DE19741888C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Ermittlung des Stoßdrucks von Zündmitteln - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Ermittlung des Stoßdrucks von ZündmittelnInfo
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Description
Zündmittel, wie Zündpillen, Detonatoren, Zündverstärker, Zündüberträger,
Sprengkapseln etc., zünden als Element einer Zündkette mit den von ihnen
ausgehenden Stoßdrücken (Stoßwellen), die ihnen nachfolgende Komponente.
Für ein zuverlässiges Funktionieren ist dabei eine definierte Leistungsentfal
tung des Zündmittels erforderlich.
Die Leistung von Zündmitteln muß deshalb bei der Entwicklung von Zündket
ten bei des Auswahl der Zündmittel sowie bei der Beurteilung der Funktions
fähigkeit gealterter Zündketten bekannt sein.
Die diesbezüglichen Parameter werden bisher in der Regel mittels Metallplat
ten nachgewiesen, in die durch die vom Zündmittel ausgehende Stoßwelle
unterschiedlich große Vertiefungen oder Löcher gestaut werden, was als z. B.
Maß für die Leistung angenommen wird. Zum Nachweis der Funktionsfähig
keit müssen dann immer noch realitätsnahe Experimente unter Einsatz des
Zündmittels Und der nachfolgenden Empfängerladung durchgeführt werden.
Im Rahmen einer physikalischen Definition der Leistung von Zündmitteln ist
der zeitaufgelöste Druck der vom Zündmittel herrührenden Stoßwelle der be
stimmende Parameter, den es zu messen gilt. Zur Leistungsbestimmung sind
deshalb quantitative ortsaufgelöste Druckmessungen an Zündmitteln durch
zuführen, so daß sich der Zünddruck an verschiedenen relevanten Orten (z. B.
Ausgangsebene des Zündmittels, Eingangsebene der Empfängerladung) be
stimmen läßt. Damit wird das Zündvermögen des Zündmittels präziser unter
Abschätzung seiner Leistungsreserven bestimmt, was bei der Alterung
(Lagerfähigkeit etc.) der Zündmittel eine große Rolle spielt.
Zu diesem Thema sind Druckmessungen an Stoßwellen mit einem Kohle-
Masse-Widerstand (KMW) nach R W. Watson:
Gauge for Determining Shock Pressures, Rev. Sci. Instr. 38; J. Ribovich et
al.: AIAA Journal Vol. 6, No. 7, Seite 1260 (1968) oder K. H. Hollenberg:
Druckmessungen an Stoßwellen in Flüssigkeiten und Stoßwellen und Festkör
pern, Habilitationsschrift Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät Uni
versität Düsseldorf 1983 bekannt.
Die vorgenannten Meßmethoden schreiben den iterativen Einsatz singulär
KMW vor.
Von J. Ginsberg wird die simultane Anwendung mehrerer KMW im Zusam
menhang mit Gas-Kanonen-Messungen erwähnt (M. J. Ginsberg et. al. Rev.
Sci. Instruments 62 (9), 2218 (1991)).
Die Angaben dieser Arbeit führen den vorgenannten Stand des Technik jedoch
nicht zu einer wohldefinierten Kombination von Drucksensoren weiter, wel
che die verschiedenen Einzelsensoren und das zu untersuchende Zündmittel
zu einer Vorrichtung für ortsaufgelöste Messungen integriert, noch sind ihr
Hinweise auf ein anzuwendendes Extrapolationsverfahren entnehmbar, wel
ches auf den Ausgangsdruck von Zündmitteln schließen läßt.
Dies gilt gleichermaßen für J. Austing et. al. (Propellants, Explosives, Pyro
technics 16, 205 (1991)) welche Drücke mit KMW nur direkt in der Oberfläche
von Explosivstoffen ohne Ortsauflösung messen, so daß vorwiegend nur Lauf
zeiten der Stoßwelle und keine ortsabhängigen Drücke gemessen werden. Die
Messung von Stoßdrücken in der Oberfläche von Zündmitteln ist zudem
höchst problematisch (frühzeitige Zerstörung des Sensors).
Um mit den Möglichkeiten des Standes der Technik auf den Stoßdruck in z. B.
der Ausgangsebene des Zündmittels schließen zu können, erfordern die be
kannten Lösungen bisher eine Vielzahl von Einzelmessungen, wobei jedesmal
ein neues Zündmittel zu verwenden ist, welches unterschiedliche Stoßdrücke
liefern kann, was Anlaß zu größeren Fehlerbreiten gibt. Die direkte Kopplung
eines KMW direkt an das Zündmittel ist problematisch wegen der zwangsläu
figen Zerstörung des Sensors durch die Schwaden (Metallpartikel etc.), so daß
man auf ortsaufgelöste Messungen in bestimmten Abständen von der Aus
gangsebene des Zündmittels mit anschließendes Extrapolation der Druckwer
te in die Ausgangsebene des Zündmittels angewiesen ist.
Auf dem Nachbargebiet der Zündmittel, der Geschoßkunde, ist eine Vorrich
tung aus der US 5,359,796 bekannt, die ein länglich gestrecktes Volumen
aufweist, welches über seine Erstreckung mit Drucksensoren besetzt ist, die
Störungen (Druckwellen) eines das Volumen fällenden Mediums aufnehmen
und an eine Auswerteschaltung weiterleiten, wobei die Störungen vom
schnellen Durchqueren einer Patrone von deren Energieverlust ins Medium
bestimmt sind.
Zur Leistungsprüfung von Zündmitteln ist diese Vorrichtung jedoch nicht
verwendbar. Wegen ihres Merkmals, eines nicht geschlossenen Volumens,
verursacht eine in ihr ausgelöste Detonation einen sofortigen Austritt des
Mediums. Als Folge ist eine ungestörte Druckwellenausbreitung vom Ort der
Detonation zu den Drucksensoren nicht möglich.
Weil die bekannte Vorrichtung originär zur Prüfling von Geschossen vorgese
hen ist, fehlt ihr eine sichere Aufnahmeeinrichtung für explosible Zündmittel,
wie auch eine integrierte Anzündeinrichtung zur gefahrlosen Initiierung des
Zündmittels.
Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, eine Möglichkeit zur Leistungsprü
fung von Zündmitteln zu schaffen, bei des nach nur noch einer Einzelmessung
genaue Werte zum Prüfling vorliegen.
Die Aufgabe der Erfindung wird mit einer Vorrichtung nach Anspruch 3 und
einem Verfahren nach Anspruch 1 gelöst.
Die Unteransprüche 2 und 4 bis 8 bilden die Erfindung in vorteilhafter Weise
weiter.
Mit der Erfindung ist es nunmehr möglich, im Rahmen der Abschätzung von
Funktions- und Einsatzfähigkeit bei in Benutzung befindlichen und für eine
Anwendung es bestimmter Stelle vorgesehenen Zündmitteln, deren Lei
stungsparameter mit geringem Aufwand in Erfahrung zu bringen.
Gemäß Anspruch 2 ist es dabei vorgesehen, die Stoßwelle einem Fluid mitzu
teilen und von diesem an die Sensoren leiten zu lassen.
Mit der Fluidleitung ist wegen der besseren Einkoppelmöglichkeit des Druck
impulses in die Sensorstruktur eine Genauigkeitssteigerung des Verfahrens
möglich. Des weiteren kann das Verfahren durch Wahl des Fluids besser an
unterschiedliche Prüflinge angepaßt werden.
Mit Anspruch 4 sind vorteilhafte Bedingungen für den Prozeßstart des Verfah
rens auf seiner Zeitachse definiert.
Weil es zu Veränderungen während des Überstreichens eines Drucksensors in
der Stoßweile kommen kann, schreibt der Anspruch 5 eine spiralförmige An
ordnung der Drucksensoren am Umfang des Volumens vor. So ist sicherge
stellt, daß Deformationen in der Stoßwelle nicht auf nachfolgende Sensoren
einwirken können.
Einen Hinweis auf einen besonders kostengünstigen Drucksensor in Form von
Kohlemassewiderständen, gibt der Anspruch 6. Deren Nachteil, eine besonde
re Temperaturempfindlichkeit, läßt sich mit eines Volumen-Temperierein
richtung, wie in Anspruch 7 vorgeschrieben, günstig beeinflussen.
Zur Adaptierung des Verfahrens an einen großen Vorrichtungsbedarf, wie er
z. B. bei der Serienfertigung von Munition besteht, ist es nach Anspruch 8
vorgesehen, die Drucksensoren mit ihren Zuleitungen in Form einer gedruck
ten Schaltung auf den Innenwänden des Volumens einzubringen.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend näher beschrieben
und in den Zeichnungen Fig. 1 und 2 dargestellt.
Es zeigt
die Fig. 1 eine Vorrichtung für das erfindungsgemäße Verfahren,
die Fig. 2 die Einbindung des Vorrichtung in eine Auswerteschaltung.
Die in Fig. 1 dargestellte Vorrichtung für das erfindungsgemäße Verfahren
wird gebildet aus einem Volumenträgers 1, welches das Prüfvolumen 2 ein
schließt. Zur Erhöhung der Standsicherheit steht der Volumenträger 1 auf ei
ner mit ihm verbundenen Bodenplatte 3. Zur Fixierung des Prüflings dient die
auf der Bodenplatte 3 angebrachte Aufnahme 4, die eine Möglichkeit zur Re
aktionsauslösung bietet. Im Ausführungsbeispiel ist die Aufnahme 4 als
Schraube ausgeführt. Dies bietet den Vorteil, ihre Ausnehmung zur Fixierung
des Zündmittels verschiedenen Prüflingskonturen optimal anpassen zu kön
nen. Zusätzlich ist so ein vorteilsweiser schneller Aufnahmenwechsel gewähr
leistet. In der Ausgangsebene des Zündmittels ist ein erstes druckgesteuerter
Sensor in Form einer Kurzschlußsonde 5 plaziert. In wohldefinierten Abstän
den von der Ausgangsebene des Zündmittels entfernt, sind Drucksensoren 6
spiralförmig an der Innenseite des Volumenträgers angeordnet.
Wie die Zeichnung 2 zeigt, wird zur Prüfling das zu untersuchende Zündmit
tel 7 in die Halterung 4 gegeben und über die Zündeinrichtung 8 zur Auslö
sung gebracht. Die entstehende Druckwelle läuft von ihrer Ausgangsebene
ausgehend, im Volumen zum offenen Ende. Die erzeugte Stoßwelle passiert
dabei als erstes die Kurzschlußsonde 5, welche für Triggerzwecke und Festle
gung des Nullpunktes der Systemzeitachse ein druckabhängiges Signal abgibt.
Nach dem Überstreichen der Kurzschlußsonde wirkt die Stoßwelle nachfol
gend auf die in verschiedenen Entfernungen zur Zündmittelebene angeordne
ten Drucksensoren 6. Bevorzugt werden hier besonders preiswerte, kommer
zielle Kohle-Masse-Widerstände (KMW). Diese Widerstände ändern ihren ohm
schen Widerstand über einen großen Bereich als Funktion des Druckes.
Zur Kompensation ihrer nachteiligen Temperaturabhängigkeit, empfiehlt es
sich, das Volumen mit Hilfe der Temperaturregeleinrichtung 9, vor allem bei
einer Stoßwellenleitung in einem Fluid, definiert zu temperieren. Durch ein
Stromversorgungsmodul 10 werden die KMW 6 mit einer konstanten Span
nung versorgt. Die Druckeinwirkung der Stoßwelle führt zu einem, dem
drucklosen Zustand des KMW 6 gegenüber erniedrigten Widerstandswert, was
ein Maß für die Druckerhöhung ist.
Die Zeitwertdifferenzen werden an ein Auswertemodul 11 geleitet, das im we
sentlichen aus einem Datenpuffer 12, einem Zeitzeichengenerator 13, einem
Prozessor, einem Programmspeicher 15 und einer Werteausgabe 16 besteht.
Die Daten der Drucksensoren 6 werden mit den zugehörigen Zeitwerten im
Datenpuffer 12 zwischengespeichert. Ein von einem im Programmspeicher 15
abgelegten Rechenprogramm gesteuerter Prozessor 14, berechnet dann nach
einem üblichen mathematischen Algorithmus jeden gewünschten Stoßdruck,
ausgehend von der Ausgangsebene des Zündmittels bis ans Ende der Druck
sensorstrecke.
Die Werte sind danach der Werte-Ausgabe 16 entnehmbar. Neben der automa
tischen Berechnung der ebenen bezogenen Stoßdruckberechnung ist es
selbstverständlich möglich, eine übliche Extrapolation auf der Grundlage zwi
schengespeicherter Leitwertänderungen mit Hilfe der üblichen mathemati
schen Verfahren von Hand durchzuführen.
1
Volumenträger
2
Prüfvolumen
3
Bodenplatte
4
Zündmittelhalterung
5
Kurzschlußsonde
6
Drucksensor (bei Kohle-Masse-Widerstand: KMW)
7
Zündmittel
8
Zündeinrichtung
9
Temperaturregeleinrichtung
10
Stromversorgungsmodul
11
Auswertemodul
12
Datenpuffer
13
Zeitgeber
14
Prozessor
15
Programmspeicher
16
Werteausgabe
Claims (8)
1. Verfahren zur Ermittlung des Stoßdrucks in Entfernungs- und Zeitabhän
gigkeit zu einem Zündmittel, bei dem
- a) ein Zündmittel zur Reaktion gebracht wird, dessen
- b) Stoßwelle in einem prismatischen oder zylindrischen Volumen ge führt wird, wobei
- c) die Stoßwelle im Bereich der Ausgangsebene des Zündmittels einen ersten Druckschalter betätigt, der ein Signal zur Nullpunktgenerie rung einer Zeitachse abgibt, wonach
- d) die Stoßwelle weitere Drucksensoren passiert, deren Signale in Ab hängigkeit zur aktuellen Druckbeaufschlagung stehen und nachfol gend
- e) die Signaländerungswerte einem Rechenverfahren zugeführt werden, welches nach Berechnung der Druckwerte am Ort der Drucksensoren durch eine Ausgleichsrechnung mit Extrapolation den Druck am Aus gang des Zündmittels oder in einer beliebigen Entfernung dazu zu bestimmen gestattet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stoßwelle vom Zündmittel in ein Fluid, vorzugsweise Wasser,
eingekoppelt wird.
3. Vorrichtung für das Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie ein prismatisches oder zylinderförmiges Volumen (2) einschließt,
bei dem an einer der das Volumen (2) einfassenden Ebenen eine
Aufnahme mit der Möglichkeit einer Reaktionseinleitung für mindestens
ein Zündmittel (7) angebracht ist, wobei in der Ausgangsebene des
Zündmittels (7) ein erster druckgesteuerter Sensor (6) angeordnet ist,
dem in Abständen, auf die Höhe des Volumens (2) verteilt, weitere
Drucksensoren (6) folgen, die mit einem Auswertemodul (11) verbunden
sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Druckwechsel am Drucksensor (6) in der Ausgangsebene des
Zündmittels (7), einen Einschalt- oder Ausschaltvorgang des
Drucksensors (2) bewirkt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die auf die Volumenhöhe verteilten Drucksensoren (6), spiralförmig
am Umfang des Volumens (2) angeordnet sind.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Drucksensoren (6) mit Kohlemassewiderständen dargestellt
werden, deren aktuelle Leitwerte vom einwirkenden Druck bestimmt
sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie eine Einrichtung zum definierten Temperieren (9) des Volumens
(2) aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Drucksensoren (6) in Form einer gedruckten Schaltung mit ihren
elektrischen Zuleitungen, innen auf den Seitenflächen oder dem Mantel
des Prüfvolumens (2) aufgebracht sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997141888 DE19741888C1 (de) | 1997-09-23 | 1997-09-23 | Verfahren und Vorrichtung zur Ermittlung des Stoßdrucks von Zündmitteln |
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DE (1) | DE19741888C1 (de) |
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1997
- 1997-09-23 DE DE1997141888 patent/DE19741888C1/de not_active Expired - Fee Related
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