DE19621671A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Ermittlung der Koppelkräfte innerhalb eines Wagenzuges - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Ermittlung der Koppelkräfte innerhalb eines WagenzugesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Ermittlung der Koppelkräfte innerhalb eines Wagenzuges
gemäß den Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüche.
In der DE-A1 44 05 709 ist eine Bremsanlage für einen
Wagenzug beschrieben, bei welchem bei einem Bremsvorgang die
zwischen den Teilen des Wagenzuges auftretende Kraft
möglichst klein gehalten wird. Dazu wird diese Kraft durch
einen Sensor erfaßt und abhängig vom Meßsignal die
Bremsanlage im Sinne einer Minimierung der ermittelten Kraft
durch Variation der Bremskräfte an den Wagenzugteilen
gesteuert.
Da die meßtechnische Erfassung dieser Koppelkräfte zwischen
den einzelnen Wagenzugteilen aufwendig ist, besteht Bedarf
an einer Ermittlung dieser Kräfte aus bereits vorhandenen
Meßsignalen.
Durch die kennzeichnenden Merkmale der unabhängigen
Patentansprüche wird eine Ermittlung dieser Kräfte auf der
Basis von im Wagenzug, insbesondere am Zugfahrzeug, bereits
vorhandenen Meßgrößen bereitgestellt.
In der EP-A1 621 161 wird ein Verfahren zur Ermittlung der
Längskraft zwischen den Teilen eines Wagenzuges ohne
Kraftsensierung im Sattelpunkt vorgeschlagen. Dabei werden
die Bremskräfte, d. h. die Kräfte in Fahrzeuglängsrichtung
zwischen Rad und Straße, als bekannt vorausgesetzt und die
Längskraft aus diesen Bremskräften sowie weiteren Meßgrößen
berechnet. Die Bremskräfte sind jedoch üblicherweise
unbekannt und unterliegen vielen, sich zeitlich ändernden
Einflußfaktoren (z. B. Fahrbahnbeschaffenheit,
Reifeneigenschaften, Bremsenkennwerte, etc.). Die
Voraussetzung dieser Bremskräfte als bekannt stellt somit
eine erhebliche Einschränkung der Genauigkeit der
Kraftermittlung dar.
Gemäß der erfindungsgemäßen Lösung erfolgt die Bestimmung
der Koppelkräfte im Sattelpunkt ohne Kraftsensierung auf der
Basis einer Parameterschätzung.
Daher kann bei Einsatz dieser Methode auf eine
Implementierung eines Kraftsensors im Sattelpunkt verzichtet
werden. Da dieser aufgrund der auftretenden Kräfte in einer
sehr massiven Bauweise mit entsprechend hohem Preis
ausgeführt sein müßte, werden durch die erfindungsgemäße
Lösung Aufwand und Kosten erheblich reduziert.
Besonders vorteilhaft ist, daß bei Kenntnis der Koppelkräfte
zwischen den Teilen des Wagenzuges der Bremsdruck für den
Sattelauflieger derart beeinflußt werden kann, daß der
Auflieger mit der gleichen Verzögerung verzögert wie die
Zugmaschine.
Die Kenntnis der Koppelkräfte ist vorteilhaft, da diese
zentrale Zustandsgrößen für eine fahrdynamische Betrachtung
des gesamten Wagenzuges sind und mit ihrer Kenntnis auch die
Kräfte zwischen den Rädern und der Straße in
Fahrzeuglängsrichtung bei einem Bremsvorgang bestimmt werden
können.
In vorteilhafter Weise werden bei der erfindungsgemäßen
Lösung durch Schätzalgorithmen mathematische Parameter
geschätzt und aus diesen die notwendigen physikalischen
Parameter des Aufliegers sowie die Bremsenkennwerte der
Zugmaschine berechnet. Die Koppelkräfte werden anschließend
unter Zuhilfenahme von Impuls- und Momentenbilanzen
ermittelt. Diese Art und Weise der Parameterschätzung hat
den Vorteil, daß die Hysterese der einzelnen Radbremsen
und/oder die Schlepp- bzw. Retardermomente berücksichtigt
werden können.
Besonders vorteilhaft ist ferner, daß die Parameterschätzung
on-line, d. h. während eines Bremsvorgangs, durchgeführt
werden kann.
Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der
nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen, bzw.
aus den abhängigen Patentansprüchen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsformen näher erläutert. Dabei zeigt
Fig. 1 ein Übersichtsschaltbild einer Steuereinrichtung für
eine Bremsanlage, während in Fig. 2 anhand eines
Flußdiagramms das Prinzip der Steuerung der Bremsanlage
unter Berücksichtigung der Längskraft zwischen den Teilen
des Wagenzuges dargestellt ist. Fig. 3 zeigt ein
Flußdiagramm, welches die erfindungsgemäße Bestimmung der
Koppelkräfte skizziert. Die dabei berücksichtigten Kräfte
und Abmessungen am Wagenzug sind in den Fig. 4 und 5
dargestellt. Fig. 6 zeigt ein Diagramm der Bremskraft über
den Bremsdruck für eine ausgewählte Radbremse, wobei die bei
jeder Radbremse vorhandene Hysterese verdeutlicht ist.
Fig. 1 zeigt eine Steuereinrichtung 10, die eine
Eingangsschaltung 12, wenigstens einen Mikrocomputer 14 und
eine Ausgangsschaltung 16 aufweist. Diese Elemente sind über
ein Bussystem 18 zum gegenseitigen Informations- und
Datenaustausch miteinander verbunden. Der Eingangsschaltung
12 werden verschiedene Eingangsleitungen zugeführt, über die
der Steuereinheit 10 die zur Steuerung der Bremsanlage
notwendigen Betriebsgrößen zugeführt werden. Eine
Eingangsleitung 20 verbindet die Steuereinheit 10 mit einer
Meßeinrichtung 22 zur Erfassung der Bremspedalbetätigung
durch den Fahrer. Ferner sind Eingangsleitungen 24 bis 26
vorgesehen, die von Meßeinrichtungen 28 bis 30 ausgehen und
der Steuereinheit 10 weitere Betriebsgrößen, wie
beispielsweise Raddrehzahlen, Bremsdruck- oder
Bremsmomentenwerte, Achslastwerte, etc. zuführen. Ferner ist
die Steuereinheit 10 über Ausgangsleitungen 32 bis 34 mit
der Bremsanlage 36 des Fahrzeugs verbunden. Im bevorzugten
Ausführungsbeispiel handelt es sich bei der Bremsanlage 36
um eine pneumatische Bremsanlage, die über elektrisch
ansteuerbare Stellelemente zur Beeinflussung des Bremsdrucks
in jeder Radbremse verfügt. In anderen vorteilhaften
Ausführungsbeispielen ist die Bremsanlage 36 eine
hydraulische Bremsanlage mit entsprechenden Stellelementen
oder eine elektromotorische Bremsanlage, bei der die an den
Radbremsen aufgebrachten Bremsmomente durch einen
Elektromotor bereitgestellt werden. Über die
Ausgangsleitungen 32 bis 34 beeinflußt die Steuereinrichtung
10 durch entsprechende Ansteuerung der Stellelemente die
Bremsdrücke bzw. Bremsmomente an den Radbremsen 38 bis 40.
Die Steuerung einer derartigen Bremsanlage in Abhängigkeit
des von der Meßeinrichtung 22 ermittelten Betätigungsgrades
des Bremspedals unter Berücksichtigung von Funktionen wie
Antiblockierschutzregelung, Antriebschlupfregelung, etc. ist
aus dem Stand der Technik bekannt. Dabei ist die
Steuereinheit 10 in der Regel im Zugfahrzeug eingebaut und
steuert die Bremsanlage 36 des Zugfahrzeugs entsprechend den
in dem wenigstens einen Mikrocomputer 14 implementierten
Steuerungsprogrammen. Neben den Ausgangsleitungen 32 bis 34
für die Bremsen des Zugfahrzeugs ist wenigstens eine
Ausgangsleitung 42 vorgesehen, über die die
Steuereinrichtung beispielsweise über ein sog.
Anhängersteuerventil die Bremsanlage 44 und damit die in den
Radbremsen 46 des Anhängers eingesteuerten Bremsdrücke oder
aufgebauten Bremsmomente beeinflußt.
Ein Beispiel für ein derartiges Steuerprogramm ist im
Flußdiagramm nach Fig. 2 dargestellt. Das dort skizzierte
Programm wird zur vorgegebenen Zeitpunkten, beispielsweise
alle 10 bis 100 ms gestartet. Im ersten Schritt 100 werden
die Meßgrößen Pedalbetätigung, Raddrehzahlen, Achslasten des
Zugfahrzeugs, etc. eingelesen. Im darauffolgenden Schritt
102 wird die auf die nachfolgend beschriebenen Weise
ermittelte Koppelkraft G_L eingelesen. Daraufhin wird im
Schritt 104 der Sollbremsdruck psollz für das Zugfahrzeug
abhängig von der Pedalbetätigung, den Raddrehzahlen,
Achslastwerten und ggf. weiterer Betriebsgrößen bestimmt und
an die Bremsanlage ausgegeben. Dort wird er z. B. im Rahmen
von Druckregelkreisen eingestellt. Entsprechend wird im
darauffolgenden Schritt 106 der Sollbremsdruck für den
Anhänger psolla auf der Basis der Pedalbetätigung und
insbesondere der ermittelten Koppelkraft (z. B. im Rahmen
einer Regelung der Koppelkraft auf einen Sollwert) bestimmt
und zur Beeinflussung des Bremsdrucks in den Anhängerbremsen
abgegeben. Dabei wird der Bremsdruck in den Anhängerbremsen
derart bestimmt, daß die Kraft zwischen den Fahrzeugteilen
einen gegebenenn Sollwert annimmt. Nach Schritt 106 wird
das Programm beendet und zur gegebenen Zeit wiederholt.
Zur Bestimmung der Koppelkräfte ist erfindungsgemäß ein
Schätzverfahren vorgesehen, dessen prinzipieller Ablauf in
Fig. 3 skizziert ist. Das dort skizzierte Programm wird
während eines laufenden Bremsvorgangs zu vorgegebenen
Zeitpunkten (z. B. alle 10 bis 100 ms) gestartet. Im ersten
Schritt 200 werden die zur Parameterschätzung verwendeten
Meßgrößen Verzögerung des Zugs, Achslasten des Zugfahrzeugs,
Bremsdrücke in den Radbremsen des Zugfahrzeugs und ggf.
Retarderbremse (Schlepp)momente, etc. eingelesen. Daraufhin
werden im Schritt 202 wie nachfolgend beschrieben die
mathematischen Parameter des Sattelaufliegers geschätzt und
im darauffolgenden Schritt 204 die physikalischen Parameter
des Sattelaufliegers berechnet. Im folgenden Schritt 206
werden die Koppelkräfte in Längs- und/oder Vertikalrichtung
auf der Basis der physikalischen Parameter bestimmt, der
Programmteil beendet und zur gegebenen Zeit wiederholt.
Gemäß der grundlegenden Vorgehensweise werden ausschließlich
die dominanten physikalischen Parameter des Sattelaufliegers
(oder Anhängers) über einen Schätzalgorithmus generiert, der
auf im Zugfahrzeug bereits vorhandenen Meßgrößen
(Zuggeschwindigkeit, Achslast an der Hinterachse der
Zugmaschine und Drücke in den Bremszylindern) basiert. Mit
den physikalischen Parametern werden dann die Koppelkräfte
über Bilanzgleichungen berechnet.
Bei einem Sattelzug wird dem Sattelauflieger über eine
Luftdruckleitung der zum Bremsen erforderliche Bremsdruck
zugeführt (Steuerdruck). Der Steuerdruck sollte im Idealfall
so eingestellt sein, daß der Auflieger mit der gleichen
Verzögerung wie die Zugmaschine verzögert. Mit dieser
Abstimmung stellt sich ein stabiler Bremsvorgang bei einer
achslastabhängigen Abbremsung des Sattelzugs ein.
Ist die Eigenabbremsung des Aufliegers jedoch kleiner als
die der Zugmaschine, dann drückt die Längskraft im
Sattelpunkt (der Auflieger schiebt) die Zugmaschine
beispielsweise bei einer gebremsten Kreisfahrt seitlich weg,
und der gesamte Zug neigt zum Einknicken. Ist die
Eigenabbremsung des Aufliegers größer, können seine Räder
blockieren und er rutscht aus der Kurve.
In Abhängigkeit von den ermittelten Kräften im Sattelpunkt
wird über einen Regelungsalgorithmus eine Korrektur des
Steuerdrucks für den Sattelauflieger vorgenommen, um dessen
Bremsleistung entsprechend zu vergrößern oder zu
verkleinern. Eine Regelung der Bremsleistung des Aufliegers
ist nur möglich, wenn die Koppelkräfte bekannt sind.
Es soll an dieser Stelle angemerkt werden, daß für die
Bestimmung der Koppelkräfte nur die Längsdynamik von
Interesse ist. Dies hat zur Folge, daß querdynamische
Einflüsse vernachlässigt werden. Die Kopplung zwischen der
Zugmaschine und dem Auflieger kann somit nur Kräfte in
Längs- und Vertikalrichtung übertragen.
Die Bestimmung der Koppelkräfte (Längs- und Stützkraft)
zwischen einer Sattelzugmaschine und einem Sattelauflieger
wird auf eine Parameterschätzung für den Auflieger
zurückgeführt. Bei eingehender Betrachtung der im weiteren
beschriebenen Schätzalgorithmen ist zu erkennen, daß
ausschließlich mathematische Parameter geschätzt und aus
diesen dann die notwendigen physikalischen Parameter des
Sattelaufliegers sowie die Bremsenkennwerte der
Sattelzugmaschine berechnet werden. Eine Parameterschätzung
ist erforderlich, da die angesprochenen Parameter im
allgemeinen für einen Sattelzug unbekannt sind, der im
Stafettenbetrieb mit wechselnden Aufliegern unter sich
ändernden Umgebungsbedingungen eingesetzt wird. Dies hat zur
Folge, daß die Bremsenkennwerte der Sattelauflieger sehr
unterschiedlich sein können und sich damit eine geänderte
Verteilung der Bremsleistung auf die Sattelzugmaschine und
den Sattelauflieger einstellt. Mit den physikalischen
Parametern und unter Zuhilfenahme von Impuls- sowie
Momentenbilanzen für den Sattelzug können anschließend die
Koppelkräfte bestimmt werden.
Zur Beschreibung des dynamischen Verhaltens eines Sattelzugs
wird ein Einspurmodell (Fig. 4 und 5) sowohl für die
Zugmaschine als auch den Auflieger zur Herleitung der
Basisgleichung für die Parameterschätzung verwendet. Das
einfache Modell ist auch für eine detailliertere Betrachtung
des Systems ausreichend, da laufend on-line die
arbeitspunktabhängigen Modellparameter, im speziellen die
Bremsenkennwerte der Sattelzugmaschine, geschätzt werden.
Folgende Annahmen sind für eine Parameterschätzung getroffen
worden, die sich auf eine in den Parametern lineare
Basisgleichung stützt:
- - die Abbremsung erfolgt in der Ebene,
- - es ist kein Retarder im Einsatz oder das von ihm aufgebrachte Bremsmoment ist bekannt,
- - das Motorschleppmoment ist eine zur Verfügung gestellte Fahrzeuggröße,
- - die Anlege- sowie Lösedrücke der Bremsanlage sind zeitinvariant sowie bekannt und
- - für den Auflieger sind der Radstand R_A sowie der Abstand L_K zwischen dem Sattelpunkt und der Hinterachse der Zugmaschine bekannte Parameter.
Die verwendeten Variablen sowie die Richtungen der
Kraftvektoren und die Bewegungsrichtung sind in den Fig.
4 und 5 definiert. Aufgrund einer besseren Übersichtlichkeit
wird das Argument der Zeit in den folgenden Gleichungen
nicht gesondert aufgeführt.
Die Bestimmung der Basisgleichung für die Parameterschätzung
erfolgt mit Hilfe des Impulssatzes für die Zugmaschine
m_Z * (x˙˙) = G_L-B_1-B_2-F_M, (1)
wobei (x˙˙) für die Verzögerung des Sattelzugs und F_M für
die Kräfte, die durch einen Retarder und/oder das
Motorschleppmoment verursacht werden, steht. Die Verzögerung
des Sattelzugs berechnet sich als Differenzenquotient aus
den Geschwindigkeitssignalen der ABS-Funktion und kann daher
für die Bestimmung der Koppelkräfte als Meßgröße
interpretiert werden. Mit den Annahmen zur Bestimmung der
Koppelkräfte (bekanntes Motorschleppmoment und/oder
Retardermoment) kann die Gleichung (1) wie folgt vereinfacht
werden, da sich die bekannte Größe F_M mit der linken Seite
der Gleichung (1) verrechnen läßt. Dies ist für die
folgenden Umformungen nicht von Bedeutung, so daß die Größe
F_M aus der Gleichung (1) eliminiert wird, ohne die linke
Seite der Gleichung (1) zu verändern,
m_Z* (x˙˙) = G_L-B_1-B_2 (2)
Die Bremskraft einer Achse des Einspurmodells wird als
lineare Funktion des Drucks p_i im Radbremszylinder unter
Berücksichtigung des Anlegedrucks p_Ai beim
bremskraftverändernden Druckaufbau und unter
Berücksichtigung des Lösedrucks p_Li beim
bremskraftverändernden Druckabbau approximiert
B_i = c_ip (p_i-p_Ai) und i = 1, 2 (Druckaufbau) (3)
B_i = c_im (p_i-p_Li) und i = 1, 2 (Druckabbau) (4)
Unter einem bremskraftverändernden Druckaufbau oder -abbau
ist der Druckbereich zu verstehen, der nicht durch die
Bremshysterese beeinflußt wird. In diesem Bereich bewirkt
jede noch so kleine Bremsdruckänderung auch eine
entsprechende Veränderung der Bremskraft.
Für die Herleitung der Grundgleichungen zur Berechnung der
Koppelkräfte gelten zunächst der Einfachheit wegen die
zusätzlichen Annahmen, daß zum einen der Anlegedruck p_Ai
sowie der Lösedruck p_Li für jede Achse gleich sind und zum
anderen die proportionalen Verstärkungen c_i unabhängig vom
bremskraftverändernden Druckaufbau c_ip oder Druckabbau c_im
ebenfalls übereinstimmen. Die physikalischen Parameter c_ip
(Druckaufbau) und c_im (Druckabbau) beschreiben die lineare
Abhängigkeit der Bremskraft vom Druck im Radbremszylinder.
Daher werden in den nachfolgenden Gleichungen nur die
Variablen c_i und p_Ai mit einem entsprechenden
Stellvertretercharakter verwendet. Dies bedeutet, daß für
die Bereitstellung der Bewegungsgleichungen zunächst die
Bremshysteresen nicht betrachtet werden. Die Charakteristik
der Radbremse geht als Totzone mit nachgeschalteter
proportionaler Verstärkung c_i in die Modellbildung ein.
Die Momentenbeziehung um den Aufstandspunkt der Sattelachse
(Kontaktpunkt zwischen dem Rad und der Straße des
Sattelaufliegers) liefert einen Ausdruck für die Stützkraft
G_S als Funktion der Längskraft G_L im Sattelpunkt für das
Einspurmodell
O = -G_L * H_K-G_S * R_A-m_A * (x˙˙) * H_A + m_M * g * S_A (5)
G_S = (R_A)-1 (-G_L * H_K-m_A * (x˙˙) * H_A + m_A * g * S_A) (6)
Bei mehrachsigen Sattelaufliegern werden alle Achsen zu
einem Ersatzsystem zusammengefaßt, das nur noch eine Achse
besitzt. An dem Aufstandspunkt dieser Achse greifen dann die
resultierende Achslast und Bremskraft für den
Sattelauflieger an. Die Momentenbeziehung um den
Aufstandspunkt der Vorderachse der Sattelzugmaschine liefert
einen weiteren Ausdruck für die Längskraft G_L und die
Stützkraft G_S im Sattelpunkt:
O = N_2 * R_Z-G_S (R_Z-L_K) + G_L * H_K-m_Z * (x˙˙) * H_Z-m_Z * g (R_Z-S_Z) (7)
Mit den Gleichungen (6) und (7) ergibt sich ein Ausdruck für
die Längskraft G_L im Sattelpunkt, der nur noch von den
Meßgrößen (x˙˙) und N_2, den Produkten der unbekannten
physikalischen Parameter des Aufliegers m_A * H_A und m_A * S_A
sowie den bekannten Parametern der Zugmaschine abhängt:
G_L = ((R_Z - L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1 (-N_2 * R_Z
+ (R_Z-L_K) (R_A)-1 (-m_A * (x˙˙) * H_A + m_A * g * S_A)
+ m_Z * (x˙˙) * H_Z + m_Z * g * (R_Z-S_Z) (8)
+ (R_Z-L_K) (R_A)-1 (-m_A * (x˙˙) * H_A + m_A * g * S_A)
+ m_Z * (x˙˙) * H_Z + m_Z * g * (R_Z-S_Z) (8)
Werden die Gleichungen ((3) oder (4)) und (8) in die
Gleichung (2) eingesetzt, dann resultiert daraus die in den
Parametern lineare Basisgleichung für die Parameterschätzung
(x˙˙) = (p_1-p_A1) Θ_1 + (p_2-p_A2) Θ_2 + N_2 * Θ_3 + Θ_4 (9)
Die mathematischen Parameter berechnen sich für die
Basisgleichung wie folgt
Θ_1 = (m_Z + ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z))-1 (-c_1) (10)
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z))-1 (-c_1) (10)
Θ_2 = (m_Z + ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z))-1 (-c_2) (11)
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z))-1 (-c_2) (11)
Θ_3 = (m_Z + ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z
* H_Z))-1 * (-((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1 R_Z) (12)
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z
* H_Z))-1 * (-((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1 R_Z) (12)
Θ_4 = (m_Z + ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z))-1
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1 ((R_Z-L_K) * (R_A)-1
* m_A * g * S_A + m_Z * g (R_Z-S_Z)) (13)
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z))-1
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1 ((R_Z-L_K) * (R_A)-1
* m_A * g * S_A + m_Z * g (R_Z-S_Z)) (13)
Die mathematischen Parameter zur Berechnung der Koppelkräfte
lassen sich über eine Parameterschätzung bestimmen. Eine
detaillierte Darstellung der Schätzgleichungen zur
Parametergenerierung findet sich weiter unten. Mit den über
eine Schätzung ermittelten, mathematischen Parametern
(Gleichungen (10)-(13)) berechnen sich die notwendigen
physikalischen Parameter des Aufliegers wie folgt
m_A * H_A = ((R_Z-L_K) (R_A)-1)-1 (((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K
+ H_K) ((-((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1 R_Z)
* (Θ_3)-1-m_Z) + m_Z * H_Z) (14)
+ H_K) ((-((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1 R_Z)
* (Θ_3)-1-m_Z) + m_Z * H_Z) (14)
c_1 = -Θ_1 (m_Z + ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z)) (15)
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z)) (15)
c_2 = -Θ_2 (m_Z + ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z)) (16)
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z)) (16)
m_A * S_A = (Θ_4 (m_Z + ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z)) * ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-m_Z
* g * (R_Z-S_Z)) * ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * g)-1 (17)
* ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * m_A * H_A-m_Z * H_Z)) * ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-m_Z
* g * (R_Z-S_Z)) * ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * g)-1 (17)
Damit sind die zur Berechnung der Koppelkräfte notwendigen
physikalischen Parameter des Sattelaufliegers bekannt. Für
die Bestimmung der Längskraft im Sattelpunkt stehen die
Gleichung (2) unter Berücksichtigung von Gleichung (3)
beziehungsweise (4) oder die Gleichung (8) zur Verfügung,
Meßgrößen sind (x˙˙), N_2, p_1 und p_2.
G_L = m_Z * (x˙˙) + c_1 (p_1-p_A1) + c_2 (p_2-p_A2) (18)
G_L = ((R_Z-L_K) (R_A)-1 * H_K + H_K)-1 (-N_2 * R_Z
+ (R_Z-L_K) (R_A)-1 (-m_A * (x˙˙) * H_A + m_A * g * S_A)
+ m_Z * (x˙˙) * H_Z + m_Z * g (R_Z-S_Z)) (8)
+ (R_Z-L_K) (R_A)-1 (-m_A * (x˙˙) * H_A + m_A * g * S_A)
+ m_Z * (x˙˙) * H_Z + m_Z * g (R_Z-S_Z)) (8)
Wenn die Parameterschätzung konvergiert, dann sind die
Ergebnisse der Gleichungen (18) und (8) gleich. Die
Stützkraft im Sattelpunkt ergibt sich dann mit Gleichung (6)
und der Längskraft nach Gleichung (8) oder (18) zu
G_S = (R_A)-1 (-G_L * H_K-m_A * (x˙˙) * H_A + m_A * g * S_A) (6)
Die Anwendung einer rekursiven Parameterschätzung dient der
Bestimmung der physikalischen Parameter m_A * H_A, m_A * S_A,
c_1 und c_2 während der vom Fahrer gewünschten Verzögerungen
im on-line Betrieb ohne zusätzliche Verstimmung der
Bremsanlage. Alternativ hierzu ist ebenfalls eine off-line
Parameterschätzung denkbar. Mit der Verstimmung der
Bremsanlage ist eine synthetische Veränderung der Solldrücke
für die Vorderachse und Hinterachse der Sattelzugmaschine
sowie für die Sattelachse des Aufliegers gemeint.
Für die rekursive Darstellung des Algorithmus zur
Parameterschätzung wird nun das Argument der Zeit
vorübergehend eingeführt.
Die lineare Basisgleichung (9) für die Parameterschätzung
mit dem Meßdatenvektor Ψ(k), dem Parametervektor Θ(k)
(Vektor der mathematischen Parameter) und der Meßgröße y(k)
= (x˙˙) lautet in allgemeiner Form
y(k) = Ψ T (k) * Θ(k) (19)
Ψ(k) = [Ψ_1(k) Ψ_2(k) Ψ_3(k) + Ψ_4(k)]T (20)
Θ(k) = [Ψ_1(k) Θ_2(k) Θ_3(k) Θ_4(k)]T (21)
mit den Elementen des Meßvektors
Ψ_1(k) = (p_1(k)-p_A1) (22)
Ψ_2(k) = (p_2(k)-p_A2) (23)
Ψ_3(k) = N_2(k) (24)
Ψ_4(k) = 1 (25)
Der Korrekturvektor γ(k) für die Gewichtung des
Schätzfehlers berechnet sich über die Kovarianzmatrix p(k)
des Schätzfehlers
γ(k) = µ(k+1) * P(k) * Ψ(k+1) (26)
Der Schätzfehler bestimmt sich zu
e(k+1) = y(k+1)- Ψ T (k+1) * Θ(k) (27)
Damit ergibt sich der neue Parametervektor über die
rekursive Beziehung
Θ(k+1) = Θ(k) + γ(k) * (k+1) (28)
Zur Berechnung des Zahlenwerts µ(k+1) und der
Kovarianzmatrix P(k) des Schätzfehlers existieren
verschiedene Algorithmen, z. B.:
- Methode der kleinsten Quadrate
µ(k+1) = (1 + Ψ T (k+1) * P(k) * Ψ(k+1))-1 (29)
P(k+1) = (1-γ(k) * Ψ T (k+1)) P(k) (30)
(1 steht für die Einheitsmatrix).
(1 steht für die Einheitsmatrix).
- Methode der stochastischen Approximation
µ(k+1) = 1 (31)
P(k+1) = α * (k+1)-1 * 1 und α < 0 (32)
Eine Gewichtung der Kovarianzmatrix des Schätzfehlers P(k)
verhindert eine zu starke sowie zu schnelle Verkleinerung
der Matrizenelemente und damit zu kleine Korrekturwerte für
die mathematischen Parameter. Zu kleine Korrekturwerte
erhöhen die Anzahl der Iterationen, die zur Minimierung
eines Gütekriteriums auf ein tolerierbares Maß notwendig
sind. Weiterhin können in stärkerem Maße als ohne Gewichtung
die Schätzergebnisse durch neu anfallende Meßwerte
beeinflußt werden. Dies ist für zeitvariante Parameter von
entscheidender Bedeutung für die Konvergenz der Schätzung.
Die einfachste Gewichtung der Kovarianzmatrix erfolgt
mittels einer konstanten Verstärkung ρ. Unter
Berücksichtigung einer konstanten Gewichtung der
Kovarianzmatrix ergibt sich beispielsweise nach der Methode
der kleinsten Quadrate (Gleichung (28):
P(k+1)= ρ-1 (1-γ(k) * Ψ T(k+1)) P(k) (33)
Für eine lineare Parameterschätzung ist der
Gewichtungsfaktor wie folgt zu wählen:
0,95 < ρ < 0,99, (34)
um eine stabile Schätzung zu erzielen.
Der Wahl der Abtastzeit zur Generierung der Zeitreihen für
die Meßgrößen kommt eine besondere Bedeutung zu. Eine zu
kleine Abtastzeit T_A führt auf eine zu geringe Anregung der
Parameterschätzung durch die Meßwerte, da möglicherweise die
Meßgrößen von Abtastzeitpunkt zu Abtastzeitpunkt marginal
sind. Die Abtastzeit T_A bestimmt sich erfahrungsgemäß für
eine Parameterschätzung mit Hilfe der Übergangsfunktion zu
T_A = (6-1 . . . 10-1) T_63 (35)
Die Zeitkonstante T_63 gibt die Zeitspanne bis zum Erreichen
von 63% des stationären Endwerts der Übergangsfunktion an.
Die Startwerte für die Parameterschätzung bestimmen sich zum
einen aus den physikalischen Parametern des Sattelzugs und
zum anderen über eine Vorauswahl, die auf Erfahrungswerten
beruht und einen geeigneten Kompromiß hinsichtlich des
Konvergenzverhaltens darstellt. Für den Startwert der
Kovarianzmatrix des Schätzfehlers wird eine einfache
Vorauswahl getroffen
P(0) = β * 1 und β ist Element von (10+2 . . . 10+4) (36)
Zu große Startwerte für die Kovarianzmatrix können zur
Instabilität der Parameterschätzung führen, allerdings
bewirken größere Startwerte eine schnellere Konvergenz des
Algorithmus. Eine wirksame Verbesserung des
Konvergenzverhaltens besteht in einer Rücksetzung der
Kovarianzmatrix auf die Startwerte nach einer bestimmten
Anzahl an Schätzungen (30 = < Anzahl an Iterationen = < 100).
Zu jedem Abtastzeitpunkt wird eine Iteration zur
Parameterschätzung durchgeführt.
Besondere Beachtung ist außerdem der Meßwertematrix über
alle N Abtastzeitpunkte zu schenken. Die Spaltenvektoren
dieser Matrix beschreiben die Zeitreihen der Meßgrößen über
alle N Abtastzeitpunkte. Der Rang der Matrix muß maximal
sein (es darf kein Rangdefekt auftreten), damit die
Parameterschätzung eindeutig ist und konvergiert.
Es wird von einer übergeordneten Strategie zur linearen
Parameterschätzung gesprochen, da zur Bestimmung der
Parameter zwischen zwei Schätzern hin und her geschaltet
werden muß. Die Art und Weise wird im folgenden näher
beschrieben. Eine reale Bremsanlage ist durch Radbremsen
(Trommel- oder Scheibenbremsen) mit Hysterese
gekennzeichnet. Daher müssen bei bekannten Anlegedrücken
p_Ai und Lösedrücken p_Li die Verstärkungen c_i für den
bremskraftverändernden Druckaufbau c_ip und für den
bremskraftverändernden Druckabbau c_im getrennt voneinander
geschätzt werden (vgl. Fig. 6).
Die Bremskräfte berechnen sich für einen positiven
Druckgradienten (Druckaufbau) nach Überwindung der Hysterese
zu:
B_i = c_ip (p_i-p_Ai) und i = 1, 2 (37)
und für einen negativen Druckgradienten (Druckabbau) nach
Überwindung der Hysterese zu:
B_i = c_im (p_i-p_Li) und i = 1, 2 (38)
Dies bedeutet, daß zwei Parameterschätzungen parallel
durchzuführen sind. Ein Algorithmus 1 dient der
Parameterschätzung bei einem bremskraftverändernden
Druckaufbau und ein Algorithmus 2 ist nur für die
Parameterschätzung bei einem bremskraftverändernden
Druckabbau aktiv. Je nach Druckgradient und Gradient der
Bremskraft ist dann zwischen den Algorithmen zu wechseln, so
daß der Algorithmus 1 zur Parameterschätzung nur mit
Meßdaten beaufschlagt wird, die für einen positiven
Druckgradienten und für einen positiven Gradienten der
Bremskraft stehen. Entsprechend verarbeitet der Algorithmus
2 nur Daten, die einen Druckabbau bei einem negativen
Gradienten für die Bremskraft beschreiben.
Mit den mathematischen Parametern können nach der Schätzung
die physikalischen Parameter und anschließend die
Koppelkräfte für die Bereiche bremskraftverändernder
Druckaufbau oder bremskraftverändernder Druckabbau berechnet
werden (Gleichung (39) und folgende). Zwischen den beiden
Bereichen ändert sich der Bremsdruck entsprechend dem
Fahrerwunsch, ohne eine nennenswerte Veränderung der
Bremskraft zu bewirken, da diese aufgrund der Hysterese
annähernd konstant bleibt (Bereiche B und D in Fig. 6).
Dies hat zur Folge, daß die Koppelkräfte im Sattelpunkt für
die Bereiche B und D nicht als Funktionen der aktuellen
Verzögerung und der aktuellen Drücke in den
Radbremszylindern berechnet werden können.
Für die Bereiche B und D, die durch einen positiven (Bereich
D) oder negativen (Bereich B) Druckgradienten gekennzeichnet
sind und bei denen der Gradient für die Bremskraft den Wert
Null annimmt, gilt die folgende Vorgehensweise.
Zu jedem Bremsdruck p_i im Radbremszylinder
(bremskraftverändernder Druckaufbau, Bereich A) ist die
Hysterese p_Hi bekannt
p_Hi = (1-c_ip * c_im-1) p_i-p_Li + c_ip * c_im-1 * p_Ai
und i = 1, 2 (39)
und i = 1, 2 (39)
Ändert sich nun das Vorzeichen des Druckgradienten
entsprechend dem Fahrerwunsch von Plus nach Minus, dann
folgt ein Druckabbau über die Bremshysterese. Solange der
Bremsdruck größer als ein Referenzdruck p_im ist, berechnet
sich die Bremskraft B_i für die jeweilige Achse über diesen
Referenzdruck
B_i = c_im (p_im-p_Li) und i = 1, 2 (40)
Der Referenzdruck p_im wird mittels der Hysterese p_Him und
des Bremsdrucks p_ips generiert, bei dem das Vorzeichen des
Druckgradienten wechselt
p_im = p_ips-p_Him und i = 1, 2 (41)
Dabei nimmt die Hysterese p_Him den folgenden Wert an
p_Him = (1-c_ip * c_im-1)p_ips-p_Li + c_ip * c_im-1 * p_Ai
und i = 1, 2 (42)
und i = 1, 2 (42)
Für die Berechnung der Längskraft im Sattelpunkt bei einem
negativen Druckgradienten unter dem Einfluß der
möglicherweise unterschiedlichen Hysteresen für die Vorder-
und Hinterachse der Sattelzugmaschine muß eine
Fallunterscheidung durchgeführt werden.
Fall 1.1: Die Drücke p_i in den Radbremszylindern der Achsen
der Zugmaschine sind beide größer als die entsprechenden,
über die Hysterese berechneten Referenzdrücke p_im (Bereich
B), und kleiner als die Drücke p_ips.
Fall 1.2: Einer der beiden Drücke p_i in den
Radbremszylindern der Achsen der Zugmaschine ist kleiner als
der entsprechende, über die Hysterese berechnete
Referenzdruck p_im (Bereich C), der andere Druck ist größer
als der Referenzdruck p_im (Bereich B) und beide Drücke sind
kleiner als die Drücke p_ips.
Mit der aufgeführten Fallunterscheidung bestimmt sich die
Längskraft im Sattelpunkt für den Fall 1.1 aus der Gleichung
(2) zu
G_L = m_Z * (x˙˙) + c_1m (p_1m-p_L1) + c_2m (p_2m-p_L2) (43)
und unter der Annahme, daß beispielsweise der Druck p_1
zuerst den Referenzdruck p_1m unterschreitet, für den Fall
1.2 zu
G_L = m_Z * (x˙˙) + c_1m (p_1-p_L1) + c_2m (p_2m-p_L2) (44)
Die Längskraft im Sattelpunkt berechnet sich analog, wenn
zuerst der Druck p_2 den Referenzdruck p_2m unterschreitet.
Die Stützkraft im Sattelpunkt ergibt sich dann mit Gleichung
(6) unabhängig von der Fallunterscheidung zu
G_S = (R_A)-1 (-G_L * H_K-m_A * (x˙˙) * H_A + m_A * g * S_A) (6)
Unterschreiten beide Bremsdrücke p_i die Werte der
Referenzdrücke p_im, so startet die Parameterschätzung mit
dem Algorithmus 2 (bremskraftverändernder Druckabbau,
Bereich C). Bei einer erneuten Änderung des Vorzeichens des
Druckgradienten, nun allerdings von Minus nach Plus, wird
analog ein Referenzdruck p_ip mit Hilfe der Hysterese p_Hip
und des Bremsdrucks p_ims festgelegt, bei dem wiederum das
Vorzeichen des Druckgradienten wechselt.
p_ip = p_ims + p_Hip (45)
Die Hysterese p_Hip nimmt hierzu allerdings den folgenden
Wert an
p_Hip = (c_im * c_ip-1-1) p_ips-c_im * c_ip-1 * p_Li + p_Ai (46)
Solange der Bremsdruck p_i kleiner als der Referenzdruck
p_ip ist (Bereich D), berechnet sich die Bremskraft B_i für
die jeweilige Achse über den Referenzdruck
B_i = c_ip (p_ip-p_Ai) und i = 1, 2 (47)
Für die Berechnung der Längskraft im Sattelpunkt bei einem
positiven Druckgradienten unter dem Einfluß der
möglicherweise unterschiedlichen Hysteresen für die Vorder-
und Hinterachse der Sattelzugmaschine muß ebenfalls eine
Fallunterscheidung durchgeführt werden.
Fall 2.1: Die Drücke p_i in den Radbremszylindern der Achsen
der Zugmaschine sind beide kleiner als die entsprechenden,
über die Hysterese berechneten Referenzdrücke p_ip (Bereich
D), und beide Drücke sind größer als die Drücke p_ims.
Fall 2.2: Einer der beiden Drücke p_i in den
Radbremszylindern der Achsen der Zugmaschine ist größer als
der entsprechende, über die Hysterese berechnete
Referenzdruck p_ip (Bereich A), der andere Druck ist kleiner
als der Referenzdruck p_ip (Bereich D) und beide Drücke sind
größer als die Drücke p_ims.
Mit der aufgeführten Fallunterscheidung bestimmt sich die
Längskraft im Sattelpunkt für den Fall 2.1 zu
G_L = m_Z * (x˙˙) + c_1p(p_1p-p_A1) + c_2p(p_2p-p_A2) (48)
und unter der Annahme, daß beispielsweise der Druck p_1
zuerst den Referenzdruck p_1m überschreitet, für den Fall
2.2 zu
G_L = m_Z * (x˙˙) + c_1p(p_1-p_A1) + c_2p(p_2p-p_A2) (49)
Die Längskraft im Sattelpunkt berechnet sich analog, wenn
zuerst der Druck p_2 den Referenzdruck p_2p überschreitet.
Die Stützkraft im Sattelpunkt ergibt sich dann wiederum mit
Gleichung (6) unabhängig von der Fallunterscheidung zu
G_S = (R_A)-1 (-G_L * H_K-m_A * (x˙˙) * H_A + m_A * g * S_A) (6)
Nach dem Überschreiten beider Referenzdrücke p_ip erfolgt
die Parameterschätzung erneut mit dem Algorithmus 1
(bremskraftverändernder Druckaufbau, Bereich A).
Das Parameterschätzverfahren ist vorstehend anhand einer
pneumatischen Bremsanlage beschrieben, und arbeitet auf der
Basis des erfaßten Drucks in den Radbremszylindern. Die
vorteilhaften Wirkungen bzgl. der Bestimmung der Koppelkraft
werden auch bei elektromotorischen Bremsanlagen erreicht. In
diesem Fall ist anstelle des Bremsdrucks die entsprechende
gesteuerte Größe (Bremsmoment, Stellerstrom, etc.) zu
setzen. Letzteres (Verwendung der gesteuerten Größe) gilt
auch für hydraulische oder pneumatische Bremsanlagen.
Die beschriebene Vorgehensweise wird sowohl bei Aufliegern
als auch bei Anhängern (über eine Deichsel) eingesetzt.
B_1 Bremskraft der Vorderachse
B_2 Bremskraft der Hinterachse
B_3 Bremskraft der Sattelachse
N_1 Achslast der Vorderachse
N_2 Achslast der Hinterachse
N_3 Achslast der Sattelachse
G_L Längskraft am Sattelpunkt
G_S Stützkraft am Sattelpunkt
m_Z Zugmaschinenmasse
H_Z Schwerpunkthöhe Zugmaschine
L_K Abstand Sattelpunkt-Hinterachse
R_Z Abstand Vorderachse- Hinterachse
S_Z Abstand Zugmaschinenschwerpunkt - Hinterachse
H_K Höhe Sattelpunkt
m_A Aufliegermasse
H_A Schwerpunkthöhe Auflieger
R_A Abstand Sattelpunkt - Sattelachse
S_A Abstand Aufliegerschwerpunkt - Sattelachse
B_2 Bremskraft der Hinterachse
B_3 Bremskraft der Sattelachse
N_1 Achslast der Vorderachse
N_2 Achslast der Hinterachse
N_3 Achslast der Sattelachse
G_L Längskraft am Sattelpunkt
G_S Stützkraft am Sattelpunkt
m_Z Zugmaschinenmasse
H_Z Schwerpunkthöhe Zugmaschine
L_K Abstand Sattelpunkt-Hinterachse
R_Z Abstand Vorderachse- Hinterachse
S_Z Abstand Zugmaschinenschwerpunkt - Hinterachse
H_K Höhe Sattelpunkt
m_A Aufliegermasse
H_A Schwerpunkthöhe Auflieger
R_A Abstand Sattelpunkt - Sattelachse
S_A Abstand Aufliegerschwerpunkt - Sattelachse
Claims (10)
1. Verfahren zur Ermittlung der Koppelkräfte innerhalb eines
Wagenzuges, wobei die Bremsanlage des Wagenzuges nach
Maßgabe des Fahrerbremswunsches und wenigstens der
ermittelten Koppelkraft gesteuert wird, wobei wenigstens die
Verzögerung des Wagenzuges, und die Achslast des
Zugfahrzeugs des Wagenzuges erfaßt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß mittels eines Parameterschätzverfahrens
die Längs- und/oder Vertikalkoppelkraft zwischen den Teilen
des Wagenzuges auf der Basis der gemessenen Größen
abgeschätzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die ermittelte Längskoppelkraft bei der Steuerung der
Bremsanlage des Anhängers berücksichtigt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Berücksichtigung der
Koppelkraft bei der Steuerung der Bremsanlage des Anhängers
derart erfolgt, daß die Längskraft zwischen Zugfahrzeug und
Anhänger einen vorgegebenen Sollwert annimmt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß durch Parameterschätzung aus den
gemessenen Größen zunächst mathematische Parameter berechnet
werden, aus denen physikalische Parameter des Anhängers
bestimmt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß aus den gemessenen Größen und
den geschätzten physikalischen Parametern des Anhängers die
Koppelkräfte in Längs- und/oder Vertikalrichtung zwischen
den Fahrzeugteilen des Wagenzuges berechnet werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, daß
die Parameterschätzung unter der Annahme erfolgt, daß die
Abbremsung in einer Ebene erfolgt, kein Retarder im Einsatz
ist oder das aufgebrachte Bremsmoment bekannt ist, das
Motorschleppmoment eine zur Verfügung gestellte
Fahrzeuggröße ist, die Anlege- sowie Lösedrücke der
Bremsanlage zeitinvariant und bekannt sind und der Radstand
des Anhängers und der Abstand zwischen dem Koppelpunkt und
der Hinterachse der Zugmaschine bekannt sind.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Bestimmung der Koppelkräfte
abhängig vom Druckänderungsverhalten zwischen zwei
Schätzalgorithmen hin und her geschaltet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
bei positiven Druckgradienten ein erster Schätzalgorithmus,
bei negativen Druckgradienten ein zweiter Schätzalgorithmus
aktiviert ist.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Längs- und/oder Vertikalkraft zwischen den Teilen
des Wagenzuges je nach Druckänderungsverhalten und
Radbremsdruck in Abhängigkeit von der Hysteresebreite aus
den geschätzten Parametern berechnet wird.
10. Vorrichtung zur Ermittlung der Koppelkräfte innerhalb
eines Wagenzuges, mit einer Steuereinrichtung zur Steuerung
der Bremsanlage wenigstens des Zugfahrzeugs, die Meßgrößen
wenigstens bezüglich der Verzögerung des Wagenzuges und der
Achslast des Zugfahrzeuges empfängt, dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuereinrichtung auf der Basis der zugeführten
Meßgrößen nach einem Parameterschätzverfahren die
Koppelkräfte zwischen den Teilen des Wagenzuges in Längs-
und/oder Vertikalrichtung abschätzt.
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DE1996121671 DE19621671A1 (de) | 1996-05-30 | 1996-05-30 | Verfahren und Vorrichtung zur Ermittlung der Koppelkräfte innerhalb eines Wagenzuges |
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1996121671 DE19621671A1 (de) | 1996-05-30 | 1996-05-30 | Verfahren und Vorrichtung zur Ermittlung der Koppelkräfte innerhalb eines Wagenzuges |
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ID=7795660
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