DE202009012126U1 - Vorrichtung zur Minimierung der Vibrationen bei Reaktionsrädern - Google Patents

Vorrichtung zur Minimierung der Vibrationen bei Reaktionsrädern Download PDF

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Abstract

Vorrichtung zur Minimierung der Vibrationen bei Reaktionsrädern unter Verwendung eines Motors mit Ansteuer- und Ausleseelektronik, einer Schwungmasse, einem Gehäuse, Anschlag begrenzenden Elementen, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufhängung des Motor-Schwungmassensystems aus einem Materialstück elastisch so strukturiert ist, dass die Verformung bei den Startbelastungen zu einem mechanischen Anschlag führt

Description

  • Stand der Technik
  • Satelliten dienen zur Erfüllung wissenschaftlicher, kommerzieller und militärischer Zwecke. Um die Grundausrichtung oder die Ausrichtung z. B. der Sende- und Empfangsantennen in den optimalen Sende- und Empfangsbereich zu garantieren, wird der Satellit ständig in den drei Freiheitsgraden der Rotation neu ausgerichtet. Dies kann unter anderem durch die Spin- oder Drallstabilisierung, mit Hilfe von Magnetspulen um den Satelliten oder durch Reaktionsräder geschehen. Reaktionsräder werden aufgrund der geringen Kosten und hohen Flexibilität sehr häufig angewandt.
  • Bei Verwendung von drei Reaktionsrädern werden die Rotationsachsen jeweils im rechten Winkel zueinander angeordnet. Damit wird es ermöglicht, den Satelliten jede gewünschte Winkelposition im Raum einnehmen zu lassen. Ferner werden vier Reaktionsräder in Tetraederanordnung eingesetzt, damit beim Ausfall eines Rades, die restlichen drei den Satelliten immer noch korrigieren können. Die Ausrichtung erfolgt durch eine Veränderung der Drehgeschwindigkeit oder auch Drehrichtung der Reaktionsradschwungmassen. Je nach Beschleunigung der Drehbewegung erfährt der Satellit ein entgegengesetztes Drehmoment.
  • Die Ansteuerung der Reaktionsräder erfolgt über elektrische Leitungen durch ein separates Lageregelungssystem. In den Gehäusen der Räder befinden sich häufig auch die Ansteuerungs- und Ausleseelektronik. Diese liefern ständige Information über Drehzahl, Stromaufnahme, Spannung, Beschleunigungsreserven und Temperatur. Die drei/vier Räder werden auf einen gemeinsamen Träger justiert, dessen Grundkörper vorzugsweise aus gealterten und beruhigten Materialien hergestellt sind.
  • Die Reaktionsräder werden während der Mission, unter anderem beim Start, bei Bahn- und Lageregelungsmanövern sowie Trennvorgängen, verschiedenen Belastungen, vor allem Vibrationen, ausgesetzt. Vibrationen die von der Trägerrakete auf die Nutzlast übertragen werden, sind vom Typ des Trägersystems abhängig. Dazu erfolgen entsprechend den Belastungen spezifische Vibrations-, Akustik-, Schock- und statische Qualifikations- und Abnahmetests. Als Systemanforderungen werden nur die Spezifikationen der ESA-Norm ECSS-E10-03 für Instrumente mit Massen < 50 Kg und einer Eigenfrequenz < 100 Hz betrachtet. Diese Norm beschreibt die generellen Anforderungen an Instrumente für den Einsatz in der Raumfahrt. Um Reaktionsräder für den Start mit einer Rakete zu qualifizieren, muss das Flugmodell dem Vibrationsspektrum in allen drei Hauptachsen ausgesetzt werden und diese Testbedingungen ohne Beschädigungen überstehen.
  • Mangel am Stand der Technik
  • Die Lagerung der rotierenden Masse eines Reaktionsrads wird meist mechanisch durch Kugellager realisiert. Während der Start- und Flugphase treten starke Vibrationen auf, die sich auf die Kugellager auswirken und den späteren Betrieb beeinflussen. Es entstehen radeigene Mikrovibrationen, die zum einen Störmomente bei der Lagerregelung hervorrufen und sich zum anderen negativ auf die Elektronik auswirken. Der neue Trend geht dahin, dass die Schwungmasse magnetisch gelagert wird, um Reibungsverluste und Verschleiß zu minimieren. Jedoch bewirkt die vorhandene Magnetkraft durch das Erdmagnetfeld ein Abdriften des Satelliten.
  • Nun gilt es eine Vorrichtung zu finden, welche die durch die Vibrationen erzeugten Schwingungen kompensiert und zusätzlich die Lagerkräfte minimiert.
  • Eine bereits bekannte Lösung ist der Einsatz eines Faltenbalges. Das Prinzip beruht auf einer flexiblen Struktur, durch die das dynamische Schwingverhalten der Motoraufnahme definiert beeinflusst werden kann. Die 2 zeigt das Schema eines Reaktionsrades, dass im DIR-Forschungssatelliten BIRD (Start) eingesetzt wurde. In axialer und lateraler Richtung ist die Bewegungsfreiheit der Schwungmasse (1) durch Dämpfungselemente (2) begrenzt. Diese bestehen aus einen, durch einen Metallring fixierten, Kunststoffring. Zur Minimierung der Lagerkräfte werden Schwungmasse und Motor (3) über den flexiblen Faltenbalg (4) mit dem Gehäuse verbunden.
  • Diese Ausführung des Reaktionsrades unterliegt jedoch einer starken Anfälligkeit gegenüber Thermalwechselzyklen. Es kam während mehrerer Tests zur permanenten Verkippung und damit zur Hemmung und Blockierung der Schwungmasse. Die Funktion des Reaktionsrades kann daher unter Weltraumbedingungen nur eingeschränkt gewährleistet werden.
  • Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung zur Vibrationsminimierung
  • Eine Vorrichtung zur Lagerung von Motor und Schwungmasse soll das Schwingungsverhalten in axialer und radialer Richtung derart beeinflussen, dass die Lager im Elektromotor bei Einwirkung von Vibration und statischer Beschleunigung nicht überlastet oder geschädigt werden.
  • Die Lösung des Problems kann durch eine zylindrische Motoraufnahme realisiert werden, die einseitig geschlossen ist und somit eine federnde und dämpfende Struktur erzeugt. Das neu entwickelte Bauteil ist in 1 dargestellt und besteht aus einer raumfahrttauglichen hochfesten Aluminiumlegierung (AlZnMgCu1.5F51). Die Konstruktion ist so aufgebaut, dass der steife Randbereich (5) tragende Funktionen des Rades übernimmt und der flexible Innenbereich (6) die Motoraufnahme bildet. Der Gehäuseflansch ist in 3 im montierten Zustand eines Reaktionsrades dargestellt. Der Randbereich trägt neben dem Gehäuse (7) die Regelelektronik (8) und die Dämpfungselemente (2). Diese sollen die Bewegung der Schwungmasse (1) begrenzen. Durch die federnden und dämpfenden Eigenschaften im mittleren Bereich des Flansches wird das System im dynamischen Verhalten beeinflusst. Die Kräfte werden über die Motorwelle (9), den beiden Lagern (10) und dem Motorgehäuse auf die Gehäuseflanschstruktur (12) übertragen und von dieser aufgenommen.
  • Für die Optimierung und Modifikation des Gehäuseflansches erfolgten FEM-Berechnungen um das Schwingverhalten abzustimmen und Grenzwerte bei dynamischer Belastung nicht zu überschreiten. Das heißt, es wurde aufgrund der vorliegenden Anregungsfrequenzen zwischen 100...400 Hz (nach ECSS-E-10-03A) Eigenfrequenzen der Struktur zwischen 60...90 Hz angestrebt, damit eine Anregung im Resonanzbereich vermieden wird. Weiterhin ist eine hohe Maßhaltigkeit nach mechanischer Belastung gefordert, dass heißt die Verformung der des Gehäuseflansches darf nur im linear-elastischen Bereich erfolgen. Zur Ermittlung der maximal auftretenden Beanspruchungen wurde eine konstruktionsbedingte Verschiebung von 0,3 mm in x-, y- und z-Richtung als Testlast ausgewählt. Das verwendete FE-Modell zeigt die 4.
  • Die resultierende Beanspruchung unter der definierten Testlast ist in 5 dargestellt. Dabei zeigen die Isolinien der Vergleichsspannung kritische Beanspruchungszonen des modifizierten Gehäuseflansches. Diese Konstruktion besitzt maximal ausgeformte Federelemente (maximale Biegelänge) mit einer nahezu konstanten Steifigkeit der Stege.
  • Daraus ergibt sich eine gleichmäßige Spannungsverteilung entlang der Federelemente. Der Maximalwert (von Mises Vergleichsspannung) tritt im Übergang vom senkrechten zum oberen waagerechten Steg auf (13), mit einem für die Al.-Legierung zulässigen Beanspruchungswert von 210 N/mm2.
  • Nachfolgend ist durch experimentelle Voruntersuchungen am Modell des Gehäuseflansches das dynamische Verhalten ermittelt und die Haltbarkeit durch Dauertests überprüft worden. Die Untersuchung erfolgt vorerst an einem vereinfachten Modell auf einem Schwingregelsystem (Typ TiraVib51010/LS) (6), mit dem ein Prüfkörper in alle drei Achsen angeregt werden kann. Der Versuchsaufbau ist in 7 dargestellte und zeigt das Modell, bei dem die Kräfte direkt in das Bauteil eingeleitet werden. Der Flansch (14) ermöglicht die Montage an das Schwingregelsystem (15), so dass die geforderten Belastungslevel erzeugt werden können. Durch den offenen Aufbau ist die Möglichkeit gegeben, signifikante Stellen mit Beschleunigungsaufnehmer (Typ 4371 und 4375 vom Hersteller Brüel & Kjaer) zu versehen (16) und das dynamische Verhalten des Reaktionsrades mit den Dämpfungselementen zu untersuchen. Durch die Messung am Bauteil erfolgt somit ein Vergleich des Soll- und Istwertes um die Resonanzfrequenz zu ermitteln.
  • Weiterhin wurde der Gesamtaufbau des Reaktionsrades den geforderten mechanischen Vibrationen mittels des oben genannten Schwingregelsystems ausgesetzt. Die Anregung erfolgt auch hier nacheinander in allen drei Achsen. Eventuelle Beschädigungen in der gegebenen Struktur kann durch den Vergleich von Resonanztestdaten vor und nach jeder Belastung sichtbar gemacht werden. Eine Resonanzverschiebung weist dabei auf eine beschädigte Struktur hin. Zum Nachweis der Haltbarkeit der neu entwickelten Gehäuseflanschstruktur erfolgten Dauertests. Die Belastung basiert dabei auf den Belastungsleveln des Qualifikationstests (nach ECSS – European Cooporation for Space Standardization). Der Gehäuseflansch selbst und der gesamte Aufbau des Reaktionsrades unter Verwendung des neu entwickelten Dämpfungssystems absolvierten die Belastungstests ohne Beschädigung und wurden nachfolgend nach den Normen der European Cooperation for Space Standardization mit positivem Ergebnis qualifiziert. Die Resultate verifizieren die FE-Berechnungen, bestätigen das Konzept des modifizierten Gehäuseflansches.
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
  • Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
  • Zitierte Nicht-Patentliteratur
    • - ESA-Norm ECSS-E10-03 [0004]

Claims (5)

  1. Vorrichtung zur Minimierung der Vibrationen bei Reaktionsrädern unter Verwendung eines Motors mit Ansteuer- und Ausleseelektronik, einer Schwungmasse, einem Gehäuse, Anschlag begrenzenden Elementen, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufhängung des Motor-Schwungmassensystems aus einem Materialstück elastisch so strukturiert ist, dass die Verformung bei den Startbelastungen zu einem mechanischen Anschlag führt
  2. Vorrichtung gemäß Anspruch 1, dass der Anschlag zwischen Schwungrad und Gehäuse erfolgt
  3. Vorrichtung gemäß Anspruch 1, dass die Aufhängung derart gestaltet ist, dass diese nicht Eigenschwingungen im erwarteten Resonanzfrequenzbereich hat
  4. Vorrichtung gemäß der Ansprüche 1 und 2, dass die den Anschlag des Gehäuses bildende Teile aus weltraumtauglichem, dämpfendem Material gestaltet sind
  5. Vorrichtung gemäß Anspruch 1, dass der Schwerpunkt des Reaktionsrades in der Ebene des Gehäuseflansches liegt
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ESA-Norm ECSS-E10-03

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