DE19636120A1 - Formteil aus Verbundmaterial sowie Verfahren zu dessen Herstellung - Google Patents
Formteil aus Verbundmaterial sowie Verfahren zu dessen HerstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Formteil aus Verbundmaterial, mit
den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
Das Formteil dient dekorativen und/oder funktionellen
Zwecken. Seine Verwendung ist vielseitig. Es ist als
Karosserieteil oder für die Innenausstattung eines
Personenkraftwagens, beispielsweise als Mittelkonsole,
Armaturenbrett oder Türverkleidung, ebenso verwendbar wie
beispielsweise im Möbel- und Messebau oder in der
Innenarchitektur.
Es ist bekannt, derartige Formteile als Dekorteile aus
faserverstärktem, durchsichtigem Kunststoff herzustellen, so
daß der im Kunststoff eingebettete Faserwerkstoff sichtbar
ist. Anschließend wird die Oberfläche des Formteils
geschliffen und mit einem Klarlack lackiert. Jedoch entstehen
bei der Herstellung des Formteils winzige, bis zur Oberfläche
reichende Lunker. An den Lunkern bildet der Klarlack winzige
Krater die die Oberflächengüte verschlechtern. Die
Oberfläche des lackierten Formteils muß zum Entfernen der
Krater nochmals geschliffen oder gespachtelt und anschließend
nochmals lackiert werden. Dieses Schleifen und Lackieren muß
mehrfach wiederholt werden. Zumindest das Schleifen muß wegen
der komplizierten geometrischen Form, die das Formteil
oftmals hat, von Hand erfolgen. Das mehrmalige Schleifen und
Lackieren verursacht einen großen Herstellungsaufwand. Zudem
entstehen viele Ausschußteile.
Aufgabe der Erfindung ist ein Formteil aus Verbundmaterial
der eingangs genannten Art zu schaffen, das sich einfach,
schnell und automatisierbar herstellen läßt, sowie ein
Verfahren zu dessen Herstellung.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 8
gelöst. Erfindungsgemäß besteht das Formteil aus einem
Verbundmaterial, das einen lichtdurchlässigen Thermoplast
aufweist, auf dessen Rückseite als Dekorelement
beispielsweise ein Kohlefasergewebe oder -gelege aufgebracht
ist. Die Rückseite ist die beispielsweise einem Fahrgastraum
abgewandte Oberfläche des Formteils. Durch den
lichtdurchlässigen Thermoplast hindurch ist das Dekorelement
von einer dem Fahrgastraum zugewandten Vorderseite des
Formteils her sichtbar. Das erfindungsgemäße Formteil aus
Verbundwerkstoff hat dasselbe Aussehen und dieselbe Funktion
wie ein faserverstärkter, lichtdurchlässiger Kunststoff, ist
jedoch in der Herstellung erheblich weniger aufwendig. Seine
mechanischen Eigenschaften entsprechen denen eines
herkömmlichen, faserverstärkten Kunststoffs. Hinzu kommen
seine Produktsicherheit im Sinne von Reproduzierbarkeit und
Qualitätssicherung.
Weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Formteils aus Verbund
material ist seine Recycelfähigkeit: Das aus Thermoplast,
also aus einem Polymer bestehende Formteil läßt sich mittels
eines geeigneten Lösungsmittels (beispielsweise Alkohol)
auflösen und dadurch vom Dekorelement trennen. Nach
Abscheiden des Lösungsmittels kann das gewonnene Thermoplast
(Pulver, Granulat) einer erneuten Kunststoffverarbeitung
zugeführt werden.
Der das Formteil bildende Thermoplast kann milchig oder
transparent sein, wobei die Struktur beispielsweise eines als
Dekorelements auf der Rückseite aufgebrachten Gewebes durch
das Thermoplast hindurch erkennbar ist. Für dekorative Teile
ist das das Formteil bildende Thermoplast vorzugsweise
glasklar oder auch getönt, so daß das auf der Rückseite
aufgebrachte Dekorelement von der Vorderseite aus sichtbar
ist.
Das Dekorelement kann beispielsweise aus Fasern bestehen, es
kann ein Fasergewebe oder Fasergelege sein, wegen des
Aussehens insbesondere ein Kohlefasergewebe. Auch einfarbige
oder buntbedruckte Textilien, Papier oder Holzfurniere kommen
als Dekorelement in Betracht.
Ein einfaches Herstellungsverfahren besteht im Tiefziehen
(Vakuumverformen) des Formteils aus einer Thermoplast-Platte.
Dabei muß die Oberfläche auf der Vorderseite des Formteils
nicht glatt sein, sondern kann durch Verwendung einer eine
strukturierte Oberfläche aufweisendenden Thermoplast-Platte
oder durch Tiefziehen in eine Negativ-Form, die eine
Oberflächenstruktur aufweist, eine strukturierte Oberfläche
auf der Vorderseite erhalten.
Das Aufbringen des Dekorelements auf der Rückseite des
Formteils kann erfindungsgemäß mittels eines
polymerisierenden Monomers erfolgen, das auf die Rückseite
des Formteils beispielsweise aufgestrichen, aufgegossen, oder
aufgespritzt wird, wobei das Dekorelement an die Rückseite
des Formteils angedrückt wird. Das polymerisierende Monomer
verbindet sich mit dem aus einem Thermoplast, also ebenfalls
aus einem Polymer, bestehenden Formteil zu einem Formteil aus
einheitlichem Werkstoff, oder jedenfalls zu einem Formteil
ohne erkennbare Grenzschicht zwischen dem Thermoplast und dem
polymerisierten Monomer.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die
Fig. 1 bis 5 zeigen in stark vereinfachter,
schematisierter Darstellung Verfahrensschritte zur
Herstellung eines erfindungsgemäßen Formteils.
Die Herstellung des erfindungsgemäßen Formteils erfolgt durch
sog. Vakuumverformung: Eine ebene, durchsichtige Thermoplast-
Platte 10 wird zur Verformung mit Infrarotstrahlern 12 auf
eine Verformungstemperatur von ca. 170°C erwärmt (Fig. 1),
auf eine Form 14 aufgelegt und anschließend in die Form 14
tiefgezogen (Fig. 2). Zum Tiefziehen wird zwischen der
Thermoplast-Platte 10 und der Form 14 eingeschlossene Luft
durch in der Form 14 angebrachte Saugkanäle 16 mit einer
nicht dargestellten Vakuumpumpe abgesaugt (Pfeil P), wodurch
sich die Thermoplast-Platte 10 ohne Einschluß von
Zwischenräumen an die Oberfläche der Form 14 anlegt.
Im Ausführungsbeispiel ist die Form 14 eine Negativform, an
der die geformte Thermoplast-Platte 10 mit einer Vorderseite
anliegt. Es kann jedoch ebenso mit einer Positivform
gearbeitet werden, an der die Thermoplast-Platte 10 mit einer
Rückseite anliegt.
Nach Abschalten der Infrarot-Strahler 12 kühlt die
Thermoplast-Platte 10 ab und erstarrt. Im nächsten
Arbeitsschritt wird auf die Rückseite der geformten
Thermoplast-Platte 10 ein Monomer aufgetragen (Fig. 3) und
ein Kohlefasergewebe als Dekorelement 18 aufgelegt (Fig. 4).
Das Dekorelement 18 wird mittels eines zur Form 14
komplementären Stempels 20 mit der geformten Thermoplast-
Platte 10 verpreßt, während der Monomer polymerisiert und
sich dadurch mit der Thermoplast-Platte 10 zu einem
einheitlichen Werkstoff ohne Grenzschicht verbindet. Die
geformte Thermoplast-Platte 10 bildet mit dem auf ihrer
Rückseite mittels des polymerisierten Monomers als
Dekorelement 18 aufgebrachten Kohlefasergewebe das
erfindungsgemäße Verbundmaterial-Formteil.
Auf die beschriebene Weise läßt sich sehr schnell ein
Verbundmaterial-Formteil 10, 18 mit hoher Oberflächengüte auf
der Vorderseite herstellen, das das Aussehen und die
mechanischen Eigenschaften eines kohlefaserverstärkten
Kunststoffteils hat. Eine Nachbearbeitung der Oberfläche
erübrigt sich.
Es lassen sich auch andere Materialien, beispielsweise
bedrucktes Textilgewebe oder Papier anstelle des
Kohlefasergewebes 16 auf der Thermoplast-Platte 10 anbringen,
um dem hergestellten Formteil 10, 18 ein gewünschtes Aussehen
zu geben. Das ein Dekorelement bildende Kohlefasergewebe 16
kann vor, während oder auch nach der Verformung auf der
Thermoplast-Platte 10 angebracht werden.
Die Thermoplast-Platte 10 besteht aus Polymethylmethacrylat
(PMMA), also aus einem Polymer. Verwendbar sind
beispielsweise auch Polycarbonat, Polyethylen, etc.
Claims (9)
1. Formteil aus Verbundmaterial, insbesondere für die
Innenausstattung eines Personenkraftwagens, das einen
lichtdurchlässigen Thermoplast aufweist, dadurch
gekennzeichnet, daß das Formteil (10) ein Dekorelement (18)
auf seiner Rückseite aufweist.
2. Formteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Formteil (10) durchsichtig ist.
3. Formteil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Formteil (10) ein Tiefziehteil ist.
4. Formteil nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Dekorelement (18) aus Fasern besteht.
5. Formteil nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das
Dekorelement (18) eine Fasermatte ist.
6. Formteil nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das
Dekorelement (18) ein Kohlefasergewebe ist.
7. Formteil nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Dekorelement (18) eine Textilie oder
Papier ist.
8. Verfahren zum Herstellen eines Formteils nach einem der
Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Formteil
(10) durch Tiefziehen einer Thermoplast-Platte (10)
geformt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das
Dekorelement (18) mittels eines polymerisierenden Monomers
auf der Rückseite des Formteils (10) aufgebracht wird.
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