Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Übertragen paket
vermittelter Daten in einem Funk-Kommunikationssystem und
eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
In Funk-Kommunikationssystemen werden Informationen (bei
spielsweise Sprache, Bildinformationen oder andere Daten) mit
Hilfe von elektromagnetischen Wellen über eine Funkschnitt
stelle zwischen sendender und empfangender Station (Basis
station bzw. Teilnehmerstation) übertragen. Das Abstrahlen
der elektromagnetischen Wellen erfolgt dabei mit Trägerfre
quenzen, die in dem für das jeweilige System vorgesehenen
Frequenzband liegen. Für das eingeführte GSM-Mobilfunksystem
(Global System for Mobile Communications) werden Frequenzen
bei 900, 1800 und 1900 MHz genutzt. Für zukünftige Mobil
funksysteme mit CDMA- oder TD/CDMA-Übertragungsverfahren über
die Funkschnittstelle, beispielsweise das UMTS (Universal
Mobile Telecommunication System) oder andere Systeme der 3.
Generation sind Frequenzen im Frequenzband von ca. 2000 MHz
vorgesehen.
Während beim GSM-Mobilfunksystem ursprünglich die Übertragung
von Sprachinformationen im Vordergrund stand, werden im zu
nehmenden Maße z. B. durch GPRS (general packet radio system)
auf der Basis des GSM-Mobilfunksystems und für zukünftige
Systeme von Anfang an auch Paketdatendienste eingeplant. Ver
schiedene Dienste sind dabei vorgesehen, die variable Daten
raten und sehr individuelle Anforderungen an Verzögerungs
zeiten und Datenrate haben.
Bei einer Paketdatenübertragung werden Datenpakete nicht ver
bindungsorientiert, d. h. eine Übertragungsressource ist stän
dig der Verbindung zugeordnet, sondern paketorientiert ver
mittelt. Die Ressource wird also erst zugeordnet, wenn tat
sächlich ein Datenpaket übertragen wird. Dazu werden die
Datenpakete bei der Sendeseite bis zu ihrem Sendezeitpunkt
nach einer Ressourcenzuordnung zwischengespeichert. Bisher
ist für die Zwischenspeicherung eine Warteschlange vorge
sehen, in der die Datenpakete aller Verbindungen und Dienste
gemeinsam aufgereiht sind und entsprechend ihrer Reihenfolge
abgearbeitet werden.
Aus DE 196 34 492 A1 ist ein Verfahren zur drahtgebundenen
Übertragung von ATM-Zellen bekannt, bei dem eine Priori
sierung der ATM-Zellen als Datenpakete und deren ggf. bevor
zugte Abarbeitung in Warteschlangen erfolgt. Aus WO 98/16036
A1 ist bekannt, daß beim Übertragen von paketvermittelten
Daten in einem Funk-Kommunikationssystem die Reihenfolge der
Übertragung der Datenpakete aus den Warteschlangen über eine
Funkschnittstelle nach warteschlangenindividuellen Kenngrößen
bestimmt wird.
Werden alle Datenpakete in einer Warteschlange gesammelt,
dann ist es wahrscheinlich, daß eine Verbindung mit nur we
nigen Datenpaketen sehr spät Ressourcen zugeteilt bekommt, da
z. B. zuerst die Datenpakete einer Verbindung mit vielen Da
tenpaketen nach dem FIFO-Prinzip (first in first out) be
arbeitet wird. Die Qualität der Verbindung mit nur wenigen
Datenpaketen würde damit aufgrund der auftretenden hohen
Zeitverzögerung stark beeinträchtigt werden.
Bei hoher Auslastung der Ressourcen kann durch diese Verar
beitung mit einer Warteschlange den verbindungsindividuellen
Anforderungen nur schwer entsprochen werden. Der Erfindung
liegt folglich die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Ver
arbeitung von paketvermittelten Daten anzugeben. Diese Auf
gabe wird durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 und die Einrichtung nach Anspruch 20 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu
entnehmen.
Es wird von einem Verfahren zum Übertragen paketvermittelter
Daten in einem Funk-Kommunikationssytem ausgegangen, bei dem
Datenpakete mehrerer Verbindungen (bearer) zwischen einer
netzseitigen Einrichtung und Teilnehmerstationen über eine
Funkschnittstelle übertragen werden. Erfindungsgemäß ist
sendeseitig pro Verbindung eine individuelle Warteschlange für
die zu übertragenden Datenpakete einer Verbindung vorgesehen.
Die Reihenfolge der Übertragung der Datenpakete aus den War
teschlangen wird dabei nach warteschlangenindividuellen Kenn
größen bestimmt. Somit müssen nicht alle Dienste gleich be
handelt werden, sondern können nach frei definierbaren Kenn
größen, die beispielsweise Prioritäten der einzelnen Warte
schlangen sind, vorrangig oder mit geringerer Dringlichkeit
bedient werden. Einem Überlaufen der Warteschlange und dem
damit verbundenen Verlorengehen von Datenpaketen oder dem
Abbruch der Verbindung kann besser begegnet werden.
Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die
warteschlangenindividuellen Kenngrößen auf eine der Warte
schlange zugeordneten Priorität bezogen. Eine Warteschlange mit
höherer Priorität wird dabei bevorzugt behandelt, die Res
sourcen werden also nicht gleichrangig auf die Dienste auf
geteilt. Damit ist die Dienstqualität einer Verbindung indi
viduell einstellbar.
Nach Weiterführungen der Erfindung wird die Priorität ab
hängig von der Anzahl der in der jeweiligen Warteschlange
zwischengespeicherten Datenpakete vergeben oder orientiert
sich an einer dienstindividuellen, maximal erlaubten Ver
zögerungszeit. Je mehr Datenpakete bereits warten, um so
größer ist die Verzögerungszeit. Durch eine unterschiedliche
Priorisierung können bestimmte Verbindungen oder Dienste be
vorzugt werden. Ein Netzbetreiber kann dies zur Leistungs
differenzierung nutzen.
Weiterhin ist die Priorität von Warteschlangen mit wiederholt
zu übertragenden Datenpaketen höher als von Wartschlangen
ohne wiederholt zu übertragende Datenpakete. Eine Datenpaket
wiederholung nach einem ARQ-Protokoll (automatic repeat re
quest) ist durch schlechte Empfangbarkeit des zuvor gesende
ten gleichartigen Datenpaketes hervorgerufen worden, so daß
eine bevorzugte schnelle Wiederholung die Verzögerungszeit
entscheidend zu senken hilft.
Vorteilhaft ist es ebenso, wenn die Priorität einer Warte
schlange einer Verbindung mit nur wenigen zu übertragenden
Datenpaketen höher ist als die einer gleichartigen Verbindung
mit einer größeren Anzahl zu übertragender Datenpakete. Bei
vielen zu übertragenden Datenpaketen ist eine kleine zusätz
liche Verzögerung für den Teilnehmer wenig störend. Der Teil
nehmer mit nur wenigen Datenpaketen wird die schnelle Über
tragung dafür eher honorieren.
Die Prioritätsvergabe kann nach einer vorteilhaften Ausge
staltung für Verbindungen zu oder von sich schnell bewegenden
Teilnehmerstationen größer sein als zu oder von sich lang
samer bewegenden Teilnehmerstationen. Sich schnell bewegende
Teilnehmerstationen werden eine Funkzelle bald wieder ver
lassen, so daß es ratsam ist, sie schnell zu versorgen und
keine noch nicht gesendete Datenpakete bei einem Zellwechsel
zwischen den Basisstationen übertragenen zu müssen.
Ist die Priorität für Teilnehmerstationen in Bereichen mit
schlechter Empfangbarkeit geringer als in Bereichen mit
guter Empfangbarkeit, dann werden unnötige Wiederholungen
vermieden. Erreicht eine Teilnehmerstation wiederum ein
Gebiet mit besserer Empfangbarkeit, dann kann die Priorität
erhöht und die noch wartenden Datenpaket beschleunigt über
tagen werden.
Die genannten Möglichkeiten der Festlegung der Prioriäten
können auch kombiniert werden. Während der Abarbeitung der
Warteschlangen werden die Prioritäten der Warteschlangen
fortlaufend angepaßt, um den sich verändernden Bedingungen
der Übertragungskanäle zu entsprechen.
Nach weiteren Ausgestaltungen der Erfindung sind die warte
schlangenindividuellen Kenngrößen auf eine dem durch die je
weilige Verbindung unterstützten Dienst zugeordneten Priorität
bezogen. Wird also durch die Verbindung ein bestimmter Dienst
unterstützt, so wird als Anfangswert diesem Dienst und damit
seiner Warteschlange eine bestimmte Priorität zugewiesen.
Vorteilhafterweise ist die Priorität proportional zur Daten
rate des Dienstes und/oder umgekehrt proportional zu einer
garantierten Minimalverzögerung für den Dienst. Die Priorität
könnte auch durch den Teilnehmer vorgegeben werden.
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbei
spiels bezugnehmend auf zeichnerische Darstellungen näher er
läutert.
Dabei zeigen
Fig. 1 ein Blockschaltbild eines Mobilfunksystems,
Fig. 2 eine Einrichtung zu Übertragung paketvermittelter
Daten mit mehreren Warteschlangen, und
Fig. 3 eine Verarbeitung der Datenpakete für eine Warte
schlange.
Das in Fig. 1 dargestellte Mobilfunksystem als Beispiel eines
Funk-Kommunikationssystem besteht aus einer Vielzahl von Mo
bilvermittlungsstellen MSC, die untereinander vernetzt sind
bzw. den Zugang zu einem Festnetz PSTN herstellen. Weiterhin
sind diese Mobilvermittlungsstellen MSC mit jeweils zumindest
einer Einrichtung RNM zum Zuteilen von funktechnischen Res
sourcen verbunden. Jede dieser Einrichtungen RNM ermöglicht
wiederum eine Verbindung zu zumindest einer Basisstation BS.
Netzseitige Einrichtungen, in denen später erläuterte Warte
schlangen für die Datenpakete vorgesehen sind, sind die Ba
sisstationen BS bzw. die Einrichtung RNM zum Zuteilen von
funktechnischen Ressourcen.
Eine solche Basisstation BS kann über eine Funkschnittstelle
eine Verbindung zu Teilnehmerstationen, z. B. Mobilstationen
MS oder anderweitigen mobilen und stationären Endgeräten,
aufbauen. Durch jede Basisstation BS wird zumindest eine
Funkzelle Z gebildet. Bei einer Sektorisierung oder bei hie
rarchischen Zellstrukturen werden pro Basisstation BS auch
mehrere Funkzellen Z versorgt.
In Fig. 1 sind beispielhaft bestehende Verbindungen V1, V2, V3
zur Übertragung von Nutzinformationen und Signalisierungsin
formationen zwischen Mobilstationen MS und einer Basisstation
BS dargestellt. Ein Operations- und Wartungszentrum OMC rea
lisiert Kontroll- und Wartungsfunktionen für das Mobilfunk
system bzw. für Teile davon. Die Funktionalität dieser Struk
tur ist auf andere Funk-Kommunikationssysteme übertragbar, in
denen die Erfindung zum Einsatz kommen kann, insbesondere für
Teilnehmerzugangsnetze mit drahtlosem Teilnehmeranschluß.
Die im folgenden gezeigte Verarbeitung von Datenpaketen der
Verbindungen V1, V2, V3 vor einem Senden wird anhand der Ab
wärtsrichtung der Übertragung, also von der Basisstation BS
zu den Mobilstationen MS gezeigt. Die Einrichtung ist hierbei
in der Basisstation BS realisiert. Es liegt jedoch ebenso im
Rahmen der Erfindung, daß die Verarbeitung für die umgekehrte
Übertragungsrichtung durchgeführt wird, falls von einer Mo
bilstation MS mehrere Verbindungen bzw. Dienste ausgehen. Die
zu übertragenden Datenpakete enthalten Nutzinformationen oder
Signalisierungsinformationen. In einem Datenpaket können auch
unterschiedliche Informationen übertragen werden.
Entsprechend Fig. 2 wird von einer größeren Anzahl von Verbin
dungen (bearer) ausgegangen, die jeweils individuelle Anfor
derungen der zu unterstützenden Dienste haben. Die Einrich
tung zur Übertragung der Datenpakete weist den Warteschlan
gen, die verbindungsindividuell eingerichtet sind, Übertra
gungsressourcen zu. Die Zuweisung der Ressourcen erfolgt ent
sprechend der Prioritäten, die den Warteschlangen zugeordnet
sind.
Die Zuordnung der Prioritäten erfolgt nach einer der folgenden
Kriterien:
- - alle Warteschlangen mit zu übertragenden Datenpaketen ha
ben die gleich Priorität,
- - Warteschlangen mit langen zu übertragenden Datenpaketen
haben eine hohe Priorität,
- - Warteschlangen haben eine Priorität entsprechend der An
zahl zwischengespeicherter Datenpakete (viele Datenpakete
= hohe Priorität),
- - Warteschlangen für Verbindungen mit geringer maximal er
laubter Verzögerungszeit erhalten eine hohe Priorität,
dabei wird ggf. die aktuelle Verzögerung bereits berück
sichtigt.
Die Prioritäten der einzelenen Warteschlangen können sich
additiv erhöhen, zum Beispiel folgt aus hoher Datenrate und
geringer Zeitverzögerung eine sehr hohe Priorität. Die Ge
samtpriorität kann aber eine maximale obere Schranke nicht
überschreiten.
Der Teilnehmer kann eine Mindest-Priorität vorgeben, die der
Betreiber dem Teilnehmer zuvor zugeteilt hat. Es kann im
System eine maximale Priorität geben zum Beispiel die Stufen
1 (sehr hoch) bis 10 (sehr niedrig).
Weitere Anhaltspunkte zur Bestimmung der Priorität der Warte
schlangen wurden bereits diskutiert.
Jeder der in Fig. 2 gezeigten Warteschlangen übergibt ein Da
tenpaket zum Senden, wenn sie dazu durch den Übertragungs
algorithmus angeregt wird. Das Datenpaket kann dabei zum er
sten oder wiederholten Mal übertragen werden. Eine wieder
holte Übertragung erfolgt, wenn eine negative Empfangsbe
stätigung NACK vorliegt. Datenpakete, deren Empfang bestätigt
wurden, können entfernt werden. Die Anzahl übertragener und
noch nicht bestätigter Datenpaket darf die in Fig. 3 gezeigte
Fensterlänge nicht überschreiten.
Die von einer Datenquelle eintreffenden Datenpakete werden in
einem Eingangsspeicher EQ (entrance queue) der Warteschlange
zwischengespeichert und erst in einen Zwischenspeicher W
(Window) weitergereicht, wenn sie zum ersten Mal gesendet
wurden. Die Parameter des Zwischenspeichers W werden bei
jeder Übertragung aktualisiert. Die Datenpakete bleiben im
Zwischenspeicher W bis eine Bestätigungsmeldung über den er
folgreichen Empfang eintrifft und erst dann entfernt.
Eine negative Bestätigungsmeldung NACK bewirkt, daß das be
troffene Datenpaket im Zwischenspeicher W verbleibt und die
Priorität der Warteschlange erhöht wird. Bei der nächsten
Ressourcenzuteilung zur Warteschlange wird das erste Daten
paket des Zwischenspeichers W übertragen.
Verschlechtern sich die Übertragungsbedingungen für die Ver
bindung, dann wird eine Übergabe der Übertragung der Daten
pakete an eine andere Basisstation versucht. Kann eine Ver
bindung zur anderen Basisstation erfolgreich aufgebaut wer
den, dann wird zumindest ein Datenpaket aus der Warteschlange
zur anderen Basisstation über eine netzseitige Verbindung
übertragen. Die Warteschlange für die Verbindung wird dann
aufgelöst.
Beim Wechsel in eine andere Zelle werden die Parameter der
Warteschlange, insbesondere die Priorität, mit übergeben.
Beim Wechsel in ein anderes System können die Prioritäten neu
bestimmt werden.