DE19860617C1 - Verfahren zum Anfahren eines Maschinensatzes, umfassend eine Pumpturbine und einen Motorgenerator - Google Patents
Verfahren zum Anfahren eines Maschinensatzes, umfassend eine Pumpturbine und einen MotorgeneratorInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anfahren eines Maschinensatzes, umfassend eine Pumpturbine und einen Motorgenerator, mit den Merkmalen, daß die Strömung im Druckrohr der Turbine verzögert wird um einen Druckanstieg im Druckrohr zu erzeugen, wobei der Maschinensatz synchronisiert wird, das heißt, es werden die Phasen von Generator- und Netzspannung in Übereinstimmung gebracht. DOLLAR A Gemäß der Erfindung wird vorgesehen, daß der Maschinensatz durch Einspeisen von elektrischer Energie in das Netz belastet und wenigstens einzelne oder alle Leitschaufeln zum Zwecke der Druckerhöhung wenigstens teilweise geschlossen werden und dabei wenigstens annähernd gleichzeitig mit der Verzögerung der Strömung im Druckrohr die Generatorbremse betätigt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß Merkmal 1 von Anspruch 1.
Das Kennfeld einer solchen Turbine wird meist in einem Diagramm
dargestellt, bei dem der Einheitsdurchfluß Q1' über der Einheitsdrehzahl n1'
aufgetragen wird. Bei vielen Pumpturbinen sind die Kennlinien, d. h. die Linien
der Leitschaufelöffnungen, S-förmig gekrümmt. Diese S-förmige Krümmung ist
besonders stark im Leerlaufbereich des Kennfeldes sowie im extremen
Teillastbereich, außerdem beim Übergang vom Phasenschieben zum
Turbinenbetrieb. Dies führt dazu, daß in diesen Bereichen bei großen Werten
von n1' - d. h. bei kleiner Fallhöhe - ein stabiler stationärer Betrieb nicht
möglich ist. Dies kann in Extremfällen sogar zu Folgendem führen: Will man
den aus Turbine und Motorgenerator bestehenden Maschinensatz
synchronisieren und belasten, so ist dies nicht möglich, weil nämlich die
Turbine in den Bremsbetrieb oder sogar in den Rückwärtspumpbetrieb
gelangt.
Als Abhilfe hat man versucht, die instabilen Kennfeldbereiche zu meiden. Dies
kann dadurch geschehen, daß man das Absperrorgan nur teilweise öffnet,
was bereits im Leerlauf größere Leitschaufelöffnungen notwendig macht.
Damit ist ein erhöhter Verschleiß am Absperrorgang verbunden. Auch hat man
schon versucht, durch asymmetrische Einstellung der einzelnen Leitschaufeln
das Maschinenkennfeld selbst temporär zu verändern. Diese Lösung setzt
voraus, daß die Leitschaufeln asymmetrisch einstellbar sind. Bei Maschinen,
die nur einen Leitradring haben, aber keine Leitrad-
Einzelservomotorsteuerung, ist diese Lösung nur mit großem Aufwand
verwirklichbar.
DE 29 35 480 A1 beschreibt ein Verfahren zum Betrieb einer Pumpenturbine
zwischen Teillast- und Rückwärtspumpenbetrieb. Dabei geht es darum, die
Kennlinien der Pumpenturbine beim Anfahren auf eine stabile Charakteristik
zu bringen. Die Lösung besteht darin, daß wenigstens vorübergehend
wenigstens eine Leitschaufel aus dem synchronen Verband herausgenommen
und vorgeöffnet wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem
ein Maschinensatz, umfassend eine Pumpturbine und einen Motorgenerator,
problemlos angefahren werden kann, ohne daß die Gefahr besteht, daß die
Turbine in den Bremsbetrieb oder in den Rückwärtspumpbetrieb übergeht,
ferner ohne erhöhte Verschleißgefahr sowie ohne besonderen mechanischen
oder elektrischen Aufwand.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale von Anspruch 1 gelöst.
Die Erfinder haben folgendes erkannt:
Die genannte S-Charakteristik der Linien konstanter Leitschaufelöffnungen ist
bei großer Netto-Fallhöhe nur schwach ausgeprägt oder überhaupt nicht
vorhanden. Es muß somit dafür gesorgt werden, die Turbine wenigstens
vorübergehend in diesen Kennfeldbereich zu bringen. Gemäß der Erfindung
geschieht dies dadurch, daß die Netto-Fallhöhe vorübergehend zu einem
scharfen Anstieg gebracht wird. Dies kann durch plötzliches Verzögern der im
Druckrohr strömenden Wassermassen geschehen. Die Verzögerung der
Strömung führt zwangsläufig zu einem plötzlichen Druckanstieg oberhalb der
Maschine, und damit zu einem Erhöhen der Netto-Fallhöhe.
Gemäß der Erfindung wird dieser Zustand sodann unverzüglich ausgenutzt, in
dem der Maschinensatz synchronisiert wird.
Anschließend wird der Maschinensatz durch Öffnen des Leitapparates
belastet. Dies hat zur Folge, daß der Durchfluß vergrößert und Energie in das
Netz eingespeist wird. Der Arbeitspunkt muß dabei soweit verschoben
werden, daß nach Abklingen des Druckstoßes, d. h. nach Rückkehr zur
ursprünglichen Fallhöhe, der kritische Kennfeldbereich verlassen wurde.
Die Zeitspanne zum Durchführen des Synchronisierens und Belastens ist nicht
sehr groß. Sie beträgt in der Regel eins bis zwei Sekunden. Die Vorgänge
müssen demgemäß schnell erfolgen. Deshalb ist es zweckmäßig, das
Synchronisiergerät in den Turbinenregler zu integrieren.
Ferner ist es zweckmäßig, den genannten Druckstoß durch Verstellen der
Leitschaufeln zu erzeugen. Demgemäß wird der Anstellwinkel der
Leitschaufeln kurzzeitig verringert und damit die Strömung im Druckrohr
verzögert.
Umfaßt eine Anlage zwei oder mehrere Maschinensätze, so kann man die
Netto-Fallhöhe auch dadurch temporär verändern, das man den Arbeitspunkt
eines benachbarten Maschinensatzes, der an dieselbe Druckrohrleitung
angeschlossen ist, verändert.
Beim Synchronisieren nach dem Erzeugen des Druckstoßes ist folgendes zu
beachten: Die erzeugte Druckwelle breitet sich mit Schallgeschwindigkeit,
(das heißt mit einer Geschwindigkeit von rund 1200 m/s) in der
Druckrohrleitung aus, ausgehend von den Leitschaufeln. Die Druckwelle wird
an Unstetigkeitsstellen (Querschnittsänderungen, Behältern usw.) reflektiert
und kehrt mit negativer Amplitude zurück. Dies führt nach der sogenannten
Reflexionszeit zu einer Absenkung der Netto-Fallhöhe gegenüber dem
ursprünglichen Wert führen. Dies bedeutet, daß für den gesamten Vorgang
(Synchronisieren und Belasten) maximal die halbe Reflexionszeit zur
Verfügung steht. Es ist somit bezüglich des Synchronisierens und Belastens
Eile geboten.
Auch bei der Auswahl des Synchronisiergerätes ist auf diesen Sachverhalt
Bedacht zu nehmen. Heute übliche Synchronisiergeräte arbeiten meist mit
sehr geringen Phasen-Änderungsgeschwindigkeiten zwischen den
Spannungssystemen von Motorgenerator und Netz. Es vergeht somit eine
relativ große Zeitspanne, bis Generatorspannung und Netzspannung in Phase
sind und bis der Leistungsschalter geschlossen werden kann. Deshalb muß
ein leistungsfähiges Synchronisiergerät verwendet werden, das - wie oben
erwähnt - in den Turbinenregler integriert wird.
Weitere praktische Maßnahmen empfehlen sich im Rahmen der Erfindung:
- - Vorausberechnung von Druck-, Drehzahl- und Phasenverlauf
- - gleichzeitige Überwachung sämtlicher relevanter hydraulischer und elektrischer Größen
- - Steuern der Leitschaufelstellung in einer Weise, daß die Vergrößerung der Netto-Fallhöhe und die Synchronisierung gleichzeitig erfolgen können
- - Einsetzen der Generatorbremse als unterstützendes Element, um ein Gegenmoment und damit ein Verschieben des Arbeitspunktes im Kennfeld zu erreichen; hierdurch wird der gesamte Vorgang optimiert
- - Einflußnahme auf die Form der Druckwelle mittels des Steuergesetzes zum Verändern der Leitschaufelstellung. Dabei wird das Steuergesetz derart optimiert, daß die Druckerhöhung an der Maschine so lang wie möglich erhalten bleibt.
Die Erfindung ist anhand der Zeichnung näher erläutert. Darin ist ein Kennfeld
einer Turbine dargestellt. Auf der Ordinate ist der Einheitsdurchfluß Q1'
aufgetragen und auf der Abszisse die Einheitsdrehzahl n1'.
Die Linien 1 bis 6 sind Linien konstanter Leitschaufelöffnung. Die beiden
Linien 10, 20 sind Linien konstanter Netto-Fallhöhe. Zwischen diesen beiden
Linien liegt der normale Betriebsbereich.
Die Linie 30 zeigt die Leerlauf-Kennlinie.
Die Kurve 40 ist eine Kennlinie, die gemäß der Erfindung durchfahren werden
kann.
Claims (5)
1. Verfahren zum Anfahren eines Maschinensatzes, umfassend eine
Pumpturbine und einen Motorgenerator, mit den folgenden Merkmalen:
- 1. 1.1 die Strömung im Druckrohr der Turbine wird verzögert, um einen Druckanstieg im Druckrohr zu erzeugen;
- 2. 1.2 der Maschinensatz wird synchronisiert, das heißt es werden die Phasen von Generator- und Netzspannung in Übereinstimmung gebracht;
- 3. 1.3 der Maschinensatz wird durch Einspeisen von elektrischer Energie ins Netzt belastet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens
einzelne oder alle Leitschaufeln zum Zwecke der Druckerhöhung
wenigstens teilweise geschlossen werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens annähernd gleichzeitig mit dem Verzögern der
Strömung im Druckrohr die Generatorbremse betätigt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, mit zwei
Maschinensätzen, die von ein und demselben Druckrohr gespeist
werden, dadurch gekennzeichnet, daß der eine Maschinensatz zur
Unterstützung des Anfahrens des anderen Maschinensatzes
herangezogen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bremsmoment der Generatorbremse bei konstanter
Leitapparatstellung verändert wird, und daß nach Schließen des
Leistungsschalters ein Druckstoß erzeugt wird, um das Belasten der
Maschine zu ermöglichen.
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