DE120133C - - Google Patents

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DE120133C
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callus
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cambium
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DENDAT120133D
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    • AHUMAN NECESSITIES
    • A01AGRICULTURE; FORESTRY; ANIMAL HUSBANDRY; HUNTING; TRAPPING; FISHING
    • A01GHORTICULTURE; CULTIVATION OF VEGETABLES, FLOWERS, RICE, FRUIT, VINES, HOPS OR SEAWEED; FORESTRY; WATERING
    • A01G2/00Vegetative propagation
    • A01G2/30Grafting

Landscapes

  • Life Sciences & Earth Sciences (AREA)
  • Botany (AREA)
  • Developmental Biology & Embryology (AREA)
  • Environmental Sciences (AREA)
  • Breeding Of Plants And Reproduction By Means Of Culturing (AREA)

Description

KAISERLICHES 71
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
- JV* 120133 -KLASSE 45/.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 8. Oktober 1899 ab.
Die Pflanzenphysiologie lehrt, . dais beim Propfen das Verwachsen der Unterlage mit dem Edelreis durch den aus dem Cambium hervorgehenden Callus bewirkt wird, welcher nach seinem. Erstarren die organische Verr bindung der Schnittflächen herstellt. Damit nun die Vereinigung des Callus der Unterlage mit jenem des Edelreises gesichert sei, war seither beim Propfen, besonders aber bei Holz veredelung der Weinreben . Grundbedingung der sicheren Arbeit, die Schnittflächen auf das genaueste an einander zu legen, damit das Cambiumgewebe der Unterlagrebe und jenes des Edelreises in unmittelbare Berührung mit einandeV gebracht wer-■ den, und die Schnittflächen so stark an einander zu pressen, dafs die vom Cambium hervorgehenden Callussäfte durch event. Spalten nicht entrinnen können, sondern der Callus der einen Schnittfläche mit dem Callus der anderen Schnittfläche, sich vereinigend, eine kräftige, organische Verbindvtng herstelle.
Von diesem Grundprincip ausgehend, entwickelte sich seither die Cultur der Weinreben-Holzveredelung, und die weitgehendsten Versuche erwiesen die einfache oder glatte Copulirung, oder vielmehr die englische, zungenförmige Copulirung als die vorteilhaftesten Systeme der Veredelung.
Alle Systeme stimmten jedoch in der Hinsicht überein, dafs die Unterlage und das Edelreis mit einander in innige Berührung gebracht und stark an einander geprefst werden müssen, wobei nur der Verband sich verschieden gestaltete; so konnten Kork, Draht, Gummi, Raffiabast u. s. w. als Verbandmittel auf die verschiedenste Weise verwendet werden.
Diese Verfahren hatten nicht immer gute Erfolge geliefert.
Die vorliegende Erfindung hat ein Verfahren zum Gegenstande, nach welchem das Pfropfen durchschnittlich mit gutem Erfolge durchgeführt werden kann, und welches die seither bei der Veredelung maisgebenden Grundsätze umstöfst. Es ist aus der Physiologie des Pflanzenreiches bekannt, dafs. der von den Zellen des Cambium hervorgehende Callus, die Grundstoffe sämmtlicher Pflanzenorgane enthaltend, den Bast, das Cambium und das Holzgewebe zu bauen bestimmt ist. Wenn nun dieser Callus zwischen den Schnittflächen keinen Raum zu seiner Thätigkeit findet, so mufs er sich um die Aufsenfläche des Pfropfes ansammeln, woselbst er als Pflanzenbaustoff überhaupt keine Verwendung erhält. Wenn er überdies mit luftdichtem Gummiband in seiner Ausdehnung verhindert wird, dann ist ihm sogar die Möglichkeit seines Ansammeins und daher der innigen Verbindung der Schnittflächen, - die Grundbedingung, genommen. Der Hauptfehler der seither angewendeten Verfahren liegt daher einerseits darin, dafs die' Nothwendigkeit, Raum zum Ansammeln des Callus zu belassen, nicht erkannt war, andererseits, dafs
auch der wenige Callus, welcher erzeugt werden konnte, sich dort ansammeln mufste, wo er gar keine Verwendung fand.
Hier mufs der Unterschied in Betracht gezogen werden, welcher zwischen dem Pfropfen von Weinreben und dem Pfropfen anderer Pflanzen in ihren Behandlungen besteht. Ein jedes Pfropf verfahren, das in der freien Luft durchgeführt wird, erfordert die innige. Berührung der Schnittflächen, weil das Edelreis nur auf diese Weise durch die von der Unterlage aufsteigenden Nahrungen dem Leben erhalten wird. Es ist daher klar, dais, wenn die Schnittflächen nicht in innige Berührung mit einander gebracht werden würden, das Edelreis ohne Nahrung aussterben müfste. Bei den Weinreben ist das nicht der Fäll, hier wird das Pfropfen nicht an einer bewtirzelten Unterlage' durchgeführt, durch deren Wurzeln das Edelreis von der Muttererde mit Nahrung versehen werden könnte, sondern es geschieht die Ernährung durch die Producte der Clorophylzellen, welche im vorhergegangenen Jahre gebildet waren. Damit diese Zellen belebt werden, mufs man die Reben in Erde hüllen, deren Feuchtigkeit und Wärme die Gambiumzellen in Bewegung bringen.
Diese selbstständige Ernährung ' hat zur Folge, dafs sowohl die Unterlage, als auch das Edelreis Callus unter ihrem Bast erzeugen, und bei den seither gekannten Verfahren sind daher nicht immer gute Erfolge zu verzeichnen, weil sie auf diese reiche, doppelte Calluserzeugung nicht bedacht waren.
Diesem Mangel wird nach vorliegendem Verfahren dadurch abgeholfen, dafs beim Pfropfen zwischen den beiden Schnittflächen ein freier Raum belassen wird, damit der Callus sich hier ansammeln und die innige organische Verbindung zwischen den Schnittflächen herstellen soll.
In den beiliegenden Zeichnungen sind die dem neuen Verfahren entsprechend geschnittenen, für eine verkehrte Sattelveredelung bestimmten Schnittflächen in den Fig. i, 2, 3 und 4 zur Veranschaulichung gebracht, wo in den ersten zwei Figuren durch die stark concav geführten Schnitte ein gröiserer Zwischenraum belassen ist, als in den Fig. 3 und 4.
Aehnliche concav* ausgeführte Schnittflächen finden sich zwar bei der sogen. Bogenveredelung vor, doch ist zu bemerken, dafs hier diese Schnitte dazu vorgeschlagen wurden, um Unterlage und Edelreis inniger auf einander pressen zu können, indem nach den ausgeführten Zungenschnitten, sowie nach der Einführung des Edelreises in die Unterlage die Enden von ganz eben ausgeführten Edelreisschnittflächen von der Unterlage abstehen, bei concav ausgeführten hingegen sich an die Unterlage fest anschmiegen (vergl. beispielsweise »Die Weinlaube«, Jahrgang 25 S. 543)·
Beim Vergleich des alten und des neuen Verfahrens ergeben sich daher folgende Unterschiede:
..i. Hauptprincip des alten Verfahrens war das innige Aneinanderpassen der Cambiumschichten, zum Zwecke, die Circulation der Säfte sofort zu ermöglichen, während bei vorliegendem Verfahren gerade das Berühren der Cambiumschichten, sowie das dichte Aneinanderpressen der beiden Schnittflächen vermieden werden soll. Damit nämlich der pflanzenbauende Callus seiner Bestimmung entsprechen könne, mufs eben ein freier Raum zwischen. den Schnittflächen belassen werden; in weichern der Callus sich ansammelnd, die organische Verbindung vollführt.
2. Man glaubte seither durch das innige Berühren und Zusammenpassen der Schnittflächen den Weg der Circulation zu sichern, während beim vorliegenden Verfahren eben das Beiseiteschaffen des Druckes auf die Schnittflächen eine Grundbedingtmg ist. Die Schnittflächen werden lose an einander gelegt, und der Druck des Verbandes richtet sich nicht auf sie, sondern, wie es in den Fig. 5 und 6 als Beispiel veranschaulicht wird, hat er nur das Zusammenhalten der beiden Reben bei der weiteren Cultur zum Zweck. Es werden zu diesem Zweck beispielsweise zwei kleine Stäbchen durch Spalten einer Rebe gebildet, welche, wie in den Fig. 5 und 6 dargestellt, auf den entgegengesetzten Seiten des Pfropfens angebracht, durch einen Gummiverband befestigt werden, ohne dafs der Druck des letzteren ■ den nöthigen freien Raum beseitigen könnte.
3. Grundprincip des alten Verfahrens war, dafs zu den Schnittflächen Luft nicht eindringen darf, welche. die Oxydation der Flächen hervorrufen könnte, während beim vorliegenden Verfahren ein Luftraum belassen wird, welcher aber, bevor die schädliche Oxydation eintreten könnte, mit organischem Pflanzenstoff gefüllt wird, durch dessen continuirlichen Zuwachs eine Spannkraft entsteht, die, die in dem Zwischenraum befindliche Luft mehr und mehr verdrängend, den kleinsten leeren Raum auszufüllen vermag, so dafs eine Oxydation durchaus vermieden wird.
4. Laut den bei dem alten Verfahren gewonnenen Erfahrungen mufsten sich die neu entstandenen Zellen um den Bast herumsetzen, daher dieses Gewebe immer nur ungleichmäfsiges und schwaches Verwachsen zur Folge haben konnte. Bei dem neuen Verfahren füllt die Spannkraft der Callusmasse den belassenen freien Raum vollkommen mit
neuem Gewebe aus, wodurch die derart neu entstandene Zellenmasse, die Hauptbedingung des Pflanzenlebens, die freie Circulation am vorteilhaftesten sichert.
Es mufs hervorgehoben werden, dafs das den Gegenstand der 'vorliegenden Erfindung bildende Verfahren bei allen Veredelungs-. systemen, die sich in der Praxis bereits eingebürgert haben, durchzuführen ist. Einige solche Systeme sind in den Zeichnungen veranschaulicht.
Fig. 7 zeigt die Schnittflächen einer einfachen Copulirung,
Fig. 8 und 9 einer Kreiscopulirung.
Fig. Io und Il ist eine Sattel veredelung mit schwebender Zunge,
Fig. 12 eine Sattel veredelung mit dem freien Raum zu beiden Seiten.
Es ist noch zu bemerken, dafs die bereits durchgeführten Versuche die in den Fig. 1 bis 4 dargestellte Veredelung als die vortheilhafteste bewiesen.

Claims (2)

Patent-Ansprüche:
1. Verfahren zur Weinreben-Veredelung, dadurch gekennzeichnet, dafs entgegen den fest auf einander geprefsten Schnittflächen des bekannten Verfahrens die Schnittflächen von Unterlagrebe und Edelreis derart ausgebildet werden, dafs beim Verbinden zwischen ihnen ein freier Raum verbleibt, zu dem Zweck, dafs die vom Cambium hervorgehenden Callussäfte, diesen freien Raum ausfüllend, die Schnittflächen organisch mit einander verbinden.
2. Bei dem in Anspruch 1 geschützten Verfahren ein Verband, bestehend aus zwei, an den entgegengesetzten Seiten längs des Pfropfes angelegten Stäbchen und über diese geführtem festen Gummi oder beliebigen Verbandmitteln, derart, dafs der zwischen den Schnittflächen nöthige freie Raum durch den Druck des festen Verbandes nicht verloren geht.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
DENDAT120133D Active DE120133C (de)

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Cited By (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
US3500582A (en) * 1967-08-08 1970-03-17 Robert W Hyde Method of apical grafting
FR2561860A1 (fr) * 1984-03-30 1985-10-04 Garcin Patrick Greffe de plante et dispositif pour la taille du plant et du greffon
US6710291B1 (en) 1998-11-19 2004-03-23 Schuler Pressen Gmbh & Co., Kg Forming process and system

Cited By (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
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US3500582A (en) * 1967-08-08 1970-03-17 Robert W Hyde Method of apical grafting
FR2561860A1 (fr) * 1984-03-30 1985-10-04 Garcin Patrick Greffe de plante et dispositif pour la taille du plant et du greffon
US6710291B1 (en) 1998-11-19 2004-03-23 Schuler Pressen Gmbh & Co., Kg Forming process and system

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