DE19945975A1 - Behandlung von Braunkohlebestandteilen zum Zwecke der Veredelung - Google Patents
Behandlung von Braunkohlebestandteilen zum Zwecke der VeredelungInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Modifikation von Huminstoffen aus Braunkohle durch Veränderung der Löslichkeits- und Präzipitationseigenschaften, wobei eine mikrobielle oder enzymatische Decarboxylierung vorgesehen ist.
Description
Es wird ein Verfahren beschrieben, bei dem aus
Rheinischen Braunkohlen stammende natürliche oder
oxidativ mikrobiologisch hergestellte Humin- und
Fulvinsäuren bzw. Humine (= alle im folgenden durch
"Huminstoffe" abgekürzt) durch enzymatische
Decarboxylierung in wäßriger Lösung so hydrophobiert
werden, dass die Reaktionsprodukte für den Einsatz als
veredelter Brennstoff bzw. Rohstoff im Energiebereich
verwendet werden können.
Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass die
Huminstoffe nach der Decarboxylierung sich leichter
agglomerieren oder präzipitieren oder ihre
Löslichkeitseigenschaften und ihre spezifischen
Brennwerte verändern. Das Verfahren weist im Gegensatz zu
den bisher bekannten Verfahren aufgrund seines
Reaktionsmechanismusses auch den Vorteil auf, dass es nur
geringe Nebenreaktionen zulässt.
Huminstoffe aus Braunkohlen zeichnen sich durch einen
hohen Gehalt an COOH-Gruppen und anderen
sauerstoffhaltigen Funktionen (Carbonyl-, Hydroxyl-,
Phenolgruppen) aus (Stevenson, 1994; Fakoussa &
Hofrichter, 1999; Götz & Fakoussa, 1999). Dadurch sind
diese Substanzklassen hydrophil und damit in wässrigen
und alkalischen Milieus gut löslich.
Die grundsätzliche Reaktion einer Decarboxylierung ist
über viele Mechanismen bekannt. Sie wird über chemische,
elektrochemische und enzymatische Reaktionsabläufe in der
Regel für hochspezifische Reaktionen und Reaktanden
meistens für Synthesezwecke beschrieben. Daher
funktionieren diese Decarboxylierungen nur für
spezifische Moleküle und werden auch einschließlich
spezieller Reaktionsbedingungen (z. B. essentielle Co-
Faktoren) nur dafür beschrieben.
Beispiele für spezifische Decarboxylierungen sind:
- - Chemische Decarboxylierung der durch geeignete funktionelle Gruppen aktivierten Carbonsäuren (Clark, 1969; Cohen et al., 1978);
- - Darstellung von Benzoesäure durch chemische Decarboxylierung von Phthalsäure mittels Co2(CO)8 in CO-H2-Atmosphäre (Friedman et al., 1972);
- - Synthese von Alkanen, Alkenen oder Alkoholen durch chemische Decarboxylierung mittels Persulfat und Ag- Ionen (Fristad et al., 1983);
- - elektrochemische Synthese von Kohlenwasserstoffen mittels Kolbe-Elektrolyse (Eberson, 1969);
- - Synthese von Coumestanderivaten durch elektrochemische Decarboxylierung von 3,4-Dihydroxybenzoesäure in Gegenwart von 4-tert.-Butylcatechol und 4- Hydroxycoumarin (Golabi & Nematollahi, 1997);
- - enzymatische Decarboxylierung von Ketosäuren (Hay, 1976; Recsei & Snell, 1984; O'Leary, 1992) und Aminosäuren (Joosten & Northolt, 1989; O'Leary, 1992);
- - enzymatische Synthese von Acyloin mittels Benzoylformiatdecarboxylase (Wilcocks et al., 1992);
- - enzymatische Synthese von Styrolderivaten mittels Hydroxyzimtsäuredecarboxylasen (Huang et al., 1993; Degrassi et al., 1995);
- - enzymatische Acetoin-Synthese mittels - Acetolactatdecarboxylase (Ohshiro et al., 1989).
Für heterogen aufgebaute Substanzen oder deren Gemische
wie Braunkohlen oder Braunkohlenhuminstoffe werden bisher
vorzugsweise die rein thermische Behandlung, die unter
anderem zu einer Decarboxylierung führt, und die
chemische Decarboxylierung bei erhöhten Temperaturen und
in Gegenwart von Reagenzien eingesetzt. Nachteile der
thermischen Behandlung sind, dass sie nur an festen
Braunkohlebestandteilen funktioniert und Temperaturen
oberhalb von 250°C erfordert (Larina et al., 1981; Blazso
et al., 1985; Cai et al., 1986; Banerjee et al., 1989).
In wäßrigen Systemen kann das thermische Verfahren nur
unter hohen Drücken und Temperaturen unter Gebrauch eines
Autoklaven durchgeführt werden (Artok et al., 1998).
Nachteile der chemischen Behandlung heterogen aufgebauter
Substanzen oder deren Gemische wie Braunkohlen oder
Braunkohlenhuminstoffe sind ebenfalls die Anwendung hoher
Temperaturen sowie der Einsatz von
Schwermetallkatalysatoren: z. B. Cu-, Ag-Ionen,
Cobaltcarbonyle, etc. und der meist stöchiometrische
Einsatz anderer Reagenzien: z. B. Persulfat, Chinolin,
NaOH/Methanol, etc. (Friedman et al., 1970, 1972; Cody et
al., 1984; Bimer et al., 1988; Stock & Obeng, 1997) und
das Auftreten unerwünschter Nebenreaktionen bei z. B.
oxidativen Decarboxylierungen. Die Nachteile der
elektrochemischen Decarboxylierung sind der
stöchiometrische Elektronenverbrauch sowie eine Vielzahl
unerwünschter Nebenreaktionen der intermediär
entstehenden Radikale oder Radikalionen.
Verfahren, bei dem die Decarboxylierung in wässrigen
Systemen bei niedrigen Temperaturen (< 100°C) und
niedrigen Drücken an heterogen aufgebauten Substanzen
oder deren Gemischen aus Braunkohle funktioniert, sind
bisher nicht beschrieben worden.
Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, durch eine einfache
unspezifische chemische Reaktion - die Decarboxylierung -,
die heterogen zusammengesetzten und aufgebauten
Huminstoffe durch Hydrophobierung zu vereinheitlichen und
zu hydrophobieren, damit sie aus wässrigen Lösungen
angereichert werden können.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst.
Weil eine mikrobielle oder enzymatische Decarboxylierung
vorgesehen, können unspezifisch wirkende Decarboxylasen
die Huminstoffe so verändern, dass sie sich als
hydrophobe Phase aus dem wässrigen System absondern
lassen, sie gegebenenfalls leichter von mineralischen
Bestandteilen befreit werden können, und/oder sie über
einen höheren spezifischen Brennwert verfügen.
Damit entstehen außerdem je nach ausgewählter Fraktion
auch Wertstoffe oder veredelte Brennstoffe.
Solche unspezifisch wirkenden Decarboxylasen sind bisher
in der Literatur noch nicht beschrieben, so dass keine
offizielle Nomenklatur vorliegt.
Die Entfernung der COOH-Gruppen soll die
Lösungseigenschaften verändern und die Hydrophobizität
steigern und den spezifischer Brennwert erhöhen, dies ist
bisher noch nie beschrieben worden. Ein weiterer Vorteil
des Verfahrens ist, daß wesentliche Anteile von
mineralischen Bestandteilen der Braunkohle in der
abgetrennten wässrigen Phase verbleiben.
Dieses Verfahren läuft im wässrigen Milieu bei niedrigen
Temperaturen und niedrigen Drücken ab - ganz im Gegensatz
beispielsweise zu einer thermischen Decarboxylierung von
Braunkohlepartikeln, die nur oberhalb von 250°C möglich
ist. Die Decarboxylierung mit Hilfe chemischer Methoden
kann zwar auch im wässrigen Milieu erreicht werden,
verfügt aber für eine technische Anwendung über andere
wesentliche Nachteile: hohe Temperatur, Einsatz von
toxischen organischen Chemikalien und/oder
Schwermetallen.
Verdünnte Lösungen von natürlichen oder oxidativ
mikrobiologisch hergestellten Braunkohlehuminstoffen
können durch Decarboxylierung stark aufkonzentriert
werden und ergeben einen pumpbaren Schlamm, der als
veredelter Brennstoff verwendet werden kann. Es konnte im
Rahmen des hier beschriebenen Verfahrens gemessen werden,
dass der spezifische Brennwert der Huminstoffe um bis zu
20% ansteigt und damit eine bessere Auslastung der
Brennkammern bewirken kann. Gleichzeitig findet eine
Abreicherung an Mineralbestandteilen statt, aus der ein
geringerer Ascheanfall resultiert.
Es folgt ein Verfahrensbeispiel zur enzymatischen
Decarboxylierung von Braunkohlehuminstoffen.
Braunkohlehuminstoffe wurden durch Extraktion mittels
0,1-N NaOH aus Rheinischer Braunkohle gewonnen (Götz &
Fakoussa, 1999), neutralisiert und in wässriger Lösung
für die enzymatische Decarboxylierung eingesetzt. Zur
Anwendung kam in diesem Beispiel eine bakterielle
Decarboxylase, die aus Fermenterkulturen gewonnen und
vorgereinigt wurde. Die eingesetzte Enzymaktivität wurde
durch Messung an Modellsubstanzen (z. B. aromatischen
Carbonsäuren) standardisiert und vorzugsweise auf einen
Aktivitätswert von 0,5-1,0 mU/ml eingestellt. Die
Reaktion wurde vorzugsweise bei Raumtemperatur,
Normaldruck und einem pH-Bereich von vorzugsweise pH: 6-
8, auch in Gegenwart von Puffersubstanzen durchgeführt.
Das Reaktionsvolumen betrug 5-20 ml einer
Huminstofflösung mit einer optischen Dichte von 0,5-3,0
bei 450 nm. Nach Inkubation der Huminstofflösung mit der
eingesetzten Decarboxylaselösung begannen die Huminstoffe
dann zu agglomerieren und je nach Dichte der Lösung zu
größeren Partikeln zu verklumpen und auszufallen. Nach
Abtrennung der agglomerierten Sedimente ergab sich über
die Infrarot-Analytik eine Abnahme der
Carboxylgruppengehalte der präzipitierten Huminstoffe um
bis zu 18% gegenüber den Kontrollen (vgl. Abb. 1-3).
Gravimetrisch wurde eine Hydrophobierungsrate von ca. 10%
ermittelt.
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Claims (8)
1. Verfahren zur Modifikation von Huminstoffen aus
Braunkohle durch Veränderung der Löslichkeits- und
Präzipitationseigenschaften, dadurch gekennzeichnet,
dass eine mikrobielle, enzymatische oder durch
Peptide ablaufende Decarboxylierung vorgesehen ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass Zellen oder Zellverbände oder Zellbestandteile
von Eukaryonten und insbesondere Prokaryonten mit
decarboxylierenden Eigenschaften eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1-2, dadurch gekennzeichnet,
dass decarboxylierende Enzyme von Eukaryonten und
insbesondere Prokaryonten und/oder thermophile oder
barophile Prokaryonten eingesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1-3, dadurch gekennzeichnet,
dass in einem Temperaturbereich von 5-90°C,
vorzugsweise 15-70°C (~278-363 K) und in einem
Druckbereich von 1-20 bar (~0,1-2 MPa) und in einem
pH-Bereich von 4-11, vorzugsweise 4,5-8,5 auch in
Gegenwart von anorganischen oder organischen
Puffersubstanzen gearbeitet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1-4, dadurch gekennzeichnet,
dass decarboxylierende Enzyme von strikt oder
fakultativ aeroben Bakterien eingesetzt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1-4, dadurch gekennzeichnet,
dass decarboxylierende Enzyme von strikt oder
fakultativ anaeroben Bakterien eingesetzt werden.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1-5,
dadurch gekennzeichnet, dass decarboxylierende
Enzyme von aeroben Bakterien wie z. B. der Gattungen
Bacillus, Paenibacillus, Chryseomonas, Pseudomonas,
Corynebacterium, Xanthomonas, Nocardia, Streptomyces
u. a. eingesetzt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-7, dadurch
gekennzeichnet, dass natürliche und synthetische
Peptide mit decarboxylierenden Eigenschaften
eingesetzt werden.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE1999145975 DE19945975B4 (de) | 1999-09-24 | 1999-09-24 | Behandlung von Braunkohlebestandteilen zum Zwecke der Veredelung |
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Publications (2)
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ID=7923272
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- 1999-09-24 DE DE1999145975 patent/DE19945975B4/de not_active Expired - Fee Related
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