DE19805569C1 - Verfahren zur Detektion von Substanzspuren mit lösungsmittelunterstützter Dosierung und Ionen-Mobilitätsspektrometer zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Detektion von Substanzspuren mit lösungsmittelunterstützter Dosierung und Ionen-Mobilitätsspektrometer zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein Ionenmobilitätsspektrometer (IMS) zum Nachweis von Kontaminationen durch Sprengstoff, Drogen, Holzschutzmittel oder dergleichen. Die auf einem Trägermaterial, z. B. Zellstoff, aufgesammelten Substanzspuren werden zur Detektion mittels eines IMS in einem Lösungsmittel gelöst und mit diesem zusammen aus einem Probegeber in den Reaktionsraum des IMS verdampft. Dadurch kann der Probegeber mit wesentlich niedrigerer Temperatur betrieben werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Detektion gefährlicher Bestandteile, insbeson
dere von Drogen oder Sprengstoffen, in nicht-flüchtigen Substanzspuren, mittels der
Ionenmobilitätsspektrometrie unter Verwendung eines Ionenmobilitätsspektrometers
(IMS), wobei die Substanzspuren auf ein Trägermaterial aufgebracht werden, das
Trägermaterial in einen Probegeber eingebracht und dort auf eine erhöhte Temperatur
gebracht wird, wodurch sich die Bestandteile aus dem Trägermaterial lösen und durch
einen Gasstrom in die Ionenquelle des IMS transportiert werden, wo mittels Protonen
transfer oder Ladungstransfer Moleküle der Bestandteile ionisiert und nach Durchlaufen
einer Driftkammer im IMS detektiert und identifiziert werden.
Die Erfindung betrifft weiterhin ein IMS zur Durchführung des Verfahrens.
Ein Verfahren der eingangs genannten Art und ein entsprechendes IMS sind aus der
Internationalen Offenlegungsschrift WO 97/38294 A1 bekannt. Bei dem bekannten Ver
fahren werden nicht-flüchtige Substanzspuren im wesentlichen durch Abwischen auf
genommen und auf einem Substrat aus inertem Trägermaterial konzentriert.
Anschließend wird dieses Substrat schnell aufgeheizt, um die Substanzspuren zu ver
dampfen. Der Dampf wird daraufhin mit konventionellen chemischen Analysenmetho
den, insbesondere mit einem IMS, analysiert.
IMS umfassen üblicherweise eine meist radioaktive Ionenquelle, die innerhalb
eines Ionisationsraums des IMS Moleküle eines Probengases ionisiert. Über
ein periodisch kurzzeitig geöffnetes Schaltgitter gelangen Ionenpakete in ei
nen Driftraum des IMS, wo sie im allgemeinen über entlang eines röhrenför
migen Driftraums angeordnete Ringelektroden durch ein axiales elektrisches
Feld transportiert werden. Letztlich gelangen sie am entgegengesetzten Ende
des Driftraums auf eine Fangelektrode, wo sie einen Strom erzeugen, der
verstärkt und gemessen wird. Da schwerere Ionen weniger beweglich sind als
leichte, werden sie eine längere Driftzeit benötigen. D. h. die leichteren Ionen
des ursprünglichen Ionenpakets treffen zuerst ein und die schwersten zuletzt.
Nach dem pulsartigen Öffnen des Schaltgitters wird der Strom an der Fange
lektrode als Funktion der Zeit gemessen. Die Stromstärke zu einem gegebe
nen Zeitpunkt ist dabei ein Maß für die Konzentration von Ionen einer be
stimmten Art. Die Driftzeit und die mit ihr verbundene Beweglichkeit ist dann
ein Maß für die jeweilige Masse der Ionen.
Der grundsätzliche Aufbau von IMS und ihre Funktionsweise sind dem Fach
mann geläufig und beispielsweise in den Lehrbüchern "Ion Mobility Spectro
metry" von G. A. Eiceman und Z. Karpas (CRC Press, 1994) und "Plasma
Chromatography" edt. T. W Carr (Plenum Press, 1984) übersichtsartig darge
stellt. Details können und sollen hier nicht wiederholt werden. Es versteht sich
jedoch, daß die weiter unten dargestellte Erfindung in Kombination mit den im
Stand der Technik bekannten Varianten von IMS verwendet werden kann.
Verfahren und Geräte zur Analyse von nicht-flüchtigen Proben sind bekannt
aus den US-Patentschriften 3,970,428; 4,220,414; 4,192,176, 5,405,781,
5,552,600 und 5,425,263. In US-PS 5,476,794 wird vorgeschlagen, feste
Partikel mit einem Handschuh abzuwischen und dann den Handschuh mit
einem Vakuumsystem abzusaugen.
In WO 93/06476 A1 und WO 96/37773 A1 sind IMS beschrieben, bei denen
das Probengas mit einem Unterdruckimpuls transportiert wird.
Drogen- oder Sprengstoffspuren haften meist in der Form von Körnern mit
mittleren Durchmessern zwischen 1 und 10 Mikrometern auf Oberflächen,
von denen sie abgewischt oder abgesaugt werden können. Zum Ionisieren,
beispielsweise durch Protonentransfer, müssen diese Körner zuerst in Mole
küle zerlegt werden. Die Körner könnten zwar an ihrer Oberfläche ionisierte
Luftmoleküle anlagern und sich dadurch aufladen. Sie sind dann aber insge
samt viel zu massereich, um im IMS-Feld transportiert werden zu können.
Aus diesem Grund müssen die Substanzspuren auf eine recht hohe Tempe
ratur erhitzt werden, so daß sie möglichst vollständig verdampfen. Übliche
Temperaturen für die Erwärmung des Substrats liegen beim Nachweis von
Sprengstoffen und Drogen im Bereich von 220 bis 300°C.
Die Aufheizung sollte wegen der endlichen Nachweisgrenze und des Zeitver
halten des IMS-Detektors möglichst schnell erfolgen. Leider sind die interes
sierenden Moleküle, z. B. Drogen oder Sprengstoffe, nicht beliebig thermisch
belastbar, sondern beginnen sich in der Regel oberhalb von etwa 150°C zu
zersetzen. Diese Gefahr besteht auch für das Substrat. Wenn die Substanzi
dentifikation jedoch auf Fragmenten beruht, sinkt die Identifizierungssicher
heit. Heiße Metalloberflächen fördern den Fragmentierungsprozeß; in heiße
Kunststoffoberflächen können die Molekülionen eindringen, was zu Sub
stanzverlusten und einer höheren Nachweisgrenze führt. Außerdem können
sog. Memory-Effekte zu Fehlalarmen führen.
Es besteht daher der Bedarf nach einem Detektionsverfahren und einem IMS,
bei dem die Temperaturerhöhung zur Verdampfung der Substanzmoleküle
reduziert ist.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Trägermaterial mit einem Lö
sungsmittel benetzt wird, wodurch Moleküle der Bestandteile durch das Lö
sungsmittel aufgenommen werden und zusammen mit dem Lösungsmittel
verdampfen. Die Körner der Bestandteile der Substanzspuren lösen sich zu
mindest teilweise im Lösungsmittel auf und sind dann fein verteilt. Die Isolie
rung der Moleküle erfolgt durch Lösen im Lösungsmittel und nicht durch das
thermische Zerlegen der Körner. Der Verdampfungsprozeß läuft daher für die
Moleküle wesentlich schonender ab. Die relevante Verdampfungstemperatur
wird durch das Lösungsmittel bestimmt und liegt deutlich unter der Verdamp
fungstemperatur der Körner der nachzuweisenden nicht-flüchtigen Substan
zen.
Die niedrigere Verdampfungstemperatur reduziert zudem den Energiever
brauch des IMS, was insbesondere bei Handgeräten wichtig ist.
Beim Verdampfen des Lösungsmittels entsteht im Probegeber-Raum ein
Überdruck. Ein Tropfen Lösungsmittel entspricht ca. 30 Mikrolitern Flüssigkeit
und damit etwa 10 Millilitern Dampf, was auf bis zu 10 bar Überdruck im Pro
begeber-Raum führen kann. Bei einer Gasgeschwindigkeit durch den Probe
geber von ca. 1 l/h ist der Überdruck in etwa 3 Sekunden abgebaut. Der
Überdruck entspannt sich z. B. durch eine Kanüle in Richtung Ionenquelle des
IMS und transportiert die Substanzmoleküle.
Die Lösungsmittelionen können in einer Doppelfunktion auch als Reagenzgas
wirken und Störgas-Signale unterdrücken, wenn ihre Protonenaffinität zwi
schen der der Störgase und der der Substanzmoleküle liegt.
Insbesondere bei Drogen, wie Kokain, Heroin, Cannabis, Amphetaminen, sind
die Bestandteile stark protonenaffin, und das IMS wird in positiver Polung be
trieben wird.
Bei Sprengstoffen mit Nitrogruppen oder Holzschutzmittel mit Halogenen sind
die Bestandteile elektronegativ, und das IMS wird in negativer Polung betrie
ben.
Das Lösungsmittel ist bevorzugt ein Alkohol, insbesondere Ethanol. Die Lös
lichkeit für die meisten interessierenden Substanzen ist recht gut. Alkohole
sind relativ ungiftig und leicht verfügbar. Ihre Verdampfungstemperatur ist
niedrig und ihre Anwesenheit stört die IMS-Messung nicht. Beim Nachweis
von Drogen kann ihre Protonenaffinität zum Unterdrücken von Störsubstanz
signalen ausgenutzt werden.
Alternativ kann anstelle eines Alkohols insbesondere bei der Drogendetektion
Azeton eingesetzt werden. Wegen seiner noch höheren Protonenaffinität ist
es noch besser geeignet, Störsignale zu eliminieren.
Insbesondere beim Sprengstoffnachweis haben sich als Lösungsmittel
Tetrachlorkohlenstoff und Methylenchlorid bewährt.
Vorzugsweise ist das Trägermaterial porös. Dadurch können einerseits die
Körner der nachzuweisenden Substanz festgehalten werden, und andererseits
ist die Oberfläche groß, um das Eindringen von hinreichend viel Lösungsmittel
zu gestatten.
Das Trägermaterial ist vorzugsweise inert. Dies hat den Vorteil, daß keine
Störsignale produziert werden und keine chemischen Veränderungen der
nachzuweisenden Substanzen eintreten.
Bei der Auswahl des Trägermaterials sollte auch darauf geachtet werden,
daß es bei Erwärmung auf die, im Vergleich zum Stand der Technik allerdings
reduzierte Verdampfungstemperatur keine die IMS-Messung beeinträchti
genden Zersetzungsprodukte liefert.
In einer Ausführungsform des Verfahrens wird eine ggf. kontaminierte Ober
fläche mit dem Trägermaterial abgewischt und das Trägermaterial anschlie
ßend mit dem Lösungsmittel getränkt. Alternativ kann auch das Trägermate
rial mit dem Lösungsmittel getränkt werden und eine Oberfläche mit dem
feuchten Trägermaterial abgewischt werden. Als Trägermaterial kann ein mit
dem Lösungsmittel getränktes Tuch, insbesondere ein handelsübliches
Feuchtigkeitstuch, verwendet werden, mit dem eine Oberfläche abgewischt
wird. Andererseits kann auch das Trägermaterial das Lösungsmittel bereits in
geschlossenen Mikroporen enthalten, die vor der IMS-Messung z. B. durch
Quetschen oder Falten geöffnet werden, damit das Lösungsmittel austritt.
Die Substanzspuren können auch dadurch auf das Trägermaterial gelangen,
daß das Trägermaterial in eine staubsammelnde Vorrichtung als Filter einge
baut wird. Dies ist bereits aus einer Reihe der eingangs zitierten Druckschrif
ten an sich bekannt. Es erübrigt sich, hierauf an dieser Stelle erneut näher
einzugehen.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, die erhöhte Tempera
tur deutlich niedriger zu halten als die Zersetzungstemperatur der Bestandtei
le. Vorzugsweise ist die erhöhte Temperatur geringer ist als 200°C, insbe
sondere 150°C. Dies hat den Vorteil, daß die nachzuweisenden Substanzen
nicht anhand ihrer Fragmente erkannt werden müssen, was die Nachweissi
cherheit erhöht.
Zwischen dem Probegeber und der Ionenquelle des IMS ist bevorzugt ein
Probeinjektor, insbesondere in Form einer Kanüle angeordnet. Der Injektor
reicht nur bis in die Nähe der Ionenquelle. Der Transport der nachzuweisen
den Moleküle in die Ionenquelle bzw. den Ionisationsraum geschieht durch
das Entspannen des Überdrucks, der durch das verdampfende Lösungsmittel
entsteht. Dadurch fliegen die Moleküle vom Ende des Injektors bis in die Mitte
des Reaktionsraums. Vorzugsweise ist der Probeinjektor eine Kapillare aus
inertem Material, insbesondere aus Glas oder Quarz, was Störsignale und
Memory-Effekte minimiert.
Das IMS umfaßt Heizeinrichtungen für Probegeber, Ionenquelle und Drift
kammer, die so ausgelegt sind, daß sie den Probegeber auf einer Temperatur
zwischen 70°C und 200°C, vorzugsweise zwischen 90°C und 160°C, halten
und die Ionenquelle und die Driftkammer des IMS auf Temperaturen zwi
schen 50°C und 150°C, vorzugsweise etwa 100°C. Dies sind weit niedrigere
Temperaturen als die bisher im Stand der Technik verwendeten, was zu den
oben im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren geschilder
ten Vorteilen führt.
Es versteht sich, daß die oben geschilderten und die noch weiter unten aufge
führten Merkmale nicht nur in der jeweils genannten Kombination sondern
auch in beliebiger anderer Kombination oder in Alleinstellung verwendet wer
den können, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen und der Zeichnung
näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1: Gasflußschema einer Ausführungsform eines Ionenmobilitätsspek
trometers nach der Erfindung;
Fig. 2: Ionen-Mobilitätsspektrometer RAID 1 mit erfindungsgemäßem Pro
begeber;
Fig. 3: IMS-Spektrum einer alkoholischen Kokainlösung auf Papier;
Fig. 4: IMS-Spektrum einer TNT-Lösung in Tetrachlorkohlenstoff.
Im einzelnen zeigt Fig. 1 äußerst schematisch ein IMS 1 mit einer Meßzelle
2, einem Reaktionsraum 3, der eine Strahlungsquelle 4 enthält, einem
Schaltgitter 5, einem Driftraum 6, einem Schirmgitter 7 und einem Ionenkol
lektor 8 als Detektor. Das IMS 1, insbesondere das Schaltgitter 5 und der Io
nenkollektor werden von einem Mikrocontroller 9 gesteuert. Ein Hochspan
nungsgerät 10 versorgt das IMS, insbesondere die Elektroden (nicht gezeigt)
des Driftraums 6. Reaktionsraum 3 und Driftraum 6 sind über separate Hei
zungen 13, 14 beheizbar.
Dem eigentlichen IMS vorgeschaltet ist ein Probegeber 15, in den eine Probe
16, i. a. in Form eines lösungsmittelgetränkten Trägermaterials, eingebracht
wird. Der Probegeber 15 ist über eine Heizung 17 beheizbar. Ein Injektor 19
in Form einer Kanüle verbindet den Probegeber 15 mit dem Reaktionsraum 3.
Die Kanüle 19 reicht nicht ganz bis zum Bereich der Strahlungsquelle im Re
aktionsraum.
Durch die Pumpe 25 wird über Filter 24 trockene saubere Druckluft durch die
Kapillaren 23a, b und Rohrleitungen 21 und 20 zum Driftgaseingang 11 der
Meßzelle 2 bzw. zum Trägergaseingang 18 des Probegebers 15 geleitet.
Diese Druckluft verläßt die Meßzelle 2 am Gasausgang 12. In der Gasleitung
21 befindet sich ein Magnetventil 22.
In einer ersten Betriebsart ist das Magnetventil 22 zunächst geschlossen.
Nach Einschalten der Heizung 17 erzeugt das verdampfende Lösungsmittel
einen Druckstoß, der sich durch den Injektor 19 in den Reaktionsraum 3 ent
spannt. Die dabei mittransportierten Probemoleküle werden dann im Reakti
onsraum 3 durch Protonen- bzw. Ladungstransfer ionisiert und in der üblichen
Weise durch das IMS 1 detektiert. Zum Ausspülen des Probegebers 15 nach
erfolgter Dosierung wird das Magnetventil 22 geöffnet.
In einer zweiten Betriebsart ist das Magnetventil 22 auch während der Dosie
rung geöffnet. Durch die Wahl der Kapillaren 23a, b ist ein Gasflußverhältnis
von 10/1 zwischen den Leitungen 20 und 21 eingestellt.
Die erste Betriebsart eignet sich für geringe Konzentrationen, während die
zweite wegen des dauernden Gasdurchflusses zu geringeren Memory-
Effekten führt.
Die Temperatur des Probegebers 15 wird im Betrieb etwa auf 150°C einge
stellt, die des Reaktionsraums 3 und des Driftraums 6 üblicherweise auf etwa
100°C. Nach dem Einbringen der Probe 16 in den Probegeber 17 läuft eine
Messung typischerweise als Serie von etwa 20 einzelnen IMS-Messungen ab,
die jede für sich aus etwa 16 akkumulierten Scans besteht, die jeweils etwa
30 ms dauern. Die einzelnen Messungen folgen einander im zeitlichen Ab
stand von etwa 1 bis 10 s. Während der Messung verdampft das Lösungsmit
tel vollständig und reißt dabei ggf. vorhandene Moleküle einer Kontamination
mit. Im IMS-Spekrum beobachtet man zunächst nur einen Luftionenpeak,
dann verschwindet dieser und wird durch einen starken Peak des Lösungs
mittels abgelöst, dem im Fall der Kontamination ein schwächerer, aber deut
lich abgesetzter Peak der gelösten Bestandteile folgt, ggf. begleitet von zu
sätzlichen Fragmentpeaks. Nach typischerweise etwa einer Minute ver
schwindet der nachzuweisende Kontaminationspeak wieder und etwas spä
ter auch der Lösungsmittelpeak, während der Luftionenpeak wieder erscheint.
In Fig. 2 ist der Probegeberbereich einer Ausführungsform eines IMS 101,
das von der Anmelderin unter der Bezeichnung RAID 1 vertrieben wird, dar
gestellt, der zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens modifiziert
ist. Die verwendeten Bezugsziffern orientieren sich an denen der Fig. 1. Ent
sprechende Ziffern oder solche, die gleich, bzw. ähnlich wirkende Teile be
zeichnen, sind gegenüber der Fig. 1 um 100 erhöht. Am linken Rand ist ein
Teil der Meßzelle 102 mit dem Reaktionsraum 103 zu erkennen, in dem sich
die Strahlungsquelle 104 in Form eines 63Ni-Hohlzylinders befindet. Der Re
aktionsraum 103 ist rechts durch einen Deckel 126 abgeschlossen, in den ein
Proben-Injektor in Form eines Quarzröhrchens eingesetzt ist. In eine auf den
Deckel 126 aufgebrachte Hülse 127 ist der hohlzylindrische Probegeber 115
eingeschoben und über einen Dichtungsring 130 gegenüber dem Außenraum
gasdicht abgeschlossen. Der Probegeber 115 hat einen Durchmesser von
etwa 1 cm und kann mittels eines Griffs 131 eingeschoben und arretiert bzw.
wieder entfernt werden. Die Meßluft strömt einerseits entlang der Meßzelte
102 zum Gasausgang 112 des Reaktionsraums 103 und andererseits bei
entsprechender Betriebsweise durch den Trägergaseingang 118 in den Pro
begeber 115 und von dort zusammen mit dem aus der Probe 116 verdamp
fenden Lösungsmittel durch das Quarzröhrchen 119 in den Reaktionsraum.
Der Probegeber 115 und damit die Probe 116 werden bei Betrieb durch die
Probegeberheizung 117 auf typischerweise 150°C aufgeheizt. Dadurch ver
dampft das Lösungsmittel aus der Probe 116 und nimmt ggf. gelöste Molekü
le einer Kontamination mit. Dadurch entsteht im Probegeber 115 ein Über
druck, der sich zunächst anstaut und dann durch die Quarzkapillare 119 in
den Reaktionsraum 103 entspannt. Das Quarzröhrchen 119 ragt nur ein klei
nes Stück in den Reaktionsraum 103 hinein und endet insbesondere vor der
hohlzylindrischen Strahlungsquelle 104. Dadurch vermeidet man störende
Feldverzerrungen im Strahlungsquellenbereich, die sich ergeben, sobald man
ein Objekt in die Strahlungsquelle 104 einschiebt, unabhängig davon, ob es
sich um ein Metall oder einen Isolator handelt. Durch den Überdruck erreicht
der Lösungsmitteldampf mit den gelösten Molekülen dennoch das Innere der
Strahlungsquelle 104, so daß ein Ladungstransfer bzw. Protonentransfer
stattfindet. Während das Lösungsmittel verdampft werden im Zeitbereich von
etwa einer Minute periodisch IMS-Spektren durch das RAID-Spektrometer
101 aufgezeichnet und zur Anzeige gebracht. Das Spektrometer arbeitet da
bei in an sich konventioneller Betriebsweise für elektronegative Substanzen in
negativer und für protonenaffine in positiver Polung. Die Temperatur der Meß
röhre 102 aus Reaktionsraum 103 und Driftraum 106 wird dabei etwa auf 100
°C gehalten.
Fig. 3 zeigt ein derart aufgenommenes Spektrum einer auf 1 cm2 Papier auf
gebrachten alkoholischen (Ethanol) Lösung von 0,1 ng Kokain pro Mikroliter
Lösung. Die Gesamtmenge war 30 Mikroliter. Die Temperatur des Probege
bers war 150°C, die der IMS-Röhre 100°C. Die Röhre wurde von einem
Driftgasstrom mit 10 l/h Luft durchströmt, der Trägergasstrom durch den Pro
begeber war 1 l/h Luft.
Nach dem Dosierbeginn wurden im Abstand von 5 s Spektren in positiver Be
triebsweise des RAID 1-Spektrometers gewonnen. Dabei wurden pro
Spektrum je 16 Einzelmessungen von je 30 ms Dauer akkumuliert. Die Mes
sungen sind gegeneinander versetzt in Fig. 3 dargestellt. Zunächst ist nur ein
Luftionenpeak bei K0 = 2,18 cm2/Vs zu sehen, der bereits innerhalb der er
sten 5 s nahezu verschwindet. Gleichzeitig erscheint der für Ethanol charak
teristische Peak bei K0 = 1,85 cm2/Vs. Bereits nach 5 s ist auch schon ein
kleiner, aber eindeutiger Peak bei K0 = 1,12 cm2/Vs zu sehen, der Kokain
charakterisiert. Dieser Peak wächst innerhalb von etwa einer Minute weiter an
und verschwindet dann langsam wieder. Etwa nach einer Minute erscheint
auch der Luftionenpeak wieder, und der Lösungsmittelpeak (Ethanol) nimmt
ab. Neben dem reinen Kokainpeak bei K0 = 1,12 cm2/Vs sind ganz schwach
auch noch zwei kleine Peaks bei K0 = 1,59 cm2/Vs und K0 = 1,50 cm2/Vs zu
sehen, die Kokainfragmenten entsprechen.
Die Nachweisgrenze für Kokain liegt derzeit bei etwa 0,1 ng.
Fig. 4 zeigt ein Beispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens in negativer Po
lung des RAID 1-Spektrometers zum Nachweis des Sprengstoffs TNT.
Fig. 4 zeigt ein derart aufgenommenes Spektrum einer auf 1 cm2 Papier auf
gebrachten Lösung von 17 ng TNT pro Mikroliter Lösung in Tetrachlorkoh
lenstoff. Die Gesamtmenge war 30 Mikroliter. Die Temperatur des Probege
bers war 147°C, die der IMS-Röhre 100°C. Die Röhre wurde von einem
Driftgasstrom mit 10,7 l/h Luft durchströmt, der Trägergasstrom durch den
Probegeber war 1,2 l/h Luft.
Nach dem Dosierbeginn wurden wieder 20 Einzelspektren über je 16 Mes
sungen von je 30 ms Dauer akkumuliert Sie sind im Abstand von 5,05 s in
negativer Betriebsweise des RAID 1-Spektrometers gewonnen. Die Messun
gen sind gegeneinander versetzt in Fig. 4 dargestellt. Die Gesamtmeßzeit war
1,68 min. Zunächst ist nur ein negativer Luftionenpeak bei K0 = 2,26 cm2/Vs
zu sehen, der wieder bereits innerhalb der ersten 5 s nahezu verschwindet.
Gleichzeitig erscheint der für CCl4 charakteristische Peak bei K0 = 2,80 cm2/Vs.
Bereits nach 5 s ist auch schon ein sehr intensiver, eindeutiger Peak
bei K0 = 1,48 cm2/Vs zu sehen, der TNT charakterisiert. Dieser Peak bleibt
zunächst nahezu konstant und nimmt dann langsam wieder ab. In der An
fangsphase wird sogar der Lösungsmittelpeak vollständig unterdrückt. Etwa
nach einer halben Minute erscheinen der Luftionenpeak und der Lösungsmit
telpeak wieder, während der TNT-Peak abnimmt.
Claims (21)
1. Verfahren zur Detektion gefährlicher Bestandteile, insbesondere von Drogen
oder Sprengstoffen, in nicht-flüchtigen Substanzspuren, mittels der Ionen
mobilitätsspektrometrie unter Verwendung eines Ionenmobilitätsspektrometers
(IMS), wobei die Substanzspuren auf ein Trägermaterial aufgebracht werden,
das Trägermaterial in einen Probegeber eingebracht und dort auf eine erhöhte
Temperatur gebracht wird, wodurch sich die Bestandteile aus dem Träger
material lösen und durch einen Gasstrom in die Ionenquelle des IMS transpor
tiert werden, wo mittels Protonentransfer oder Ladungstransfer Moleküle der
Bestandteile ionisiert und nach Durchlaufen einer Driftkammer im IMS detektiert
und identifiziert werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Trägermaterial mit einem Lösungsmittel benetzt wird, wodurch Moleküle der
Bestandteile durch das Lösungsmittel aufgenommen werden und zusammen mit
dem Lösungsmittel verdampfen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Detektion proto
nenaffiner Bestandteile das IMS in positiver Polung betrieben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Detektion
elektronegativer Bestandteile das IMS in negativer Polung betrieben wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Lösungsmittel ein Alkohol ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Lösungsmittel eine oder mehrere der Substanzen Azeton, Tetrachlorkohlenstoff,
Methylenchlorid umfaßt.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
das Trägermaterial porös ist.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
das Trägermaterial inert ist.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Oberfläche mit dem Trägermaterial abgewischt und das Trägermaterial an
schließend mit dem Lösungsmittel getränkt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das
Trägermaterial mit dem Lösungsmittel getränkt wird und eine Oberfläche mit dem
feuchten Trägermaterial abgewischt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als
Trägermaterial ein mit dem Lösungsmittel getränktes Tuch verwendet wird, mit
dem eine Oberfläche abgewischt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das
Trägermaterial das Lösungsmittel in geschlossenen Mikroporen enthält, die vor
der IMS-Messung geöffnet werden, damit das Lösungsmittel austritt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 und 11, dadurch gekennzeichnet,
daß die Substanzspuren dadurch auf das Trägermaterial gelangen, daß das
Trägermaterial in eine staubsammelnde Vorrichtung als Filter eingebaut wird.
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die erhöhte Temperatur niedriger ist als die Zersetzungstemperatur der
Bestandteile.
14. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die erhöhte Temperatur geringer ist als 200°C.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die erhöhte Tempe
ratur geringer ist als 150°C.
16. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen dem Probegeber und der Ionenquelle des IMS ein Probeinjektor
angeordnet wird.
17. IMS zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der vorangehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Heizeinrichtungen vorgesehen sind, die
einen Probegeber auf einer Temperatur zwischen 70°C und 200°C und die
Ionenquelle und die Driftkammer des IMS auf Temperaturen zwischen 50°C und
150°C halten.
18. IMS nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizeinrichtungen den
Probegeber auf einer Temperatur zwischen 90°C und 160°C halten und die
Ionenquelle und die Driftkammer des IMS auf Temperaturen von jeweils etwa
100°C.
19. IMS nach einem der Ansprüche 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen dem Probegeber und der Ionenquelle ein Probeinjektor vorhanden ist.
20. IMS nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß der Probeinjektor eine
Kapillare aus einem inerten Material ist.
21. IMS nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Kapillare nicht in die
Ionenqelle hineinragt.
Priority Applications (3)
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---|---|---|---|
DE19805569A DE19805569C1 (de) | 1998-02-12 | 1998-02-12 | Verfahren zur Detektion von Substanzspuren mit lösungsmittelunterstützter Dosierung und Ionen-Mobilitätsspektrometer zur Durchführung des Verfahrens |
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Applications Claiming Priority (1)
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Publications (1)
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