DE1965794B1 - Betriebsverfahren fuer einen Schiffsantrieb mit Verstellpropellern - Google Patents
Betriebsverfahren fuer einen Schiffsantrieb mit VerstellpropellernInfo
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- B63H3/00—Propeller-blade pitch changing
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Description
1 2
Die Erfindung betrifft ein Betriebsverfahren für so daß sich das große Schwungmoment des gesameinen
Schiffsantrieb mit Verstellpropellern, deren ten Turbinenläufers mit dem erheblichen Schwung-Drehflügel
in einem Winkelbereich von 145° ver- moment der Getrieberäder und unterstützt durch den
stellt werden können, wobei der Fahrstrom in be- Turbineneffekt mit seinem negativen Fahrstromschub
stimmten Betriebszuständen unterstützend zur Pro- 5 (durch den der Propeller als Kaplan-Turbine angepellerverstellung
herangezogen wird (s. deutsche trieben wird) dem Umkehren der Drehrichtung von Patentschrift 1172 569). Welle und Propeller widersetzen. Bevor also der Pro-
Eines der wichtigsten Fahrtmanöver von Schiffen peller rückwärts schlagen kann, geht mithin eine
ist die Verzögerung der Fahrt durch Rückwärts- längere Zeit für die wirksame Bremsung verloren,
schlagen der Schiffspropeller: Das Bremsen. Dieses io Diese verlorene längere Zeit wirkt sich dadurch noch
Bremsen ist nicht nur für das Landemanöver im besonders ungünstig für den Ablauf des Umsteuer-
Hafen, sondern in wesentlich höherem Grade für manövers aus, als durch das plötzliche Abschalten
die normale Fahrt von Bedeutung. Die Seewasser- der Hauptturbine das Schiff manövrierunfähig wei-
straßen-Verkehrsordnung und die Seeverkehrsvor- tertreibt.
Schriften zwingen zu einem bestimmten Fahrtverhai- 15 Zur Erhöhung der Leistung bei Rückwärtsfahrt
ten der Seeverkehrsteilnehmer, und jede mangelhafte könnte man die Turbinenschiffe mit einem Verstell-Beachtung
dieser Vorschriften kann zu einer drohen- propeller ausrüsten, um mit der Hauptturbine die
den Kollision führen. Aber auch navigatorische Rückwärtsfahrt durchführen zu können. Es wäre je-Hindernisse,
wie Nebel oder Eisberge, können jeder- doch höchst unwirtschaftlich, wenn ein Turbinenzeit
ein scharfes Bremsmanöver erforderlich machen. 20 schiff mit dem bei herkömmlichen Verstellpropellern
Auch kann ein richtig eingeleitetes Manöver des stets gegenüber einem Festpropeller festzustellenden
einen Schiffes infolge falsch verstandener Signale Wirkungsgrad, der einen ständigen Leistungsverlust
einen Manövrierfehler eines Entgegenkommers aus- von etwa 4 % mit sich brächte, betrieben werden
lösen. Hat beispielsweise der Kapitän das richtige würde.
Ruder- und Maschinenkommando gegeben, so muß 25 Verstellpropeller finden deshalb bisher praktisch
er beim jetzigen Stande der Technik dennoch nahezu meist nur bei Schiffen der Zivilschiffahrt mit Dieselhilflos
der sich anbahnenden Kollision entgegen- maschinen, die überwiegend manövrieren müssen
sehen, wenn sich der Entgegenkommer mit falschem und nur kurze Fahrten auszuführen haben, Anwen-Kurs
und nicht richtig berechneter Fahrt nähert. Es dung. Hier kann man den schlechten Propellerwirverbleibt
in diesem Zustand lediglich der Versuch, 30 kungsgrad in Kauf nehmen. Man gewinnt dadurch
durch möglichst starken Ruderausschlag die Aus- den Vorteil, daß für das Rückwärtsfahren die volle
Wirkungen der Kollision wenigstens zu mildem. Maschinenleistung zur Verfügung steht, wobei dann
Wesentlich gefährlicher ist die Kollision mit einem allerdings der Propellerwirkungsgrad bei dem RückEisberg,
weil diese Eisberge besonders an der Grenze wärtsschlagen des Verstellpropellers noch schlechter
zwischen dem Eisbergfeld und der freien See wegen 35 ist, weil bei diesen herkömmlichen Verstellpropelder
sich dort häufig aufbauenden Nebelfront erst lern in der Rückwärtsstellung der Drehflügel zwangsehr
spät erkannt werden können. Hier ist der zur läufig Druck- und Saugseite der Drehflügel mitein-Verhinderung
einer Kollision zur Verfügung ste- ander vertauscht worden sind. Der herkömmliche
hende Bremsweg fast immer zu kurz für Schiffe Verstellpropeller, dessen Drehflügel stets über Lee,
mit herkömmlichen Maschinenanlagen und fester 40 d. h. durch die Propellerdrehebene wandernd, auf
Schraube. Bei diesen Schiffen ist der kürzeste Brems- »rückwärts« eingestellt werden, ist wegen der verweg
von vornherein durch die Bauart des Schiffes tauschten Druck- und Saugseite sogar dem rückwärts
festgelegt. Der Kapitän hat keine Möglichkeit, im schlagenden festen Propeller im Wirkungsgrad um
Gefahrenfalle durch ein extremes Maschinen- 8 °/o unterlegen,
manöver diesen Bremsweg zu verkürzen. 45 Der durch die dicke Nabe des herkömmlichen Ver-
manöver diesen Bremsweg zu verkürzen. 45 Der durch die dicke Nabe des herkömmlichen Ver-
Erfolgt der Schiffsantrieb über umsteuerbare KoI- Stellpropellers verursachte Wirkungsgradabfall von
benmaschinen (Dampf- oder Dieselmaschinen), so 4 °/o, der während der gesamten Betriebsdauer eines
steht zwar die volle Maschinenkraft auch für das Schiffes in Kauf genommen werden muß, und der
Rückwärtskommando zur Verfügung, der bisher üb- somit den Brennstoffverbrauch eines Turbinenschifliche
feste Propeller hat jedoch beim Rückwärts- 50 fes äußerst unwirtschaftlich erhöhen würde, sowie
schlagen wegen der Vertauschung von Saug- und der angegebene besonders schlechte Wirkungsgrad
Druckseite im Durchschnitt einen um 20 % geringe- der über Lee in die »Rückwärts«-Stellung gedrehten
ren Wirkungsgrad als beim Vorwärtsschlagen, so daß Drehflügel haben also die Anwendung des Verstellauch
hier nicht die volle Maschinenleistung für das propellers bei Turbinenschiffen bisher verhindert.
Bremsmanöver zur Verfügung steht. 55 Erst durch den vom Erfinder entwickelten, durch
Bremsmanöver zur Verfügung steht. 55 Erst durch den vom Erfinder entwickelten, durch
Bei Turbinenantrieben (dampf- oder gasbeauf- Anwendung der statisch unbestimmten Bauweise des
schlagt) liegen die Verhältnisse noch ungünstiger, schwebenden und gefesselten Lagersternes für die
weil zur Einleitung des Rückwärtsmanövers zunächst Drehflügel im Durchmesser verringerten Nabenkördie
Treibmittelzufuhr der Hauptturbine abgestellt per (s. deutsche Offenlegungsschrift 1 581129) ist es
werden muß und erst nach dem Stillstand dieser 60 erreicht worden, den Verstellpropeller in jeder Bau-Hauptturbine
die Rückwärtsturbine, die nur etwa art (drei-, vier- und fünfflügelig) im Wirkungsgrad
6Oe/o der Leistung der Hauptturbine hat, anlaufen dem festen Propeller gleichwertig zu machen, weil die
kann. Darüber hinaus darf diese Rückwärtsturbine dünnere Nabe in jedem Falle eine Wirkungsgradvernicht
sofort voll belastet werden, um die Temperatur- besserung mit sich bringt.
beanspruchungen in zulässigen Grenzen zu halten. 65 Als weiterer Nachteil kommt hinzu, daß eine di-
Die Rückwärtsturbine läuft dabei zunächst noch in rekte Verstellung der Drehflügel über die Leestellung
Vorwärtsrichtung weiter, weil ihr Läufer auf der bei unverändert durchlaufender Turbine wegen des
gleichen Welle wie der Läufer der Hauptturbine sitzt, in der Leestellung der Drehflügel fast auf 0 absin-
kenden Propellerwiderstandes nicht möglich ist. Um zu verhindern, daß die Turbine in der Leestellung des
Propellers mit überhöhter Drehzahl arbeitet und der Schnellschlüß anspricht, mußte deshalb bisher das
Hauptfahrventil kurzzeitig geschlossen werden. Auch daraus ergibt sich eine ungünstige Einwirkung auf
das Bremsmanöver, weil wertvolle Zeit bis zum Wirksamwerden des rückwärts schlagenden Propellers
verlorengeht.
Alle diese Nachteile werden durch die im folgenden beschriebene Erfindung vermieden.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht darin, den Bremsweg eines Schiffes dadurch zu
verkürzen, daß die Zeit zwischen Kommandogabe und Beginn des Rückwärtsarbeitens des Verstellpropellers
verkürzt und gleichzeitig die auf den Verstellpropeller einwirkende Maschinenleistung gegenüber
den bisher vorhandenen Möglichkeiten wesentlich erhöht wird.
Erfindungsgemäß wird dies bei einem Schiffsantrieb der eingangs geschilderten Art durch eine
zwangläufige, jedoch zeitweilig aufhebbare Kopplung von Maschinen- und Propellersteuerung erreicht, die
in der Weise arbeitet, daß die Drehflügel des oder der Verstellpropeller
a) bei einer Maschinenleistung, die unterhalb eines vorgegebenen Wertes liegt, stets über Lee (Drehflügel
werden durch die Propellerdrehebene hindurchgeschwenkt),
b) bei oberhalb eines vorgegebenen Wertes liegender Maschinenleistungr stets über Luv (Drehflügel
werden durch eine senkrecht zur Propellerdrehebene stehende Lage hindurchgeschwenkt)
unter Steuerung der Maschine auf eine bestimmte, für den den Normalbetrieb zugelassene
Bremsleistung und
c) bei Kollisionsgefahr über Luv unter Steigerung der Maschinenleistung auf den Höchstwert
verstellt werden.
verstellt werden.
Wegen der dabei vorgesehenen zwangläufigen, jedoch zeitweilig aufhebbaren Kopplung von Maschinen-
und Propellersteuerung läßt sich nach einem weiteren Erfindungsgedanken ein besonders übersichtliches
und einfach zu betätigendes Steuergerät für den Schiffsantrieb in der Weise gestalten, daß nur
ein einziger Steuerhebel in dem Steuerpult des Kommandostandes vorgesehen ist, der innerhalb einer mit
markierten Manöverkommandos versehenen Schlitzführung in nur einer Ebene hin und her zu bewegen
ist und durch dessen Betätigung gleichzeitig Maschine und Verstellpropeller gesteuert werden, während
zur Auslösung der Gefahrenbremsung ein besonders gekennzeichneter Drucknopf vorgesehen ist.
Mit besonderem Vorteil wird der in der deutschen Patentschrift 1172 569 beschriebene Verstellpropeller
im Rahmen des erfindungsgemäßen Schiffsantriebes verwendet. Dieser Verstellpropeller, der über
Luv umgesteuert wird, hat einen um 4°/o besseren Wirkungsgrad als ein fester Propeller. Da der Wirkungsgrad
des herkömmlichen Lee-umgesteuerten Verstellpropellers um 8 % unterhalb desjenigen eines
festen Propellers liegt, hat der Luv-umgesteuerte-Verstellpropeller
gegenüber dem Lee-umgesteuerten einen um 12 °/o besseren Wirkungsgrad.
Der über Luv umgesteuerte Verstellpropeller hat noch dazu den Vorteil, daß die in Luvstellung befindlichen
Drehflügel leistungsvernichtend wirken, so daß die Turbine mit Höchsleistung in das Bremsmanöver
einlaufen kann und sofort die volle Bremswirkung eintritt. — Bei der herkömmlichen Lee-Umsteuerung
war es, wie dargelegt, so, daß die Turbine kurzzeitig gedrosselt werden mußte, um zu verhindern, daß sie
in der Drehflügel-Lee-Stellung durchging.
Der erfindungsgemäße Schiffsantrieb mit Verstellpropeller^)
ermöglicht mithin eine völlig neue Manövriertechnik: Angefangen von der niedrigsten Fahrstufe
für Revierfahrt, aus der eine Rückwärtsstellung der Drehflügel über Lee erfolgt, kann der Kapitän
stufenlos und zügig sämtliche Fahrstufen bis zur Höchstlast einstellen, wobei er in jedem Augenblick
die Gewähr dafür hat, daß Antriebsleistung, Fahrgeschwindigkeit und Schraubenverstellgrad optimal
aufeinander abgestimmt sind, um so stets den höchstmöglichen Gesamtwirkungsgrad des Schiffsantriebes
zu erzielen.
zo Der schlechte Wirkungsgrad der bei Revierfahrt für die Ausführung des Rückwarts-Kommandos vorgesehenen
Lee-Umsteuerung kann ohne weiteres in Kauf genommen werden, weil hier die Maschine
ohnehin nur in einem Teillastbereich arbeitet und die Verluste an Leistung, in absoluten Größen betrachtet,
minimal sind. Schließlich kommt es auf Revierfahrt nicht auf größtmögliche Verkürzung des Bremsweges
an. Bei niedrigen Fahrtgeschwindigkeiten kann der Kapitän des Schiffes auch mit der Lee-Umsteuerung
mit ausreichender Sicherheit manövrieren. — Anders dagegen bei normaler Fahrt. Wenn hier Kollisiongefahr
droht, kommt es darauf an, möglichst sofort die volle Maschinenkraft, also ohne Verluste,
zur Bremskrafterzeugung ausnutzen zu können. Das kann nur über die Luv-Umsteuerung geschehen.
Durch den erfindungsgemäßen Schiffsantrieb werden jedoch, und dies ist ein sehr wichtiger Vorteil der
Erfindung, auch aus der normalen Fahrt heraus zwei verschieden modifizierte Bremsverfahren vorgesehen.
Die geschilderte Bremsung mit Höchstleistung ist jedoch eine Notbremsung, die stärkste Beanspruchungen
des gesamten Schiffes mit sich bringt. Diese Notbremsung sollte deshalb nur dem echten Notfall
wie unmittelbar drohender Kollision mit Schiffen oder Eisbergen u. dgl. vorbehalten bleiben.
Zunächst sollte stes versucht werden, ebenfalls mittels der über Luv angesteuerten Rückwärtsstellung
der Drehflügel, aber mit gedrosselter Maschinenleistung die Situation zu meistern.
Erst wenn der Kapitän feststellen muß, daß die Normalbremsung und der damit verbundene, als
Schiffskontstante zu betrachtende, bekannte Bremsweg unter den herrschenden Verhältnissen mit Sicherheit
nicht ausreicht, um die drohende Kollision zu vermeiden, soll er auf den »roten Knopf« des
Steuerpultes drücken, durch dessen Betätigung die bis dahin herrschende Art der Kopplung von Drehflügelstellung und Maschinenleistung aufgehoben und
statt dessen, bei unveränderter Rückwärtsstellung des Propellers, die Turbine mit dem vollen Dampfdruck
beaufschlagt wird und das mit äußerster Kraft wirkende Bremsmanöver bis zum Stillstand und darüber
hinaus zur Rückwärtsfahrt durchgeführt wird.
Die Normalbremsung mittels des erfindungsgemäßen Schiffsantriebes unterscheidet sich von der Notbremsung, auch Eisbergmanöver genannt, dadurch, daß sie bei einer vorgegebenen, unterhalb der Höchstleistung liegenden Maschinenleistung erfolgt, wäh-
Die Normalbremsung mittels des erfindungsgemäßen Schiffsantriebes unterscheidet sich von der Notbremsung, auch Eisbergmanöver genannt, dadurch, daß sie bei einer vorgegebenen, unterhalb der Höchstleistung liegenden Maschinenleistung erfolgt, wäh-
rend die Notbremsung stets mit voller Maschinenleistung, dann allerdings unter stärkster Beanspruchung
des Schiffes und sämtlicher Triebwerksteile, durchgeführt wird.
Die Größe der normalen Brems-Maschinenleistung wird zweckmäßig vor Inbetriebnahme des Schiffes
auf einer Versuchsfahrt ein für allemal festgelegt, und zwar als diejenige Maschinenleistung, bei der die
durch den über Luv umgestellten Propeller und dessen Verzögerungskraft bewirkten Schwingungen des
Triebwerkes und des Schiffskörpers ein bestimmtes Maß nicht überschreiten. — Es erscheint sinnvoll,
hierfür einheitliche Bedingungen aufzustellen, die beispielsweise in die Bauvorschriften des Germanischen
Lloyds aufgenommen werden sollten, um die Gefahrenklasse, in der ein Schiff versichert wird, zu
bestimmen. Auf diese Weise könnte jedem Schiff als besonderer Kennwert die Bremsweglänge aus Höchstgeschwindigkeit
zugeordnet werden. Diesen Bremsweg würde der Kapitän kennen und er könnte seine Fahrtmanöver
darauf einrichten.
Als letztes Mittel zur Verhütung von Kollisionen, die durch Manövrierfehler von Entgegenkommern
oder durch unvermutet gesichtete Eisberge drohen, bleibt dann immer noch die Notbremsung mit voller
Maschinenleistung.
Durch die erfindungsgemäß bewirkte Verbesserung des Bremsverhaltens eines Schiffes, inbesondere eines
Turbinenschiffes, das jetzt nicht nur auf einem um mindestens 2/s verkürzten Bremsweg zum Stillstand gebracht
werden kann, sondern das darüber hinaus diese Bremsung ohne die bisher benötigte zusätzliche
Rückwärtsturbine ausführen kann, wird also die Sicherheit des Seewasserstraßen-Verkehrs erheblich
gesteigert, genauso, wie auch die Verbesserung der Bremsen von Landfahrzeugen die Sicherheit des
Landstraßenverkehrs erhöht.
Die Kopplung der Maschinensteuerung mit der Verstellpropellersteuerung, von denen die letztgenannte
zweckmäßig über eine Ölhydraulik mit feststehenden Zylindern erfolgt, um jede Ölzufuhrung in
die laufende hohle Schraubenwelle zu vermeiden, läßt sich durch an sich bekannte Regelkreise der verschiedensten,
den Einzelanforderungen angepaßten Charakteristiken durchführen, so daß alle überhaupt
in Betracht kommenden manövriertechnischen Aufgaben mit diesem Schiffsantrieb gelöst werden können.
Es liegt auf der Hand, daß damit gleichzeitig ein Forschungsgerät von universeller Anwendbarkeit geschaffen
ist, das es gestattet, sämtliche Fahrt- und Manövrierzustände in verschiedener Programmierung
zu durchfahren, um einen optimalen Betrieb von Schiffen der verschiedensten Größen und Aufgaben
zu ermitteln. Dies gilt insbesondere auch deswegen, weil es der große Verstellbereich der Drehflügel von
145° gestattet, abweichend von dem hier beispielsweise aufgezeigten Steuerprogramm durch Umsetzen
der Drehflügelgrundstellung die Fahrstufen »Rückwärts« — »Vorwärts« — »Bremsen« in anderer Aufeinanderfolge
anzusteuern und die sich daraus ergebenden Manövrier- und Fahrteigenschaften zu erforschen.
So könnte man beispielsweise in den Anfang des Verstellbereiches die verschiedenen Drehflügelstellungen
für die Vorwärtsfahrt legen, aus denen heraus die Drehflügel mit zunehmendem Verstellwinkel
des Getriebes dann zunächst in die Luv-Stellung, daraus in die Stellung für Rückwärtsfahrt
und schließlich in die Lee-Stellung, wie sie zum Anwerfen der Gasturbinen benötigt wird und die der
Stopp-Stellung entspricht, geschwenkt werden.
Auch als Umlaufpumpenaggregat für einen Kavitationstank zur Untersuchung des Strömungswiderstandes
von mit hoher Geschwindigkeit umströmten Körpern läßt sich die erfindungsgemäße Manövrieranordnung
für einen Schiffsantrieb mit bestem Erfolg verwenden, weil sich der so gesteuerte Verstellpropeller
als Pumpe mit verstellbaren Flügeln gut dazu eignet, Strömungsgeschwindigkeiten zu erzeugen, die
sowohl in ihrer Richtung als auch in einem weiten Bereich in der Absolutgröße variabel sind.
Um die mehrfach erwähnte Schwingungsbeanspruchung des Schiffskörpers und des Triebwerkes während
der Notbremsung herabzusetzen, kann man in an sich bekannter Weise die Schiffswelle teilen und
eine als Keilwelle ausgebildete Zwischenwelle einsetzen, um so einerseits die Welle von Biegungsmomenten
zu entlasten, die aus der Durchbiegung des Schiffskörpers resultieren, und andererseits die
Längsschwingungen der Schraubenwelle am Axialdrucklager derselben auffangen zu können.
Nach einem weiteren Erfindungsgedanken erfolgt die Auslösung des Steuerkommandos für die Notbremsung
automatisch durch eine Radaranlage, ein die Geschwindigkeit des Temperaturabfalles bei Annäherung
an ein Eisbergfeld erfassendes Meßgerät oder ein Magnetfeldmeßgerät. Damit wird jede Kollision
unter Ausschaltung menschlicher Beobachtungsfehler mit Sicherheit vermieden.
Zur Erläuterung der den einzelnen Fahrzuständen zugeordneten Drehflügelstellungen und der Aufeinanderfolge
der Steuerkommandos diene das in der Zeichnung dargestellte Schema.
Darin bedeutet der Pfeil 1 die Voraus-Fahrtrichtung des nicht dargestellten Schiffes und der Pfeil 2
die Drehrichtung des ebenfalls nicht dargestellten Verstellpropellers. Der Drehflügel 3, symbolisch
durch ein Profil dargestellt, ist in der Zeichnung in den vier Grenzlagen von unten nach oben
1. Zurück bei Revierfahrt,
2. Stopp,
3. Voll voraus und
4. Zurück bei Kollisionsgefahr als Notstoppmanöver dargestellt. Dazwischen ist jede beliebige andere
Drehflügelstellung stufenlos einstellbar.
Man ersieht aus der Darstellung, daß die Druckseite des aus der Stopp-Stellung in die unten dargestellte
Zurück-Stellung gedrehten Drehflügels vertauscht ist, während bei dem über Luv in die Zurück-Stellung
gedrehten Drehflügel (zuoberst liegend) die Druckseite des »Voraus« arbeitenden Drehflügels auch
hier Druckseite geblieben ist. Daraus ergibt sich die bereits erläuterte erhebliche Verbesserung des Wirkungsgrades
im Vergleich zu dem über Lee nach »Zurück« umgesteuerten Verstellpropellers.
Es sind ferner noch schematisch die Drehflügelkurbel 4 und der Kurbellenker 5 der im übrigen nicht
dargestellten Verstelleinrichtung dieser Drehflügel eingezeichnet.
Innerhalb des Schlitzes 6 eines Steuerpultes wird ein üblicher Stellhebel in die jeweils skalenmäßig daneben
angegebenen Positionen gelegt, um die entsprechende Fahrstufe des Schiffes zu erreichen.
Der Druckknopf? »Kollisionsgefahr« wird nur dann betätigt, wenn die geschilderte Notbremsung
I 965
wegen akuter Kollisionsgefahr eingeleitet werden soll. Dann werden die Drehflügel 3 des Verstellpropellers
mit höchster Geschwindigkeit in die zuoberst dargestellte, über Luv erreichte Zurück-Stellung eingestellt
und die Antriebsmaschine des Schiffes wird automatisch auf höchste Leistung eingesteuert.
Der erfindungsgemäße Schiffsantrieb eignet sich besonders gut für Schiffe mit Gemischtantrieb (Dieselmaschine
und Gasturbine), deren verschiedene, schwierig einzustellende Betriebszustände sich dadurch
leicht beherrschen lassen. So gestattet es der erfindungsgemäße Schiffsantrieb, die Steigung der
Propeller auch bei Höchstfahrt zu verstellen, wobei der sogenannte Fahrstrom (s. a. deutsches Patent
1 070 057) zu Hilfe genommen wird. Da dieser Fahrstrom bei der größten Fahrgeschwindigkeit am
größten ist, läßt sich gerade das schärfste Manöver, nämlich die erläuterte Notbremsung, mit geringsten
Steuerkräften durchführen. Dies ist ebenfalls wichtig für schnelle Schiffe mit Sonderaufgaben (Kriegsschiffe).
Der erfindungsgemäße Schiffsantrieb arbeitet im Normalbetrieb wie jede konventionelle Anlage, er ist
jedoch, wie geschildert, zu den verschiedensten Variationen der Betriebszustände verwendbar und eignet
sich deshalb auch gut als Forschungsgerät. Da der hierzu verwendete Verstellpropeller (s. a. deutsches
Patent 1172 569 und deutsches Patent 1 202 676) aus normalen und erprobten Maschinenelementen
besteht, sind hinsichtlich der Leistung und Abmessungen keine Beschränkungen gegeben. So lassen sich
ohne weiteres Propellerdurchmesser von 9 m bewältigen.
Claims (3)
1. Betriebsverfahren für einen Schiffsantrieb mit Verstellpropellern, deren Drehflügel in einem
Winkelbereich von 145a verstellt werden können, wobei der Fahrstrom in bestimmten Betriebszuständen
unterstützend zur Propellerversti herangezogen wird, gekennzeichnet d
eine zwangläufige, jedoch zeitweilig aufhe Kopplung von Maschinen- und Propeller:
rung in der Weise, daß die Drehflügel des der Verstellpropeller zwecks Fahrtverzögen
a) bei einer Maschinenleistung, die unte eines vorgegebenen Wertes liegt, stets
Lee (Drehflügel werden durch die Prop drehebene hindurchgeschwenkt),
b) bei oberhalb eines vorgegebenen Werte gender Maschinenleistung stets über
(Drehflügel werden über eine senkrech Propellerdrehebene stehende Lage in
»Rückwärts«-Stellung geschwenkt) 1 Steuerung der Maschine auf eine bestim
für die Bremsstellung des Verstellprope zugelassene Leistung und
c) bei Kollisionsgefahr über Luv unter Sti rung der Maschinenleisrung auf den Hö<
wert,
verstellt !werden.
2. Steuergerät zur Durchführung des Betri Verfahrens nach Anspruchs 1, dadurch geki
zeichnet, daß nur ein einziger Steuerhebel in Steuerpult des Kommandostandes vorgesehen
der innerhalb einer mit markierten Manöverk mandos versehenen Schlitzführung in nur e
Ebene hin und her zu bewegen ist und di dessen Betätigung gleichzeitig Maschine
Verstellpropeller in an sich bekannter Weise steuert werden, während zur Auslösung der
fahrenbremsung ein besonders gekennzeichn Druckknopf vorgesehen ist.
3. Betriebsverfahren nach Anspruch 1, dadu gekennzeichnet, daß die Auslösung des Stei
kommandos für die Notbremsung automati durch eine Radaranlage oder ein die Geschv
digkeit des Temperaturabfalles bei der Fahrl der Nähe von treibenden Eisbergen erfassen
Meßgerät oder ein Magnetfeldmeßgerät erfo
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
COPY 109544/1
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