-
Die
Erfindung betrifft eine Orthese zur Sicherung des Schultergelenks,
insbesondere zum Einsatz bei Hemiparese-Patienten, mit einer Schulterauflage und
an der Schulterauflage angeschlossenen Haltebändern, wobei die Schulterauflage
auf der zu sichernden Schulter anlegbar ist.
-
Viele
Patienten haben nach einem Schlaganfall (Apoplex) eine Halbseitenlähmung (Hemiparese). Dies
ist regelmäßig mit
einem neurologischen Ausfall des Armes und des Beines der betroffenen
Seite verbunden. Der Arm kann dann vom Patienten nicht mehr aktiv
bewegt werden und die Muskeln sowie auch die Bänder, die das Schultergelenk
halten, atrophieren. Dadurch kommt es oftmals zu einer teilweisen
Ausrenkung des Schultergelenks (auch Subluxation genannt), die für den Patienten
sehr schmerzhaft ist. Der Arm pendelt auch durch sein Eigengewicht und
die Bewegungen des Patienten unkontrolliert hin und her. Um Patienten
mit Hemiparese zu behandeln ist in der
DE 102 48 146 B4 eine funktionelle
Schulterbandage beschrieben worden.
-
Weiterhin
sind andere Orthesen zur Behandlung anderer Schulterverletzungen
und Schultererkrankungen bekannt. Eine Orthese zur Behandlung des
A-C Gelenkes der Schulter ist beispielsweise aus der
EP 1 319 379 A1 bekannt.
Derartige Orthesen dienen jedoch nicht der Sicherung des Schultergelenks.
-
Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Orthese der eingangs
genannten Art zu schaffen, mit der sich das Schultergelenk sichern
läßt und die
insbesondere zur Hemiparese-Behandlung einsetzbar ist. Die Lösung dieser
Aufgabe erfolgt mit einer Orthese mit den Merkmalen des Schutzanspruchs
1. Vorteilhafte Weiterentwicklungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
-
Bei
einer Orthese zur Sicherung des Schultergelenks, insbesondere zum
Einsatz bei Hemiparese-Patienten, mit einer Schulterauflage und
an der Schulterauflage angeschlossenen Haltebändern, wobei die Schulterauflage
auf der zu sichernden Schulter anlegbar ist, ist erfindungswesentlich
vorgesehen, daß ein
erstes Halteband und ein zweites Halteband die Schulterauflage mit
einem Halter im Bereich des Handgelenks verbinden. Mit einer solchen
Orthese wird eine Schulterauflage mit einer gurthaften Verbindung
des Handgelenks und Unterarms geschaffen. Dadurch wird insbesondere
für Patienten
mit der Indikation „schlaffe
Hemiparese mit schmerzhafter Schulter-Subluxation" eine Orthese geschaffen,
mit der das Schultergelenk gesichert wird und der Arm nicht mehr
unkontrolliert und schmerzhaft hin und her pendelt.
-
Der
Halter im Bereich des Handgelenks weist bevorzugt eine Unterarmstütze auf.
Damit wird der Unterarm mit einer verbreiterten und sich auch in Armrichtung
erstreckenden Stütze
gehalten, so daß eine
breite und bequeme Auflage für
den Unterarm entsteht. Die Unterarmstütze erstreckt sich dabei vom
Handgelenk etwa über
den halben Unterarm. Bevorzugt weist der Halter im Bereich des Handgelenks
eine Handstütze
auf. Der Halter stützt
damit bevorzugt einerseits den Unterarm und gleichzeitig auch die
Hand ab. Die Handstütze
ist bevorzugt zur griffartigen Positionierung zwischen dem Daumen und
den übrigen
Fingern der Hand ausgebildet. Die Handstütze kann daher griffartig umfaßt werden.
In einer bevorzugten Ausgestaltung sind die Unterarmstütze und
die Handstütze
als ein durchgängiges
Element ausgebildet. Bevorzugt ist der tragende Teil dieser Stütze einstückig ausgebildet.
Insbesondere wird hier bevorzugt ein Hartplastik oder Kunststoff
verwendet. Dieses Element wird dann in für Orthesen üblicher Weise mit einem hautfreundlichen
Vlies- oder Filzbelag überzogen
oder ein solcher auf den form- und haltgebenden Kunststoffhalter
aufgeklebt oder aufgeklettet. Weiterhin weist der Halter im Bereich
des Handgelenks bevorzugt eine Handgelenksmanschette auf. Die Unterarmstütze und
die Handstütze
sind günstigerweise
schalenartig und nach oben offen ausgebildet. Zur sicheren Fixierung
ist daher bevorzugt eine verschließbare Handgelenksmanschette
vorgesehen, die mit der Unterarmstütze, bevorzugt durch Klettverbindungen,
verbunden ist und die Orthese bzw. den Halter im Bereich des Handgelenks
zuverlässig
mit Hilfe eines umlaufenden, bevorzugt mit einem Klettverschluß zu verschließenden Band
fixiert.
-
In
einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist das Halteband,
das die Schulterauflage mit dem Halter verbindet, entlang der Unterarmstütze geführt. Weiterhin
ist das Halteband bevorzugt entlang der Handstütze durch die Hand geführt. Dadurch verläuft das
Halteband durch die Hand und führt
zu einer besonders sicheren und stabilen Lagerung und Absicherung
der Schulter. Insbesondere wird dabei das zweite Halteband von der
Schulterauflage nach hinten unter der Achsel herkommend parallel
zum Unterarm geführt.
Das erste Halteband ist von der Schulterauflage nach vorn durch
die Hand zum Halter im Bereich des Handgelenks geführt. Bevorzugt sind
das erste und das zweite Halteband als ein durchgängiges Halteband
ausgebildet, das durch entsprechende Führungen im Halter im Bereich
des Handgelenks geführt
ist. Hierzu weist die Handstütze bevorzugt
ein rohrartiges Element auf, durch das das Halteband geführt ist.
-
In
einer alternativen Ausgestaltung ist das erste Halteband als Y-Gurt
ausgeführt
und in einer Schlaufe um das Handgelenk und bevorzugt auch unterhalb
der Unterarmstütze
geführt.
Das „Y" ist dabei kopfstehend
realisiert. Auch auf diese Weise läßt sich eine gute und funktionsfähige Orthese
gestalten. Die genannten Werte gelten insbesondere für den aufrecht
stehenden Patienten. Bei einem sitzenden Patient kann der Winkel
auch auf etwa 90° Grad
eingestellt sein.
-
In
einer anderen bevorzugten Ausgestaltung ist der Unterarm in einer
Beugung von 20° bis
45° durch
die Orthese gehalten. Dieser Winkel bezieht sich auf die Abweichung
vom gestreckten Arm. Betrachtet man den Winkel auf der Vorderseite
des Armes, also zwischen Oberarm und Unterarm, so entspricht dies
einem Winkel zwischen 135° und
160°. Abhängig von
der Indikation und dem persönlichen Schmerz
und Wohlbefinden des Patienten können die
Winkel auch noch nach oben oder unten abweichen. Die Beugung sollte
jedoch kleiner als 90° sein.
-
Bei
einer anderen bevorzugten Weiterentwicklung der Erfindung ist die
Schulterauflage als Schulterpolster und bevorzugt als Pelotte ausgebildet.
Das Schulterpolster weist auf seiner Unterseite bevorzugt Silikonpunkte
auf, die einen sicheren Halt gewährleisten
und ein Verrutschen verhindern. Die Haltebänder sind an der Schulterauflage
bevorzugt lösbar
und längenverstellbar
angeschlossen. In einer bevorzugten Ausgestaltung ist an der Schulterauflage
ein drittes Halteband angeschlossen, das um die gegenüberliegende
Schulter geführt
ist. Dieses Halteband bildet damit ein Gegengewicht oder einen Gegenhalt,
mit dem die Schulterauflage zuverlässig gehalten ist. Das dritte
Halteband wird bevorzugt auf dem Rücken geführt und endet in einer Schlaufe,
die um die andere Schulter führbar ist.
Bevorzugt ist dies dritte Halteband längenverstellbar. Dies wird
hier bevorzugt durch ein durch die Schlaufe an der Schulterauflage
geführtes
Band mit einem Klettverschluß erreicht,
das stufenlos auf dem zurücklaufenden
Band feststellbar ist.
-
In
einer anderen bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist die Orthese
seitengleich ausgebildet. Auf diese Weise kann die Orthese sowohl
zum Halten der linken Hand als auch zum Halten der rechten Hand
ausgebildet bzw. verwendet werden. Bevorzugt sind zur Führung des
Haltebandes in der Unterarmstütze
verschiedene Halteelemente vorgesehen. Diese sind asymmetrisch auf
der linken und der rechten Seite der Unterarmstütze vorgesehen. Durch diese
kann das Halteband wahlweise geführt
werden und die Unterarmstütze
zur Verwendung am linken oder am rechten Handgelenk angepaßt werden.
-
Nachfolgend
wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten bevorzugten
Ausführungsbeispiels
weiter erläutert.
Im einzelnen zeigen die schematischen Darstellungen in:
-
1:
eine Vorderansicht eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Orthese
am Patienten;
-
2:
eine Seitenansicht der Orthese gemäß 1 am Patienten;
-
3:
eine Rückansicht
der Orthese gemäß 1 am
Patienten:
-
4:
eine Gesamtansicht der erfindungsgemäßen Orthese;
-
5:
eine Ansicht des Halters im Bereich des Handgelenks;
-
6:
eine Vorderansicht einer alternativen Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Orthese am
Patienten.
-
In 1 ist
die Orthese 1 in einer Vorderansicht am Patienten dargestellt.
In 2 ist eine Seitenansicht gemäß 1 dargestellt
und in 3 ist eine Rückansicht
des Patienten mit der angelegten Orthese 1 dargestellt.
Im folgenden wird die Orthese unter Bezugnahme auf diese drei Figuren
beschrieben. Ausgehend von einer Schulterauflage 2, an
der drei Gurte angeschlossen sind, erfolgt die weitere Beschreibung.
An der Schulterauflage 2 sind drei Elemente 3, 4 und 5 zur
Befestigung von Haltebändern,
die die einzelnen Elemente der Orthese bilden. An dem Klemmelement 4,
das im nach vorne gewandten Bereich der Schulterauflage 2 angeordnet ist,
ist das erste Halteband 10 längenverstellbar gehalten. Dies
führt nach
unten zu einem Halter 40 im Bereich des Handgelenks. Das
an der Rückseite
der Schulterauflage 2 befestigte Klemmelement 5 dient zur
längenverstellbaren
Halterung des zweiten Haltebands 20, das besser in 3 zu
erkennen ist. An dem zum Hals gewandten Ende der Schulterauflage 2 ist
eins Schlaufe 3 vorgesehen, durch die das dritte Halteband 30 läuft, das
um die gegenüberliegende Schulter
geführt
ist. Der Halter 40 im Bereich des Handgelenks, der von
vorne durch das Halteband 10 gehalten ist, weist im wesentlichen
eine Unterarmstütze 41,
eine Handstütze 42 und
eine Handgelenksmanschette 48 auf. Die Handgelenksmanschette 48 ist
an der Unterarmstütze 41 befestigt
und fixiert die Hand in dem Halter 40 im Bereich des Handgelenks.
Die Unterarmstütze 41 und
die Handstütze 42 sind
als ein durchgängiges
Kunststoffelement 43 ausgebildet und mit einer Textilauflage 47 versehen. Die
Handstütze 42 ist
im vorderen Bereich rohrförmig ausgebildet,
so daß das
Halteband 10 durch die Handstütze 42 hindurchgeführt werden
kann. Im Bereich der Unterarmstütze
sind in dem Kunststoffelement 43 Führungen für das von hinten kommende Halteband 20 vorgesehen.
Mit der erfindungsgemäßen Orthese 1 wird
eine Beugung des Arms um einen Winkel α im hier gezeigten Beispiel
von etwa 30° erreicht.
In der Rückenansicht
gemäß 3 sind
insbesondere das zweite Halteband 20 und das dritte Halteband 30 zu
erkennen. Dieses weist einerseits ein längenverstellbares Halteband 30 auf,
das durch die Schlaufe 3 am Schulterhalter 20 geführt ist.
An seinem Ende weist dieses längenverstellbare
Halteband 30 einen Klettverschluß auf, mit dem die Länge dann
beliebig eingestellt werden kann. Am Ende des Haltebandes 30 ist
ein Kunststoffring vorgesehen, durch den eine Schlaufe 33 geführt ist,
die um die zur Schulterauflage 2 gegenüberliegende Schulter geführt ist.
Durch dieses dritte Halteband 30 und seine Befestigung
an der gegenüberliegenden
Schulter wird ein Gegenhalt für
die Schulterauflage 2 und den daran befestigten Halter 40 im
Bereich des Handgelenks erzeugt.
-
In 4 ist
die gesamte Orthesse 1 allein, also ohne Patient dargestellt.
In 5 ist allein der Halter 40 im Bereich
des Handgelenks in vergrößerter Ansicht
dargestellt. Gleiche Teile sind mit gleichen Bezugszahlen wie in
der Beschreibung der 1 bis 3 gekennzeichnet.
Gut zu erkennen ist hier auch die Schulterauflage 2 mit
ihrer Unterseite, an der ein Polster und im zentralen Bereich ein
zusätzliches Element
mit Silikonpunkten 6 angeordnet ist, das ein Verrutschen
der Schulterauflage 2 von der Schulter verhindert. An der
Schulterauflage 2 sind die drei Bänder 10, 20 und 30 angeordnet.
Die Schlaufe 33 ist über
ein Ringelement 34 am Halteband 30 befestigt. In
dem gezeigten Ausführungsbeispiel
sind die Haltebänder 10 und 20 durchgängig als
ein einzelnes Halteband ausgebildet. Es können jedoch auch zwei getrennte
Bänder
verwendet werden, die an dem Halter 40 im Bereich des Handgelenks
befestigt oder auch längenverstellbar
befestigt sind. An dem Halter 40 ist insbesondere die Handgelenksmanschette 48 zu
erkennen, die an einer bestimmten Position mit einem bestimmten
Abstand zur Handstütze 42 angeordnet ist,
so daß die
Handgelenksmanschette 48 tatsächlich den Patienten im Bereich
des Handgelenks umfaßt
und den Halter 40 auf diese Weise an der richtigen Position
fixiert. Hierzu weist die Handgelenksmanschette 48 einen
Klettverschluß 49 auf,
mit dem die Handgelenksmanschette 48 schließbar ist.
Die im gezeigten Beispiel einstückig
ausgebildete Unterarmstütze 41 mit
Handstütze 42 weist
insbesondere ein durchgängiges
Kunststoffelement 43 auf, auf dem ein textiler hautfreundlicher
Bezug 47 angeordnet ist. Im vorderen Bereich der Handstütze 42 ist
ein rohrförmiges
Element 44 vorgesehen. Dieses kann entweder als zusätzliches
Element oder ebenfalls einstückig
mit der Handstütze 42 ausgebildet
sein. Das Textil 47 umschließt auch dieses rohrförmige Element 44.
-
6 zeigt
eine alternative Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Orthese
in einer Frontansicht am Patienten. Gegenüber der vorher beschriebenen
Ausführungsform
ist hier insbesondere das erste Halteband abgewandelt und in dieser Ausführungsform
mit 50 bezeichnet. Im unteren Endbereich ist das erste
Halteband 50 hier Y-förmig
ausgebildet bzw. bildet eine Schlaufe aus, die mit 51 und 52 bezeichnet
ist und um das Handgelenk herumgeführt ist. Bevorzugt ist das
durchgehende Band 51, 52 unterhalb der Unterarmstütze geführt, so
daß die Gewichtskraft
auf der Unterarmstütze
verteilt ist. Die Schlaufe 51, 52 ist bevorzugt
vor der Handgelenksmanschette 48 um das Handgelenk geführt. Die
Verbindung der Schlaufe am eigentlichen Halteband 53 ist
mit 54 gekennzeichnet. Die Längenverstellung des Haltebandes
erfolgt wie in der anderen beschriebenen Ausführungsform im Schulterbereich,
also im Bereich der Schulterauflage 2.