DE19852036A1 - Verfahren zur Herstellung eines faserverstärkten Kunststoff-Werkstoffs - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines faserverstärkten Kunststoff-WerkstoffsInfo
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Abstract
Ein Verfahren zur Herstellung eines faserverstärkten Kunststoff-Werkstoffs aus einem thermoplastischen oder thermoelastischen natürlichen Polymer oder Polymer-Blend mit wenigstens einem natürlichen Polymer und Naturfasern zeichnet sich dadurch aus, daß das natürliche Polymer in Pulverform mit den Naturfasern vorgemischt, die Vormischung auf eine Spritzgießmaschine zur Plastifizierung aufgegeben und die plastifizierte Mischung über einen Auslauf, eine Angußeinrichtung oder dergleichen in eine Gießform überführt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines faserverstärkten Kunststoff-Werkstoffs aus einem
thermoplastischen oder thermoelastischen natürlichen
Polymer oder Polymer-Blend mit wenigstens einem natürli
chen Polymer und Naturfasern.
Faserverstärkte Kunststoff-Werkstoffe sind seit langem
bekannt, wobei die Faserverstärkung insbesondere der
Erhöhung der mechanischen Festigkeit sowie gegebenenfalls
der Verbesserung weiterer Werkstoffeigenschaften, wie der
thermischen Beständigkeit dient. Während glasfaserver
stärkte Kunststoff-Werkstoffe die größte Bedeutung er
langt haben, werden andere, beispielsweise mit Mineral-,
Metall- oder Kohlefasern verstärkte Kunststoff-Werkstoffe
z. B. für hochfeste und hochtemperaturbeständige Verbund
werkstoffe in der Luft- und Raumfahrt oder textilfaser
verstärkte Kunststoffe für Spritz- und Preßmassen oder
für die Herstellung von Kunststoffen, die hohen Zugspan
nungen unterliegen, verwendet. Der wesentliche Vorteil
faserverstärkter Kunststoff-Werkstoffe liegt in ihren
hervorragenden mechanischen Eigenschaften, so daß sie zur
Substitution von Metallen verwendet werden können, was
mit einer erheblichen Gewichtsreduzierung verbunden ist.
Da die Herstellung synthetischer Fasern einen hohen
Energieaufwand erfordert und somit teuer ist und viele
synthetische Fasern, insbesondere Glas- oder Asbestfa
sern, aufgrund ihrer Lungengängigkeit ein gesundheitli
ches Gefährdungspotential darstellen, wird seit einiger
Zeit versucht, diese durch natürliche Fasern auf der
Basis nachwachsender Rohrstoffe, wie Hanf-, Flachs-,
Sisal, Miscanthus, Cellulose- oder Holzfasern zu erset
zen.
Formteile, Gebrauchsgegenstände und Industriegüter werden
gegenwärtig meist auf der Basis synthetischer Polymere
hergestellt. Da aus synthetischen Polymeren bestehende
Kunststoff-Werkstoffe in vielen Fällen zur Herstellung
von kurzlebigen Wirtschaftsgütern eingesetzt werden und
das Recycling insbesondere aufgrund der mit großen
Schwierigkeiten verbundenen Trennung der verschiedenen
Kunststoffe mit erheblichen Kosten verbunden ist, ergibt
sich der Wunsch nach einer Substition synthetischer durch
natürliche Kunststoffkomponenten. Dieser Wunsch wird
einerseits durch die steigenden, bei der Verbrennung
synthetischer Kunststoffe entstehenden CO2-Emissionen
und andererseits durch die Begrenztheit der Erdölreser
ven, aus denen die Grundstoffe der Kunststoffsynthese
gewonnen werden, verstärkt. Demgegenüber zeichnen sich
aus nachwachsenden Rohrstoffen gewonnene natürliche
Polymere durch eine ökologisch neutrale CO2-Bilanz
aus, was bedeutet, daß bei Verbrennung der natürlichen
Polymere der Atmosphäre nicht mehr CO2 zugeführt
wird, als ihr beim Wachstum der Rohstoffe entzogen wurde.
Des weiteren sind insbesondere biologisch abbaubare bzw.
kompostierbare natürliche Polymere von vorrangigem Inte
resse, da diese im Vergleich mit den meisten syntheti
schen Polymeren in einem wesentlich kürzeren Zeitraum und
in der Regel rückstandslos abgebaut werden.
Viele aus nachwachsenden Rohrstoffen gewonnene natürliche
Polymere, wie beispielsweise Lignin, Kollagen, Keratin,
Casein oder Chitin, sind aufgrund ihrer thermoplastischen
Eigenschaften als einzelne Komponente, mit Hilfsstoffen
die Weichmachern, Antioxidantien etc., versetzt oder in
einem Polymer-Blend zusammen mit weiteren natürlichen
sind/oder synthetischen Polymeren mittels thermoplasti
scher Verarbeitungsverfahren verarbeitbar und eignen sich
daher insbesondere als Substituenten für synthetische
Polymere.
Die Herstellung faserverstärkter Kunststoff-Werkstoffe,
z. B. in Form von Granulaten, erfolgt in der Regel mittels
Doppelschneckenextrudern, bei denen im Gegensatz zu
Einschneckenextrudern eine homogene Verteilung der natür
lichen Verstärkungsfasern in der Polymermatrix erreicht
wird. Derartige Granulate können anschließend beispiels
weise mittels Spritzgießverfahren weiterverarbeitet
werden. Nachteilig hierbei ist, daß aufgrund des häufi
gen Aufschmelzens der mit Naturfasern verstärkten natür
lichen Polymere, nämlich sowohl bei der Herstellung eines
Granulates als auch beim Umformen des Granulates zu einem
Formteil, die Naturpolymere zur thermischen Degradation
neigen, was deren Werkstoffeigenschaften merklich ver
schlechtert. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde
hier Abhilfe zu schaffen.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit einem Verfahren
zur Herstellung eines faserverstärkten Kunststoff-Werk
stoffs aus einem thermoplastischen oder thermoelastischen
natürlichen Polymer oder Polymer-Blend mit wenigstens
einem natürlichen Polymer und Naturfasern dadurch gelöst,
daß das natürliche Polymer in Pulverform mit den Naturfa
sern vorgemischt, die Vormischung auf eine Spritzgießma
schine zur Plastifizierung aufgegeben und die plastifi
zierte Mischung über einen Auslauf, eine Angußeinrichtung
oder dergleichen in eine Gießform überführt wird.
Eine Verbesserung gegenüber dem genannten Stand der
Technik stellt die direkte Verarbeitung von Vormischungen
aus pulverförmigen natürlichen Polymeren mit Naturfasern
dar, welches den Verarbeitungsschritt zur Herstellung
eines Granulates, bei dem das verwendete Polymer plasti
fiziert wird, ersetzt. Somit wird das verwendete natür
liche Polymer zur Herstellung eines Formteils nur ein
einziges Mal plastifiziert, während es über einen Aus
lauf, eine Angußeinrichtung oder dergleichen in eine
Gießform überführt wird. Hierdurch werden thermische
Degradationen minimiert.
Vorzugsweise wird das pulverförmige Polymer mit den
Naturfasern direkt in einem Einfülltrichter einer Spritz
gießmaschine vorgemischt, wobei die Vormischung vorzugs
weise kontinuierlich durchmischt wird. Dies kann bei
spielsweise mittels eines im Einfülltrichter der Spritz
gießmaschine angeordneten Rührwerks erfolgen.
In bevorzugter Ausführung ist vorgesehen, daß als natür
liches Polymer Lignin verwendet wird. Lignin ist ein
hochmolekulares polyphenolisches Makromolekül, das in
verholzenden Pflanzen die Räume zwischen den Zellmembra
nen ausfüllt und zu Holz werden läßt, wobei ein Mischkör
per aus druckfestem Lignin und zugfeste Cellulose ent
steht. Lignin zeichnet sich durch im Vergleich mit ande
ren Naturpolymeren bessere Werkstoffeigenschaften aus,
wie beispielsweise einer hohen Festigkeit, Steifigkeit
und Schlagzähigkeit.
Lignin fällt in großen Mengen als Nebenprodukt bei der
Zellstoffgewinnung an und ist somit in großen Mengen
verfügbar.
Für die Vormischung können pulverförmige Polymere mit
beliebiger Partikelgröße verwendet werden. Vorzugsweise
werden pulverförmige Polymere mit einer Partikelgröße
zwischen 10 und 10 000 µm verwendet. Die zugesetzten
Naturfasern können als Kurzschnitt und/oder in mehlarti
ger Konsistenz beigemischt werden, beispielsweise mit
einer Abmessung zwischen 100 und 50 000 µm.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung eines faserverstärkten
Kunststoff-Werkstoffs aus einem thermoplastischen
oder thermoelastischen natürlichen Polymer oder
Polymer-Blend mit wenigstens einem natürlichen
Polymer und Naturfasern, dadurch gekennzeichnet, daß
das natürliche Polymer in Pulverform mit den Natur
fasern vorgemischt, die Vormischung auf eine Spritz
gießmaschine zur Plastifizierung aufgegeben und die
plastifizierte Mischung über einen Auslauf, eine
Angußeinrichtung oder dergleichen in eine Gießform
überführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das pulverförmige Polymer mit den Naturfasern
direkt in einem Einfülltrichter einer Spritzgießma
schine vorgemischt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vormischung aus pulverförmigem Polymer und
Naturfasern kontinuierlich durchmischt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vormischung kontinuierlich gerührt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß als natürliches Polymer Lignin
verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis S, dadurch
gekennzeichnet, daß pulverförmige Polymere mit einer
Partikelgröße zwischen 10-10 000 µm verwendet werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß Naturfasern mit einer Abmessung
zwischen 100 und 50 000 µm verwendet werden.
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