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Die
Erfindung betrifft ein Implantat mit Elektrodenleitungsanschlüssen zum
Anschluss intrakardialer und/oder epikardialer Elektrodenleitungen,
wobei die Elektrodenleitungsanschlüsse zusammen wenigstens drei
elektrische Kontakte aufweisen, von denen wenigstens einer einer
rechtsventrikulären
Elektrode und ein anderer einer linksventrikulären Elektrode zugeordnet ist.
Das Implantat weist eine Impedanzmesseinheit auf, die eine Strom-
oder Spannungsquelle und eine Messeinrichtung für eine entsprechende Spannungs-
bzw. Strommessung aufweist, die derart mit den elektrischen Kontakten
und gegebenenfalls einer Gehäuseelektrode
des Implantats verbunden sind, dass sich eine tri- oder quadrupolare
Impedanzmessanordnung ergibt.
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Derartige
Implantate sind als Herzschrittmacher beispielsweise aus der WO
00/78391 oder der US 2001/0012953 grundsätzlich bekannt.
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Dennoch
besteht nach wie vor ein Bedürfnis nach
einem Implantat, welches eine verbesserte Erfassung und Nutzung
von Impedanzwerten ermöglicht.
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Erfindungsgemäß wird dies
mit einem Implantat der Eingangs genannten Art erreicht, bei dem die
Impedanzmessanordnung ausschließlich
ventrikuläre
Elektroden und darüber
hinaus gegebenenfalls die Gehäuseelektrode
umfassen, wobei die Impedanzmessanordnung Impedanzmesswerte liefert und
mit einer Auswerteeinheit verbunden ist und die Auswerteeinheit
ausgebildet ist, ein Minimum der Impedanzmesswerte innerhalb eines
ersten (relativ zu einem ventrikulären Ereignis definierten) Zeitfensters als
enddiastolische Impedanz (EDZ) und ein Maximum der Impedanzmesswerte
innerhalb eines zweiten Zeitfensters als endsystolische Impedanz
(ESZ) zu ermitteln.
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Ein
derartiges Implantat erlaubt es in vorteilhafter Weise, mittels
Impedanzmessung hämodynamische
Größen wie
beispielsweise das Schlagvolumen zu ermitteln.
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Hämodynamische
Größen werden
augenblicklich mit Hilfe von Echokardiographie, über Thoraximpedanzkardiographie,
mit Hilfe von Thermodilutionskathetern oder mit invasiven Druckmessungen während elektrophysiologischer
Untersuchungen ermittelt. Diese Verfahren verlangen einen hohen
klinischen Aufwand. Zu Forschungszwecken werden gelegentlich Schrittmacher
implantiert, die ventrikuläre Druckmessungen
mit Hilfe eines Sensors durchführen,
der in eine Stimulationselektrodenleitung integriert ist. Dies bedeutet,
dass spezielle Elektrodenleitungen für ein derartiges Gerät erforderlich
sind.
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Hämodynamische
Größen des
Blutkreislaufs insbesondere das Schlagvolumen (SV), das enddiastolische
Volumen (EDV), das endsystolische Volumen (ESV) oder die Kontraktilität des Herzens
sowie die Abmessungen des Ventrikels liefern wichtige Informationen über den
Zustand des kardiovaskularen Systems. Die Elektrotherapie des Herzens
mit Hilfe von Implantaten kann durch einen Sensor, der hämodynamische
und geometrische Größen erfasst,
verbessert werden.
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Kontinuierliches Überwachen
von Patienten kann erzielt werden, indem hämodynamische oder geometrische
Daten zum Zwecke des Homemonitorings telemetrisch übermittelt
werden. Insbesondere für
Patienten, die an einem Herzversagen leiden, ist die Beobachtung
des hämodynamischen
Zustands wesentlich, insbesondere die Beobachtung des Fortschreitens
(oder der Besserung) der Erkrankung oder die Überwachung des Patientenzustands
im Rahmen einer Resynchronisations- oder einer Medikamententherapie.
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Erfindungsgemäß umfasst
die intrakardiale Impedanzmessvorrichtung ein elektrotherapeutisches
Implantat, beispielsweise einen implantierbaren Schrittmacher oder
Kardioverter/Defibrillator, der eine Messeinrichtung zum Bestimmen
einer intrakardialen Impedanz oder eines intrakardialen Impedanzverlaufs
(Impedanzsignals) aufweist. Die Elektroden des Implantats sind vorzugsweise
in drei oder vier Kammern des Herzens angeordnet, so dass die Anordnung
auch für
die Mehrkammerstimulation und/oder Defibrillation geeignet ist.
Zumindest eine bipolare Elektrode sollte geeignet sein im rechten Ventrikel
(RV) angeordnet zu werden und eine zweite bipolare Elektrode in
der Nähe
des linken Ventrikels (LV), und zwar entweder durch Anordnung in
einer vom Koronarsinus abzweigenden Lateralvene oder am Epikard.
Die linksventrikuläre
Elektrode ist somit eine Koronarsinus-Elektrode oder eine epikardiale Elektrode.
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Das
erste und das zweite Zeitfenster sind vorzugsweise kürzer als
ein jeweiliges Herzzyklus-Intervall und relativ zu einem ventrikulären Ereignis
in einem Herzzyklus orientiert. Zwei gleichermaßen vorteilhafte Varianten
sind hierbei bevorzugt:
In einer ersten Variante beginnt ein
erstes Zeitfenster zu einem ersten Anfangszeitpunkt (X1) vor dem
jeweiligen ventrikulären
Ereignis und endet zu einem ersten Endzeitpunkt (X2) nach diesem
ventrikulären Ereignis,
während
ein zweites Zeitintervall zu einem zweiten Anfangszeitpunkt (Y1)
nach jenem ventrikulären
Ereignis beginnt und zu einem zweiten Endzeitpunkt (Y2) nach dem
ventrikulären
Ereignis endet. In einer alternativen Variante kann der erste Anfangszeitpunkt
(X1) auch nach dem jeweiligen ventrikulären Ereignis liegen. Als Bezugszeitpunkt
für den zweiten
Anfangszeitpunkt (Y1) und den zweiten Endzeitpunkt (Y2) kann auch
ein nachfolgendes ventrikuläres
Ereignis gewählt
werden.
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Die
Auswerteeinheit ist vorzugsweise ausgebildet, aus einer Differenz
der enddiastolischen Impedanz (EDZ) und der endsystolischen Impedanz (ESZ)
eine ein Schlagvolumen repräsentierende Schlagimpedanz
(SZ) zu ermitteln.
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Alternativ
oder zusätzlich
ist die Auswerteeinheit ausgebildet, aus der Schlagimpedanz (SZ) und
der enddiastolischen Impedanz (EDZ) eine einen Auswurfanteil (EF
= Ejektionsfraktion) repräsentierende
EF-Größe zu ermitteln.
Anstelle der enddiastolischen Impedanz EDZ und der endsystolischen
Impedanz ESZ können
auch deren Kehrwerte ausgewertet werden, nämlich die enddiastolische Leitfähigkeit
EDC (EDC = 1/EDZ) und die endsystolische Leitfähigkeit ESC (ESC = 1/ESZ).
Der Auswurfanteil EF = SV/EDV ist dann annähernd proportional zu (EDC-ESC)/EDC.
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Ebenso
ist eine Ausführungsvariante
vorteilhaft realisierbar, bei der die Auswerteeinheit ausgebildet
ist, ein sich aus einem zeitlichen Verlauf der Impedanzmesswerte
ergebendes Impedanzsignal zu bestimmen und aus der ersten oder zweiten
Ableitung des Impedanzsignals eine eine Kontraktilität eines
Herzens repräsentierende
Kontraktilitätsgröße zu ermitteln.
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Die
zuletzt genannten drei hämodynamischen
Größen sind
für den
Arzt besonders interessant. Grundsätzlich ist jede Art von Implantat
vorteilhaft, mit dem sich interessante hämodynamische Größen mittels
Impedanzmessung ermitteln lassen.
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Das
Implantat weist vorzugsweise einen Speicher für einen oder mehrere der Werte
für die Schlagimpedanz,
die EF-Größe oder
die Kontraktilität
auf. In diesem Zusammenhang ist die Auswerteeinheit vorzugsweise
ausgebildet, die Werte für
die Schlagimpedanz, die enddiastolische Impedanz (EDZ), die EF- Größe und/oder
die Kontraktilität
zu regelmäßig wiederkehrenden
Speicherzeitpunkten zu speichern.
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Besonders
interessant ist es, wenn die Auswerteeinheit ausgebildet ist, für einen
Zeitraum zwischen zwei aufeinander folgenden Speicherzeitpunkten
Mittelwerte für
die Schlagimpedanz, die enddiastolische Impedanz (EDZ), die EF-Größe und/oder
die Kontraktilität
zu bilden und einen oder mehrere dieser Mittelwerte zu speichern.
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Darüber hinaus
ist die Auswerteeinheit vorzugsweise dazu ausgebildet, aus der zeitlichen
Entwicklung der Schlagimpedanz, der enddiastolischen Impedanz (EDZ),
der EF-Größe oder
der Kontraktilität
einen jeweiligen Trendwert für
einen oder mehrere dieser Größen zu ermitteln.
Auch diese Trendwerte werden vorzugsweise zu einem jeweiligen Speicherzeitpunkt
durch die Auswerteeinheit in dem Speicher gespeichert.
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Außerdem weist
das Implantat vorzugsweise eine Telemetrieeinheit auf, die wenigstens
einen Telemetriesender umfasst und mit dem Speicher verbunden sowie
ausgestaltet ist, auf eine Abfrage hin oder zu regelmäßigen Sendezeitpunkten
Werte für Schlagimpedanz,
enddiastolische Impedanz (EDZ), EF-Größe, Kontraktilität oder einen
oder mehrere Mittel- oder Trendwerte an ein externes Gerät zu senden.
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Im Übrigen weist
das Implantat vorzugsweise alle bekannte und vorteilhaften Merkmale
eines Herzschrittmachers, Cardioverters und/oder Defibrillators
auf. Zu diesen Merkmalen zählt
insbesondere wenigstens eine ventrikuläre oder eine artriale Stimulationseinheit
sowie eine Steuereinheit, mit der sich Stimulationsgrößen wie
beispielsweise die Stimulationsimpulsstärke, eine Stimulationsfrequenz
oder ähnlichen
einstellen lassen. Ein derartiges Implantat ist vorzugsweise als
ratenvariabler Herzschrittmacher ausgebildet, der einen Sensor für den physiologischen
Bedarf eines Patienten aufweist, mit dessen Hilfe die Stimulationsrate
an den physiologischen Bedarf eines Patienten durch das Implantat
automatisch anzupassen ist.
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Weitere
bevorzugte Ausführungsvarianten ergeben
sich beispielsweise aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter
Ausführungsbeispiele.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
weist das Implantat eine Auswerteeinheit auf, die zum Bestimmen
der Änderungen
des linksventrikulären Durchmessers
ausgebildet ist. Optional kann die Auswerteeinheit auch ausgebildet
sein, hämodynamische
Größen anderer
Herzkammern via Impedanzmessung zu ermitteln. Ein wichtiger Vorteil
der Erfindung ist es, dass die intrakardiale Impedanzmessanordnung
für die
Impedanzmessung lediglich übliche
Stimulations- oder Defibrillationselektrodenleitungen benötigt.
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Es
hat sich herausgestellt, dass eine quadrupolare Impedanzmessanordnung
mit zwei Elektroden im rechten Ventrikel zur Stromeinspeisung und zwei
weiteren Elektroden im Koronarsinus, die dem linken Ventrikel zugeordnet
sind, für
die Messung einer aus dem eingespeisten Strom resultierenden Spannung
besonders vorteilhaft und störunanfällig ist.
Dementsprechend ist ein Implantat besonders bevorzugt, welches eine
quadrupolare Impedanzmessanordnung aufweist, die für den Anschluss
an zwei rechtsventrikuläre
Elektroden zur Stromeinspeisung und zwei linksventrikuläre, in einer
vom Koronarsinus abzweigenden Lateralvene angeordnete Elektroden
zur Messung der aus dem eingespeisten Strom resultierenden Spannung
ausgebildet ist
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Die
Erfindung soll nun anhand von Ausführungsbeispielen mit Hilfe
der beigefügten
Figuren näher
erläutert
werden. Von den Figuren zeigt:
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1a und 1b: zwei schematische Darstellungen zwei
sehr ähnlicher
bevorzugter Ausführungsvarianten
eines Implantats;
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2a und 2b: zwei bevorzugte Messkonfigurationen
für die
Bestimmung des linken Ventrikels
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3: eine alternative Impedanzmesskonfiguration
für den
linken Ventrikel
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4: eine weitere Alternative
einer Impedanzmessanordnung für
den linken Ventrikel
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5: ein intrakardiales Elektrokardiogramm,
eine Darstellung des Ventrikelvolumens sowie eine Darstellung der
daraus resultierenden Impedanz in zeitlicher Zuordnung zueinander;
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6: ein Beispiel für ein gemessenes
Impedanzsignal.
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Die 1a und 1b zeigen in schematischer Darstellung
ein Implantat 10 bzw. 10' mit einer Impedanzmessanordnung,
die eine Stromquelle 1 und eine Spannungsmesseinheit U
sowie Impedanzbestimmungseinheit IMP aufweist.
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Die
Spannungsmesseinheit U ist bei der Ausführungsvariante in 1a mit einer in einer vom Koronarsinus
abzweigenden Lateralvene angeordneten, linksventrikulären Spitzenelektrode
sowie einer ebenfalls in einer vom Koronarsinus abzweigenden Lateralvene
angeordneten, linksventrikulären Ringelektrode
verbunden. Die Stromeinspeisungseinheit I ist mit einer rechtsventrikuläre Tip-
und mit einer rechtsventrikulären
Ringelektroden – oder
genauer gesagt mit Kontakten für
den Anschluss dieser Elektroden – verbunden.
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In
der Ausführungsvariante
gemäß 1b ist die Spannungsmesseinheit
U auf einerseits wie bei 1a mit
linksventrikulären
Tip-Elektrode und abweichend von 1a andrerseits
mit dem Implantatsgehäuse
als vierter Elektrode verbunden.
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Die
Impedanzbestimmungseinheit IMP ist für die Impedanzbestimmung sowohl
mit der Stromeinspeisungseinheit I als auch mit der Spannungsmesseinheit
U verbunden. Der jeweils ermittelte Impedanzwert wird seitens der
Impedanzbestimmungseinheit IMP an eine Auswerteeinheit EVAL weitergegeben.
Die Auswerteeinheit EVAL bestimmt auf die nachfolgend beschriebene
Art und Weise aus den von der Impedanzbestimmungseinheit IMP ermittelten Werten
eine enddiastolische Impedanz EDZ und eine endsystolische Impedanz
ESZ.
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Außerdem leitet
die Auswerteeinheit EVAL aus diesen Werten eine Schlagimpedanz SZ
als Differenz aus endsystolischer Impedanz und enddiastolischer
Impedanz (SZ = ESZ – EDZ)
ab. Dies geschieht in Verbindung mit einem Plausibilitätscheck, währenddessen
geprüft
wird, ob die enddiastolische Impedanz (EDZ) kleiner ist als die
endsystolische Impedanz (ESZ).
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Weitere
von der Auswerteeinheit EVAL ermittelte Werte sind für jeden
Herzzyklus einen Auswurfanteil (Ejection Fraction = EF), der aus
der Schlagimpedanz und der enddiastolischen Impedanz (EF ~ SZ·EDZ, da
EF = SV/EDV und SV ~ SZ sowie EDV ~ 1/EDZ) oder der enddiastolischen
Leitfähigkeit
(EDC) und der endsystolischen Leitfähigkeit (ESC) zu bilden ist,
sowie eine eine Kontraktilität
eines Herzens repräsentierende
Kontraktilitätsgröße. All
diese Werte werden von der Auswerteeinheit EVAL in einem Speicher
MEM gespeichert, und zwar vorzugsweise zu regelmäßig wiederkehrenden Speicherzeitpunkten.
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Die
Auswerteeinheit EVAL ist weiterhin dazu ausgebildet, Mittelwerte
für die
Schlagimpedanz, die EF-Größe oder
die Kontraktilität
für einen
jeweiligen zwischen zwei Speicherzeitpunkten liegenden Zeitraum
zu bilden und diese Mittelwerte ebenfalls in dem Speicher zu speichern.
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Weiterhin
ist die Auswerteeinheit EVAL ausgebildet, Trends für die von
der Auswerteeinheit EVAL ermittelten Größen zu bestimmen und entsprechende
Trendwerte in dem Speicher MEM zu speichern.
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Der
Speicher MEM ist ausgangsseitig mit einer Telemetrieeinheit TEL
verbunden, die so ausgebildet ist, dass die in dem Speicher jeweils
gespeicherten Werte zu einem regelmäßig wiederkehrenden Sendezeitpunkt
von der Telemetrieeinheit mittels einer der Telemetrieeinheit zugeordneten
Sendeeinheit derart ausgesandt werden, dass die entsprechenden Werte
von einem exter nen Gerät
empfangen und beispielsweise an ein Servicecenter, einen Arzt oder
dergleichen weitergeleitet werden können.
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Gestrichelt
eingezeichnet sind Beispiele für übliche Bestandteile
eines derartigen Implantates nämlich
eine Steuereinheit CTRL, die mit der Impedanzbestimmungseinheit
IMP verbunden ist und eine Stimulationseinheit SDIM steuert. Im
dargestellten Beispiel ist die Stimulationseinheit SDIM eine rechtsventrikuläre Stimulationseinheit
und somit mit dem Anschluss für
die rechtsventrikuläre
Ring- und die rechtsventrikuläre
Tipelektrode verbunden.
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Zur
Impedanzmessung injiziert die Impedanzmesseinheit einen unterschwelligen
Strom zwischen zwei Elektroden der an das Implantat angeschlossenen
Elektrodenleitungen und/oder das Implantatsgehäuse. Der Strom hat die Form
biphasischer Impulse mit konstanter Amplitude. Der durch den Strom
hervorgerufene Spannungsabfall (die Spannung) wird über ein
anderes Elektrodenpaar der zur Verfügung stehenden Elektroden gemessen.
Die gemessene Spannung ist proportional zur Impedanz des Gewebes,
welches sich im Messbereich befindet. In einer alternativen Ausführungsvariante
können
die strominjizierenden Elektroden und die Elektroden zur Spannungsmessung
dieselben Elektroden sein.
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Die
gemessene Spannung wird zunächst verstärkt und
mittels einer programmierbaren Filteranordnung gefiltert, bevor
sie analog/digital gewandelt wird. Der programmierbare Filter kann
ein Tiefpassfilter sein, ein Hochpassfilter oder ein Bandpassfilter.
In dem nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiel ist der Filter
ein Tiefpassfilter. Die Messelektrodenanordnung ist wie zuvor erläutert vorzugsweise quadrupolar,
um insbesondere Durchmesseränderungen
des Ventrikels mittels Impedanzmessung zu erfassen. Dementsprechend
wird der Strom über zwei
Elektroden injiziert und die Spannung über zwei andere, von den strominjizierenden
Elektroden verschiedene Elektroden gemessen.
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Von
den verschiedenen möglichen
Konfigurationen sind zwei Konfigurationen für die Messung im linken Ventrikel
besonders bevorzugt:
- 1. Der Strom für die Impedanzmessung
wird zwischen einer rechtsventrikulären Spitzenelektrode und einer
rechtsventrikulären
Ringelektrode eingespeist. Die daraus resultierende Spannung wird zwischen
einer linksventrikulären
Tipelektrode und einer linksventrikulären Ringelektrode gemessen.
Die linksventrikulären
Elektroden können
sich dabei in einer vom Koronarsinus abzweigenden Lateralvene befinden
oder epikardial angeordnet sein. (2a)
- 2. Alternativ ist eine Stromeinspeisung ebenfalls über die
rechtsventrikuläre
Spitzenelektrode und die rechtsventrikuläre Ringelektrode vorgesehen, jedoch
die Spannungsmessung zwischen einer linksventrikulären Spitzenelektrode
und dem Implantatsgehäuse.
(2b)
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Das
Impedanzsignal, das mit diesen Konfigurationen gemessen wird, hängt kubisch
vom Abstand zwischen den beiden Elektrodenleitungen ab. Für ein Dipolfeld
in einem homogenen Medium gilt: 1/Z ≈ d3,
wobei Z die Impedanz ist und d der Abstand zwischen den Elektrodenleitungen.
Dementsprechend ist der Kehrwert der Impedanz ein indirektes Maß für das linksventrikuläre Volumen,
weil das linksventrikuläre
Volumen annähernd
proportional zur dritten Potenz des linksventrikulären Durchmessers ist.
Dem liegt die Annahmezgrunde, dass der Abstand a der beiden einen
Elektroden eines stromeinspeisenden Dipols zueinander sehr viel
kleiner ist, als der Abstand d der spannungsmessenden Elektrode(n)
von dem stromeinspeisenden Dipol.
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Zwei
alternative Elektrodenkonfigurationen umfassen:
- 3.
Eine Stromeinspeisung zwischen rechtsventrikulärer Ringelektrode und linksventrikulärer Ringelektrode
und eine Spannungsmessung zwischen rechtsventrikulärer Spitzenelektrode
und linksventrikulärer
Spitzenelektrode (3);
oder
- 4. Stromeinspeisung zwischen rechtsventrikulärer Ringelektrode und Implantatsgehäuse sowie Spannungsmessung
zwischen rechtsventrikulärer
Spitzenelektrode und linksventrikulärer Spitzenelektrode (4).
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Bei
diesen Anordnungen entspricht der Kehrwert der Impedanz dem Abstand
zwischen den Elektrodenleitungen, falls – wie in den Konfigurationen 3 und 4 vorgesehen – a sehr
viel kleiner ist als d.
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Die
zuvor genannten Konfigurationen 2 (2b) und 4 (4) bieten sich dann an, wenn nur eine
unipolare linksventrikuläre
Elektrodenleitung zur Verfügung
steht.
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Die
Auswertung des Impedanzsignals erfolgt durch die Auswerteeinheit
im Implantat, die mit der Messeinheit verbunden ist. Die Auswerteeinheit
ist ausgebildet, aus dem gemessenen Impedanzsignal Parameter abzuleiten,
insbesondere den zeitlichen Verlauf der Impedanz Z f(t) der vom
enddiastolischen und endsystolischen Durchmesser des Ventrikels
abhängt
und damit vom enddiastolischen Volumen (EDV), vom endsystolischen
Volumen (ESV) und vom Schlagvolumen (SV) der entsprechenden Kammer.
Die Auswertung gilt Relativwerten dieser Größen und nicht deren Absolutwerten.
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Der
der Bestimmung des relativen Volumens zu Grunde liegende, allgemeine
Gedanke fußt
auf den Unterschieden in den Abständen zwischen rechtsventrikulärer und
linksventrikulärer
Elektrodenleitungen während
eines Kontraktionszykluses. Der Ventrikel dehnt sich während der
Diastole aus und erreicht seine maximalen Durchmesser am Ende dieser
Phase. Dementsprechend ist die Impedanz am Ende der Diastole minimal,
weil die Distanz zwischen den beiden Elektrodenleitungen maximal
ist. Die enddiastolische Impedanz wird im folgenden auch mit EDZ
bezeichnet. Auf der anderen Seite ist die Impedanz am Ende der Systole
maximal, weil der Abstand zwischen den Elektrodenleitungen wegen
der Kontraktion des Ventrikels minimal ist. Die dementsprechende
endsystolische Impedanz wird im folgenden auch als ESZ bezeichnet.
Als Schlagimpedanz SZ wird die Differenz zwischen endsystoli scher
Impedanz und enddiastolischer Impedanz bezeichnet: SZ = ESZ – EDZ. Die
Schlagimpedanz SZ ist proportional zum Schlagvolumen SV des Ventrikels.
Außerdem
tragen die verschiedenen Leitfähigkeiten
des Blutes und des umgebenden Myokards zur Änderung des Impedanzsignals
bei. Die Leitfähigkeit
des Blutes ist etwa um den Faktor 1,5 bis 2 höher als die Leitfähigkeit
des Myokards. Die Blutmenge im Messbereich ist während der enddiastolischen
Phase maximal und während
der endsystolischen Phase minimal. Dieser Effekt trägt zu den
Impedanzänderungen bei,
die durch den alternierenden ventrikulären Durchmesser verursacht
sind.
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In 5 ist der ideale Verlauf
des Impedanzsignals dargestellt. In der Praxis wird das Signal vom idealen
Verlauf abweichen, weil es durch andere Einflüsse gestört wird. Ein Verfahren zur
Verarbeitung realer Impedanzsignale zum Extrahieren der relevanten
Parameter ist Teil der Erfindung.
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Das
Verfahren umfasst die folgenden Auswertungsschritte:
- 1. Die Messung wird durch ein eindeutiges Signal ausgelöst, welches
den Beginn eines Herzzyklusses charakterisiert. Ein Herzzyklus beginnt
mit einer ventrikulären
Kontraktion, d.h. mit einem ventrikulären Event in einem intrakardialen
EKG und endet mit dem nächstfolgenden
Ereignis. Das auslösende
Signal kann entweder direkt aus dem ventrikulären intrakardialen Elektrokardiogramm abgeleitet
werden oder alternativ oder zusätzlich durch
den Markerkanal des Implantats gewonnen werden. Als ventrikuläres Ereignis
oder ventrikulärer
Event wird hierbei ein elektrisches Signal verstanden, das mit einer
ventrikulären
Kontraktion einhergeht oder diese auslöst. Dies kann ein Stimulationsimpuls
des Schrittmachers sein oder ein intrinsisches, natürliches
Ereignis. Ein solches intrinsisches oder natürliches Ereignis ist bekanntermaßen durch
den QRS-Komplex in einem intrakardialen Elektrokardiogramm gegeben.
- 2. Die Impedanzsignale von n aufeinanderfolgenden Herzzyklen
werden ermittelt, um Rauschen und Atmungsartefakte (durch die Respiration
bedingte Signalanteile) zu eliminieren.
- 3. Die enddiastolische Impedanz wird als die minimale Impedanz
Z des gemittelten Impedanzsignals innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters bestimmt,
welches x1 ms (ms = Millisekunden) vor dem
ventrikulären
Ereignis startet und x2 ms nach dem ventrikulären Ereignis
endet. x1 kann dabei negativ sein, so dass
das Zeitfenster auch nach dem ventrikulären Ereignis starten kann.
Die endsystolische Impedanz wird als der Maximalwert der Impedanz
Z des gemittelten Impedanzsignals während eines zweiten Zeitfensters
zwischen y1 ms und y2 ms
nach einem ventrikulären
Ereignis bestimmt. y1 und y2 können negative
Werte haben, d.h. dass das Zeitfenster auch relativ zum nächstfolgenden
ventrikulären
Ereignis bestimmt sein kann.
- 4. Die Schlagimpedanz SZ wird aus der enddiastolischen Impedanz
EDZ und der endsystolischen Impedanz ESZ berechnet. Das Vorzeichen
der Schlagimpedanz SZ wird einer Plausibilitätsprüfung unterzogen, d.h. die enddiastolische
Impedanz muss kleiner sein als die endsystolische Impedanz. Wenn
dies nicht der Fall ist, beispielsweise aufgrund umgekehrter Messpolarität, wird
das Vorzeichen berichtigt.
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In 6 ist ein Beispiel für ein gemessenes Impedanzsignal
dargestellt. Auf der Zeitskala entsprechen 0 ms hier dem Punkt 50
ms vor der R-Zacke des rechtsventrikulären intrakardialen Elektrokardiogramms
im Falle eines Stimulus. Das erste Maximum tritt nicht am Ende der
Systole auf, sondern ist durch andere Einflüsse bedingt. Es sollte daher
nicht innerhalb des systolischen Zeitfensters liegen.
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In 6 sind zwei Beispiele eingezeichnet. Die
durchgezogene Linie entspricht dabei dem Ruhezustand eines Patienten
und die gestrichelte Linie dem Zustand bei körperlicher Anstrengung. Die
körperliche
Anstrengung führt zu
einem vergrößerten Schlagvolumen
und somit zu einer bis auf 12 Ω vergrößerten endsystolischen
Impedanz.
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Alternativ
zum vorstehenden Verfahren kann das Impedanzsignal auch durch Berechnen
der ersten und zweiten Ableitungen ausgewertet werden. Die Maximalwerte
(möglicherweise
innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters) der Ableitung des Kehrwertes
der Impedanz korreliert mit der Kontraktilität des Ventrikels.
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Zur
Bestimmung von belastungsinduzierten Änderungen wird die Signalauswertung
im Rahmen einer Langzeitüberwachung
separat für
den Ruhezustand und den Belastungszustand des Patienten durchgeführt. Auf
diese Weise können
Langzeitänderungen
des Schlagvolumens und des enddiastolischen Volumens oder der Kontraktilität im Ruhezustand
und zusätzlich Änderungen
der Belastbarkeit ermittelt werden. Ruhezustand und Belastungszustand
werden mit Hilfe eines Akzelerometers unterschieden, welcher in
einer bevorzugten Ausführungsvariante
in das Implantat integriert ist. Das Akzelerometer erzeugt ein der
Beschleunigung des Akzelerometers entsprechendes Beschleunigungssignal. Wenn
das Beschleunigungssignal als Ausgangssignal des Akzelerometers
einen vorgegebenen Schwellwert für
eine vorgegebene Zeitspanne überschreitet,
wird dies als Belastungszustand gewertet. Wenn die Amplitude des
Beschleunigungssignals für eine
vorgegebene Zeitspanne unterhalb des Schwellwertes verbleibt, wird
dies als Ruhezustand des Patienten gewertet.
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Weitere
Auswertungen des Signals betreffen Änderungen des enddiastolischen
Volumens, des Schlagvolumens, des Ejektionsanteils EF (Ejection fraction)
als Quotient aus Schlagvolumen und enddiastolischem Volumen: EF
= SV/EDV, oder der Kontraktilität
können überwacht
werden um den hämodynamischen
Zustand eines Patienten zu ermitteln, die Wirkung einer Resynchronisationstherapie
oder Medikamentenbehandlung zu beobachten oder bestimmte Betriebsparametereinstellungen
eines Implantats zu ermitteln und zu optimieren. Zusätzlich kann
der linksventrikuläre
Durchmesser beobachtet werden, um beispielsweise Änderungen
der Ventrikelabmessungen bei Patienten mit dilatierter oder hypertropher
Kardiomyopathie zu ermitteln.
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Es
sind verschiedene Wege vorgesehen, um den Arzt mit den relevanten
Informationen zu versorgen:
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1. Homemonitoring:
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Zusammengefasste
Impedanzparameter werden mittels einer Homemonitoring-Langstrecken-Telemetrie
an ein Servicecenter übermittelt,
wo die Daten gespeichert und Trends berechnet werden. Die zusammengefassten
Impedanzparameter können
beispielsweise Mittelwerte über
jeweils 24 h darstellen. Die Datenübertragung kann beispielsweise auf
täglicher
Basis erfolgen. In dem Servicecenter werden die diagnostischen Daten
mit anderen Daten aus dem Implantat kombiniert, zum Beispiel mit
der Entwicklung der Herzrate, den Zählerständen verschiedener (Ereignis-)
Zähler
usw. Die Trends können
als Kardio-Reports via Fax oder Internet an einen verantwortlichen
Arzt übermittelt
und von diesem inspiziert werden. Außerdem können Alarme ausgelöst werden,
wenn ein unerwartetes Verhalten der hämodynamischen Werte detektiert
wird.
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2. Trendaufzeichnungen
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Die
aus dem Impedanzsignal extrahierten Parameter werden in dem Implantat
als Langzeittrends gespeichert. Diese Trends können beispielsweise anlässlich einer
nächstfolgenden
Nachsorgeuntersuchung abgefragt und angezeigt werden. Für die abzuspeichernden
Trendwerte werden die Impedanzparameter gemittelt, beispielsweise über 24 h, so
dass Langzeitänderungen
der Hämodynamik
zu beobachten sind. Diese Änderungen
können
beispielsweise aufgrund der Remodellierung in Folge einer Resynchronisationstherapie
auftreten.
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3. Online-Signalübertragung
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Die
Rohdaten des Impedanzsignals und die extrahierten Parameter werden
von einem Implantat zu einem externen Gerät, beispielsweise einem Programmiergerät oder einem
anderen Datenaufzeichnungsgerät
via Telemetrie online übermittelt.
Die Daten werden in Echtzeit angezeigt und von dem externen Gerät gespeichert.
Der Arzt kann die hämodynamischen Änderungen
in Folge bestimmter Interventionen, wie beispielsweise verschiedener
Betriebsparametereinstellungen für
einen Herzschrittmacher oder Kardioverter/Defibrillator mittels
des externen Gerätes
beobachten.
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Die
Auswertung des Impedanzsignals kann außerdem die folgenden Schritte
umfassen:
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1. Parameteroptimierung
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Verschiedene
Betriebsparameter des Implantats können durch Bestimmen des hämodynamischen
Zustands optimiert werden. Beispiele hierfür sind die AV-Verzögerungszeit,
die VV-Verzögerungszeit
oder der Stimulationsmodus eines beispielsweise biventrikulären Schrittmachers.
Diese Parameteroptimierung kann interaktiv durch einen Arzt während einer
Nachsorgeuntersuchung erfolgen oder automatisch durch das Implantat.
Ein Beispiel für
eine kontinuierliche, automatische Parameteroptimierung ist die
Ratenadaption auf Basis des Schlagvolumens oder der Schlagimpedanz.
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2. Tachykardiedetektion
oder -diskriminierung
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Im
Falle eines implantierbaren Kardioverters/Defibrillators ist die
hämodynamische
Information wesentlich, um eine ventrikuläre Fibrillation zu bestätigen oder
eine ventrikuläre
Tachykardie zu detektieren. Es ist insbesondere wichtig, hämodynamisch stabile
und hämodynamisch
instabile ventrikuläre
Tachykardien voneinander zu unterscheiden (zu diskriminieren) um
eine unnötige
Schockabgabe zu vermeiden. Zu diesem Zweck wird eine Tachykardieepisode
zusätzlich
durch einen hämodynamischen
Sensor ermittelt.