Die Erfindung betrifft einen ausfahrbaren Überrollbügel für
Kraftfahrzeuge, bestehend aus einem Überrollkörper sowie ei
ner Blechkassette mit einem Führungskörper für den Überroll
körper und einer mit ihm in antreibender Wirkverbindung ste
henden Druckfeder zum Ausfahren des Überrollkörpers im Crash-
Fall und mit einem Auslösesystem, bestehend aus einer Verrie
gelungsanordnung mit dem Überrollkörper bei vorgespannter
Druckfeder und einem Betätigungselement für das Lösen der
Verriegelung im Crash-Fall.
Derartige ausfahrbare Überrollbügel finden bei Cabrio-Fahr
zeugen Verwendung, bei denen aus optischen Gründen auf einen
starren, d. h. fest eingebauten Überrollbügel, verzichtet
wird.
Die Fig. 3 zeigt im Teil A die bekannte Anordnung des Über
rollbügels im Fahrzeug. Der Überrollbügel 1 ist mit einer
Blechkassette 2, die sein Außengehäuse bildet, beispielsweise
an der Hinterwand 3 des Fahrzeuges, eines Cabriolets, befe
stigt. Er befindet sich unmittelbar hinter der Rückenlehne 4
mit einer Kopfstütze 5 der Fahrzeugsitze. Die Blechkassette 2
schließt nach oben etwa bündig mit der Rückenlehne 4 ab. In
Höhe der zugehörigen Kopfstütze 5 befindet sich im eingefah
renen Zustand der mit einer Bügelabdeckung 6 aus hartem
Kunststoff versehene Querbügel des Überrollbügels, über den
das Fahrzeug im Überschlagsfall abrollt. Dieser Querbügel
bildet zusammen mit rohrförmigen Holmen den Überrollkörper,
der mit seinen Holmen in einem in dem oberen Teil der Blech
kassette 2 befestigten. Führungsblock in Verbindung mit am
Boden der Kassette befestigten Standrohren ein- und aus fahr
bar geführt ist.
Im Überrollfall wird der Überrollkörper, veranlaßt durch ei
nen entsprechenden Sensor, Auslöser und Antrieb nach oben
ausgefahren. In der ausgefahrenen Stellung befindet sich da
bei der Querbügel deutlich oberhalb der Kopfstütze und
schützt somit die Köpfe der angeschnallten Fahrzeuginsassen
bei einem Überschlag.
Durch die Hinterwand 3 ragt dabei ein die Ausfahrbewegung
auslösendes Kraftelement 7, welches damit auf einfache Weise
nach einem Crash-Fall ausgewechselt werden kann.
Überrollbügel der vorgenannten Art sind in mannigfaltigen Aus
führungsformen hinsichtlich der konstruktiven Gestaltung der
Kassette und der Überrollkörper und des im Überrollfall aus
lösenden sowie dem Überrollkörper aus fahrenden Antriebssy
stem bekanntgeworden. Beispielhaft sei auf die DE 43 42 401 A1
sowie die DE 195 23 790 A1 hingewiesen, die Antriebe mit
tels eines Gasgenerators und eines Kolben-Zylindersystems
sowie mittels einer Druckfeder zeigen, in Verbindung mit ei
nem pyrotechnischen Zündsatz oder einem Crash-Magnet mit Ver
riegelungshebel als Auslösesystem für den Antrieb.
Die Fig. 3, Teil B zeigt in einer stark vergrößerten Darstel
lung ein bekanntes direkt einwirkendes Auslösesystem mit ei
ner einen Stift 8 aus lösenden Patrone 9 mit einem pyrotech
nischen Zündsatz 9a in Verbindung mit einer vorgespannten
Druckfeder 10 für den Antrieb des Überrollkörpers, der über
das Element 11 mit dem Stift 8 direkt verriegelt ist. Bei
einer Überschlagsgefahr wird der pyrotechnische Zündsatz 9a
gezündet, es entsteht innerhalb der Patrone 9 eine schnelle
Gasexpansion, deren Kraft den Stift 8 nach links drückt, wo
durch die Verriegelung des Überrollbügels aufgehoben wird und
dieser mittels der Druckfeder 10 impulsartig ausgefahren
wird.
Die Fig. 3 Teil C zeigt ebenfalls in einer stark vergrößerten
Darstellung eine indirekte Auslösung mit einer sogenannten
stiftausstoßenden pyrotechnischen Patrone 9' mit einem Zünd
satz 9'a, die den Stift 8 im Auslösefall gegen einen Verrie
gelungshebel 12 drückt, der im Normalfall mit einem mit dem
Überrollbügel verbundenen bolzenartigen Glied 13 verklinkt
ist und der im Crash-Fall entklinkt wird. Der vereinfachten
Darstellung wegen ist dabei im Teil B der Antrieb des Über
rollbügels mittels einer Druckfeder 10 nicht dargestellt.
Sowohl im Fall der Darstellung nach Fig. 3B als auch im Fall
der Darstellung nach Fig. 3C kann die pyrotechnische Patrone
durch einen sogenannten Crash-Magneten ersetzt werden, d. h.
einen Elektromagneten, der im Crash-Fall mit Strom aus dem
Bordnetz beaufschlagt wird und den Verriegelungs- und Aus
lösestift 8 betätigt.
Damit die antreibende Druckfeder 10 den Überrollbügel mit der
notwendigen Geschwindigkeit antreibt, steht sie unter einer
hohen Vorspannung. Dadurch besteht im Fall der direkten Aus
lösung nach Fig. 3B zwischen dem Stift 8 und dem Element 11
sowie im Fall der indirekten Auslösung nach Fig. 3C zwischen
der Kröpfung des Verriegelungshebels 12 und dem Glied 13 eine
hohe Klemm-Reibkraft, was im Auslösefall eine hohe, von dem
Auslösesystem aufzubringende Kraft bedingt. So muß in den
beiden dargestellten Fällen der Treibsatz bzw. die zugehörige
Patrone entsprechend groß dimensioniert werden; im Fall eines
Crash-Magneten werden entsprechend hohe Ströme benötigt, die
das Bordnetz des Kraftfahrzeuges stark belasten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ausgehend von dem
eingangs bezeichneten ausfahrbaren Überrollbügel diesen hin
sichtlich des Auslösesystems so auszugestalten, daß im Crash-
Fall die von ihm zur Entriegelung der Druckfeder des Feder
antriebes für den Überrollbügel aufzubringenden Kräfte klei
ner als bei den bekannten Konstruktionen sind.
Die Lösung dieser Aufgabe gelingt gemäß der Erfindung da
durch, daß eine zweistufige Verriegelungsanordnung vorgesehen
ist, mit zwei in Wirkverbindung miteinander stehenden Stufen,
von denen die erste Stufe als Auslösestufe in Wirkverbindung
mit dem Betätigungselement und die zweite Stufe als Verriege
lungsstufe mit dem Überrollkörper in Wirkeingriff steht, und
die dabei so ausgebildet sind, daß die an der Wirkverbindung
zwischen dem Überrollbügel und der Verriegelungsstufe wirken
de Klemm-Reibkraft an der Wirkverbindung beider Stufen unter
setzt ist.
Die zweistufige Verriegelungsanordnung kann auf verschiedene
Weise konstruktiv gelöst werden. Eine vorteilhaft einfache
Konstruktion ergibt sich, wenn die zweistufige Verriegelungs
anordnung aus einem Doppelhebel-System besteht, mit einem
Verriegelungshebel, der an einem Grundkörper um eine Achse
drehbar angebracht ist, am einen Ende einen Klinkfortsatz für
einen Wirkeingriff mit einem Verriegelungselement am Über
rollkörper besitzt, sowie der im öffnenden Sinne vorgespannt
ist, und mit einem Auslösehebel, der ebenfalls an dem Grund
körper um eine Achse drehbar angebracht ist, der an einem
Ende einen Klinkfortsatz für einen Wirkeingriff mit dem frei
en Ende des Verriegelungshebels besitzt, sowie dem das Be
tätigungselement zum Lösen des Wirkeingriffes des Auslösehe
bels mit dem Verriegelungshebel zugeordnet ist.
Die Vorspannung des Verriegelungshebels ist auf unterschied
liche Art und Weise konstruktiv realisierbar. Eine erste Aus
führungsform besteht darin, daß die Vorspannung des Verriege
lungshebels durch einen seitlichen Mittenversatz seiner Dreh
achse gegenüber dem Verriegelungselement am Überrollkörper
aufbringbar ist. Bei dieser Ausführungsform werden keine
zusätzlichen Teile benötigt.
Alternativ oder unterstützend besteht eine zweite Aus
führungsform darin, daß eine vorgespannte Drehfeder vorgese
hen ist, die am Grundkörper befestigt ist und mit dem Verrie
gelungshebel im entklinkenden Sinne in Wirkeingriff steht.
Mit dieser Ausführungsform können die vom Verriegelungsele
ment am Überrollkörper auf den Verriegelungshebel ausgeübten
Querkräfte verringert werden.
Auch das Betätigungselement des Auslösesystems kann auf ver
schiedene Weise realisiert werden. So kann gemäß einer ersten
Ausgestaltung der Erfindung das Betätigungselement einen
durch einen in einer Patrone gezündeten pyrotechnischen
Treibsatz oder durch einen Elektromagneten betätigten Stift
aufweisen, der auf den Auslösebehebel im Crash-Fall im en
triegelten Sinne einwirkt.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist auch
eine stiftfreie Auslösung möglich, wenn das Betätigungsele
ment einen Elektromagneten in Verbindung mit einem magneti
sierten Abschnitt im Auslösehebel aufweist.
Der eingeschaltete Elektromagnet kann dann stiftfrei auf den
Auslösehebel im entriegelten Sinne einwirken.
Weitere ausgestaltende Merkmale und Vorteile der Erfindung
ergeben sich anhand von zwei in den Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig. 1 in einer schematisierten Schnittdarstellung
eine erste Ausführungsform eines Doppelhebel-
Verriegelungssystems mit Auslösung durch einen
Stift,
Fig. 2 in einer weiteren schematisierten Schnittdar
stellung ein zweites Ausführungsbeispiel eines
Doppelhebel-Verriegelungssystems mit einer
stiftfreien Auslösung über einen Crash-Magne
ten, wobei im Teil A der verriegelte Zustand
und im Teil B der entriegelte, d. h. ausgelöste
Zustand, dargestellt ist, und
Fig. 3 im Teil A die bekannte Anordnung eines aus
fahrbaren Überrollbügels hinter den Fahrzeug
sitzen und in den Teilen B und C zwei ver
schiedene Ausführungsformen von bekannten Aus
lösesystemen.
Die Fig. 1 zeigt in einer schematischen Darstellung ein Aus
lösesystem für einen ausfahrbaren Überrollbügel, bestehend
aus einem stiftbetätigten Doppelhebel-Verriegelungssystem.
Dieses Doppelhebel-Verriegelungssystem weist einen Verriege
lungshebel 14 auf, der mittels eines hakenförmigen Klinken
fortsatzes 14a mit einem Bolzen 15 am Überrollkörper entspre
chend der Darstellung in Fig. 3C verklinkt ist. Auf den
Klinkenfortsatz 14a übt daher der Bolzen 15 eine durch die
vorgespannte Druckfeder des Antriebes aufgebrachte Kraft aus.
Dieser Verriegelungshebel 14 ist drehbar um die Achse 17 über
eine laschenartige Halterung 18 an einem Grundkörper 16 in
einer den Überrollkörper und seinen Federantrieb aufnehmenden
Blechkassette analog Fig. 3A angebracht. Das Zentrum der
Achse 17 ist dabei um den Abstand "a" von dem Zentrum des
Bolzens 15 seitlich versetzt. Dadurch wird durch die Feder
kraft des Druckfederantriebes auf den Verriegelungshebel 14
ein im entklinkenden Sinne wirkendes Moment ausgeübt.
Das Doppelhebelsystem weist ferner einen Auslösehebel 19 auf,
der um die Achse 20 drehbar an dem Grundkörper 16 befestigt
ist, und der mit einem hakenförmigen Klinkenfortsatz 19a mit
dem Verriegelungshebel 14 an dessen freiem Ende 14b verklinkt
ist.
Das Auslösesystem besitzt ferner ein symbolisch dargestelltes
Betätigungselement 9 mit einem Auslösestift 8, der in Wirk
verbindung mit dem freien Ende des Auslösehebels 19 steht.
Der Auslösestift 8 kann mittels einer Patrone mit einem
Treibsatz analog der Fig. 3C oder mittels eines elektroma
gnetischen Crash-Magneten im Crash-Fall betätigt werden.
Wird der Stift 8 durch einen den Crash-Fall erfassenden Sen
sor ausgelöst, so schnellt er aus dem Betätigungselement 9
und drückt den Auslösehebel 19 nach links in die gestrichelt
dargestellte Position. Dadurch gibt sein Klinkenfortsatz 19a
den Verriegelungshebel 14 frei, der seinerseits durch die am
Bolzen 15 wirkende Kraft der vorgespannten Druckfeder des
Federantriebes für den Überrollbügel verschwenkt wird, der
art, daß sein Klinkenfortsatz 14a den Bolzen 15 am Überroll
bügel frei gibt, wodurch der Überrollbügel mittels seines
Druckfederantriebes aus der Kassette ausgefahren wird.
Durch die vorgespannte Antriebs-Druckfeder in Verbindung mit
den entsprechend abgestimmten Hebelarm-Längen ist die Klemm
kraft zwischen dem Verklinkungsfortsatz 19a des Auslösehebels
19 und dem Hebelende 14b des Verriegelungshebels 14 kleiner
als die Klemmkraft zwischen dem Verklinkungsfortsatz 14a und
dem Bolzen 15, der durch den Druckfederantrieb des Überroll
bügels mit einer vorgegebenen Kraft gegen den Klinkenfortsatz
14a des Verriegelungshebels gedrückt wird. Dadurch ist die
Auslösekraft, die der Auslösestift 8 auf den Auslösehebel 19
aufbringen muß, wesentlich kleiner als im bekannten Fall nach
den Fig. 3B und C, wodurch im Fall einer pyrotechnischen
Patrone ein kleinerer Treibsatz und im Fall eines Crash-Ma
gneten weniger elektrische Energie benötigt wird.
Das Auslösesystem ist dabei so konstruiert, daß sich die Aus
lösezeit nicht vergrößert sowie daß es nach einer Auslösung
nicht automatisch in die Ausgangsstellung zurückspringt, d. h.
die Reversierung erfolgt durch eine äußere Kraft auf den Ver
riegelungshebel 14 gegen die Kraft der Druckfeder des Feder
antriebes des Überrollbügels.
Die Fig. 2 zeigt eine zweite Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Doppelhebelsystems in zwei Zuständen. Der Zustand A
ist der Ruhezustand, der Zustand B der ausgelöste Zustand.
In Fig. 2A ist der Klinken-Fortsatz 14'a des Verriegelungs
hebels 14' mit dem Bolzen 15 am Halte-Ende 15a des Überroll
bügels verklinkt. Da im Falle der Ausführung nach Fig. 2 der
Mittenversatz der Drehachse 17' des Verriegelungshebels 14
gegenüber dem Bolzen 15 kleiner als im Fall der Fig. 1 ist,
ist eine vorgespannte Hilfs-Drehfeder 24 vorgesehen, die mit
einem Ende am Grundkörper 16' befestigt ist, und mit ihrem
freien Ende 24a an einer Öffnung 14'c im Verriegelungshebel
anliegt, derart, daß sie den Verriegelungshebel 14' um seine
Achse 17' im entklinkenden Sinne verdrehen will.
Der um die Achse 20' am Grundkörper 16' drehbar angebrachte
Auslösehebel 19' ist bügelförmig ausgebildet und steht mit
seinem flachen umgebördelten Klinken-Fortsatz 19'a mit einem
Klinkenanschlag 14'b des Verriegelungshebels 14' in verrie
gelnder Wirkverbindung. Diese Wirkverbindung wird durch eine
Drehfeder 21, die mit einem Ende am Grundkörper 16' befestigt
ist und deren freies Ende 21a auf dem freien, einen magneti
sierten Abschnitt 19'b aufweisenden Ende des Auslösehebels
19' aufliegt und diesen nach unten drückt, hergestellt.
Unterhalb des Auslösehebels 19' befindet sich ein Auslöse-
Elektromagnet 22, der Crash-Magnet, der im eingeschalteten
Zustand den magnetisierten Abschnitt am Ende 19'b des Aus
lösehebels 19' nach oben drückt und damit, wie in Fig. 2B
dargestellt, die Verklinkung mit dem Verriegelungshebel 14'
frei gibt. Dadurch wird dieser unter Aufhebung der Verklin
kung mit dem Bolzen 15 am Überrollkörper mittels des von der
Druckfeder des Überrollbügelantriebes ausgeübten Momentes,
unterstützt durch die vorgespannte Hilfs-Drehfeder 24, um die
Achse 17' in die in Fig. 2B gezeigte Lage gegen einen An
schlag 23 verdreht.
Auch bei der in Fig. 2 dargestellten Ausführungsform ist,
unterstützt durch die potentielle Energie der vorgespannten
Drehfeder 24 und die Hebelverhältnisse, die Klemm-Reibkraft
an der Verklinkung 14'bb und 19'a des Auslösehebels 19' mit
dem Verriegelungshebel 14' kleiner als an der Verklinkung des
Verriegelungshebels 14' mit dem Bolzen 15.
Anstelle der magnetischen Wirkverbindung zum Auslösehebel 19'
kann auch ein Auslösestift vorgesehen sein, der auf die Un
terseite des Auslösehebels 19' einwirkt und diesen im Crash-
Fall nach oben treibt.