DE19629402C2 - Verwendung von transformierten vaskulären Wasserpflanzen zur Produktion von arteigenen oder artfremden Substanzen - Google Patents
Verwendung von transformierten vaskulären Wasserpflanzen zur Produktion von arteigenen oder artfremden SubstanzenInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind transformierte
vaskuläre Wasserpflanzen, insbesondere solche der Gattung
Wolffia, ein Verfahren zur Transformation von vaskulären
Wasserpflanzen, ein Verfahren zur Kultivierung von trans
formierten Wasserpflanzen, ein Verfahren zur Herstellung von
Substanzen mittels der erfindungsgemäßen transformierten
Wasserpflanzen, ein Verfahren zur Kreuzung von transfor
mierten Wasserpflanzen der erfindungsgemäßen Art sowie die
Verwendung der erfindungsgemäß transformierten vaskulären
Wasserpflanzen.
Ein Ziel der industriellen Biotechnologie auf Basis der
Molekularbiologie ist die Produktion von Substanzen, die
durch Substanzen, die durch chemische Totalsynthese nur
äußerst schwierig zu erhalten sind, wenn überhaupt. Dazu
gehören insbesondere hochmolekulare, biologisch oder pharma
kologisch wirksame Substanzen, wie bespielsweise Fette,
Kohlenhydrate, Vitamine sowie Peptide oder Proteine, bei
spielsweise Antikörper, hochmolekulare, heterogene Konjugate
und Fusionsproteine (z. B. Immuntoxine), aber auch nieder
molekulare Substanzen. Durch gentechnologische Methoden
können in der Regel genetisch veränderte Organismen herge
stellt werden, die entweder in ihr Genom integrierte oder
extrachromosomale, genetisch veränderte Information tragen.
Als die üblicherweise in Betracht kommenden Systeme haben
sich prokaryotische Zellen, insbesondere E. coli-Bakterien
aber auch Hefen, die als nicht typische eukaryotische Zellen
über einen komplexeren Stoffwechselapparat verfügen, eta
bliert.
Auch Pflanzen sind grundsätzlich genetisch veränderbar,
jedoch hat sich die Pflanzen-Gentechnologie überwiegend auf
die Beschleunigung von Züchtungsergebnissen konzentriert.
Hierbei ist insbesondere die Einbringung von Resistenzgenen
in Kulturpflanzen zu nennen, um diese Pflanzen beispielsweise
gegen Krankheitserreger oder Herbizide resistent zu machen.
Pflanzen sind auch in biotechnolgischen Anlagen gezüchtet
worden, beispielsweise um die Biomasse dieser Pflanzen zu
steigern. Dem Eingang von Pflanzen in komplexeren gentech
nologischen Prozessen steht insbesondere als Hindernis
entgegen, daß regelmäßig eine geringe Produktionsleistung
der Stoffwechselprodukte negativ in Erscheinung tritt und
Pflanzen sich regelmäßig nachteilig durch lange Generations
zyklen und geringem Biomassezuwachs auszeichnen. Desweiteren
ist nachteilig, daß gentechnisch veränderte Pflanzen kaum
auf Akzeptanz bei Freilandversuchen stoßen. Eine Kultivierung
von Pflanzen in geschlossenen Anlagen, wie beispielsweise
Fermentern, ist jedoch nur äußerst selten möglich.
Nun ist es aber wünschenswert, den Syntheseapparat von
Pflanzen auch der Gentechnik im engeren und weiteren Sinne
zur Verfügung zu stellen, um mit Hilfe von Pflanzen kom
plexere Stoffwechselprodukte, insbesondere Biomoleküle,
herzustellen, die sich insbesondere durch ihre Komplexität
und/oder ihre Toxizität in anderen Expressionssystemen
auszeichnen. Mithin besteht ein der Erfindung zugrunde
liegendes technisches Problem darin, geeignete Pflanzen oder
Pflanzensysteme für die Biotechnologie bereitzustellen. Die
zu verwendenden Pflanzen sollen dabei in unproblematischer
Weise züchtbar und der genetischen Transformation zugänglich
sein.
Das der Erfindung zugrundeliegende technische Problem wird
durch eine transformierte vaskuläre Wasserpflanze gelöst.
Die Wasserpflanze ist erhältlich durch Transformation einer
vaskulären Wasserpflanze mit genetischem Material, das für
die gewünschte Substanz kodiert oder dessen Expression
induziert und in die Wasserpflanze eingebracht werden kann.
Erfindungsgemäß geeignet sind insbesondere Wasserpflanzen
der Familie der Wasserlinsengewächse (Lemnaceae). Besonders
bevorzugt ist hierbei die zur Gattung der Wolffia gehörende
vaskuläre Wasserpflanze, besonders bevorzugt die Familie
Wolffia arrhiza.
Die wurzellose Wasserpflanze Wolffia arrhiza (L., Wasser
linse) gehört zu der Familie der Lemnaceae und gilt als die
kleinste Blütenpflanze der Welt. Der Durchmesser der Blüten
beträgt ca. 1 bis 1,5 mm. Die Pflanze kommt sowohl in tro
pischen wie auch in gemäßigten Klimabereichen vor und bildet
dort auf Gewässern einen dichten "Pflanzenteppich". Neben
der sexuellen Vermehrung spielt besonders die Vegetativver
mehrung durch Knospung eine entscheidene Rolle für die
Verbreitung dieser Art. Der hohe Biomassezuwachs, der mit
Wolffia arrhiza verbunden ist, führt dazu, daß im asiatischen
Raum in Teichen angezogene Wolffia arrhiza frühzeitig als
Nahrungsmittel für Menschen und Tiere genutzt wurde. Für die
Ernährung vorteilhaft war, daß sich der Protein- und Lipid
gehalt von Wolffia mit den von herkömmlich angebauten Getrei
den vergleichen läßt, wie Bhanthumnavin K. (1971), "Wolffia
arrhiza as a possible source of inexpensive protein, Nature
232: 495 und Engst et al. (1991) in Nahrung 35: 695-710
beschrieben haben. Diese Ergebnisse verbunden mit dem kosten
günstigen Anbau dieser Pflanzen führte dazu, daß die Wasser
linse als alternative Quelle für preiswertes Protein und Fett
in den Mittelpunkt des Interesses rückte. So betrifft auch
die DE 41 33 920 C1 die Verwendung von Lemnaceaen zur Her
stellung eiweißarmer, pektinreicher zellstrukturierter
Materialien mit großem Wasserbindevermögen.
In Biologie in unserer Zeit, 26. Jahrgang, 1996, Nr. 3,
Seiten 187 ff. beschreiben K.-J. Appenroth und H. Augsten
Wasserlinsen und ihre Nutzung.
Die Transformation der vaskulären Wasserpflanze erfolgt durch
Verfahren, die es der Wasserpflanze ermöglicht, genetisches
Material aufzunehmen. Es kommen hierzu insbesondere auch an
sich bekannte Verfahren in Betracht. Vorzugsweise erfolgt
die Transformation der vaskulären Wasserpflanzen zur Agro
bacterium vermittelten Transformation, virale Infektion,
Transformation nach PEG- oder Calciumchloridbehandlung,
Elektroporation, Mikroinjektion, Liposomenfusion, Aufnahme
freier DNA in Kokultur, Particle Bombardement, Glass-bead
wounding und/oder laserinduzierte Transformation in Frage.
Die zur Transformation der Wasserpflanzen zu verwendenden
Systeme sind nach dem Stand der Technik konstruierte
Nukleotidstrukturen, die bespielsweise für Promotoren,
Signalsequenzen, die erwünschten Zielsequenzen, Markergene
und/oder ähnliche codieren. Die Expression kann verstärkt
werden durch gegebenenfalls Kombination mit Silencer-,
Enhancersequenzen und/oder Transkriptionsfaktoren und/oder
Chaperonen, deren Expression aber auch durch Kultivierung
unter definierten Bedingungen, beispielsweise unter Zusatz
von Streßfaktoren (wie z. B. Hitze, Kälte, Salze, Alkohol)
induziert werden kann.
Erfindungsgemäß erfolgt die Kultivierung der transformierten
Wasserpflanzen in offenen oder geschlossenen Bioreaktoren.
Hierbei kann in vorteilhafter Weise auch darauf zurückge
griffen werden, daß insbesondere die Wasserlinse Wolffia
arrhiza als Submers-Kultur gezüchtet werden kann. In einer
alternativen Ausführungsform ist es jedoch auch möglich,
diese Pflanzen in Aquarien, offenen oder geschlossenen Becken
zu züchten. Eine etwas aufwendigere Behandlung verlangt die
Anzüchtung der erfindungsgemäß transformierten Wasserpflanzen
als Protoplastenkultur in wäßrigen Systemen und/oder in
immobilisierter Form auf oder adsorbiert an oder auf Trägern.
Sofern notwendig und möglich, kann die erfindungsgemäße
transformierte Wasserpflanze auch als Kalluskultur sowie als
Suspensionskultur isolierter Zellen oder auf Agar kultiviert
werden. Die Auswahl der jeweiligen Kulturbedingungen richtet
sich insbesondere nach den Bedürfnissen der Pflanzenkultur.
Dabei kann zur Auswahl des geeigneten Kultivierungsverfahrens
auch die Aufarbeitung der Pflanzen berücksichtigt werden,
je nach dem, ob beispielsweise die Pflanzen die durch die
Transformation zu synthetisierende Substanz in die Umgebung
abgeben oder im Zellinneren akkumulieren. So kann es bei
spielsweise vorteilhaft sein, den durch die Transformation
gebildeten Stoff in das Medium abgeben zu lassen, um dort
kontinuierlich den interessierenden Stoff zu isolieren oder
in der Pflanze anzureichern, um beispielsweise eine orale
Applikation zu ermöglichen.
Die Kultivierung kann unterstützt werden, in dem die be
nötigten Nährstoffe der Wasserpflanze zugeführt werden. Dies
ist in besonders vorteilhafter Weise in klassischen Zell
kultursystemen aber auch in Kultursystemen, wie Fermen
tationsanlagen, möglich.
Vorteilhaft an der erfindungsgemäßen Verfahrensweise unter
Verwendung von vaskulären Wasserpflanzen ist insbesondere
die Tatsache, daß die Pflanzen sowohl sexuell, wie auch durch
Protoplastenfusion gekreuzt werden können. Dies ist vor
teilhaft, weil durch die freie und erleichterte Kombination
rekombinanter Einzelstrukturen die Produktion komplexer
Multidomän-Strukturen ermöglicht wird (Ma und Hein (1995),
"Plant antibodies and immunotherapy", Plant Physiol. 109:
341-346).
Die erfindungsgemäße Verwendung von transformierten vasku
lären Wasserpflanzen zur gentechnischen Herstellung von
Substanzen beruht darauf, daß auch kompliziertere Moleküle
durch Expression von Genen in gentechnisch veränderten
Organismen zugänglich werden. So können insbesondere mit dem
erfindungsgemäßen System aus transformierten Wasserpflanzen
rekombinante Immuntoxine hergestellt werden. Nach PCR-Am
plifikation der variablen Domänen monoklonaler Antikörper
werden diese über einen synthetischen Linker miteinander
verbunden. Es entsteht ein einzelsträngiges variables Frag
ment (scFv), das ähnliche Affinität aufweisen kann, wie der
parentale Antikörper. Diese Fragmente sind durch Einsatz von
bakteriophagen Systemen herstellbar und beispielsweise durch
Chain Shuffling humanisierbar. Es kommt insbesondere scFv
in Betracht, die an Zellstrukturen zellulärer Oberflächen
binden, die möglichst ausschließlich, oder in besonders hoher
Anzahl (beispielsweise an bekannten Rezeptorstrukturen: CD25,
CD30, CD40, CD80, GD2 usw.) auf bestimmten Zellen zu finden
sind. Die Expression biologisch-aktiver, rekombinanter
Fusionsproteine in E. coli ist häufig problematisch, da
einerseits eine starke proteolytische Degradation und
andererseits eine sehr niedrig effiziente Synthese zu ver
zeichnen ist. Die erfindungsgemäß zu verwendenden erfindungs
gemäßen transformierten Wasserpflanzen schaffen hier Abhilfe.
Claims (15)
1. Transformierte vaskuläre Wasserpflanzen erhältlich
durch Transformation einer vaskulären Wasserpflanze mit
genetischem Material in an sich bekannter Weise.
2. Transformierte vaskuläre Wasserpflanze nach Anspruch
1 die zur Familie der Wasserlinsengewächse (Lemnaceae)
gehört.
3. Transformierte vaskuläre Wasserpflanze nach Anspruch
2 zur Gattung der Wolffia gehörend.
4. Transformierte vaskuläre Wasserpflanze nach Anspruch
3, mit der Bezeichnung Wolffia arrhiza.
5. Verfahren zur Transformation von vaskulären Wasser
pflanzen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die
Wasserpflanzen nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 4 transformiert werden durch ein Verfahren, das
es der vaskulären Wasserpflanze ermöglicht, genetisches
Material aufzunehmen.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei die Transformation
erfolgt durch Agrobacterium vermittelte Transformation,
virale Infektion, Transformation nach PEG- oder CaCl2 -
Behandlung, Elektroporation, Mikroinjektion, Liposo
menfusion, Aufnahme freier DNA in Kokultur, Particle-
Bombardement und/oder laserinduzierte Transformation,
glass-bead wounding.
7. Verfahren zur Kultivierung von transformierten Wasser
pflanzen nach einem der Ansprüche 1 bis 4 in offenen
oder geschlossenen Bioreaktoren, als Submerskultur, in
Aquarien, offenen oder geschlossenen Becken, als Proto
plastenkultur in wäßrigen Systemen und/oder immobili
siert auf oder an Trägern, als Kalluskultur,
Suspensionskultur von isolierten Zellen oder auf Agar.
8. Verfahren zur Herstellung von arteigenen und artfremden
Substanzen, wobei transformierte vaskuläre Wasser
pflanzen nach einem der Ansprüche 1 bis 4 kultiviert
werden gemäß einem der Verfahren nach Anspruch 7.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8 zur Isolierung von produ
zierten Substanzen entweder aus dem Kulturmedium oder
aus den transformierten vaskulären Wasserpflanzen nach
einem der Ansprüche 1 bis 4.
10. Verfahren zur Kreuzung von transformierten Wasser
pflanzen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei ent
weder eine sexuelle Kreuzung oder eine Protoplasten
fusion durchgeführt wird.
11. Verwendung von transformierten vaskulären Wasser
pflanzen gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4 zur gen
technischen Herstellung von Substanzen.
12. Verwendung gemäß Anspruch 11, wobei rekombinante Immun
toxine hergestellt werden.
13. Verwendung von transformierten vaskulären Wasser
pflanzen nach einem der Ansprüche 1 bis 4 als mögliche
Nahrungsquelle für Mensch und Tier.
14. Verwendung von transformierten vaskulären Wasser
pflanzen nach einem der Ansprüche 1 bis 4 als
Zeigerorganismus oder Bioindikator zur Detektion von
Stoffen, zum Beispiel toxischen, chemischen oder
organischen Verbindungen oder Herbiziden.
15. Verwendung von transformierten vaskulären Wasser
pflanzen nach einem der Ansprüche 1 bis 4 zur De
kontamination von Böden und Gewässern (beispielsweise
Verbesserung der Nitrataufnahme, Wasserregeneration).
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19629402A DE19629402C2 (de) | 1996-07-20 | 1996-07-20 | Verwendung von transformierten vaskulären Wasserpflanzen zur Produktion von arteigenen oder artfremden Substanzen |
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Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE19629402A1 DE19629402A1 (de) | 1998-02-05 |
DE19629402C2 true DE19629402C2 (de) | 1998-05-14 |
Family
ID=7800419
Family Applications (1)
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DE19629402A Expired - Lifetime DE19629402C2 (de) | 1996-07-20 | 1996-07-20 | Verwendung von transformierten vaskulären Wasserpflanzen zur Produktion von arteigenen oder artfremden Substanzen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19629402C2 (de) |
Families Citing this family (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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US7161064B2 (en) | 1997-08-12 | 2007-01-09 | North Carolina State University | Method for producing stably transformed duckweed using microprojectile bombardment |
AU4570397A (en) * | 1997-10-10 | 1999-05-03 | Yeda Research And Development Co. Ltd. | Transgenic lemnaceae |
DE19947290A1 (de) * | 1999-10-01 | 2001-04-19 | Greenovation Pflanzenbiotechno | Verfahren zur Herstellung proteinöser Substanzen |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4133920C1 (de) * | 1991-10-12 | 1993-11-04 | Herbert Dr Kunzek | Verfahren zur herstellung eiweissarmer, pectinreicher zellstrukturierter materialien |
-
1996
- 1996-07-20 DE DE19629402A patent/DE19629402C2/de not_active Expired - Lifetime
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DE4133920C1 (de) * | 1991-10-12 | 1993-11-04 | Herbert Dr Kunzek | Verfahren zur herstellung eiweissarmer, pectinreicher zellstrukturierter materialien |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE19629402A1 (de) | 1998-02-05 |
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D2 | Grant after examination | ||
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