DE19526174C2 - Mittel gegen Tumorwachstum - Google Patents
Mittel gegen TumorwachstumInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Mittel gegen Tumorwachstum, welches
die Resistenz von Tumorzellen gegenüber verschiedenen
Therapieformen auf hebt. Anwendungsgebiete der Erfindung sind die
Medizin, die pharmazeutische und die biotechnische Industrie.
Es ist bekannt, daß Tumorzellen gegen die durch Chemo-,
Glukokortikoid- oder Strahlentherapie induzierte Apoptose
resistent werden können. Maßgeblich verantwortlich für diesen
Effekt ist das Anti-Apoptose-Protein Bcl-2 (Sentman et al, Cell
67: 879, 1991; Mÿashita et al, Blood 81: 151, 1993; Zhong et al,
Proc. Natl. Acad. Sci USA 90: 4533, 1993).
Man hat versucht, Bcl-2-vermittelte Resistenz gegenüber
Chemotherapie-induzierter Apoptose durch spezifische
Unterdrückung der Translation des Bcl-2 Transkriptes in das
Bcl-2 Protein mittels Antisense-Oligonukleotiden aufzuheben. Auf
Grund der langen Halbwertszeit von Bcl-2 ist dies jedoch nur
sehr unzufriedenstellend, mit geringer Spezifität möglich und
erfordert eine lange Exposition der Tumorzellen mit den
Antisense-Oligonukleotiden (Reed et al, Canc. Res 50: 6565,
1995; Campos et al,. Blood 84: 595, 1994). Damit eignet sich
diese Verfahrensweise nicht für eine Applikation am Patienten,
etwa für die Knochenmarksaufreinigung, die nur eine kurzfristige
ex vivo Kultivierung der zur Transplantation vorgesehenen Zellen
(bis zu 48 Stunden) erlaubt.
Es wurden kürzlich zwei Regionen sowohl in Bcl-2 als auch in
einem anderen Protein, E1B, welches ebenfalls Apoptose
verhindert, identifiziert (Boyd et al, Cell 79: 341, 1994;
Tarodi et al, Virology 201: 404, 1994). Diese Regionen sind
homolog, und sie sind in der Lage, Protein-Protein Interaktionen
von Bcl-2 bzw. E1B mit putativen Effektor-Molekülen, Nip 1, 2 und
3 genannt, zu vermitteln (gezeigt in vitro im Yeast-Two Hybrid-
System). Mutationen innerhalb dieser Domänen im E1B Protein, die
die Interaktion von E1B mit Nip aufheben, verhindern auch die
anti-apoptotische Wirkung von E1B in zellulären Systemen
(Subdramarian et al, Gene 124: 173, 1993). Die funktionelle
Bedeutung dieser Regionen in Bcl-2 Protein ist dagegen nicht
bekannt. Zudem ist unklar, ob diese Regionen notwendig und
ausreichend für die anti-apoptotische Wirkung beider Proteine
sind.
Das Ziel der Erfindung besteht darin, die Resistenz von
Tumorzellen gegenüber verschiedenen Therapieformen zu vermindern
bzw. ganz aufzuheben. Aufgabe der Erfindung ist die Entwicklung
eines entsprechenden Mittels, das u. a. auch zur Reinigung von
Knochenmarkspräparationen bei Transplantationen eingesetzt
werden kann.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit einem Mittel gemäß den
Ansprüchen 1-4 gelöst. Dieses Mittel enthält als Wirkstoff ein
zellpermeables Peptid, das Anti-Apoptose-Proteine, insbesondere
das Protein Bcl-2, blockiert. Dieses Peptid entspricht den
Aminosäuresequenzen, die die Interaktion mit Nip-Proteinen
entsprechen. Es besteht aus einer die Zellpermeabilität
bedingenden Signalsequenz und einer den zwei Interaktions-Domänen
aus Bcl-2 entsprechenden Funktionssequenz. Die
Signalsequenz hat eine Länge von 17 Aminosäuren, die
Funktionssequenz hat eine Länge von 9 bzw. 10 Aminosäuren.
Konkrete Beispiele sind die Proteine FP1 mit der Sequenz
ERQIKIWFQNRRMKWKK-RRYRRDFAEM und FP2 mit der Sequenz
ERQIKIWFQNRRMKWKK-AAPAPGIFS.
Gegenstand der Erfindung sind auch andere Peptide, die die
Funktionssequenzen RRYRRDFAEM oder AAPAPGIFS
umfassen, z. B. eine Kombination dieser Funktionssequenzen mit
anderen Signalsequenzen, die ebenfalls eine Zellpermeabilität
bedingen. Das gilt auch für Peptide, die nur Teile dieser
Funktionssequenzen umfassen, bevorzugt für Peptide mit 7 bis 9
übereinstimmenden Aminosäuren. Aber auch bei einer geringeren
Übereinstimmung ist im Regelfalle noch eine Wirksamkeit des
Mittels gegeben; als Minimum müssen 3 Aminosäuren mit den
Funktionssequenzen übereinstimmen.
Die erfindungsgemäßen Peptide haben weitreichende
Anwendungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Ansprechrate von
Tumorzellen auf verschiedene Therapieformen. Sie eignen sich
nicht nur für einen ex vivo/in vitro-Einsatz (beispielsweise
beim Purging), sondern auch nach Stabilisierung für eine in vivo
Applikation.
Es sind die ersten zellgängigen Peptide, die geeignet sind,
zellgängiges Verhalten zu modulieren, indem sie Protein-Protein-Interaktionen
unterbinden. Die Befunde sind der erste in vivo
Hinweis auf die funktionelle Bedeutung bestimmter Regionen von
Bcl-2 für seine Anti-Apoptose-Wirkung.
Das hier erstmals aufgezeigte Prinzip läßt sich auf eine
Vielzahl anderer Anwendungsmöglichkeiten übertragen. So lassen
sich mit den neuen zellgängigen Peptiden prinzipiell viele
Formen der Protein-Protein-Interaktion blockieren, die
zelluläres Verhalten, etwa in Antwort auf Wachstumsfaktoren oder
verursacht durch aktivierte Onkogene, beeinflussen.
Die Erfindung soll nachfolgend durch Ausführungsbeispiele und
Abbildungen näher erläutert werden. In diesen Beispielen wurden
die erfindungsgemäßen Peptide FP1 und FP2 verglichen
- - mit Peptiden, die nur die Signalsequenz enthalten (SP)
- - mit Peptiden, bei denen die Signalsequenz an solche Aminosäuren aus dem Bcl-2 Protein fusioniert wurde, die für die Interaktion mit Nip-Proteinen nicht notwendig sind (Kontrollpeptid KP) und
- - mit Peptiden, die die Bcl-2 homologe Domäne des Funktionspeptids 1 repräsentieren, nicht aber an das Signalpeptid gekoppelt sind (FP-SP).
Die Zugabe aller Peptide ist dosisabhängig (bis zu 100 µg/ml) per se nicht toxisch in
Zellen, die kein Bcl-2 exprimieren (humane Bcl-2 negative Tumorzell-Linie Karpas).
Granulozyten-Makrophagen stimulierender Faktor verhindert die konstitutive
Apoptose von Blut-Neutrophilen (Brach et al., Blood 80: 2920, 1992). In Anwesenheit
der Funktionspeptide (FP 1, FP 2), nicht aber in Anwesenheit des Kontrollpeptides
(KP), ist GM-CSF nicht mehr in der Lage, die konstitutive Apoptose von Blut-
Neutrophilen zu verhindern.
Die Zugabe aller Peptide beeinflußt nicht den spontanen Apoptose-Verlauf von Bcl-2
negativen Blut-Neutrophilen. Die zu verabreichende Dosierung ist per se nicht toxisch
und somit für eine ex vivo/in vitro Vorgehensweise (z. B. Knochenmarkspurging von
Myelom-Patienten) realisierbar.
In Anwesenheit der Funktionspeptide (FP1, FP2) werden Bcl-2 exprimierende
Tumorzellen per se dosisabhängig apoptotisch, nicht jedoch in Anwesenheit von
Signalpeptid (SP), Kontrollpeptid (KP) oder Funktionspeptid - Signalpeptid (FP-SP) allein.
Der funktionell relevante Teil des Peptides wird ohne Vorschaltung der Signalsequenz
(Funktionspeptid 1-SP) nicht von Zellen aufgenommen und entfaltet intrazellulär keine
Wirkung (keine Apoptose von Bcl-2 exprimierenden Tumorzellen).
In Anwesenheit des Funktionspeptides (FP 1) erfolgt zusammen mit Dexamethason
synergistische Induktion von Apoptose in Tumorzellen. In Anwesenheit der
Kontrollpeptide (Signalpeptid oder Kontrollpeptid) sind diese Tumorzellen resistent
gegenüber Dexamethason induizierter Apoptose.
5. Der funktionell relevante Teil des Peptides wird ohne Vorschaltung der
Signalsequenz nicht von Zellen aufgenommen und entfaltet intrazellulär keine Wirkung
(keine Apoptose von Bcl-2 exprimierenden Tumorzellen).
Erstmals wurden hier zellgängige Peptide entwickelt, die geeignet sind, zelluläres
Verhalten zu modulieren, indem sie Protein-Protein-Interaktionen unterbinden. Die
Befunde sind der erste in vivo Hinweis auf die funktionelle Bedeutung bestimmter
Regionen von Bcl-21 für seine Anti-Apoptose-Wirkung. Die entwickelten Peptide
erlauben eine Sensitivierung von Tumorzellen für Chemotherapie.
Die Peptide haben weitreichende Implikation zur Verbesserung der Ansprechrate
von Tumorzellen auf Therapie. Sie eignen sich für einen ex vivo/in vitro-Einsatz
(beispielsweise beim Purging), denkbar ist aber auch eine Stabilisierung für eine in
vivo Applikation.
Das hier erstmals aufgezeigte Prinzip läßt sich auf eine Vielzahl anderer
Anwendungsmöglichkeiten übertragen. So lassen sich mit zellgängigen Peptiden
prinzipiell viele Formen der Protein-Protein-Interaktion blockieren, die zelluläres
Verhalten, etwa in Antwort auf Wachstumsfaktoren oder aber verursacht durch
aktivierte Onkogene, beeinflussen.
Claims (8)
1. Mittel gegen Tumorwachstum, enthaltend als Wirkstoff ein
zellpermeables Peptid, das das Anti-Apoptose-Protein Bcl-2
blockiert und aus einer die Zellpermeabilität bedingenden, 17
Aminosäuren großen Signalsequenz und einer 9 bzw. 10
Aminosäuren großen, den Bcl-2-Domänen entsprechenden Funktions
sequenz besteht.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
folgende Sequenz enthält: ERQIKIWFQ-NRRMKWKK-RRYRRDFAEM (FP1).
3. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
folgende Sequenz enthält: ERQIKIWFQNRRMKWKK-AAPAPGIFS (FP2).
4. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es ein
Peptid enthält, das die Funktionssequenzen RRYRRDFAEM oder
AAPAPGIFS umfaßt.
5. Zellpermeables Peptid mit der Eigenschaft, daß es das Anti-Apoptose-Protein
Bcl-2 blockiert und aus einer die
Zellpermeabilität bedingenden, 17 Aminosäuren großen Signal
sequenz und einer 9 bzw. 10 Aminosäuren großen, den Bcl-2-Domänen
entsprechenden Funktionssequenz besteht.
6. Zellpermeables Peptid nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch
folgende Sequenz: ERQIKIWFQNRRMKWKK-RRYRRDFAEM (FP1).
7. Zellpermeables Peptid nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch
folgende Sequenz: ERQIKIWFQNRRMKWKK-AAPAPGIFS (FP2).
8. Zellpermeables Peptid nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch
die Funktionssequenzen RRYRRDFAEM oder AAPAPGIFS.
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