DE19806773A1 - Airbageinrichtung - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine Airbageinrichtung gemäß dem Oberbegriff des Patentan
spruchs 1.
Gattungsgemäße Airbageinrichtungen sind mittlerweile im Fahrzeugbau weit verbreitet und
haben sich grundsätzlich bewährt. In der jüngeren Zeit konzentrieren sich hinsichtlich der
Optimierung derartiger Insassenschutzeinrichtungen die Bemühungen darauf, das soge
nannte "Out-of-position"-Problem zufriedenstellend zu lösen. Dieser Problemkreis wird in
der Beschreibungseinleitung der DE 195 26 547 ausführlich abgehandelt. Auf die dortigen
Ausführungen in den Spalten 1-3 wird hier ausdrücklich Bezug genommen.
Ein Problemkreis innerhalb der gesamten "Out-of-position"-Thematik betrifft die Aggres
sivität des Gassackes während der Aufblasphase. Ein zu dicht vor dem zusammengefalte
ten Airbag befindlicher Fahrzeuginsasse (beispielsweise ein vornüber gebeugter Beifahrer
oder ein hinter der Instrumententafel stehendes Kind) wird von dem sich schlagartig entfal
tenden Gassack regelrecht angeschossen, so daß sich die Wirkung des an sich als Sicher
heitseinrichtung ausgelegten Gassackes in sein Gegenteil verkehren kann.
In der DE 195 26 334 (B60 R21/32) wird zur Behebung dieses Problems vorgeschlagen,
während des Entfaltungsvorganges des Gassackes den Druckverlauf innerhalb des Gas
sackes zu überwachen, um dann die weitere Entfaltung des Gassackes zu unterbinden.
Eine vollständige Unterdrückung der Luftsackfüllung ist beispielsweise bekannt aus der
EP 0 458 102-A1. Die dort beschriebene Sicherheitseinrichtung ermöglicht aber keine ge
zielte Steuerung des Aufblasverhaltens für Insassen, die sich in einer "Out-of-position"-
Haltung auf oder vor dem Fahrzeugsitz befinden. Bei einer durchgeführten Unterdrückung
würde vom Airbag gar keine Schutzwirkung mehr ausgehen.
Die DE-38 09 074-A1, DE-40 23 109-A1, US-5,366,241 und DE-43 41 500 zeigen Insassen
schutzeinrichtungen, bei denen die Position oder Haltung des jeweiligen Fahrzeuginsassen
durch eine mehr oder weniger aufwendige Sensorik permanent erfaßt wird, um dann vor
einem Fahrzeugunfall den aufblasbaren Luftsack angepaßt zu füllen.
Schließlich werden in den Schriften DE-43 34 606-A1, DE-1 95 26 547-A1, DE-19 51 589-
A1, US-5,405,166 und US-5,501,488 konstruktive Maßnahmen am Luftsack und/oder am
Gasgeneratorgehäuse vorgestellt, durch die der aus dem Gasgenerator austretende Mas
senstrom während der Behinderung der Entfaltung des Gassackes steuerbar ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, gattungsgemäße Airbag-Einrichtungen so weiter
zubilden, daß für ein möglichst weites Spektrum unterschiedlicher "Out-of-position"-
Konstellationen (beispielsweise falsch sitzender Fahrzeuginsasse, stehendes sind vor In
strumententafel, falsche Beifahrersitzeinstellung, Füße auf der Instrumententafel, auf der
Türbrüstung aufgelegte Ellbogen etc.) ein zufriedenstellendes Aufblasverhalten des Luft
sackes erreichbar ist.
Diese Aufgabe wird gelöst mit einer Airbageinrichtung gemäß den Merkmalen des Patent
anspruchs 1. Die Unteransprüche betreffen besonders zweckmäßige Weiterbildungen der
Erfindung.
Erfindungsgemäß wird also ein mittels eines Treibsatzes erzeugtes Gasvolumen nicht un
mittelbar in den Gassack, sondern zunächst einer diesem in Strömungsrichtung vorgelager
ten Vorkammer zugeführt. Dieser Vorkammer ist ein Gasstromsteuerungsmittel zugeordnet,
mit welchem die Intensität und/oder die Richtung des aus dem Treibsatz gelieferten
Gasvolumenstroms beeinflußt werden kann. Die Aggressivität des sich entfaltenden
Luftsackes wird also dadurch gemindert, daß Teile des aus einem pyrotechnischen Treib
satz oder aus einem Hybridgenerator erzeugten Gasvolumenstromes gedrosselt und/oder
an dem in "Out-of-position"-Haltung befindlichen Körperteil zumindest teilweise vorbeige
lenkt werden. Die hierzu verwendete Gasstromsteuerungseinrichtung ist gemäß einer
bevorzugten Weiterbildung der Erfindung von einer mit einer Crashsensorik verbundenen
Steuereinrichtung zeitlich bereits vor der Zündung des Treibsatzes aktivierbar, damit für den
Entfaltungsvorgang selbst keine Zeit verloren wird. Diese Voraktivierung erfolgt
zweckmäßigerweise in Abhängigkeit sogenannter Pre-Crashsensoren oder kann aus Si
gnalen einer Fahrzeuginnenraumüberwachung bestimmt werden.
Die Umsetzung der Erfindung kann gegenüber konventionellen Airbagsystemen weitgehend
bauraumneutral durchgeführt werden, wenn die Vorkammer den bislang bereits in Einsatz
befindlichen Diffusorbereichen des Gasgenerators zugeordnet wird. Vorkammer und Diffu
sorbereich können also Bestandteil eines einteilig ausgeführten Gehäuses sein.
Als Gasstromsteuerungseinrichtung werden bevorzugt Verschlußmittel eingesetzt, die bei
spielsweise nach Art eines Blendenkörpers ausgebildet sind. Mit diesen Blendenkörpern
kann sowohl der Gasmassendurchsatz als auch die Strömungsrichtung gezielt beeinflußt
werden.
Vorteilhaft ist auch, daß die Erfindung kombinierbar ist mit Systemen, die das Ausbreitungs
verhalten des Luftsackes in der Entfaltungsphase überwachen. Durch gezielte Beeinflus
sung der Gasstromsteuerungseinrichtung kann auf diese Weise während des Füllvorganges
die Richtung und/oder Intensität des Gasmassenstromes noch verändert werden. Für diese
Zwecke wird bevorzugt eine Steuereinrichtung mit einer Kennfeldsteuerung verwendet.
Ein besonders vorteilhaftes Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung sche
matisch dargestellt. Man erkennt dort ein insgesamt mit 1 bezeichnetes Airbagmodul, des
sen wesentliche Elemente hier ein Gasgenerator 2, eine Vorkammer 3, ein Luftsack 4 und
als Gasstromsteuerungseinrichtung ein Blendenkörper 5 sind. Dieser ist beispielsweise ge
genüber einem Vorkammergehäuse 6 verschwenkbar und zu diesem Zweck über einen
Schwenkhebel 7 an eine Achse 8 angelenkt. Der Schwenkhebel 7 ist seinerseits mittels
eines insgesamt mit 9 bezeichneten Stellgliedes gemäß dem Doppeldrehpfeil 10 bewegbar.
Zur Erzeugung dieser Stellbewegung ist als Bestandteil des Stellgliedes 9 ein zweiseitig
beaufschlagbarer Stellkolben 11 vorgesehen, der entweder durch Aktivierung von Treib
ladungen 12 und 13 nach unten oder durch Aktivierung von Treibladungen 14 und 15 nach
oben verstellbar ist. Je nach gewünschter Verstellgeschwindigkeit kann entweder eine der
Treibladungen allein oder zur beschleunigten Verstellung das jeweilige Treibladungspaar
aktiviert werden.
Die Auslösung der Treibladungen 12-15 und auch des Gasgenerators 2 werden durch eine
Steuereinrichtung 16 veranlaßt, die ihrerseits mit wenigstens einem Crashsensor 17 ver
bunden ist. Bevorzugt sind der Steuereinrichtung 16 auch Signale eines insgesamt mit 18
bezeichneten Sensorsystems zuführbar, durch das beispielsweise die Verhältnisse im In
nenraum eines Fahrzeuges, ein Sitzbelegungsstatus oder die Verwendung eines Kin
dersitzes erfaßbar sind. Die von den jeweiligen Sensoren gelieferten Signale erkennen
unterschiedlichste "Out-of-position"-Situationen und veranlassen demzufolge die Steuer
einrichtung 16, eine situationsgerechte Verstellung des Blendenkörpers 5 vorzunehmen. Je
nach Stellung des Blendenkörpers 5 werden die aus dem Gasgenerator 2 austretenden
Gasmassenströme (durch dünne Pfeile symbolisiert) zu einer mehr oder weniger langen
Verweildauer innerhalb der Vorkammer 3 gezwungen, bevor sie durch eine Öffnung 19 zur
Füllung des Luftsackes 4 aus der Vorkammer 3 entweichen können.
Es wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die in der Zeichnung dar
gestellten Zusammenhänge rein schematischer Natur sind. Je nach Fahrzeugtyp können
beispielsweise die Größenverhältnisse vom Blendenkörper 5 zur Öffnung 19 völlig unter
schiedlich gewählt werden. So ist beispielsweise eine Konstellation vorstellbar, bei der mit
tels des Blendenkörpers 5 die Öffnung 19 komplett verschließbar ist. Es können ebenso
mehrere Blenden vorgesehen sein, die gemeinsam oder separat ihnen zugeordnete Öff
nungen verschließen. Zur Erfindung gehören auch solche Lösungen, bei denen die Quer
schnittsfläche des Blendenkörpers selbst veränderbar ist, beispielsweise durch Ineinander
schieben mehrerer Blendenplatten (z. B. wie bei Kamerablenden). Das gesteuerte Schließen
oder Freigeben der Öffnung 19 kann aber auch über Drehventil- oder
Schieberventilkonstruktionen erfolgen.
Die Erfindung umfaßt auch solche Airbageinrichtungen, bei denen in die Wandung des
Vorkammergehäuses 6 Überdruckventile eingelassen sind, die einen Austritt der Gas
massenströme an dem Luftsack 4 vorbei ermöglichen, wenn praktisch wegen eines "Out-of-
position"-Problems keine nach vorn gerichtete Entfaltung möglich ist.
Zur Bereitstellung einer Gasstromsteuerungseinrichtung ist der Fachmann nicht unbedingt
auf Blendenkörper angewiesen. Alternativ sind beispielsweise auch in die Wandung des
Vorkammergehäuses 6 eingebrachte Verschlußkappen vorstellbar, die in einer vorgegebe
nen Verteilung unterhalb des Luftsackes 4 angeordnet sind. Je nach von der Steuereinrich
tung 16 erfaßter Unfallsituation kann dann gezielt ein bestimmtes Kontingent von Ver
schlußkappen - beispielsweise durch Zündung pyrotechnischer Mini-Treibsätze - wegge
sprengt werden, um auf diese Weise dem aus dem Gasgenerator 2 austretenden Gas
massenstrom die für die Füllung des Luftsackes 4 erwünschte Strömungsrichtung aufzwin
gen zu können.
Hervorzuheben ist, daß die Erfindung für unterschiedlichste Airbag-Applikationen einsetzbar
ist. Die hier beschriebenen Zusammenhänge sind also auf Lenkrad-Airbags, Instumen
tentafel-Airbags, Tür- oder Sitzairbags, Fußraum-Airbags oder dergleichen anwendbar.
Claims (23)
1. Airbageinrichtung für Insassen eines Fahrzeugs mit einem durch einen Gasgenerator
(2) befüllbaren Luftsack (4), gekennzeichnet durch die Kombination folgender Merk
male:
- - ein mittels eines Treibsatzes erzeugtes Gasvolumen wird vor Eintritt in den Luftsack (4) einer Vorkammer (3) zugeführt,
- - der Vorkammer (3) ist wenigstens eine Gasstromsteuerungseinrichtung zugeordnet, durch die die Intensität und/oder die Richtung des aus dem Treibsatz gelieferten Gas volumenstroms beeinflußbar ist.
2. Airbageinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorkammer (3)
einem Diffusorbereich des Gasgenerators (2) zugeordnet ist.
3. Airbageinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorkammer (3)
und der Diffusorbereich Bestandteil eines einteilig ausgeführten Gehäuseteiles sind.
4. Airbageinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest Teile der
Vorkammer (3) gegenüber dem Luftsack (4) durch ein Verschlußmittel abschirmbar
sind, das als Gasstromsteuerungseinrichtung wirksam ist.
5. Airbageinrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Verschlußmittel
ein verstellbarer Blendenkörper (5) ist.
6. Airbageinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gasstrom
steuerungseinrichtung mit einer Steuereinheit (16) verbunden ist, in der Signale eines
Sensorsystems (17, 18) verarbeitbar sind.
7. Airbageinrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Bestandteil des
Sensorsystems wenigstens ein Kollisionssensor (17) vorgesehen ist.
8. Airbageinrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Bestandteil des
Sensorsystems eine Fahrzeuginnenraumüberwachungssensorik vorgesehen ist.
9. Airbageinrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Bestandteil des
Sensorsystems ein Kindersitzerfassungssensor vorgesehen ist.
10. Airbageinrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Bestandteil des
Sensorsystems wenigstens ein Sitzbelegungssensor vorgesehen ist.
11. Airbageinrichtung nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Blendenkörper (5) durch ein von der Steuereinheit (16) beeinflußbares Stellglied (9)
bewegbar ist.
12. Airbageinrichtung nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß durch
die Steuereinrichtung (16) der dem Gasstromvolumen ausgesetzte Querschnitt des
Blendenkörpers (5) veränderbar ist.
13. Airbageinrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Stellglied (9)
durch wenigstens eine pyrotechnische Treibladung (12-15) antreibbar ist.
14. Airbageinrichtung nach den Ansprüchen 3 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß der
Blendenkörper (5) in dem Gehäuse verstellbar gelagert ist.
15. Airbageinrichtung nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch ein in der Steuereinheit (16)
abgelegtes Kennfeld, durch das mittels der von dem Sensorsystem gelieferten Daten
vorgegebene Zustände der Gasstromsteuerungseinrichtung einstellbar sind.
16. Airbageinrichtung nach den Ansprüchen 1 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß als
Bestandteil des Sensorsystems ein Erfassungsmittel für das Ausbreitungsverhalten des
Luftsackes (4) vorgesehen ist.
17. Airbageinrichtung nach den Ansprüchen 5 und 16, dadurch gekennzeichnet, daß in Ab
hängigkeit von Signalen des Erfassungsmittels die Gasstromsteuerungseinrichtung
beeinflußbar ist.
18. Airbageinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorkammer als
Bestandteil des Luftsackes (4) ausgeführt ist.
19. Airbageinrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß der Vorkammer
wenigstens eine Bersteinrichtung zugewiesen ist.
20. Airbageinrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bersteinrichtung durch wenigstens eine Sollbruchstelle im Luftsackgewebe gebildet ist.
21. Airbageinrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bersteinrichtung durch wenigstens ein zerstörend auf das Luftsackgewebe
einwirkendes Mittel, insbesondere durch ein Messer oder einen Stechdorn oder eine
Feuerflamme oder dergleichen, gebildet ist.
22. Airbageinrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bersteinrichtung Bestandteil der Gasstromsteuerungseinrichtung ist.
23. Airbageinrichtung nach den Ansprüchen 6 und 19, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bersteinrichtung durch die Steuereinrichtung aktivierbar ist.
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