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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Eichen und/oder Prüfen einer Testvorrichtung für die Härte oder Bruchfestigkeit von Tabletten in einem Tablettenprüfsystem, nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Tablettenprüfsysteme weisen unter anderem zumindest eine Testvorrichtung für die Härte oder Bruchfestigkeit von Tabletten auf. Auch sind spezielle Härte- bzw. Bruchfestigkeitstestvorrichtungen bekannt. In derartigen Systemen oder Vorrichtungen wird mittels einer Kraftmessvorrichtung diejenige Kraft ermittelt, die eine Kraftaufbringungsvorrichtung, beispielsweise ein hydraulischer oder elektrischer Arbeitszylinder, erzeugen muss, um die zu prüfende Tablette zu zerbrechen. Als Kraftmessvorrichtung kommt bevorzugt eine Kraftmessdose mit Dehnmessstreifen zum Einsatz, welche die Kraft misst, die zum Bruch der Tablette führt. Dieser Sensor muss regelmässig (je nach Vorschrift z. B. 1–2×jährlich) kalibriert werden. Hierfür muss eine genaue Referenzkraft auf den Sensor wirken.
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Bislang mussten für das Eichen und Prüfen die Tablettenprüfsysteme oder zumindest die Kraftmessvorrichtungen aus ihrer normalen Betriebslage gebracht und seitlich (um 90° aus der normalen Betriebslage gekippt) aufgestellt werden. Danach konnten Referenzgewichte über eigene Prüf-Auflageteller, die auf Stangen montiert waren, welche Stangen mit der Kraftmessvorrichtung verbunden wurden und so auf die Kraftmessvorrichtung wirkten. Diese Methode der Eichung hat den Nachteil, dass dazu die Maschine umgebaut und/oder gekippt werden muss, dass mehrere Gewichte bis 40 kg nötig sind (5 kg, 10 kg, 2×20 kg), die für die Kalibrierung gehoben und genau platziert werden müssen, und dass die Genauigkeit der Kalibrierung abhängig ist von Position der Gewichte auf dem Auflageteller (ungenau) sowie der gekippten Lage der Maschine und des Auflagetellers für die Gewichte.
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Weiter wurde ein elektronisches Eichen und Prüfen mit einer zweiten Referenz-Kraftmessvorrichtung vorgeschlagen. Diese Variante hat aber die Nachteile, dass keine mechanisch/visuelle Kontrolle möglich ist, womit eine völlige Abhängigkeit von der Elektronik gegeben ist und somit allfällige Fehler der Referenz-Kraftmessvorrichtung nicht erkannt werden können.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit, eine Eich-/Prüfvorrichtung der eingangs angegebenen Art derart auszubilden, dass ohne Drehen/Kippen oder aufwendige Handhabung des Tablettenprüfsystems eine rasche und einfache Eichung und Prüfung mit grösstmöglicher Genauigkeit und geringster Fehleranfälligkeit gewährleistet ist.
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Die Aufgabe wird durch die Merkmale des unabhängigen Anspruchs gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Figuren und in den abhängigen Ansprüchen dargelegt.
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Gemäss der Erfindung ist die Eich-/Prüfvorrichtung dadurch gekennzeichnet, dass die Anordnung zur Aufbringung der Referenzkraft einen Hebel mit einer dessen Drehpunkt (Drehachse) enthaltenden Halterung aufweist, welche mit dem Tablettenprüfsystem, insbesondere mit der Testvorrichtung, verbunden ist oder einfach an diese montiert werden kann und zudem zumindest ein am Kraftarm des Hebels angebrachtes oder anbringbares Referenzgewicht aufweist, wobei der Lastarm des Hebels bei Gebrauch der Anordnung auf die Kraftmessvorrichtung wirkt und diese mit einer zum Referenzgewicht oder den Referenzgewichten im Verhältnis stehenden Kraft beaufschlagt. Damit beruht die einfach durchzuführende erfindungsgemässe Eichung (Kalibrierung) und/oder Prüfung (Verifizierung) auf grundlegenden physikalischen Gesetzen und ist somit einfach und ohne völlige Abhängigkeit von der Elektronik nachvollziehbar.
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Bevorzugt ist der das Referenzgewicht oder die Referenzgewichte aufnehmende Kraftarm des Hebels einfach montierbar und bei Gebrauch horizontal orientiert, wobei das Tablettenprüfsystem während des Eichvorgangs in normaler Testposition (Arbeitsposition) angeordnet ist, was die grösstmögliche Genauigkeit und einfache Überprüfbarkeit der Eichung erlaubt.
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Vorteilhafterweise ist weiter der das Referenzgewicht oder die Referenzgewichte aufnehmende Kraftarm des Hebels mit einem oder vorzugsweise mehreren, entlang seiner Längserstreckung beabstandeten Raststellen für das Referenzgewicht oder die Referenzgewichte versehen. Damit kann mit wenigen Referenzgewichten (allenfalls mit einem einzigen) über die unterschiedliche Hebelwirkung eine grosse Anzahl unterschiedlicher Referenzkräfte erzeugt werden, wobei die Position der Gewichte (des Gewichtes) genau vorgebbar und einfach kontrollierbar ist.
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Wenn gemäss einer weiteren Ausführungsform der Erfindung der Lastarm des Hebels die Kraftmessvorrichtung in der gleichen Richtung und an der gleichen Stelle wie die Kraftaufbringungsvorrichtung des Tablettenprüfsystems (über die zu prüfende Tablette) beaufschlagt, muss das Tablettenprüfgerät weder umgebaut noch gekippt oder anders aufgestellt werden, um die Eichung und/oder Prüfung durchführen zu können.
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Vorzugsweise ist am Kraftarm des Hebels mit dem Referenzgewicht oder den Referenzgewichten oder an der Testvorrichtung oder am Tablettenprüfsystem möglichst nahe dem Drehpunkt des Hebels ein Neigungssensor, zum Beispiel eine Wasserwaage vorzugsweise für zwei unterschiedliche horizontale Richtungen vorgesehen, so dass die Lage des Hebelarmes bzw. der Testvorrichtung und damit die Genauigkeit der Eichung und/oder Prüfung einfach und rasch überprüft werden kann. Es soll damit sichergestellt sein, dass insbesondere der Kraftarm des Hebels während des Eichvorganges immer in gleicher, vorzugsweise horizontaler, Lage ist, und damit gleiche Referenzgewichte immer die gleiche Kraftwirkung des Hebels auf die Kraftmessvorrichtung ausübt.
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Eine andere vorteilhafte Variante ist dabei dadurch gekennzeichnet, dass am Hebelarm eine Biegemesseinrichtung für die elektronische Ermittlung durch das Referenzgewicht oder die Referenzgewichte erzeugte Kraft am Kraftarm und somit auf die Kraftmessvorrichtung vorgesehen ist. Damit kann die tatsächliche Anbringung des jeweiligen Referenzgewichtes bzw. einer Anordnung von Referenzgewichten an der jeweiligen Anbringungsstelle am Kraftarm in ein Eichprotokoll elektronisch/automatisch einfliessen, und es ist eine genormte nachweisliche Überprüfung der Eichung möglich.
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Gemäss einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist entlang des Kraftarms des Hebels zumindest einen Neigungssensor, zum Beispiel eine Wasserwaage angebracht. Damit kann ein Eichvorgang auch für Härte- oder Bruchtestvorrichtungen durchgeführt werden, die keine gesonderte Kraftmessvorrichtung aufweisen, sondern die zum Bruch der zu testenden Tablette führende Kraft über die Kraftaufbringungsvorrichtung selbst ermittelt wird. Dies indem die Kraftaufbringungsvorrichtung unter der Last des Lastarms so lange beaufschlagt wird, bis sich der Kraftarm aus der Waage bewegt, was durch die Eichperson anhand des Neigungssensors am Hebel festgestellt werden kann.
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Eine weitere Ausführungsform schliesslich ist durch die Merkmale gekennzeichnet, dass eine Halterung (Montagevorrichtung) vorgesehen ist, welche ihrerseits einen mittels einer Schnellverschlussvorrichtung mit der Oberseite der Testvorrichtung oder des Tablettenprüfsystems verbindbaren Lagerbock umfasst.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der unter Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben sind. Dabei können die in den Ansprüchen und in der Beschreibung erwähnten Merkmale jeweils einzeln für sich oder in beliebiger Kombination erfindungswesentlich sein.
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Die Bezugszeichenliste ist Bestandteil der Offenbarung. Die Figuren werden zusammenhängend und übergreifend beschrieben. Gleiche Bezugszeichen bedeuten gleiche Bauteile, Bezugszeichen mit unterschiedlichen Indices geben funktionsgleiche oder ähnliche Bauteile an.
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Dabei zeigt
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1 eine beispielhafte Ausführungsform eines Tablettenprüfsystems mit daran montierter erfindungsgemässer Eich-/Prüfvorrichtung in perspektivischer Ansicht, und
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2 eine Seitenansicht des Hebels der erfindungsgemässen Eich-/Prüfvorrichtung und der von ihm beaufschlagten Kraftmessvorrichtung.
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In den Figuren ist eine erfindungsgemässe Eich-/Prüfvorrichtung 1 dargestellt, die an einem Tablettenprüfsystem 2 montiert ist, das eine Testvorrichtung für die Härte oder Bruchfestigkeit von Tabletten beinhaltet. Der Begriff „Tabletten” soll alle Arten von Tabletten, Kapseln, usw. umfassen.
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Die Testvorrichtung weist in bekannter Weise zumindest eine Kraftmessvorrichtung auf, mit der diejenige Kraft ermittelt werden kann, die eine Kraftaufbringungsvorrichtung, beispielsweise ein hydraulischer oder elektrischer Arbeitszylinder, erzeugen muss, um die zu prüfende Tablette zu zerbrechen. Als Kraftmessvorrichtung kommt bevorzugt eine Kraftmessdose mit Dehnmessstreifen zum Einsatz.
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Die Eich-/Prüfvorrichtung 1 weist als Anordnung zur Aufbringung der Referenzkraft einen Hebel 3 auf, der über eine Halterung 5 mit dem Tablettenprüfsystem 2 verbunden ist oder werden kann. Die Halterung 5 enthält auch den Drehpunkt 4 bzw. die Drehachse des Hebels 3. Am Kraftarm 6 des Hebels 3 ist zumindest ein Referenzgewicht 7 anbringbar. Der vorzugsweise zur erleichterten Einführung in das Tablettenprüfsystem 2 abgekantet gegenüber dem Kraftarm 6 ausgeführte Lastarm 8 des Hebels 3 wirkt bei Gebrauch der Eich-/Prüfvorrichtung 1 auf die Kraftmessvorrichtung bzw. auf deren Anschlagplatte für die Tabletten und beaufschlagt diese mit einer zum Referenzgewicht 7 oder den Referenzgewichten im Verhältnis stehenden Kraft.
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Vorzugsweise ist für die grösstmögliche Genauigkeit und Einfachheit der Umrechnung der Referenzgewichte auf die auf die Kraftmessvorrichtung ausgeübte Kraft der das Referenzgewicht 7 aufnehmende Kraftarm 6 bei Gebrauch horizontal orientiert. Um dies einfach einjustieren und auch während des Eich-/Prüfvorganges immer wieder überprüfen zu können, ist zumindest ein Neigungssensor 9 nahe dem Drehpunkt 4 des Hebels 3 vorgesehen. Vorteilhafterweise handelt es sich dabei um eine Wasserwaage mit zwei in beiden horizontalen Richtungen orientierten Libellen oder eine Wasserwaage mit kreisrunder Libelle, um so zwei unterschiedliche horizontale Richtungen einjustieren zu können. Eine solche Wasserwaage könnte auch an der Tablettenprüfvorrichtung selbst angebracht sein.
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Am Kraftarm 6 des Hebels 3 könnte auch eine elektronische Biegemesseinrichtung für die elektronische Ermittlung der durch das Referenzgewicht 7 oder die Referenzgewichte erzeugte Kraft vorgesehen sein, so dass die tatsächliche Anbringung des jeweiligen Referenzgewichtes 7 an der jeweiligen Anbringungsstelle am Kraftarm in ein Eichprotokoll einfliessen kann.
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Diese Anbringungsstellen sind vorteilhafterweise durch mindestens eine Raststelle 10, vorzugsweise mehrere, entlang der Längserstreckung des Kraftarms 6 des Hebels 3 beabstandete Raststellen 10 für das Referenzgewicht 7 oder für mehrere Referenzgewichte gegeben.
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Der Lastarm 8 des Hebels 3 wirkt im Gebrauch auf dessen Kraftmessvorrichtung vorzugsweise in der gleichen Richtung und an der gleichen Stelle wie die Kraftaufbringungsvorrichtung des Tablettenprüfsystems (über die zu prüfenden Tabletten). Damit kann die Testvorrichtung für die Härte oder Bruchfestigkeit der Tabletten bzw. kann das Tablettenprüfsystem für den Eich-/Prüfvorgang in ihrer normalen Betriebslage und -position verbleiben, ohne aufwendig umgebaut, gekippt oder anders aufgestellt zu werden.
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Eine Eich-/Prüfvorrichtung 1 in ähnlicher Ausführungsform wie bislang beschrieben kann auch für Härte- oder Bruchtestvorrichtungen verwendet werden, die keine gesonderte Kraftmessvorrichtung oder einen entsprechenden Sensor aufweisen, sondern die zum Bruch der zu testenden Tablette führende Kraft über die Kraftaufbringungsvorrichtung ermitteln. Die Kraftmessung erfolgt hier beispielsweise über den Motor selbst, etwa aus einer Strommessung, oder über einen zwischen dem Motor und einem Schieber oder Hebel eingebauten Messsensor. Für dieses Anwendungsgebiet ist die Eichvorrichtung 1 dadurch gekennzeichnet, dass entlang des Kraftarms 6 des Hebels 4 zumindest ein Neigungssensor, zum Beispiel eine Wasserwaage angebracht ist.
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Die durch die Kraftaufbringungsvorrichtung des Tablettenprüfsystems 2 erzeugte und auf den Lastarm 8 des Hebels 3 wirkende Kraft führt zu einem Auslenken auch des Kraftarmes 6 des Hebels. Diese Auslenkung kann durch die Wasserwaage oder alle Wasserwaagen am Kraftarm 6 festgestellt werden. Über eine geeignete Anordnung von Referenzgewichten 7 kann, was wieder über die zumindest eine Wasserwaage am Kraftarm 6 egalisiert werden, d. h. der Kraftarm 6 wird durch das Referenzgewicht 7 in immer der gleichen Position gehalten. Damit ist auch die von der Kraftaufbringungsvorrichtung erzeugte Kraft über die vom Referenzgewicht 7 am Kraftarm 6 erzeugte Gegenkraft einfach und sicher überprüfbar.
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Dieses Auslenken bzw. das Halten in der jeweiligen Ausgangsstellung, vorzugsweise horizontal, sollte durch das Eich-/Prüforgan optisch erkennbar sein, eben durch ein „Davonlaufen der Anzeige” in der Wasservage in die eine oder andere Richtung oder durch deren konstante Lage.
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Die eingangs bereits erwähnte Halterung 5, in der auch der Drehpunkt des Hebels 3 festgelegt ist, umfasst bevorzugt einen Lagerbock 11 in insbesondere verkehrt L-förmiger Ausführung, der mittels einer Schnellverschlussvorrichtung mit Handgriff 12 zu deren Betätigung mit der Oberseite der Testvorrichtung oder des Tablettenprüfsystems 2 verbindbar ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Eichvorrichtung
- 2
- Tablettenprüfsystem
- 3
- Hebel
- 4
- Drehpunkt des Hebels
- 5
- Halterung
- 6
- Kraftarm des Hebels
- 7
- Referenzgewicht
- 8
- Lastarm des Hebels
- 9
- Neigungssensor
- 10
- Raststellen für Referenzgewicht(e)
- 11
- Lagerbock
- 12
- Handgriff für Schnellverschluss