DE19528635A1 - Verfahren zur Beseitigung von Schadstoffen aus Böden - Google Patents
Verfahren zur Beseitigung von Schadstoffen aus BödenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beseitigung von
Schadstoffen aus Böden nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Aus der DE-PS 39 20 342 ist ein Verfahren zum Dekontaminieren eines
schadstoffbelasteten Erdbodenbereiches bekannt. Der elektrokinetisch
transportierbare Schadstoff wird elektrophoretisch an wenigstens
einer vorbestimmten Stelle des Erdbodenbereiches gesammelt. Für die
Durchführung des Verfahrens ist eine Mobilisierung der Schadstoffe
notwendig. Das Verfahren scheidet somit für alle nicht
mobilisierbaren Schadstoffe aus.
Nach der WO 94/02264 ist ein Verfahren und eine Einrichtung zur
Beseitigung von Schadstoffen, insbesondere im Erdbodenbereich,
bekannt. An den im Erdbodenbereich angebrachten Elektroden wird eine
elektrische Spannung gelegt. Zur Beseitigung der Schadstoffe wird
durch die elektrische Spannung ein elektrisches Feld aufgebaut, das
so groß ist, daß nicht elektrokinetisch transportierbare Stoffe vor
Ort zerstört werden. Zum Aufbau des für die Zerstörung der
Schadstoffe erforderlichen Feldes wird die Leitfähigkeit des Bodens
durch Ionisierung sowohl des Aquifer als auch des Non-Aquifer
erhöht. Entscheidend für die Zerstörung von Schadstoffen im
Erdbodenbereich vor Ort sei es, daß die Stromstärke bzw. das Feld
ausreichend groß gewählt wird, um die erforderliche Dissoziations-
oder Atomisierungsenergie, aufzubringen.
Erfahrungsgemäß sind die notwendigen Energieeinträge zur Umsetzung
eines Schadstoffes nach dem oben beschriebenen Mechanismus
wesentlich größer als die in der WO 94/02264 angegeben.
Es ist deshalb die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren anzugeben,
das bei niedrigem Energieeinsatz einen gezielten Schadstoffumsatz in
unschädliche Reaktionsprodukte ermöglicht.
Es wurde überraschend gefunden, daß in Gegenwart von elektrisch
leitfähigen Teilchen elektrochemische Prozesse im Boden initiiert
werden.
Durch die Einstellung eines günstigen Verhältnisses von ionischer zu
elektronischer Leitfähigkeit im Boden erfolgt der Stromfluß zu einem
Teil über für die elektronische Leitfähigkeit verantwortlichen
Teilchen im Boden. Diese können als elektrische Leiter oder
Halbleiter betrachtet werden und sind im folgenden als Mikroleiter
bezeichnet. Durch die Ermittlung des Verhältnisses von ionischer zu
elektronischer Leitfähigkeit wird ein Überblick über bereits im
Boden anwesende Teilchen gewonnen. Das Verhältnis wird durch Zugabe
von Ionen, z. B. in Form von Elektrolyt, oder durch Zugabe von
Mikroleitern, z. B. in Form von FexOy, MnxOy, Kohlepartikel,
vorteilhaft eingestellt. Falls der Boden schon eine genügend große
Anzahl an Mikroleitern aufweist, kann die Einstellung des
Verhältnisses entfallen.
Die Mikroleiter können als eine Vielzahl elektrochemischer
Reaktionsorte betrachtet werden. Sie wirken als bipolare
Mikroelektroden, an denen Redoxprozesse ablaufen und/oder ein
Schadstoffumsatz durch Elektronenabgabe oder Elektronenaufnahme
erfolgt. Die Art und die chemische Zusammensetzung der Mikroleiter
und die vorhandenen Redoxsysteme bestimmen die elektrochemisch-
katalytische Reaktivität der Reaktionsorte und somit den
Schadstoffumsatz und die Umsatzgeschwindigkeit.
Dabei eventuell entstehende mobile Schadstoffe können durch die Wahl
der Transportbedingungen (Gleichstrom, Wechselstrom, Überlagerung
von Gleich- und Wechselstrom) am gleichen Reaktionsort oder an
benachbarten Reaktionsorten mit anderer Mikroleiterverteilung zu
unschädlichen Reaktionsprodukten umgesetzt oder gegebenenfalls nach
dem bekannten Prinzip des elektrokinetischen Transports aus dem
Boden entfernt werden.
Von geringerer Bedeutung sind Stromstärke, Spannung und Feldstärke;
jedoch für die Durchführung des Verfahrens unablässig. Wesentlich
für den Abbau der Schadstoffe ist das oben beschriebene Verhältnis
von ionischer zu elektronischer Leitfähigkeit im Boden.
Weiterhin wurde überraschend gefunden, daß in Gegenwart von
elektrisch leitfähigen Teilchen im Boden eine Erhöhung der
mikrobiologischen Aktivität zu verzeichnen ist.
Durch die eingangs beschriebenen elektrochemischen und chemischen
Prozesse an den Mikro-Reaktionsorten wird offensichtlich ein
begünstigtes Wachstumsmilieu für Mikroorganismen geschaffen, z. B.
durch ein erhöhtes Nährstoffangebot.
Für die Durchführung des Verfahrens werden Elektrodenanordnungen
nach dem bekannten Stand der Technik verwendet.
Es versteht sich, daß das Verfahren sowohl vor Ort als auch in
Reaktionsbehältern oder Containern durchgeführt werden kann.
Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß der
Abbau der Schadstoffe bei bekannter Bodenzusammensetzung in
weitestgehend unschädliche Reaktionsprodukte gesteuert werden kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren soll nachstehend an mehreren
Ausführungsbeispielen näher erläutert werden. In den Zeichnungen
zeigen
Fig. 1 ein Ersatzschaltbild zur Erläuterung des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
Fig. 2 eine Änderung der Anthracenkonzentration in Abhängigkeit
von der Versuchsdauer bei Gneisgrus und Sand mit und ohne
leitfähige Partikel,
Fig. 3 eine Änderung der Anthracenkonzentration in Abhängigkeit
von der Versuchsdauer bei Sand mit und ohne leitfähige
Partikel.
Das erfindungsgemäße Verfahren soll zunächst an Hand von Fig. 1 noch
näher erläutert werden. In Fig. 1 wird ein Ersatzschaltbild gezeigt,
in dem RBoden für den ionisch leitfähigen Teil des Bodens steht. RML
steht für den elektronisch leitfähigen Teil des Bodens, der durch
die Mikroleiter gebildet wird. Zu RML addieren sich Polarisations
widerstände. Die Größe der Polarisationswiderstände ist abhängig vom
Ablauf der elektrochemischen Reaktionen an den Mikroleitern.
Durch Zugabe von Redoxsystemen, Komplexbildnern und Tensiden können
die an den Mikroleitern auftretenden Polarisationswiderstände in
ihrer Größe beeinflußt werden. Gleichzeitig können die zugegebenen
Stoffe oder die an den Oberflächen der Mikroleiter induzierten
Redoxsysteme chemische Folgereaktionen mit bereits im Boden
befindlichen Redoxsystemen oder im Zusammenhang mit dem Schadstoff
auslösen.
Für die Beseitigung der Schadstoffe nach dem vorgeschlagenen
Verfahren steht der Anteil IML des Gesamtstromes zur Verfügung.
Es liegt ein mit Anthracen (polyzyklischer aromatischer
Kohlenwasserstoff) kontaminierter Boden vor. In Fig. 2 ist die
Änderung der Anthracenkonzentration in Gneisgrus ohne zusätzliche
leitfähige Partikel und Sand mit Kohlenstoffpartikeln (leitfähige
Partikel) in Abhängigkeit von der Versuchsdauer dargestellt.
Im Gneisgrus kommt es beim Anlegen eines elektrischen Feldes zu
keinem Abbau des Anthracens, die Konzentration bleibt im Rahmen der
Meßgenauigkeit konstant, es wurden keinerlei Reaktionsprodukte
gefunden.
Im mit leitfähigen Kohleparikeln versehenen Sand kommt es bereits in
einem Zeitraum von 180 Stunden zu einem beachtlichen Abbau des
Anthracens. Die Konzentration an Anthracen sank von einem
Anfangswert (390 mg/kg Boden) auf 290 mg/kg Boden ab.
Reaktionsprodukte, wie Hydroxybenzoesäure, wurden eindeutig mittels
GC-MS-Analyse identifiziert.
In weiteren Versuchen wurde dieses Ergebnis bestätigt. So wurde in
einer weiteren Sandprobe eine Anthracenbelastung von 17,4 mg/kg
Boden im Verlauf von 6 Tagen auf 6 mg/kg Boden abgebaut.
In Beispiel 2 ist Seesand, mit und ohne Zusatz von leitfähigen
Partikeln in Form von Magnetit (Fe₃O₄), mit Ethylbenzen belastet.
Nach 50 Stunden ist die Konzentration an Ethylbenzen im Sand mit
leitfähigem Zusatz von 175 mg/kg auf 3,1 mg/kg gesunken. Im reinen
Sand wurde nach 48 Stunden eine Konzentrationsveränderung von 211
mg/kg auf 110 mg/kg ermittelt, da Ethylbenzen in geringem Umfang
flüchtig ist und über die Bodenluft ausgetragen werden kann. Eine
Wanderung in Richtung der Elektroden wurde bei beiden Bodenvarianten
nur in geringem Maße gefunden. So betrug die Konzentration in
Katodennähe 0,45 mg/kg und in der Nähe der Anode 0,25 mg/kg nach 55
Stunden.
Sand mit elektronisch leitfähigen Partikeln (Kohlepartikel) war mit
Anthracen kontaminiert.
In Fig. 3 ist die Änderung der Anthracenkonzentration in
Abhängigkeit von der Versuchsdauer dargestellt. Eine Probe wurde mit
drei unterschiedlichen Regimen behandelt.
Bei einer gleichen Ausgangskonzentration (390 mg/kg) in identischen
Böden wurde eine Probe 8 Tage lang mit Gleichstrom mit einer Stärke
von 15 mA behandelt (Elektrodenfläche 100 cm²). Der Strom wurde bei
dieser Probe alle 2 Sekunden umgepolt. Nach 8 Tagen Behandlung wurde
eine Konzentration an Anthracen von 231 mg/kg festgestellt. Die
zweite Probe, nur mit Gleichstrom behandelt, wies nach 8 Tagen eine
Anthracenkonzentration von 288 mg/kg auf. Die unbelastete
Vergleichsprobe zeigte im Rahmen der analytischen Fehlergrenze keine
Änderung der Anthracenkonzentration.
In einem weiteren Beispiel wurde in einem identischen Sandboden die
Veränderung der mikrobiologischen Aktivität anhand des Wachstums von
Hefepilzen verfolgt. In der stromdurchflossenen Bodenprobe wurde im
Untersuchungszeitraum ein verstärktes Wachstum der Hefepilze im
Vergleich zur nicht stromdurchflossenen Bodenprobe beobachtet.
Als Bodenart lag Sand mit elektronisch leitfähigen Partikeln
(Kohlepartikel) vor. Zusätzlich wurde der Sand mit Leitungswasser
(χ=0,49 mS/cm) oder mit einem NaCl/Na₂SO₄-Elektrolyt (χ=4,65 mS/cm)
versetzt.
Bei Einsatz des weniger leitfähigen Leitungswassers wird binnen 180
Stunden das Anthracen von 390 mg/kg auf 288 mg/kg abgebaut. Im
Gegensatz dazu verringert sich die Anthracenkonzentration bei
gleicher Bodenart und dem Einsatz des leitfähigeren Elektrolyten im
Zeitraum von 158 Stunden nur von 198 mg/kg auf 169 mg/kg. Dies
spricht dafür, daß bei größerer ionischer Leitfähigkeit nur ein
geringerer Stromanteil über die elektronisch leitfähigen Partikel
fließt und somit an diesen Partikeln weniger Schadstoff umgesetzt
wird.
Claims (12)
1. Verfahren zur Beseitigung von Schadstoffen aus Böden, wobei in
den Boden Elektroden eingebracht sind und durch eine elektrische
Spannung ein elektrisches Feld aufgebaut wird, gekennzeichnet
dadurch, daß die Beseitigung der Schadstoffe bei einem
Verhältnis von ionischer zu elektronischer Leitfähigkeit des
Bodens durchgeführt wird, bei dem wenigstens ein Teil des
Stromflusses über im Boden befindliche Mikroleiter erfolgt und
der kontaminierte Bereich mit Mikroleitern durchsetzt ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß in einem
ersten Schritt das Verhältnis von ionischer zu elektronischer
Leitfähigkeit im Boden ermittelt und nachfolgend das Verhältnis
im Boden eingestellt oder beibehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet dadurch, daß
das Verhältnis von ionischer zu elektronischer Leitfähigkeit
durch Zugabe von Wasser und/oder ionisch gelöster Ladungsträger
und/oder leitfähiger Teilchen eingestellt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet
dadurch, daß dem Boden zusätzlich Redoxsysteme, Komplexbildner
oder Tenside einzeln oder in Kombination zugegeben werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, gekennzeichnet dadurch, daß
wenigstens eines der zugegebenen Systeme zur Bildung von
Radikalen befähigt ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet
dadurch, daß dem Boden zusätzlich Mikroorganismen zugesetzt
werden.
7. Verfahren nach Anspruch 3, gekennzeichnet dadurch, daß die
leitfähigen Teilchen in Form von Metallverbindungen,
Kohlenstoff, Huminstoffen u. a. zugegeben werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, gekennzeichnet dadurch, daß die Größe
der leitfähigen Teilchen 1 nm bis 10 cm beträgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet
dadurch, daß der Anteil der leitfähigen Teilchen im Boden 0,005
bis 25% beträgt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, gekennzeichnet dadurch, daß der
Anteil der leitfähigen Teilchen im Boden 1 bis 10% beträgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, gekennzeichnet
dadurch, daß die Elektroden mit Wechselspannung variabler
Frequenz oder mit Gleichspannung oder mit einer Kombination aus
beiden Spannungen versorgt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, gekennzeichnet dadurch, daß die
Elektroden mit Wechsel Spannung niedriger Frequenz versorgt
werden.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995128635 DE19528635A1 (de) | 1995-08-04 | 1995-08-04 | Verfahren zur Beseitigung von Schadstoffen aus Böden |
DE1997103927 DE19703927A1 (de) | 1995-08-04 | 1997-02-03 | Verfahren zur Fixierung von Schadstoffen oder Elution von Schad- oder Wertstoffen aus einer Feststoffmatrix |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995128635 DE19528635A1 (de) | 1995-08-04 | 1995-08-04 | Verfahren zur Beseitigung von Schadstoffen aus Böden |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19528635A1 true DE19528635A1 (de) | 1997-02-06 |
Family
ID=7768663
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1995128635 Ceased DE19528635A1 (de) | 1995-08-04 | 1995-08-04 | Verfahren zur Beseitigung von Schadstoffen aus Böden |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19528635A1 (de) |
Cited By (2)
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DE10309686B3 (de) * | 2003-02-27 | 2004-11-18 | Ufz-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle Gmbh | Verfahren und Vorrichtung zur Behandlung von Feststoffen |
DE19536882B4 (de) * | 1995-10-04 | 2006-01-05 | Oeste, Franz Dietrich, Dipl.-Ing. | Verfahren zum Abbau schädlicher Verunreinigungen |
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WO1995001232A1 (en) * | 1993-07-02 | 1995-01-12 | Monsanto Company | In-situ remediation of contaminated heterogeneous soils |
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1995
- 1995-08-04 DE DE1995128635 patent/DE19528635A1/de not_active Ceased
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LANGEMAN, R. et.al.: Altlastensanierung, 3. internationaler Kongre k f k / TNO, Kongreß über Altlastensanierung, 10.-14. Dez. 1990, Karlsruhe, BRD, S. 1197-1204 * |
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