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Die Erfindung betrifft einen Ölqualitätssensor und
die Verwendung eines Sensors.
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Motorenöle haben sich im Laufe der
Zeit zur High-Tech-Produkten entwickelt, die mit Voraussetzung sind,
hohe Motorleistungen zur ermöglichen. „Motorenöle" stellen dabei eine
Sammelbezeichnung für
Grundölkomponenten
aus Mineralöl,
Hydrocrackanten und synthetischen Komponenten dar. Motorenöle enthalten
noch Additive, die als Fertigmischung („Paket") zugegeben werden, sowie Viskositätsindex-Verbesserer
(VI). Die Motorenöle
dienen dabei als Schmierstoffe für
die Motoren sowie als Kühl-
und Abdichtmedium. Weiterhin sollen sie sämtliche Motorenteile reinigen
und reinhalten. Die VI-Verbesserer
bewirken ein günstigeres
Viskositäts-Temperaturverhalten,
als es die reinen Grundöle aufweisen.
Der Anteil an Additiven und VI-Verbesserer liegt je nach Anforderungen,
die an das Öl
gestellt werden, üblicherweise
zwischen 5 und 25 %.
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Weitere Aufgaben der Additive in
den Motorenölen
sind die Verbesserung der Korrosionsschutzeigenschaften der Öle sowie
die Verhinderung von Schlammablagerungen und Öleindickungen sowie der Verschleißschutz
an den Reibpartnern unter allen auftretenden Belastungen. Die thermischen
Beanspruchungen der Motorenöle
sind hoch und liegen dabei im Ölsumpf
durchschnittlich bei ca. 100 bis 150 °C. Im Bereich der oberen Kolbenringzone
können Temperaturspitzen
zwischen 200 und 350 °C
auftreten.
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Im Laufe ihres Gebrauchs altern die Öle, wobei
in erster Linie die Additivkomponenten und die VI-Verbesserer abgebaut
(verbraucht) werden. Einen erheblichen Anteil an der Ölalterung
haben unverbrauchte, teilweise oxidierte und polymerisierte Kraftstoffkomponenten.
Somit wird die Ölalterung
durch Temperatureinwirkung und reaktionsfähige Verbrennungsprodukte (Radikale)
sowie über
das Überschreiten
der Dispergierfähigkeit
der Öle
für Feststoffe
und Alterungsprodukte hervorgerufen. Hierdurch werden dann die notwendigen
Eigenschaften der Öle zum
störungsfreien
Betrieb der Motoren mitunter drastisch verschlechtert. Eine erhöhte Viskosität hat z.
B. beim Startvorgang einen verlängerten
Transport des Öles
zu den Schmierstellen zur Folge, wodurch ein Anstieg des Verschleißes eintritt.
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Der Verbrauch der Dispergieradditive
hat eine Verschlechterung der Fähigkeit
der Öle
zur Reinhaltung der Motoren, insbesondere an kritischen Schmierstellen,
wie im Bereich der Kolbenringe/Nuten und Feuerstege, zur Folge,
sowie eine Verschlechterung bei der Verhinderung der Ablagerungsbildung
an Ventilen und im Ventiltrieb.
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Wünschenswert
ist es daher, die während des
motorischen Betriebes zwangsläufig
auftretende Verschlechterung der Eigenschaften der Motorenöle kontinuierlich
oder in kurzen Zeitabschnitten, d. h. beispielsweise ein oder mehrmals
während
eines Betriebes einer Brennkraftmaschine, zu erfassen.
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Bis heute ist es jedoch noch nicht
gelungen, zuverlässige
Meßfühler für eine Ölzustandsanalyse zu
entwickeln, wobei für
einen längeren
Betrieb des Motorenöls
im Motor, insbesondere bei instationären Motoren, eine on-board-Analyse,
d. h. eine Analyse direkt am Motor, erforderlich ist.
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Bisher wurden die unterschiedlichsten Ölsensoren
entwickelt, die insbesondere die Viskosität, TAN (Total Acid Number)
oder den Füllstand
sensieren. Eine besondere Schwierigkeit ist hierbei die Verwendung
unterschiedlicher Öle
an ein und derselben Brennkraftmaschine sowie das Kompensieren unterschiedlicher
Alterungseinflüsse
auf die sensierte Eigenschaft. So ist es beispielsweise aus
US-A 4,675,662 und
4,721,874 ,
EP 527 176 B und
JPN. Appl. Phys., 1993, Acoustic Plate Viskosity Sensor, bekannt,
die sich mit der Alterung des Öls
geänderte Viskosität als Meßgröße für den Ölzustand
heranzuziehen. Dies geschieht über
akustische Laufzeitveränderungen,
die Phasenverschiebung oder über
Eigenfrequenzänderungen
eines Schwingquarzes. Problematisch sind hierbei zum einen die häufig fehlende
Möglichkeit,
die Messung on-board
vorzunehmen, und zum anderen die möglichen gegenläufigen Effekte „Abbau
des Motorenöls
und Verdünnung durch
Kraftstoff, die die Viskosität
erniedrigen, gegenüber
der „Verknüpfung der
Abbauprodukte",
die die Viskosität
erhöhen,
solange sie nicht als Schlamm ausfallen.
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Die TAN oder auch TBN (Total Basic
Number) ist vom Grundprinzip für
ein on-board-Messung nicht
geeignet, da hierbei das Altöl
mit KOH titriert wird. Neuere Ansätze, wie beispielsweise aus
SAE 910497 ,
US-A 4,675,662 ,
4,792,791 und
5,200,027 bekannt,
zeigen hier interessante Lösungen,
die beispielsweise mit Kapazitätssensoren,
Messung der lonenwanderung oder einer Potentialdifferenz, mit elektrochemischen
Festkörperzellen
und mit Korrosionssensoren arbeiten. Diese Lösungsansätze sind teils noch zu groß und zu
schwer oder benötigen
ein Opferbauteil, das grundsätzlich
unerwünscht
ist. Ferner sind noch mathematische Modelle (
SAE 870403 ) und HC-Abgassensoren
(
DE 42 35 225 ) bekannt,
die bislang auch noch nicht zu einem Durchbruch geführt haben.
Auch Füllstandssensoren
sind wenig geeignet, da diese beispielsweise bei einer starken Verdünnung des
Motorenöls
durch Kraftstoffe versagen.
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Aus der WO 96/26435 A1 ist ein Sensor
bekannt, welcher eine Schicht aufweist, die nach dem Prinzip des „molekularen
Prägens" hergestellt wurde. Der
Sensor dient zur Feststellung eines Analyten durch Ermittelung einer
Gewichtsveränderung
der sensitiven Schicht. Als Analyten werden toxische Substanzen
untersucht, beispielsweise das Herbizid Atrazin. Es wird auch die
Möglichkeit
der Feststellung von Proteinen oder Nukleinsäuren erwähnt. Mit den bekannten Sensoren
werden Substanzen aus einer flüssigen
Phase detektiert. Dabei wird ein Tropfen einer Lösung, die die zu detektierende
Substanz enthält
auf den Sensor gegeben und danach wird das Ganze bei erhöhter Temperatur über einen
längeren Zeitraum
getrocknet, mit einem Lösungsmittel
ausgewaschen und erneut getrocknet. Anschließend erfolgt eine massesensitive
Messung mit Feststellung der Resonanzfrequenz. Die Feststellung
eines Analyten in einem Öl
oder eines öligen
Anlayten in einer flüssigen
Phase wird nicht beschrieben.
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Die
DE 37 01 348 A1 beschreibt ein Verfahren
zum Prüfen
der Qualität
einer Betriebsflüssigkeit von
Kraftfahrzeugen mit einem Sensor, der einen Wert für den qualitativen
Zustand der Betriebsflüssigkeit
liefert. Bei der untersuchten Betriebsflüssigkeit kann es sich um Bremsflüssigkeit
handeln. Ebenfalls erwähnt
werden Schmiermittel einer Brennkraftmaschine. Dabei wird in regelmäßigen Abständen der elektrische
Widerstand der Betriebsflüssigkeit
bestimmt. Es wird also eine elektrische Größe unter Verwendung einer elektronischen
Schaltung gemessen, wobei mit einem Referenzwert verglichen wird, der
die Qualität
der Betriebsflüssigkeit
im Ausgangszustand definiert.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es, einen Sensor zur Verfügung
zu stellen, der auch on-board an einer Brennkraftmaschine Messungen vornehmen
kann, wobei der Sensor weitgehend zuverlässig und störungsfrei die Alterung eines Öls bestimmen
soll.
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Die Lösung der Aufgabe liefert ein Ölqualitätssensor
mit den Merkmalen des Anspruchs 14.
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Gegenstand der Erfindung ist weiterhin
die Verwendung eines Sensors gemäß Anspruch
1.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Ausführungsformen,
mit denen sich besonders günstige Sensoren
bzw. Verwendungen von Sensoren durchführen lassen.
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Prinzipiell ist erfindungsgemäß der Sensor
in allen Flüssigkeiten
einsetzbar, in denen eine stoffliche Veränderung der Zusammensetzung
erfolgt, d. h. in denen mindestens eine Komponente zu- bzw. abnimmt.
Bevorzugt wird der Sensor zur Charakterisierung einer komplexen
Flüssigkeit
eingesetzt, d. h. in einer Flüssigkeit,
die mehrere von der Struktur und Menge her unbekannten Komponenten
enthält,
wobei insbesondere eine Wiederholbarkeit der exakten Zusammensetzung
der Flüssigkeit
meist nicht gegeben ist, z. B. weil die Zusammensetzung der Flüssigkeit
durch eine (nicht überschaubare)
Vielfalt von Einflüssen
bedingt ist. Ganz besonders vorteilhaft kommt der Sensor in einer ölhaltigen
Flüssigkeit
zum Einsatz, bevorzugt in einer Flüssigkeit die mindestens zu
30 % und insbesondere zu mindestens 50 % ein Öl enthält. Neben dem Öl können noch
verschiedene andere Komponenten vorliegen, die ggf. auch von dem
Sensor erkannt werden können.
Bevorzugt ist der Sensor ausgelegt auf einen oder mehrere Bestandteile
des Öls,
der/die im Laufe des Gebrauchs des Öls (bzw. der Flüssigkeit)
abnehmen; es ist jedoch auch eine Auslegung des Sensors möglich auf eine
Zunahme eines oder mehrere Bestandteile der Flüssigkeit. Vorteilhaft ist der
Sensor ausgelegt auf eine oder mehrere Hauptkomponenten der Flüssigkeit,
d. h. solche Komponenten, die den Hauptgewichtsanteil der Flüssigkeit,
beispielsweise der Ölzusammensetzung,
ausmachen.
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Im Gegensatz zu den eingangs beschriebenen
Sensoren wird bei der erfindungsgemäßen Messung ein Sensor verwendet,
der mindestens einen Bestandteil der Flüssigkeit wiederholt ein- und
auslagern kann, entsprechend der Konzentration dieses Bestandteils.
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Gegenüber bekannten Sensoren, wie
z. B. Glaselektroden, unterscheidet sich der efindungsgemäß eingesetzte
Sensor durch mindestens eines der folgenden Merkmale:
- – Der
Bestandteil der Flüssigkeit
hat ein Molekulargewicht ≥ 200;
- – der
Bestandteil der Flüssigkeit
wird am Sensor im wesentlichen adsorbiert;
- – der
Bestandteil der Flüssigkeit
ist nicht ionisch;
- – es
wird nicht ein Grenzflächenpotential,
elektrochemisches Potential und/oder Wasserstoffpotential als charakteristische
Größe bestimmt.
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Der Bestandteil ist dabei so gewählt, daß er sich
im Laufe des Gebrauchs der Flüssigkeit
hinsichtlich seiner Affinität
zu der sensitiven Schicht verändert, üblicherweise
wird dies erreicht durch eine Konzentrationsänderung des Stoffes in der
Flüssigkeit durch
den Gebrauch derselben.
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Erfindungsgemäß kann besonders vorteilhaft
ein (bzw. mehrere) Bestandteil der Flüssigkeit dadurch gemessen werden,
daß der
Bestandteil sich in die sensitive Schicht einlagert bzw. sich aus
dieser herauslöst,
wobei eine Gewichtsveränderung
der sensitiven Schicht stattfindet. Die Einlagerung kann auch als
Volumeneffekt bezeichnet werden, d. h. die Einlagerung des oder
der Analyten geschieht zumindest bis zu einer bestimmten Schichtdicke
im wesentlichen proportional der Schichtdicke. Durch Messung der
Gewichtsveränderung
erhält
man ein Maß für die Einlagerung
des/der fraglichen Bestandteils/e und hierdurch ein Maß für dessen/deren
Konzentration. Zusätzlich
oder alternativ wird gemäß der vorliegenden
Erfindung ein (bzw. mehrere) Analyt (ein Bestandteil) in einem Öl und/oder
ein (bzw. mehrere) öliger
Analyt durch die Einlagerung des (bzw. der) Analyten in die sensitive
Schicht bestimmt.
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Als Analyt und/oder Öl eignet
sich insbesondere ein Motorenöl,
wie es beispielsweise in Brennkraftmaschinen zum Einsatz kommt.
Vorteilhaft ist der Analyt hierbei zumindest ein Bestandteil eines neuen
Motorenöls,
er kann jedoch auch ein Bestandteil des bei der Benutzung des Motorenöls sich
bildenden Altöls
sein. Bevorzugt ist der Analyt hierbei wiederum ein aliphatischer
Rest, wie er üblicherweise
in mineralischen und/oder synthetischen Motorenölen vorliegt. Solche Kohlenwasserstoffreste
haben üblicherweise
ein Molekulargewicht zwischen 300 und 3 000. Durch den erfindungsgemäßen Einsatz der
adaptierten sensitiven Schicht wird erreicht, daß sich beispielsweise nur die
neuen Ölkomponenten
in die Schicht einlagern, nicht jedoch die Abbauprodukte (mit Keto-,
Aldehyd- und/oder Säureresten
bzw. deren Additions- und/oder Kondensationsprodukte).
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Besonders vorteilhaft ist die sensitive Schicht
des Sensors aus einem Polymer aufgebaut. Dies ermöglicht eine
einfache und kostengünstige Herstellung
und leichte Adaption an einen Analyten. Als Polymer eignen sich
insbesondere Polyurethane und/oder modifizierte Polyurethane, beispielsweise solche,
bei denen die OH-Komponente zumindest teilweise gegen eine NH2-Komponente ausgetauscht ist.
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Vorteilhaft geschieht die Adaption
an den Analyten, indem die Schicht zusammen mit dem Analyt gebildet
wird, beispielsweise durch Mischen eines Motorenöls mit dem Schichtbildner,
insbesondere einem Monomer oder Prepolymer. Bevorzugt wird die Schichtzusammensetzung
derart gewählt,
daß der Analyt
wie auch die gesamte Flüssigkeit
inert zu der Schicht ist, d. h. diese weder abbaut noch sonstwie chemisch
verändert.
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Weiterhin wird erfindungsgemäß der Sensor vorteilhaft
zusammen mit einem nichtsensitiven Sensor (Meßelement gleichen Aufbaus wie
der Sensor, jedoch ohne die sensitiven Eigenschaften für einen Bestandteil
der Flüssigkeit)
eingesetzt, der als Referenz dient. Dies ermöglicht einen einfachen und
sicheren Meßaufbau.
Die Messung selbst erfolgt vorzugsweise durch Versetzen der Schicht
in Schwingungen, auch eine dielektrische Auswirkung der Schicht
kann beispielsweise als Meßprinzip
herangezogen werden. Bei dem Versetzen der Schicht in Schwingungen
wird die Schicht vorteilhaft auf einen Schwingkristall (Quarzkristall)
aufgebracht, der dann zu Schwingungen angeregt wird. Durch die Beladung der
sensitiven Schicht mit dem Analyt wird die Schicht entsprechend
der Beladungsmenge schwerer, wodurch sich das Schwingungsverhalten
verändert.
Hieraus kann wiederum auf die Beladungsmenge zurückgeschlossen werden.
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Zusätzlich zu der Referenz, über die
die absolute Viskosität
(bzw. eine Viskositätsveränderung) ermittelt
werden kann, kommt vorteilhaft noch ein Temperatursensor zum Einsatz,
da die Viskosität (insbesondere
bei Motoröl)
stark temperaturabhängig
ist.
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Das temperaturabhängige Viskositätsverhalten
der flüssigen
Phase kann hierbei beispielsweise in einem Kennfeld abgelegt sein, über das
dann die Temperaturkorrektur der Meßwerte erfolgt. Alternativ oder
zusätzlich
kann die Messung auch nur bei einer oder mehreren festgelegten Temperaturen
durchgeführt
werden.
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Vorteilhaft können mehrere Sensoren parallel
eingesetzt werden, die auf unterschiedliche Bestandteile der flüssigen Phase
und/oder unterschiedliche flüssige
Phasen geprägt
sind. Hierdurch lassen sich unterschiedliche Veränderungen der flüssigen Phase
erkennen. Dies ist insbesondere beim Einsatz des Sensors in einem
Motoröl
von Bedeutung, da hier zum einen unterschiedliche Öle mit unterschiedlichen
Bestandteilen eingesetzt werden können, und zum anderen – je nach
den Betriebsbedingungen des Motoröls – unterschiedliche Alterungsprozesse
ablaufen können.
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Zum Einsatz des Sensors gehört ferner
eine Auswerteelektronik, über
die der Sensor einerseits betrieben und andererseits das Sensorsignal
zu der gewünschten
Information umgewandelt wird. Bei Motoröl kann die Information insbesondere
ein Hinweis auf die Fälligkeit
des Motorölwechsels
sein.
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Grundsätzlich kann für die vorliegende
Erfindung praktisch jede Schicht eingesetzt werden, die eine Matrix
mit Cavitäten
und/oder Diffusionskanälen enthält, die
an einen zu bestimmenden Bestandteil der Flüssigkeit (Analyt) angepaßt (adaptiert)
sind, d. h. den Analyt entsprechend seiner Konzentration einlagern
(bei einer hohen Konzentration) bzw. auslagern (bei einer niedrigen
Konzentration des Analyten in der Flüssigkeit).
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Das Herstellen solcher adaptierter
Oberflächen
ist auch als „molekulares
Prägen" bekannt, wobei solche
molekular geprägten
Schichten im wesentlichen nur in Gasen eingesetzt wurden. Solche molekular
geprägten
Schichten lassen sich industriell und kostengünstig herstellen. Bei der Generierung der
Sensorschicht, beispielsweise durch einen Polymerisationsprozeß, wird
der zu detektierende Analyt der Reaktionsmischung zugesetzt. Die
Analytmoleküle
hinterlassen bei der Polymerisation bzw. der Aushärtung ihren
Abdruck in der Matrix und können nach
Abschluß der
Reaktion verdampft oder aus dem (polymeren) Netzwerk herausgespült werden.
Hierzu ist ein bezüglich
des Polymerisationsprozesses und der fertigen polymeren Schicht
inerter Analyt zu wählten
(bzw. die Reaktionsmischung ist entsprechend auszuwählen). Die
Qualität
der molekular geprägten Schichten
hängt dabei
von vielen Einflüssen
ab, insbesondere von der Schichtmaterialwahl (Polymer), Polymerisationsdauer,
Lösemittelanteil
bei der Schichtherstellung, Temperatur, Vernetzeranteil etc. Durch
diesen Herstellungsprozeß verbleiben
in der chemisch-sensitiven Schicht an den Analyt adaptierte Cavitäten und
Diffusionskanäle,
die zur Wiedereinlagerung des Analyten prädestiniert sind. Durch diese
Prägung
kommt es analog zum Schlüssel-Schloß-Prinzip
zu analyt-spezifischen Wechselwirkungen, entsprechend der Konzentration
des Analyten. Dieses molekulare Prägen erfordert nicht einen chemisch-reinen
Analyt, sondern kann auch mit einem Analytgemisch komplexer Zusammensetzung
zur Anwendung kommen. Somit ist auch die Charakterisierung der vielfältigen Alterungsprozesse bei
Motorenölen
mit so hergestellten Sensoren möglich.
Erfindungsgemäß kann also
eine solche sensitive Schicht beispielsweise durch Polymerisation
eines Polyurethans mit einem bestimmten Anteil an Vernetzermolekülen in Gegenwart
von frischem Motorenöl
(beispielsweise für
Otto-Motoren; auf Mineralölbasis
und/oder synthetisch) hergestellt werden. Nach dem Ausspülen des Öls aus der
polymerisierten Schicht bleiben in der polymeren Matrix den Bestandteilen
des frischen Motorenöls
angepaßte
Hohlräume
zurück.
Mit Hilfe der Infrarotspektroskopie kann gezeigt werden, daß diese
Hohlräume
bemerkenswert selektiv Neuöl
einschließen.
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Die Erfindung wird im folgenden anhand
von Zeichnungen und Ausführungsbeispielen
näher beschrieben.
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Es zeigen:
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1 IR-Spektren
von Otto-Neuöl
und Otto-Altöl
in Tetrachlorkohlenstoff;
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2 IR-Spektren
einer Non-Imprint-Probe nach verschiedenen Arbeitsschritten;
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3 IR-Spektren
eine Imprint-Probe nach den einzelnen Arbeitsschritten;
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4 IR-Spektren
einer Imprint-Probe eines aminhaltigen Polymeren nach verschiedenen
Arbeitsschritten;
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5 die
Temperaturabhängigkeit
der Frequenzantwort eines unbeschichteten QMB in Alt und Neuöl;
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6 die
Frequenzantwort eines mit Neuöl geprägten QMB
beim Wechsel von Neuöl
auf Altöl; und
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7 einen
Vergleich der Frequenzantworten massensensitiv und nichtmassensensitiv
beschichteter QMB.
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Experimentelles: Präparation
der Schichten
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Es werden Sensorschichten zur Bestimmung der
Alterung von Motorenöl
hergestellt. Die chemisch sensitiven Schichten werden durch molekulares
Prägen
von verschiedenen Polyurethanen hergestellt. Folgende Chemikalien
werden verwendet:
- - Phloroglucin puriss;
- - Bisphenol A, 97 %;
- – Diphenylmethandüsocyanat
z. Synt. (Gemisch aus 70 % Diisocyanat und 30 % Triisocyanat);
- – Hexamethylendiisocyanat
z. Synt.;
- – Tetrahydrofuran
getrocknet p. A..
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Jedes der synthetisierten Polyurethane
enthält
im stöchiometrischen
Verhältnis
eines der Isocyanate und eine Mischung der beiden alkoholischen Komponenten.
Der Anteil des Phloroglucins in der alkoholischen Komponente bestimmt
den Vernetzungsgrad. Ein günstiger
Vernetzungsgrad für
Imprints liegt bei ca. 60 % (je nach Polymer allg. 20 – 85 %).
Bei Verwendung des Hexamethylendiisocyanats setzt man hierfür ein Gemisch
aus 60 mol- % Phloroglucin
und 40 mol % Bisphenol A ein; für
das Isocyanatgemisch liegt der Anteil des Phloroglucins im Alkoholgemisch
bei 40 mol-%, da hier auch das Isocyanat aufgrund seines Triisocyanatanteils
als Vernetzer wirkt.
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Zur Herstellung der Schichten werden
die einzelnen Komponenten zusammen mit der geeigneten Menge Neuöl in THF
gelöst.
Diese Mischung kann direkt auf Glasplättchen oder Quarzplättchen zur
Vermessung mittels FT-IR oder auf Schwingquarze aufgebracht werden.
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1.) Hexamethylendiisocyanat:
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0,76 mg (6 mmol) Phloroglucin, 91
mg (4 mmol) Bisphenol A, 218 mg (13 mmol) Hexamethylendiisocyanat
und 116 mg Otto-Neuöl
(entspricht 30 % der Masse des Monomerengemisches und somit 23,1
% Anteil an der Gesamtmasse der Matrix) werden in 1 ml THF gelöst.
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Von diesem Ausgangsgemisch werden
20 μl mit
180 μl THF
verdünnt
und 20 μl
der Verdünnung auf
das Glasplättchen
bzw. 2 μl
auf den QMB aufgebracht.
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2.) Diphenylmethandüsocyanat:
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50 mg Phloroglucin (4 mmol), 137
mg Eisphenol A (6 mmol), 274 mg Diphenylmethandüsocyanat (10,4 mmol) werden
zusammen mit 138 mg Öl in
1 ml THF gelöst.
Verdünnung
und Auftragung analog zur obigen Schicht.
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FT-IR-Messungen
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Die über Nacht auspolymerisierten
Plättchen werden
in einem FT-IR Gerät
(Perkin-Elmer FTIR 2000) gegen ein leeres Quarzplättchen als
Blank vermessen. Zur Interpretation werden die symmetrische sowie
die antisymmetrische Methylenschwingung bei 2 856 cm–1 und
2 921 cm–1 herangezogen.
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Die wesentlichen Meßpunkte
erhält
man nach folgenden Arbeitsschritten:
- 1.) Auspolymerisieren.
- 2.) Ausspülen
des Motoröls
aus der Schicht durch Rühren
in n-Heptan.
- 3.) Wiedereinlagerung des Neuöls (1 Nacht in Öl einlegen,
rühren).
Zum Entfernen des oberflächlichen Öls wird
das Plättchen
zuerst mit Papier trockengewischt und zum Abschluß mit ca.
1 ml n-Heptan abgespült.
- 4.) Erneutes Auswaschen des Öls
und Einlegen in Altöl
(analog 2, 3).
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Massensensitive Messungen:
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Die Reaktionsmischung wird auf den Schwingquarz
aufgetropft. Um eine konstante Schichtdicke über den gesamten, kreisförmigen Elektrodenbereich
zu erzielen, verwendet man das sogenannte Spin-coating-Verfahren,
bei dem der Sensor während
der Polymerisation mit 200 – 400 U/min
(je nach Viskosität
des Schichtmaterials) rotiert. Die Schichtdicke beträgt ca. 1.5 μm, was einen Frequenzhub
von ungefähr
75 kHz erzeugt. Die massensensitive Messung erfolgt mit einem Netzwerkanalysator,
wodurch an das beschichtete Quarzbauteil eine Hochfrequenz variabler
Frequenz angelegt wird und so das Dämpfungsverhalten des Bauteils
ermittelt wird. Dies geschieht im Resonanzbereich der Dickenscherschwingung
des Quarzes. Die Frequenz geringster Dämpfung wird dann vom Computer
ausgelesen und als Funktion der Zeit dargestellt. Zu Beginn der
Messung wird der Sensor in thermostatiertes Neuöl eingetaucht (T = 50 ± 0.1 °C). Zur schnelleren Einstellung
des Sensoreffektes werden die Ölproben mit
Hilfe eines Tauchrührers
mit ca. 700 U/min durchmischt. Dann wird nach der Konstanz des Sensorsignals
das Meßöl gewechselt.
Das verwendete Altöl
ist ebenfalls vorthermostatiert. Die Frequenz geringster Dämpfung (Resonanzfrequenz) ändert sich
dann aufgrund zweier gegenläufiger
Effekte. Zunächst
induziert der Viskositätsanstieg
(bei viskosem Altöl) eine
Frequenzerniedrigung, die – bei
chemisch sensitiver Beschichtung – teilweise durch einen Masseneffekt
kompensiert wird. Letzterer wird durch das Herausdiffundieren von
zuvor in die Schichten eingelagerten Molekülen erzeugt. Beim unbeschichteten oder
nicht-sensitiv beschichteten Quarz beträgt der Viskositätseffekt
16 000 Hz, bei den sensitiv beschichteten Bauteilen variiert der
Frequenzhub je nach Polymerschicht zwischen 11 000 und 15 000 Hz.
Der Masseneffekt beträgt
also je nach verwendeter Schicht 1 000 bis 5 000 Hz.
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Wie aus 1 ersichtlich ist, unterscheiden sich
die IR-Spektren von frischem (11) und verbrauchtem (12)
Otto-Motorenöl
im interessierenden aliphatischen Bereich praktisch nicht. Die Intensitäten der
symmetrischen (13) und asymmetrischen (14) Methylenschwingungen
sind nahezu identisch, auch im Bereich der Methylschwingungen (symmetrisch 15,
asymmetrisch 16) sind praktisch keine Unterschiede zu erkennen.
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Die 2 bis 4 zeigen die jeweils nach
den einzelnen Arbeitsschritten aufgenommenen IR-Spektren an drei
Polymeren. Einem ohne Prägung
hergestellten Polymer (2)
wird ein mit frischem Öl
geprägtes
Polymer aus identischem Material (3) und
ein mit frischem Öl
geprägtes
Amin-Polymer gegenübergestellt.
Die IR-Spektren werden nach folgenden Prozeßschritten durchgeführt:
- 1. Aushärten
des Polymers (in 3 und 4 incl. eines Otto-Neuöls);
- 2. Ausspülen
des mobilen Anteils des zum Prägen verwendeten
Imprints (Otto-Neuöl)
mit n-Heptan;
- 3. Zwölfstündige Lagerung
des Polymer in Otto-Neuöl
mit anschließendem
Abspülen
der Oberflächenschichten;
und
- 4. Zwölfstündige Lagerung
in Otto-Altöl
mit anschließendem
Abspülen
der Oberflächenschichten.
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Bei den Proben mit geprägten Sensorschichten
(3 und 4) nehmen die Intensitäten der
aliphatischen Peaks (um 2 900 cm–1,
unterlegt) beim Ausspülen
des Imprints ab, ein Großteil
des Öls
läßt sich also
aus der polymeren Matrix entfernen. Durch das Lagern in Neuöl steigen
die Intensitäten
annähernd wieder
auf den Ausgangswert an, das Neuöl
lagert sich also wieder in die Polymermatrix ein (gleiche Spektren
werden bei einer wiederholten Ein- und Auslagerung des Neuöls erhalten).
Die Spektren zeigen ferner, daß Altöl (4)
in das Polymergerüst
nicht eingelagert wird, das IR-Spektrum entspricht dem der mit n-Heptan
ausgespülten
Probe.
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Bei den Proben ohne Imprint (2) ergeben sich lediglich
geringe Intensitätsveränderungen während der
Arbeitsschritte 1 bis 4, so daß man
ausschließen
kann, daß es
sich bei den geprägten
Proben um eine reine Oberflächenadsorption
handelt. Die hier geringen Effekte lassen auf eine geringfügige Porosität der Non-Imprint-Proben
in Oberflächennähe schließen. Bei
dem Polymer handelt es sich hier um eine reine Polyurethanschicht.
Das relevante Signal liegt bei etwa 2 900 Wellenzahlen (die breiten Banden
bei ca. 3 200 cm–1 stellen hauptsächlich Schwingungen
acider Wasserstoffe dar). Ganz anders verhält sich das gleiche Material,
wenn es zusammen mit frischem Öl
polymerisiert wird (3). Man
sieht deutlich den Intensititätsverlust
der aliphatischen CH-Schwingungen
nach dem Spülen
der Schicht mit n-Heptan (1. → 2.),
was auf das Ausspülen
des bei der Polymerisation zugegebenen Öls zurückzuführen ist. Legt man die gespülte Schicht über Nacht
in Neuöl,
erreicht in diesem Fall das Signal nahezu wieder seinen Ausgangswert
(2. → 3.),
es wird also das Neuöl
wieder eingelagert. Erneutes Spülen und
Einlegen in Altöl
ergibt die gleiche Signalintensität wie die gespülte Schicht
(2. → 4.),
d. h., daß das Altöl im Gegensatz
zu dem Neuöl
nicht in die Schicht eingelagert wurde.
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Die 5 zeigt
die Temperaturabhängigkeit der
Resonanzfrequenz eines unbeschichteten QMB in Altöl 22 bzw.
in Neuöl 21.
Bei 50 °C
beträgt
der Frequenzhub 23 der in das jeweilige Öl getauchten Quarze
16 kHz beim Übergang
von Neuöl
in Altöl. Ähnliche
Werte werden mit Quarzen erhalten, die mit Polymeren beschichtet
sind, die kein Öl
inkorporieren können
(ungeprägte
Polymere, Non-Imprint-Probe). Es kann ein linearer Zusammenhang
zwischen dem Logarithmus des Frequenzhubes und der reziproken absoluten
Temperatur beobachtet werden. Schwingquarze mit nicht-sensitiven
Polymerschichten (Non-Imprint) ergeben parallel verschobene Geraden,
deren Steigungen sich maximal um 10 % unterscheiden. Daraus folgt,
daß es
sich bei den gemessenen Frequenzhüben um reine Viskositätseffekte und
nicht um Masseneffekte handelt.
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Der Frequenzhub, der beim Transfer
eines mit einer durch molekulares Prägen hergestellten sensitiven
Schicht (Imprint-Probe) beladenen QMB (Quarz Micro Balance) von
Neuöl in
Altöl beobachtet werden
kann, liegt bei einer Temperatur von 50 °C anfänglich um 2 bis 3 kHz niedriger
als für
einen Non-Imprint-Quarz. Je nach Polymerschicht kann der Frequenzhub
auch noch geringer ausfallen. Die 6 zeigt
einen Frequenzhub 25 von 11 kHz für einen Quarz mit einer sensitiven
Schicht, d. h., dieser Frequenzhub 25 liegt 5,0 kHz unter
dem eines unbeschichteten Quarzes (auch ein Quarz mit einer Non-Imprint-Schicht ist hier
einsetzbar). Dieser Unterschied in der Frequenzantwort eines sensitiv
beschichteten QMB zu allen anderen Quarzen resultiert aus der reversiblen
Einlagerung von Otto-Neuöl
in die Schicht und ein Herauslösen
des Otto-Neuöls
aus der Schicht, wenn diese in Altöl getaucht wird. Der Frequenzhub
für unterschiedliche
nicht-sensitive Schichten ist näherungsweise
gleich. Dieser Sachverhalt ist in der 7 näher dargestellt.
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Der nicht mit einer sensitiven Schicht
versehene Quarz reagiert nahezu ausschließlich auf die unterschiedliche
Viskosität
von Neuöl 31 und
Altöl 32,
ohne Berücksichtigung
deren chemischer Zusammensetzungen. Die Frequenzantwort Δf beträgt 16 kHz.
Bei der parallel durchgeführten
Messung des Frequenzhubs an dem mit einer sensitiven Schicht versehenen
Quarz wird (s. o.) lediglich ein Betrag von 11 bis 14 kHz (je nach
sensitiver Schicht) erhalten, d. h. ca. 2 bis 5 kHz weniger. Dieser
Betrag resultiert aus dem Masseneffekt, d. h. dem Gewichtsunterschied
der mit Neuöl 33 beladenen
sensitiven Schicht und dem Herauslösen des Neuöls 33 aus der sensitiven
Schicht, wenn diese in Altöl 32 lagert.
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Mit der Verwendung eines Quarzes
mit nicht-sensitiver Schicht (oder ohne Beschichtung) als Referenz
kann also zum einen die Viskositätsveränderung
von Neuöl
zu Altöl
und der Verbrauch des Neuöls
(Alterung) bestimmt werden. Letzterer verläuft proportional zum Masseneffekt Δm. Mit dem
erfindungsgemäßen Sensor
läßt sich
entsprechend die Alterung eines Motorenöls fortlaufend durch Zunahme
des Masseneffekts überwachen,
wobei die Veränderung
der Viskosität,
die von einer Zunahme bis hin zu einer Abnahme reicht, durch die
Referenz berücksichtigt
wird.
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Erfindungsgemäß erfolgt die Ölqualitätsbestimmung
vorteilhaft also mittels eines mit einer sensitiven Schicht beschichteten
Quarzes. Die sensitive Schicht hat eine an mindestens einen Ölbestandteil adaptierte
Oberfläche,
die entsprechend der Konzentration des Ölbestandteils zur wiederholten
Ein- und Auslagerung des Ölbestandteils
prädestiniert
ist. Beim Vorliegen des Ölbestandteils
lagert sich dieser in die sensitive Schicht ein, wodurch der Quarzträger träge wird
und entsprechend seine Resonanzfrequenz sinkt. Durch Alterung des Öls nimmt
der Bestandteil, der in die sensitive Schicht einlagert ab, wodurch
die Resonanzfrequenz ansteigt. Als Referenz wird eine nicht-sensitive
Schicht verwendet, über
die der Viskositätseffekt
des Öls
auf die Schwingung des Quarzes ermittelt wird.