DE19640771C1 - Verfahren zur aktiven Einstellung und Regelung von Dämpfungseigenschaften von Kunststoffen durch lokale Wärmeeinbringung - Google Patents
Verfahren zur aktiven Einstellung und Regelung von Dämpfungseigenschaften von Kunststoffen durch lokale WärmeeinbringungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren mit dem es ermöglicht wird, durch lokale
Einbringung von einer definierten Wärmemenge in einen verstärkten, gefüll
ten, unverstärkten oder ungefüllten Kunststoff die Dämpfungseigenschaften
des Materials oder der Struktur gezielt und regelbar zu verändern.
Die Problematik unerwünschter Strukturschwingungen stellt sich in vielen
Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus. Besonders schwerwiegend sind
die Probleme beispielweise in der hochgenauen Meßtechnik (Quelle: Melcher,
J; Lammering, R.: Adaptronische Schwingungsdämpfung in der automatisier
ten Formmeßtechnik; Vortrag anläßlich der VDI-TZ Veranstaltung Adaptro
nik; Düsseldorf; 30.11.1994), bei extrem dynamischen Positioniervorgängen
oder der Lärmemission. Daher sind in den letzten Jahren verschiedene Metho
den der aktiven und passiven Schwingungsdämpfung von Materialien entw
ickelt worden (Quelle: Gandhi M. V., Thompson B. S.: Smart materials and
structures; Chapman & Hall, London, 1992). Methoden der aktiven Schwin
gungsdämpfung basieren darauf, den Schwingungszustand des Bauteils oder
der Struktur zu erfassen und dann mittels geeigneter Aktoren diesem entge
genzuwirken. Werden Struktureigenschaften beeinflußt, so kann dies bei
spielsweise über elektrische Antriebe erfolgen. Für die Beeinflußung von Ma
terialeigenschaften können piezokeramische Aktoren (Quelle: Pourki, F.; So
sa, H.: Piezoeleetric damping of flexible structures using novel electrode sha
pes; Proc. SPIE: Smart Structures and Intelligent Materials; Vol. 1917 No. 1;
pp. 136-143; 1993), Formgedächtnislegierungen (Quelle: Gandhi M. V.,
Thompson B. S.: Smart materials and structures; Chapman & Hall; London;
1992) oder Elektrorheologische Flüssigkeiten (Quelle: Wang, K. W. et al.:
Vibration control of flexible structures via electrorheological-fluid-based
dampers; Proc. SPIE: Smart Structures and Intelligent Materials; Vol. 1917
No. 1; pp. 157-167; 1993) verwendet werden. Nachteilig ist bei all diesen
Verfahren das zusätzliche Gewicht, die Beschränkung der Einsatztemperatur,
hohe Kosten und die komplexe Regelungselektronik. Bei der passiven
Schwingungsdämpfung werden entweder zusätzliche Massen oder dämpfende
Zwischenschichten an oder in das Material eingebracht (Quelle: Liao, F. S. et
al.: Vibration damping of interleaved carbon fibre-epoxy composite beams;
Joumal of Composite Materials; Vol. 28 No. 18; pp. 1840-1854; 1994) (Quel
le: Hübsch Stahl AG: Verbundwerkstoffe für die Schwingungsdämpfung und
Körperschalldämpfung; Offenlegungsschrift DE 37 04 506 A1; 1987). Hier
durch ist neben dem zusätzlichen Gewicht der Dämpfungseffekt permanent
vorhanden, kann also nicht direkt an den Bauteilzustand angepaßt werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der oben genannten
Art zu entwickeln, bei dem die bisherigen Nachteile der aktiven und passiven
Dämpfung ausgeglichen werden.
Zur Lösung dieser Aufgabe führt ein Verfahren, mit welchem lokal eine be
stimmte Wärmemenge aktiv in einen verstärkten, gefüllten, unverstärkten oder
ungefüllten Kunststoff eingebracht wird. Die mechanischen Eigenschaften
von Kunststoffen sind sehr stark temperaturabhängig. So fällt z. B. der Schub
modul G bei Temperaturerhöhung bis zu der Glasübergangstemperatur TG ei
nes Kunststoffs leicht ab, jedoch in einem engeren Bereich um TG sehr stark
(siehe Abb. 1). Mit der Reduktion der mechanischen Eigenschaften steigt der
mechanische Dämpfungsfaktor d von Kunststoffen und zeigt in der Regel in
dem Bereich um TG eine Erhöhung um mehrere Größenordnungen (siehe
Abb. 1) (Quelle: Domininghaus, H.: Die Kunststoffe und ihre Eigenschaften;
VDI-Verlag, Düsseldorf; 1992).
Der beschriebene Effekt wird in dieser Erfindung erstmals für die aktive
Dämpfung von Bauteilen und Strukturen ausgenutzt. Durch die lokale Zufüh
rung einer definierten Wärmemenge, bei der die erwärmten Bereiche auf
Temperaturen nahe der Glasübergangstemperatur des Kunststoffs gebracht
werden, gelingt es, aktiv dämpfende Zwischenbereiche an oder innerhalb des
Materials einzubringen, welche die Schwingungseigenschaften des Bauteils
oder der Struktur deutlich beeinflußen, während sich die Festigkeit des Bau
teils oder der Struktur nur unwesentlich ändert. Koppelt man diesen Effekt mit
einem Sensor, so kann mit dieser Erfindung eine aktive Regelung der Dämp
fungseigenschaften erreicht werden. Wird die Zufuhr der Wärmemenge been
det, so kühlt das Material entweder natürlich oder durch erzwungene Wärme
abfuhr ab und die ursprünglichen Eigenschaften stellen sich wieder ein.
Dieser Vorgang ist vollständig reversibel und wiederholbar.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in Abb. 2 dargestellt und wird
im folgenden näher beschrieben. In einem einseitig eingespannten Biegebal
ken (1) aus Kunststoff sind mehrere elektrische Leiter (2) oberhalb der neutra
len Schicht (3) eingebettet. Wird dieser Biegebalken zu Schwingungen ange
regt, so stellt sich bei freier gedämpfter Schwingung die in Abb. 3 dar
gestellte Abklingkurve (5) ein. Um diese Abklingzeit der Biegeschwingung zu
verkürzen, wird mit Hilfe der elektrischen Leiter als Aktorlokal eine definier
te Wärmemenge eingebracht (ΔT ~ I), welche die Bereiche in unmittelbarer
Nähe der elektrischen Leiter (4) auf Temperaturen nahe der Glasübergang
stemperatur TG des Kunststoffs erwärmt. Hierdurch ändert sich lokal der me
chanische Dämpfungsfaktor d des Kunststoffs, was einer aktiven und geziel
ten Integration einer dämpfenden Zwischenschicht entspricht. Die signifikante
Verkürzung der Abklingzeit der Biegeschwingung mit aktiver Dämpfung (6)
ist in Abb. 4 dargestellt. Nach Abklingen der Biegeschwingung wird die
Wärmezufuhr beendet und die erwärmten Bereiche des Kunststoffs kühlen auf
Umgebungstemperatur ab. Hierdurch stellen sich die ursprünglichen mechani
schen Eigenschaften des Materials wieder ein. Bei erneuter Anregung des Bie
gebalkens resultiert bei freier gedämpfter Schwingung wiederum die in
Abb. 3 dargestellte Abklingkurve (2), wenn kein Strom durch den elektrischen
Leiter fließt.
Der Wärmeeintrag in das Material kann durch verschiedene Methoden erfol
gen. Im einfachsten Falle erfolgt dieser von außen durch Kontakterwärmung,
Heißluft oder Wärmestrahlung. Zum anderen können stromdurchflossene
elektrische Leiter oder Wärmeleiter jeglicher Art appliziert oder in das Materi
al integriert werden. Gleichfalls können auch Magnetfelder in Verbindung
mit passiven elektrischen Leitern durch magnetische Induktion eine lokale Er
wärmung realisieren.
Die beschriebene Erfindung ermöglicht die aktive Dämpfung von Bauteilen
oder Strukturen aus verstärkten, gefüllten, unverstärkten oder ungefüllten
Kunststoff. Hierbei können sowohl freie gedämpfte als auch erzwungene und
selbsterregte Schwingungen aktiv gedämpft werden. Die Vorteile der be
schriebenen Erfindung gegenüber herkömmlichen Verfahren bestehen insbe
sondere in der Gewichtsersparnis, der einfachen Regelungsmöglichkeit lokaler
Material- oder Struktureigenschaften und der deutlich verbesserten Material
kompatibilität. Die beschriebene Erfindung ist darüberhinaus besonders ko
stengünstig zu realisieren.
Claims (5)
1. Verfahren zur aktiven Einstellung und Regelung der Dämpfungseigen
schaften von Bauteilen oder Strukturen aus verstärkten, gefüllten unver
stärkten oder ungefüllten Kunststoffen, dadurch gekennzeichnet, daß während eines Schwingungsvorganges lo
kal und definiert Wärme in das Material eingebracht wird, wodurch sich
die Dämpfung des Kunststoffs in diesem Bereich verändert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die einge
brachte Wärmemenge das Material lokal auf Temperaturen nahe der
Glasübergangstemperatur des Kunststoffs erwärmt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die lo
kale Wärmeeinbringung sowohl von außerhalb als auch innerhalb des
Materials oder der Struktur erfolgen kann.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Wärmeeinbringung mittels eines applizierten oder integrierten elektri
schen Leiters erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Wärmeabfuhr durch speziell an- oder eingebrachte Wärmeleiter er
folgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996140771 DE19640771C1 (de) | 1996-10-02 | 1996-10-02 | Verfahren zur aktiven Einstellung und Regelung von Dämpfungseigenschaften von Kunststoffen durch lokale Wärmeeinbringung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1996140771 DE19640771C1 (de) | 1996-10-02 | 1996-10-02 | Verfahren zur aktiven Einstellung und Regelung von Dämpfungseigenschaften von Kunststoffen durch lokale Wärmeeinbringung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19640771C1 true DE19640771C1 (de) | 1998-06-18 |
Family
ID=7807749
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1996140771 Expired - Fee Related DE19640771C1 (de) | 1996-10-02 | 1996-10-02 | Verfahren zur aktiven Einstellung und Regelung von Dämpfungseigenschaften von Kunststoffen durch lokale Wärmeeinbringung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19640771C1 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3704506A1 (de) * | 1987-02-13 | 1988-08-25 | Hoesch Stahl Ag | Verbundwerkstoff fuer die schwingungsdaempfung und koerperschalldaempfung |
-
1996
- 1996-10-02 DE DE1996140771 patent/DE19640771C1/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3704506A1 (de) * | 1987-02-13 | 1988-08-25 | Hoesch Stahl Ag | Verbundwerkstoff fuer die schwingungsdaempfung und koerperschalldaempfung |
Non-Patent Citations (5)
Title |
---|
Gandhi M.V., Thompson B.S.: Smart materials and structures, Chapman & Hall, London, 1992 * |
Liao,F.S. et al. Vibration damping of interleaved-fibre-epoxy composite beams. Journal of Composite Materials, Vol.28, No.18, S.1840-1854 * |
Melcher,J. Lammering,R., Adaptonische Schwingungs-dämpfung in der automatisierten Formmeßtechnik. Vortrag, Düsseldorf, VDI-TZ, 30.11.94 * |
Pourki and Horacio Sosa, Piezoelectric damping of flexible structures using novel electrode shapes. In: SPIE: Vol.1917 Smart Structures and Intelli- gent Systems (1993), Nr.1, S.136-143 * |
Wang,K.W.et.al.: Vibration control of flexible structures via electrorheological-fluid-based dam-ers, SPIE: Smart Structures and Intelligent Materials, Vol.1917, No.1, S.157-167, 1993 * |
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