DE19513312C1 - Verfahren und Vorrichtung zur zerstörungsfreien Ermittlung von Eigenschaften eines Werkstückes aus Metall - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur zerstörungsfreien Ermittlung von Eigenschaften eines Werkstückes aus MetallInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur zerstörungsfreien
Ermittlung von Eigenschaften eines Werkstückes aus Metall, insbesondere Blech.
Die Überwachung der mechanisch-technologischen Eigenschaften beispielsweise von
Großrohrblechen erfolgt derzeit zerstörend, indem Proben entnommen, bearbeitet und
untersucht werden, z. B. Zerreißproben. Diese Untersuchungen sind, da sie das
Material zerstören, nur punktuell durchführbar. Sie sind kostenintensiv, da eine
sorgfältige Probenfertigung erforderlich ist und die Ergebnisse sind erst nach einer
gewissen Zeitspanne verfügbar. Demzufolge sind zerstörungsfreie Verfahren sehr
wünschenswert, da bereits eine Verringerung der Anzahl zu entnehmender Proben
deutliche Einsparungen erbringen würde. Darüber hinaus erlauben sie eine schnellere
Beurteilung des Werkstückes und damit eine Rückkopplung auf den
Herstellungsprozeß.
Die mechanisch-technologischen Eigenschaften insbesondere Streckgrenze sind
jedoch nicht unmittelbar einer zerstörungsfreien Ermittlung zugänglich. Fig. 1
verdeutlicht die Problematik. Die "Struktur" des verwendeten Materials wird durch den
Herstellungsprozeß aufgrund vorliegender Erfahrungen eingestellt, z. B. durch
geeignete Wahl der Legierungszusammensetzung, Verformungsbedingungen und
Wärmebehandlung. Die technischen Eigenschaften des Materials werden von den
Strukturparametern bestimmt, wobei jedoch in der Regel mehrere Elemente Einfluß
auf die jeweils interessierende Größe haben. Auf der anderen Seite existieren
zerstörungsfreie Verfahren, die an einem unpräparierten Werkstück eingesetzt werden
können, deren physikalische Meßgrößen durch die Materialstruktur beeinflußt werden.
Grob sind hier Ultraschallverfahren und magnetische sowie elektromagnetische
Verfahren zu unterscheiden. Auch die einer Messung zugänglichen physikalischen
Größen sind nicht nur von einem Strukturelement abhängig, sondern allgemein von
einer Kombination. Eine einfache Verknüpfung der technischen Eigenschaften des
Materials und der physikalischen Meßgrößen ist im allgemeinen Fall somit nicht
möglich.
Aus der US 45 22 071 sowie der US-Z: Ultrasonics, Vol.
25. September 1987; S. 288-294 ist ein Verfahren zur zerstörungs
freien Ermittlung von Eigenschaften eines Werkstückes aus Metall,
insbesondere Blech, bekannt, bei dem koppelmittelfrei linear
polarisierte, parallel zur Oberflache sich ausbreitende Ultra
schallwellen im Werkstück angeregt werden, am gleichen Prüfort
die Laufzeiten der Ultraschallwellen in einer Hauptverformungs
richtung (T1) und senkrecht (T2) dazu in einem definierten
Abstand zwischen den zwei Ultraschall-Wandlern bestimmt werden
und die Differenzen der Meßwerte der Laufzeitmessungen jeweils
für die Messung der beiden Richtungen zur Bestimmung der (tech
nischen) Materialeigenschaften ausgewertet werden.
Eine Kombination von unterschiedlichen Meßverfahren für Ober
flächenwellen bzw. Transversalwellen ist durch die EP 0 330 735 A2
bekannt. Bei diesem Meßverfahren wird jedoch die Dämpfung
von Ultraschallwellen ausgewertet. Die elektromagnetische Er
zeugung von Oberflächenwellen ist ferner durch die DE 26 23 266 A1
bekannt.
Schließlich zeigt die US-Z.: J. Acoust Soc. Am. 91(6); June 1992,
S. 3303-3312 die Bestimmung von Materialeigenschaften mittels
des Meßobjekts durchlaufender Ultraschallwellen auf.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur zerstörungsfreien Ermittlung von
Eigenschaften eines Werkstückes aus Metall insbesondere Blech anzugeben, mit dem
in einfacher Weise eine das Werkstück charakterisierende technische Eigenschaft,
insbesondere Streckgrenze, ermittelbar ist.
Diese Aufgabe wird mit den im kennzeichnenden Teil angegebenen Merkmalen gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
sind Bestandteile von Unteransprüchen.
Erfindungsgemäß werden unabhängig voneinander linear polarisierte Ultraschall-
Transversalwellen und Ultraschall-Oberflächenwellen im Werkstück erzeugt.
Gemessen werden die Laufzeiten der Ultraschall-Oberflächenwellen einmal in
Hauptverformungsrichtung und senkrecht dazu in einem definierten Abstand zwischen
zwei US-Wandlern sowie die Laufzeiten von linear polarisierten Transversalwellen über
die Dicke des Werkstückes, wobei die Polarisationsrichtung einmal in
Hauptverformungsrichtung und einmal senkrecht dazu gewählt wird. Die Meßwerte der
Laufzeitmessung werden mindestens mit einer bekannten werkstoffspezifischen
Kenngröße des Werkstückes korreliert. Was die Korrelation der Meßwerte der
Laufzeitmessung betrifft, so wird vorzugsweise die prozentuale Differenz zwischen den
Meßwerten in Hauptverformungsrichtung und senkrecht dazu berücksichtigt.
Wesentlich für das erfindungsgemäße Verfahren ist, daß die Messungen an einem
einzigen Meßort erfolgen unabhängig davon in welche Richtung gemessen wird.
Versuche haben ergeben, daß die Korrelation der Meßwerte dann zu einer guten
Übereinstimmung der aus den Meßdaten der zerstörungsfreien Prüfung ermittelten
Streckgrenze mit denen über einen Zerreißversuch ermittelten führen, wenn die
Nennanalyse und die nominale Dicke des Werkstückes in die Korrelation eingebracht
werden. Bei thermomechanisch gewalzten Blechen ist es darüber hinaus zweckmäßig,
auch die Endwalztemperatur mit einzubeziehen. Fig. 2 zeigt ein Beispiel der guten
Übereinstimmung zwischen ermittelter Streckgrenze unter Anwendung des
erfindungsgemäßen Verfahrens und gemessenen Streckgrenzwerten auf der Basis
von 48 Proben.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine Prüfkopfanordnung
von drei Wandlern gewählt. Für die linear polarisierten Ultraschall-Transversalwellen
wird ein Kombiwandler eingesetzt, bei dem Sende- und Empfangsspulen in einem
Gehäuse untergebracht sind und für die Ultraschall-Oberflächenwellen sind zwei
Wandler vorgesehen, die abstandsmäßig voneinander getrennt sind und wovon der
eine als Sender und der andere als Empfänger ausgebildet ist. Bei den geradlinig in
einem gemeinsamen Halter angeordneten drei Wandlern ist der Kombiwandler mittig
angeordnet. Alle drei Wandler weisen zur Erzeugung des Magnetfeldes einen
Permanentmagneten auf. Dies vereinfacht die Gesamtanordnung, da die für das
Betreiben eines Elektromagneten erforderliche Stromversorgung und die meistenteils
notwendige Kühlung der Spulen entfallen. Der Einsatz von Permanentmagneten
ermöglicht auch eine kompakte Bauweise der Gesamtanordnung. Zur Erzeugung der
Sendeströme für die jeweiligen Sendewandler und zur Verstärkung der
Empfangssignale der Empfangswandler ist eine Vorortelektronik vorgesehen, die über
ein Kabel von möglichst kurzer Länge mit dem Wandler verbunden ist.
Vorzugsweise werden die Oberflächenwandler mit einer Prüffrequenz von 1 MHz bei
einer Pulsfolgefrequenz von =< 400 Hz und der Transversalwellenwandler
vorzugsweise mit einer Prüffrequenz von 6 MHz und einer Pulsfolgefrequenz von =< 2
KHz betrieben.
Bei ferromagnetischen Werkstücken werden die mit Permanentmagneten versehenen
Wandler stark angezogen. Damit die Prüfkopfanordnung sanft auf die Oberfläche des
Werkstückes aufgesetzt und gedreht werden kann, wird quasi als Gegenkraft ein
Pneumatikzylinder angeordnet.
Für den Anwendungsfall der Prüfung eines Bleches ist folgender Ablauf vorgesehen:
- - Anhalten des Bleches in Prüfposition
- - Aufsetzen der Wandler auf das Blech
- - Messung mit einer Meßdauer von weniger als 10 sec
- - Abheben der Wandler
- - Drehung um 90°
- - erneutes Aufsetzen der Wandler
- - erneute Messung mit einer Meßdauer von weniger als 10 sec
- - Abheben der Wandler
- - Wegfahren des Bleches
- - Zurückdrehen des Halters auf die Ausgangsposition.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind darin zu sehen, daß der
Probenaufwand reduziert wird. Das gilt insbesondere für die Probenahme, die für die
interne Qualitätssicherung erforderlich ist. Die Werte stehen sofort zur Verfügung und
können on-line mit den Herstellparametern im Sinne der Optimierung des
Fertigungsprozesses genutzt werden. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist eine
100%-Prüfung möglich, d. h. jedes einzelne Werkstück wird geprüft. Bei der
konventionellen Prüfung per Probenahme sind immer nur Stichproben möglich,
meistens pro Walzlos. Darüber hinaus können mit dem vorgeschlagenen Verfahren
auch andere Bereiche, z. B. der Mittenbereich, geprüft werden, während die
Probenahme immer nur am Rand erfolgt. Als weiterer Vorteil ist zu nennen, daß zur
Überprüfung der Gleichmäßigkeit der Eigenschaften stichprobenweise beispielsweise
ein Blech über die gesamte Fläche geprüft werden kann. Weiterhin ist von Bedeutung,
daß das jeweils verkaufte Erzeugnis geprüft wird und die Prüfung zu einem späteren
Zeitpunkt an gleicher Stelle wiederholt werden kann. Demgegenüber ist die
Probenahme für die zerstörende Prüfung nur einmal möglich.
Bei Anwendung des Verfahrens auf das fertige Rohr, insbesondere Großrohr, erfaßt
die vorgeschlagene zerstörungsfreie Prüfung den Ist-Zustand einschl. der
Inhomogenitäten, die durch den Biegeprozeß mittels des mechanischen Expanders
hervorgerufen werden. Außerdem kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren die
gesamte Fläche geprüft werden und nicht nur der Randbereich, in dem die Probe für
die zerstörende Prüfung entnommen wurde. Außerdem wird der ermittelte
Streckgrenzenwert nicht durch den Bauschinger-Effekt verfälscht, der beim
Zurückbiegen der Proben auftritt.
In der Zeichnung wird das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Prinzipdarstellung des Zusammenhanges zwischen
Herstellungsparametern, der erzeugten Struktur sowie den technischen
Eigenschaften und den physikalischen Meßgrößen.
Fig. 2 ein Beispiel der guten Übereinstimmung zwischen ermittelter
Streckgrenze unter Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
und gemessenen Streckgrenzenwerten auf der Basis von 48 Proben.
Fig. 3 Eine Prinzipdarstellung der Prüfelektronik.
Fig. 4 Einen Blick von unten auf die Anordnung der Prüfkopfwandler.
In Fig. 3 ist in einer Prinzipdarstellung die Prüfelektronik dargestellt. Mit
Bezugszeichen 1 ist der Oberflächen-Sendewandler gekennzeichnet zur Erzeugung
der Ultraschall-Oberflächenwellen. Mit Bezugszeichen 2 der Oberflächen-
Empfangswandler für den Empfang der Ultraschall-Oberflächenwellen. Der
Transversalwellenwandler 3 in Form eines Kombiwandlers sendet und empfängt linear
polarisierte Transversalwellen. Die Vorortelektronik 4, 5 erzeugt die Sendeströme für
den Sendewandler 1 und die Sendespule des Transversalwellenwandlers 3. Die
Vorortelektronik 4, 5 beinhaltet auch den Vorverstärker zur Verstärkung der
Empfangssignale des Empfangswandlers 2 und der Empfangsspule des
Transversalwellenwandlers 3. Alternativ kann die Vorverstärkung im jeweiligen
Prüfkopf 2, 3 selbst integriert sein. Die Kabel 11 bis 14 zur Verbindung der Wandler 1
bis 3 mit der Vorortelektronik 4, 5 sind aus Gründen der Dämpfung möglichst kurz. Die
Prüf- und Auswerteelektronik 6 beinhaltet neben den Komponenten Signalquelle 7,
Digitaloszilloskop 8, Rechner 9 mit angeschlossenem Drucker 10 einen hier nicht
dargestellten Konstanter. Sie erzeugt die Sendesignale, die in der Vorortelektronik 4, 5
verstärkt werden und verarbeitet die vorverstärkten Empfangssignale und führt die
Auswertung durch. Ferner dient sie zur Dokumentation, zur Elektroniksteuerung und
zur Kommunikation mit der Prüfmechanik und mit dem Benutzer.
In Fig. 4 ist mit Blick von unten die grundsätzliche Anordnung der Wandler 1 bis 3
dargestellt. Alle drei Wandler 1 bis 3 sind auf einem gemeinsamen Halter 15
angeordnet, der um den Drehpunkt D schwenkbar ist. Der Transversalwellenwandler 3
ist mittig angeordnet zwischen dem Oberflächenwellensender 1 und dem
Oberflächenempfangswandler 2. Durch den festgelegten Drehpunkt D wird
sichergestellt, daß die Laufzeitmessungen am gleichen Prüfort durchgeführt werden.
Claims (8)
1. Verfahren zur zerstörungsfreien Ermittlung von Eigenschaften eines
Werkstückes aus Metall, insbesondere Blech, bei dem koppelmittelfrei
Ultraschallwellen im Werkstück angeregt und die von den elastischen
Konstanten des Werkstoffes abhängigen Schallgeschwindigkeiten
verschiedener Wellenarten unter Berücksichtigung der Anisotropie des
Werkstückes gemessen werden, wobei
zur Ermittlung technischer Eigenschaften, insbesondere der Streckgrenze,
unabhängig voneinander linear polarisierte Transversalwellen und Ultraschall-
Oberflächenwellen im Werkstück angeregt und am gleichen Prüfort die
Laufzeiten der Ultraschall-Oberflächenwellen in
Hauptverformungsrichtung und senkrecht dazu in einem definierten Abstand
zwischen zwei US-Wandlern sowie die Laufzeiten von linear polarisierten
Transversalwellen über die Dicke des Werkstückes, wobei die
Polarisationsrichtung einmal in Hauptverformungsrichtung und einmal senkrecht
dazu gewählt wird, bestimmt werden, und daß die Meßwerte der Laufzeitmessungen mindestens mit
einer werkstoffspezifischen Kenngröße des Werkstückes korreliert werden,
wobei für die Korrelation der Meßwerte der Laufzeitmessungen die Differenz
zwischen den Meßwerten in Hauptverformungsrichtung und senkrecht dazu
berücksichtigt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Nennanalyse und die nominale Dicke des Werkstückes in die
Korrelation einbezogen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei thermomechanisch gewalzten Blechen zusätzlich die
Endwalztemperatur des Werkstückes in die Korrelation einbezogen wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit als Sender
und Empfänger ausgebildeten elektromagnetischen Ultraschall-Wandlern
(EMUS), die in einem gemeinsamen Wandlerträger angeordnet und über Kabel
mit einer Elektronikanlage verbunden sind, zur Erzeugung/zum Empfangen von Ultraschallwellen,
wobei
für die linear polarisierten Ultraschall-Transversalwellen ein Wandler
(3) eingesetzt wird, bei dem Sende- und Empfangsspulen in einem
Prüfkopfgehäuse untergebracht sind und für die Ultraschall-Oberflächenwellen
abstandsmäßig voneinander getrennt je ein Sender (1) und ein Empfänger
(2) vorgesehen sind und alle drei Wandler (1, 2, 3) geradlinig auf dem Halter (15)
befestigt sind, wobei der Wandler (3) mittig angeordnet ist und
vorzugsweise alle drei Wandler (1, 2, 3) einen Permanentmagneten aufweisen
und der Mittelpunkt des Wandlers (3) den Drehpunkt (D) für den Halter
(15) bildet.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erzeugung der Sendeströme für die jeweiligen Sendewandler (1, 3) und
zur Verstärkung der Empfangssignale der Empfangswandler (2, 3) eine
Vorortelektronik (4, 5) vorgesehen ist, die über kurze Kabel (11-14)
mit den Wandlern (1, 2, 3) verbunden ist.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 4 und 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberflächenwandler (1, 2) vorzugsweise mit einer Prüffrequenz von 1
MHz bei einer Pulsfolgefrequenz =< 400 Hz und der Transversalwellenwandler
(3) vorzugsweise mit einer Prüffrequenz von 6 MHz und einer
Pulsfolgefrequenz von =< 2 KHz betrieben werden.
7. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Drehen des Halters (15) und zum Aufsetzen auf das Werkstück der
Halter (15) mit einem steuerbaren Mittel verbunden ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mittel ein Pneumatikzylinder ist.
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