DE19953677C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung einer Entgleisung eines spurgebundenen Fahrzeugs - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung einer Entgleisung eines spurgebundenen FahrzeugsInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erkennung einer Entgleisung eines spurgebundenen Fahrzeugs. DOLLAR A Es ist vorgesehen, daß eine Beschleunigung eines mit der Fahrspur direkt oder indirket in Kontakt stehenden Bauelementes des spurbgebundenen Fahrzeugs vertikal und/oder quer zu einer Fahrtrichtung ermittelt wird, diese Ist-Beschleunigung mit wenigstens einem vorgebbaren Grenzwert verglichen wird und bei Unterschreiten und/oder Überschreiten des Grenzwertes auf eine Entgleisung erkannt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vor
richtung zur Erkennung einer Entgleisung eines spur
gebundenen Fahrzeugs.
Es ist bekannt, daß spurgebundene Fahrzeuge, bei
spielsweise Personenwagen, Güterwagen, Triebfahr
zeuge, U-Bahnen, S-Bahnen, Straßenbahnen oder der
gleichen mittels Radsätzen entlang einer Fahrspur,
insbesondere von Schienen, bewegbar sind. Die Rad
sätze rollen hierbei über die Schienen ab und über
nehmen einerseits eine Führung der Fahrzeuge und an
dererseits eine Übertragung einer Antriebs- bezie
hungsweise Bremsenergie. Bekannt ist, daß infolge von
technischen Problemen, beispielsweise Material
ermüdungen oder dergleichen, oder von auf den
Schienen befindlichen Hindernissen, es zu einer Ent
gleisung der Fahrzeuge kommen kann. Dies ist regel
mäßig mit hohen materiellen und gegebenenfalls
personellen Schäden verbunden. Insbesondere kann das
Entgleisen eines einzelnen Radsatzes eines Zuges zur
Auslösung einer Kettenreaktion führen, infolgedessen
mehrere Fahrzeuge des Zuges entgleisen und erhebli
chen Schaden verursachen können.
Allgemein sind Beschleunigungssensoren bekannt. Diese
werden in vielfältigen Gebieten der Technik einge
setzt, um eine auf Baugruppen oder dergleichen ein
wirkende Beschleunigung zu detektieren. Die Be
schleunigungssensoren umfassen in der Regel schwin
gend aufgehängte seismische Massen, die bei einer Be
schleunigungseinwirkung auslenken. Die Auslenkung der
seismischen Masse wird erfaßt und hieraus ein der
einwirkenden Beschleunigung proportionales Ausgangs
signal bereitgestellt.
Aus der DE 25 07 645 A1 ist eine Anordnung zur
Erfassung, Übertragung und Überwachung von Messwerten
bekannt, mittels der entgleiste Achsen eines spur
gebundenen Fahrzeugs erkannt werden können. Hierzu
wird vorgeschlagen, an einem Achslager eines
Eisenbahnwagens ein Messgerät vorzusehen, das einen
Beschleunigungsmesser umfasst, mittels dem die beim
Entgleisen einer Achse auftretenden starken Erschüt
terungen erkannt werden sollen. Diese von den
Erschütterungen herrührenden Beschleunigungen werden
auf Überschreiten eines eingespeicherten Grenzwertes
geprüft. Bei der bekannten Anordung ist nachteilig,
dass eine Auswertung der Beschleunigungen nur stark
fehlerbehaftet erfolgen kann, da keine Ausgangs
bedingungen vorliegen. Somit ist ein frühzeitiges
Erkennen einer Entgleisung nicht möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Ver
fahren und eine Vorrichtung der gattungsgemäßen Art
anzugeben, mittels denen in einfacher Weise eine Ent
gleisung eines Fahrzeugs frühzeitig durch eine ver
besserte Auswertung gemessener Beschleunigungssignale
erkannt werden kann.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Ver
fahren mit den im Anspruch 1 genannten Merkmalen ge
löst. Dadurch, daß eine Beschleunigung eines mit der
Fahrspur direkt oder indirekt in Kontakt stehenden
Bauelementes des spurgebundenen Fahrzeugs vertikal
und/oder quer zu einer Fahrrichtung ermittelt wird
und wobei die Beschleunigung mit einem Beschleuni
gungssensor gemessen wird und ein von ihm geliefertes
Signal zweifach über die Zeit integriert wird und
dieses zweifach integrierte Beschleunigungssignal mit
einem oberen und/oder unteren Grenzwert (Gu, Gs)
verglichen wird und bei Unterschreiten und/oder
Überschreiten des Grenzwertes auf eine Entgleisung
erkannt wird, ist vorteilhaft möglich, unmittelbar
nach Auftreten einer Entgleisung diese sicher zu
detektieren. Hierbei wird der Umstand ausgenutzt, daß
bei Entgleisung eines Radsatzes dieser - durch Ab
kommen von der Fahrspur - eine Beschleunigung
vertikal und/oder quer zur Fahrtrichtung erfährt, die
als Eintritt eines Ereignisses, hier einer Ent
gleisung, auswertbar ist. Durch die zweifache
Integration des Beschleunigungssignals kann die
Auswertung von - sich auch ändernden - definierten
Messbedingungen aus erfolgen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe ferner durch eine
Vorrichtung mit den im Anspruch 12 genannten Merk
malen gelöst. Dadurch, daß einem direkt oder indirekt
mit der Fahrspur in Kontakt stehenden Bauelement des
spurgebundenen Fahrzeugs ein Beschleunigungssensor
zugeordnet ist, der Beschleunigungssensor mit einer
Datenerfassungs- und Auswerteeinheit verbunden ist,
wobei die Datenerfassungs- und Auswerteeinheit das
vom Beschleunigungssensor gelieferte Signal zweifach
über der Zeit integriert, und das verarbeitete Signal
mit wenigstens einem oberen und/oder unteren vorgeb
baren Grenzwert vergleicht und bei Unterschreiten
und/oder Überschreiten des Grenzwertes eine Aktion,
insbesondere ein Abbremsen des spurgebundenen Fahr
zeugs, auslösbar ist, läßt sich in einfacher Weise
die während des bestimmungsgemäßen Einsatzes der
spurgebundenen Fahrzeuge, auf die mit dem Beschleu
nigungssensor ausgestatteten Bauelement einwirkenden,
insbesondere vertikal und quer zu einer Fahrtrichtung
einwirkenden Beschleunigungen, detektieren und
gegebenenfalls eine entsprechende Gegenmaßnahme bei
Entgleisung initiieren.
Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung er
geben sich aus den übrigen, in den Unteransprüchen
genannten Merkmalen.
Die Erfindung wird nachfolgend in einem Ausführungs
beispiel anhand der zugehörigen Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht eines Fahr
gestells eines Eisenbahnwagens;
Fig. 2 einen prinzipiellen Verlauf eines zweifach
integrierten Beschleunigungssignals;
Fig. 3 schematisch in einem Diagramm die Bestim
mung der Länge von Integrationsintervallen
und
Fig. 4 schematische Kennlinienverläufe zur Bestim
mung der Anfangsparameter eines Integra
tionsintervalls.
Fig. 1 zeigt schematisch ein Fahrzeug 10, das in
Fahrtrichtung 12 auf einem Gleis 14 bewegbar ist. Bei
dem Fahrzeug 10 handelt es sich beispielsweise um
einen Güterwagen oder Personenwagen eines Zuges, um
ein Triebfahrzeug oder dergleichen eines Zuges, einen
Straßenbahnwagen, U-Bahnwagen, S-Bahnwagen oder der
gleichen. Das Gleis 14 besteht bekannterweise aus
zwei parallel zueinander angeordneten Schienen, die
auf einem entsprechenden Unterbau angeordnet sind.
Das Gleis 14 bildet eine Fahrspur 16 für das Fahrzeug
10. Das Fahrzeug 10 umfaßt wenigstens ein Drehgestell
18, das über ein sekundäres Federungssystem 20 mit
einem Wagenkasten 22 des Fahrzeugs 10 verbunden ist.
Nach weiteren Ausführungsbeispielen besitzen die
Fahrzeuge kein sekundäres Federungssystem 20. Dem
Drehgestell 18 ist wenigstens ein, hier zwei Radsätze
24, zugeordnet. Das Drehgestell 18 stützt sich über
ein primäres Federungssystem 26 an einem Radsatz
lagergehäuse 28 ab. Ein derartiger Aufbau eines
Fahrgestells von Wagen 10 ist allgemein bekannt, so
daß hierauf im Rahmen der vorliegenden Beschreibung
nicht näher eingegangen werden soll.
Die Funktion der primären Federungssysteme 26 und
sekundären Federungssysteme 20 besteht darin, während
des bestimmungsgemäßen Einsatzes des Fahrzeugs 10
auftretende Stöße im Schienenweg zu dämpfen, so daß
der Wagenkasten 22 des Fahrzeugs 10 von gegebenen
Stößen im wesentlichen unbeeinflußt ist.
Dem primären Federungssystem 26 ist ein Beschleuni
gungssensor 30 zugeordnet. Der Beschleunigungssensor
30 ist hierbei an einem fest mit dem Radsatzlager
gehäuse 28 und damit dem Radsatzlager verbundenen
Bauelement 32 verbunden. Ein derartiger Beschleuni
gungssensor 30 ist an wenigstens einem Radsatz 28
eines Drehgestells 18 vorgesehen. Hierbei ist bevor
zugt, wenn beiden Rädern eines Radsatzes 28 jeweils
ein Beschleunigungssensor 30 zugeordnet ist. Die
Beschleunigungssensoren 30 besitzen - entsprechend
dem in Fig. 1 angedeuteten Koordinatensystem -
wenigstens eine in z-Richtung verlaufende Detektionsrichtung.
Vorzugsweise sind Beschleunigungssensoren
30 eingesetzt, die eine Detektionsrichtung in z-Rich
tung und y-Richtung besitzen. Denkbar sind auch Be
schleunigungssensoren 30, die in z-Richtung, y-Rich
tung und x-Richtung Beschleunigungseinwirkungen
detektieren können. Hierbei ist im Rahmen der vor
liegenden Erfindung eine Beschleunigungseinwirkung in
x-Richtung, das heißt in beziehungsweise ent
gegengesetzt der Fahrtrichtung 12, uninteressant. Die
z-Richtung ist vertikal zur Fahrtrichtung 12 und die
y-Richtung quer zur Fahrtrichtung 12 definiert.
Das Fahrzeug 10 umfaßt eine Datenerfassungs- und
Auswerteeinheit 31, die mit dem wenigstens einen Be
schleunigungssensor 30 verbunden ist. Die Daten
erfassungs- und Auswerteeinheit 31 ist ferner mit
Anzeigeeinrichtungen für einen Triebfahrzeugführer
des Fahrzeugs 10 und/oder mit Aktoren des Fahrzeugs
10 zum Einleiten eines Bremsvorgangs verbunden.
Aufbau und Wirkungsweise von Beschleunigungssensoren
sind allgemein bekannt, so daß hierauf im Rahmen der
vorliegenden Beschreibung ebenfalls nicht näher ein
gegangen werden soll.
Mittels des Beschleunigungssensors 30 wird eine
Beschleunigung des Bauelementes 32, und da dieses
fest mit dem Radsatzlager (Radsatzlagergehäuse 28)
verbunden ist, eine Beschleunigung der Räder des Rad
satzes 24 in z-Richtung erfaßt. Beim bestimmungs
gemäßen Einsatz des Fahrzeugs 10 werden in z-Richtung
wirkende Beschleunigungen durch Unebenheiten, Schienenstöße,
Weichenübergänge, Brückenein- oder -aus
fahrten, Tunnelein- oder -ausfahrten erfaßt. Bei
einer angenommenen Entgleisung des Radsatzes 24
springt dieses plötzlich von den Schienen des Gleises
14, so daß eine zusätzliche Beschleunigung zumindest
in z-Richtung (bei seitlichem Auslenken auch in y-
Richtung) erfolgt. Für das Erkennen einer derartigen
Entgleisung wird das vom Beschleunigungssensor 30 ge
lieferte Signal - wie nachfolgend beschrieben -
ausgewertet. Das vom Beschleunigungssensor 30 ge
lieferte Signal kann in der Datenerfassungs- und
Auswerteeinheit 31 zunächst einer Filterung, ins
besondere einer Tiefpaßfilterung, unterzogen werden,
um fahrbedingte Störsignalanteile zu eliminieren.
Zunächst wird ein ortsfestes Koordinatensystem defi
niert. Diese Definition erfolgt derart, wie in Fig.
1 hilfsweise eingetragen, daß zu einem Zeitpunkt t0
das Radsatzlager 28 einen Abstand S0 in Vertikal
richtung zum Ursprung des Koordinatensystems auf
weist. Während einer Fahrt des Zuges 10 in Fahrt
richtung 12 besitzt das Radsatzlager 28 zu beliebigen
Zeitpunkten ti jeweils einen beliebigen Abstand Si
zum Ursprung. In Fig. 1 ist hierzu beispielsweise
eingetragen, daß zum Zeitpunkt t1 der Abstand S1
beträgt. Durch die starre Kopplung des Beschleuni
gungssensors 30 mit dem Bauelement 32 (Radsatzlager
28) und dessen bekannte definierte Entfernung vom
Radsatzlager 28 kann mit Hilfe des Beschleunigungs
sensors 30 die Wegänderung ΔS = S1 - S0 beziehungs
weise allgemein formuliert ΔS = Sj - Sj-1 ermittelt
werden. Der Beschleunigungssensor 30 ist somit in
einer definierten, unveränderbaren Position zu dem
Berührungspunkt zwischen Rad und Schiene.
Diese in z-Richtung sich ergebenden Wegdaten werden
beziehungsweise können mit dem Beschleunigungssensor
30 nicht direkt ermittelt werden. Hierbei gilt, daß
der Informationsgehalt von Beschleunigungssignalen
geringer ist als der von Wegsignalen. Während sich
über die mathematische Ableitung der Wegsignale die
Beschleunigung ermitteln läßt, ist aus den Be
schleunigungssignalen (gemäß der Erfindung von dem
Beschleunigungssensor 30 geliefert) an sich nur über
die Kenntnis der Anfangsbedingungen der Weg ermittel
bar. Es wurde jedoch gefunden, daß auch ohne direkte
Wegmessung mittels des Beschleunigungssensors 30 eine
sichere Entgleisungserkennung des Fahrzeugs 10 mög
lich ist. Hierbei wird davon ausgegangen, daß die
Beziehung zwischen Weg, Geschwindigkeit und Be
schleunigung sich aus der Beziehung
ergibt. Hierbei ist ti-1 der Anfangszeitpunkt eines
betrachteten Integrationsintervalls, ti der Endzeit
punkt des Integrationsintervalls, V0 die Geschwindig
keit des Radsatzlagers 28 zum Zeitpunkt ti-1 in z-
Richtung und S0 der bereits erläuterte Abstand des
Radsatzlagers 28 zum Ursprung des Koordinatensystems;
a ist die mittels des Beschleunigungssensors 30
gemessene Beschleunigung des Radsatzlagers 28 in z-
Richtung; Si ist der Abstand des Radsatzlagers 28 vom
Ursprung des ortsfesten Koordinatensystems zum Zeit
punkt ti.
Fig. 2 verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen Weg,
Geschwindigkeit und Beschleunigung. Hierbei ist der
Weg (Abstand) S über der Zeit t aufgetragen. Zum
Zeitpunkt t0 beträgt der Abstand S0. Gleichzeitig ist
die Geschwindigkeit V0 zum Zeitpunkt t0 gegeben. Das
vom Beschleunigungssensor 30 bereitgestellte und in
der Datenerfassungs- und Auswerteeinheit 31 zweifach
integrierte Beschleunigungssignal ist mit 34 bezeich
net. Dieses verläuft mit Schwankungen um eine
Nullinie 36. Das zweifach integrierte Beschleuni
gungssignal 34 ist demnach sinkend oder steigend, je
nachdem ob der Abstand des Radsatzlagers 28 zum
Ursprung des ortsfesten Koordinatensystems abnimmt (S
wird kleiner) oder zunimmt (S wird größer). Das
zweifach integrierte Beschleunigungssignal 34 steigt
über der Zeit t in der Grundtendenz exponential an.
Dies ist durch in der Integration auftretende unver
meidliche Meßfehler und numerische Rechenfehler sowie
geologische Störeinflüsse bedingt. Um diese Fehler
quellen zu eliminieren, wird - wie nachfolgend noch
erläutert wird - für die Auswertung des zweifach
integrierten Beschleunigungssignals 34 jeweils ein
Gesamt-Integrationsintervall Δt = t1 - t0 festgelegt.
In Fig. 2 ist gleichzeitig ein Grenzbereich Gs ein
getragen, der von einem unteren Grenzwert Gu und
einem oberen Grenzwert Go definiert ist. Diese
Grenzwerte Gu und Go definieren einen Abstand S des
Radsatzlagers 28 zum Ursprung des ortsfesten Koordi
natensystems, wobei bei Unterschreiten und/oder Über
schreiten der Grenzwerte auf eine Entgleisung erkannt
wird. Dies ist möglich, da bei einer Entgleisung das
Rad des Radsatzes 24 und somit das Radsatzlager 28
von der Schiene 14 abkommt und somit sich in z-Rich
tung des Koordinatensystems verlagert. Hierdurch
kommt es zu einer Änderung des Abstands S sowie zu
einer Beschleunigung des Radsatzlagers 28 in z-Rich
tung. Diese Beschleunigung kann mittels des Be
schleunigungssensors 30 ausgewertet werden.
Auch kann vorgesehen sein, eine Bandbreite des oberen
und unteren Umkehrpunktes des zweifach integrierten
Beschleunigungssignals 34 zu erfassen und bei Über
schreiten einer vorgebbaren Bandbreite auf das Ent
gleisen zu erkennen.
Die Formel zur Ermittlung des Abstands Si des Rad
satzlagers 28 zum Ursprung zum Zeitpunkt ti umfaßt
als Unbekannte die Geschwindigkeit V0 und den Abstand
S0 des Radsatzlagers 28 zum Zeitpunkt t0. Für die
Betrachtung einer Entgleisung des Fahrzeugs 10 sind
diese Anfangsbedingungen jedoch nicht relevant, da
wie bereits erläutert, entscheidend die Wegänderung A
S zum Zeitpunkt ti gegenüber dem Zeitpunkt ti-1
beziehungsweise t1 gegenüber t0 ist. Es wird also
deutlich, daß durch zweifache Integration des
Beschleunigungssignals 34 auf eine Wegänderung ΔS
geschlossen werden kann. Die ebenfalls unbekannte
Geschwindigkeit V0 zum Zeitpunkt t0 läßt sich
aufgrund ihres bekannten linearen Anteils an dem
zweifach integrierten Beschleunigungssignal 34 an
diesem in einfacher Weise trennen. Hierbei gilt für
einen Winkel α, der von der Zeitachse und der Regres
sionslinie des zweifach integrierten Beschleunigungs
signals 34 gespannt ist, V0 = tan(α). Durch Er
mittlung des Winkels α kann somit auf die Ge
schwindigkeit V0 geschlossen werden, so daß sich die
Tendenz des Signalverlaufs des zweifach integrierten
Beschleunigungssignals 34 auf 0 setzen läßt.
Anhand der erläuterten Auswertung des zweifach
integrierten Beschleunigungssignals 34 kann somit die
Wegänderung ΔS des Radsatzlagers 28 zwischen zwei
aufeinanderfolgend festgelegten Zeitpunkten t0 und
t1, die ein Integrationsintervall Δt bilden, ermit
telt werden. Hieraus ergibt sich aufgrund der bereits
erläuterten Zusammenhänge eindeutig, ob der Abstand S
des Radsatzlagers 28 zum Zeitpunkt t1 den Grenzwert
Gu beziehungsweise Go über- beziehungsweise unter
schritten hat und/oder die vorgegebene Bandbreite
überschritten hat, so daß auf eine Entgleisung er
kannt werden kann.
Fig. 3 verdeutlicht die Definition der Integrations
intervalle Δt. Die Integrationsintervalle Δt sind so
festzulegen, daß einerseits ein kompletter möglicher
Entgleisungsvorgang erkannt wird und dieser aller
dings so schnell erkannt wird, daß unmittelbar nach
Entgleisung eine entsprechende Aktion, beispielsweise
Stoppen des Fahrzeugs 10 oder dergleichen eingeleitet
werden kann.
Anhand der Fig. 3 und 4 soll die Festlegung des
Integrationsintervalls Δt verdeutlicht werden. Fig.
3a zeigt hier zunächst den Verlauf des zweifach inte
grierten Beschleunigungssignals 34 über der Zeit t.
Das Integrationsintervall wird durch den Zeitpunkt t0
und den Zeitpunkt t1 bestimmt. Hierbei besitzt der
Verlauf des zweifach integrierten Beschleunigungs
signals 34 zunächst noch einen relativ flachen An
stieg. Dies ergibt sich daraus, daß der Zeitpunkt t0
als Auswertebeginn des zweifach integrierten Be
schleunigungssignals 34 definiert ist. Ist das Inte
grationsintervall Δt gemäß Fig. 3a beendet, wird der
Zeitpunkt t1 als neuer Zeitpunkt t0 - wie Fig. 3b
verdeutlicht - definiert, so daß ein neues Integra
tionsintervall Δt vom Zeitpunkt t0 bis zum Zeitpunkt
t1 beginnt. Aufgrund der Neudefinition als Zeitpunkt
t0 befindet sich das zweifach integrierte Beschleuni
gungssignal 34 wiederum im Bereich eines relativ fla
chen Anstiegs. Fortgesetzt wird, wie noch in Fig. 3c
angedeutet ist, der jeweilige Zeitpunkt t1 für die
nachfolgende Integration des Beschleunigungssignals
34 als neuer Zeitpunkt t0 festgelegt. Hierdurch er
gibt sich, wie in Fig. 4a angedeutet, eine Anein
anderreihung von Integrationsintervallen Δt zwischen
jeweils den aufeinanderfolgenden Zeitpunkten t0 und
t1. Die Länge eines Integrationsintervalls Δt ist so
gewählt, daß einerseits die bereits erwähnten Stör
einflüsse auf das Beschleunigungssignal 34 eliminiert
sind. Dies erfolgt durch die jeweilige Neufestlegung
des Zeitpunktes t0. Ferner muß das Integrationsinter
vall Δt so lang sein, daß ein kompletter Entglei
sungsvorgang sicher erfaßbar ist. Eine Länge des Integrationsintervalls
Dt beträgt beispielsweise
zwischen 0,1 und 1,0, insbesondere zwischen 0,2 und
0,5 sec.
Da der tatsächliche Zeitpunkt ti einer möglichen Ent
gleisung des Fahrzeugs 10 nicht vorhersagbar ist,
wird gemäß der in Fig. 4b verdeutlichten bevorzugten
Variante eine Überlappung der Integrationsintervalle
Δt vorgenommen. Hierbei beginnt jeweils ein zeitver
setztes Auswerten des zweifach integrierten Beschleu
nigungssignals 34. Die Überlappung der Integrations
intervalle Δt beträgt zwischen 0,2 und 0,5 Δt,
beispielsweise 0,5 Δt. So wird sichergestellt, daß zu
jedem beliebigen Zeitpunkt eine Entgleisung des
Fahrzeugs 10 sicher erkannt wird.
Anhand der vorhergehenden Figuren wurde die Auswer
tung des zweifach integrierten Beschleunigungssignals
34 eines Beschleunigungssensors 30 erläutert. Um die
Sicherheit der Entgleisungserkennung zu erhöhen, kann
vorgesehen sein, daß die Beschleunigungssignale 34
von zwei Beschleunigungssensoren 30 ausgewertet wer
den. Dies können beispielsweise an gegenüberliegenden
Radsatzlagern eines Radsatzes 24 angeordnete Be
schleunigungssensoren 30 sein. Gegebenenfalls können
die Beschleunigungssensoren 30 auch an in Fahrtrich
tung 12 aufeinanderfolgenden Radsätzen 24 angeordnet
sein. Durch Vergleich der beiden Beschleunigungs
signale können diese verifiziert werden, indem be
triebsbedingte Störeinflüsse eliminierbar sind. So
kann beispielsweise bei in Fahrtrichtung 12 auf
einanderfolgend angeordneten Beschleunigungssensoren
30 beispielsweise eine Weichenfahrt durch sich in
Fahrzeuglängsrichtung fortsetzende Stoßereignisse er
kannt werden. Bei einer Entgleisung eines Fahrzeugs
10 werden normalerweise beide Räder eines Radsatzes
24 und/oder die Räder an aufeinanderfolgenden Rad
sätzen entgleisen, so daß an diesen die in z-Richtung
wirkende Wegänderung und Beschleunigung auftritt.
Tritt eine derartige Wegänderung oder Beschleunigung
nur an einem Rad auf, kann entweder auf einen
betriebsbedingten Störeinfluß geschlossen werden, der
keine Entgleisung darstellt. Andererseits läßt sich
allerdings bei Auswertung des zweifach integrierten
Beschleunigungssignals 34 eines Beschleunigungs
sensors 30 auch ein Radbruch, Radreifenbruch oder
dergleichen detektieren. Ein derartiger Radbruch
bedeutet nicht zwangsläufig eine sofortige Ent
gleisung des Fahrzeugs 10. Allerdings tritt dann
einseitig eine Wegänderung ΔS auf, die aus der fest
gelegten Bandbreite Gs fällt, so daß auf einen nicht
tolerierbaren Störeinfluß geschlossen werden kann, so
daß entsprechende Gegenmaßnahmen, beispielsweise
Stoppen des Fahrzeugs 10, eingeleitet werden können.
Claims (17)
1. Verfahren zur Erkennung einer Entgleisung eines
spurgebundenen Fahrzeugs, wobei eine Beschleunigung
eines mit der Fahrspur direkt oder indirekt in
Kontakt stehenden Bauelementes des spurgebundenen
Fahrzeugs vertikal und/oder quer zu einer Fahrt
richtung ermittelt wird und wobei die Beschleunigung
mit einem Beschleunigungssensor gemessen wird und ein
von ihm geliefertes Signal zweifach über die Zeit
integriert wird und dieses zweifach integrierte
Beschleunigungssignal mit einem oberen und/oder
unteren Grenzwert (Gu, Gs) verglichen wird und bei
Unterschreiten und/oder Überschreiten des Grenzwertes
auf eine Entgleisung erkannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Bandbreite zwischen einem oberen und unteren
Umkehrpunkt des zweifach integrierten Beschleuni
gungssignals mit einer vorgebbaren Bandbreite ver
glichen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Beschleunigungssignal zur Eliminierung von
fahrtbedingten Signalanteilen gefiltert, insbesondere
tiefpaßgefiltert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß aus dem zweifach inte
grierten Beschleunigungssignal eine Wegänderung (ΔS)
des direkt oder indirekt mit der Fahrspur in Kontakt
stehenden Bauelementes zu einem definierten Ursprung
eines Koordinatensystems zu aufeinanderfolgenden
Zeitpunkten (ti) und (ti-1) beziehungsweise (t1) und
(t0) ermittelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Auswertung des zwei
fach integrierten Beschleunigungssignals innerhalb
eines festlegbaren Integrationsintervalls (Δt) er
folgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß zur Ermittlung der Weg
änderung (ΔS) innerhalb eines Integrationsintervalls
(Δt) das vom Beschleunigungssensor gelieferte Be
schleunigungssignal zweifach über die Zeit integriert
wird und ein auf eine Ausgangsgeschwindigkeit (V0)
zurückgehender Anteil am zweifach integrierten
Beschleunigungssignal eliminiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Integrationsintervalle (Δt) aufeinander
folgend festgelegt werden, wobei der Endzeitpunkt
(t1) eines Integrationsintervalls (Δt) immer den
Anfangszeitpunkt (t0) des nächsten Integrations
intervalls (Δt) bildet.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Integrationsintervalle (Δt) über
lappend zeitversetzt beginnen.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Überlappung der Integrationsintervalle
zwischen 0,2 bis 0,5 Δt beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9, da
durch gekennzeichnet, daß eine Länge der
Integrationsintervalle (Δt) zwischen 0,1 und 0,5
Sekunden, insbesondere 0,2 Sekunden beträgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Beschleunigungs
signale von wenigstens zwei Beschleunigungssensoren
miteinander verglichen werden.
12. Vorrichtung zur Erkennung einer Entgleisung eines
spurgebundenen Fahrzeugs, gekennzeichnet durch einen
Beschleunigungssensor (30), der einem direkt oder
indirekt mit der Fahrspur (16) in Kontakt stehenden
Bauelement des spurgebundenen Fahrzeugs (10) zugeord
net ist, wobei der Beschleunigungssensor (30) mit
einer Datenerfassungs- und Auswerteeinheit (31) ver
bunden ist, die das vom Beschleunigungssensor (30)
gelieferte Signal (34) zweifach über die Zeit
integriert, und das bearbeitete Signal mit einem
oberen und/oder unteren Grenzwert (Gu, Gs) vergleicht
und bei Unterschreiten und/oder Überschreiten des
Grenzwertes (Gu, Gs) eine Aktion auslösbar ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Beschleunigungssensor (30) im Be
reich der Radsatzlagerung einem primären Federungs
system (26) des Fahrzeugs (10) zugeordnet ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet, daß der Beschleunigungssensor
(30) an einem Radsatzlagergehäuse angeordnet ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß jedem Rad eines Radsatzes
(24) ein Beschleunigungssensor (30) zugeordnet ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß die Beschleunigungs
sensoren (30) wenigstens eine vertikal zu einer
Fahrtrichtung (12) verlaufende Detektionsrichtung
(z-Richtung) besitzen.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 16,
dadurch gekennzeichnet, daß die Beschleunigungs
sensoren (30) eine vertikal und eine quer zur
Fahrtrichtung (12) verlaufende Detektionsrichtung
(z-Richtung, y-Richtung) besitzen.
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