DE19850462C2 - Verfahren zum Herstellen eines Kunststofformteils, Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens und hiermit hergestelltes Formteil - Google Patents
Verfahren zum Herstellen eines Kunststofformteils, Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens und hiermit hergestelltes FormteilInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum
Herstellen eines Kunststofformteils nach dem Oberbegriff
des Anspruches 1, ein Werkzeug nach dem Oberbegriff des An
spruches 5, welches insbesondere zur Durchführung eines
derartigen Verfahrens geeignet ist, sowie ein mit dem Ver
fahren bzw. dem Werkzeug hergestelltes Formteil nach dem
Oberbegriff des Anspruches 9.
Das in dem Oberbegriff des Anspruches 1 angegebene Ver
fahren zum Herstellen eines Kunststofformteils ist ein
Harzinjektionsverfahren, das auch unter der Bezeichnung
RTM-Verfahren (Resin Transfer Molding) bekannt ist. Mittels
des RTM-Verfahrens lassen sich auch mittelgroße und große
Bauteile mit über 50 Vol-% Gehalt an Verstärkungsfasern,
Einlegekernen oder dergleichen herstellen. Im RTM-Verfahren
hergestellte Formteile zeichnen sich unter anderem durch
eine hohe Oberflächenqualität aus. Das Verfahren ist wei
testgehend automatisierbar und bietet daher große Vorteile
gegenüber arbeitsintensiveren Techniken, wie beispielsweise
dem Handlaminieren oder dergleichen. Anwendungsgebiete für
das RTM-Verfahren sind beispielsweise im Flugzeug-,
Schiffs- und Kraftfahrzeugbau zu sehen.
Durch die Verwendung von Fasern beim RTM-Verfahren kön
nen bestimmte mechanische Eigenschaften erzielt werden,
beispielsweise eine Verstärkung oder Versteifung des Form
teils. Hierzu sind relativ hohe Fasergehalte notwendig. Be
reits geringe Fasergehalte reichen aus, um dem verwendeten
Harz inhärente Defizite oder Nachteile auszugleichen oder
zu verringern, beispielsweise um eine höhere Wärmeformbe
ständigkeit oder eine Reduzierung der Schwindung zu erhal
ten.
Beim RTM-Verfahren werden in einem ersten Verfahrens
schritt, dem sogenannten Beschicken, in das geöffnete Werk
zeug die gewünschten Verstärkungsmaterialien eingelegt. Als
Verstärkungsmaterialien kommen unter anderem Gewebe, Gele
ge, Vliese, Einzelfasern, Bänder, sowie gegebenenfalls vor
geformte und versiegelte Schaumkerne zur Erhöhung der Bie
gefestigkeit in Frage. Auch werden Metalleinlegeteile zur
Aufnahme höherer Kräfte an entsprechenden Krafteinleitungs
stellen verwendet. Das Werkzeug selbst besteht in der Regel
aus zwei Formhälften, welche im geschlossenen Zustand eine
Kavität bilden, in welcher sich die Verstärkungsmaterialien
befinden und in welche dann das Harz (Matrixmaterial) ein
gespritzt wird. Vor dem Einlegen der Verstärkungsmateriali
en und vor dem Schließen der beiden Formhälften wird im
allgemeinen auf die Oberflächen der Kavität noch ein Gleit
mittel aufgebracht, um die Entformung zu erleichtern und
spätere Oberfläche des Formteiles möglichst glatt zu erhal
ten und das Fließen des Harzes beim Einspritzvorgang zu er
leichtern.
Nach dem Einlegen wird das Werkzeug, das heißt werden
die beiden Formhälften geschlossen und es wird eine ent
sprechende Zuhaltekraft aufgebracht. Im Anschluß daran wird
Vakuum angelegt und in einem weiteren Verfahrensschritt das
Matrixmaterial bestehend aus Harz, Initiator, gegebenen
falls Füllstoffen, Farbpigmenten oder dergleichen in die
Kavität eingebracht. Die verwendeten Materialien werden vor
dem Einbringen in die Kavität innig gemischt. Nach voll
ständiger Füllung des Werkzeugs bzw. der Kavität erfolgt
die Aushärtung des eingebrachten Materials, wobei die Aus
härtung je nach Harzsystem bei Raumtemperatur oder unter
Zuführung von Wärme erfolgt.
Als letzter Verfahrensschritt erfolgt das Entformen des
fertigen Formteiles, wobei hierzu die beiden Formhälften
geöffnet werden und das fertige Formteil von Hand oder
durch Auswerfer aus der Form genommen wird. Die Einspritz
düse (Injektor) ist dabei in einer Formhälfte angeordnet,
d. h. bei großflächigen Werkstücken, beispielsweise Windab
weisern oder dergl. senkrecht zur Endfläche des Werk
stückes, so daß die Einspritzkanäle durch die Formhälften
wand geführt werden.
Das RTM-Verfahren ermöglicht eine sehr gute Oberflä
chenqualität, kurze Zykluszeiten, geringe Herstellungsko
sten, kurze Verweilzeiten im Werkzeug, geringe Emissionen
und leichte und trotzdem stabile Bauteile, wobei das Ein
bringen von Kernen, Einlegeteilen und Verstärkungsmateria
lien gezielt möglich ist.
Ein kritischer Faktor beim RTM-Verfahren stellt beim
Einspritzen des Matrixmaterials die Ausbildung der Fließ
front innerhalb der Kavität dar. Insbesondere bei sehr gro
ßen Formteilen, welche eine entsprechend groß dimensionier
te Kavität bedingen, muß darauf geachtet werden, daß das
Matrixmaterial das Verstärkungsmaterial in der Kavität
gleichmäßig und vollständig benetzt, bevor der Aushärtungs
vorgang des Matrixmaterials beginnt uznd somit die Viskosi
tät des Matrixmaterials erhöht wird. Ansonsten kommt es zu
einer ungleichmäßigen Verteilung des Matrixmaterials oder
zu einer unkontrollierten Aushärtung des Harzes, was ein
Ausschuß-Formteil zur Folge hat. Desweiteren muß der Injek
tionsdruck bei beginnender Aushärtung erhöht werden, so daß
erhebliche Zuhaltekräfte aufgebracht werden müssen. Weitere
Probleme bei ungleichmäßiger Einbringung des Matrixmateri
als sind mögliche Lufteinschlüsse oder Lunker, sowie ein
Verschieben oder Verdrängen oder ungenügendes Benetzen der
eingelegten Kerne oder Verstärkungsmaterialien etc. auf
grund der auftretenden Strömungskräfte.
Bei Formteilen und damit Kavitäten einer bestimmten
Größe ist man daher bereits dazu übergegangen, das Matrix
material nicht nur an einem Punkt in die Kavität einzu
spritzen, sondern an einer Mehrzahl von der Form des Form
teils entsprechend verteilten Einspritzpunkten oder -stel
len. Hierdurch wird es zwar möglich, eine gleichmäßigere
Ausbildung der Fließfront in der Kavität und damit eine
weitestgehend zuverlässige Verteilung des Matrixmaterials
in der Kavität zu erzielen, jedoch ergeben sich hierbei
verfahrens- und anlagentechnische Probleme und Nachteile,
insbesondere die Ausbildung der Mehrzahl von Einspritzstel
len an der Form, welche sowohl zumindest eine Formhälfte
der Form als auch zugeordnete Haltemittel, also Werkzeug
aufspannplatten oder dergleichen durchsetzen müssen. Die
Ausbildung des Werkzeuges oder der Form mit quer zur Trenn
ebene angeordneten Einspritzdüsen ist vergleichsweise auf
wendig und damit teuer.
Die Erfindung hat es sich dem gegenüber zur Aufgabe ge
macht, ein Verfahren zum Herstellen eines Kunststofform
teils zu schaffen, mit welchem auch große Formteile frei
von irgendwelchen Matrix-Fehlstellen oder internen Defekten
herstellbar sind. Weiterhin ist es Aufgabe der vorliegenden
Erfindung, ein Werkzeug zur Durchführung eines derartigen
Verfahrens zu schaffen.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt hinsichtlich des Ver
fahrens durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale, hin
sichtlich des Formteils durch die im Anspruch 9 angegebenen
Merkmale und hinsichtlich des Werkzeuges durch die im An
spruch 5 angegebenen Merkmale.
Demnach ist erfindungsgemäß ein Verfahren zum Herstel
len eines Kunststofformteils vorgesehen, mit den Schritten:
Einlegen von Verstärkungsmaterial in eine Form, Schließen
der Form, Anlegen eines Vakuums und Einspritzen eines Ma
trixmaterials in eine Kavität der Form und Aushärten des
Formteils unter Druck und Temperatur, wobei das Matrixmate
rial von zumindest einer Umfangskante der Formteilkavität
her in Fließfrontrichtung des Matrixmaterials in die Kavi
tät eingespritzt wird.
Ein erfindungsgemäßes Werkzeug, insbesondere zur Durch
führung des erfindungsgemäßen Verfahrens, ist gekennzeich
net durch wenigstens eine Einspritzdüse im Umfangsbereich
der Werkzeugtrennebene und durch einen Verteiler aus sich
von der Einspritzdüse weg verzweigenden, zur Kavität hin
offenen Kanälen, die sich in Fließrichtung erstrecken.
Wird das Matrixmaterial über Fließkanäle verteilt, wel
che in den die Kavität begrenzenden Formwandungen und/oder
im Verstärkungsmaterial verteilt sind, ergibt sich eine
weitere Vergleichmäßigung der Fließfront.
Bevorzugt werden die an der Oberfläche des Formteils
ausgebildeten Verteilerrippen nach dem Aushärten entfernt,
beispielsweise abgeschliffen. Die Oberflächengüte bzw. das
äußere Erscheinungsbild des Formteils kann hierdurch ver
bessert werden.
Alternativ hierzu können die an der Oberfläche des
Formteils ausgebildeten Verteilerrippen nach dem Aushärten
in ein Versteifungsrippensystem des Formteils mit einbezo
gen werden bzw. dieses bilden. Voraussetzung hierfür wäre
dann, daß das Matrixmaterial mit Verstärkungsfasern
und/oder -partikeln versetzt ist.
Bei dem erfindungsgemäßen Werkzeug weisen bevorzugt die
Kanäle in Fließrichtung gesehen sich ändernde Querschnitts
größen und/oder -formen auf; hiermit kann sich ändernden
Querschnittsformen von Kavität und/oder Verstärkungsmateri
al derart Rechnung getragen werden, daß die Ausbreitung der
Fließfront gleichmäßig verbleibt.
Das Werkzeug weist weiterhin bevorzugt einen Entlüf
tungskanal auf, der von dem Verteiler weg zu einem Evaku
ieranschluß geführt ist, der diametral zur Einspritzdüse in
der Formteilkavität mündet. Durch das angelegte Vakuum wird
die Füllung der Kavität mit dem Matrixmaterial verbessert.
Weist der Verteiler weiterhin zumindest einen sich von
der Einspritzdüse weg erstreckenden Hauptkanal auf, der in
mehrere Seitenkanäle verzweigt, deren Achsen jeweils schräg
zu derjenigen des Hauptkanals angestellt sind, kann die Be
wegung der Fließfront nach Richtung und Geschwindigkeit
weiter verbessert werden.
Die sonstigen Unteransprüche haben weitere vorteilhafte
Weiterbildungen und Ausgestaltungsformen des jeweiligen Er
findungsgedankens zum Inhalt.
Weitere Einzelheiten, Aspekte und Vorteile der vorlie
genden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Be
schreibung einer Ausführungsform unter Bezugnahme auf die
Zeichnung.
Es zeigt:
Fig. 1 schematisch stark vereinfacht einen Vertikal
schnitt durch eine Form im geöffneten Zustand;
Fig. 2 eine Fig. 1 entsprechende Darstellung der Form
im geschlossenen Zustand mit einem sich in einer innerhalb
der Form ausgebildeten Kavität befindlichen Einlegeteil;
Fig. 3 ein in der Form gemäß der Fig. 1 oder 2 her
stellbares Formteil nach dem Entformen;
Fig. 4 und 5 schematisch stark vereinfachte Draufsich
ten auf eine untere Formhälfte zur Veranschaulichung des
Erfindungsgedankens; und
Fig. 6 eine den Fig. 4 und 5 entsprechende Darstel
lung einer Form nach dem Stand der Technik.
In der schematisch vereinfachten Darstellung von Fig. 6
weist die untere Formhälfte 2 einen umlaufenden Formrand 8
auf, der im Inneren der Formhälfte 2 einen Teil eines Hohl
raumes oder einer Kavität 10 begrenzt. Die beiden Formhälf
ten 2 und 6 liegen entlang des jeweiligen Formrandes 8 im
geschlossenen Zustand aufeinander. Die von dem Formrand 8
begrenzte Kavität 10 hat im dargestellten Beispiel von Fig.
6 geradlinig/rechteckförmigen Umfang; es versteht sich, daß
die Form bzw. der Grundriß der Kavität 10 hiervon abwei
chende Formgebungen haben kann.
In der Bodenfläche der Kavität 10 ist je nach Formteil
geometrie eine Mehrzahl von geradlinig und/oder ge
krümmt/kurvenförmig verlaufenden Vertiefungen 12 ausgebil
det, welche mit ihrem Querschnitt in die Zeichenebene hin
einragen. Nach dem Füllen der Kavität 10 mit dem Verstär
kungs- und dem Matrixmaterial und nach dem Ausformen des
erhaltenen Formteils zeichnen sich diese Vertiefungen 12 an
der Oberfläche des Formteils als Rippen oder Vorsprünge ab,
welche beispielsweise bei plattenförmigen Formteilen dann
als Verstärkungsrippen oder -stege dienen.
An wenigstens einer Stelle ist senkrecht zur Zeichen
ebene verlaufend eine Einspritzdüse mit einer Anguß- oder
Einspritzöffnung 14 ausgebildet. Desweiteren weist die Form
4 einen oder mehrere Evakuieranschlüsse auf.
Beim Einspritzvorgang des Matrixmaterials wird dieses
von der Einspritzöffnung 14 (senkrecht zur Zeichenebene)
her kommend in die Kavität 10 eingespritzt und beginnt sich
hierin zu verteilen. Wie beispielsweise aus den Fig. 1
und 2 hervorgeht, hat in der Mehrzahl der Fälle die Kavität
10 im Vertikalschnitt gesehen keine gleichförmige oder
ebenmäßige Kontur, sondern sowohl die obere, als auch die
untere Vertiefung in den beiden Formhälften 2 und 6 weist
eine mehr oder weniger unregelmäßige Konturierung auf.
Diese unregelmäßige Konturierung kann durch den Querschnitt
eines Verstärkungsteiles 16 (Fig. 2), welches als Kern-
oder Einlegeteil ausgebildet sein kann (sog. Mumie oder
mehrlagiger Flächenkörper), noch weiter verstärkt werden.
Durch diese unregelmäßige Konturierung ergeben sich unter
schiedliche Strömungswiderstände für das Matrixmaterial und
damit unterschiedliche Ausbreitungsrichtungen und Ausbrei
tungsgeschwindigkeiten des Matrixmaterials innerhalb der
Kavität 10, wenn dieses von der Einspritzöffnung 14 her
eingespritzt wird, wie in Fig. 6 mit der gestrichelt darge
stellten Fließfront F dargestellt ist. Auch liegen für das
Matrixmaterial unterschiedlich große Volumina zum Füllen
vor. Hierbei kann es beispielsweise geschehen, daß ein in
Fig. 6 mit A bezeichneter Abschnitt der gestrichelt darge
stellten Matrixmaterial-Fließfront F die mit 8a bezeichnete
Seitenwand der Form 4 erreicht, noch bevor ein mit B be
zeichneter Abschnitt der Matrixmaterial-Fließfront diese
Wand 8a und eine angrenzende Wand 8b erreicht hat. Es kann
somit in der in der Fig. 6 linken unteren Ecke der Kavität
10 zu Lufteinschlüssen kommen, wenn der Abschnitt B der
Fließfront nicht mehr in der Lage ist, hier befindliche
Luft zu verdrängen, da bereits der Abschnitt A an der Wand
8a in luftdichter Weise anliegt und gegebenenfalls bereits
der Aushärtung unterliegt. Auch kann es unter Umständen ge
schehen, daß beispielsweise der Abschnitt A der Matrixmate
rial-Fließfront aufgrund eines erhöhten Strömungswiderstan
des innerhalb der Kavität 10 besonders langsam fortschrei
tet und das Matrixmaterial bereits mit der Aushärtung be
ginnt, noch bevor der Abschnitt A den Wandabschnitt 8a er
reicht hat. Es ist zwar möglich, diese Lufteinschlüsse
durch das Vorsehen von Entlüftungsventilen oder -bohrungen
zu vermeiden. Dies bedarf jedoch eines erheblichen vorrich
tungstechnischen Aufwandes.
Das im folgenden beschriebene erfindungsgemäße Verfah
ren beseitigt diese Nachteile.
Die beiden Formhälften 2 und 6 eines erfindungsgemäßen
Werkzeuges bilden im geschlossenen Zustand der Form 4 die
Kavität 10 im Inneren der Form 4, wie in Fig. 2 gezeigt.
Vor dem Schließen der beiden Formhälften 2 und 6 wird bei
spielsweise das Einlage- oder Verstärkungsmaterial 16 ein
gelegt. Als Verstärkungsmaterial kommen Gewebe, Gelege,
Vliese, einzelne Fasern, oder Bänder in Frage. Weiterhin
können auch Metallteile zur Aufnahme von Kräften an ent
sprechenden Krafteinleitungsstellen, Gewindebuchsen oder
dergleichen eingelegt werden. Insbesondere werden jedoch
als Verstärkungsmaterial vorgeformte Schaumkerne, mehrla
gige Flächenkörper (Mumien) oder dergleichen verwendet.
Diese Kernkörper können größer als die Kavität 10 sein und
werden beim Schließen der beiden Formhälften 2 und 6 und
dem nachfolgenden Einspritzen des Matrixmaterials entspre
chend zusammengepreßt.
Nach dem Schließen der beiden Formhälften 2 und 6 und
dem Anlegen des Unterdrucks oder Vakuums über den oder die
Evakuieranschlüsse wird in die Kavität 10 das Matrixmateri
al eingespritzt, das heißt eine Mischung aus Harz und In
itiator zur Einleitung der Aushärtung, wobei gegebenenfalls
noch Füllstoffe, Farbpigmente oder dergleichen zugemischt
werden können. Das Matrixmaterial benetzt und durchtränkt
das Verstärkungsmaterial 16 unter dessen Einbindung und
nach dem Aushärten des Matrixmaterials werden die Formhälf
ten 2 und 6 der Form 4 geöffnet und das fertige Formteil 18
mit dem eingebetteten Verstärkungsmaterial 16 kann entnom
men oder ausgeworfen werden und liegt in der Form gemäß
Fig. 3 vor. Bei der Harz- oder Matrixmaterialinjektion über
nur einen Anguß- oder Einspritzpunkt baut sich in Abhängig
keit vom Tränkungswiderstand des Fasermaterials und der Fa
serdichte (Vol.-Anteil) sowie der Durchdringungstiefe
(Abstand der Fließfront vom Einspritzpunkt) und der Visko
sität sowie des Benetzungsverhaltens des Matrixmaterials
ein stetig steigender Injektionsdruck auf. Bei hohen Faser
gehalten sind daher nur kleine Teile mit einem Einspritz
punkt herstellbar.
In den Fig. 4, 5 und 6 sind gleiche oder einander
entsprechende Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Gemäß den Fig. 4 und 5 ist die Einspritzöffnung 14 prak
tisch im Bereich der Trennebene ausgebildet, so daß das Ma
trixmaterial in Fließfrontrichtung (parallel zur oder in
der Zeichenebene) eingespritzt wird. Ausgehend von der we
nigstens einen Einspritzöffnung 14 ist eine Mehrzahl von
Fließkanälen 22 ausgebildet, die sich gemäß den Fig. 4
und 5 mehrfach verästeln und Abzweigungen bilden. Durch
diese Fließkanäle 22 wird das Matrixmaterial sehr schnell
über die gesamte Fläche des Formteils 18 verteilt, so daß
die Füllzeit gegenüber der eingangs beschriebenen Lösung
verringert ist. Die kurze Füllzeit ist günstig, da bei Re
aktionsharzen ab dem Zeitpunkt der Vermischung der Harzkom
ponenten die Viskosität infolge der Polyaddition oder -me
risation sofort zunimmt und somit die Matrixverteilung er
schwert wird. Aufgrund der vorgegebenen Fließkanäle 22 ist
auch ein geringerer Einspritzdruck erforderlich, so daß die
Zuhaltekräfte des Werkzeugs verringert werden können.
Betrachtet sei beispielsweise der in den Fig. 4 und
5 von der Einspritzöffnung 14 nach links abzweigende Kanal
24. Der Kanal 24 kreuzt zunächst eine der Vertiefungen 12,
wonach dann von dem Kanal 24 ein weiterer Kanal 26 ab
zweigt, der jedoch gegenüber dem Kanal 24 geringeren Quer
schnitt hat. Ein weiterer Kanal 28 zweigt dann in Fig. 4
nach rechts ab, kreuzt erneut eine den Vertiefungen 12 und
geht dann in einen Abschnitt 30 über, der gegenüber dem Ka
nal 28 ebenfalls verringerten Querschnitt hat. Im weiteren
Verlauf unterteilt sich der Kanal 24 nochmals in zwei wei
tere Abschnitte 32 und 34, welche ebenfalls gegenüber dem
Kanal 24 geringeren Querschnitt haben. Auf ähnliche Weise
unterteilt sich der von der Einspritzöffnung 14 nach rechts
abzweigende Kanal 36 in seinem Verlauf durch die Wand der
unteren Formhälfte 2. Die Kanäle 24 und 36 können natürlich
auch identischen Verlauf zueinander haben, wenn das Form
teil z. B. symmetrisch aufgebaut ist.
Die Anzahl und Anordnung der Abzweigungen von dem oder
den von der Einspritzöffnung 14 ausgehenden Kanäle, sowie
Querschnittsform und/oder Querschnittsgröße der einzelnen
Kanäle und Abschnitte hängt im wesentlichen davon ab, wie
die Kavität 10 im Inneren der Form 4 konturiert ist. Wo ge
ringere Fließgeschwindigkeiten notwendig sind, sind andere
Querschnittsformen und/oder Querschnittsgrößen der Kanäle
und Abschnitte nötig als dort, wo höhere Fließgeschwindig
keiten des Matrixmaterials notwendig sind. Auch hängt die
Anzahl und hängen Verlauf und Länge der einzelnen Kanäle
und Abschnitte von der Formgebung der Kavität 10 ab. In der
Regel wird der Kanal- oder Abschnittsdurchmesser mit zuneh
menden Entfernung zur Einspritzdüse oder -öffnung 14 abneh
men, da auch der Volumenstrom des Matrixmaterials mit zu
nehmender Weglänge in der Kavität 10 abnimmt.
In jedem Fall sind die Fließkanäle 22 bzw. sind deren
Kanäle und Kanalabschnitte so auszulegen, daß sich inner
halb der Kavität 10 eine in den Fig. 4 und 5 mit der ge
strichelten Linie dargestellte, im wesentlichen geradlinige
Fließfront 38 ergibt. Im Gegensatz zur Fließfront F gemäß
Fig. 6 füllt hierbei das Matrixmaterial die Kavität 10 der
Form 4 ausgehend von dem Wandabschnitt 8b vollständig zwi
schen den beiden Seitenwandabschnitten 8a und 8c und be
ginnt dann mit der Ausfüllung der Kavität 10 in eine Rich
tung von der Einspritzöffnung 14 weg auf die der Einspritz
öffnung 14 gegenüberliegende Entlüftungs- oder Evakuieröff
nung. Die gleichmäßige, schnelle und vollständige Ausfül
lung der Kavität 10 wird hierbei durch die Fließkanäle 22
gewährleistet, wie in den Fig. 4 und 5 durch die einzel
nen Pfeile entlang der Kanäle und Abschnitte veranschau
licht.
Es wird somit durch die Fließkanäle 22 ein gleichmäßi
ges Fortschreiten der Fließfront 38 innerhalb der Kavität
10 und damit eine vollständige und gleichmäßige Ausfüllung
der Kavität 10 über deren gesamte Breitenrichtung hinweg
gewährleistet. Hierdurch wiederum wird gewährleistet, daß
sich innerhalb des späteren Formteiles 18 keine Fehlstel
len, Lufteinschlüsse oder Lunker befinden. Weiterhin wird
durch das gleichmäßige Fortschreiten der Fließfront 38 und
die im Vergleich zum Stand der Technik geringeren Strö
mungskräfte gewährleistet, daß das eingelegte Verstärkungs
material 16 durch das Matrixmaterial in der Kavität 10
nicht verschoben, oder fehlerhaft oder ungenügend eingebet
tet wird.
Da die Fließkanäle 22 Vertiefungen in den Formhälften 2
und/oder 6 darstellen, zeichnen sich diese Fließkanäle 22
nach dem Entnehmen des Formteiles 18 aus der Form 4 als
weitere Vorsprünge 40 auf der Oberfläche des Formteiles 18
ab. Diese weiteren Vorsprünge 40 können, falls sie uner
wünscht oder nicht notwendig sind, nach erfolgtem Entformen
des Formteiles 18 maschinell oder von Hand entfernt, bei
spielsweise abgeschliffen werden.
Zur Erleichterung des Entfernen des Formteils 18 aus
der Form 4 ist die Gestaltung der Einspritzöffnung 14 be
vorzugt so, daß diese dreieckigen Querschnitt hat. Dadurch
wird beim Öffnen der Form 4 (d. h. des Werkzeuges) durch die
Dilatationskräfte zwischen Formteil 18 und Form 4 aufgrund
von Temperaturdifferenzen (Formteil kühlt von z. B. 80°C auf
Umgebungstemperatur ab und Form bleibt auf z. B. 80°C ge
heizt) und den unterschiedlichen Längenänderungskoeffizien
ten zwischen Formteil 18 und Form 4 das Formteil 18 leicht
aus der Form 4 bzw. Kavität 10 gelöst oder lösbar, d. h. die
Entformungskräfte sind geringer.
Es versteht sich, daß im Rahmen der vorliegenden Erfin
dung eine Vielzahl von Modifikationen und Abwandlungen mög
lich ist. So ist beispielsweise die Anzahl der Einspritz
öffnungen 14 nicht auf eine Öffnung beschränkt; es kann
auch eine Mehrzahl von Einspritzöffnungen im Umfangsbereich
der Trennebene der Kavität 10 vorhanden sein. In jedem Fall
ist die Einspritzöffnung 14 oder sind die Einspritzöffnun
gen 14 so angeordnet, daß das Matrixmaterial in Fließfront
richtung des Matrixmaterials in die Kavität 10 eingespritzt
wird. Es ist somit nicht notwendig, beispielsweise die
obere Formhälfte 6 mit einer oder einer Mehrzahl von Ein
spritzöffnungen 14 zu versehen, welche das gesamte Material
der oberen Formhälfte 6 in Richtung der darunterliegenden
Kavität 10 durchsetzen müssen; vielmehr liegt die Ein
spritzöffnung 14 oder liegen die Einspritzöffnungen 14 im
Bereich der Trennebene der beiden Formhälften 2 und 6, was
die Ausbildung der Einspritzöffnung oder der Einspritzöff
nungen und damit auch die Ausgestaltung der Formhälften we
sentlich erleichtert bzw. vereinfacht.
Der Verlauf der einzelnen Kanäle und Abschnitte des
Fließkanalsystems innerhalb der Formhälfte 2 und/oder der
Formhälfte 6 ist selbstverständlich nicht auf das in den
Fig. 4 und 5 dargestellte, als rein illustrativ zu ver
stehende Ausführungsbeispiel beschränkt. Anzahl und Anord
nung der Kanäle und Abschnitte, sowie deren Querschnitts
größen und/oder Querschnittsformen hängen selbstverständ
lich von der Kontur der Kavität 10 innerhalb der Form 4 ab.
So kann es beispielsweise durchaus vorteilhaft oder auch
notwendig sein, vom in den Fig. 4 und 5 gezeigten gerad
linigen Verlauf der Kanäle und Abschnitte abzuweichen und
den Kanälen und Abschnitten einen bogenförmigen oder ge
krümmten Verlauf zu geben. Auch können die Kanäle und/oder
Abschnitte des Fließkanalsystems örtliche Erweiterungen
oder auch Verengungen aufweisen, das heißt, sie müssen über
ihre Länge hinweg keine konstante Querschnittsform und/oder
Querschnittsgröße haben.
Beschrieben ist ein Verfahren zum Herstellen eines
Kunststofformteils mit den Schritten: Einlegen von Verstär
kungsmaterial in eine Form, Schließen der Form und Ein
spritzen eines Matrixmaterials in eine Kavität der Form,
Anlegen eines Vakuums und Aushärten des Formteils unter
Druck und Temperatur. Hierbei wird das Matrixmaterial von
zumindest einer Umfangskante der Formteilkavität her in
Fließfrontrichtung des Matrixmaterials in die Kavität ein
gespritzt. Das Matrixmaterial wird über Fließkanäle in den
die Kavität begrenzenden Formwandungen und/oder im Verstär
kungsmaterial verteilt und füllt dabei die Kavität schnell
und gleichmäßig ohne Fehlstellen, Lufteinschlüsse etc. aus.
Beschrieben ist auch ein Werkzeug zur Duchführung des Ver
fahrens, sowie ein Formteil aus einem einen Kern bildenden
Verstärkungsmaterial und einem aushärtbaren Matrixmaterial,
das nach dem Verfahren und/oder unter Verwendung des Werk
zeuges hergestellt ist.
Claims (10)
1. Verfahren zum Herstellen eines Kunststofformteils
(18) mit den Schritten:
Einlegen von Verstärkungsmaterial (16) in eine Form (4), Schließen der Form (4), Anlegen eines Vakuums und Ein spritzen eines Matrixmaterials in eine Kavität (10) der Form (4) und Aushärten des Formteils (18) unter Druck und Temperatur,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Matrixmaterial von zumindest einer Umfangskante (8b) der Formteilkavität (10) her in Fließfrontrichtung des Matrixmaterials in die Kavität (10) eingespritzt wird.
Einlegen von Verstärkungsmaterial (16) in eine Form (4), Schließen der Form (4), Anlegen eines Vakuums und Ein spritzen eines Matrixmaterials in eine Kavität (10) der Form (4) und Aushärten des Formteils (18) unter Druck und Temperatur,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Matrixmaterial von zumindest einer Umfangskante (8b) der Formteilkavität (10) her in Fließfrontrichtung des Matrixmaterials in die Kavität (10) eingespritzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Matrixmaterial über Fließkanäle (22) in den die Ka
vität (18) begrenzenden Formwandungen und/oder im Verstär
kungsmaterial (16) verteilt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die an der Oberfläche des Formteils (18) aus
gebildeten Verteilerrippen (40) nach dem Aushärten entfernt
werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die an der Oberfläche des Formteils (18) aus
gebildeten Verteilerrippen (40) nach dem Aushärten in ein
Versteifungsrippensystem des Formteils (18) mit einbezogen
werden bzw. dieses bilden.
5. Werkzeug, insbesondere zur Duchführung des Verfah
rens nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeich
net durch wenigstens eine Einspritzdüse (14) im Umfangsbe
reich der Werkzeugtrennebene und durch einen Verteiler aus
sich von der Einspritzdüse (14) weg verzweigenden, zur Ka
vität (10) hin offenen Kanälen (22 bis 36), die sich in
Fließrichtung erstrecken.
6. Werkzeug nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kanäle (22 bis 36) in Fließrichtung gesehen sich
ändernde Querschnittsgrößen und/oder -formen aufweisen.
7. Werkzeug nach Anspruch 5 oder 6, gekennzeichnet
durch einen Entlüftungskanal, der von dem Verteiler weg zu
einem Evakuierungsanschluß geführt ist, der diametral zur
Einspritzdüse (14) in der Formteilkavität (10) mündet.
8. Werkzeug nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß der Verteiler zumindest einen sich von
der Einspritzdüse (14) weg erstreckenden Hauptkanal (24,
36) hat, der in mehrere Seitenkanäle (26 bis 34) verzweigt,
deren Achsen jeweils schräg zu derjenigen des Hauptkanals
(24, 36) angestellt sind.
9. Formteil aus einem einen Kern bildenden Verstär
kungsmaterial (16) und einem aushärtbaren Matrixmaterial
und hergestellt nach einem Verfahren gemäß einem der An
sprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch sich von einer Um
fangskante (8b) weg ersteckende Verteilerrippen (40), die
im wesentlichen aus Matrixmaterial bestehen.
10. Formteil nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die an der Oberfläche des Formteils (18) ausgebildeten
Verteilerrippen (40) nach dem Aushärten in ein Verstei
fungsrippensystem des Formteils (18) mit einbezogen sind
bzw. dieses bilden.
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DE1998150462 DE19850462C2 (de) | 1998-11-02 | 1998-11-02 | Verfahren zum Herstellen eines Kunststofformteils, Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens und hiermit hergestelltes Formteil |
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DE1998150462 DE19850462C2 (de) | 1998-11-02 | 1998-11-02 | Verfahren zum Herstellen eines Kunststofformteils, Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens und hiermit hergestelltes Formteil |
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