Anwendungsgebiet
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Chalkogenid-Halbleiter-
Dünnschichten, insbesondere aber von Cu-Chalkopyritschichten für Dünnschicht-Solarzellen,
mittels niederenergetischer (Se, S)-Ionenstrahlen. Der Jonenstrahl liefert dabei sowohl die zur
chemischen Umsetzung notwendige (Se, S)-Stoffmenge, als auch ganz oder teilweise die dazu
erforderliche thermische Energie.
Stand der Technik
Dünnschicht-Solarzellen auf Basis von Cu(Ga, In)(Se, S)2-Absorbern sind die in nächster Zu
kunft aussichtsreichsten Systeme für die Schaffung kostengünstiger und effizienter Photovol
taik-Module. Sie halten im Labormaßstab (wenige Quadratzentimeter) mit fast 18% den der
zeit höchsten Wirkungsgrad für polykristalline Dünnschicht-Solarzellen. Deshalb wurden in
den letzten etwa 10 Jahren international intensive Anstrengungen zur Herstellung marktfähi
ger großflächiger Photovoltaik-Module unternommen. Seit August 1998 sind erste Module
auf CuInSe2-Basis mit bis zu 10 W Leistung kommerziell verfügbar (Anbieter SIEMENS
SOLAR). Die notwendige Homogenität und Reproduzierbarkeit ist allerdings bislang nur un
ter Anwendung einer hochtoxischen Technologie, der Selenisierung im H2Se-Gas, erreichbar.
Für die Herstellung von polykristallinen Cu(In, Ga)(Se, S)2-Schichten gibt es mehrere Metho
den. Eine erste Gruppe von Verfahren erzeugt das Material in einem kombinierten Depositi
ons- und Reaktionsprozeß. Dazu werden alle notwendigen Komponenten gleichzeitig auf ein
geheiztes Substrat gebracht, wo sich bei geeigneten Konzentrations- und Temperaturverhält
nissen die gewünschte Verbindung abscheidet. Ein aufwendiges, aber gut kontrollierbares
Verfahren zur Herstellung dünner Schichten im Labormaßstab ist die Molekularstrahlepitaxie
(MBE), die erfolgreich zur Herstellung von Cu(Ga, In)(Se, S)2- Schichten angewandt wurde
[H. Oyanagi, S. Niki, P. J. Fons, A. Yamada, O. Ogarashi, H. Oheda, Bulletin of the Electro
technical Laboratory 61 (1997) 11-18]. Eine Modifizierung des MBE-Verfahrens stellt die
ICB (Ionized Cluster Beam) bzw. IBT (Ionized Beam Technique)-Methode dar. Dabei wird
das Material aus den thermischen Verdampfungsquellen nachträglich durch Elektronenbe
schuß teilweise ionisiert und durch eine Beschleunigungsspannung im kV-Bereich mit hoher
Energie auf das Substrat gebracht. Die Methode wurde bislang als "dual-IBT" [T. Ushiki, A.
Ueno, T. Yano, H. Sano, H. Usui, K. Sato, Jpn. J. Appl. 32, suppl. 3 (1993) 103-105], [T.
Tagaki, K. Matsubara, H. Takakoka, I. Yamada, Thin Solid Films 63 (1979) 41-51] mit teilio
nisierten Cu- und In-Dampfstrahlen und als "triple-IBT" [H. Sano, K. Kondo, K. Sato, Cryst.
Res. Technol. S31 (1996) 349-352], bei der auch der Se-Dampfstrahl teilionisiert war, für die
Abscheidung von CuInSe2 eingesetzt. Die Ionenströme zum Substrat lagen dabei typisch zwi
schen 1 und 10 µA, die auf das Substrat gebrachte Leistungsdichte zwischen 2 und
20 mW/cm2. Dabei werden weniger als 0,1% der Cu- bzw. In-Atome und weniger als 0,2%
der Se-Cluster in ionisierter Form auf die Probe gebracht [Y. Yanase, T. Shimizu, T. Ishi
bashi, H. Sano, K. Sato, Lnst. Phys. Conf. Ser. No 152 (1998) 369-372]. Mit einem weiteren
derartigen Verfahren, der Abscheidung durch chemische Umsetzung gasförmiger precursor-
Substanzen (Chemical Vapour-phase Deposition; CVD) wurden erste erfolgreiche Versuche
durchgeführt [J. McAleese, P. O'Brien, D. J. Otway. Chemical Vapour Deposition 4 (1998)
94-96]. Ein drittes Verfahren dieser Gruppe ist die simultane Verdampfung. Dabei werden aus
mehreren Quellen gleichzeitig die Komponenten der zu erzeugenden Schicht, entweder als
chemische Elemente oder als binäre Verbindungen thermisch verdampft [B. Dimmler, H. W.
Schock, Progress in Photovoltaics: Research and Applications 4 (1996) 425-433. Nur das
letztgenannte Verfahren erscheint zur Zeit ausreichend schnell, effizient und hochskalierbar,
um als Produktionsverfahren für Dünnschichtsolarzellen eingesetzt zu werden. Mit diesem
technologischen Ansatz wird derzeit der Aufbau einer Produktionsstätte für Cu(In, Ga)Se2-
Solarzellen (ZSW Stuttgart) geplant. Daneben existieren noch weitere Verfahren dieser ersten
Gruppe, die auf der Abscheidung nach Verdampfung der kompletten Verbindung beruhen
(thermische flash-Verdampfung [H. Sakata, N. Nakao, phys. stat sol. A 161 (1997) 379-388],
Laserverdampfung [R. Schaeffler, M. Klose, M. Brieger, H. Dittrich, H. W. Schock, Mat. Sci
ence Forum 173-174 (1995) 135-140]). Diese sind jedoch wegen mangelnder Reproduzier
barkeit und Schichtqualität bislang nicht über die Anwendung als simple Verfahren zur Her
stellung von Laborproben hinausgekommen.
Einer zweiten Gruppe von Verfahren zur Herstellung von Cu(In, Ga)(Se, S)2-Schichten wird
ein großes Kostensenkungspotential vorausgesagt. Diese Verfahren haben die Gemeinsamkeit,
daß in einem ersten Schritt die Metallkomponenten Kupfer und Indium (bzw. Gallium) mit
technologisch gut beherrschten, einfachen Verfahren als Einzelschichten oder Multischichtpa
ket auf das Substrat (meist Mo-beschichtetes Glas) aufgebracht werden. Dies kann durch
Aufdampfen, Aufsputtern, durch Elektrolyse oder durch Pyrolyse von aufgesprayten oder auf
gedruckten Metallverbindungen erfolgen. In einem zweiten Schritt werden dann diese Metall
komponenten chemisch zur gewünschten Halbleiterverbindung umgesetzt. Eine gut steuerba
re, aber wegen ihres Gefährdungspotentials bedenkliche Möglichkeit ist die Umsetzung im
H2Se- bzw. H2S-Gasstrom [V. Alberts, R. Swanepoel, M. J. Witcomb, J. Mat. Sci. 33 (1998)
2919-2925]. Ein häufig eingesetztes Verfahren beruht auf der Chalkogenisierung im Se- bzw.
S-Dampf, die entweder im Vakuum oder in einem inerten Trägergas erfolgen kann [N. Orbey,
G. Norsworthy, R. W. Birkmire, T. W. F. Russell, Progress in Photovoltaics: Research and
Applications 6 (1998) 79-86]. Bei einem derzeit im Hinblick auf industrielle Anwendung be
sonders intensiv untersuchten Verfahren wird das zur Umsetzung benötigte Selen als Fest
stoffschicht auf die Metallschichten aufgebracht. Die chemische Reaktion erfolgt dann in ei
nem Kurzzeit-Temperprozeß dieses Feststoffsystems [V. Probst, F. Karg, J. Rimmasch, W.
Riedl, W. Steifer, H. Harms, O. Eibl, Mater. Res. Soc. Symp. Proc. Vol. 426 (MRS, Pitts
burgh, USA, 1996), p. 833]. Alle Verfahren dieser zweiten Gruppe haben den Vorteil, daß die
Abscheidung der Metallschichten mit einfachen, technologisch seit langer Zeit gut beherrsch
ten und kontrollierbaren Verfahren erfolgt. Ihr Nachteil besteht im schlecht kontrollierbaren
Chalkogenisierungsschritt.
Nachteile des Standes der Technik
Die Molekularstrahlepitaxieverfahren sind durch Anwendung verschiedener in situ Verfahren
zwar hinsichtlich Schichtwachstum und -Komposition recht gut kontrollierbar, erscheinen
aber wegen kleiner Abscheidungsraten und aufwendiger Prozeßbedingungen für den Einsatz
zur Herstellung großflächiger Solarzellenabsorber, insbesondere wegen der hohen Herstel
lungskosten, kaum geeignet.
Gegenwärtig wird die simultane Verdampfung der Elemente als Methode für die industrielle
Herstellung von Cu(In, Ga)Se2-Schichten entwickelt. Sie erlaubt über Steuerung des Ange
botes an Metallkomponenten und der Substrattemperatur die Beeinflussung von Zusammen
setzung und Wachstum der Schichten. Die Verdampfung erfolgt mit thermischen Verdamp
fern, die als Linear-Dampfquellen mit Breiten bis zu 60 cm entwickelt werden. Ein wesentli
cher Nachteil dieser Technologie ist die diskontinuierliche Arbeitsweise. Die Quellen müssen
regelmäßig mit neuem Verdampfungsmaterial beladen werden. Eine exakt reproduzierbare
Arbeitsweise über einen gesamten Zyklus ist kaum erreichbar. Ein weiteres Problem ist die
notwendige sehr homogene Heizung großer Glassubstrate, wobei die zur Reaktion notwendige
thermische Energie durch das schlecht wärmeleitende Glas hindurch in die wachsende Schicht
gebracht werden muß. Diese technischen Probleme sind zwar prinzipiell lösbar, beschränken
jedoch die Kostensenkungsmöglichkeiten dieser Dünnschichttechnologie. Ein weiterer, durch
die thermische Selenverdampfung bedingter Nachteil wird im übernächsten Absatz eingehend
beschrieben.
Die einfachsten und potentiell kostengünstigsten Verfahren zur Herstellung von
Cu(Ga, In)(Se, S)2-Schichten nutzen anstelle der simultanen Verdampfung die chemische Um
setzung von zuvor aufgebrachten Metallschichten durch Selenisierung/Sulfurisierung (Chal
kogenisierung). Dieser Prozeßschritt beinhaltet jedoch auch die wesentlichsten Nachteile der
vorher beschriebenen Prozesse. Die Chalkogenisierung erfolgt entweder mit Chalkogendampf,
mit einer gasförmigen Chalkogenverbindung oder über eine Festphasenreaktion.
Der folgende Nachteil besteht prinzipiell für alle Verfahren, bei denen die Chalkogenkompo
nente aus thermischer Verdampfung zugeführt wird. Die thermische Verdampfung von Selen
beispielsweise führt zu einem molekularen Dampf, in dem im Mittel 5 bis 10 Se-Atome pro
Molekül vorliegen. Dominant sind dabei Se6-Ringe. Dies gilt für Verdampfungstemperaturen
bis weit oberhalb des Schmelzpunktes. Erst bei Temperaturen, bei denen der Se-Dampfdruck
bereits oberhalb des Normaldruckes liegt, dominieren kleinere Se2-Moleküle. Das Auftreten
großer, relativ stabiler Se-Moleküle anstatt reaktiver Se-Atome hat zur Folge, daß Schichther
stellungsprozesse mit Se-Dampf mit einem sehr hohen Se-Überangebot arbeiten müssen, um
eine vollständige Selenisierung zu erreichen. Bei der simultanen Verdampfung der Elemente
wird mit einem typisch bis zu 100-fach höheren Se-Angebot gearbeitet, als zur chemischen
Umsetzung eigentlich erforderlich ist. Dies bringt zwei wesentliche Probleme mit sich. Er
stens ist der Reaktionsablauf der Selenisierung schwer steuerbar. Vielmehr bestimmt die
Thermodynamik des Systems selbst, wie dieses Überangebot unter den gegebenen Prozeßbe
dingungen verarbeitet wird. Das zweite Problem ist der Anfall großer Mengen überflüssigen
Selens. Dadurch werden alle Komponenten des Abscheidesystems schnell beschichtet. Auf
wendige Maßnahmen sind erforderlich, um Störungen im Vakuumpumpensystem zu vermei
den. Außerdem ist es für die Kosteneffizienz des Verfahrens selbstverständlich von Nachteil,
wenn hochreine Ausgangskomponenten nur zu einem kleinen Bruchteil in die Schicht einge
baut werden. Alle für den Selenisierungsprozeß genannten Probleme bestehen sinngemäß
auch beim Sulfurisierungsprozeß durch thermische Verdampfung von Schwefel.
Die Chalkogenisierung kann auch mit einer gasförmigen Chalkogen-Wasserstoff-Verbindung
(H2Se bzw. H2S) erfolgen. Das Verfahren kann einen kontrollierbaren Strom reaktiver Chal
kogen-Atome liefern. Insbesondere der Selenwasserstoff erfordert jedoch wegen seiner hohen
Toxizität sehr kostenintensive Sicherheitsvorkehrungen. So stellt selbst die Freisetzung von
H2Se durch Ausgasung aus fertiggestellten großflächigen polykristallinen Dünnschichten ein
Problem dar.
Weder bei der Umsetzung von Metallschichten im Selendampf-Überangebot, noch bei der
Kurzzeittemperung eines Schichtpaketes ist der Reaktionsprozeß durch eine Variation des
Chalkogen-Angebots ausreichend steuerbar. Auch der bei der Simultanverdampfung noch
freie Parameter Metallangebot ist durch die zuvor erfolgte Metallbeschichtung hier bereits
festgelegt. Kleine Fluktuationen von Zusammensetzung und/oder Temperatur führen zur lo
kalen Bildung von Sekundärphasen bzw. Inhomogenitäten der elektrischen Eigenschaften.
Dies ist für die Funktion als großflächige Absorberschicht einer Solarzelle sehr nachteilig.
Aufgabe der Erfindung
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu schaffen, das die Chalkogenisierung dünner
Metallschichten durch einen kontrollierbaren und auf der benötigten Fläche homogenen Strom
von reaktiven Chalkogen-Ionen (Se, S) ermöglicht.
Die beschriebenen Nachteile des bisherigen Standes der Technik sollen damit weitgehend
vermieden werden. Die zur chemischen Umsetzung erforderliche thermische Energie wird
durch die kinetische Energie des Teilchenstrahls geliefert.
Das Verfahren soll zur reproduzierbaren Erzeugung lateral homogener Halbleiter-
Dünnschichten mit kontrollierbarer Zusammensetzung für den Einsatz beispielsweise in
Dünnschicht-Solarzellen dienen.
Lösung der Aufgabe
Die Lösung der Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß der chemische Prozeß der
Chalkogenisierung der auf dem Substrats befindlichen Metallschicht unter Nutzung eines
Chalkogen (Se, S)-Ionenstrahls erfolgt. Dieser wird in einer Vakuumkammer mittels einer
Ionenquelle erzeugt, die durch einen thermischen Chalkogen-Verdampfer gespeist wird. Das
Aufbrechen der thermisch verdampften großen Chalkogen-Moleküle in kleinere Fragmente
bis hin zum Atom kann zum Beispiel durch Elektronenstöße im Plasmaraum der Ionenquelle
erfolgen. Je nach Eigenschaften des zu bestrahlenden Schichtsystems kann der Ionenstrahl
nach Austritt aus der Quelle elektrisch neutralisiert werden. Die auf die zu chalkogenisierende
Schicht gebrachte Chalkogen-Stoffmenge kann über die Stromdichte des Strahls und die Zeit
dauer des Prozesses genau bestimmt werden. Die Teilchenenergie im Strahl ist durch die Be
schleunigungsspannung regelbar. Durch Energie und Stromdichte ist der Leistungseintrag je
Oberflächeneinheit gegeben, der somit unabhängig von der aufgebrachten Chalkogen-
Stoffmenge regelbar ist. Durch geeignete Wahl dieser Prozeßparameter wird erreicht, daß so
wohl das Angebot reaktiver Chalkogen-Fragmente, als auch die für den chemischen Prozeß
notwendige thermische Energie über den Jonenstrahl geregelt werden können.
Vorteile der Erfindung
Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäß beschriebenen Verfahrens besteht darin, daß
anstelle eines schwer kontrollierbaren Stroms großer Chalkogenmoleküle ein präzise kontrol
lierbarer Strom reaktiver Chalkogenatome und -Fragmente zur chemischen Umsetzung einge
setzt werden. Dadurch kann das Angebot dieses Reaktionspartners jederzeit in gewünschter
Weise variiert werden. Ein weiterer Vorteil gegenüber bisherigen Verfahren besteht darin, daß
auch die thermische Energie zur chemischen Umsetzung durch den Ionenstrahl geliefert wird
und variiert werden kann. Damit wird die Wärme direkt in der Schichtoberfläche erzeugt, und
zwar notwendigerweise genau dort, wo auch Chalkogene für die chemische Umsetzung zur
Verfügung stehen. Bei bisherigen Verfahren war eine genau kontrollierte und homogene ex
terne Heizung durch ein schlecht wärmeleitendes Glassubstrat hindurch notwendig. Die we
sentlichen Parameter des neuen Chalkogenisierungsverfahrens sind die Stromdichte, die Pro
zeßzeit und die Energie des Chalkogen-Ionenstrahls. Diese sind durch Betriebsbedingungen
der Ionenquelle und den Abstand von der zu chalkogenisierenden Oberfläche bestimmt. Damit
ist ein robustes Verfahren zur Chalkogenisierung auch sehr großer Schichtoberflächen unter
Vakuumbedingungen gegeben. Durch geeignete Bewegung einer Chalkogen-Ionenquelle über
dünne Metallschichten, die zuvor auf eine vor Ort vorhandene Unterlage aufgebracht wurden,
könnte beispielsweise unter Weltraumbedingungen eine als Solarzellenabsorber geeignete,
sehr großflächige Halbleiterschicht erzeugt werden. Da für Solarzellen auf der Basis von
Cu(In, Ga)Se2-Absorbern eine außerordentliche hohe Stabilität gegenüber Schäden durch
hochenergetische Teilchenstrahlung unter Weltraumbedingungen nachgewiesen wurde, er
scheint diese Applikation des Verfahrens besonders attraktiv. Ein weiterer Vorteil des erfin
dungsgemäß beschriebenen Verfahrens liegt darin, daß die kinetische Energie der auftreffen
den Ionen zu einer erhöhten Teilchenbeweglichkeit an der Oberfläche führt, Umordnungspro
zesse und Reaktionsabläufe fördert und damit ein Wachstum der kristallinen Halbleiterschicht
bei reduzierten Substrattemperaturen erlaubt. Dies ist von großer Bedeutung für die Herstel
lung von Dünnschicht-Solarzellen auf flexiblen und extrem leichten Substraten wie beispiels
weise metallbedampften Plastikfolien.
Teil B
Beispielbeschreibung
Im folgenden wird ganz allgemein das Verfahren der Chalkogenisierung von Metallschichten
dargestellt. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß unter anderem dadurch gelöst, daß eine
kontrollierte, betragsmäßig den Untergrundpegel überschreitende Menge von Chalkogenen als
Dampf oder Gas in eine Ionenquelle eingeführt wird. Diese Ionenquelle wird vorzugsweise
bei einem Druck im Bereich zwischen etwa 1 × 10 und etwa 1 × 10 mbar betrieben. Die
Ionenenergie der extrahierten Ionen liegt im Bereich 10 bis 1000 eV und die Strahlstromdichte
am Substrat liegt im Bereich zwischen etwa 0,05 und 100 mA/cm2. Eine Bestrahlungsdauer
im Bereich von etwa 10 Sekunden bis 1 h ist in diesem Stromdichtebereich geeignet, um eine
etwa 1 µm dicke Schicht in der gewünschten Weise zu chalkogenisieren. Das Substrat befin
det sich im allgemeinen in einer Entfernung von 5 bis etwa 30 cm von der Ionenquelle. Die
Schichtoberfläche wird durch den Implantationsvorgang gezielt auf Temperaturen im Bereich
zwischen 100 und 600°C erhitzt. Vorzugsweise, jedoch nicht notwendigerweise, kann der
Ionenstrahl während des Implantationsvorganges durch z. B. einen Wolfram-Glühfaden neu
tralisiert werden.
Beispiel 1
Als ein Beispiel wird die Herstellung einer 2,0 µm dicken CuInSe2-Schicht mit einer Fläche
von 10 cm2 durch das vorstehende Verfahren beschrieben. Vor der Anwendung der Ionen
strahl-Chalkogenisierung wird beispielsweise durch thermische Verdampfung ein Metall
schichtsystem aus 144 nm (2,174 mg) Kupfer und 544 nm (3,97 mg) Indium erzeugt. Zur Er
reichung einer stöchiometrischen CuInSe2-Zusammensetzung müssen mindestens 4,14 × 1019
Se-Atome in dieses Schichtsystem gebracht werden. Dies wird durch einen Selen-Ionenstrahl
aus einer Lonenquelle bewirkt. Bei einer Strahlstromdichte des Se-Ionenstrahls von etwa 8
mA/cm2 und einer Energie von 300 eV stellt sich eine Gleichgewichtstemperatur der Oberflä
che von etwa 500°C ein. Der Eintrag der zur Umsetzung erforderlichen Selen-Stoffmenge von
5,45 mg dauert dann etwa 1,5 min. Ein nach Abschluß der vollständigen Umsetzung fortge
setzter Ionenbeschuß ändert die Zusammensetzung der Schicht nicht mehr, da das überschüs
sige Selen verdampft. Durch Sputtereffekte erfolgt dagegen bei fortgesetzter Prozeßführung
ein langsamer Abtrag der CuInSe2-Schicht.
Das vorstehend beschriebene bevorzugte Verfahren kann in verschiedener Hinsicht modifi
ziert werden, ohne daß hierbei der Rahmen der Erfindung verlassen wird. So können z. B. die
Strahlstromdichte und/oder die Jonenenergie während des Chalkogenisierungsprozesses vari
iert werden. Die chemische Umsetzung kann mit kontinuierlichem oder mit Pulsbetrieb der
Ionenquelle erfolgen. Die Probe oder Teile der Probe können während des Betriebs der Ionen
quelle, alternierend mit der im Pulsbetrieb arbeitenden Quelle oder nach der Einwirkung des
Ionenstrahls einer zusätzlichen Temperung ausgesetzt werden. Eine diskontinuierliche Chal
kogenisierung kann auch durch Scannen des Ionenstrahls über die Probe erfolgen. Selbstver
ständlich ist das erfindungsgemäße Verfahren nicht auf die Ionenstrahl-Chalkogenisierung
von Cu/In-Schichtsystemen zur Erzeugung von CuInSe2 beschränkt. Es können damit auch
andere Chalkogenid-Verbindungen erzeugt werden, beispielsweise ternäre, quaternäre und
penternäre Verbindungen der Metalle (Cu, Ag) mit den Metallen (Al, Ga, In) und den Chalko
genen (S, Se). Weiterhin besteht die Möglichkeit, Chalkogenide der II-VI-Familie zu erzeu
gen, die beispielsweise aus den Metallen (Cd, Zn) und den Chalkogenen (S, Se) bestehen.