DE19838415A1 - Einrichtung und Verfahren zum Einspeisen einer Borlösung in den Reaktordruckbehälter eines Kernkraftwerks - Google Patents
Einrichtung und Verfahren zum Einspeisen einer Borlösung in den Reaktordruckbehälter eines KernkraftwerksInfo
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Abstract
Für die Einspeisung einer Borlösung (B) in den Reaktorkern (4) eines Kernkraftwerks ist vorgesehen, einen Borlösungsspeicher (22) innerhalb des Reaktordruckbehälters (2) anzuordnen. Dieser Borlösungsspeicher (22) steht über ein Entleerungsrohr (38) strömungstechnisch mit dem Reaktorkern (4) in Verbindung. Das Entleerungsrohr (38) ist dabei als ein auf dem Kopf stehendes U ausgeführt und derart bemessen, daß bei betriebsüblichen Leistungsschwankungen ein Austreten der Borlösung (B) in den Reaktorkern (4) vermieden ist, bei größeren Leistungsschwankungen dagegen das Einströmen der Borlösung (B) in den Reaktorkern (4) in passiver Weise sicher und schnell erfolgt.
Description
Die Erfindung betrifft eine Einrichtung und ein Verfahren zum
Einspeisen einer Borlösung aus einem Borlösungsspeicher in
den Reaktordruckbehälter eines Kernkraftwerks, insbesondere
eines Siedewasserreaktors.
Bei einem Kernkraftwerk ist im allgemeinen aus sicherheits
technischen Überlegungen heraus eine Einrichtung zur Einspei
sung einer Borlösung in den Reaktordruckbehälter, insbeson
dere in den Reaktorkern, vorgesehen. Durch Einbringen der
Borlösung in den Reaktorkern wird die dort ablaufende Ketten
reaktion gehemmt, so daß die Leistung deutlich reduziert
wird. Von sicherheitstechnischer Seite her wird gefordert,
daß die Boreinspeisung zuverlässig und schnell erfolgt.
Bei der üblichen Einrichtung zur Boreinspeisung ist außerhalb
des Reaktordruckbehälters eines Druckwasserreaktors oder ei
nes Siedewasserreaktors ein Borlösungsspeicher vorgesehen,
worin Borlösung bevorratet wird, die im Bedarfsfall über eine
Pumpe in den Reaktordruckbehälter gepumpt wird. Angesichts
des im Reaktordruckbehälter herrschenden hohen Drucks ist die
Pumpe als Hochdruckpumpe ausgebildet. Sie muß zudem für eine
hohe Förderleistung ausgelegt sein, um die Borlösung zur Lei
stungsreduzierung des Kernreaktors möglichst schnell in den
Reaktordruckbehälter einbringen zu können.
Bei modernen Reaktortypen zielt man darauf ab, zumindest die
sicherheitstechnisch relevanten Systeme als passive Systeme
auszugestalten. Diese bleiben selbst bei einem Versagen von
beispielsweise elektrischen Versorgungsleitungen funktions
tüchtig; sie nehmen die im Falle einer Betriebsstörung erfor
derlichen Maßnahmen selbsttätig vor. Ein weiterer Vorteil der
passiven Systeme liegt darin, daß sie in der Regel wesentlich
einfacher als aktive Systeme aufgebaut und dadurch zuverläs
siger sind.
In dem Artikel "SWR 1000 - der Siedewasserreaktor der Zu
kunft" von W. Brettschuh und J. Mattern, Siemens Power Jour
nal, 2/96, Seiten 18 bis 22, ist ein solches modernes Reak
torkonzept für einen Siedewasserreaktor mit einem Borlösungs
speicher für ein Schnellabschaltsystem beschrieben.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine
Einrichtung und ein Verfahren zur Einspeisung einer Borlösung
aus einem Borlösungsspeicher in den Reaktordruckbehälter an
zugeben, bei denen ein schnelles und zuverlässiges Einspeisen
der Borlösung mit einfachen Mitteln gewährleistet ist.
Die auf die Einrichtung bezogene Aufgabe wird gemäß der Er
findung dadurch gelöst, daß der Borlösungsspeicher innerhalb
des Reaktordruckbehälters angeordnet ist.
Der entscheidende Vorteil der Anordnung des Borlösungsspei
chers im Inneren des Reaktordruckbehälters besteht darin, daß
der Druck im Borlösungsspeicher in etwa gleich ist dem Druck
im restlichen Reaktordruckbehälter außerhalb des Borlösungs
speichers. Zudem entfällt die Notwendigkeit einer Zuleitung
von einem entfernten Borlösungsspeicher zum Reaktordruckbe
hälter, und somit kann die Boreinspeisung nicht durch ein
Versagen einer solchen Zuleitung beeinträchtigt werden.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist der Borlö
sungsspeicher zum passiven Einspeisen der Borlösung ausgebil
det; er steht mit dem Reaktorkern des Reaktordruckbehälters
strömungstechnisch in Verbindung.
Diese strömungstechnische Verbindung ist bevorzugt frei von
jeglichen Verschlußmechanismen, wie beispielsweise Klappen,
Schiebern oder Ventilen, so daß zwischen dem Borlösungsspei
cher und Reaktorkern eine offene Strömungsverbindung besteht.
Die konstruktive Ausgestaltung der Strömungsverbindung ge
währleistet, daß bei einem vorbestimmten Druckunterschied
zwischen dem Borlösungsspeicher und dem Reaktorkern ein auto
matisches, d. h. passives Einströmen der Borlösung in den Re
aktorkern erfolgt. Es sind hierzu keine aktiven Bauteile, wie
beispielsweise Pumpen, notwendig.
Besonders günstige Druck- und Platzverhältnisse für die An
ordnung des Borlösungsspeichers bestehen im Bereich oberhalb
des Reaktorkerns. Daher wird bevorzugt ein Teilvolumen des
Reaktordruckbehälters oberhalb des Reaktorkerns als Volumen
für den Borlösungsspeicher herangezogen.
In einer besonders einfachen und robusten Ausgestaltung weist
die Strömungsverbindung bevorzugt ein einfach ausgestaltetes
Entleerungsrohr auf, welches den Borlösungsspeicher mit dem
Reaktordruckbehälter und insbesondere mit dem Bereich des Re
aktorkerns verbindet. Aufgrund der Verbindung des Borlösungs
speichers mit dem Reaktorkern wird die Borlösung auf direktem
und schnellem Weg an den Ort der Brennelemente und der Lei
stungserzeugung im Reaktorkern gebracht, so daß eine rasche
Leistungsreduzierung möglich ist.
In einer besonders zweckdienlichen Ausführungsform ist das
Entleerungsrohr U-förmig ausgebildet. Dabei sollte sein U-
förmiger Bogen geodätisch oberhalb seiner Ausströmöffnung und
ebenfalls oberhalb seiner Einströmöffnung liegen. Letztere
ist im unteren Bereich des Borlösungsspeichers angeordnet.
Mit dieser Ausgestaltung des Entleerungsrohrs als auf dem
Kopf stehendes U oder als auf dem Kopf stehender Siphon wird
gewährleistet, daß im Normalbetrieb des Reaktors aus dem
weitgehend abgeschlossenen Borlösungsspeicher keine Borlösung
in den Reaktorkern gelangen kann. Erst bei Überschreiten ei
ner gewissen Druckdifferenz zwischen dem Borlösungsspeicher
und dem Reaktorkern steigt die Borlösung im Entleerungsrohr
an und strömt in den Reaktorkern, sobald sie den U-förmigen
Bogen überwunden hat.
Um zu vermeiden, daß sich in dem Entleerungsrohr Gase ansam
meln, die die Funktionstüchtigkeit beeinträchtigen, ist im
Bereich des U-förmigen Bogens bevorzugt eine Entgasungsöff
nung vorgesehen.
Zum Zwecke des Druckausgleichs zwischen dem Borlösungsspei
cher und dem restlichen Volumen des Reaktordruckbehälters
sollte der Borlösungsspeicher in seinem oberen Bereich eine
Öffnung aufweisen, durch die das im Reaktordruckbehälter be
findliche Kühlmittel in den Borlösungsspeicher hinein- und
auch aus diesem herausfließen kann.
Es ist äußerst vorteilhaft, wenn der Einströmwiderstand für
das Kühlmittel in den Borlösungsspeicher geringer ist als
sein Ausströmwiderstand aus dem Borlösungsspeicher heraus. Um
dies zu erreichen, wird die Öffnung bevorzugt als sogenannte
Borda-Mündung ausgeführt. Sie ist in "Meyers Lexikon Technik
und exakte Naturwissenschaften", Bibliographisches Institut
AG, Mannheim 1969, folgendermaßen definiert: "Düsenförmige
Ausflußöffnung an Behältern, Kesseln und dgl., die dadurch
gebildet wird, daß an einer kreisförmigen Wandöffnung ein
nach Innen gerichtetes, scharfkantiges Rohrstück gleichen
[oder geringfügig größeren] Durchmessers angesetzt ist".
In einer bevorzugten Weiterbildung ist der Borlösungsspeicher
von einem Abströmrohr in Längsrichtung des Reaktordruckbehäl
ters durchdrungen, wobei innerhalb des Abströmrohrs ein Teil
bereich des Entleerungsrohrs verläuft. Dessen Ausströmöffnung
für die Borlösung liegt insbesondere innerhalb des Abström
rohrs.
Das Abströmrohr ist im Normalbetrieb mit Kühlmittel ange
füllt. Der Vorteil des Abströmrohrs liegt darin, daß es zu
sammen mit dem Entleerungsrohr und dem Reaktorkern ein mit
einander kommunizierendes System bildet, vergleichbar mit
miteinander kommunizierenden Röhren. Dies führt dazu, daß bei
einem Absinken des Kühlmittels im Abströmrohr ein Unterdruck
im Entleerungsrohr entsteht. Die Borlösung wird daher über
die Einströmöffnung in das Entleerungsrohr eingesaugt und ge
langt bei ausreichend hohem Unterdruck in den Reaktorkern.
Um diese Funktion des Abströmrohrs zu unterstützen, ist das
untere Ende des Abströmrohrs bevorzugt unterhalb des Borspei
chers angeordnet. Es weist dort insbesondere eine Blende auf.
Aufgrund der Anordnung der Blende besitzt das Abströmrohr an
seinem unteren Ende eine kleinere Öffnung und damit einen hö
heren Strömungswiderstand als an seinem oberen Ende. Dies ge
währleistet, daß bei Normalbetrieb eine geringere Kühlmittel
menge durch die Blende abströmt als durch das obere Ende ein
strömen könnte. Damit ist sichergestellt, daß im Normalbe
trieb das Abströmrohr mit Kühlmittel angefüllt ist.
Bei einem Siedewasserreaktor, bei dem sich an den Reaktorkern
ein Gemischdom mit einer Anzahl von Gemischrohren anschließt,
ist in einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung das Volu
men des Borlösungsspeichers im wesentlichen vom Volumen zwi
schen den Gemischrohren gebildet. Dies führt zu einer guten
Ausnutzung des Volumens des Reaktordruckbehälters und ist mit
einfachen konstruktiven Mitteln zu erreichen.
Für den Aufbau des Druckunterschieds zwischen dem Borlösungs
speicher und dem Reaktorkern sind im wesentlichen thermische
Volumenänderungen innerhalb des Borlösungsspeichers aufgrund
von thermischen Veränderungen verantwortlich. Es ist daher
vorteilhaft, wenn die Wärmeleitung in den Borlösungsspeicher
hinein und aus dem Borlösungsspeicher heraus möglichst gut
funktioniert. Da der Borlösungsspeicher von den Zwischenräu
men zwischen den Gemischrohren gebildet und somit von diesen
durchsetzt ist, ist es von Vorteil, die Anzahl der Gemisch
rohre für einen guten Wärmetransport groß zu wählen. Insbe
sondere ist es zweckdienlich, wenn die Anzahl der Gemisch
rohre im Vergleich zu einem Reaktor gleichen Typs ohne in den
Reaktordruckbehälter integrierten Borlösungsspeicher erhöht
ist.
Um zu verhindern, daß im Normalbetrieb Borlösung aus dem Bor
lösungsspeicher austritt, ist dieser lediglich zu einem Teil,
vorzugsweise bis etwa zur Hälfte, mit der Borlösung ange
füllt. Da die Borlösung eine um etwa 10% höhere Dichte als
das Kühlmittel (in der Regel Wasser) aufweist, setzt sich die
Borlösung im unteren Bereich des Borlösungsspeichers ab. Das
verbleibende Volumen des Borlösungsspeichers ist mit Kühlmit
tel angefüllt. Aufgrund von Diffusionsvorgängen bildet sich
zwischen der Borlösung und dem Kühlmittel eine Übergangs
schicht aus. Selbst Konvektionsvorgänge aufgrund von thermi
schen Änderungen im normalen Betrieb des Reaktorkerns sind
aufgrund der höheren Dichte der Borlösung lokal beschränkt,
so daß die Übergangsschicht selbst nach mehreren Jahren le
diglich eine unbedenkliche Schichtdicke aufweist. Eine Durch
mischung der Borlösung mit dem Kühlmittel außerhalb des Bor
lösungsspeichers ist also wirksam vermieden.
Die auf das Verfahren gerichtete Aufgabe wird gemäß der Er
findung gelöst, indem die Borlösung aus dem innerhalb des Re
aktordruckbehälters angeordneten Borlösungsspeicher über eine
strömungstechnische Verbindung mit dem Reaktordruckbehälter
in diesen bei Überschreiten eines vorgegebenen Druckunter
schieds zwischen dem Innenraum des Borlösungsspeichers und
dem restlichen Innenraum des Reaktordruckbehälters einströmt.
Der Druckunterschied wird bevorzugt ausschließlich von ther
mischen Änderungen im Reaktordruckbehälter hervorgerufen.
Für das Verfahren gelten die in Bezug auf die Einrichtung
aufgeführten Vorteile und bevorzugten Ausführungsformen sinn
gemäß.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung, weitere Ausgestaltun
gen und weitere Vorteile werden im folgenden anhand der
Zeichnung erläutert. In der Zeichnung sind gleiche Teile mit
denselben Bezugszeichen versehen. Es zeigen jeweils in sche
matischen Darstellung:
Fig. 1 einen Ausschnitt aus einem Reaktordruckbehälter ei
nes Siedewasserreaktors mit einer in den Gemischdom
integrierten Einrichtung zum Einspeisen einer Bor
lösung bei Normalbetrieb,
Fig. 2 die Einrichtung gemäß Fig. 1 bei einem geringen
Überdruck im Borlösungsspeicher,
Fig. 3 die Einrichtung gemäß Fig. 1 bei einem großen
Überdruck im Borlösungsspeicher, der zu einem Ein
strömen der Borlösung in den Reaktorkern führt, und
Fig. 4 die Einrichtung gemäß Fig. 1 bei einem abgesenkten
Füllstand im Reaktordruckbehälter.
Gemäß Fig. 1 ist in einem (nur ausschnittsweise dargestell
ten) Reaktordruckbehälter 2 eines Siedewasserreaktors ein Re
aktorkern 4 angeordnet, von dem nur der obere Bereich darge
stellt ist. An den Reaktorkern 4 schließt sich in Längsrich
tung 6 des Reaktordruckbehälters 2 ein zylindrischer Gemisch
dom 8 (auch als "Gemischkamin" bezeichnet) an. Der Gemisch
dom 8 wird nach oben von einem gewölbten Deckel 10 begrenzt.
Durch den Deckel 10 führen nach außen aus dem Gemischdom 8
heraus mehrere Separatorrohre 12. Im Gemischdom 8 verläuft in
Längsrichtung 6 eine Anzahl von zueinander parallelen Ge
mischrohren 14, die vom Reaktorkern 4 bis in den von dem Dec
kel 10 gebildeten Raum 16 reichen.
Im Reaktorkern 4 wird ein Kühlmittel C, insbesondere Wasser,
erhitzt, und es bildet sich ein Dampf-Wasser-Gemisch G. Die
ses verläßt den Reaktorkern 4 und tritt vollständig in die
Gemischrohre 14 ein, strömt durch diese hindurch und tritt
über den Raum 16 in die Separatorrohre 12 ein. An diese
schließen sich nicht näher dargestellte Separatoren an, die
zur Abtrennung des Dampfs vom Wasser dienen.
Die Gemischrohre 14 durchstoßen im Bereich des Reaktorkerns 4
eine untere Bodenplatte 18 und im Bereich des Raums 16 eine
obere Deckelplatte 20. Die (runde) Bodenplatte 18 und die
(runde) Deckelplatte 20 erstrecken sich jeweils bis zu der
Wand des Gemischdoms 8. Sie begrenzen mit dieser Wand das Vo
lumen eines Borlösungsspeichers 22. Durch den Borlösungsspei
cher 22 laufen die Gemischrohre 14 also hindurch.
Der Borlösungsspeicher 22 umfaßt einen unteren Bereich 24,
der sich an die untere Bodenplatte 18 anschließt, einen obe
ren Bereich 26, der unterhalb der oberen Deckelplatte 20 an
geordnet ist, und einen zwischen diesen beiden liegenden
Übergangsbereich 28. In der Deckelplatte 20 ist eine Öff
nung 30 angeordnet, die den Außenraum des Borlösungsspei
chers 22 mit seinem Innenraum verbindet. Durch die Öffnung 30
kann das Kühlmittel C oder das Dampf-Wasser-Gemisch G ein-
oder ausströmen. Die Öffnung 30 ist bevorzugt als sogenannte
Borda-Mündung ausgebildet.
Außer von den Gemischrohren 14 wird der Borlösungsspeicher 22
auch von mindestens einem Abströmrohr 34 durchdrungen. Es
reicht vom Raum 16 bis in den Bereich des Reaktorkerns 4, und
es weist an seinem dort gelegenen Ende eine Blende 36 auf.
Zwischen dem Borlösungsspeicher 22 und dem Reaktorkern 4 be
steht über ein Entleerungsrohr 38 eine strömungstechnische
Verbindung. Das Entleerungsrohr 38 ist als ein auf dem Kopf
stehendes U mit einem U-förmigen Bogen 42 ausgebildet. Es be
sitzt eine Einströmöffnung 40, die im unteren Bereich 24 des
Borlösungsspeichers 22 angeordnet ist, sowie eine Ausström
öffnung 44, die innerhalb des Abströmrohrs 34 nahe der
Blende 36 angeordnet ist. Der U-förmige Bogen 42 durchstößt
im oberen Bereich 26 die Wand zum Abströmrohr 34. Das Teil
stück des Entleerungsrohrs 38 von der Einströmöffnung 40 bis
zum Bogen 42 verläuft also innerhalb des Borlösungsspei
chers 22, und das restliche Teilstück oder der rechte Schen
kel verläuft im Abströmrohr 34. Zur Verhinderung der Ansamm
lung von Gasen weist das Entleerungsrohr 38, insbesondere
sein Bogen 42, eine kleine Entgasungsöffnung 45 auf.
Im unteren Bereich 24 befindet sich eine Borlösung B. Bevor
zugt ist lediglich die Hälfte des Volumens des Borlösungs
speichers 22 mit der Borlösung B angefüllt. Über die Öff
nung 30 dringt in das restliche Volumen Kühlmittel C aus dem
Außenraum ein. Im oberen Bereich 26 befindet sich daher rei
nes Kühlmittel C. Im Übergangsbereich 28 bildet sich eine
Übergangsschicht aus, die aus einem Gemisch aus der Borlö
sung 8 und dem Kühlmittel C besteht. Diese Übergangsschicht
bildet sich infolge von Diffusions- und Konvektionsvorgängen
aus. Aufgrund der größeren Dichte der Borlösung B und auf
grund der Befüllung des Borlösungsspeichers 22 lediglich bis
zum unteren Bereich 24 mit der Borlösung B kann diese nicht
über die Öffnung 30 und das Abströmrohr 34 in den Reaktor
kern 4 gelangen. Da der U-förmige Bogen 42 weit im oberen Be
reich 26 angeordnet ist, befindet sich darin in dem in Fig.
1 gezeigten statzonären Normalbetrieb ebenfalls lediglich
Kühlmittel C. Die Borlösung B bleibt also trotz des offenen
Strömungswegs, der durch das Entleerungsrohr 38 gebildet ist,
im Borlösungsspeicher 22.
Das Entleerungsrohr 38, das Abströmrohr 34 und der Reaktor
kern 4 bilden ein miteinander kommunizierendes System. Im
stationären Normalbetrieb, d. h. wenn keine oder nur geringe
Druck-, Temperatur- oder sonstige Änderungen aufgrund Lei
stungsänderungen auftreten, gleicht der Druck im Borlösungs
speicher 22 dem Druck im Reaktordruckbehälter 2 außerhalb des
Borlösungsspeichers 22. Im Fall des stationären Normalbe
triebs ist das Entleerungsrohr 38 mit. Borlösung B bis zu der
gleichen Füllstandshöhe angefüllt wie der untere Bereich 24.
Das Niveau der Übergangsschicht im Entleerungsrohr 38 und im
Borspeicher 22 ist ebenfalls gleich.
In das Abströmrohr 34 strömt von oben das Kühlmittel C ein,
wie es durch Pfeile angedeutet ist. Das Kühlmittel C in Form
von Sattwasser wird dem Abströmrohr 34 aufgrund einer Ab
scheidung von Wasser aus dem Dampf-Wasser-Gemisch G, der so
genannten Sedimentation, im Raum 16 des Gemischdoms 8 bereit
gestellt. Durch die Blende 36 ist gewährleistet, daß der Zu
strom von sedimentiertem Sattwasser größer sein könnte als
dessen Abströmung aus dem Abströmrohr 34. Das Abströmrohr 34
ist daher stets mit Sattwasser angefüllt.
Bei Leistungsänderungen, wie sie beispielsweise beim An- oder
Abfahren auftreten, kommt es zu einer Temperaturänderung im
Gemischdom 8. Durch Wärmeleitung wird die Temperaturänderung
an den Borspeicher 22 weitergeleitet. Dort bewirkt die Tempe
raturänderung eine Volumenänderung, die zu einer Druckände
rung im Borspeicher 22 führt. Ein wichtiges Ziel der vorlie
genden Einrichtung zur Einspeisung von Bor ist es, daß sich
die Borlösung B bei betriebsüblichen Leistungsänderungen, den
sogenannten Transienten, nicht mit dem Kühlmittel C im Reak
tordruckbehälter 2 vermischt, und daß die Borlösung B im An
forderungsfall selbsttätig (d. h. ohne äußere Anregung) und
möglichst schnell in den Reaktorkern 4 strömt.
Fig. 2 zeigt einen Zustand, bei dem sich der Druck im Borlö
sungsspeicher 22 aufgrund einer betriebsüblichen Transiente
erhöht hat. Durch die Druckerhöhung steigt die Borlösung B im
Entleerungsrohr 38 bis zu einem Niveau 46 an, das über der
Füllstandshöhe der Borlösung B im unteren Bereich 24 liegt.
Im Entleerungsrohr 38 befindet sich über der Säule der Borlö
sung B die Säule der Übergangsschicht. Deren Niveau ist mit
48 bezeichnet. Weder das Gemisch der Übergangsschicht noch
die Borlösung B gelangt also im Fall einer lediglich geringen
Druckerhöhung in den Reaktorkern 4.
Der Druckanstieg im Borlösungsspeicher 22 erfolgt sowohl bei
einer Temperaturerhöhung als auch bei einer Temperaturernied
rigung. Bei einer Temperaturerhöhung dehnt sich das Volumen
im Borlösungsspeicher 22 aus, wodurch ein Druck aufgebaut
wird. Gleichzeitig strömt Kühlmittel C über die Öffnung 30
nach oben aus. Insbesondere bei der Ausgestaltung als Borda-
Mündung weist die Öffnung 30 beim Ausströmen einen hohen
Strömungswiderstand auf, so daß sich der erhöhte Druck im
Borlösungsspeicher 22 nicht sofort abbauen kann.
Eine starke Temperaturerniedrigung führt zu einem Druckabfall
im Reaktordruckbehälter 2. Da im Borlösungsspeicher 22 zu
nächst noch die höhere Temperatur vorherrscht, führt dies
dazu, daß ein Teil des Inhalts des Borlösungsspeichers 2 ver
dampft. Die überschüssige Wärme aus dem Borspeicher 22 kann
daher sowohl durch Wärmeleitung als auch durch Verdampfen ab
geführt werden. Wegen Siedeverzugs der Borlösung B wird im
wesentlichen lediglich das Kühlmittel C verdampfen. Durch die
Dampfbildung erhöht sich das Volumen, so daß der Druck im
Borlösungsspeicher 22 auch in diesem Fall ansteigt.
Auf die Höhe des Druckanstiegs wirkt sich neben der Rate der
Temperaturänderung auch die Ausgestaltung der Öffnung 30 aus,
da sie einen Strömungswiderstand und damit einen Widerstand
gegen den Druckausgleich zwischen dem Borlösungsspeicher 22
und dem Außenraum bildet und den Druckaufbau begünstigt.
Die Dimensionierung der Öffnung 30 sowie des Entleerungs
rohrs 38, insbesondere dessen Höhe, wird daher so gewählt,
daß bei betriebsüblichen Transienten die Borlösung B im Bor
lösungsspeicher 22 bleibt, und daß bei starken Änderungen,
die nicht mehr betriebsüblich sind und bei Störfällen vorkom
men, die Borlösung B selbsttätig ausströmt.
Fig. 3 zeigt einen solchen Zustand, bei dem infolge einer
nicht-betriebsüblichen Änderung im Reaktorbetrieb der Über
druck im Borlösungsspeicher 22 derart angestiegen ist, daß
die Borlösung B über das Entleerungsrohr 38 in den Reaktor
kern 4 einströmt und dort die Leistungsentfaltung hemmt. Ein
solcher Zustand kann beispielsweise bei einem sogenannten
ATWS-Störfall (Anticipated Transient Without Scram) auftre
ten. Bei diesem nimmt infolge eines mangelhaften Einfahrens
der Steuerstäbe in den Reaktorkern die Temperatur mit einer
hohen Rate zu.
Der in Fig. 3 gezeigte Zustand kann auch bei einem Kühlmit
telverlust-Störfall (KMV) auftreten, bei dem in Kühlmittel
leitungen große Leckagen auftreten. Eine starke Absenkung des
Kühlmittels C im Reaktordruckbehälter 2 führt zu einem abrup
ten Druckabfall, so daß infolge der damit verbundenen Ent
spannung das Kühlmittel C im Borlösungsspeicher 22 verdampft
und sich der Druck im Borlösungsspeicher 22 erhöht.
Fig. 4 zeigt den Fall, daß bei einem abgesenkten Füllstand
im Reaktordruckbehälter 2 die Borlösung B in den Reaktor
kern 4 einströmt. Bei einer Absenkung des Füllstands steht im
Bereich 16 nicht mehr ausreichend sedimentiertes Sattwasser
zur Verfügung, so daß der Füllstand im Abströmrohr 34 auf das
Niveau 50 absinkt. Da das Abströmrohr 34 und das Entleerungs
rohr 38 nach Art von kommunizierenden Röhren miteinander ver
bunden sind, bewirkt dies, daß ein Absinken des Füllstands im
Abströmrohr 34 einen Unterdruck hervorruft. Die Borlösung B
wird daher in das Abströmrohr 34 und damit in den Reaktor
kern 4 eingesaugt.
Claims (14)
1. Einrichtung zum Einspeisen einer Borlösung (B) aus einem
Borlösungsspeicher (22) in den Reaktordruckbehälter (2) eines
Kernkraftwerks,
dadurch gekennzeichnet, daß der Borlö
sungsspeicher (22) innerhalb des Reaktordruckbehälters (2)
angeordnet ist.
2. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Borlö
sungsspeicher (22) zum passiven Einspeisen der Borlösung (B)
ausgebildet ist und mit dem Reaktorkern (4) des Reaktordruck
behälters (2) strömungstechnisch in Verbindung steht.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil
volumen des Reaktordruckbehälters (2) oberhalb des Reaktor
kerns (4) als Borlösungsspeicher (22) dient.
4. Einrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der Borlö
sungsspeicher (22) über ein Entleerungsrohr (38) mit dem Re
aktordruckbehälter (2), insbesondere mit dem Bereich des Re
aktorkerns (4), verbunden ist.
5. Einrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Ent
leerungsrohr (38) U-förmig ausgebildet ist, und daß sein U-
förmiger Bogen (42) geodätisch oberhalb seiner Ausströmöff
nung (44) sowie oberhalb seiner Einströmöffnung (40) liegt,
wobei die Einströmöffnng (40) im unteren Bereich des Borlö
sungsspeichers (22) angeordnet ist.
6. Einrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der U-för
mige Bogen (42) eine Entgasungsöffnung aufweist.
7. Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Borlö
sungsspeicher (22) in seinem oberen Bereich eine Öffnung (30)
aufweist.
8. Einrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Öff
nung (30) als Borda-Mündung ausgebildet ist.
9. Einrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß der Borlö
sungsspeicher (22) von einem Abströmrohr (34) in Längsrich
tung (6) des Reaktordruckbehälters (2) durchdrungen ist, daß
in dem Abströmrohr (34) ein Teilbereich des Entleerungs
rohrs (38) verläuft, und daß dessen Ausströmöffnung (44) in
nerhalb des Abströmrohrs (34) liegt.
10. Einrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß das untere
Ende des Abströmrohrs (34) unterhalb des Borlösungsspei
chers (22) angeordnet ist und bevorzugt eine Blende (36) auf
weist.
11. Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Borlö
sungsspeicher (22) innerhalb des Reaktordruckbehälters (2)
eines Siedewasserreaktors angeordnet ist, bei dem sich an den
Reaktorkern (4) ein Gemischdom (8) mit einer Anzahl von Ge
mischrohren (14) anschließt, wobei das Volumen des Borlö
sungsspeichers (22) im wesentlichen von dem Volumen zwischen
den Gemischrohren (14) gebildet ist.
12. Einrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anzahl
der Gemischrohre (14) im Vergleich zu einem Reaktordruckbe
hälter (2) ohne integrierten Borlösungsspeicher (22) erhöht
ist.
13. Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Borlö
sungsspeicher (22) nur zu einem Teil, vorzugsweise bis etwa
zur Hälfte, mit der Borlösung (B) gefüllt ist.
14. Verfahren zum Einspeisen einer Borlösung (B) aus einem
Borlösungsspeicher (22) in den Reaktordruckbehälter (2) eines
Kernkraftwerks,
dadurch gekennzeichnet, daß die Borlö
sung (B) aus dem innerhalb des Reaktordruckbehälters (2) an
geordneten Borlösungsspeicher (22) über eine strömungstech
nische Verbindung mit dem Reaktordruckbehälter (2) in diesen
bei Überschreiten eines vorgegebenen Druckunterschieds zwi
schen dem Innenraum des Borlösungsspeichers (22) und dem
restlichen Innenraum des Reaktordruckbehälters (2) einströmt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19838415A DE19838415A1 (de) | 1998-08-24 | 1998-08-24 | Einrichtung und Verfahren zum Einspeisen einer Borlösung in den Reaktordruckbehälter eines Kernkraftwerks |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19838415A DE19838415A1 (de) | 1998-08-24 | 1998-08-24 | Einrichtung und Verfahren zum Einspeisen einer Borlösung in den Reaktordruckbehälter eines Kernkraftwerks |
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ID=7878536
Family Applications (1)
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DE19838415A Ceased DE19838415A1 (de) | 1998-08-24 | 1998-08-24 | Einrichtung und Verfahren zum Einspeisen einer Borlösung in den Reaktordruckbehälter eines Kernkraftwerks |
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Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1940403A1 (de) * | 1969-08-08 | 1971-02-18 | Interatom | Vorrichtung zum schnellen Abschalten eines Kernreaktors mittels neutronenabsorbierender Fluessigkeiten |
EP0492866A1 (de) * | 1990-12-20 | 1992-07-01 | General Electric Company | Redundantes Flüssigkeitsregelsystem für Siedewasserreaktor |
EP0503552A1 (de) * | 1991-03-11 | 1992-09-16 | Abb Atom Ab | Abschaltsystem für Kernwasserreaktor |
-
1998
- 1998-08-24 DE DE19838415A patent/DE19838415A1/de not_active Ceased
Patent Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1940403A1 (de) * | 1969-08-08 | 1971-02-18 | Interatom | Vorrichtung zum schnellen Abschalten eines Kernreaktors mittels neutronenabsorbierender Fluessigkeiten |
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EP0503552A1 (de) * | 1991-03-11 | 1992-09-16 | Abb Atom Ab | Abschaltsystem für Kernwasserreaktor |
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
JP 3-216591 A in Patents Abstracts of Japan, Vol. 15, No. 499 (P-1289), 1991 * |
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