-
Die
Erfindung betrifft eine Gewindelehre.
-
Allgemeine
Begriffe und Größen sowie
Parameter von Gewinden sowie verschiedene Gewindearten sind national
und international normiert und ergeben sich auch aus Handbuch der
Gewindetechnik und Frästechnik,
Herausgeber:
EMUGE-FRANKEN, Verlag: Publicis Cσrporate Publishing,
Erscheinungsjahr: 2004 (ISBN 3-89578-232-7), im Folgenden
nur als
"EMUGE-Handbuch" bezeichnet, Kapitel
15, Seiten 468 bis 566.
-
Der
einfache Flankendurchmesser eines Innengewindes ist der Durchmesser
eines geometrisch-idealen Kreiszylinders, dessen Mantellinien das Gewinde
so schneiden, dass die Abschnitte in den Gewindelücken gleich
der halben Teilung sind. Die Achse des Kreiszylinders ist koaxial
zur Achse des einfachen Flankendurchmessers.
-
Der
Flankendurchmesser eines Außengewindes
oder Innengewindes ist der Durchmesser eines geometrisch-idealen
Kreiszylinders, dessen Mantellinien das Gewinde so schneiden, dass
die durch eine Gewindelücke
und einen benachbarten Gewindezahn desselben Gewindeganges gebildeten Abschnitte
der Mantellinie gleich lang sind. Die Achse des Kreiszylinders ist
wieder koaxial zur Achse des Flankendurchmessers.
-
Einen Überblick über bekannte
Gewindelehren zur Lehrung oder Prüfung von Gewinden gibt das EMUGE-Handbuch
in Kapitel 12, Seite 405 bis 422. sowie auch die Norm ISO
1502 aus dem Jahre 1996 für
metrische ISO-Gewinde.
-
Für die Lehrung
(oder: Prüfung)
eines Außengewindes
werden u.a. Gewinde-Gut-Lehrringe und
Gewinde-Ausschuss-Lehrringe verwendet und für die Lehrung eines Innengewindes,
insbesondere Mutter-Innengewindes, werden Gewinde-Gut-Lehrdorne
und Gewinde-Ausschuss-Lehrdorne verwendet.
-
Der
Gewinde-Gut-Lehrdorn prüft
das sogenannte Paarungsmaß (insbesondere
Paarungsflankendurchmesser) des Innengewindes und die Einschraubbarkeit.
Dabei wird das Kleinstmaß des
Innengewinde-Flankendurchmessers einschließlich gewisser Formabweichungen
im Gewinde, z. B. Steigungs- und Gewindeprofilwinkel-Abweichungen,
und das Kleinstmaß des
Außendurchmessers
des Innengewindes geprüft.
Damit wird insbesondere geprüft, ob
das gerade Gewindeflankenstück
genügend
lang ist. Nicht geprüft
wird der Kerndurchmesser des Innengewindes. Der Gewinde-Gut-Lehrdorn
muss sich von Hand ohne Anwendung besonderer Kraft auf ganze Länge des
Werkstückgewindes
einschrauben lassen.
-
Der
Gewinde-Ausschuss-Lehrdorn prüft,
ob der Ist-Flankendurchmesser des Innengewindes das vorgeschriebene
Größtmaß überschreitet.
Der Innengewinde-Außendurchmesser
und der Innengewinde-Kerndurchmesser werden nicht geprüft. Der Gewinde-Ausschuss-Lehrdorn
darf sich von Hand ohne Anwendung besonderer Kraft in das Werkstückgewinde
von beiden Seiten nicht mehr als zwei Umdrehungen einschrauben lassen
und hat deshalb im Allgemeinen eine Gewindelänge von mindestens drei Gängen und
ein Gewindeprofil mit im Allgemeinen verkürzten Flanken.
-
Der
Außendurchmesser
des Lehrengewindes des Ausschuss-Lehrdorns ist gemäß dem Stand der
Technik kleiner als der Außendurchmesser
des Lehrengewindes des Gut-Lehrdorns, der (einfache) Flankendurchmesser
des Lehrengewindes des Ausschuss-Lehrdorns ist dagegen größer als
der (einfache) Flankendurchmesser des Lehrengewindes des Gut-Lehrdorns.
-
Der
Gewinde-Grenz-Lehrdorn ist die Kombination von Gewinde-Gut-Lehrdorn und Gewinde-Ausschuss-Lehrdorn
auf einem Griff an verschiedenen Seiten oder Enden.
-
Der
Innengewinde-Kerndurchmesser wird mit einem glatten, zylindrischen
Gut- und Ausschuss-Lehrdorn bzw. Grenz-Lehrdorn geprüft. Grundsätzlich soll
vor Lehrung des Innengewinde-Flankendurchmessers eine Prüfung des
Innengewinde-Kerndurchmessers erfolgen. Der glatte Gut-Lehrdorn
muss sich von Hand ohne Anwendung besonderer Kraft durch das Werkstückgewinde
führen
lassen.
-
Das
Gewinde an den Lehrdornen oder Lehren wird an das zu prüfende Gewinde
angepasst, insbesondere an ein metrisches Iso-Gewinde oder ein kegeliges
Gewinde oder ein Self-lock-Gewinde etc.
-
Die
genannten Gutlehren und Ausschusslehren sind gemäß dem Taylorschen Grundsatz
gestaltet, der sich auf die Gestaltung und Anwendung von Lehren
zur Prüfung
von Passteilen allgemein bezieht: Die Gutlehre, die man mit jedem
als gut zu bezeichnenden Prüfgegenstand,
hier dem zu prüfenden Gewinde,
paaren kann, muss jedem Element der zu prüfenden Werkstückfläche ein
eigenes Flächenelement
entgegenstellen. Damit wird sowohl die Form als auch die Maße geprüft. Bei
einem metrischen Gewinde sind die zu prüfenden Werkstückoberflächen die
Gewindeflanken und der Gewindegrund. Die Ausschusslehre, die man
mit einem als gut zu bezeichnenden Prüfgegenstand, hier dem zu prüfenden Gewinde,
nicht paaren kann, soll dagegen so kleine Flächenelemente besitzen, dass
sie durch Paarung mit sehr kleinen Elementen der zu prüfenden Werkstückfläche das
Nichteinhalten der Grenzmaße
anzeigt. Damit werden nur einzelne Maße des Prüfgegenstandes, hier der maximale
Flankendurchmesser, geprüft,
nicht jedoch die Formhaltigkeit. Mit anderen Worten: Die Gutlehre
passt immer auf einen einwandfreien Prüfgegenstand, die Ausschusslehre
dagegen passt nie auf einen einwandfreien Prüfgegenstand.
-
Der
Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, eine neue Gewindelehre
zum Lehren (oder: Prüfen)
eines Gewindes (oder: von Gewinden) anzugeben.
-
Diese
Aufgabe wird gemäß der Erfindung
gelöst
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
-
Die
Gewindelehre zum Prüfen
eines Gewindes gemäß Anspruch
1 umfasst
- a) wenigstens ein erstes Lehrengewinde,
- b) wenigstens ein zweites Lehrengewinde zum Prüfen wenigstens
eines vorgegebenen Maximalmaßes
(Höchstmaß) des zu
prüfenden
Gewindes,
- c) wobei das erste Lehrengewinde und das zweite Lehrengewinde
axial zu einer Drehachse der Gewindelehre hintereinander oder nacheinander
angeordnet sind und denselben Gewindedrehsinn aufweisen, also beide
Rechtsgewinde oder beide Linksgewinde in derselben Richtung entlang
der Drehachse gesehen sind, und (innerhalb vorgegebener Toleranzen)
dieselbe Gewindesteigung aufweisen.
- d) wobei das erste Lehrengewinde zum Prüfen wenigstens eines vorgegebenen
Mindestmaßes (Kleinstmaß) des zu
prüfenden
Gewindes und/oder als Einlaufgewinde (oder: Einfädelgewinde, Vorgewinde zur
Führung
beim Eindrehen der Gewindelehre in das zu prüfende Gewin de) für das zweite
Lehrengewinde oder die Gewindelehre vorgesehen ist.
-
Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen gemäß der Erfindung ergeben sich
aus den vom Anspruch 1 jeweils abhängigen Ansprüchen.
-
Das
erste Lehrengewinde und das zweite Lehrengewinde sind im Allgemeinen
drehfest miteinander gekoppelt und/oder an einem gemeinsamen Träger, insbesondere
einstückig,
ausgebildet (ausgeformt), insbesondere spanabhebend, vorzugsweise durch
Schleifen, erzeugt, oder befestigt (über oder als vorgefertigte
Teile).
-
Bevorzugt
gehen das erste Lehrengewinde und das zweite Lehrengewinde unmittelbar
ineinander über
oder bilden Teilbereiche eines durchgehenden Gewindeprofils.
-
Wenn
das zu prüfende
Gewinde ein Innengewinde ist, sind das erste Lehrengewinde und das zweite
Lehrengewinde jeweils Außengewinde,
und wenn das zu prüfende
Gewinde ein Außengewinde ist,
sind das erste Lehrengewinde und das zweite Lehrengewinde jeweils
Innengewinde.
-
Das
Gewindeprofil des ersten Lehrengewindes ist insbesondere so gestaltet,
dass das erste Lehrengewinde bei nicht unterhalb des oder der Mindestmaße(s) liegendem
oder liegenden Maß(en)
des zu prüfenden
Gewindes vollständig
in oder auf das zu prüfende
Gewinde ein- oder aufdrehbar ist und bei unterhalb des oder der
Mindestmaße(s)
liegendem oder liegenden Maß(en)
des zu prüfenden
Gewindes nicht vollständig
in oder auf das zu prüfende
Gewinde ein- oder aufdrehbar ist.
-
Das
Gewindeprofil des zweiten Lehrengewindes ist insbesondere so gestaltet
ist, dass das zweite Lehrengewinde bei nicht oberhalb des oder der
Maximalmaße(s)
liegendem oder liegenden Maß(en)
des zu prüfenden
Gewindes maximal bis zu einem vorgegebenen Umdrehungswinkel, insbesondere
zwei Umdrehungen (720°),
in oder auf das zu prüfende
Gewinde ein- oder aufdrehbar ist und bei oberhalb des oder der Maximalmaße(s) liegendem oder
liegenden Maß(en)
des zu prüfenden
Gewindes weiter als der vorgegebene Umdrehungswinkel, insbesondere
zwei Umdrehungen, in oder auf das zu prüfende Gewinde ein- oder aufdrehbar
ist.
-
Das
oder ein mit dem ersten Lehrengewinde geprüfte(s) oder prüfbare(s)
Minimalmaß ist
vorzugsweise ein vorgegebener Minimalabstand von Gewindeflanken
oder ein vorgegebener minimaler Flankendurchmesser oder ein vorgegebener
minimaler einfacher Flankendurchmesser des zu prüfenden Gewindes und/oder eine
vorgegebene Minimallänge
von Gewindeflanken oder ein vorgegebener radialer Abstand des Gewindegrunds
des zu prüfen den
Gewindes (oder: ein Außendurchmesser
eines Innengewindes oder Innendurchmesser eines Außengewindes).
-
Das
erste Lehrengewinde kann gegebenenfalls auch die Gewindesteigung
des zu prüfenden Gewindes
prüfen.
Das erste Lehrengewinde ist in diesem Fall oder auch unabhängig davon
in einer Ausführungsform
axial zur Drehachse so lang ausgebildet, dass genügend Gewindegänge und
die dadurch akkumulierten möglichen
Steigungsfehler des zu prüfenden
Gewindes erfasst werden, um bei unzulässigen Abweichungen eine Verschlechterung
der Ein- oder Aufdrehbarkeit
oder eine Erhöhung
des Drehmoments feststellen zu können.
Beispielsweise ist die Gewindelänge
des ersten Lehrengewindes dann wenigstens 50 %, vorzugsweise wenigstens
80 %, der Gewindelänge
des zu prüfenden
Gewindes und/oder größer als
die Gewindelänge
des zweiten Lehrengewindes.
-
In
einer anderen Ausführungsform,
in der das gute Einlaufverhalten der Gewindelehre durch das erste
Lehrengewinde als Einlaufgewinde im Vordergrund steht, kann es dagegen
von Vorteil sein, wenn das erste Lehrengewinde vergleichsweise kurz ist,
beispielsweise seine Gewindelänge
weniger als die Hälfte
oder sogar ein Drittel der Gewindelänge des zu prüfenden Gewindes
und/oder kleiner als die Gewindelänge des zweiten Lehrengewindes
ist.
-
Das
oder ein mit dem zweiten Lehrengewinde geprüfte(s) oder prüfbare(s)
Maximalmaß ist
bevorzugt ein vorgegebener Maximalabstand von Gewindeflanken oder
ein vorgegebener maximaler Flankendurchmesser oder ein vorgegebener
maximaler einfacher Flankendurchmesser des zu prüfenden Gewindes.
-
Das
erste Lehrengewinde weist vorzugsweise zumindest im unmittelbar
dem zweiten Lehrengewinde benachbarten Bereich einen äußeren Radius auf,
der gleich ist zu dem äußeren Radius
des zweiten Lehrengewindes.
-
Der äußere Radius
des ersten Lehrengewindes kann nun über dessen axiale Länge im Wesentlichen
konstant sein.
-
In
einer vorteilhaften Ausführungsform
der Gewindelehre nimmt der äußere Radius
des ersten Lehrengewindes über
dessen axiale Länge
in axialer Richtung zur Drehachse von einem (zuerst in oder auf
das zu prüfende
Gewinde in Eingriff gebrachte) Ende (Stirnseite) der Gewindelehre
gesehen im Wesentlichen monoton zu, wenn das erste Lehrengewinde
ein Außengewinde
ist (das zu prüfende
Gewinde also ein Innengewinde ist), und monoton ab, wenn das erste
Lehrengewinde ein Innengewinde ist (das zu prüfende Gewinde ein Außengewinde
ist). Diese monotone Zunahme oder Abnahme des äußeren Radius des ersten Lehrengewindes
verbessert die Eigenschaften des ersten Lehrengewindes als Einlaufgewinde
und verläuft
insbesondere gemäß einer
Geraden oder linearen Funktion, also mit konstanter Steigung oder
erster Ableitung nach der axialen Koordinate, oder das erste Lehrengewinde
verläuft
konisch unter einem vorgegebenen Winkel, der insbesondere zwischen
0,5° und
5°, liegt.
-
Der äußere Radius
des zweiten Lehrengewindes über
dessen axiale Länge
wird im Allgemeinen im Wesentlichen konstant gewählt.
-
Der
Begriff äußerer Radius
oder außen
ist hinsichtlich des radial am Weitesten in das zu prüfende Gewinde
eindringenden Bereichs des Gewindeprofils (Gewindezahnkopf) des
Lehrengewindes zu verstehen und gilt zunächst radial von der Drehachse gesehen
unmittelbar für
Außengewinde
als Lehrengewinde (oder Innengewinde als zu prüfende Gewinde), soll aber analog
auch bei Innengewinden als Lehrengewinden (Außengewinden als zu prüfenden Gewinden)
gelten, bei denen man auch radial zur Drehachse vom inneren Radius
sprechen könnte.
-
In
einer vorteilhaften Ausführungsform
ist der äußere Radius
oder Außendurchmesser
des ersten Lehrengewindes über
dessen gesamte Gewindelänge
nicht. größer, vorzugsweise
kleiner und nur am Übergang
zum zweiten Lehrengewinde gleich groß, als bzw. wie der äußere Radius
oder Außendurchmesser
des ersten Lehrengewindes über
dessen gesamte Gewindelänge.
Dies gilt radial zur Drehachse gesehen, wenn die beiden Lehrengewinde
Außengewinde
sind, das zu prüfende
Gewinde also ein Innengewinde ist. Wenn hingegen die beiden Lehrengewinde
Innengewinde sind, das zu prüfende
Gewinde also ein Außengewinde
ist, so kann man radial zur Drehachse dieses Merkmal gesehen durch
Vertauschen der Begriffe innen und außen so formulieren, dass der
innere Radius oder Innendurchmesser des ersten Lehrengewindes über dessen
gesamte Gewindelänge
nicht kleiner, vorzugsweise größer und nur
am Übergang
zum zweiten Lehrengewinde gleich groß, als bzw. wie der innere
Radius oder Innendurchmesser des ersten Lehrengewindes über dessen
gesamte Gewindelänge
ist.
-
Ein
Gewindeprofil, sei es das Gewindeprofil des zu prüfenden Gewindes
oder ein Gewindeprofil der Gewindelehre ist in der üblichen
Weise als Kontur eines Querschnitts des Gewindeganges senkrecht zu
dessen spiral- oder schraubenförmigen
Verlauf oder auch als Kontur eines Längsschnittes durch den Gewindegang
in einer die Gewindemittelachse enthaltenden Schnittebene definiert.
-
Zusätzlich kann
zwischen dem Ende der Gewindelehre und dem ersten Lehrengewinde
ein konisch verlaufender (zusätzlicher)
Einlaufbereich zum besseren Einführen
oder Einfädeln
in das zu prüfende
Gewinde vorgesehen sein, der auch unvollständige Gewindegänge aufweisen
kann..
-
Mit
der Gewindelehre gemäß der Erfindung werden
bevorzugt metrische Gewinde, insbesondere metrische ISO-Gewinde,
gelehrt, wobei dann vorzugsweise das erste Lehrengewinde im Wesentlichen
als Gut-Lehrengewinde und das zweite Lehrengewinde im Wesentlichen
als Ausschuss-Lehrengewinde, insbesondere jeweils nach der Norm
ISO 1502, ausgebildet sind. Es können
mit der Gewindelehre gemäß der Erfindung
aber auch alle anderen gängigen
Gewindetypen, also neben metrischen Gewinden auch Rohrgewinde, US
Unified Gewinde (z.B. UNC, UNF), MJ-Gewinde, US UNJ-Gewinde, kegelige
Gewinde, zylindrische Gewinde, Trapezgewinde, Rundgewinde, Sägengewinde,
Whitworth-Gewinde und auch Sondergewinde wie Kugelumlaufgewinde
oder Self-Lock-Gewinde gelehrt oder geprüft werden, wobei dann die Gewindeprofile
der Lehrengewinde entsprechend angepasst werden.
-
Die
Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen weiter erläutert. Dabei
wird auch auf die Zeichnungen Bezug genommen, in deren
-
1 eine
Gewindelehre in einer Gesamtansicht,
-
2 ein
Teil eines Schnitts durch die Gewindelehre gemäß 1 ausgehend
von der Linie A-A in 1,
-
3 ein
weiterer Schnitt durch die Gewindelehre gemäß 1 aus gehend
von der mit B-B bezeichneten Linie in 1,
-
4 eine
Fotografie eines Gewindeprofils einer Gewindelehre, insbesondere
gemäß 1 bis 3,
jeweils
schematisch dargestellt sind. Einander entsprechende Teile und Größen sind
in den 1 bis 4 mit denselben Bezugszeichen
versehen.
-
Die
Gewindelehre 1 gemäß 1 weist
eine zentrale Drehachse A auf, um die die gesamte Gewindelehre 1 in
einem Drehsinn D drehbar ist. Ein radialer Abstand oder Radius von
der Drehachse A ist mit R bezeichnet. Die Gewindelehre 1 umfasst
ausgehend von ihrem stirnseitigen Ende 10 zunächst einen
Einlaufbereich 11, der insbesondere konisch unter dem Kegelwinkel α1, der beispielsweise
30° beträgt, verläuft und
axial zur Drehachse A, im Anschluss daran ein erstes Lehrengewinde 2 und
wiederum unmittelbar anschließend
an das erste Lehrengewinde 2 ein zweites Lehrengewinde 3.
An der vom ersten Lehrengewinde 2 abgewandten Seite des zweiten
Lehrengewindes 3 schließt sich dann ein konisch nach
innen zulaufender Übergangsbereich 4 und
ein zylindrischer Zentralbereich oder Schaftbereich 5 an
und daran wiederum ein Einspannbereich 6 zur Einspannung
der Gewindelehre 1 in eine Werkzeugspindel zum maschinell
unterstützten
Lehren oder Prüfen von
Gewinden. Anstelle des Einspannbereiches 6 kann aber auch
ein Griff zur manuellen Handhabung der Gewindelehre 1 vorgesehen
sein.
-
Das
erste Lehrengewinde 2 weist die axiale Länge L1 und
das zweite Lehrengewinde 3 die axiale Länge L2 auf.
-
Im
Beispiel der 1 ist die Länge L1 des ersten Lehrengewindes 2 relativ
kurz, insbesondere kürzer
als die Länge
L2 des zweiten Lehrengewindes 3, gewählt. Dies ist vor allem dann
sinnvoll, wenn das erste Lehrengewinde 2 (auch) als Einlaufgewinde zum
besseren Einführen
oder Einfädeln
der Gewindelehre 1 in das zu lehrende Gewinde dient und
Steigungsfehler im zu prüfenden
Gewinde das Ergebnis nicht verfälschen
sollen oder Abweichungen der Gewindesteigung sich nicht nachteilig
auf die Einführbarkeit
des ersten Lehrengewindes 2 und damit der ganzen Gewindelehre 1 auswirken
sollen. Eine Abweichung der Gewindesteigung führt nämlich zu akkumulierten Steigungsfehlern
und damit schneller zu einer entsprechenden Verklemmung je mehr
Gewindegänge
von erstem Lehrengewinde 2 und zu prüfendem Gewinde parallel in
Eingriff sind. Ferner ist eine kürzere
Gewindelänge
L1 dann vorteilhaft, wenn eine Prüfung der Gewindesteigung des
zu lehrenden Gewindes durch das erste Lehrengewinde 2 nicht vorgesehen
ist, beispielsweise weil schon durch Maßnahmen bei der Gewindefertigung
(z.B. Drehmomentmessung beim Gewindeschneiden oder Gewindeformen)
sichergestellt ist, dass die Gewindesteigung innerhalb der zulässigen Toleranzen
liegt oder ausreichend maßhaltig
ist.
-
Die
Länge L1
des ersten Lehrengewindes 2 kann aber auch, abweichend
von 1, länger
gewählt
werden, insbesondere auch länger
als die Länge
L2 des zweiten Lehrengewindes 3 und/oder wenigstens 50
%, vorzugsweise wenigstens 80 %, der Gewindelänge des zu prüfenden Gewindes.
Dies gilt insbesondere, wenn keine unzulässigen Fehler bei der Gewindesteigung
zu erwarten sind oder die Gewindesteigung nicht geprüft werden
soll.
-
2 zeigt
einen Ausschnitt des ersten Lehrgewindes 2 in einem Längsschnitt
und 3 einen Ausschnitt des zweiten Lehrgewindes 3 in
einem Längsschnitt.
-
Das
erste Lehrengewinde 2 und das zweite Lehrengewinde 3 weisen
denselben an den Gewindedrehsinn des zu prüfenden Gewindes angepassten
Gewindedrehsinn auf, der dem Drehsinn D entspricht, sind also beide
Rechtsgewinde oder beide Linksgewinde, und stimmen auch in der Gewindesteigung
P überein,
die an die Gewindesteigung des zu prüfenden Gewindes angepasst ist.
-
Das
erste Lehrgewinde 2 weist im dargestellten Längsschnitt
als Gewindeprofil Gewindezähne 20 auf,
die jeweils um die Gewindesteigung P axial zur Drehachse A zueinander
versetzt sind. Die Flanken der Gewindezähne 20 sind mit 21 bezeichnet
und der jeweils zwischen den Gewindezähnen 20 liegende Gewindegrund
mit 22.
-
Bei
dem ersten Lehrgewinde 2 verlaufen die Gewindeflanken 21 Linear
unter einem Winkel β zur Senkrechten
zur Drehachse A und damit unter einem Winkel von 2β zueinander.
Der Winkel β kann
beispielsweise 30° betragen.
Die radiale Abmessung oder der radiale Abstand von der Drehachse
A am Gewindegrund 22 ist mit R1i als innerer Radius bezeichnet.
Der Zahnkopf der Gewindezähne 20 oder, mit
anderen Worten, die radial gesehen außen liegenden Außenseiten
des ersten Lehrgewindes 2 sind abgeflacht und verbinden
somit in einem linearen Verlauf die beiden linearen Zahnflanken 21.
Der entsprechende Außenradius
oder äußerste radiale
Abstand von der Drehachse A zumindest des in 2 rechts
dargestellten Gewindezahnes 20 ist mit R1a bezeichnet.
-
Wie
in 1 dargestellt, nimmt der Außenradius R1a des ersten Lehrgewindeprofils 2 über dessen
Länge L1
axial zur Drehachse A von dem Ende 10 zum Einspannbereich 6 hin
gesehen leicht zu, insbesondere konisch unter einem Winkel α2, der in
einem Bereich zwischen 0,5° und
5° liegen
kann.
-
Dadurch
wird das Einführen
des ersten Lehrgewindeprofils 2 in das zu lehrende oder
zu prüfende Gewinde
erleichtert. In 2 ist diese leichte konische
Anschrägung
des ersten Lehrgewindes 2 gemäß dem Winkel α2 nicht erkennbar,
kann aber auch vorgesehen sein. Ebenso kann der Außenradius
R1a im ersten Lehrgewinde 2 aber auch auch konstant sein.
-
Das
zweite Lehrgewindeprofil 3 weist in dem in 3 dargestellten
Längsschnitt
Gewindezähne 30 auf
mit linearen Gewindeflanken 31, die ebenso wie die Gewindeflanken 21 des
ersten Lehrgewindeprofils 2 unter einem Winkel β zur Senkrechten
und unter einem Winkel 2β zueinander
gerichtet sind, wobei der Winkel β bei
dem ersten Lehrgewinde 2 und dem zweiten Lehrgewinde 3 in
der Regel gleich ist. Auch die Gewindesteigung P des zweiten Lehrgewindes 3,
also die axiale Beabstandung der Gewindezähne 30, ist bei dem
zweiten Lehrgewinde 3 identisch zu dem ersten Lehrgewinde 2.
-
Der
innere Radius R2i des zweiten Lehrgewindes 3 ist bevorzugt
gleich zu dem inneren Radius R1i des ersten Lehrgewindes 2 gewählt.
-
Im
Unterschied zum ersten Lehrgewinde 2 weist das zweite Lehrgewinde 3 in
der Ausführungsform
gemäß 3 am
Gewindegrund 32 einen Einstich der axialen Länge l auf,
dessen Flanken einen Winkel γ einschließt, der
kleiner ist als der Winkel 2β zwischen
den Gewindeflanken 31 und beispielsweise zwischen 20° und 40° liegt. Dadurch
sind die Gewindeflanken 31 des zweiten Lehrgewindes 3 gegenüber den
Gewindeflanken 21 des ersten Lehrgewindes 2 verkürzt. Ein
solcher Einstich kann aber auch entfallen.
-
Der äußere Radius
oder die radiale Außenabmessung
R2a der Gewindezähne 30 und
des zweiten Lehrengewindes 3 ist bevorzugt über alle Gewindezähne 30 oder
die gesamte Länge
L2 konstant.
-
Das
erste Lehrengewinde 2 und das zweite Lehrengewinde 3 gehen
unmittelbar ineinander über, bilden
also ein gemeinsames Lehrengewinde der Gewindesteigung P, wie in 4 zu
erkennen. Dabei gehen die unterschiedli chen Gewindeprofile der Gewindezähne 20 und 30,
insbesondere deren Gewindeflanken 21 und 31 und
der dazwischenliegenden Gewindegründe 22 und 32,
ineinander über,
wobei ein kontinuierlicher oder stetiger Übergang vorgesehen sein kann
oder auch ein stufenartiger oder sofortiger Übergang.
-
Beim Übergang
zwischen den beiden Lehrengewinden 2 und 3 ist
also R1a = R2a und über
den restlichen Bereich der Gewindelänge L1 bzw. L2 gilt R1a < R2a in der dargestellten
Ausführungsform oder
R1a = R2a, wenn R1a über
L1 und R2a über
L2 konstant sind, jeweils im Gegensatz zum Stand der Technik, bei
dem die Gutlehre immer einen größeren Außendurchmesser
aufweist als die Ausschusslehre.
-
In 2 ist
auch der Radius R1f eingezeichnet, der dem halben einfach Flankendurchmesser des
als Außengewinde
ausgebildeten ersten Lehrgewindes 2 entspricht. Die Gewindeflanken 21 benachbarter
Gewindezähne 20 sind
beim einfachen Flankendurchmesser 2·R1f um die halbe Steigung
P/2 voneinander beabstandet. Der halbe einfache Flankendurchmesser
ist beim zweiten Lehrgewinde 3 mit R2f bezeichnet.
-
Ferner
sind die Zahnköpfe
der Gewindezähne 30 des
zweiten Lehrgewindes 3 breiter ausgebildet, das heißt, in dem
dargestellten linearen Verlauf axial länger, als die Gewindezähne 20 des
ersten Lehrgewindes 2. Dadurch sind die Gewindeflanken 21 des
ersten Lehrgewindes 2 gegenüber den Gewindeflanken 31 des
zweiten Lehrgewindes 3 nach oben verlängert, und zwar um die Differenz
R1f-R2f der halben einfachen Flankendurchmesser R1f und R2f. Man
erkennt beispielsweise durch Vergleich von 2 und 3,
dass der einfache Flankendurchmesser 2·R2f bei dem zweiten Lehrgewinde 3 relativ dem
Zahnkopf des Gewindezahnes 30 näher liegt oder weiter außen liegt
als der einfache Flankendurchmesser 2·R1f beim ersten Lehrgewinde 2 relativ
zu dem Zahnkopf von dessen Gewindezahn 20. Der einfache
Flankendurchmesser 2·R1f
des ersten Lehrgewindes 2 ist nun an das Kleinstmaß oder den Mindestwert
des zu prüfenden
Innengewinde-Flankendurchmessers angepasst. Der inneren Radius R1i
des Gewindegrundes 22 des ersten Lehrge windes 2 ist
an das Kleinstmaß des
Kerndurchmessers des zu prüfenden
Innengewindes angepasst.
-
Beim
zweiten Lehrgewinde 3 ist dagegen der einfache Flankendurchmesser
2·R2f
an das vorgeschriebene Größtmaß des Werkstück-Innengewindes
so angepasst, dass das zweite Lehrgewinde 3 nicht mehr
in das zu prüfende
Innengewinde eindrehbar ist, wenn der Ist-Flankendurchmesser des
Werkstück-Innengewindes
das vorgeschriebene Größtmaß unterschreitet.
-
Es
gilt somit R1f < R2f über die
gesamten Gewindelängen
L1 und L2 oder, mit anderen Worten, dass die Gewindezähne 30 oder
das Gewindeprofil des zweiten Lehrengewindes 3 breiter
sind als die Gewindezähne 20 oder
das Gewindeprofil des ersten Lehrengewindes 2.
-
Anstelle
des einfachen Flankendurchmessers R1f oder R2f kann auch der vorne
definierte Flankendurchmesser oder ein Abstand der Flanken bei einem
beliebig vorgegebenen Radius vorgesehen sein.
-
Beim
Herstellen der Gewindelehre 1 wird zunächst der Einlaufbereich 11 erzeugt,
anschließend das
Gewindeprofil des zweiten Lehrengewindes 3 über die
gesamte Länge
L1 + L2 geschliffen und dann dieses Gewindeprofil im Bereich der
Länge L1 nachgeschliffen,
insbesondere an den Flanken oder auch am Gewindegrund, um das (in
den Gewindezähnen
schlankere) Gewindeprofil des ersten Lehrengewindes 2 zu
erzeugen.
-
Die
dargestellte Gewindelehre 1 ist für ein metrisches Innengewinde
vorgesehen. Vorzugsweise werden deshalb das erste Lehrengewinde 2 als Gut-Lehrgewinde ISO 1502
und das zweite Lehrengewinde 3 als Ausschuss-Lehrgewinde gemäß ISO 1502
ausgebildet, wobei die vorbezeichneten Abweichungen vorgenommen
werden können,
insbesondere die konische Zunahme des Außenradius R1a unter dem Winkel α2 des ersten
Lehrgewindes (Gut-Lehrgewinde) 2. Abweichend von den dargestellten
Ausführungsformen
können
also auch alle anderen in der ISO 1502 zum Lehren von metri schen ISO-Gewinden
vorgesehenen Varianten verwendet werden, insbesondere auch Varianten
ohne Einstich am Gewindegrund 32 des zweiten Lehrengewindes 3.
-
Ferner
kann in entsprechender Weise auch eine Gewindelehre zum Lehren von
Außengewinden ausgebildet
sein, wobei dann die das erste Lehrgewinde 2 und das zweite
Lehrgewinde 3 Innengewinde sind und entsprechend der konische
Verlauf des ersten Lehrgewindes 2 umgedreht wird, also
dessen radialer Abstand R1a von der Drehachse zur Drehachse hin
vom Ende der Gewindelehre hin abnimmt statt, wie in 1,
zunimmt, der Winkel α2
also durch –α2 zu ersetzen
ist. Auch im Falle der Lehrung von metrischen Außengewinden sind das erste
Lehrengewinde und das zweite Lehrengewinde vorzugsweise gemäß ISO 1502
ausgebildet.
-
Bei
der Lehrung anderer Gewinde als metrischer Gewinde ist/sind die
Gewindeprofile von erstem Lehrgewinde und zweitem Lehrgewinde entsprechend
anzupassen.
-
Unmittelbar
am Ende 10 der Gewindelehre 1 ist der Einlaufbereich 11 vorgesehen,
der sich konisch verbreitert unter dem Winkel α1, der beispielsweise 30° betragen
kann. In diesem Einlaufbereich 11 sind insbesondere, wie
in 4 zu erkennen, unvollständige Gewindegänge des
Gewindeprofils ausgebildet, die erst im Bereich des ersten Lehrgewindeprofils 2 dann
vollständig
ausgebildet sind. Zwischen dem zweiten Lehrgewinde 3 und
dem Schaft 5 ist ein konisch sich unter dem Winkel α3 verjüngender
Zwischenbereich 4 vorgesehen. Der Winkel α3 kann zwischen
15° und
25° liegen.
-
Beim
Prüfvorgang
eines Innengewindes wird die Gewindelehre 1 mit ihrem Ende 10 zuerst
in das zu prüfende
Innengewinde wird zunächst über den konischen
Einlaufbereich 11 schließlich das erste Lehrengewinde 2 in
Eingriff gebracht. Das erste Lehrengewinde 2 muss sich
(als Gut-Lehrgewinde) vollständig
in das zu prüfende
Gewinde eindrehen lassen, das heißt, die Gewindeflanken 21 des
ersten Lehrgewindes 2 dürfen
nicht an den zugehörigen Gewindeflanken
des zu prüfenden
Innengewindes (nicht dargestellt) anschlagen. Anderenfalls sind
nämlich die
Gewindeflanken des zu prüfenden
Gewindes zumindest axial nicht genügend weit voneinander beabstandet
und das erzeugte Gewinde müsste
noch einmal nachbearbeitet werden oder gleich als Ausschuss aus
dem Fertigungsprozess genommen werden. Im Anschluss an das erste
Lehrengewinde 2 greift dann das zweite Lehrengewinde 3 mit
der gleichen Drehbewegung der Gewindelehre 1 in das zu prüfende Gewinde
ein. Das zweite Lehrengewinde 3 prüft nun nach Art einer Ausschusslehre,
vorausgesetzt, dass die das erste Lehrgewinde 2 die Einhaltung
der Mindestmaße
des zu prüfenden
Gewindes festgestellt hat, also in das zu prüfende Gewinde eindrehbar war,
ob der (einfache) Flankendurchmesser des zu prüfenden Innengewindes nicht
das vorgeschriebene Höchstmaß überschreitet.
Dazu darf das zweite Lehrgewinde 3 gar nicht oder nur maximal
um einen bestimmten Umdrehungswinkel von maximal zwei Umdrehungen
(720°)
in das zu prüfende
Gewinde eingeschraubt werden können.
Anderenfalls ist der Flankenabstand der Gewindeflanken des zu prüfenden Gewindes
zu groß und
das zu prüfende
Gewinde muss als Ausschuss aus dem Fertigungsprozess genommen werden.
-
- 1
- Gewindelehre
- 2
- erste
Lehrengewinde
- 3
- zweites
Lehrengewinde
- 4
- Übergangsbereich
- 5
- Schaftbereich
- 6
- Einspannbereich
- 10
- Ende
- 11
- Einlaufbereich
- 15
- Zylinder
- 20
- Gewindezahn
- 21
- Gewindeflanke
- 22
- Gewindegrund
- 30
- Gewindezahn
- 31
- Gewindeflanke
- 32
- Gewindegrund
- A
- Drehachse
- D
- Drehsinn
- P
- Gewindesteigung
- R
- Radius
- R1i,
R2i
- innerer
Radius
- R1a,
R2a
- äußerer Radius
- R1f,
R2f
- halber
Flankendurchmesser
- α1, α2, α3
- Winkel
- β
- Winkel