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Die
Erfindung betrifft eine Verstelleinrichtung für eine Windenergieanlage
zum Einstellen einer Azimutausrichtung und/oder einer Pitchausrichtung
umfassend mindestens einen Antriebsmotor.
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Windenergieanlagen
umfassend einen Turm und einen an dem Turm angeordneten Rotor mit
mindestens einem verstellbaren Rotorblatt sind beispielsweise aus
der
EP 1 882 852 A1 bekannt.
Der Rotor ist in einem Maschinenhaus an der Spitze des Turms gelagert.
Bei derartigen Windenergieanlagen ist üblicherweise eine
Windrichtungsnachführung zur Ausrichtung des Rotors in
Richtung des Windes vorgesehen. Durch einen sogenannten Azimutantrieb, welcher üblicherweise
zwischen der Spitze des Turmes und dem Maschinenhaus angeordnet
ist, ist dabei eine Azimutposition des Maschinenhauses einstellbar.
Weiter ist es bekannt, sogenannte Pitchantriebe vorzusehen, durch
welche ein Anströmwinkel eines Rotorblatts durch eine Drehung
des Rotorblatts um seine Längsachse verstellbar ist. Der
Azimutantrieb und der Pitchantrieb weisen jeweils eine Verstelleinrichtung
auf.
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Um
eine notwendige Auslegung der Verstelleinrichtung für hohe
Drehmomente zu vermeiden, ist es aus der
EP 1 882 852 A1 bekannt,
eine Steuerung für den Motor vorzusehen, die das auftretende
Drehmoment an dem Motor auf einen vorbestimmten Maximalwert begrenzt.
Zum Halten des Maschinenhauses oder des Rotorblattes in einer bestimmten
Position ist eine hydraulische Bremse und/oder eine Elektrobremse
vorgesehen. Ein zum Halten durch die Elektrobremse erzeugtes Drehmoment
ist auf ein vorbestimmtes Drehmoment begrenzt.
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Im
Betrieb einer Windenergieanlage können aufgrund von Windböen
oder dergleichen hohe Kräfte in der Verstelleinrichtung
auftreten. Dabei ist es bekannt, durch den Motor eine Bremskraft
aufzubringen. Bei hohen Drehzahlen kann es jedoch vorkommen, dass
durch den Motor keine ausreichenden Bremsmomente mehr aufbringbar
sind.
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Es
ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Verstelleinrichtung zu schaffen,
die auch bei zeitweise hohen Belastungen sicher arbeitet und nur
geringe Verschleißerscheinungen aufweist.
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Diese
Aufgabe wird gelöst durch eine Verstelleinrichtung für
eine Windenergieanlage zum Einstellen einer Azimutausrichtung und/oder
einer Pitchausrichtung umfassend mindestens einen Antriebsmotor
und mindestens eine mit dem Antriebsmotor wirkverbundene Induktionsbremse.
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Induktionsbremsen übertragen
ein Drehmoment ohne mechanische Berührung zwischen Antrieb
und Abtrieb. Die Übertragung des Drehmoments erfolgt dabei
induktiv. Ein maximal übertragbares Drehmoment ist von
der Stärke eines Magnetfelds und bei Elektromagnetfeldern
damit von einem Erreger- oder Spulenstrom abhängig. Die
Induktionsbremse ist kann sowohl dynamisch als auch statisch ein
Drehmoment aufbringen. Im Stillstand der Verstelleinrichtung und/oder
nach einem Verstellvorgang wird ein statisches Drehmoment aufgebracht.
Ein zwischen Antrieb und Abtrieb ausgebildeter Magnetkreis nimmt
dabei eine Stellung ein, in welcher ein magnetischer Fluss seinen
Höchstwert erreicht, d. h. in welcher an Antrieb und Abtrieb
ausgebildete Pole sich gegenüber stehen. Bei einer Belastung
der Induktionsbremse durch ein äußeres Drehmoment können
sich die Pole zueinander verschieben bis ein Kippmoment erreicht
wird, ab welchem keine statische Drehmomentenübertragung
mehr möglich ist.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung umfasst die Verstelleinrichtung
weiter ein Getriebe, wobei die Induktionsbremse zwischen dem Antriebsmotor
und dem Getriebe angeordnet ist. Die Induktionsbremse ist dabei
in einer Ausgestaltung auf bekannte Weise mit einer Abtriebswelle
des Antriebsmotor und/oder einer Eingangswelle des Getriebes wirkverbunden.
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Der
Antriebsmotor ist vorzugsweise als Asynchronmotor ausgebildet. Dabei
sind in einer Ausgestaltung der Erfindung mehrere Antriebsmotoren
zur Verstellung oder Einstellung einer Azimutausrichtung vorgesehen.
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In
einer Ausgestaltung ist der Abtrieb als feststehender Ankerring
und der Antrieb als ein in dem Ankerring rotierend gelagerter Rotor
ausgebildet. Der Rotor und der Ankerring sind konzentrisch angeordnet.
Zwischen dem Rotor und dem Ankerring ist ein Luftspalt ausgebildet,
so dass sich der Rotor und der Ankerring nicht berühren.
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Vorzugsweise
umfasst der Rotor eine Spule. Die Spule ist vorzugsweise auf bekannte
Weise zwischen zwei Klauenelementen gehalten, wobei beim Bestromen
der Spule an den Klauen magnetische Nord- und Südpolen
erzeugt werden. Eine Stromversorgung der Spule erfolgt auf bekannte
Weise mittels mindestens einer Bürste und mindestens einem Schleifring.
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In
einer weiteren Ausgestaltung weist der Ankerring Ausnehmungen, vorzugsweise
Ausfräsungen, in Axialrichtung auf, so dass Pole und Pollücken gebildet
sind. Die Pollücken sind in einer Ausgestaltung mit Aluminium
gefüllt.
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In
einer weiteren Ausgestaltung sind Mittel vorgesehen, durch welche
die Induktionsbremse im dynamischen Betrieb zum Aufbringen eines
Bremsmomentes betreibbar ist. Unter einem dynamischen Betrieb wird
in diesem Zusammenhang ein Einsatz bezeichnet, bei welchem ein Antrieb
der Induktionsbremse eine Sollbewegung durchführt. Ohne
Bestromung wird dabei kein Bremsmoment durch die Induktionsbremse
aufgebracht. Durch den Einfluss einer Windböe oder dergleichen
kann es im dynamischen Betrieb der Verstelleinrichtung zu einer
sogenannten Übersynchronisation des Antriebsmotors kommen,
d. h. einer Drehzahl oberhalb eines Kipppunktes des Antriebsmotors.
Oberhalb des Kipppunktes fällt ein von dem Motor aufbringbares
Moment stark ab. Der Kipppunkt liegt beispielsweise bei einer Drehzahl
von ca. 1000 U/min. Durch die erfindungsgemäßen
Mittel wird mittels der Induktionsbremse ein Bremsmoment aufgebracht,
so dass dieser Effekt ausgleichbar ist. Vorzugsweise sind Mittel
derart gestaltet, dass durch Regeln des Erregerstroms ein benötigtes
Antriebsmoment konstant gehalten ist. Die Induktionsbremse ist hierfür
in einer Ausgestaltung durch einen Impuls des Drehzahlgebers betätigbar.
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Alternativ
oder zusätzlich sind Mittel vorgesehen, um die Induktionsbremse
im statischen Betrieb als Haltebremse zu betreiben. Durch die Haltebremse
wird die Verstelleinrichtung im Stillstand in einer gewünschten
Position gehalten. Vorzugsweise wirkt die Haltebremse nur kurzfristig
beim Übergang zwischen einer Windnachführung und
einem Stillstand, wobei anschließend eine weitere Feststelleinrichtung
ein Bremsmoment aufbringt. Im Betrieb als Haltebremse wird durch
Bestromen der Induktionsbremse im Stillstand oder Quasi-Stillstand
ein Haltemoment aufgebracht. Das maximale Haltemoment der Haltebremse
kann dabei durch einen geeigneten Erregerstrom eingestellt werden.
Bei Überschreiten des maximalen Drehmoments kommt es zu
einem Schlupf („Überratschen"), wobei nach der
Schlupfbewegung die Induktionsbremse im dynamischen Bereich arbeitet,
d. h. dass Wirbelstromeffekte durch ständige Flussänderungen
aufgrund der sich verändernden Überdeckung der
Pole von Antrieb und Abtrieb auftreten. Eine derartige Haltebremse
zeichnet sich gegenüber herkömmlichen Haltebremsen
durch die erhöhte Sicherheit aus.
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Die
Aufgabe wird weiter gelöst durch einen Azimutantrieb und/oder
einen Pitchantrieb mit einer erfindungsgemäßen
Verstelleinrichtung. Der Azimutantrieb umfasst vorzugsweise ein
Planetengetriebe, wobei die Induktionsbremse zwischen dem Antriebsmotor
und dem Planetengetriebe angeordnet ist.
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Weitere
Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen
der Erfindung, die in den Zeichnungen schematisch dargestellt sind.
Für gleiche oder ähnliche Bauteile werden in den
Zeichnungen einheitliche Bezugszeichen verwendet.
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Die
Figuren zeigen schematisch:
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1:
eine geschnittene Seitenansicht eines Ausschnitts einer Windenergieanlage
mit einem erfindungsgemäßen Azimutantrieb,
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2:
eine Draufsicht auf eine Induktionsbremse einer erfindungsgemäßen
Verstelleinrichtung und
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3:
eine teilweise geschnittene Seitenansicht der Induktionsbremse gemäß 2.
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1 zeigt
die Spitze einer Windenergieanlage 1 umfassend einen nur
abschnittsweise dargestellten Turm 10 und ein daran drehbar
gelagertes, ebenfalls nur abschnittsweise dargestelltes Maschinenhaus 11.
An dem Maschinenhaus 11 ist ein nicht dargestellter Rotor
gelagert. Das Maschinenhaus 11 ist über ein Azimutlager
umfassend einen mit dem Maschinenhaus 11 drehfest verbundenen
Lagerring 12 und einen mit dem Turm 10 verbundenen
feststehenden Zahnkranz 13 drehbar gelagert. Durch einen feststehenden
Bremsring 14 und zwei mit diesem zusammenwirkenden Bremsbacken 15 kann
das Maschinenhaus 11 in einer bestimmten Azimutausrichtung
gehalten werden. Durch die erfindungsgemäße Verstelleinrichtung 2 ist
die Azimutausrichtung durch Drehung des Maschinenhauses um eine
Achse A veränderbar.
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Die
Verstelleinrichtung 2 umfasst einen Antriebsmotor 20,
insbesondere einen Drehstrom-Asynchronmotor, und ein Getriebe 21,
wobei zwischen dem Antriebsmotor 20 und dem Getriebe 21 eine
Induktionsbremse 3 vorgesehen ist. Das Getriebe 21 ist
beispielsweise als Planetengetriebe ausgeführt. Auf einer
Abtriebswelle 23 des Getriebes 21 ist ein Ritzel 13a angeordnet,
das mit dem Zahnkranz 13 kämmt, um eine Azimutausrichtung
zu verändern.
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Erfindungsgemäß wirkt
die Induktionsbremse 3 als dynamische Kupplung oder Schlupfkupplung,
um den Einfluss von Windböen auszugleichen. Windböen,
die an dem Maschinenhaus 11 während einer Windnachführung
angreifen, können hohe Drehzahlschwankung an dem Antriebsmotor 20 verursachen.
Dieser Effekt ist durch die hohen Übersetzungen verstärkt.
Anregungen durch Windböen oder ähnliches können
daher als Folge haben, dass der Antriebsmotor 20 zumindest
kurzfristig oberhalb seines Kipppunktes läuft. Oberhalb
des Kipppunktes, welcher beispielsweise bei einer Drehzahl von ca. 1000
U/min erreicht wird, fällt ein maximales Moment des Antriebsmotors 20 ab.
Die Induktionsbremse 3 wird daher erfindungsgemäß ab
einer Drehzahl oberhalb oder im Bereich des Kipppunktes, beispielsweise
oberhalb ca. 1000 U/min, betätigt. Dadurch kommt es zu
einer weichen Abbremsung. Die Induktionsbremse 3 wird dafür
entsprechend bestromt. Ohne anliegenden Erregerstrom wird durch
die Induktionsbremse 3 kein Bremsmoment aufgebracht. Durch
geeignete Stromzufuhr kann ein Abtriebsmoment im Wesentlichen konstant
gehalten werden, so dass der Einfluss von Windböen minimiert
wird. Die Drehzahl ist in einer Ausgestaltung durch einen Drehzahlgeber 5 erfassbar.
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An
einem dem Getriebe 21 abgewandten Ende des Motors 20 sind
in der dargestellten Ausführungsform eine Haltebremse 4 und
der Drehzahlgeber 5 vorgesehen. Die Haltebremse 4 wirkt
im Stillstand und/oder im Übergang zu einem Stillstand
der Versteileinrichtung nach einer Windnachführung. Die Haltebremse 4 dient
vorwiegend dazu, das Maschinenhaus 11 nach einem Verstellvorgang
in einer Ausrichtung zu halten, bis die Bremsbacken 15 ihre
volle Wirkung erbringen. Die Funktion der Haltebremse 4 wird
in anderen Ausgestaltungen durch die Induktionsbremse 3 zumindest
teilweise übernommen, so dass die Haltebremse 4 entfallen
kann. Die Induktionsbremse 3 wird zu diesem Zweck im Stillstand
betrieben, d. h. eine Drehzahl eines Rotors der Induktionsbremse 3 ist
in etwa Null. In Abhängigkeit eines anliegenden Erregerstroms
ist dabei ein Haltemoment der Induktionsbremse 3 einstellbar.
Nachdem die Bremsbacken 15 ihre volle Wirkung aufbringen, kann
der Erregerstrom abgeschaltet werden.
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2 zeigt
schematisch eine Draufsicht auf die Induktionsbremse 3 gemäß 1,
wobei in 2 eine Bürste 30 zur
Versorgung der Induktionsbremse 3 mit einem Erregerstrom
sichtbar ist.
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3 zeigt
schematisch in einer teilweise freigeschnittenen Seitenansicht die
Induktionsbremse 3 gemäß 2.
Die dargestellte Induktionsbremse 3 umfasst einen Spulenträger 31 und
einen Spulendeckel 32, zwischen welchen auf bekannte Weise eine
Spule 33 klauenartig gehalten wird. Die Spule 33 liegt
einem feststehenden Ankerring 34 gegenüber. Zur
Stromversorgung der Spule 33 ist ein Schleifring 35 vorgesehen,
welcher mit der Bürste 30 zusammenwirkt. Der Schleifring 35 ist
auf einem Schleifringträger 36 angeordnet. Durch
die Stromversorgung der Spule 3 werden an Klauen des Spulenträgers 31 und
des Spulendeckels 32 magnetische Nord- und Südpole
erzeugt. Der Ankerring 34 weist sich in Axialrichtung erstreckende,
nicht sichtbare Ausnehmungen auf, so dass sich abwechselnde Pole
und Pollücken gebildet werden.
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Wie
durch gestrichelte Linien dargestellt, ist an den Stirnseiten des
Ankerrings 34 jeweils ein Flansch oder dergleichen zur
Anbindung an den Motor 20 und das Getriebe 21 gemäß 1 vorgesehen.
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Zur
besseren Kühlung der Induktionsbremse 3 sind Kühlrippen 37 und
Durchbrüche 38 vorgesehen.
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Wie
oben beschrieben, wirkt die Induktionsbremse 3 sowohl dynamisch
als auch statisch. Im statischen Betrieb wird ein Haltemoment aufgebracht,
wobei in Abhängigkeit eines anliegenden Erregerstroms ein
Haltemoment der Induktionsbremse 3 einstellbar. Wird das
eingestellte Haltemoment überschritten, so kommt es zu
einem sogenannten Überratschen. Nach dem Überratschen
der Pole arbeitet die Induktionsbremse 3 im dynamischen
Bereich, wobei sich die Position der aufgrund des Erregerstroms
ausgebildeten magnetischen Polen relativ zu den Polen und Pollücken
des Ankerrings 34 verändert. Durch die wechselnde Überdeckung
der Pole kommt es zu einer ständigen Flussänderung
und damit zu einem Wirbelstromeffekt, welcher ebenfalls ein Abbremsen
bewirkt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - EP 1882852
A1 [0002, 0003]