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Die
vorliegende Erfindung betrifft neue lichtbeständige, bei Raumtemperatur härtende 2-K-PUR-Lacke auf
Basis blockierter (cyclo)aliphatischer Polyisocyanate und Polyaminen.
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Es
ist bekannt, daß Polyamine
mit Polyisocyanaten so schnell reagieren, daß sie nicht verarbeitbar sind,
wenn duroplastische PUR-Massen gebildet werden. Dagegen lassen sich
Diamine mit Diisocyanaten zu thermoplastischen PUR-Massen entweder
in Lösung
oder in der Schmelze ohne Schwierigkeiten verarbeiten. Bei den zuletzt
genannten thermoplastisch verarbeitbaren PUR-Systemen werden durch
Einführung
von Harnstoffsegmenten die Eigenschaften der PUR-Elastomeren, vor
allem Schlagzähigkeit,
Weiterreißfestigkeit
und Zugfestigkeit, verbessert.
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Wie
bereits angeführt,
ist es also nicht möglich,
vernetzte PUR-Systeme, z.B. durch Reaktion eines Diamins mit einem
Triisocyanat oder eines Polyamins mit einem Diisocyanat, herzustellen.
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In
der DE-OS 10 86 372 wurden erstmals Überzugsmittel bzw. Reaktionslacke
vorgestellt, deren Herstellung bei Raumtemperatur durch Reaktion
eines Phenolblockierten aromatischen Triisocyanats und eines Amidgruppen
enthaltenden Diamins erfolgt:
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Voraussetzung
für dieses
Prinzip – Verminderung
der NCO-Reaktivität
gegenüber
NH2-Gruppen durch Blockierung der NCO-Gruppe – ist, daß das Blockierungsmittel
nur so fest gebunden ist, daß es
bereits bei Raumtemperatur durch Amine wieder verdrängt werden
kann, wie dies für
das Phenol als Blockierungsmittel zutrifft. Auf dem Fatipec-Kongreß 1980 (Fatipec-Kongreßbuch II,
S. 293–306)
wurden flexible, ver netzte PUR-Elastomere vorgestellt, die man nach
dem gleichen Prinzip – Verminderung
der NCO-Reaktivität
durch Blockierung – herstellt.
Dabei wurde ein Nonylphenolblockiertes Isocyanataddukt aus 1 Mol
Polypropylenethertriol und 3 Molen Toluylendiisocyanat mit einem
Diamin, z.B. Laromin® C 260 (3.3'-Dimethyl-4.4'-diaminodicyclohexylmethan) der Firma
BASF bei Raumtemperatur im NCO/NH2 = 1:1-Verhältnis umgesetzt.
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Beiden
durch eine NCO/NH2-Reaktion vernetzten PUR-Systemen
haftet der Nachteil an, daß sie
nicht lichtbeständig
sind, da es sich jeweils um aromatische Polyurethane handelt, die
ja bekanntermaßen
bei Bewitterung zur Verfärbung
neigen. Diesen Nachteil der genannten aromatischen PUR-Systeme,
durch einfache Substitution des aromatischen Isocyanats durch ein
(cyclo)aliphatisches zu beseitigen – (cyclo)aliphatische Polyurethane
zeigen hervorragende Lichtbeständigkeit –, ist nicht
möglich,
da Phenolblockierte (cyclo)aliphatische NCO-Gruppen bei Raumtemperatur
mit Aminen nicht oder nur in unzureichendem Maße reagieren.
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Die
Lehre der DE-OS 40 28 284 zeigt erstmals blockierte (cyclo)aliphatische
Polyisocyanate auf, die befähigt
sind, mit Aminen unter Freisetzung des Blockierungsmittels bei Raumtemperatur
zu reagieren. Diesen mit speziellen Piperidin-Derivaten blockierten
(cyclo)aliphatischen Polyisocyanaten haftet der Nachteil an, daß sie bereits
bei Raumtemperatur mit der Luftfeuchtigkeit deblockieren und somit
unter Feuchtigkeitsausschluß – möglichst über einem
Trockenmittel – aufbewahrt
werden müssen,
andernfalls es zu Haut- und/oder Gelpartikelbildung führt, wodurch
die Ausbildung einer einwandfreien Lackoberfläche nicht mehr gewährleistet
ist. Das blockierte Isocyanat-Präpolymer
ist demzufolge bereits vor der Aminzugabe unbrauchbar.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, geeignete blockierte Polyisocyanate
für lichtbeständige, bei
Raumtemperatur härtende
2-K-PUR-Lacke bereitzustellen, deren Härtung über eine NCO/NH2-Reaktion erfolgen
soll und die die aufgeführten
Nachteile nicht aufweisen.
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Diese
Aufgabe konnte dadurch gelöst
werden, daß für die mit
Polyaminen umzusetzenden NCO-Präpolymeren
solche auf Basis (cyclo)aliphatischer Isocyanate mit Triazolen als
Blockierungsmittel verwendet wurden.
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Gegenstand
der Erfindung sind daher lichtbeständige, reaktive 2-K-PUR-Lacke,
die bei Raumtemperatur härten,
bestehend aus
- a) mit Triazolen blockieren Isocyanat-Präpolymeren
und
- b) aliphatischen, (cyclo)aliphatischen Polyaminen und/oder Aminoamiden,
wobei pro Aminogruppe 1–1,4 blockierte
NCO-Gruppen umgesetzt sind.
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Bei
den erfindungsgemäß einzusetzenden
blockierten Polyisocyanaten handelt es sich um Verbindungen, deren
blockierter NCO-Gehalt 2–17
%, vorzugsweise 4–10
%, beträgt
und die ein Molgewicht von ca. 450–5 500, vorzugsweise 1 500–3 500,
haben. Während
die Isocyanat-Präpolymeren
auf Basis Polyesterpolyolen in Lösung
verarbeitet werden müssen,
ist bei solchen auf Polyetherpolyolbasis eine lösemittelfreie Verarbeitung
möglich.
Die Herstellung blockierter Polyisocyanate erfolgt in zwei Stufen,
wobei in der 1. Stufe das NCO-Präpolymere
aus Polyesterpolyolen bzw. Polyetherpolyolen und (cyclo)-aliphatischen
Diisocyanaten im NCO/OH-Äquivalenzverhältnis 1,7–2,5:1,
vorzugsweise 1,9–2,1:1,
insbes. 2:1, in bekannter Weise hergestellt wird. In einem 2. Schritt
wird dann zu dem auf 60–100 °C erhitzten
NCO-Präpolymeren
Triazol so zudosiert, daß pro
NCO-Äquivalent
ein Mol Triazol zur Reaktion kommt. Die Reaktions-komponenten werden
so lange bei 60–100 °C erhitzt,
bis der NCO-Gehalt der Reaktionsmischung < 0,3 % beträgt. Für die erfindungsgemäßen Lacke
kommen im Prinzip alle (cyclo)aliphatischen Diisocyanate in Frage;
in praxi werden aber bevorzugt Isophorondiisocyanat, Hexame-thylendiisocyanat,
1.4-Diisocyanatocyclohexan,
4.4'-Diisocyanatodicyclohexylmethan
und 2.4/2.6-Diisocyanato-1-methylcyclohexan
eingesetzt.
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Die
Diisocyanate können
selbstverständlich
auch in dimerer oder trimerer Form als Uretdione, Carbodiimide,
Harnstoffe bzw. Isocyanurate, Biurete eingesetzt werden.
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Bei
den zur Herstellung der NCO-Präpolymeren
eingesetzten Polyesterpolyolen handelt es sich um Kondensationsprodukte
aus Dicarbonsäuren
und Polyolen, die durch Polykondensation, z.B. von Adipinsäure, Trimethyladipinsäure, Phthalsäure, Isophthalsäure, Terephthalsäure mit
Ethylenglykol, Butandiol, Diethylenglykol, Triethylenglykol, Hexandiol,
Neopentylglykol, 1.1.1-Trimethylolpropan hergestellt werden. Ferner
können die
Polyesterpolyole auch Polymerisationsprodukte des Caprolactons sein.
Auch OH-Gruppen enthaltende Polymerisationsprodukte werden zur Herstellung des
NCO-Präpolymeren
eingesetzt. Es sind dies z.B. Polyalkylenetherpolyole, die durch
anionische Polymerisa-tion, Copolymerisation und Blockcopolymerisation
von Ethylenoxiden, wie Ethylenoxid, Propylenoxid, Butylenoxid, mit
bi- oder polyfunktionellen Alkoholen, wie Butandiol, 1.1.1-Trimethylolpropan,
Hexantriol-1.2.6, Pentaerythrit, oder mit Aminen, wie Methylamin,
Ethylendiamin, als Starterkomponente hergestellt werden oder durch
anionische Polymerisation und Copolymerisation cyclischer Ether
wie Tetrahydrofuran, Ethylenoxid und Propylenoxid, mit sauren Katalysatoren,
z.B. Bortriflouridätherat.
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Als
Blockierungsmittel werden 1.2.3- und 1.2.4-Triazol sowie Benztriazol
eingesetzt.
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Die
bekanntesten Vertreter der 2-K-PUR-Lacke auf Basis (cyclo)aliphatischer
Isocyanate sind die sogenannten DD-Lacke, die überall dort eingesetzt werden,
wo an den Lack höchste
Anforderungen gestellt werden. Da sie bei Raumtemperatur zu langsam
härten,
werden sie bei industriellen Lackierungen forciert, d.h. bei ca.
80–120 °C 20–30 Minuten,
gehärtet.
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Die
erfindungsgemäßen 2-K-PUR-Lacke
zeigen dagegen sogar bei Raumtemperatur eine schnelle Durchhärtung; so
sind sie z.B. als Filme bereits nach 20 Minuten staubtrocken. Als
NCO-Komponente des 2-K-PUR-Lacks kommen vor allem die blockierten
Polyisocyanate in Frage, in denen ein (cyclo)aliphatisches Diisocyanat
mit einem Polyesterpolyol im NCO:OH-Äquivalenzverhältnis von
1,9–2:1
umgesetzt wurde.
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Als
Polyaminkomponente kommen grundsätzlich
alle Diamine, speziell aber Isophorondiamin (IPD), 2.2.4(2.4.4)-Trimethylhexamethylendiamin
(TMD), 1.4-Diaminocyclohexan, 2.4/2.6-Diamino-1-methylcyclohexan
und Laromin® C
260 (3.3'-Dimethyl-4.4'-diaminodicyclo-hexylmethan)
in Frage. Weitere geeignete Amine sind Ethylendiamin, Hexamethylendiamin,
2-Methylpentamethylendiamin-1.5, 1.3- bzw. 1.2-Diaminopropan, Neopentyldiamin,
4.4'-Diaminodicyclohexylmethan,
4.9-Dioxadodecan-1.12-diamin, Diethylentriamin, Dipropylentriamin.
Das Polyamin kann auch ein Aminoamid sein, das durch Kondensation
eines Diamins mit einer Dicarbonsäure im Molverhältnis (n+1):n,
wobei n = 1-4 sein kann, in bekannter Weise hergestellt wurde.
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Zur
Herstellung der erfindungsgemäßen 2-K-PUR-Lacke
werden die Komponenten – das
blockierte Polyisocyanat und das (cyclo)aliphatische Polyamin – ggf. in
inerten Lösemitteln
wie Toluol, Xylol, Ethylenglykolacetat, Methoxypropylacetat, ggf.
mit Pigmenten und/oder in der PUR-Chemie üblichen Katalysatoren, wie organische
Zinn-II- und -IV-Verbindungen
wie Dibutylzinndilaurat (DBTL), im NCO/NH2-Verhältnis von
1–1,4
: 1 gemischt und in bekannter Weise auf gereinigte, ggf. vorbehandelte
Bleche appliziert und bei Raumtemperatur gehärtet. Die erhaltenen Lackfilme
besitzen die von den 2-K-PUR-Lacken her bekannten hervor-ragenden
lacktechnischen Eigenschaften.
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Die
Erfindung wird durch nachstehende Beispiele erläutert:
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A. I. Allgemeine Herstellungsvorschrift
für das
erfindungsgemäß einzusetzende
Isocyanat-Präpolymere
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Die
blockierten NCO-Präpolymeren
werden in zwei Stufen hergestellt. In der 1. Stufe erfolgt die Herstellung
des NCO-Präpolymeren
durch Reaktion des Polyols mit dem Diisocyanat im OH/NCU-Verhältnis von 1
: 1,7–2,5,
bevorzugt 1 : 1,9–2,1,
insbesondere 1 : 2. Dabei werden die Komponenten bei 80 °C so lange
miteinander erhitzt, bis der NCO-Gehalt den berechneten Wert erreicht
hat. Danach erfolgt in der 2. Stufe die Zugabe des Triazols (bei
80 °C).
Nach beendeter Blockierungsmittelzugabe wird das Reaktionsge-misch
so lange bei 80 °C
weiterer-hitzt, bis der NCO-Gehalt < 0,3 beträgt.
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B. Herstellung von 2-K-PUR-Lacken
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1. Herstellung
der erfindungsgemäß blockierten
Isocyanat-Präpolymeren
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Beispiel 1
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226
Gew.-T. IPDI wurden in 273,1 Gew.-T. Solvesso® 100
(Aromatengemisch, Siede-grenzen 163–181°C) gelöst und danach bei 80 °C mit 183,5
Gew.-T. eines verzweigten Polycaprolactons (OH-Zahl 311 mg KOH/g)
bis zu einem NCO-Gehalt von 6,2 % umge-setzt. Anschließend wurden
70,3 Gew.-T. 1.2.4-Triazol – gelöst in 46,9
Gew.-T. Solvesso® 100 – so lange bei 80 °C mit den
NCO-Gruppen zur Reaktion gebracht, bis der NCO-Gehalt auf < 0,3 % gesunken
war. Das Reaktions produkt hatte eine Viskosität bei Raumtemperatur von 2
500 mPa·s
und einen blockierten NCO-Gehalt von 5,2 %.
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Beispiel 2
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540
Gew.-T. eines Polyesters aus 1 mol Trimethylolpropan, 6 mol Hexandiol,
5 mol Phthalsäureanhydrid
und 1 mol Adipinsäure
mit einer OH-Zahl von 101–104
mg KOH/g wurden mit 222 Gew.-T. IPDI in 554 Gew.-T. Butylacetat/Solvesso® 100
(2 : 1) so lange bei 80 °C
erhitzt, bis der NCO-Gehalt des Reaktionsgemisches ca. 3,0% betrug.
Danach wurden 69 Gew.-T. 1.2.4-Triazol portionsweise zugegeben und
bei 80 °C
so lange weitererhitzt, bis der NCO-Gehalt < 0,3 % betrug. Die Viskosität des Reaktionsproduktes
bei RT betrug 3 000 mPa·s.
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Beispiel 3
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249
Gew.-T. eines Polyesters aus 2 mol Trimethylolpropan, 5 mol Hexandiol,
3 mol Phthalsäureanhydrid
und 2 mol Adipinsäure
mit einer OH-Zahl von 225–229
mg KOH/g wurden mit 222 Gew.-T. IPDI in 360 Gew.-T. Butylacetat/Solvesso® 100
(2 : 1) so lange bei 80 °C
erhitzt, bis der NCO-Gehalt der Reaktionsmischung 4,6 % erreicht
hatte. Da-nach wurden 69 Gew.-T. 1.2.4-Triazol portionsweise zugegeben
und bei 80 °C so
lange weitererhitzt, bis der NCO-Gehalt < 0,3 % betrug. Die Viskosität des Reaktionsproduktes
bei RT betrug 9 000 mPa·s.
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II. Herstellung der 2-K-PUR-Lacke
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Das
blockierte NCO-Präpolymere
wurde zunächst
mit Methylethylketon auf 50 Gew.-%
Festkörper verdünnt, danach
mit dem Diamin im Äquivalenzverhältnis gemischt
und nach einer Reifezeit von ca. 10 Minuten auf entfettete Stahlbleche
aufgetragen und bei Raumtemperatur gehärtet.
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Beispiel 1
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Das
50 %ige blockierte NCO-Präpolymer
B.I.1 wurde mit IPD gemischt und beispielhaft für alle 2-K-PUR-Lacke die Viskosität bei Raumtemperatur
innerhalb der ersten 4,5 Stunden gemessen:
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Die
Topfzeit (TZ) war nach 6 h erreicht.
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Die
Lackfilme besaßen
bei einer Schichtstärke
(SD) von 30–40 μm eine Pendelhärte (HK)
nach König (DIN
53157) nach 1 Tag von 73 sec und nach 7 Tagen 188 sec; die Tiefung
(ET) nach Erichsen (DIN 53 156) lag bei > 10 mm und der Impact revers (Imp.rev.)
bei > 944,6 g·m.
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Beispiel
2 Blockiertes
NCO-Präpolymer
B.I.1 plus TMD
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Beispiel
3 Blockiertes
NCO-Präpolymer
B.I.1 plus Laromin
® C 260
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Beispiel
4 Blockiertes
NCO-Präpolymer
B.I.2 plus IPD
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Beispiel
5 Blockiertes
NCO-Präpolymer
B.I.2 plus Laromin
®C 260
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Beispiel
6 Blockiertes
NCO-Präpolymer
B.I.3 plus IPD
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Beispiel
7 Blockiertes
NCO-Präpolymer
B.I.3 plus TMD
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Beispiel
8 Blockiertes
NCO-Präpolymer
B.I.3 plus Laromin
® C 260