DE19728491A1 - Verfahren und Anordnung zum kapazitätsgesteuerten Betrieb von Mobilfunknetzen - Google Patents
Verfahren und Anordnung zum kapazitätsgesteuerten Betrieb von MobilfunknetzenInfo
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Description
Die stetig steigende Teilnehmerzahlen in heutigen Mobilfunknetzen stellen die
Netzbetreiber vor wachsende Anforderungen, die benötigten Kapazitäten im Netz
bereitzustellen, um für möglichst alle Teilnehmer eine Kommunikation im Netz in
ausreichender Qualität zu ermöglichen. Dabei können nicht beliebig viele Träger
je Zelle zur Verfügung gestellt werden, da die Zahl der nutzbaren Frequenzen im
Netz in der Regel limitiert ist, sei es technisch bedingt oder z. B. durch den
rechtlich genehmigten Frequenzbereich. Frequenzen sind somit kostbar
geworden. In der Regel wird durch ausgeklügelte Methoden und Netzstrukturen
versucht, die Wiederholbarkeit von Frequenzen in anderen Zellen zu erhöhen.
Eine konstante Bereitstellung von einer bestimmten Anzahl von fixen Frequenzen
z. B. in einer bestimmten Zelle erweist sich jedoch als ungünstig: Entweder kann
diese am Maximalbedarf orientiert werden, womit zu Zeiten niedrigen
Teilnehmerverkehrs in dieser Zelle ein Großteil dieser Frequenzen ungenutzt
bleibt und somit vergeudet ist bzw. Störwirkungen ausübt. Oder sie wird an einem
mittleren Bedarf orientiert, womit zu Zeiten hohen Teilnehmerverkehrs nicht
genügend Frequenzen als Träger des Verkehrs zur Verfügung stehen, d. h. es
wurden nicht genügend Frequenzen für die Zelle geplant und die Zelle ist somit für
gewissen Bedarf unterdimensioniert.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Verfügung zu
stellen, das unter Berücksichtigung der Übertragungsqualität eine optimale
Steuerung der Kapazität im Netz ermöglicht. Diese Aufgabe wird gelöst durch das
Verfahren gemäß Anspruch 1. Eine Anordnung, die eine solche Steuerung
ermöglicht, ist in Anspruch 8 offenbart.
Es wird zumindest eine der Sende- und Empfangseinrichtungen zuschaltbar
ausgestaltet, so daß variabel auf die aktuelle Verkehrslast im Mobilfunknetz
reagiert werden kann, d. h. es können alle oder nur bestimmte Sende- und
Empfangseinrichtungen des Netzes in dieser Form betrieben werden. Als weitere
Verbesserung der Auslastung der vorhandenen Kapazität wird zumindest eine der
Sende- und Empfangseinrichtungen im beanspruchten Verfahren mit einem
Frequenzsprungverfahren betrieben, d. h. es können ausschließlich die temporär
zuschaltbar ausgestalteten Sende- und Empfangseinrichtungen mit einem
Frequenzsprungverfahren betrieben werden oder nur einige oder alle der nicht
temporär betriebenen Sende- und Empfangseinrichtungen. Auch eine
Kombination der beiden vorgenannten Varianten ist möglich. Es zeigt sich, daß
der Einsatz von Frequenzsprungverfahren deutliche Verbesserungen bringt, da
einerseits bei bestehenden Netzkonfigurationen eine Verbesserung der
Übertragungsqualität erreicht werden kann und andererseits bei gleichbleibender
Übertragungsqualität eine Erhöhung der Kapazität im Netz erzielt wird.
Vorteilhaft kann die Inbetriebnahme der vorgenannten Sende- und
Empfangseinrichtungen in Abhängigkeit von Schwellenwertmessungen erfolgen,
die insbesondere auf den Schnittstellen des Netzes durchgeführt werden können.
Hierbei können z. B. Verkehrsmessungen oder Protokollmessungen durchgeführt
werden, die Inbetriebnahme kann dann z. B. bei Über- oder Unterschreitung von
Schwellenwerten erfolgen, die vom Netzbetreiber festgelegt und gegebenenfalls
angepaßt werden können. Diese Anpassung kann auch automatisch erfolgen,
insbesondere durch ein intelligentes, lernendes System. Der Einsatz eines
solchen Systems kann jedoch auch unabhängig von Schwellenwertmessungen
zur Inbetriebnahme der Sende- und Empfangseinrichtungen vorgesehen werden.
Dabei kann das System eine historische Auswertung sowie Speicherung
statistischer Daten durchführen und daraus Prognosen für den zu erwartenden
Teilnehmerverkehr des nächsten Zeitraumes ermitteln, so daß die
Kapazitätssteuerung bereits vorausschauend eingeleitet werden kann. In gleicher
Weise läßt sich auch die Zurücknahme der nicht mehr benötigten Kapazitäten im
Netz steuern, d. h. ein temporärer Kapazitätsabbau in verkehrsschwachen Zeiten
des Netzes.
In einer bevorzugten Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes wird ein
permanenter Kapazitätsbedarf ermittelt, beispielsweise durch eine Mittelung über
den jeweils aktuellen Tagesbedarf. Die Mittelung kann als rein arithmetisches
Mittel über den gesamten Tag erfolgen. Es kann jedoch auch eine
bedarfsgerechte Mittelung erfolgen, die vor allem den Zeiten mittleren und
größeren Bedarfes Rechnung trägt. Bevorzugt wird jedoch auch eine Gewichtung
im Rahmen der Mittelung erfolgen, die den Bedarf zu bestimmten Zeiten stärker
gewichtet, zu anderen Zeiten geringer (beispielsweise während der späten Nacht).
Über den permanenten Kapazitätsbedarf kann dann ein permanenter Bedarf an
Sende- und Empfangseinrichtungen abgeleitet werden. Einem solchen
permanenten Bedarf kann eine feste Kapazität zugeordnet werden, die dem Netz
ständig zur Verfügung steht. Eine Inbetriebnahme der vorgenannten Sende- und
Empfangseinrichtungen erfolgt vorzugsweise in Abhängigkeit von einem
Vergleich des aktuellen Bedarfs an Kapazität mit dem permanenten Bedarf. Der
aktuelle Bedarf kann über oder unter dem permanenten Bedarf liegen, der, wie
bereits beschrieben, vorzugsweise als Tagesmittel des aktuellen Bedarfes
bestimmt wird. So kann beispielsweise dann eine Inbetriebnahme der Sende- und
Empfangseinrichtungen initiiert werden, wenn der aktuelle Bedarf über dem
permanenten Bedarf oder um einen gewissen Differenzbetrag über oder unter
dem permanenten Bedarf liegt.
Diese Inbetriebnahme kann für jede Sende- und Empfangseinrichtung einzeln
oder in Gruppen oder auch für alle gesamt erfolgen, wobei auch regionale
Gruppierungen vorgesehen werden können wie alle Sende- und
Empfangseinrichtung einer Zelle oder eines Zellclusters. In analoger Weise kann
auch die Abschaltung der Sende- und Empfangseinrichtung vorgenommen
werden, um wieder Kapazitäten freizugeben, die nicht mehr benötigt werden.
Bevorzugt werden bei der Inbetriebnahme und der Abschaltung Hysteresen
vorgesehen, d. h. eine Inbetriebnahme oder Abschaltung erfolgt nicht sofort,
sondern erst nachdem sich die neue Bedarfssituation über einen gewissen
Zeitraum stabilisiert hat. Dabei werden die Zeiträume für die Inbetriebnahme bzw.
die Abschaltung bevorzugt unterschiedlich gewählt, z. B. für die Inbetriebnahme
ein geringerer Zeitraum als für die Abschaltung, um eine möglichst optimale
Bereitstellung von Kapazitäten zu gewährleisten.
Im folgenden wird eine spezielle Ausführungsform der Erfindung beschrieben.
Als Beispiel für ein Einsatzgebiet der vorliegenden Erfindung können digitale
Mobilfunknetze angeführt werden, die vorzugsweise nach einem TDMA-Verfahren
arbeiten. Beispiel im europäischen Raum sind hierzu vor allem Mobilfunknetze
nach dem GSM-Standard.
In einer Zelle des Mobilfunknetzes wird der permanenten Bedarf als Mittelung
über den gesamten Tagesverkehr ermittelt, ebenso wird der maximale Bedarf in
der Zelle aufgezeichnet. Die Zelle wird mit so vielen Sende- und
Empfangseinrichtungen versehen, daß diese mit den zugeordneten Trägern den
maximalen Bedarf decken können und idealerweise auch noch ein weiterer
Teilnehmeranstieg berücksichtigt wird. Es wird jedoch zunächst nur diejenige
Anzahl von Sende- und Empfangseinrichtungen in Betrieb genommen, die zur
Deckung des permanenten Bedarfes erforderlich sind. Durch Anwendung eines
üblichen Frequenzzuweisungsverfahrens werden diesen Sende- und
Empfangseinrichtung in der Regel Frequenzen fest zugewiesen. Es können
jedoch auch z. B. lediglich ein oder mehrere Übertragungskanäle fest zugewiesen
werden und alle weiteren Kanäle über ein Frequenzsprungverfahren betrieben
werden. In der Gesamtmenge der Übertragungskanäle kann auch festgelegt
werden, daß nur noch ein Signalisierungskanal mit einer fest zugewiesenen
Frequenz belegt wird und alle Verkehrskanäle mit einem
Frequenzsprungverfahren betrieben werden.
Die verbleibenden Sende- und Empfangseinrichtung werden gemäß dem
Erfindungsgegenstand nur temporär, d. h. zur Deckung des Bedarfs betrieben, der
über den permanenten Bedarf hinausgeht. Hierzu wird durch ein intelligentes
Netzwerk unter Hinzunahme einer statistischen Datenbank des
Teilnehmerverkehrs eine Prognose für den aktuellen Teilnehmerverkehr pro Zelle
erstellt und der Teilnehmerverkehr besonders in denjenigen Zellen überwacht, für
die bald ein Überschreiten des permanenten Bedarfs zu erwarten ist. Gleichzeitig
sind Überwachungseinrichtungen vorgesehen, die auf der netzseitigen
Schnittstelle der Sende- und Empfangseinrichtungen bzw. auf einer aus Sicht der
Sende- und Empfangseinrichtungen netzseitig angeordneten Schnittstellen (in
GSM z. B. auf der Abis- oder A-Schnittstelle des Netzes) den Teilnehmerverkehr
überwachen und bei Überschreiten eines festgelegten Schwellenwertes oder
Eintreten eines bestimmten Ereignisses in einer Zelle eine Meldung an das
intelligente Netzwerk liefern, das dann die Zuschaltung weiterer Sende- und
Empfangseinrichtung für die Zelle initiiert. Hierbei kann vor allem das Auftreten
folgender Ereignisse überwacht werden:
- - Gleichzeitige Belegung von Verkehrskanälen
- - Belegung aller Verkehrskanäle
- - nur noch ein freier Verkehrskanal verfügbar bzw. nur noch eine bestimmte Zahl n freier Kanäle verfügbar, d. h. Definition eines Schwellenwertes für die Zahl freier Kanäle
- - Warteschleifen (Queuing)
- - Abweisung mit dem Grund "kein Verkehrskanal mehr frei (no radio resource available)".
Die zugeschalteten Sende- und Empfangseinrichtung werden bevorzugt im
Frequenzsprungverfahren betrieben, wobei als Frequenzsprungverfahren das
Synthesizer Frequency Hopping (s. unten) durchgeführt wird. Bei der Festlegung
der hierfür verwendeten Frequenzen und der Abstimmung der Frequenzsprünge
werden vorzugsweise weitere Randbedingungen der Frequenzzuweisung
berücksichtigt (z. B. nötige Abstände verwendeter Frequenzen in benachbarten
Sende- und Empfangseinrichtungen, d. h. Combinerabstände). Es werden jeweils
nur soviele Sende- und Empfangseinrichtungen zugeschaltet, daß diese gerade
den erforderlichen Bedarf an Verkehrskanälen decken können. Somit kann
vermieden werden, daß durch an sich nicht benötigte Sende- und
Empfangseinrichtungen eine unnötige Belegung von Frequenzen erfolgt, ohne
daß diese aktuell zur Bedarfsdeckung genutzt würden, oder daß durch eine
unnötig große Zahl von zugeschalteten Sende- und Empfangseinrichtungen mit
Frequenzsprungverfahren eventuell andere Sende- und Empfangseinrichtungen
beeinflußt werden.
Der Einsatz von Frequenzsprungverfahren erweist sich als günstig, denn durch
die z. B. in einem GSM-System verwendeten Verfahren der Signalcodierung und
der Fehlerkorrektur sowie durch die Anwendung des Interleaving ergeben sich
beim Einsatz von Frequenzsprungverfahren vor allem zwei Vorteile, die bereits
hinreichend in der Literatur beschrieben sind:
- - eine höhere Fading-Resistenz (Frequenz-Diversity)
- - eine Mittelung der einzelnen Signal/Rausch-Verteilungen der Übertragungskanäle (Interferenz-Diversity).
Das vorliegende Verfahren profitiert vor allem vom Vorteil aus dem Interferenz-
Diversity. Durch den Mittelungseffekt über die Übertragungsqualität der
Frequenzen, die in das Frequenzsprungverfahren einbezogen werden, können im
Gegensatz zu Systemen ohne Frequenzsprungverfahren zusätzliche Kanäle
bereitgestellt werden, ohne daß die Übertragungsqualität wesentlich reduziert
wird. Man erhält somit eine Steigerung der Kapazität, die zur Verfügung steht.
Es sind v.a. zwei Arten von Frequenzsprungverfahren bekannt:
- - Baseband Hopping
- - Synthesizer Hopping.
Beim Baseband Hopping wird Frequenz einem Träger fest zugeteilt und es
erfolgen pro logischem Kanal Frequenzsprünge über diese Frequenzen.
Beim Synthesizer Hopping wird die Variation der Frequenz dadurch erreicht, daß
sich der Synthesizer in den Sende- und Empfangseinrichtungen nacheinander auf
die unterschiedlichen Frequenzen einstellt, die ihm für das
Frequenzsprungverfahren zur Verfügung stehen. Dieses Verfahren wird bevorzugt
bei der vorliegenden Ausführungsform verwendet. Da in der Regel mehrere
Sende- und Empfangseinrichtungen das Frequenzsprungverfahren im Netz
anwenden, erfolgt eine Abstimmung zwischen den Sende- und
Empfangseinrichtungen, wie diese ihre Frequenzsprünge durchführen.
Insbesondere sind dabei die Combinerabstände zu beachten, wie bereits oben
ausgeführt.
Es wird weiter vorgeschlagen, den aktuellen Belegungszustand bezüglich der
momentan betriebenen Sende- und Empfangseinrichtungen an eine Operator-
Zentrale zu übermitteln und dort zu visualisieren. Gegebenenfalls lassen sich dort
auch Konfliktfälle bzw. fehlgeschlagene Ausführungen anzeigen und dem
Operator daraufhin ein direktes Eingreifen in das System ermöglichen.
Die vorliegende Erfindung bietet somit eine Möglichkeit zur dynamischen
Überwachung und Steuerung der Netzkapazität, im vorangehend beschriebenen
Beispiel speziell auf der Ebene der Mobilfunkzelle.
Claims (10)
1. Verfahren zum kapazitätsgesteuerten Betrieb von Mobilfunknetzen, wobei
zumindest eine der ortsfesten Sende- und Empfangseinrichtungen des
Mobilfunknetzes temporär betrieben wird und diese und/oder weitere Sende- und
Empfangseinrichtungen mittels eines Frequenzspungverfahrens betrieben
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Inbetriebnahme der mindestens einen
temporär betriebenen Sende- und Empfangseinrichtung in Abhängigkeit des
Ergebnisses von Schwellenwertmessungen des Mobilfunknetzes initiiert wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem
die Inbetriebnahme der mindestens einen temporär betriebenen Sende- und
Empfangseinrichtung durch ein intelligentes System initiiert wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Ermittlung
eines permanenten Kapazitätsbedarfs des Netzes erfolgt und die Initiierung der
Inbetriebnahme der temporär betriebenen Sende- und Empfangseinrichtungen in
Abhängigkeit von einem Vergleich des aktuellen Kapazitätsbedarfs mit dem
permanenten Kapazitätsbedarf erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei über den permanenten Kapazitätsbedarf ein
permanenter Bedarf an Sende- und Empfangseinrichtungen abgeleitet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 5, wobei der permanente
Kapazitätsbedarf durch Mittelung des Tagesbedarfes bestimmt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei vor einer Mittelung eine tageszeitabhängige
Gewichtung des aktuellen Kapazitätsbedarfes erfolgt.
8. Anordnung zur Kapazitätssteuerung von Mobilfunknetzen, wobei zumindest
eine der ortsfesten Sende- und Empfangseinrichtungen des Mobilfunknetzes
temporär betreibbar ausgestaltet ist, und ein intelligentes System als Mittel zur
Steuerung der Inbetriebnahme der mindestens einen Sende- und
Empfangseinrichtungen vorgesehen ist.
9. Anordnung nach Anspruch 8, bei der Mittel zur Lastbestimmung in dem
Mobilfunknetz vorgesehen sind.
10. Anordnung nach einem der Ansprüche 8 oder 9, wobei eine Operator-Zentrale
vorgesehen ist, die mit dem Kapazitätssteuerungssystem verbunden ist.
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