DE19952507A1 - Elektrische Kurzschließvorrichtung, Verwendung einer solchen Kurzschließvorrichtung und zugehörige Anlage - Google Patents
Elektrische Kurzschließvorrichtung, Verwendung einer solchen Kurzschließvorrichtung und zugehörige AnlageInfo
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Abstract
Bei Schaltanlagen können durch das Auftreten von Störlichtbögen Zerstörungen entstehen. Aus diesem Grunde werden Schalter aktiviert, wozu Sensoren zur Erfassung des Störlichtbogens vorhanden sind. Gemäß der Erfindung sind als Schalter triggerbare Schalter (40, 100, 410-412, 420, 421) der Leistungsimpulstechnik vorhanden, die vom Sensor (20, 21) getriggert werden. Die so ausgestattete Vorrichtung dient zum selektiven Schutz wenigstens einer Schaltanlage (10, 11) eines gekapselten Transformators (60, 90) oder einer Gruppe von Schaltanlagen. Dabei kann ein abgeschlossenes Schaltanlagengehäuse (11, 50, 60) vorhanden sein, in das die Abschalter (40, 410-412) integreiert sind. Die Abschalter (420, 421) können aber auch außerhalb des Schaltanlagengehäuses (50, 60) angeordnet sein.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Kurzschließvorrichtung
für Schaltanlagen, wobei bei Auftreten eines Störlichtbogens
ein Ausschalter oder dgl. aktiviert wird, wozu ein Sensor zur
Erfassung des Störlichtbogens vorhanden ist. Daneben bezieht
sich die Erfindung auch auf die Verwendung einer solcher
Kurzschließvorrichtung und auf die zugehörige Anlage.
Im Fehlerfall kann in einer Schaltanlage der Energievertei
lung ein Störlichtbogen auftreten. In diesem Störlichtbogen
wird eine solch hohe Menge an Energie um- bzw. freigesetzt,
daß starke Schädigungen der Schaltanlage, am Anlagengebäude
und in besonders ungünstigen Fällen eine Gesundheitsgefähr
dung des Bedienpersonals auftreten können. Ein Maß für die
Stärke des Lichtbogens ist die umgesetzte Energie. Diese
Energie ist proportional zur Dauer des Stromflusses im Stör
lichtbogen sowie abhängig von der Höhe des Kurzschlußstromes.
Zur Begrenzung der Schädigungen durch einen Störlichtbogen
existiert neben der hinreichend bekannten Möglichkeit, den
Kurzschlußstrom durch sogenannte IS-Begrenzer zu begrenzen,
das Prinzip der Verkürzung der Lichtbogendauer. Die schädi
genden Auswirkungen des Störlichtbogens können dadurch mini
miert werden, daß die Lichtbogendauer durch Kurzschließen des
Lichtbogens begrenzt wird. Dieser Kurzschließvorgang muß da
bei in einer möglichst kurzen Zeit erfolgen.
In der Energieverteilung sind Möglichkeiten zur raschen Lö
schung eines Störlichtbogens bekannt. In der Veröffentlichung
"Störlichtbögen und deren Beherrschung in Mittelspannungs
netzstationen mit Lastschaltanlagen" in Elektrizitätswirt
schaft (1992) Bd. 91, Nr. 26, S. 1753 ff. wird ein Prinzip
zum Schutz einer Lastschaltanlage der Mittelspannung be
schrieben. Ein Störlichtbogen ruft einen starken Anstieg des
Druckes in einer Schaltanlage hervor. Durch diesen Druckan
stieg wird über eine Membran ein Verklinkungsmechanismus ge
löst und ein Schnellerdungsschalter geschlossen. Der Stör
lichtbogen erlischt durch diesen galvanischen Erdschluß. Die
Gesamtabschaltzeit eines solchen Systems liegt bei etwa 70 ms.
Diese Zeit ist jedoch so lang, daß durch den Störlichtbo
gen bereits eine erhebliche zerstörerische Wirkung entstanden
sein kann.
Aus der DE 34 12 250 A1 ist ein geerdetes Schaltmesser be
kannt, mit dem ein Erdschluß herbeigeführt werden kann. Das
Erdungsmesser befindet sich in einem mit Isoliergas gefüllten
Behälter, der nach einigen erfolgten Kurzschluß-Einschaltun
gen zur Wartung bzw. zum Austausch geöffnet werden muß. Die
Einschaltzeit bis zur Herbeiführung des Kurzschlusses ist je
doch meist so lang, daß bereits irreparable Schäden durch den
Störlichtbogen entstanden sein können.
Eine Verbesserung letzterer Methode beinhaltet die
DE 197 14 770 A1. Hier wird anstelle des Erdungsmessers eine
Anordnung von zwei oder drei Vakuumschaltröhren verwendet,
die zwar auf einen Kurzschluß einschalten können, jedoch in
der Regel nicht in der Lage sind, diesen ausschalten. Die Va
kuumröhren sind derart optimiert, daß deren bewegte Masse ge
ring ist. Der bewegbare Kontakt kann daher sehr hohe Schalt
geschwindigkeiten erreichen, so daß der Störlichtbogen in
kurzer Zeit abgeschaltet werden kann. Die Vakuumröhren können
kostengünstig aufgebaut werden, da sie den Kurzschlußstrom
nicht ausschalten müssen. Eine besonders einfache Ausführung
liegt in der Konstruktion von Einmalschaltern. Diese sind
nach erfolgter Störlichtbogenabschaltung zerstört und müssen
ausgetauscht werden. Solche Einmalschalter befinden sich
nicht innerhalb des gasdicht gekapselten Behälters der
Schaltanlage, sondern in einem separaten Behälter. So muß
nach einem Kurzschlußvorgang lediglich der separate Behälter
ausgetauscht werden. Mit Hilfe dieser Anordnung können gemäß
der DE 197 14 770 A1 Abschaltzeiten von unter 100 ms erreicht
werden.
Neben der mechanischen Kurzschließung ist ein hybrides
Schaltprinzip vornehmlich für die Niederspannungstechnik be
kannt. In der Veröffentlichung "Limitation of Arcing Fault
Effects" Proc. off 6th International Symp. of Short-Circuit in
Power Systems, Liege, Belgium (1994) P4/10/1-4 wird ein sol
cher Schalter beschrieben. Direkt nach erfolgter Störlichtbo
generkennung kommutiert der Lichtbogen in einen Thyristor
schalter. Dieser führt den Strom solange, bis über einen zu
sätzlichen mechanischen Schalter ein galvanischer Kurzschluß
hergestellt ist.
Voraussetzung derart kurzer Abschaltzeiten sind eine hohe An
triebsenergie für die Kontaktbewegung bei mechanisch betätig
ten Systemen sowie eine hinreichend schnelle Störlichtbogen
erkennung. Letztere basiert entweder auf Drucksensoren, die
auf den infolge der Störlichtbogenwirkung stark ansteigenden
Druck reagieren oder auf optischen Störlichtbogenerfassungs-
Systemen, beispielsweise gemäß dem vorbekannten Prospekt
"Störlichtbogenerfassung", Fa. Vogl Electronic GmbH, bei de
nen die hohe Intensität der Lichtemission eines Störlichtbo
gens ausgewertet wird.
Nachteilig an allen bisher bekannten Methoden zur Störlicht
bogenabschaltung sind die auf die mechanische sowie die sen
sorbedingte Verzögerung zurückzuführenden hohen Ausschaltzei
ten von einigen 10 ms, sowie der hohe mechanische oder elek
trische Aufwand, der betrieben werden muß, um diese Schalt
zeiten zu erreichen. Dieser Aufwand schlägt sich in den hohen
Kosten nieder, die mit so gearteten Schutzvorrichtungen ver
bunden sind. Diese Kosten sind vergleichbar mit den Kosten
der zu schützenden Anlagen. Daher erscheint eine großflächige
Etablierung dieser Prinzipien am Markt unrealistisch.
Ausgehend vom vorstehend abgehandelten Stand der Technik ist
es Aufgabe vorliegender Erfindung, eine Kurzschließvorrich
tung zu schaffen, bei der die Ansprech- und Abschaltzeiten
deutlich reduziert sind und zudem der Aufwand, der zu einer
effizienten und zuverlässigen Störlichtbogenabschaltung not
wendig ist, wesentlich herabgesetzt werden kann. Daneben sol
len entsprechende Anwendungen und zugehörige Anlagen angege
ben werden.
Die Aufgabe ist bei einer Kurzschließvorrichtung der eingangs
genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als Schal
ter ein triggerbarer Schalter der Leistungsimpulstechnik vor
handen ist, der Einschaltzeiten im Mikrosekundenbereich er
laubt und den Störlichtbogen übernimmt. Mit der Erfindung ist
dadurch ein kostengünstiges System mit minimaler Kurzschließ
zeit geschaffen.
Bei der Erfindung werden also keine Ausschalter verwendet,
sondern aus der Leistungsimpulstechnik bekannte Einschalter.
Dort werden solche Schalter eingesetzt, die im ungetriggerten
Zustand in der Lage sind, einer zwischen den Elektroden an
liegenden Hochspannung dielektrisch standzuhalten. Die Span
nungsfestigkeit kann dabei dem normgerechten Blitzstoßpegel
der Mittelspannungsebene entsprechen. Durch eine gezielte
Zündung der Schaltstrecke zwischen den Schalterelektroden
wird dieser Schalter innerhalb sehr kurzer Zeiten im Mikrose
kundenbereich leitfähig und kann dann den Störlichtbogenstrom
führen.
Beispiele für solche Schalter sind Halbleiterschalter wie
Thyristoren oder IGBTs sowie Gasentladungsschalter wie Druck-
oder Vakuumfunkenstrecken oder Kaltkathoden-Thyratrons. Ins
besondere Kaltkathoden-Thyratrons besitzen günstige Eigen
schaften, die Ihren potentiellen Einsatz als Störlichtbogen
abschalter begründen können.
Bei den erfindungsgemäß vorzugsweise zur Anwendung kommenden
Kaltkathoden-Thyratrons, dessen Arbeitsbereich auf dem linken
Ast der Paschen-Kurve liegt und das in der Praxis auch als
Niederdruck-Gasentladungsschalter bezeichnet wird, findet ein
Lichtbogen wesentlich günstigere Existenzbedingungen vor als
ein Störlichtbogen in einer Schaltanlage. Diese wesentlich
günstigeren Bedingungen äußern sich einer im Vergleich mit
dem Störlichtbogen um etwa den Faktor 4 geringeren Lichtbo
genspannung. Dies führt dazu, daß sobald der Lichtbogen im
Kaltkathoden-Thyratron gezündet wurde, der Störlichtbogen in
nerhalb einer sehr kurzen Zeit in dieses kommutiert. Der
Störlichtbogen brennt dann als kontrollierter Lichtbogen in
einem definierten, begrenzten Volumen, so daß Schäden in der
Schaltanlage abgewendet werden können. Der Zündvorgang des
Lichtbogens in einem Kaltkathoden-Thyratron vollzieht sich
innerhalb weniger Mikrosekunden, so daß auch der Kommutie
rungsvorgang und das Verlöschen des Störlichtbogens innerhalb
der Schaltanlage in einer ähnlichen Zeitspanne vollzogen sein
kann.
Ein wesentlicher Vorteil des Einsatzes der oben beschriebenen
Schalter besteht also in der um Größenordnungen geringeren
möglichen Abschaltzeit des Störlichtbogens. Die Abschaltzeit
ist dann nur noch bestimmt durch die Verzögerung durch die
Sensorik zur Störlichtbogenerfassung. So können die Schäden,
die durch einen Störlichtbogen an einer Schaltanlage entste
hen können, deutlich herabgesetzt und im Idealfall gänzlich
vermieden werden.
Vorzugsweise arbeiten die angegebenen Schalter mit festste
henden Elektroden ohne bewegliche Teile, so daß der mechani
sche Aufwand zu vernachlässigen ist. Es sind weder Antrieb
noch Auslösemechanismus erforderlich noch tritt eine durch
beschleunigte Masse bedingte Verzögerung auf. Gegebenenfalls
können bei solchen Schaltern nach der Auslösung auch durch
zusätzliche Mittel eine dauerhafte galvanisch geschlossene
Schaltstrecke erzeugt werden. Dadurch können Instabilitäten
im Lichtbogen vermieden werden.
Die speziell als Gasentladungsschalter zu verwendenden Schal
tröhren können als Einmalschalter besonders einfach ausge
führt werden, was im Vergleich zum bisherigen Stand der Tech
nik zu wesentlich reduzierten Herstellungskosten führen kann.
Das Kosten- und Nutzenverhältnis eines auf diesen Schaltern
basierenden Störlichtbogenabschalters ist besonders günstig.
Die beschriebenen Schalter kommen erfindungsgemäß zur Anwen
dung zum selektiven Schutz wenigstens einer Schaltanlage bzw.
einer Gruppe von Schaltanlagen. Solche Anlagen können ein ab
geschlossenes Schaltanlagengehäuse beinhalten, in das die er
findungsgemäßen Schalter integriert sind, die Schalter können
aber auch außerhalb des Schaltanlagengehäuses angeordnet
sein. Die Sensoren zum Aktivieren der Einschalter können bei
spielsweise auf das vom Störlichtbogen emittierte Licht oder
auch als Schalter auf Druck bzw. Dichte in Folge des Stör
lichtbogens ansprechen.
Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Figurenbeschreibung von Ausführungsbei
spielen anhand der Zeichnung in Verbindung mit weiteren Un
teransprüchen. Es zeigen in jeweils grob schematischer Dar
stellung
Fig. 1 eine Sammelschienenanlage mit Kurzschließvorrich
tungen am jeweils einspeisenden Leistungsschalter
der Sammelschienenanlage,
Fig. 2 eine Ringkabelabzweiganlage mit Störlichtbogenbe
grenzer, wobei einzelne Abschalter im Gehäuse ange
ordnet sind,
Fig. 3 eine Anlage gemäß Fig. 2, wobei die Abschalter au
ßerhalb des Gehäuses angeordnet sind,
Fig. 4 eine gekapselte Transformatoranlage mit Kurz
schließvorrichtungen für einen dreiphasigen Trans
formator,
Fig. 5 den Aufbau eines bei den Beispielen gemäß Fig. 1
bis 4 vorzugsweise verwendeten Niederdruck-Gas
entladungsschalters,
Fig. 6 ein als Einschalter verwendbarer Gasentladungs
schalter gemäß Fig. 5 mit Mitteln zu Herstellung
einer dauerhaften galvanischen Verbindung sowie
Fig. 7 die Ausbildung des Lichtbogens bei einem Gasentla
dungsschalter gemäß Fig. 5 durch Überlagerung ei
nes Magnetfeldes.
Zum selektiven Schutz einer Schaltanlage bzw. einer Gruppe
von Schaltanlagen vor Schädigungen durch einen Störlichtbogen
müssen einzelne Schaltanlagen bzw. deren Teile überwacht wer
den. Überwachungssensoren können auf Druck- bzw. Dichtean
stieg infolge des Störlichtbogens oder auf das vom Störlicht
bogen emittierte Licht ansprechen. Die optischen Sensoren
sind dabei in der Regel mit kürzeren Verzögerungszeiten be
haftet.
Tritt in einer Anlage oder einem Anlagenteil ein Störlichtbo
gen auf und wird dieser detektiert, wird die gesamte Anlage
oder Anlagengruppe über den Störlichtbogenabschalter kurzge
schlossen. Der Störlichtbogen mitsamt seiner zerstörerischen
Wirkung erlischt. Der Störlichtbogenabschalter ist dabei vor
teilhafterweise so positioniert, daß er lediglich die vom
Störlichtbogen betroffenen Anlagen bzw. Anlagenteile kurz
schließt und damit abschaltet. So kann der Betrieb der nicht
gestörten Anlagenteile nach dem regulären Abschalten der feh
lerhaften Anlagenteile in kurzer Zeit wiederhergestellt wer
den.
Beispielhafte Beschaltungen sind in den Fig. 1 und 2 dar
gestellt. Fig. 1 bezieht sich auf den Schutz an einem ein
speisenden Leistungsschalter 10 in einer Sammelschienen-
Schaltanlage 11 mit Einzelschienen 11.1 bis 11.n, bei der we
nigstens ein Überwachungssensor 20 im Raum des Leistungs
schalters 10 plaziert ist. Tritt im Bereich des speisenden
Leistungsschalters 10 ein Störlichtbogen auf, sendet der Sen
sor 20 ein Signal an ein Überwachungssystem 3D. Dieses initi
iert einen Abschaltvorgang in den sich im Kabelraum des Ein
speisefeldes befindenden Abschaltern 40. Auf diese Weise wird
die gesamte Sammelschiene kurzgeschlossen.
Fig. 2 zeigt eine erfindungsgemäße Auslegung eines Stör
lichtbogenbegrenzers bei einem Ringkabelabzweig. Dieser Ring
kabelabzweig besteht aus einem gasgefüllten Schaltanlagenbe
hälter 50. In den Behälter 80 sind Kabelabgänge 60, 61, 62
eingeführt, von denen einer als Transformatorabgang dienen
kann. Die drei Abgänge 60, 61 und 62 können mittels Drei-
Stellungs-Schalter 80, 81, 82 abgeschaltet bzw. geerdet wer
den. Im Schaltanlagenbehälter 50 befindet sich ein Störlicht
bogensensor 21. Tritt im Schaltanlagenbehälter 50 ein Stör
lichtbogen auf, sendet der Sensor 21 ein Signal zum Überwa
chungssystem 31, der von einem weiteren Sensor 22 angesteuert
wird. Dieses initiiert einen Abschaltvorgang in den einzelnen
Abschaltern 410, 411. Somit werden die Kabelabgänge kurzge
schlossen, die Anlage spannungsfrei geschaltet und der Stör
lichtbogen gelöscht.
In Fig. 4 sind Wicklungen eines dreiphasigen Transformators
für Hoch- oder Mittelspannung jeweils mit 91 bezeichnet. Die
einzelnen Trafowicklungen 91 befinden sich in einem bei
spielsweise ölgefüllten Trafokessel 90 und bilden so gegen
einander isolierte Einheiten. Es kann im Kessel 90 zu Stör
lichtbögen kommen, die zu erheblichen Schäden führen können.
Im Trafokessel 90 sind an geeigneter Stelle Sensoren 21 für
Störlichtbögen angeordnet, von denen über jeweils ein für je
de Phase vorgesehener Kurzschließer 410 bis 412 aktiviert
wird. Daneben mit kann also an der Primärseite des gesamten
Transformators die Oberspannung der Hoch-/Mittelspannung ab
geschaltet werden.
In den entsprechend Fig. 1 und Fig. 2 beschriebenen Ausfüh
rungen sind die Abschalter in die Schaltanlagengehäuse inte
griert. Dies ist aus kostentechnischer Sicht sinnvoll, wenn
man davon ausgeht, daß die gesamte Schaltanlage nach einem
Störfall ausgetauscht werden muß. Daneben besteht, wie in
Fig. 3 gezeigt, auch die Möglichkeit, einzelne Abschalter 420,
421 - ähnlich wie Sicherungen - außerhalb des eigentlichen
Schaltanlagenbehälters 50 in einem separaten Behälter zu po
sitionieren. Daher sind die Abschalter 420, 421 nach Auftre
ten eines Störlichtbogens leicht zu ersetzen, während die
Schaltanlage nicht ausgetauscht wird.
Als Schalter werden triggerbare Einschalter der Leistungsim
pulstechnik verwendet. Außer Halbleiterschaltern kommen vor
teilhafterweise Gasentladungsschalter wie Funkenstrecken,
Ignitrons oder Thyratrons in Frage. Beispielhaft werden an
hand der Fig. 5 bis 7 speziell Kaltkathoden-Thyratrons be
schrieben, deren Einsatz besonders vorteilhaft ist.
Ein Kaltkathoden-Thyratron besteht gemäß Fig. 4 aus einem
Schaltgefäß 100, das mit einem Gas unter einem solch niedri
gen Druck befüllt ist, daß sich ein Arbeitsbereich auf dem
linken Ast der Paschenkurve einstellt. Das Schaltgefäß 100
ist mit einem Isolator 130 isolierend abgedichtet. In dem
Schaltgefäß 100 befinden sich ein Satz "kalter" Elektroden
110, 120, bestehend aus Zuführungen 111, 121 und Hauptelek
troden 112, 122, die einander - vorzugsweise fluchtend - ge
genüberliegen. In mindestens einer Elektrode, vorzugsweise in
beiden Hauptelektroden 112, 122, befindet sich mindestens ei
ne Bohrung 113, 123, durch die eine nicht im einzelnen darge
stellte Entladungsstrecke gezündet wird. Mindestens hinter
einer der Hauptelektroden 112, 122, vorzugsweise hinter bei
den Hauptelektroden 112, 122 befindet sich jeweils ein Hohl
raum 114, 124, der für die Funktion des Schalters von wesent
licher Bedeutung ist. Die Hauptentladung wird über eine ge
pulste Hilfsentladung im Hohlraum 114, 124 hinter den Hauptelektroden
112, 122 gezündet. Dafür befinden sich in den Hohl
räumen Hilfselektroden, sogenannte Triggerelektroden 115,
125.
Im statischen Betriebsmodus ist die Entladungsstrecke span
nungsfest. Für die Zündung der Entladungsstrecke wird an die
Triggerelektroden ein Triggerimpuls angelegt. Als Triggerim
pulse sind Hochspannungsimpulse, Lichtimpulse oder hochfre
quente Impulse geeignet. Innerhalb weniger Mikrosekunden nach
Anlegen des Triggerimpulses bildet sich im Schalter 100 ein
stromstarker Lichtbogen LB aus, sofern die Spannungsdifferenz
zwischen beiden Elektroden ausreichend hoch ist. Eine Span
nungsdifferenz von einigen 100 V reicht dabei aus.
Der Triggerimpuls wird vom Überwachungssystem generiert und
an die Abschalter geleitet, nachdem eindeutig ein Störlicht
bogen erkannt wurde. Beim Auftreten des Störlichtbogens liegt
dieser elektrisch parallel zur Entladungsstrecke des Abschal
ters. An den Elektroden des Abschalters liegt dann die Span
nung an, die über dem Störlichtbogen abfällt. Diese Spannung
liegt im Bereich mehrerer 100 V und reicht daher für die Zün
dung eines Lichtbogens im Abschalter aus.
Sobald im Abschalter der Lichtbogen LB gezündet hat, erlö
schen der Störlichtbogen bzw. die Lichtbögen in der Anlage
und zwar aus folgenden Gründen:
- - Der Lichtbogen im Abschalter besitzt eine wesentlich höhere Leitfähigkeit als der Störlichtbogen. Daher ist der Strom durch den Lichtbogen im Abschalter wesentlich höher als der Strom durch den Störlichtbogen.
- - Die Lichtbögen besitzen eine negative Strom-/Spannungs charakteristik. Dies hat zur Folge, daß die Leitfähigkeit des Störlichtbogens abnimmt und die des Lichtbogens im Ab schalter zunimmt.
- - Mit abnehmender Leitfähigkeit nimmt wiederum der Strom durch den Störlichtbogen ab.
- - Die Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Phänomenen führt jeweils zum Erlöschen eines Störlichtbogens.
Der Lichtbogen im Abschalter erlischt beim natürlichen Strom
nulldurchgang, der auf die Kommutierung des Störlichtbogens
in den Abschalter folgt. Neben der natürlichen Abschaltung
des Störlichtbogens infolge des natürlichen Stromnulldurch
ganges kann gezielt die Generierung eines galvanischen Kurz
schlusses im Abschalter eingesetzt werden. Durch die Lichtbo
genwirkung im Abschalter kann eine solch hohe Menge an Elek
trodenmaterial in den Abschaltern verflüssigt werden, daß
sich eine Metallbrücke zwischen den Elektroden ausbildet.
Diese Metallbrücke stellt einen dauerhaften Kurzschluß dar.
Der Abschalter ist dann nach erfolgter Abschaltung zu erset
zen. Auf diese Weise kann man die Vorzüge des vom Stand der
Technik vorbekannten Hybridschalters in einem Schaltelement
vereinigen und die Kosten einer solchen Apparatur deutlich
reduzieren.
Als Alternative ist in Fig. 5 ein Gasentladungsschalter 100
dargestellt, der neben der Lichtbogenentladung zusätzliche
mechanische Mittel zur Herstellung einer dauerhaften galvani
sche geschlossenen Schaltstrecke enthält. Beispielsweise ist
dafür eine der Hauptelektroden des Gasenladungsschalters über
einen Federbalg 140 beweglich ausgebildet. Es kann somit nach
dem schnellen Einschalten über das Entladungsplasma durch
über einen nicht dargestellten Antrieb herbeigeführte Bewe
gung der unteren Hauptelektrode 122 bis zum Anschlag der obe
ren Steuerelektrode 112 eine galvanische Verbindung der Elek
troden 112 und 122 hergestellt werden, über die zwischen ei
ner vorgegebenen Zeit der Kurzschlußstrom fließt.
Die Anordnung gemäß Fig. 5 hat den Vorteil, daß der Lichtbo
gen zunächst zur schnellen Übernahme des Kurzschlußstromes
dient, daß aber anschließend systemimmanente Instabilitäten
des Lichtbogens durch die zwischenzeitlich hergestellte galvanische
und über die Verschweißung des Elektrodenmaterials
auch mechanische Verbindung ausgeschlossen werden.
Vom Stand der Technik sind Möglichkeiten zur Verbesserung der
Leistungsfähigkeit der Gasentladungsschalter bekannt. In be
kannter Weise stellen sich durch die Überlagerung von Magnet
feldern im Lichtbogen Entladungsformen ein, die zu einer
starken Verringerung der Materialerosion an den Elektroden
führen. Diese Entladungsformen sind gemäß der
WO 98 026 442 A1 entweder ein stationärer diffuser Lichtbogen
DLB durch. Überlagerung eines in bezug auf den Lichtbogen
axiales Magnetfeld oder aber ein bewegter konzentrierter
Lichtbogen durch Überlagerung eines in bezug auf den Lichtbo
gen transversales Magnetfeld.
Beispielsweise ist in der Fig. 7 in einem Gasentladungs
schalter 100 entsprechend Fig. 5 eine Spule 150 eingebracht,
mit der ein in bezug auf den Lichtbogen im wesentlichen axia
les Magnetfeld generiert wird, mit dem ein diffuser Lichtbo
gen auf den gesamten Spalte zwischen den Hauptelektroden 112
und 122 erzeugt wird. Die das Axialfeld beschreibenden Ma
gnetfeldlinien zur Generierung des diffusen Lichtbogens sind
mit 151 bezeichnet. Durch entsprechende Justierung der Ma
gnetspule 150, beispielsweise durch Verschieben nach unten,
können die Magnetfeldlinien 151 im Elektrodenspalt auch über
wiegend radial verlaufen.
Statt der Magnetspule kann ebensogut ein Permanentmagnet ver
wendet werden. Entsprechend der älteren, nicht vorveröffent
lichten deutschen Patentanmeldung DE 198 41 771 A1 können
auch außerhalb des Entladungsgefäßes angeordnete Magnefelder
zeuger vorhanden sein, wenn die dort angegebenen Mittel zur
Übertragung des Magnetfeldes zur Entladungsstrecke verwendet
werden.
Für die Aktivierung und den Betrieb der anhand der Fig. 5
bis 7 beschriebenen Gasentladungsschalter ist die Zündung des
Abschaltlichtbogens wesentlich. Es sind verschiedene, be
reits genannte Methoden zur Zündung einer Entladung im Gas
entladungsschalter bekannt: Neben Hochspannungsimpulsen kön
nen optische oder HF-Impulse verwendet werden. Die Impulse
werden generiert im beschriebenen Überwachungssystem. Vor
teilhaft ist auch die Möglichkeit, das vom Störlichtbogen
emittierte Licht bzw. die vom Störlichtbogen emittierte Hoch
frequenzstrahlung gleichermaßen für die Triggerung der Ga
sentladungschalter einzusetzen. Dies ist besonders einfach zu
verwirklichen, wenn die Schalter in den Anlagenbehälter inte
griert werden.
Die beschriebenen Ausführungsbeispiele zeigen also, daß es
technologisch und wirtschaftlich möglich ist, einen Stör
lichtbogen in Schaltanlagen mit Hilfe von getriggerten Ein
schaltern der Leistungsimpulstechnik schnell abzuschalten. Im
Rahmen der Erfindung ist auch die Verwendung von Einmalschal
tern möglich, die nach ihrem Schalten ersetzt werden müssen,
was eine besonders einfache und kostengünstige Lösung dar
stellt.
Claims (18)
1. Elektrische Kurzschließvorrichtung mit wenigstens einem
Schalter, der bei Auftreten eines Störlichtbogens zum Ab
schalten des Störlichtbogens aktiviert wird, wozu wenigstens
ein Sensor zur Erfassung des Störlichtbogens vorhanden ist,
dadurch gekennzeichnet, daß als Schal
ter ein triggerbarer Schalter (40, 100, 410-412, 420, 421)
aus der Leistungsimpulstechnik vorhanden ist, der Einschalt
zeiten im Mikrosekundenbereich erlaubt und den Störlichtbogen
übernimmt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß der triggerbare Schalter ein
Halbleiterschalter ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Halbleiterschalter ein
Thyristor ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Halbleiterschalter ein
IGBT ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß der triggerbare Schalter ein
Gasentladungsschalter (100), vorzugsweise Druckfunkenstrecke,
Vakuumfunkenstrecke, Thyratron, Ignitron, ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Gasentladungsschalter ein
Niederdruck-Gasentladungsschalter (100) ist, dessen Arbeits
bereich auf dem linken Ast der sog. Paschen-Kurve liegt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Niederdruck-Gasentladungsschalter
(100) ein Kaltkathoden-Thyratron, beispiels
weise Pseudofunkenschalter, ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Sensor (20, 21) ein opti
scher Sensor ist, der auf die Lichtemission des Stör
lichtbogens anspricht.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Sensor (20, 21) ein elek
tromagnetischer Sensor ist, der auf die elektromagnetische
Abstrahlung des Störlichtbogens anspricht.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch ge
kennzeichnet, daß der elektromagnetische Sensor
(20, 21) auf die Strahlung des Lichtbogens anspricht.
11. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Sensor (20, 21) ein Tem
peratursensor ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Sensor (20, 21) ein me
chanischer Sensor ist, der auf einen Druck- bzw. Dichtean
stieg infolge des Störlichtbogens anspricht.
13. Verfahren zur Verwendung einer Vorrichtung gemäß Anspruch
1 oder einem der Ansprüche 2 bis 12, gekenn
zeichnet in der Anwendung zum selektiven Schutz we
nigstens einer Schaltanlage bzw. einer Gruppe von Schaltanla
gen.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Vorrichtung in einer ge
kapselten Sammelschienen-Schaltanlage (11) verwendet wird.
15. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Vorrichtung in einem ge
kapselten Ringkabelabzweig verwendet wird.
16. Verfahren zur Verwendung einer Vorrichtung gemäß Anspruch
1 oder einem der Ansprüche 2 bis 12, gekenn
zeichnet in der Anwendung zum selektiven Schutz we
nigstens eines gekapselten Transformators (90, 91).
17. Anlage mit einer Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 12 bei
Verwendung des Verfahrens nach Ansprüchen 13 bis 16, dad
urch gekennzeichnet, daß ein abgeschlos
senes Gehäuse (50, 90) für die zu schützende Einrichtung vor
handen ist, in das die Kurzschlußvorrichtung integriert ist.
18. Anlage mit einer Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 12 bei
Verwendung des Verfahrens nach Anspruch 13 bis 16, da
durch gekennzeichnet, daß ein abge
schlossenes Gehäuse (50) für die zu schützende Einrichtung
vorhanden ist und daß die Kurzschließvorrichtung außerhalb
des Gehäuses (50) angeordnet sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999152507 DE19952507A1 (de) | 1999-10-29 | 1999-10-29 | Elektrische Kurzschließvorrichtung, Verwendung einer solchen Kurzschließvorrichtung und zugehörige Anlage |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999152507 DE19952507A1 (de) | 1999-10-29 | 1999-10-29 | Elektrische Kurzschließvorrichtung, Verwendung einer solchen Kurzschließvorrichtung und zugehörige Anlage |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19952507A1 true DE19952507A1 (de) | 2001-06-07 |
Family
ID=7927537
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE1999152507 Withdrawn DE19952507A1 (de) | 1999-10-29 | 1999-10-29 | Elektrische Kurzschließvorrichtung, Verwendung einer solchen Kurzschließvorrichtung und zugehörige Anlage |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
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