DE19819257C2 - Vorrichtung zur Adipositas-Behandlung - Google Patents
Vorrichtung zur Adipositas-BehandlungInfo
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Description
Adipositas oder Fettsucht ist ein zunehmendes Problem der
westlichen Industrienationen mit mehr als 20% Betroffenen in
der Bevölkerung der USA und von Deutschland und stellt somit
das wichtigste und häufigste Vorstadium der teuersten Zivili
sationskrankheiten dar. Die Folgekosten der Adipositas werden
in Deutschland derzeit auf 43 Mrd. DM jährlich geschätzt.
Übergewicht wird vor allem durch falsche Ernährungsgewohnhei
ten, wie übermäßigen Junkfood-Konsum, z. B. in Form von Snacks
oder Softdrinks, sowie Bewegungsarmut bereits bei Jugendli
chen durch ständig steigenden TV-Konsum und Computerspiele
verursacht. Weiterhin besteht bei einem erheblichen Prozent
satz der Bevölkerung (ca. 40-60%) eine genetisch fixierte
Neigung zur Adipositas, die bis jetzt nur durch kontrollierte
Energiezufuhr und vermehrten Energieverbrauch durch sportli
che Betätigung bekämpft werden kann.
Besonders hohe gesundheitliche Folgekosten sind bei adipösen
Jugendlichen zu befürchten, da ca. 80% von ihnen auch als Er
wachsene adipös bleiben und noch früher mit teilweise invali
disierenden Folgekrankheiten oder zumindest starker Ein
schränkung ihrer Lebenserwartung rechnen müssen. Andererseits
besteht bei Jugendlichen noch die Möglichkeit, den Lebensstil
umzustellen und wieder Freude an körperlicher Aktivität ge
meinsam mit Gleichaltrigen zu finden, statt in dem Teufels
kreis der Adipositas einen immer passiveren Lebensstil hinzu
nehmen.
Aus DE 196 03 237 A1 ist ein Trainingsgerät bekannt, das ein
Körperübungsgerät, z. B. ein Heimfahrrad, ein Ergometer zur
Bestimmung der mit dem Körperübungsgerät geleisteten Arbeit
und beispielsweise an den Standbeinen oder im Sattel des
Heimfahrrads Wägezellen aufweist, deren Werte einem Computer
zugeführt werden, um das momentane Körpergewicht des Trainie
renden zu bestimmen. Dem Trainingscomputer am Fahrradlenker
werden zugleich die Trainingsdaten des Ergometers zugeführt.
Aufgabe der Erfindung ist es, den Erfolg der Adipositas-
Behandlung zu steigern und zugleich die Lebensqualität und
die sportliche Belastbarkeit der Betroffenen zu verbessern.
Dies wird erfindungsgemäß mit der im Anspruch 1 angegebenen
Vorrichtung erreicht. Eine vorteilhafte Ausgestaltung der er
findungsgemäßen Vorrichtung ist im Anspruch 2 angegeben.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist ein Körperübungsgerät,
ein Ergometer zur Bestimmung der mit dem Körperübungsgerät
geleisteten Arbeit, eine elektronische Waage und einen han
delsüblichen PC auf, wobei das Ergometer und die Waage an den
Computer z. B. über serielle Schnittstellen angeschlossen
sind. Ferner kann ein auf dem Computer installiertes Programm
auf CD-ROM vorgesehen sein, das Eigenschaften eines Computer
spiels und eines Tamagochis hat. Die Anzeige bezüglich augen
blicklicher Leistung und Pulsschlag sowie der Trainings- und
Gewichtsbilanz kann numerisch und graphisch auf einem Bild
schirm erfolgen und kann auch ausgedruckt werden. Das Ergome
ter kann irgendein Gerät zur Erfassung einer geleisteten Ar
beit sein, insbesondere ein Fahrradergometer oder ein Actime
ter (Schrittzähler).
In Abhängigkeit der über den Trainingszeitraum mit dem PC er
haltenen, angezeigten Daten werden die Therapiemaßnahmen für
eine erfolgreiche Adipositasbehandlung getroffen. Die Thera
piemaßnahmen betreffen insbesondere die Auswahl und Zusammen
stellung der Nahrungszufuhr und die körperliche Bewegung des
Patienten mit dem Übungsgerät. Das Ernährungsverhalten (Ener
giebilanz) wird mit der Waage der erfindungsgemäßen Vorrich
tung, die körperliche Bewegung mit dem Ergometer, Schrittzäh
ler oder anderen Trainingsgeräten erfaßt.
Die Anzeige kann derart gestaltet werden, dass sie dem Pa
tienten einsichtiges Handeln erleichtert. So kann die Anzeige
durch Bilder, Text und/oder akustisch ein negatives feed back
geben, wenn die vorgegebenen Therapiemaßnahmen nicht einge
halten werden, d. h. wenn der Patient zuviel Nahrung aufgenom
men oder das Übungsgerät zu wenig benutzt hat.
Bei Einhaltung der therapeutischen Empfehlungen wird ein po
sitives feed back gegeben in Form von Belobigung, Freizeit
tips oder einer besonderen Ernährungsempfehlung bzw.
-belohnung.
Es ist sinnvoll, eine Adipositastherapie dort anzubieten, wo
sie bei den heutigen Jugendlichen meist mitentsteht oder be
günstigt wird, nämlich vor dem Bildschirm in Form eines Gerä
te-gekoppelten Therapieprogrammes, welches möglichst indivi
duell auf die besonderen Bedingungen und Neigungen des Adipö
sen eingeht. Hierbei kann der Adipöse ohne jegliche Zuschauer
die empfohlenen Übungen unter Kontrolle und Bestätigung des
Programmes durchführen und die Empfehlungen zur Umstellung
des Lebensstils erproben.
Die Interaktion zwischen Mensch und Computer soll bewußt Ta
magochi-ähnliche Züge bekommen, indem durch Lob und Tadel,
sowie auch Erklärungen zu typischen Problemen des übergewich
tigen Menschen eine Art Vertrautheit zwischen Computer und
Anwender entsteht, die jetzt wiederum therapeutisch genutzt
werden kann. Eine schlechte Mitarbeit bewirkt jedoch auch
- ähnlich wie beim Tamagochi - dass der Computer bei häufigem
Übergehen der Empfehlungen abschaltet und nicht weiter ge
spielt werden kann (bzw. er nur noch "wortkarg oder belei
digt" mit dem Anwender kommuniziert).
Im Idealfall wird dies erheblich zur Compliance im Trainings
programm beitragen und die täglichen Übungseinheiten werden
gerne in den normalen Tagesablauf übernommen, da man auch auf
die immer wieder überraschenden Dialoge (evtl. über Internet
aktualisiert) mit dem System nicht verzichten will und sich
über positive Rückmeldung freut. Hierbei werden auch schon
kleinere wöchentliche Gewichtsabnahmen honoriert, solange ei
ne klare Tendenz besteht. Dies führt erwiesenermaßen eher zum
Langzeiterfolg als kurzes, schnelles Abnehmen (Jojo-Effekt).
Als Trainigsgerät der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird im
Normalfall ein Fahrradergometer mit Wirbelstrombremse einge
setzt, welches computergesteuert in seiner Bremswirkung ver
änderbar ist, aber auch Leistung und Tretfrequenz an das Sy
stem zurückmeldet. Die Pulsfrequenz des Trainierenden kann
über Elektroden in den Handgriffen gemessen werden. Ersatz
weise kommt auch ein Zimmerrudergerät oder ein Laufbandergo
meter mit computergesteuerter Wirbelstrombremse oder ein
Schrittzähler der ganztags und auch beim Jogging mitgeführt
wird in Frage.
Die Pulsfrequenz kann bei anderen Übungsgeräten auch drahtlos
an den Computer durch einen Brustgürtel mit entsprechenden
Elektroden übertragen werden. Durch die Pulsmessung wird un
ter Verrechnung mit der augenblicklich erbrachten Leistung
der Leistungspuls als Maß des Trainingszustandes wie bei be
reits existierenden Trainingsgeräten errechnet, im Computer
abgespeichert und im Zeitverlauf graphisch dargestellt.
Eine elektronische Waage ist über den gleichen (seriellen)
Anschluß mit dem Computer verbunden. Das Computerprogramm
wird so ausgelegt, dass es eine Plausibilitätsprüfung beim
Wiegevorgang durchführt, d. h. beispielsweise einen untypi
schen Verlauf des Gewichtsanstiegs beim Wiegen erfaßt und so
mit schwer zu überlisten ist, wenn im Bildschirm Aufforderun
gen für Betreten der Waage und heruntersteigen gegeben werden
und der Wiege-Signalverlauf aus früheren Messungen bekannt
ist (Signalanalyse wie bei Spracherkennung).
Das Bioimpedanzmeßgerät kann an den PC über Fußelektroden an
der Waage angeschlossen werden und daraus das Verhältnis von
Fettmasse, Magermasse und Wassergehalt des Körpers errechnet
werden. Eine Abnahme der Fettmasse unter gleichbleibender Ma
germasse und Gesamtkörperzellmasse zeigt ein vernünftiges
Training des Patienten mit dem Übungsgerät an.
Die mit dem Übungsgerät geleistete Arbeit wird von dem Compu
ter zur Berechnung der verbrauchten Energie erfaßt und kann
in entsprechende Abnahme des Körpergewichts umgerechnet wer
den, bzw. auch bildlich während des Trainings entsprechend
der abgegebenen Energie als zunehmende Scheibe Brot oder
wachsendes Tortenstück dargestellt werden. Hierbei wird der
Energiegehalt verschiedener Nahrungsmittel erstmals für den
Adipösen "direkt erfahrbar".
In den Computer werden bei Beginn des Programms die persönli
chen Daten des Patienten, wie Geburtsdatum, Geschlecht,
Größe, Gewicht, Erkrankungen, Hobbies, Ernährungsverhalten,
Lieblingssport und sonstige Bewegungs-, Fernseh- und Compu
tergewohnheiten eingegeben. Somit wird das individuelle Adi
positas-Verhaltensprofil (v. a. Energieaufnahme und -Verbrauch)
erkannt. Entsprechend wird sich das Programm auch unter
schiedlich bei Erfolg und Mißerfolg (non compliance) des Pa
tienten verhalten.
Aufgrund des mit der Waage gemessenen Gewichts und der ange
gebenen Größe des Patienten wird mit dem PC der BMI (Body-
Mass-Index) berechnet, wobei sich der BMI als europäisch an
erkanntes Maß der Adipositas aus dem Gewicht in Kilogramm di
vidiert durch das Quadrat der Größe des Patienten (Einheit:
kg/m2) ergibt. Ein BMI von 19 bis 25 wird dabei als normal
angesehen, während ein BMI über 30 Adipositas und über 35
schwere Adipositas anzeigt.
Ferner kann der Grad der Adipositas anhand von Normalwert-
Tabellen angezeigt werden. Zudem liefert das Programm Infor
mationen und Verhaltenstips für die häufigsten Folgekrankhei
ten der Adipositas, nicht ohne an erforderlicher Stelle einen
Arztbesuch zu empfehlen.
Darüberhinaus kann von dem Computer eine Berechnung des Risi
kos für die verschiedenen individuellen Adipositas-
Folgekrankheiten (wie Herzinfarkt, Apoplex, Bluthochdruck,
Schlaf-Apnoe-Syndrom, Tumorerkrankungen und Diabetes melli
tus) durchgeführt werden.
Aufgrund der vorstehend angegebenen, in den Computer eingege
benen persönlichen Daten des Patienten kann der Computer von
Beginn der Adipositas-Behandlung an beispielsweise auch vor
einem kardialen Risiko warnen und entsprechend der Leistungs
daten auch später zu einem erneuten Arztbesuch auffordern.
Mit der Anzeige der erfindungsgemäßen Vorrichtung werden be
stimmte Therapie- bzw. Verhaltensmaßnahmen angezeigt, die
durchzuführen bzw. zu vermeiden sind. Beispielsweise gibt es
übergewichtige, die relativ viel Sport betreiben, aber täg
lich zuviel Kalorien aufnehmen. In einem solchen Fall liegen
die Therapiemaßnahmen, die mit der erfindungsgemäßen Vorrich
tung angezeigt werden, weniger in einem hohen Energiever
brauch durch Benutzung des Übungsgerätes, sondern beispiels
weise schwerpunktmäßig mehr in der Beratung zum Ernährungs
verhalten.
Wie erwähnt, können mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung die
Verhaltensmaßnahmen für eine erfolgreiche Adipositas-Behand
lung positiv oder negativ verstärkt angezeigt werden. Bei
spielsweise kann vergleichbar einem Computerspiel beim tägli
chen Belastungstest und Work Out mit dem Übungsgerät eine
virtuelle Landschaft eingespielt werden, durch die man mit
einem Fahrrad fährt. Hier gibt es auch Trainings-Konkurren
ten, die namentlich bekannt sind und die ebenfalls ein Adipo
sitas-Problem haben, aber unterschiedlich damit umgehen. So
kann man beispielsweise sehen oder abrufen, was die Konkur
renten im Vergleich zum eigenen Tagesablauf an diesem Tag ge
macht haben und gegessen haben und sich daran positiv und ne
gativ relativieren.
Dies wird durch Einprogrammieren typischer, positiver und ne
gativer Patientenverläufe aus der täglichen Erfahrung eines
Arztes geschehen, der sich intensiv mit Adipositas-Patienten
befaßt.
In dem Computertherapieprogramm wird ein Kochbuch mit tägli
chen Ernährungsempfehlungen mit Tageskalorien sowie Kochan
leitungen und Farbbildern abgelegt abrufbar sein. Zudem kann
wahlweise über einen evtl. vorhandenen Internetzugang Rat bei
fachkundigen Beratern bezüglich Ernährung und Training geholt
werden oder mit anderen Patienten Erfahrungen ausgetauscht
werden, um evtl. sogar Gruppeneffekte zu erzielen.
Claims (2)
1. Vorrichtung zur Adipositas-Behandlung mit einem Kör
perübungsgerät und einem separaten PC, an den ein Ergome
ter zur Bestimmung der mit dem Körperübungsgerät gelei
steten Arbeit, eine Waage, ein Bioimpedanz-Meßgerät und
ein Pulsfrequenz-Meßgerät angeschlossen sind, wobei an
den PC vom Ergometer Signale zur Leistungsbestimmung
übertragen werden, mit dem PC der Body-Mass-Index und an
hand des Bioimpedanz-Meßgeräts die Körperzusammensetzung
des Patienten ermittelt wird sowie die Trainingsdaten vom
PC gespeichert und über den gesamten Trainingszeitraum
verglichen werden können.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
der PC zur Erzielung von Gruppeneffekten über einen In
ternetzugang verfügt.
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