DE19703357A1 - Verfahren zum Messen von Spannungspotentialen in öligen Flüssigkeiten - Google Patents
Verfahren zum Messen von Spannungspotentialen in öligen FlüssigkeitenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Messen von Spannungspotentialen in
öligen Flüssigkeiten gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Spannungspotentiale in öligen Flüssigkeiten treten beispielsweise aufgrund
erfolgter Redoxreaktionen (Redox-Potential) zwischen der Lösung und
metallischen Oberflächen auf. Die auftretenden Spannungspotentiale sind dabei
recht gering.
Während Spannungspotentiale in wäßrigen Lösungen, also Lösungen mit hohem
Elekrolytanteil, durch herkömmliche amperiometrische oder potentiometrische
Meßverfahren und einfache Bezugselektroden auch bei kleinen Meßwerten noch
ermittelt werden können, ist dies für ölige Flüssigkeiten mit sehr schlechter
Leitfähigkeit nicht oder nicht ohne erhebliche Nachteile möglich.
So ist für die Durchführung potentiometrischer Meßverfahren die Zugabe von
Elektrolyten erforderlich, das Verfahren also nicht reagenzienfrei durchführbar.
Ein solches Verfahren setzt aber eine Entnahme einer Probe voraus, da nach der
Zugabe von Elektrolyten die Probe meist unbrauchbar wird. Eine kontinuierliche
Messung, insbesondere in Tanks, wäre daher mittels dieses Verfahrens nicht oder
nur mit erheblichem Aufwand möglich. Potentiometrische Verfahren werden
bspw. genutzt, um den pH-Wert einer Lösung zu bestimmen, der jedoch in allen
nichtwäßrigen Lösungen ohne Zugabe von Elektrolyten nicht definiert ist.
Im Stand der Technik ist auch bekannt, daß chemische Spannungspotentiale als
Meßgröße für andere Größen, wie zum Beispiel die Korrosivität einer öligen
Lösung signifikant sind. Korrosivität ist ein Summenparameter, der die chemische
Oxydationsneigung von Lösungen mit metallischen Oberflächen beschreibt und
sich ergibt aus dem pH-Wert der Lösung, dem Elektrolytanteil und somit
abhängig von der Konzentration und Art von freien Ionen ist. So basiert ein
amperiometrisches Verfahren zur Bestimmung der Korrosivität von Mineralölen
auf entsprechenden Redox-Potentialen. Die Bestimmung der Korrosivität
ermöglicht die Beurteilung der Qualität von Mineralölen, welche bspw. in der
Kfz-Technik zum Korrosionsschutz eingesetzt werden. Hierbei wird zwischen
zwei unterschiedlich beschaffenen Elektroden im Öl ein Konstantstrom geregelt.
Der elektrische Leitwert der Lösung ist jedoch sehr störanfällig, da er stark von
der räumlichen Anordnung der Elektroden und dem Mineralöl, insbesondere dem
Füllstand abhängig ist und darüber hinaus temperaturabhängig ist. Nachteilig ist
weiterhin die fortschreitende chemische Veränderung der Elektrodenoberflächen
und die Verunreinigung des Mineralöls durch Reaktionsprodukte der Redox-
Reaktion an den Elektroden.
Generell sind auch sogenannte ionensensitive Feldeffekttransistoren (ISFET) zur
Messung spannungspotentialabhängiger Größen, bspw. des pH-Wertes, bekannt.
Diese weisen eine pH-Wert-sensitive Gateoberfläche, z. B. aus Tantalpentoxid
(Ta2O5), auf und werden durch eine Referenzspannung an der Bezugselektrode in
der Lösung angesteuert und die Leitfähigkeit des Feldeffektkanals zwischen dem
Drain- und Sourcegebiet ausgewertet. Derartige Anordnungen sowie der Aufbau
solcher ISFET wird in der Literatur bereits beschrieben (vgl. Sensors - A
Comprehensive Survey, edited by Göpel, Hesse, Zemel, VCH Weinheim u. a.
1991, Vol.2, S. 474 ff. oder Hauptmann, Peter: Sensoren - Prinzipien und
Anwendungen, Hanser Verlag München Wien, 1990, S. 119). pH-ISFET werden
jedoch einzig zur pH-Wertmessung wäßriger Lösungen verwendet und dazu die
Bezugselektrode mit einer Referenzspannung beaufschlagt.
Der Einsatz von ionensensitiven Feldeffekttransistoren in öligen Lösungen ist aus
der Patentschrift JP 08015219 zur Ölverschmutzungsmessung bereits erwähnt,
jedoch werden in dieser Schrift nitratsensitive Gateoberflächen vorgeschlagen, die
nur zur Bestimmung des Nitratanteils verwendbar sind, welcher bei pflanzlichen
Ölen von Interesse ist. Ein Zusammenhang zu Spannungspotentialmessungen ist
nicht erkennbar. Mineralöle bspw. weisen darüber hinaus auch keine
nennenswerten Nitratanteile auf noch sind Nitratanteile in besonderem Maße
korrosivitätsbeeinflussend. Wiederum wird eine Referenzspannung an einer
Bezugselektrode zur Messung verwendet. Nitratsensitive ISFETs lassen sich
außerdem bisher nur mit einer Enzymgateschicht, realiseren, deren Lebensdauer
nur einige Wochen beträgt.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Messen von Spannungs
potentialen vorzustellen, welches einfach, störunanfällig, reagenzienfrei und
kontinuierlich auch in Tanks angewendet werden kann.
Die Aufgabe ist durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs 1
gelöst.
Der ISFET reagiert dabei bereits auf geringe Spannungspotentiale bspw. zwischen
der metallischen Oberfläche der Bezugselektrode und der öligen Flüssigkeit.
Durch die elektrische Verbindung der Bezugselektrode wird an dem Source- oder
dem Drainanschluß ein Bezugspotential geschaffen, so daß am Gatepotential das
Spannungspotential als Feldeffekt auf den Feldeffektkanal einwirkt. Der ISFET
wirkt in der Öllösung entgegen der bisherigen Ionensensivität wie ein
hochohmiger Spannungsmeßfühler, bei dem sich die Leitfähigkeit des Feldeffekt
kanals in Abhängigkeit von dem Spannungspotential ändert, während alle
bekannten Anwendungen von ISFETs gerade von einer konstanten Spannung an
der Bezugselektrode ausgingen. Durch entsprechende Beschaltung des Feldeffekt
transistors kann die Leitfähigkeit des Feldeffektkanals somit ausgewertet werden.
Dieses Verfahren erweist sich als äußerst vorteilhaft, da es reagenzienfrei ohne
Zugabe von Elektrolyten arbeitet und bereits auf die geringen, natürlich an
metallischen Oberflächen auftretenden Spannungspotentiale reagiert und stromlos
und damit ohne vermeidbare Rückstände in der öligen Flüssigkeit auswertet. Das
Verfahren erweist sich als sehr störunempfindlich, da die Temperatur und die
Leitfähigkeit des Mineralöls nahezu keinen Einfluß auf das Meßergebnis hat.
Entgegen alle bekannten Verfahren ist es für Lösungen mit schlechter
Leitfähigkeit anwendbar.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung werden in den untergeordneten
Patentansprüchen 2 bis 8 beschrieben.
Gemäß Patentanspruch 2 wird vorgeschlagen, bei einem metallischen Tank
gehäuse dieses als Bezugselektrode zu verwenden. Diese bevorzugte Weiter
bildung bedarf keiner gesonderten Bezugselektrode, weist aufgrund der großen
Oberfläche eine störunanfällige Charakteristik und eine besonders weitgehende
Unabhängigkeit von der Füllhöhe der öligen Flüssigkeit auf. Sie ist einfach und
kostengünstig zu realisieren.
pH-Wert-sensitive Feldeffekttransistoren gemäß Patentanspruch 3 erweisen als
besonders geeignet, da sie eine sehr hohe Empfindlichkeit aufweisen und sehr
langlebig sind. Gateschichten aus Tantalpentoxid (Ta2O5) gemäß Patentanspruch 4
sind besonders empfindlich, aber auch stabil und langlebig. ISFETs mit Gate
schichten aus Siliziumnitrid (Si3N4) gemäß Patentanspruch 5 sind gegenüber
solchen mit Tantalpentoxid deutlich preiswerter und weisen gleichzeitig noch sehr
zufriedenstellende Empfindlichkeit und Stabilität auf.
Die Verwendung eines Constant Charge Mode (CCM)-Reglers gemäß Patent
anspruch 6 erweist sich als besonders geeignet, da so der Feldeffekttransistor in
einem konstanten Arbeitspunkt gehalten und die Verfälschung der Meßergebnisse
durch die Nichtlinerarität der Kennlinie vermieden wird.
Besonders hervorzuheben ist die vorteilhafte Verwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens zur Beurteilung der Korrosivität von öligen Flüssigkeiten, ins
besondere Mineralölen, gemäß Patentanspruch 7. Reichern sich durch
Umwelteinflüsse und Verunreinigungen bspw. in Mineralölen korrosive Stoffe an,
insbesondere Wasser und Säuren, so führt dies zu natürlichen Redox-Reaktionen
mit metallischen Oberflächen, in deren Folge ein Spannungspotential an der
Grenzfläche entsteht. Aufgrund des geringen Anteils von freien Elektrolyten im
Mineralöl ist dabei der Effekt der pH-Wertmessung gering gegenüber der
Abhängigkeit von der anliegenden Redox-Spannung. Das Spannungspotential ist
durch das erfindungsgemäße Verfahren einfach, reagenzienfrei und stromlos
erfaßbar, so daß es sich in besonders guter Weise auch für die kontinuierliche
Beurteilung der Korrosivität eignet. Ihr Einsatz bietet sich daher insbesondere für
Mineralöle in Motoren oder Hydraulikanlagen an und kann bspw. durch
Signallampen die Verschlechterung des Korrosionsschutzes und einen fälligen
Ölwechsel anzeigen.
Eine weitere vorteilhafte Verwendung des Verfahrens ist gemäß Patentanspruch 8
die Bestimmung des Wasseranteils in öligen Flüssigkeiten. So sind bspw. Brems
flüssigkeiten von öliger Konsistenz, weisen aber eine starke hydroskopische
Wirkung auf, die dazu führt, daß sich die Bremsflüssigkeit mit Wasser anreichert.
Dieses führt aber in zunehmenden Maße zur Beeinträchtigung der Bremsleistung,
da bei den im Bremsmoment aufgrund von Reibungswärme auftretenden hohen
Temperaturen die Wasseranteile verdampfen und so im Gegensatz zur Brems
flüssigkeit komprimierbar werden. Durch hydroreaktive Bezugselektroden, wie als
Beispiel Silberchlorid, entsteht ein Spannungspotential, welches erfindungsgemäß
mittels ISFET nachgewiesen werden kann.
Da Mineralöle häufig länger in metallischen Tanks gelagert oder beweglichen
metallischen Geräteteilen als Schmier- und Korrosionsschutzmittel eingesetzt
werden, ist eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung darin zu
sehen, das erfindungsgemäße Verfahren kontinuierlich zur Qualitätskontrolle in
diesen Tanks einzusetzen , da so frühzeitig eine Verschlechterung der Mineralöl
qualität erkannt und entsprechend neues Mineralöl oder neue Tanks verwendet
werden können.
Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und Figuren
näher erläutert.
Kurze Beschreibung der Figuren:
Fig. 1 Prinzipskizze des Verfahrens mit einer separaten Bezugselektrode
Fig. 2 Prinzipskizze des Verfahrens mit einer metallischen Ölwanne
Die Fig. 1 zeigt einen ionensensitiven Feldeffekttransistor (ISFET) in einer
vereinfachten Schnittdarstellung mit einem Source-Anschluß S, einem Drain-
Anschluß D, einem Bulk-Anschluß B und einer Gateoberfläche G, die ionen
sensitiv ist und von der öligen Flüssigkeit (1) benetzt wird. Drain- und Source-
Gebiet des ISFET sind dabei von der öligen Flüssigkeit durch Isolationsflächen 4
getrennt. In diesem Ausführungsbeispiel ist die in der öligen Flüssigkeit befind
liche Bezugselektrode 2 mit dem Source-Anschluß verbunden, wobei bei ent
sprechend anderer Polung der Versorgungsspannung oder des CCM-Reglers 3, der
in diesem Fall die Versorgungsspannung bereitstellt, auch ein drainseitiger
Anschluß der Bezugselektrode denkbar ist. An der Bezugselektrode tritt durch
Redox-Reaktionen ein Spannungspotential ΔU auf, was zu einer Änderung der
Leitfähigkeit des Feldeffektkanals führt, was wiederum mit einer in den CCM-Regler
integrierten Auswerteschaltung ermittelt werden kann.
Fig. 2 zeigt die vorteilhafte Verwendung einer metallischen Ölwanne,
beispielsweise in einem Verbrennungsmotor, als Bezugselektrode.
Claims (9)
1. Verfahren zum Messen von Spannungspotentialen, insbesondere aufgrund
chemischer Reaktionen, in öligen Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet,
daß
- a) ein Feldeffekttransistor mit einer ionensensitiven Gate-Oberfläche (ISFET) in der öligen Flüssigkeit angeordnet wird, wobei der Feldeffekttransistor einen Drain- und einen Source-Anschluß sowie zwischen diesen einen Feldeffektkanal aufweist,
- b) eine Bezugselektrode in der öligen Flüssigkeit vorgesehen ist, welche elektrisch mit einem der Anschlüsse des Feldeffekttransistors, dem Source- oder dem Drain-Anschluß, verbunden ist und
- c) die Änderung der Leitfähigkeit des Feldeffektkanals als Maß des Spannungspotentials verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Bezugs
elektrode ein metallisches Gehäuse eines Tanks verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der ionen
sensitive Feldeffekttransistor ein pH-sensitiver Feldeffekttransistor ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-sensitive
Feldeffekttransistor mit einer Tantalpentoxidgateschicht (Ta2O5) ausgeführt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-sensitive
Feldeffekttransistor mit einer Siliziumnitridgateschicht (Si3N4) ausgeführt
wird.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Feldeffekttransistor mittels eines Constant Charge Mode
(CCM)-Reglers mit einem konstanten Drain-Source-Strom betrieben wird.
7. Verwendung des Verfahrens nach den voranstehenden Patentansprüchen zur
Beurteilung der Korrosivität von öligen Lösungen, indem die Änderung der
Leitfähigkeit des Feldeffektkanals als Maß der Korrosivität verwendet wird.
8. Verwendung des Verfahrens nach den Patentansprüchen 1 bis 6 zur Bestim
mung des Wasseranteils in öligen Lösungen, insbesondere in hydroskopischer
Bremsflüssigkeit, indem eine Bezugselektrode mit einer hydroreaktiven
Oberfläche, bspw. aus Silberchlorid verwendet wird.
9. Verwendung des Verfahrens nach den Patentansprüchen 1 bis 6 zur kontinuier
lichen Qualitätskontrolle von Mineralölen in Metalltanks, insbesondere in
Motorölwannen.
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