DE19813633C1 - Verfahren zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Auftretens von Knochenmetastasen bei Patienten mit primärem Mammakarzinom - Google Patents

Verfahren zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Auftretens von Knochenmetastasen bei Patienten mit primärem Mammakarzinom

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Abstract

Das Verfahren zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Auftretens von Knochenmetastasen bei Patienten mit primärem Mammakarzinom und gegebenenfalls der Notwendigkeit einer vorbeugenden Behandlung besteht darin, daß der Gehalt an BSP (Bone Sialprotein) und/oder OPN (Osteopontin) perioperativ im Serum bestimmt wird.

Description

Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Auftretens von Knochenmetastasen bei Patienten mit primärem Mammakarzinom und gegebenenfalls der Notwendigkeit einer vorbeugenden Behand­ lung.
Das Mammakarzinom gehört zu den häufigsten malignen Tumoren überhaupt. Nach neuesten Analysen der WHO ist damit zu rechnen, daß etwas mehr als 10% aller Frauen in der westlichen Welt im Verlauf ihres Lebens an einem Mammakarzinom erkranken. In der Altersgruppe zwischen 33 und 50 Jahren ist das Mammakarzinom die häufigste Todesursache bei Frauen. Der Tod wird in aller Regel durch die Metastasierung selbst verursacht. Es ist das Kennzeichen von Mammakarzinomen, daß sie aufgrund ihrer biologi­ schen Heterogenität und ihrer Neigung zu früher hämatogener Metastasierung prognostisch außerordentlich schwer einzuschätzen sind. Man muß davon ausgehen, daß die Todesrate unter den erkrankten Patientinnen zwischen 25 und 30% liegt. Diese Zahl konnte auch nicht durch den flächendeckenden Einsatz adjuvant­ systemischer Therapieverfahren gebessert werden. Das heißt, obwohl 95 bis 98% aller Patientinnen mit primärem Mammakarzinom adjuvant therapiert werden, wird die Überlebensrate um höchstens 10% gebessert.
Mammakarzinome gehören zu den Tumoren, die außerordentlich häufig in den Knochen metastasieren (osteophil, osteotrop). Etwa 75% aller Patientinnen, die am Mammakarzinom versterben, weisen autoptisch Knochenmetastasen auf. Der beste Prognosefaktor für eine spätere Metastasierung (auch in den Knochen) ist derzeit der Status befallener axillärer Lymphknoten und der Nachweis disseminierter Tumorzellen im Knochenmark. Trotz zahlreicher Ansätze zur Erforschung von Prognosefaktoren für eine spätere Metastasierung in den Knochen ist es bisher nicht gelungen, einen geeigneten und zuverlässigen Marker zu etablieren.
Der normale Gewebeumsatz sowie bestimmte Erkrankungen des Kno­ chens und der Bindegewebe können durch die Messung makromoleku­ larer Bestandteile in Körperflüssigkeiten erkannt und in ihrem Verlauf kontrolliert werden. So kommen zum Beispiel für die Beurteilung der Knochenneubildung neben der alkalischen Gesamt­ phosphatase im Serum (AP) auch Parameter mit höherer Gewebespe­ zifität wie zum Beispiel die knochenspezifische AP (BAP), Osteocalcin (OC) oder Kollagenpropeptide (PINP, PICP) zum Einsatz. Die Knochenresorptionsrate läßt sich durch die Bestim­ mung von Calcium und Hydroxyprolin im Urin sowie der Pyridinium- Crosslinks in Urin und Serum erfassen. So gehen eine Reihe von metabolischen Osteopathien wie die Osteomalazie oder der Morbus Paget mit charakteristischen und diagnostisch wegweisenden Veränderungen dieser Makromoleküle einher. In der Regel werden diese Komponenten also derart gebraucht, daß eine Veränderung ihrer Konzentration in den Körperflüssigkeiten beim Menschen bestimmte Veränderungen im Metabolismus von Knochen oder Binde­ geweben indiziert.
Die Vorhersage oder aber frühzeitige Diagnose ossärer Metastasen ist wegen der therapeutischen Konsequenzen von großer klinischer Bedeutung. So kann die Entstehung von Knochenmetastasen durch die frühzeitige Therapie mit Bisphosphonaten zwar nicht völlig verhindert, in ihrer Häufigkeit, Schwere und Letalität jedoch deutlich gesenkt werden.
Serologische "Tumormarker" wie zum Beispiel CEA und CA 15-3 sind zwar bei der Verlaufsbeurteilung maligner Erkrankungen von großem Nutzen, besitzten jedoch keine Spezifität für den Knochen oder Bindegewebe. Im Gegensatz hierzu konnte gezeigt werden, daß die Serum- und Urinkonzentrationen bestimmter, aus dem Knochen stammender Makromoleküle bei einer bestehenden, d. h. bereits etablierten Metastasierung in den Knochen oder in den Bindegeweben deutlich verändert sind. So finden sich im Rahmen einer osteoplastischen Metastasierung eines Mamma- oder Prosta­ takarzinoms in Abhängigkeit von der Ausdehnung und Progredienz des Befundes diskret bis deutlich ausgeprägte Veränderungen der alkalischen Gesamtphosphatase (TAP) bzw. der knochenspezifischen AP (BAP) im Serum. Bei normocalcämischen Patienten mit ossärer Metastasierung finden sich häufig erhöhte Serum-Osteocalcin (OC)-Spiegel, die bei der Entwicklung einer metastatischen Hypercalcämie in den unteren Normbereich oder darunter absinken können. Bei Patientinnen mit manifesten Knochenmetastasen ist die Hydroxypyrolin (OHP)-Ausscheidung im Urin in der Regel vermehrt und wird daher als Index für den Behandlungserfolg einer Chemo- oder Hormontherapie herangezogen. Analog ist bei 80 bis 95% aller Tumorpatienten mit Knochenmetastasen eine vermehrte Ausscheidung der Pyridinium-Crosslinks zu sehen. BSP im Serum ist sowohl bei etablierten Knochenmetastasen als auch beim multiplen Myelom, einer weiteren malignen Knochenerkran­ kung, deutlich erhöht.
Zusammenfassend bewirken also bereits vorhandene Knochenmetasta­ sen eine Erhöhung der Serum- und Urinkonzentrationen bekannter und neuartiger Knochenumsatzmarker.
Anders verhält es sich bei Patienten, bei denen ein maligner Tumor diagnostiziert wurde und noch keine Fernmetastasen beste­ hen. Bei diesen Patienten gibt es bisher kein zuverlässiges Verfahren, welches erlaubt, zum Zeitpunkt der Diagnose des Primärtumors eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit einer späteren Metastasierung zu treffen. Diese Vorhersage ist jedoch von großer Bedeutung, da sie zum einen die Gesamtprognose des Patienten beeinflußt und zum zweiten die Grundlage einer früh­ zeitigen und effektiven Therapie mit zytostatischen und knochen­ resorptionshemmenden Substanzen bilden könnte.
Die Erfindung hat sich somit die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zu entwickeln zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des zukünf­ tigen Auftretens von Knochenmetastasen bei Patienten mit primä­ rem Mammakarzinom und gegebenenfalls der Notwendigkeit einer vorbeugenden Behandlung.
Die grundlegenden Arbeiten der Gruppe um Castronovo und Bellah­ cene aus Liege, Belgien haben zeigen können, daß der immunhisto­ chemische Nachweis von Bone Sialoprotein im Primärtumor von Patientinnen mit Mammakarzinom retrospektiv mit einer Metasta­ sierung des Tumors in den Knochen assoziiert ist (vgl. Bellahce­ ne A., Kroll M., Liebens F., Castronovo V. [1996], "Bone sialo­ protein expression in primary human breast cancer is associated with bone metastases development", J. Bone Mineral Res. 11: 665- 670, und Bellahcene A., Merville M. P., Castronovo V. [1994], "Expression of bone sialoprotein, a bone matrix protein, in human brest cancer", Cancer Res. 54: 2823-2826).
Es wurde jetzt gefunden, daß die Aufgabe zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Auftretens von Knochenmeta­ stasen bei Patienten mit primärem Mammakarzinom und gegebenen­ falls der Notwendigkeit einer vorbeugenden Behandlung dadurch gelöst werden kann, indem der Gehalt an BSP (Bone Sialoprotein) und/oder OPN (Osteopontin) perioperativ im Serum bestimmt wird.
Perioperativ umfaßt vor allem den Zeitpunkt kurz vor bis kurz nach der Operation des Mammakarzinoms, wobei die Aussagen der Bestimmung am besten sind, wenn tatsächlich kurz vor der Opera­ tion der Gehalt an BSP und/oder OPN im Serum bestimmt wird. Hierbei sind folgende Situationen zu unterscheiden, die sämtlich einen Vorhersagewert für das spätere Auftreten von Knochenmeta­ stasen besitzen:
  • a) Die prä- oder unmittelbar postoperative Bestimmung des BSP und/oder OPN im Serum bei Patienten mit diagnostiziertem Mammakarzinom erlaubt eine Vorhersage der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Knochenmetastasen zu einem späteren Zeitpunkt. Wenn diese Werte vorliegen, ist die postoperative Überwachung des Serumspiegels von BSP und/oder OPN besonders wertvoll, weil ein starkes Absinken des Serumspiegels und ein Verbleiben des Serumspiegels auf niedrigem Niveau eine gute Prognose gestatten.
  • b) Verbleibt hingegen der Serumspiegel über dem niedrigen norma­ len Grundlevel, spricht dieses dafür, daß entweder nicht das gesamte primäre Mammakarzinom entfernt wurde und/oder bereits Knochenmetastasen vorliegen.
  • c) Steigt der Serumspiegel von BSP und/oder OPN nach einem anfänglichen Absinken, ist dies ein Hinweis auf dennoch eingetretene Metastasen und/oder ein Rezidiv an der Stelle des primären Mammakarzinoms. Es sollten dann weitere diagno­ stische Schritte unternommen werden und gegebenenfalls schon sehr frühzeitig mit einer vorbeugenden Behandlung der Kno­ chenmetastasen begonnen werden, bevor diese manifest oder sonst diagnostisch erkennbar werden.
Die Bestimmung von BSP und/oder OPN erfolgt vorzugsweise immuno­ logisch mit Hilfe von polyklonalen oder monoklonalen Antikör­ pern. Die polyklonalen oder monoklonalen Antikörper können in an sich bekannter Weise zu Radio-Immuno-Assays (RIA) oder Enzym- Linked-Immunoassays (ELISA) oder Immuno-Lumineszenz-Assays eingesetzt werden. Die bisherigen Meßergebnisse wurden mit Hilfe eines von der Arbeitsgruppe des Erfinders entwickelten Radio­ immunoassays erzielt (Seibel M. J., Woitge H. W., Pecherstorfer M., Karmatschek M., Horn E., Ludwig M., Armbruster F. P., Ziegler R. [1996], "Serum immunoreactive bone sialoprotein as a new marker of bone turnover in metabolic and malignant bone disea­ se", J. Clin. Endocrinol. Metab. 81: 3289-3294 und Karmatschek M, Woitge H. W., Armbruster F. P., Ziegler R., Seibel M. J. [1997], "Improved purification of human bone sialoprotein and develop­ ment of a homologous radioimmunoassay", Clin. Chem. 43/11: 2076- 2082). Die klinischen Befunde zeigen, daß Patienten mit erhöhtem Knochenumsatz auch erhöhte Werte für Serum-BSP zeigen. Das gleiche gilt für Patientinnen mit etablierter Knochenmetastasie­ rung bei Mammakarzinom (Seibel et al. [1996], loc. cit.). Neu und diagnostisch wertvoll ist der Befund, daß bei perioperativer Bestimmung von BSP und/oder OPN wertvolle Aussagen gemacht werden können über die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Auftretens von Knochenmetastasen bei Patienten mit primärem Mammakarzinom und gegebenenfalls der Notwendigkeit einer vorbeugenden Behandlung.
Bone Sialoprotein (BSP) ist ein hochgradig glykosyliertes und phosphorylisiertes Protein mit einem apparenten Molekulargewicht von 70 bis 80 kDa (Proteincore: 34 kDa), das ungefähr 5 bis 10% der nicht-kollagenen, organischen Matrix des Knochens ausmacht (1-4). BSP wird in signifikanten Mengen in aktiven Osteoblasten, in geringerem Ausmaß auch in osteoklastenähnlichen Zellen und in Odontoblasten exprimiert. Im Vergleich zu anderen nicht-kollagenen Makromolekülen zeigt BSP eine relativ restrik­ tive Gewebeverteilung: das Protein oder seine mRNA wird unter physiologischen (gesunden) Bedingungen vor allem in minerali­ sierten Geweben wie Knochen oder Dentin sowie an der Grenzzone zwischen kalzifizierendem Knorpel und Knochen nachgewiesen. BSP ist außerdem in plancentaren Trophoblasten, in Thrombozyten sowie in bestimmten benignen, vor allem aber in maligenen Zellen von Mammakarzinomen immunohistochemisch nachweisbar (Bellahcene et al. [1994, 1996], loc. cit.).
Neben seinen sauren Valenzen enthält BSP eine Arg-Gly-Aps (RGD) Aminosäuresequenz, die der Erkennung und Bindung von sogenannten Integrinen dient. Durch diese Eigenschaften vermittelt und verbessert BSP die Adhäsion von Osteoblasten und Osteoklasten an bestimmte natürliche und künstliche Oberflächen, an Kollagen Typ I oder auch an Calcium. In-vitro fördert BSP die Nukleation von Hydroxylapatit, dem Hauptbestandteil der mineralisierten Knochenmatrix. In-vivo verbessert und beschleunigt BSP die durch Osteoklasten vermittelte Knochenresorption (vgl. Ross F. P., Chappel J., Alvarez J. I. [1993], "Interactions between bone matrix proteins, osteopontin and bone sialoprotein and the osteocalst integrin αv β3 potentiate bone resorption", J. Biol. Chem. 268: 9901-9907; Fujisawa R., Nodasaka Y., Kuboki Y. [1995], "Further characterisation of the interaction between bone sialoprotein (BSP) and collagen", Calcif. Tissue Int. 56: 140-144; und Hunter G. K., Goldberg H. A. [1994], "Modulation of crystal formation by bone phosphoproteins: Role of glutamic acid-rich sequences in the nucleation of hydroxyapatite by bone sialoprotein", Biochem. J. 302: 175-179). Es wird daher gefol­ gert, daß BSP eine wichtige Rolle bei der Zell-Zell- und Zell- Matrixinteraktion in mineralisierten oder mineralisierenden Geweben spielt, insbesondere bei der Interaktion zwischen Osteoklast und Matrix (Knochenresorption).
Osteopontin ist ebenfalls ein komplex strukturiertes Glyko­ protein der Knochenmatrix, das nachweislich die Interaktion zwischen Osteoklasten und Matrix positiv beeinflußt. Gegen Osteopontin haben verschiedene Gruppen polyklonale Antikörper hergestellt.
Osteopontin kommt potentiell die gleiche Rolle zu wie dem BSP.
Für die klinische Situation beim Menschen sind damit zwei unterschiedliche Situationen zu unterscheiden:
  • 1. Normale Produktion von BSP oder OPN im Knochen und minerali­ sierenden Geweben, die zu normalen Serumspiegeln von zirku­ lierendem BSP führen.
  • 2. Pathologische Produktion von BSP oder OPN in malignen Gewe­ ben, wie z. B. in Zellen eines Mammakarzinoms (Bellahence 1994, 1996, loc. cit.). In diesem Fall stammt ein großer Teil des im Serum zirkulierenden BSP oder OPN aus dem Tumor, während nur ein gewisser "Hintergrundlevel" aus dem Knochen stammt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn zum Zeitpunkt der Diagnose eines Mammakarzinoms keine Knochenmetastasen vorliegen, d. h. ein normaler Knochenstoffwechsel anzunehmen ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird durch die anliegenden Abbildungen und Tabellen näher erläutert. Im einzelnen findet sich hierin folgendes:
Abb. 1
Box/Whisker-Plot von präoperativen Serum-BSP-Spiegeln bei Patientinnen mit und ohne Knochenmetastasierung.
Abb. 2
Kaplan-Meyer-Analyse stratifiziert nach Log-Rank-Test: Wahr­ scheinlichkeit des Auftretens von KM nach einer medianen Ver­ laufsbeobachtung von 24 Monaten bei Patientinnen mit einem Serum-BSP-Wert unter und über 24 ng/mL zum Zeitpunkt der Primär­ diagnose eines malignen Mammakarzinoms.
Tabelle 1
Charakterisierung des untersuchten Kollektivs von 388 Frauen mit primärem Mammakarzinom zum Zeitpunkt der Diagnose. Die Tabelle unterscheidet Patientengruppen mit Serum-BSP-Werten über und unter 24 ng/mL (errechneter Cut-off). Die Beziehungen zwi­ schen Serum-BSP-Wert und etablierten Prognoseparametern wurde mit dem Chi-Quadrat-Test berechnet.
Tabelle 2
Auflistung der Patientinnen mit erfolgter Metastasierung im Zeitraum von median 24 Monaten nach Primärbehandlung des Mamma­ karzinoms (Operation).
Abkürzungen in Zeile 1: ID = Identifikationsnummer
Meno = pre: prämenopausal, post: postmenopausal
T = Tumorstadium 1-4
N = Lymphknotenstatus
ER = Östrogenrezeptor
PR = Progesteronrezeptor
Grad = histologisches Grading
Meta = Metastasierungsort (o: Knochen, v + o: Leber/Lunge und Knochen, v: Leber und Lunge)
Wert = BSP-Spiegel im Serum
Die Patientinnen in Zeile 1-14 erfuhren eine rein ossäre Meta­ stasierung (nur Knochen); die folgenden 5 Patientinnen zeigten eine kombinierte ossäre und viszerale (Leber/Lunge) Metastasie­ rung, während die Patientinnen in Zeile 20-28 eine rein viszera­ le Metastasierung (Leber/Lunge) erlitten.
Tabelle 3
Übersicht der medianen Serum-BSP-Werte in den unterschiedlichen Patientengruppen einschließlich von Patientinnen mit nicht- malignen Tumoren der Mamma.
Diese Daten wurde aus der folgenden Studienpopulation gewonnen:
Seit Januar 1995 wurde bei allen konsekutiven Patientinnen, die zur Therapie eines primären Mammakarzinoms in der Universitäts­ frauenklinik aufgenommen wurden, präoperativ Vollblut entnommen. Im gleichen Zeitraum wurde bei 30 Patientinnen mit benignen Mammatumoren in gleicher Weise verfahren. Bei allen Patientinnen mit malignen Tumoren wurde zum Ausschluß einer Fernmetastasie­ rung im Anschluß an die Operation eine Knochenszintigraphie, ein Oberbauchsonogramm und eine Röntgenaufnahme des Thorax durchgeführt. Sämtliche in die vorliegende Untersuchung einge­ schlossenen Patientinnen waren zum Zeitpunkt der Primäroperation frei von irgendwelchen Metastasen.
Die Charakteristika der Patientinnen mit Mammakarzinom sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Die histopathologischen, biochemi­ schen und klinischen Prognosefaktoren wurden nach standardisier­ ten Verfahren erhoben und waren im einzelnen:
Tumorgröße
T1 = 0-2 cm im Durchmesser
T2 = < 2-5 cm im Durchmesser
T3 = < 5 cm im Durchmesser
T4 = alle Tumoren mit Infiltration
Lymphknotenstatus
N0 = keine metastatisch befallenen Lymphknoten (LK) nachweisbar
N+ = metastatisch befallene LK nachweisbar
Östrogen- und Progesteron-Rezentor
Positiver (ER pos/PR pos) bzw. negativer (ER neg/PR neg) Nach­ weis der resp. Rezeptoren im Tumorgewebe mittels Dextran-coated charcoal und Scatchard-Anlayse. Ein positiver Nachweis bestand ab einer Konzentration von < 20 fmol/mg zytosolischem Protein.
Menopausenstatus
Premenopausal (pre) = Frauen mit regelmäßigem Menstruations­ zyklus zum Zeitpunkt der Primärdiagnose
Postmenopausal (post) = Frauen ohne Menstruationszyklus zum Zeitpunkt der Primärdiagnose
Grading
Histologische Einstufung der Differenzierung des Primärtumors
G I und G II = gut differenzierte Tumoren
G III = schlecht differenzierte Tumoren
S-Phase
Anteil der in. Zellteilung befindlichen Zellen als Maß der Wachstumsgeschwindigkeit eines Tumors.
Alle Patientinnen wurden operiert und anschließend mittels Polychemo- und Hormontherapie behandelt. Alle Patientinnen wurden in dreimonatigen Abständen in der Universitätsfrauen­ klinik erneut untersucht und hinsichtlich des Auftretens von Metastasierung abgeklärt. Bis auf die klinische Befragung (Anam­ nese) und Untersuchung wurden die einzelnen Untersuchungen risikoadaptiert in unterschiedlichen Intervallen von 3 bis 12 Monaten durchgeführt (Knochenszintigraphie, Oberbauchsonogramm, Röntgenaufnahme des Thorax). Bei 28 von 388 Patientinnen wurde innerhalb einer medianen Beobachtungszeit von 24 Monaten mittels Knochenszintigraphie, Oberbauchsonogramm und Thorax-Röntgen­ aufnahme eine Metastasierung in den Knochen, in der Viszera oder in beiden Lokalisationen diagnostiziert (s. Tabelle 2).
Bestimmung von Bone Sialoprotein (BSP) und Osteopontin (OPN) im Serum:
Die Konzentrationen von BSP und OPN im Serum und anderen Körper­ flüssigkeiten wurden mittels immunologischer und biochemischer Methoden bei allen Patientinnen bestimmt. Hierzu wurde Vollblut aus der Kubitalvene gewonnen, das Serum nach standardisierten Methoden per Zentrifugation gewonnen und bis zur Analyse tiefge­ froren. Ebenso wurde Spontanurin vor der Operation gewonnen und tiefgekühlt asserviert.
Zum Nachweis von BSP wurden verschiedene bioimmunochemische Assays verwandt. Zum einen wurde ein bereits publiziertes Radio­ immunoassay unter Verwendung eines polyklonalen anti-humanes- BSP-Antiserum eingesetzt (Karmatschek et al. [1997]). Hierbei werden 100 µl der Serums bzw. des BSP-Standards mit 100 µl Tracer (125 Jod-markiertes BSP, 1,5 ng/ml) und 100 µl des Hühner-anti-BSP-Antiserums gemischt und für 24 Stunden bei 4°C inkubiert. Anschließend werden 100 µl Esel-anti-Huhn-Antiserum (1 : 15) als zweiter Antikörper hinzugegeben, erneut für 2 Stunden bei 4°C inkubiert und zuletzt der gebundene BSP-Huhn-Esel- Antikörper-Komplex für 10 Minuten bei 2000 × g abzentrifugiert. Nach verschiedenen Waschschritten wird die im Pellet enthaltene Radioaktivität gemessen. Die unbekannte Konzentration in der Probe kann dann anhand einer Standardkurve mit bekannten Konzen­ trationen von BSP errechnet werden. In Analogie hierzu wird OPN in menschlichen Serumproben gemessen, wobei an die Stelle des BSP jetzt das OPN tritt, an die Stelle der anti-BSP-Antisera dagegen spezifische anti-OPN-Sera treten. Das Meßverfahren ist ansonsten identisch.
Aus den Abbildungen und Tabellen können folgende Schlußfolgerun­ gen gezogen werden:
Abb. 1
Die präoperativ, d. h. im Mittel 2 Jahre vor der eigentlichen Metastasierung gemessenen Serumwerte von BSP sind bei Patien­ tinnen mit später erfolgender Metastasierung in den Knochen zum präoperativen Zeitpunkt signifakt höher als bei solchen, die innerhalb von 24 bis 30 Monaten keine Metastasierung in den Knochen aufweisen.
Abb. 2
Anhand der Kaplan-Meyer-Kurve läßt sich für präoperative BSP- Werte < 24 ng/mL ein relatives Risiko von 94.07 für die spätere Metastasierung des Tumors in den Knochen errechnen. Der Unter­ schied zu Patienten mit Werten < 24 ng/mL ist hochsignifikant (p = < 0.001).
Tabelle 1
Es besteht eine signifikante Beziehung zwischen Serum-BSP-Werten und Tumorgröße (T1-4), ansonsten jedoch keine Beziehung zu irgendwelchen anderen konventionellen Risikoparametern des Mammakarzinoms.
Tabelle 2
zeigt die Ergebnisse individuell.
Tabelle 3
faßt die Ergebnisse im Median pro untersuchter Gruppe zusammen und zeigt, daß Patienten mit ossärer Metastasierung die höchsten präoperativen BSP-Werte aufwiesen.
Zusammenfassend läßt sich somit feststellen, daß das neue Verfahren erstmals die Möglichkeit eröffnet, spezifisch, sensi­ tiv, schnell, einfach und preiswert die Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Auftretens von Knochenmetastasen bei Patienten mit primärem Mammakarzinom zu bestimmen und danach gegebenenfalls sehr viel früher und effizienter mit der vorbeugenden Behandlung zu beginnen. Dies erhöht die Lebenserwartung bei erhöhter Lebensqualität der Patienten.
Tabelle 1
Charakterisierung der Studienpopulation
Tabelle 2
Tabelle 3

Claims (3)

1. Verfahren zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des zukünf­ tigen Auftretens von Knochenmetastasen bei Patienten mit primärem Mammakarzinom und gegebenenfalls der Notwendigkeit einer vorbeugenden Behandlung, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an BSP (Bone Sialoprotein) und/oder OPN (Osteo­ pontin) perioperativ im Serum bestimmt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an BSP und/oder OPN postoperativ im Serum überwacht wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an BSP und/oder OPN immunologisch mit Hilfe von polyklonalen oder monoklonalen Antikörpern bestimmt wird.
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