DE19803523C1 - Verwendung einer Kunststoffmasse in der Kieferchirurgie - Google Patents
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Abstract
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Kunststoffmassen in der Kieferchirurgie, die zumindest einen gänzlich oder teilweise von der Kunststoffmasse umhüllten Metallträger enthalten. Diese können zur Fixierung von Kieferknochen bei Kieferfrakturen als Schienenverbände eingesetzt werden. Gegenstand der Erfindung sind weiterhin Kunststoffmassen zur Beabstandung von Knochen oder Zahnreihen.
Description
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung einer Kunststoffmasse in der Kiefer
chirurgie, die zumindest einen Metallträger und eine diesen zumindest teilweise
umgebende Kunststoffmasse enthalten. Diese Schienenverbände werden zur Fixie
rung von Kieferknochen bei Kieferfrakturen eingesetzt. Gegenstand der Erfindung
sind weiterhin Kunststoffmassen zur Beabstandung von beweglichen Knochen
oder Zahnreihen.
Bei einer Fraktur des Kiefers wird zur Stabilisierung des hinreichend bezahnten
Kiefers ein Drahtschienenverband verwendet. Dazu wird eine Drahtschiene einge
setzt, die mit feinen Drähten an den Zähnen befestigt und zur Fixierung und zum
Schutz des Zahnfleisches mit Kunststoff ummantelt ist (Bernd Spiessl, Osteosyn
these des Unterkiefers, Springer Verlag Berlin, 1987, Seite 121-125). Diese Me
thode geht auf K. Schuchardt zurück (Deutsche Zahn-, Mund- und Kieferheil
kunde, 24 (1956) 39-44).
Zur Unterstützung bei der Heilung von Kieferfrakturen mit Dislokation des klei
nen Fragments werden die endständigen molaren Antagonisten mit einer Kunst
stoffkappe, dem sogenannten Hypomochlion (Andrä, Bethmann und Heiner; Kie
ferchirurgie, Traumatologie Verlag Johann Ambrosius Bart 1991, Seite 121-126
und H. G. Jacobs, Zahnärztlich-kieferchirurgische Traumatologie, Carl Hanser
Verlag München 1983, Seiten 125-133) versehen. Die Kunststoffkappe hat die
Funktion, zwei gegenüberliegende Zahnreihen bzw. Knochenteile auf Abstand zu
halten und zu fixieren.
Zur Herstellung des Kunststoffmantels bzw. des Hypomochlions wurden bisher
Prothesenmaterialien wie z. B. Palavit oder Paladur verwendet. Diese Materialien
bestehen aus einer meist rosa eingefärbten Kunststoffperle (Pulverkomponente),
die mit einer Flüssigkeit, die stark Methylmethacrylat (MMA)-haltig ist, ange
mischt wird. Folgende Nachteile sind mit derartigen Materialien verbunden:
- 1. Eine exakte Dosierung der beiden Komponenten ist unter Praxisbedingungen nur selten garantiert. Dies führt zu unkalkulierbaren Abbindezeiten im Mund des Patienten.
- 2. Die Abbindereaktion verläuft exotherm mit einer lokalen Temperaturerhö hung bis auf 70°C, mit der Gefahr einer Gewebeschädigung. Notwendige Kühlmaßnahmen sind zeitaufwendig und belasten den Patienten.
- 3. Die Materialien weisen auch bei sachgemäßer Handhabung keine gute Stand festigkeit nach Applikation im Munde auf. Bei unsachgemäßer An mischtechnik verläuft der aufgebrachte Kunststoff, woraus sich ernsthafte Probleme ergeben können, wie z. B. Aspirationsgefahr, Abdriften in die Zahnzwischenräume mit mechanischer und thermischer Schädigung der Pa pillen.
- 4. Bei Verlegung der Zahnzwischenräume sind Mundhygienemaßnahmen kaum praktizierbar und Plaqueansammlungen mit den entsprechenden Folgeschä den nicht auszuschließen. Dieser Aspekt ist von großem klinischem Inter esse, da die dentalen Schienenverbände oftmals über mehrere Wochen getra gen werden.
- 5. Die Materialien sind nicht röntgenopak. Eine exakte radiologische Lokalisa tion ist daher nicht möglich. Sollten zudem Teile des aufgebrachten Kunst stoffes versehentlich in Wunden gelangen, ist eine nachträgliche radiologi sche Ortung des "Fremdkörpermaterials" nicht gegeben.
- 6. Die Verwendung von Spritzen, in welche der Kunststoff in noch flüssigem Zustand eingefüllt werden muß, erschwert zudem die Einschätzung des exak ten Applikationszeitpunktes. Wie die klinische Erfahrung zeigt, sind daher oftmals mehrere Anrührversuche notwendig mit der Folge gesteigerter Ko sten.
- 7. Bei der Präparation ist der Patient starken MMA-Dämpfen ausgesetzt.
Aufgabe dieser Erfindung ist es, für den Kunststoffmantel des Drahtschienenver
bandes bzw. für die Kunststoffkappe zur Beabstandung eine geeignete Kunst
stoffmasse bereitzustellen, die sauber, einfach, schneller, gesund, ästhetisch be
friedigend herzustellen und leicht wieder zu entfernen ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Ausführungsform gemäß den
Patentansprüchen gelöst.
Bei Anwendung der prinzipiell gleichen Methodik haben sich statt der herkömm
lich verwendeten Kunststoffe solche Kunststoffmassen als geeignet erwiesen, die
sich aus einem - vorzugsweise in Zahnfarbe eingefärbtem - Paste-Paste-System
zusammensetzen, wie es zur Zeit auch für provisorische Kronen- und Brückenma
terialien eingesetzt wird, d. h. Materialien, die nicht so hart sind wie Füllungs
kunststoffe, die vor der Erhärtung eine weiche Konsistenz aufweisen, sich auch
relativ lange manipulieren lassen und möglichst eine gummi-elastische Phase
durchlaufen, wie dies bei einer so komplexen Gestaltung notwendig ist.
Als besonders vorteilhaft erwiesen sich mit einem statischen Mischer automatisch
anmischbare Systeme, wie sie in der EP 0 563 749 A1 offenbart werden. Hier ist eine
exakte Dosierung und eine direkte Applizierung in den Mund des Patienten mög
lich. Es stellte sich heraus, daß mit diesen Kunststoffmassen sowohl die Kunst
stoffummantelung von Drahtschienenverbänden als auch sogenannte Hyper
mochlia zur Regulierung gestaltet werden können. Bei letzterer Anwendung wird
die Kunststoffmasse auf der Zahnoberseite vorzugsweise intakter Zähne, insbe
sondere auf die endständigen molaren Antagonisten, aufgebracht.
Diese Paste-Paste-Systeme lassen sich gut anmischen, ggf. auch automatisch.
Die erfindungsgemäß eingesetzten Kunststoffmassen enthalten Harze mit mehreren
(Meth)Acrylatgruppen (Methacrylat- und/oder Acrylatgruppen) und anorganische
Füllstoffe. Durch Verwendung eines Paste-Paste-Systems kann eine standfeste
Konsistenz eingestellt werden, die sich gut um die Drahtschiene applizieren läßt.
Mit Hilfe eines geeigneten Startersystems ist eine ausreichende Verar
beitungsbreite gewährleistet.
Das Material wird nach dem Auftragen und Durchhärten so hart, daß es gut wieder
vom Zahn entfernt werden kann. Durch die zahnähnliche Einfärbung der Kunst
stoffmasse ist der Drahtschienenverband im Mund weniger auffällig, was den Pati
enten psychisch weniger belastet.
Im folgenden werden die Bestandteile der Kunststoffmasse bzw. des Paste-Paste-
Systems näher beschrieben:
Als Harze haben sich Acrylate und Methacrylate ((Meth)acrylate) als geeignet er
wiesen, insbesondere:
Ethylenglycol-di(meth)-acrylate, Diethylenglycol-di(meth)-acrylate, Triethy lenglycol-di(meth)-acrylate, Tetraethylenglycol-di(meth)-acrylate, Hexandiol di(meth)-acrylate, Butandiol-di(meth)-acrylate, Dodecandiol-di(meth)-acrylate, 2,2-Bis[p-(hydroxy-(meth)acryloyloxy)-phenyl]propan, ethoxylierte Bisphenol A- di(meth)-acrylate, Hydroxyethyl(meth)-acrylate, Hydroxypropyl(meth)-acrylate, Glycerin-di(meth)-acrylate, Urethan-di(meth)-acrylate, Urethanpolyester-di(meth)- acrylate, Bisphenol-A-di(meth)acrylate, Trimethylolpropan-tri(meth)-acrylate und Dipentaerytritpenta(meth)acrylate. Besonders bevorzugt sind mehrfunktionelle (Meth)acrylate.
Ethylenglycol-di(meth)-acrylate, Diethylenglycol-di(meth)-acrylate, Triethy lenglycol-di(meth)-acrylate, Tetraethylenglycol-di(meth)-acrylate, Hexandiol di(meth)-acrylate, Butandiol-di(meth)-acrylate, Dodecandiol-di(meth)-acrylate, 2,2-Bis[p-(hydroxy-(meth)acryloyloxy)-phenyl]propan, ethoxylierte Bisphenol A- di(meth)-acrylate, Hydroxyethyl(meth)-acrylate, Hydroxypropyl(meth)-acrylate, Glycerin-di(meth)-acrylate, Urethan-di(meth)-acrylate, Urethanpolyester-di(meth)- acrylate, Bisphenol-A-di(meth)acrylate, Trimethylolpropan-tri(meth)-acrylate und Dipentaerytritpenta(meth)acrylate. Besonders bevorzugt sind mehrfunktionelle (Meth)acrylate.
Die anorganischen Füllstoffe sind vorzugsweise Gläser. Als anorganische Füllstof
fe haben sich als besonders geeignet solche Füllstoffe erwiesen, die röntgenopak
sind. Dies sind z. B. Barium- oder Strontium-Gläser. Zusätzlich können pyrogene
oder gefällte Kieselsäuren eingesetzt werden.
Wird die Kunststoffmasse aus einem Zweikomponentensystem hergestellt, besteht
dieses vorzugsweise aus einer Aktivator-Paste und einer Katalysator-Paste.
Aktivatoren sind z. B. tertiäre Amine, wie z. B. Triethanolamin, Dimethylamino
benzoesäure, Dimethylaminobenzoesäureester, Dihydroxyethyltoluidin und
Kupfernaphthenat. Die Aktivator-Paste enthält die Aktivatoren sowie
vorzugsweise die Harze und die anorganischen Füllstoffe.
Geeignete Katalysatoren sind u. a. Peroxide, wie z. B. Dibenzoylperoxid,
Bisdichlorbenzoylperoxid, Methylethylketonperoxid, Cumolhydroperoxid wie
auch Malonylsulfamide oder autooxidative CH-aktive Verbindungen. Die
Katalysatoren bilden zusammen mit den oben aufgeführten Aktivatoren den Starter
bzw. das Startersystem. Es sind aber auch lichthärtende Starter wie
Campherchinon geeignet.
Die Katalysator-Paste enthält neben den Katalysatoren vorzugsweise auch
Strukturbildner wie Kieselsäure und/oder Weichmacher. Diese Weichmacher sind
z. B. flüssige Paraffine, langkettige Glykole, mittelmolekulare Polyoxyalkylene
oder Alkylphthalate. In der Katalysator-Paste können aber auch die anorganischen
Füllstoffe und die Harze enthalten sein.
Das Mischungsverhältnis Aktivator-Paste zu Katalysator-Paste beträgt vorzugs
weise 20 : 1 bis 1 : 1. Besonders bevorzugt 15 : 1 bis 3 : 1 (jeweils Volumenanteile). In
der EP 0 563 749 A1 werden Paste-Paste-Systeme zur Anfertigung von Kronen und
Brücken näher beschreiben. Die EP 0 563 749 A1 wird hiermit ausdrücklich zur Inhalt
dieser Anmeldung gemacht.
Die Applikation der Kunststoffmassen als Paste-Paste-System erfolgt unmittelbar
vor der Anwendung z. B. mittels Spritzen, die mehrere Kammern aufweisen. Die
Komponenten werden dabei in Kammern, z. B. in einer Doppelkartusche entspre
chend EP 0 261 466 A1, getrennt von einander aufbewahrt. Derartige Kartuschen sind
vorzugsweise mit einer Mischkanüle zur automatischen Anmischung versehen.
Nach einer bevorzugten Ausführungsfarm der Erfindung wird die Kunststoffmasse
unter Verwendung einer Austragvorrichtung entsprechend EP 0 232 733 A2 durch die
Mischkanüle direkt appliziert.
Für die klinische Prüfung wurden fünf Kunststoffmassen beispielhaft hergestellt
und untersucht:
Luxatemp Automix (Paste-Paste provisorisches Kronen- und Brückenmaterial):
Direktapplikationssystem; 56 g Paste; DMG Hamburg, Elastizitätsmodul 2000
MPa (nach A. Rzanny et. al., Phillips Journal, Heft 11-12 (1996))
Protemp Garant (Paste-Paste provisorisches Kronen- und Brückenmaterial): Kar
tusche a 56 g, Farbe hell; ESPE Dental-Medizin, Seefeld, Elastizitätsmodul 500
MPa (nach A. Rzanny et. al., Phillips Journal, Heft 11-12 (1996)).
Turbo Temp (Paste-Paste provisorisches Kronen- und Brückenmaterial): 56 g
Automix Cartridge, Part No. 85001, Shade A-2; Danville Materials; Inc., San Ra
mon, CA 94583.
Structur 2 Dominant (Paste-Paste provisorisches Kronen- und Brückenmaterial):
60 g Kartuschen, Farbe U Art. No. 1355; VOCO, Cuxhaven, Elastizitätsmodul
2400 MPa (nach A. Rzanny et. al., Phillips Journal, Heft 11-12 (1996)).
Provipont DC (Paste-Paste provisorisches Kronen- und Brückenmaterial): 55 g
Doppelkartusche, Farbe weiss; Vivadent, Liechtenstein (Elastizitätsmodul 1200
MPa (nach A. Rzanny et. al., Phillips Journal, Heft 11-12 (1996))
In einer vergleichenden Studie wurden die o. g. provisorischen Kronen- und Brüc
kenmaterialien auf ihre Eigenschaften und Einsatzfähigkeit zur Verstärkung von
sog. Drahtbogenschienen untersucht.
Im Rahmen von Frakturbehandlungen wurden bei Patienten die o. g. Kaltpoly
merisate auf die eingegliederten dentalen Schienenverbände (Typ SCHUCHARDT,
Fa. Renfort) mit Automixpistolen aufgebracht und folgende Parameter nach klini
schen Gesichtspunkten qualitativ beurteilt:
- - Standfestigkeit nach Aufbringung auf die Metallschienen
- - Abbindezeit
- - Bearbeitungsmöglichkeit im noch plastischen Zustand
- - Verbindungsmöglichkeit mit bereits ausgehärtetem Kunststoff
- - Verwendbarkeit für Hypomochlia.
Bei der klinischen Anwendung zeigten die untersuchten Präparate z. T. deutliche
Unterschiede. Alle Präparate bieten aber gegenüber dem bislang eingesetzten Pro
thesenmaterial beachtliche Vorteile.
Die Abbindezeiten variieren, lassen sich aber gut kalkulieren, so daß auch längere
Abbindezeiten bei einigen Indikationen durchaus von Vorteil sein können.
Die Standfestigkeit der nach Beispiel 1 und 2 hergestellten Präparate ist sehr gut,
nach Beispiel 4 gut, aber auch nach 3 und 5 noch ausreichend. Die Bearbeitungs
möglichkeiten im plastischen Zustand der Präparate nach den Beispielen 1, 2, 3, 4
und 5 sind voll gegeben. Eine Verbindung mit bereits ausgehärtetem Kunststoff
war bei allen Präparaten möglich.
Wesentliche Bedeutung sollte der einer optimalen Thixotropie für die vorgestellte
Indikation sein. Hierin erwiesen sich die Präparate nach den Beispielen 1 und 2 als
sehr gut und im wesentlichen vergleichbar.
Es wurden bei einer Unterkieferparamedianfraktur und doppelseitiger Gelenkfort
satzfraktur Drahtbogenkunststoffschienen im Ober- und Unterkiefer eingegliedert
und eine sog. funktionelle Extensionstherapie eingeleitet. Dazu wurden endständig
im Unterkieferseitenzahnbereich Hypomochlia aus Paste-Paste provisorischem
Kronen- und Brückenmaterial aufgebracht und frontal dauerelastische Gummizüge
eingehängt. Zur zusätzlichen Stabilisierung der eingegliederten Drahtschienenver
bände wurde das Paste-Paste-System nach Beispiel 1 verwendet. Ebenso wurden
die beiden Hypomochlia intraoperativ mit dem gleichen selbsthärtenden Kunst
stoff nach Beispiel 1 hergestellt. Es war eine grazile Gestaltung der auf die Schie
nenverbände aufgetragenen Kunststoffabdeckungen möglich. Hervorzuheben war
zudem die zahnähnliche Farbe des verwendeten Kunststoffes.
Abb. 1 ist ein postoperatives Kontrollröntgenbild (Panorama
vergrößerungsaufnahme) mit röntgenopaker Darstellung der beiden Hypomochlia
(s. Pfeilmarkierungen). Hiermit kann im Unterschied zu den sonst üblichen Kunst
stoff-Hypomochlia aus Palavit bzw. Paladur erstmals direkt die exakte Höhe und
Lage von auf den Zahnreihen aufgebrachten Hypomochlia radiologisch kontrolliert
werden. Für eine suffiziente Extensionstherapie von Collumfrakturen ergibt sich
hieraus ein bedeutender Gewinn. Eine maschinelle Nachkonturierung der Hypo
mochlia ist problemlos durchführbar. Ebenso lassen sich bei Bedarf die Hypo
mochlia auch nachträglich durch erneute Auftragung des Paste-Paste-Kunststoffes
beliebig erhöhen. Durch die hohe Thixotropie und ideale Erstarrungszeit ist ein
versehentliches Wegdriften mit möglicher Fremdkörper-Aspirationsgefahr ausge
schlossen. Die Unterkieferparamedianfraktur wurde begleitend operativ mit einer
funktionsstabilen Kompressionsplatte (LUHR-MCS-System) versorgt (s. Platten
lage im Bereich der Unterkiefermittelspange).
Die Eingliederung von sogenannten Drahtbogenschienen im Ober- und Unterkiefer
erfolgte durch Fixation der dentalen Schienen mittels peridentaler Drahtcerclagen.
Zur zusätzlichen Stabilisierung des Schienenverbandes sowie zur Abdeckung der
peridentalen Drahtligaturen wurde das schnellhärtende Paste-Paste-System nach
Beispiel 1 aus der Automixpistole exakt dosiert aufgebracht. Ein ungewolltes
"Wegschwimmen" des thixotropen Materials in die Zahnzwischenräume mit Schä
digung der Zahnpapillen war nicht möglich. Die Kunststoff-Abbindezeit war für
die gegebene Indikation ideal. Von wesentlicher biologischer Bedeutung war zu
dem die neutrale thermische Aushärtung des Luxatemp-Materials (siehe Beispiel
1), d. h. es fand keine thermische Schädigung der Zahn- und Schleimhautstrukturen
bei Kontakt mit dem Kunststoff statt. Die Länge der Applikationskanüle erlaubte
die Auftragung des Kunststoffes auch in sonst nur schwer zugänglichen Regionen
der Mundhöhle.
Eine eventuell erwünschte Nachkonturierung des noch nicht ausgehärteten Kunst
stoffmaterials mit entsprechenden Spateln war gegeben.
Es wurde kein Material zwischen die Zahnzwischenräume gepreßt. Dies trägt zur
Schonung der Zahnpapillen bei. Nach fünf Wochen Tragen der kunststoffarmierten
Schienenverbände und zwischenzeitlicher Entfernung der intraoperativ gelegten
Seidenfäden war keine Schleimhautreizung in direkter Nachbarschaft zum Kunst
stoff-Drahtschienenverband (hier: linker Oberkieferseitenzahnbereich) zu erken
nen. Eine Verfärbung des Kunststoffes sowie eine Plaqueansammlung auf den
Zähnen bzw. dem Kunststoff war klinisch nicht erkennbar. Die Interdentalpapillen
waren nicht entzündlich geschwollen.
Die Entfernung der Kunststoffmantels erfolgte ohne Splittern des Paste-Paste-Kro
nen- und Brückenmaterials. Wegen des geringen Elastizitätsmoduls ließ sich der
Kunststoff deutlich leichter, d. h. ohne Schmerzen für den Patienten, problemlos
von den Schienenverbänden wieder entfernen. Das geringere Elastizitätsmodul der
provisorischen Kronen- und Brückenmaterialien in Paste-Paste-Form ist auch aus
biofunktioneller Sicht von ganz entscheidender Bedeutung. Nach Auftragung auf
die dentalen Schienenverbände wird keine übermäßige Versteifung selbiger her
beigeführt, so daß eine absolut starre Verblockung der Zähne unterbleibt. Somit
werden keine kieferorthopädischen Kräfte auf die Zähne resp. Zahnhalteapparate
ausgeübt (Prinzip der sog. Dynamisierung von Osteosynthesen).
Auch direkt nach Entfernung des Oberkieferschienenverbandes waren nur diskrete
Schleimhautimpression erkennbar, die bereits nach wenigen Tagen folgenlos ab
heilten.
Da das aufgebrachte Paste-Paste provisorische Kronen- und Brückenmaterial kei
nen Kontakt zur Schleimhaut aufwies, erschienen die Zahnpapillen reizlos und
wiesen keinerlei Atrophiezeichen auf, ein aus ästhetischen Gründen besonders
wichtiger Aspekt.
Claims (9)
1. Verwendung einer Kunststoffmasse zur Fixierung von Knochen, ins
besondere von Kieferknochen bei Kieferfrakturen, mit Hilfe eines von der
Kunststoffmasse gänzlich oder teilweise umhüllten Metallträgers und/oder zur
Beabstandung von beweglichen Kieferknochen oder Zahnreihen,
wobei die Kunststoffmasse aus zumindest folgenden Bestandteilen
- a) Harze bzw. Mischungen von Harzen mit mehreren Methacrylat- und/oder Acrylatgruppen
- b) einem oder mehreren anorganischen Füllstoffen und
- c) einem oder mehreren Startern
2. Verwendung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunst
stoffmasse aus einem Zweikomponentensystem hergestellt ist, wobei die eine
Komponente eine Aktivator-Paste und die andere Komponente eine Katalysator-
Paste ist.
3. Verwendung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Bestandteil (a) der Kunststoffmasse eine Harzmischung aus
Di(meth)acrylaten und/oder Tri(meth)acrylaten ist.
4. Verwendung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß zumindest einer der anorganischen Füllstoffe röntgenopak ist.
5. Verwendung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Kunststoffmasse zusätzlich lichthärtend ist.
6. Verwendung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Metallträger ein Metalldraht ist.
7. Verwendung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Kunststoffmasse automatisch anmischbar ist.
8. Verwendung gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Kompo
nenten der Kunststoffmasse vor der Applikation automatisch angemischt werden,
indem sie aus einem Mehrkammersystem in eine Mischvorrichtung eingebracht
werden, wobei die Mischvorrichtung vorzugsweise mit dem Mehrkammersystem
verbunden ist.
9. Verwendung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche als Kunststof
fummantelung eines Drahtschienenverbandes.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19803523A DE19803523C1 (de) | 1998-01-30 | 1998-01-30 | Verwendung einer Kunststoffmasse in der Kieferchirurgie |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19803523A DE19803523C1 (de) | 1998-01-30 | 1998-01-30 | Verwendung einer Kunststoffmasse in der Kieferchirurgie |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19803523C1 true DE19803523C1 (de) | 1999-11-11 |
Family
ID=7856084
Family Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19803523A Expired - Fee Related DE19803523C1 (de) | 1998-01-30 | 1998-01-30 | Verwendung einer Kunststoffmasse in der Kieferchirurgie |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19803523C1 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2728764A1 (de) * | 1977-06-25 | 1979-01-18 | Bayer Ag | Formulierte zahnfuellmaterialien |
-
1998
- 1998-01-30 DE DE19803523A patent/DE19803523C1/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2728764A1 (de) * | 1977-06-25 | 1979-01-18 | Bayer Ag | Formulierte zahnfuellmaterialien |
Non-Patent Citations (3)
Title |
---|
Medline Nr. 69 24 44 30 und J. Am. Dent. Ass., 79,645-8, 1969 * |
Medline Nr. 88 24 20 29 und Dt. Z. Mund Kiefer Gesichts Chir. , 11, 347-350, 1987 * |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
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D1 | Grant (no unexamined application published) patent law 81 | ||
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