DE19914807C1 - Softfeeling-Mehrschichtlackierung und deren Verwendung - Google Patents
Softfeeling-Mehrschichtlackierung und deren VerwendungInfo
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- B05D7/52—Two layers
- B05D7/53—Base coat plus clear coat type
Abstract
Mehrschichtlackierung, bestehend aus einer ersten farbgebenden Schicht und einer zweiten unpigmentierten Schicht, wobei die zweite Schicht ganz oder teilweise einen unpigmentierten Softfeelinglack enthält.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Mehrschichtlackierung mit Softfeel-Effekt sowie
deren Verwendung.
Unter der Bezeichnung Softfeelinglacke werden solche Lacke verstanden, die sich
durch eine besondere Haptik (Griffigkeit) auszeichnen. Der Softfeel-Effekt beruht da
bei wesentlich auf einer Kombination von Brems- und Gleitwirkung. Hierdurch erhält
man beim Anfassen eines mit einem Softfeellack beschichteten Gegenstands den Ein
druck, einen leder- oder auch samtähnlichen Gegenstand zu berühren, unabhängig
von dem eigentlichen Griffgefühl des Substrats.
Softfeelinglacke werden insbesondere für die Lackierung von Kunststoffen und für die
Automobilinnenlackierung verwendet.
Die EP-0 669 352 B1 beschreibt Softfeelinglacke auf Polyester/Polyurethan-Basis. Sämt
liche Beispiele offenbaren einen Softfeelinglack, der gleichzeitig das Pigment enthält.
Eine Anwendung dieses Softfeelinglacks auf einer pigmentierten Beschichtung ist nicht
genannt.
Ein besonderes Problem der bisher bekannten Softfeelinglacke ist ihr Haftvermögen
auf verschiedenen Substraten. Bedingt durch die gummielastischen Eigenschaften eines
Softfeelinglacks zeigen solche Beschichtungen auf kritischen Substraten (z. B. auf
Kunststoffoberflächen) eine schlechtere Haftung, als vergleichbare Lacke ohne Soft
feelingeffekt.
Im Bereich der Kunststofflackierung müssen deshalb sehr häufig Haftvermittler einge
setzt werden, um auf diese Weise eine akzeptable Haftung zu erreichen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung einer pigmentierten Lackie
rung mit Softfeel-Effekt sowie deren Verwendung, wobei insbesondere die Haftung
und der Softfeel-Effekt gegenüber den bekannten Softfeelinglacken des Standes der
Technik verbessert sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Mehrschichtlackierung gelöst, beste
hend aus einer auf dem Substrat befindlichen, farbgebenden ersten Schicht und einer
weiteren, über der ersten Schicht befindlichen, unpigmentierten zweiten Schicht,
wobei die zweite Schicht ganz oder teilweise aus einem unpigmentierten Softfeeling
lack erhältlich ist.
Bei der ersten, farbgebenden Schicht kann es sich prinzipiell um jede Schicht handeln,
die durch einen Vernetzungs- oder Aushärtungsvorgang einer pigmentierten Beschich
tungszusammensetzung auf Basis von organischen Lösemitteln, Wasser oder Pulver
erhältlich ist.
Besonders bevorzugt für die Herstellung der ersten, farbgebenden Schicht werden sol
che Lacke, die als sogenannte "Basislacke" für die Mehrschichtlackierung von Automo
bilrohkarosserien verwendet werden.
Diese Mehrschichtlackierung von Automobilen besteht im allgemeinen aus insgesamt
vier voneinander unterschiedlichen Schichten (Electrocoatschicht, Füllerschicht, Basis
lackschicht und Klarlackschicht).
Dabei ist es die Aufgabe der Basislackschicht, der Karosserie die gewünschte Farbe zu
verleihen und eine genau definierte Haftung auf der Füllerschicht bereitzustellen.
Letztere Eigenschaft ist besonders wichtig für die Steinschlagfestigkeit eines Autolacks.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist die Verwendung eines pigmen
tierten Lacks auf Wasserbasis zur Ausbildung der ersten, farbgebenden Schicht. Insbe
sondere vor dem Hintergrund, daß zur Lackierung von Kunststoffen in der Automo
bilindustrie größtenteils nur Basislacke auf Lösemittelbasis eingesetzt werden, ist mit
dieser Ausführungsform eine deutliche Verringerung der Lösemittelemissionen, insbe
sondere bei Lackierungen auf Kunststoffsubstraten, möglich.
Vorteilhaft ist bei der Verwendung eines farbgebenden Lacks auf Wasserbais eine
kurze Zwischentrocknung (z. B. 5 Minuten lang bei 60°C) vor Auftragung des unpig
mentierten Softfeeling-Lacks.
Die Trockenschichtdicke hat auf die Eigenschaften der erfindungsgemäßen Mehr
schichtlackierung keinen entscheidenden Einfluß, sie liegt üblicherweise in einem
Bereich zwischen 12 bis 40 µm.
Zur Herstellung der zweiten, unpigmentierten Schicht kann jeder Lack verwendet wer
den, der mindestens ein Bindemittel enthält, das aufgrund seiner speziellen chemi
schen und physikalischen Eigenschaften dieser Schicht die für den Softfeeling-Effekt
notwendigen gummielastischen Eigenschaften verleiht. Solche Bindemittel sind an sich
bekannt und werden bereits zur Herstellung pigmentierter Softfeelinglacke verwendet.
Die Menge dieses Bindemittels liegt üblicherweise in einem Bereich zwischen 25 und
65 Gew.-%, bezogen auf den Festkörperanteil.
Unter dem Begriff "unpigmentiert" werden solche Lacke oder Beschichtungen verstan
den, die keine farbgebenden Pigmente enthalten. Unter den Begriff "farbgebenden
Pigmente" werden aber nicht Mattierungsmittel verstanden, die üblicherweise Schicht
silikate oder Wachse enthalten.
Besonders geeignete Bindemittel, die der zweiten Schicht die Softfeeling-Eigenschaften
verleihen, sind solche Bindemittel auf Polyester/Polyurethan-Basis. Diese Bindemittel
sind detailliert in dem europäischen Patent 0 669 352 beschrieben und werden von der
Firma Bayer AG unter der Handelbezeichnung Bayhydrol® vertrieben.
Die erfindungsgemäße Softfeel-Mehrschichtlackierung zeigt eine deutlich verbesserte
Haptik gegenüber den pigmentierten Softfeelinglacken des Standes der Technik.
Entscheidend für die verbesserten Softfeeling-Eigenschaften der erfindungsgemäßen
Mehrschichtlackierung ist die Trennung von Bindemitteln, die für den eigentlichen
Softfeeling-Effekt verantwortlich sind, und dem oder den farbgebenden Pigmenten.
Die Trockenschichtdicke der zweiten Schicht liegt üblicherweise in einem Bereich zwi
schen 15 bis 60 µm.
Im allgemeinen gilt, daß der Softfeeling-Effekt umso deutlicher wird, je dicker die
Trockenschichtdicke ist.
Eine weitere, erfindungsgemäße Ausführungsform ist die Verwendung eines Mattier
ungsmittels in der zweiten, unpigmentierten Schicht. Dies bewirkt eine Steigerung in
der Bremswirkung der fertigen Lackschicht. Auf diese Weise ist es möglich, die genaue
Brems- und Gleitwirkung der erfindungsgemäßen Mehrschichtlackierung einzustellen.
Besonders bevorzugt eignet sich die erfindungsgemäße Mehrschichtlackierung für die
Lackierung von Kunststoffoberflächen, insbesondere von Teilen der Automobilinnen
verkleidung. Insbesondere für letzteren Bereich ist von besonderem Vorteil, daß Teile
der Innenraumverkleidungen mit dem gleichen Lack und den gleichen Vorrichtungen
beschichtet werden können, wie Kunststoffanbauteile (beispielsweise Stoßfänger).
Die folgenden Beispiele dienen der Erläuterung der Erfindung:
In einen Kunststoffbecher mit Rührvorrichtung werden 80,0 g einer handelsüblichen
Polyurethandispersion (Bayhydrol® 2952 E) vorgelegt und anschließend 20,0 g vollent
salztes Wasser, 20,0 g Butylglykol, 12,0 g Disperbyk® 190, 5,2 g Titandioxid Kronos
2310, 4,4 g Irgazin® DPP rot BO und 2,5 g Sicotangelb L 1910 unter Rühren zugege
ben. Dann werden 20 g vollentsalztes Wasser zur Einstellung der Mahlgutviskosität
hinzugegeben. Der pH-Wert wird durch Zugabe von Amietol® M21 auf einen pH-Wert
von 8 eingestellt. Die so erhaltene Mischung wird in einer Perlmühle bis zu einer Kör
nigkeit von 5 µm gemahlen.
Dann werden zu der Mischung 100 g eines handelsüblichen Verdickers (Viscalex® HV
30 Paste 3%) und 60,0 g vollentsalztes Wasser hinzugegeben. Anschließend werden
40 g einer handelsüblichen Polyurethandispersion (Bayhydrol® 2952 E) unter Rühren
hinzugegeben.
Der so hergestellte Basislack wird mit Amietol® M21 auf einen pH-Wert von 8 und die
Viskosität durch Zugabe von vollentsalztem Wasser auf 35 Sekunden bei 20°C, gemes
sen mit einem DIN-B4-Becher, eingestellt.
In einen Kunststoffbecher mit Rührvorrichtung werden 44,8 g einer handelsüblichen
Polyurethandispersion (Bayhydrol® PT 241) vorgelegt und 1,2 g Surfinol® 104 E unter
Rühren zugegeben. Dann werden dieser Mischung 2,4 g Butyldiglykolacetat, 13,2 g n-
Methylpyrrolidon und 20,8 g vollentsalztes Wasser sowie 144 g einer handelsüblichen
Polyurethanharzdispersion (Bayhydrol® PR 340) und 40,0 g eines handelsüblichen
Verdickers (Viscalex® HV 30 Paste 3%) hinzugegeben. Diese Mischung wird nach
Zugabe von 21,4 g Pergopak® M4 und 6,8 g eines handelsüblichen Mattierungsmittels
(OK 500 von der Firma Degussa) 20 Minuten lang dispergiert. Danach werden dieser
Mischung 14,0 g Butylglykol und 14,0 g vollentsalztes Wasser hinzugegeben. Nach
weiterer Zugabe von 62,8 g einer handelsüblichen Polyester/Polyurethan-Dispersion
(Bayhydrol® PR 240) unter Rühren wird die Viskosität mit vollentsalztem Wasser auf 45
Sekunden bei 20°C, gemessen mit einem DIN-B4-Becher, eingestellt.
Als Härter wird eine 75%ige Lösung eines handelsüblichen Polyisocyanats (Bayhydur®
3100) in Solventnaphtha leicht verwendet.
Der zuvor beschriebene Basislack wird mittels einer Spritzpistole auf eine Kunststoff
platte aus Bayblend® T 85 (Polycarbonat/ABS) mit den Abmessungen 210 . 150 . 3 mm
appliziert, so daß eine Trockenschichtstärke von 15 µm erhalten wird. Dann wird diese
Schicht 2 Minuten lang bei Raumtemperatur abgelüftet und anschließend 4 Minuten
lang bei 80°C getrocknet. Danach wird der zuvor beschriebene Softfeeling-Klarlack
mittels einer Spritzpistole aufgetragen, so daß eine Trockenschichtstärke von 55 µm
erhalten wird. Nach einer Ablüftzeit von 5 Minuten bei Raumtemperatur wird die
beschichtete Platte 30 Minuten lang bei 80°C getrocknet.
In einen Kunststoffbecher mit Rührvorrichtung werden 45,2 g eines handelsüblichen
Polyurethanharzes (Bayhydrol® PT 241) vorgelegt und 4,0 g Disperbyk® 180 und 1,2 g
Surfinol® 104 E unter Rühren zugegeben. Diesem Gemisch werden anschließend 2,4 g
Butyldiglykolacetat, 6,4 g vollentsalztes Wasser, 2,0 g Aerosil R 972, 5,6 g Titandioxid
Kronos 2310, 10,0 g Sicotangelb L 1910, 4,4 g Irgazin® DPP rot BO, 6,0 g Talkum IT
Extra und 13,6 g Silitine® Z 86 unter Rühren zugegeben. Diese Mischung wird an
schließend mit 1,2 g n-Methylpyrrolidon und 2,4 g vollentsalztem Wasser auf die er
forderliche Mahlgutviskosität eingestellt und auf eine Körnigkeit von 10 µm mittels
einer Perlmühle gemahlen. Dann werden 104 g einer handelsüblichen Poly
ester/Polyurethan-Dispersion (Bayhydrol® PR 340) unter Rühren hinzugegeben und
das so erhaltene Gemisch nach Zusatz von 21,4 g Pergopak® M4 und 6,8 g eines han
delsüblichen Mattierungsmittels (OK 500 von der Fa. Degussa) 20 Minuten lang dis
pergiert. Dieser Mischung werden anschließend 14,0 g Butylglykol und 14,0 g vollent
salztes Wasser unter Rühren hinzugegeben. Diese Lackzusammensetzung wird an
schließend mit 5,2 g vollentsalztem Wasser auf eine Viskosität von 45 Sekunden bei
20°C gemessen mit einem DIN-B4-Becher, eingestellt.
Als Härter für diese Mischung wird eine 75%ige Lösung eines handelsüblichen Poly
isocyanats (Bayhydur® 3100) in Solventnahptha leicht verwendet.
Der zuvor beschriebene pigmentierte Softfeelinglack wird mittels einer Spritzpistole auf
eine Kunststoffplatte aus Bayblend® T 85 (Polycarbonat/ABS) mit den Abmessungen
210 . 150 . 3 mm appliziert, so daß eine Trockenschichtdicke von 60 µm erhalten
wird. Nach einer Ablüftzeit von 5 Minuten bei Raumtemperatur wird die Beschichtung
30 Minuten lang bei 80°C getrocknet.
Die fertigen Beschichtungen werden entsprechend den in der Tabelle 1 angegebenen
Versuchen auf Haftung, Klimabeständigkeit, Abriebsbeständigkeit und Pflegemittelbe
ständigkeit untersucht.
Die Abriebsbeständigkeit wird mit einem Crockmeter mit einem Leinentuch ohne Bela
stung sowohl trocken als auch mit Ethanol untersucht.
Die Pflegemittelbeständigkeit wird nach der Mercedes Benz-Spezifikation DBL 7384
untersucht, demnach verschiedene Prüflösungen (Plastikreiniger, Teerentferner, Schei
benreiniger, Fleckenentferner) auf einen quadratischen Filz (von der Firma Empa, St.
Gallen, Schweiz) mit einer Fläche von 2,25 cm2 aufgebracht. Der so gut durchtränkte
Filz wird unter einer Masse von 332 g auf der Prüffläche mittels einer Vorrichtung hin-
und herbewegt (Prüfstrecke: 30 bis 50 mm). Dabei sollen in 2 Minuten 170 Doppel
hübe absolviert werden. Danach werden die Prüflösungen mit vollentsalztem Wasser
abgespült. Die verbleibende Oberfläche wird beurteilt.
Die Tabelle 1 zeigt deutlich, daß die erfindungsgemäße Mehrschichtlackierung mit
Softfeel-Effekt deutlich verbesserte Eigenschaften gegenüber den Softfeellacken des
Standes der Technik aufweist.
Claims (7)
1. Mehrschichtlackierung, bestehend aus einer auf einem Substrat befindlichen farb
gebenden ersten Schicht und einer weiteren, über der ersten Schicht befindli
chen, unpigmentierten zweiten Schicht, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Schicht ganz oder teilweise aus einem unpigmentierten Softfeelinglack erhältlich
ist.
2. Mehrschichtlackierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die erste
Schicht aus einem pigmentierten Lack auf Wasserbasis erhältlich ist.
3. Mehrschichtlackierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
erste Schicht aus einem 2-Komponenten Lack erhältlich ist.
4. Mehrschichtlackierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die zweite Schicht ein Bindemittel auf Polyester/Poly
urethan-Basis enthält.
5. Mehrschichtlackierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die zweite Schicht zusätzlich ein Mattierungsmittel enthält.
6. Mehrschichtlackierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Substrat eine Kunststoffoberfläche ist.
7. Verwendung einer Mehrschichtlackierung nach einem der vorhergehenden
Ansprüche für die Innenraumausstattung von Automobilkarosserien.
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