DE10356616A1 - Verfahren und Vorrichtung zur aktiven Abkühlung von Probenahme- und Anschlussventilen an einem Bioreaktor - Google Patents

Verfahren und Vorrichtung zur aktiven Abkühlung von Probenahme- und Anschlussventilen an einem Bioreaktor Download PDF

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Abstract

Verfahren und die wesentlichen Merkmale der Ausrüstung an einem Bioreaktor (Fermenter), durch die die Probenahme und Zudosierung von prozessnotwendigen Stoffen möglich ist, ohne dass die Probe oder die Zudosierstoffe durch die Hitze der unmittelbar zuvor mit Dampf sterilisierten Anlagenteile geschädigt werden.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren und die wesentlichen Merkmale der Ausrüstung an einem Bioreaktor (Fermenter), durch die die Probenahme und Zudosierung von prozessnotwendigen Stoffen möglich ist, ohne dass die Probe oder die Zudosierstoffe durch die Hitze der unmittelbar zuvor mit Dampf sterilisierten Anlagenteile geschädigt werden.
  • Bei biotechnischen Anlagen besteht die Problematik, dass während eines laufenden Prozesses wiederkehrend Proben gezogen werden müssen, oder Behältnisse mit notwendigen Zudosierstoffen an- und abgekoppelt werden müssen.
  • Um jedoch keine Kontaminationen zu verursachen, müssen nach dem Ankoppelvorgang, die Leitungswege in geeigneter Weise mit Dampf bei typischerweise mindestens 121°C sterilisiert werden.
  • Nach der Sterilisation sind dadurch die Leitungsabschnitte und Ventile noch heiß, so dass bei unmittelbar folgender Probenahme oder Zudosierung die Probe selbst bzw. das Zudosiermedium geschädigt würde. Dies wäre z. B. sehr problematisch bei Probenahmen, aus denen die Anzahl an lebenden und abgestorbenen Zellen ermittelt wird. Ebenso gibt es Zudosiermedien, die hitzeempfindlich sind.
  • Gängige Praxis ist, dass man nach der Sterilisation die natürliche Abkühlung an die Umgebung abwartet. Dies dauert allerdings aufgrund der Materialanhäufung an den Edelstahlventilen und dem schlechten Wärmeübergang an die Umgebung ca. 1 Stunde oder länger bis die prozesstypische Temperatur von ca. 37°C erreicht ist.
  • Dadurch ist einerseits der Arbeitsfluss gehemmt und andererseits können ggf. notwendige Korrekturmaßnahmen am Prozess nicht rechtzeitig eingeleitet werden.
  • Man kann sich auch vorstellen, den Abkühlvorgang mittels Durchblasen von steriler Luft zu beschleunigen, jedoch ist auch hier der Wärmeübergang noch recht schlecht, so dass dadurch die Kühlzeit bestenfalls halbiert werden könnte.
  • Anblasen der Leitungswege und Ventile durch Luft von außen könnte zwar die Kühlung ebenfalls wieder unterstützen, allerdings werden Fermenter üblicherweise in Reinräumen betrieben, wo es unerwünscht ist, freie Luftströmungen zu erzeugen.
  • Eine weitere Maßnahme zur schnelleren Abkühlung wurde von der Firma B. Braun vorgestellt, in Form eines Probenahmeventils mit Doppelmantel. Wobei der Doppelmantel den zylindrischen Teil des Probeventils umschließt und von Kühlwasser durchströmt wird. Der Nachteil dieses Systems besteht darin, dass nur das Probeventil selbst, aber nicht die nachfolgenden Leitungswege und sonstigen Ventile gekühlt werden, die innerhalb einer solchen Anordnung nötig sind.
  • Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein wirtschaftliches Verfahren und die entscheidenden Merkmale der dazugehörigen Vorrichtung zu definieren, mit dem es möglich ist, die Leitungswege und Ventile im Bereich von Probenahme- oder Zudosierstellen wirksam und kurzfristig abzukühlen.
  • Dies wird erreicht durch eine besonders gestaltete Vorrichtung und die zugehörigen Verfahrensweisen, durch die ein zuverlässig steriles, hochreines und kaltes Wasser erzeugt wird, das nach Durchführung der Dampfsterilisation an der entsprechenden Probenahme- oder Zudosierstrecke durch die heißen Rohrabschnitte und Ventile geleitet wird und diese Komponenten dadurch aktiv und schnell abkühlt, ohne sie wieder unsteril zu machen oder mit unsauberem Medium zu kontaminieren.
  • 1 zeigt schematisch die im hier beschriebenen Zusammenhang wichtigen Komponenten eines herkömmlich gebauten Fermenters.
  • Beispielhaft ist in 1 ein Anschluss zur Zugabe von prozessnotwendigem Medium dargestellt. In der Praxis können dies Nährlösungen sein, Antischaummittel, Lauge oder Säure, Glucose usw. Die Zugabemedien werden üblicherweise in Behältnissen 1 bereitgestellt, die mit der Füllung sterilisiert wurden oder unter aseptischen Bedingungen abgefüllt wurden. Der Zuleitungsschlauch 2 und das Flaschenventil 3 sind während der Sterilisation oder aseptischen Abfüllung bereits mit dem Behältnis 1 verbunden. Über die Kupplungen 4 (Verschraubungen o. ä.) wird die Verbindung zum Fermenter hergestellt. Durch diesen Vorgang sind allerdings die zwischenzeitlich offenen Rohrabschnitte als unsteril zu betrachten. Zur Sterilisation dieses Rohrabschnittes bedient man sich meist der 4-Ventil-Anordnung, bestehend aus dem Flaschenventil 3, dem Kondensatventil 5, dem Reindampfventil 6 und dem endständig zum Fermenterinhalt befindlichen Einströmventil 7.
  • Nach erfolgtem Kuppelvorgang wird das Reindampfventil 6 und das Kondensatventil 5 geöffnet, während das Einströmventil 7 und das Flaschenventil 3 noch geschlossen bleiben. Nach ausreichender Zeit auf Sterilisationstemperatur kann der Anschluss als steril angesehen werden und die Zudosierung ist möglich. Dabei sind die Ventile 5 und 6 zu, 3 und 7 können geöffnet werden.
  • Beispielhaft ist in 1 auch ein Anschluss für die Produkt-Probenahme dargestellt. Die Vorbereitung des Probebehältnisses, der Anschluss an den Fermenter und die Sterilisation läuft analog ab, wie beim Zugabemedium. Lediglich das eigentliche Probenahmeventil 8 ist unmittelbar an den Fermenterbehälter 9 angebaut, ohne Leitungsstück dazwischen.
  • Um die Kühlung der Zugabe- und Probenahmeanschlüsse im Sinne der Erfindung zu realisieren, wird der Fermenter mit einem Reindampfkondensationsbehälter 10 ausgestattet. Diesem wird über das Reindampfventil 11 Dampf zugeleitet. Durch Kühlung mittels Kühlwasser über einen Doppelmantel 12 oder sonstige Wärmetauschflächen, z. B. einen innen liegende Rohrwendel, wird der Reindampf zur Kondensation gebracht und auf die gewünschte Temperatur unterkühlt. Vorzugsweise bleibt das Reindampfventil 11 stetig offen, so dass sich der Reindampfkondensationsbehälters 10 komplett füllt. Das Volumen des Reindampfkondensationsbehälters 10 wird auf die jeweils gegebenen Verhältnisse abgestimmt, d. h. Anzahl der Anschlussstellen am Fermenter und Häufigkeit der Wechsel. Alternativ kann die entstehende Reindampfmenge durch den Niveausensor 19 begrenzt werden, d. h. ab einem bestimmten Niveau schließt das Reindampfventil 11.
  • Da in den Reindampfkondensationsbehälter 10 steriles Medium, nämlich der Reindampf, geleitet wird, ist auch das Kondensat steril. Voraussetzung ist lediglich, dass von Zeit zu Zeit, z. B. im Rahmen der Sterilisation des gesamten Fermenters, der Reindampfkondensationsbehälter 10 bei abgeschalteter Kühlung sterilisiert wird. Hierzu wird bei geöffnetem Ventil 16 und geöffnetem Ventil 17 das entstehende Kondensat über das Ventil 14 und den Kondensatableiter 15 ausgeschleust. Die Sterilitätsbedingung kann über den Temperatursensor 18 kontrolliert werden.
  • Der Vorgang des Neuankoppelns wird nachfolgend am Beispiel des Zugabemediums erläutert.
  • Nach Neuankoppeln des Flaschenventils 3 des Zugabemediums muss dieser Leitungsweg sterilisiert werden. Dazu wird das Ventil 13 geöffnet, sowie die Ventile 6 und 5. Zur Ableitung des Kondensats muss auch noch ein Kondensatabgang vorhanden sein, wie hier beispielhaft mit dem Ventil 14 und dem Kondensatableiter 15 gezeigt. Die Ventile 3 und 7 bleiben geschlossen. Nach ausreichender Sterilisierzeit beginnt die Kühlung.
  • Hierzu wird das Ventil 16 geöffnet, so dass kaltes Reindampfkondensat über die noch heißen Ventile 6, 5 und die zugehörigen Leitungswege gelangt und diese abkühlt. Das Abwasserventil 20 ist hierbei geöffnet.
  • Die treibende Kraft zur Durchströmung der beschriebenen Wege kommt aus dem Reindampfdruck über das geöffnete Ventil 11. Alternativ wäre auch die Beaufschlagung des Reindampfkondensatbehälters mit sterilfiltrierter Druckluft möglich, dies würde aber zusätzlichen apparativen Aufwand bedeuten.
  • Nach ausreichender Abkühlung der Anschlussstelle werden alle Ventile geschlossen und es kann unmittelbar die Zuführung des Mediums durch Öffnen der Ventile 3 und 7 beginnen.
  • Die beschriebene Vorrichtung kann auch für weitere Nutzfunktionen am Fermenter eingesetzt werden, nämlich:
    Vor dem Abkoppeln von Ventilen eines Mediums ist es häufig erforderlich, eine Spülung der Anschlussstelle durchzuführen. Z. B. aus Gründen der Arbeitssicherheit, weil das zuvor darin befindliche Medium ätzend oder giftig ist. Auch hierfür kann das Reindampfkondensat aus der Vorlage genutzt werden.
    Ein weiterer Zusatznutzen ergibt sich, wenn Anschlussstellen entkoppelt werden müssen, in denen zuvor noch infektiöses Material war; dies ist häufig an der Probestrecke der Fall nachdem die Probe gezogen wurde.
    Falls man hierbei direkt nach der Probenahme mit Dampf auf die Anschlussstelle einwirkt, werden die Reste in den Leitungsabschnitten an der Wandung festgebrannt, insbesondere eiweißhaltige Stoffe. Besser ist es vor der Sterilisation eine Spülung anzuwenden. Auch hierfür kann das Reindampfkondensat aus der Vorlage genutzt werden, ohne dass eine CIP-Anlage wegen der vergleichsweise geringen Menge anlaufen müsste.
  • Durch die Erfindung wird auch eine weitere Aufgabenstellung, die im Zusammenhang mit pharmazeutischen Anlagen gegeben ist, vorteilhaft gelöst.
  • Es ist Vorschrift, dass an einer Anlage, die Reindampf in ihrem Prozess oder zur Sterilisation nutzt, arbeitstäglich Proben des Reindampfes gezogen werden, die dann hinsichtlich Reinheit, Pyrogenfreiheit u. ä. untersucht wird.
  • Gängige Praxis ist, dass aus der Reindampfleitung über ein Ventil Dampf einer mobilen Kondensationseinrichtung zuströmt, hinter der dann die Kondensatprobe aufgefangen wird. Gemäß 1 wird bei der erfindungsmäßigen Vorrichtung nach Anschluss der Reindampfprobeflasche 21 incl. Flaschenventil 22 zunächst der Leitungsweg durchdämpft bei geöffnetem Ventil 23 und 24. Nach ausreichender Durchdämpfung werden diese Ventile geschlossen und über die geöffneten Ventile 25 und 22 gelangt kaltes Reindampfkondensat aus dem Reindampfkondensationsbehälter 10 in die Reindampfprobeflasche 21.
  • Der Vorteil hierbei liegt darin, dass keine zusätzliche Kondensationseinrichtung erforderlich ist. Außerdem birgt eine mobile Kondensationseinrichtung die Gefahr in sich, dass Unreinheiten von einer Probestelle zur nächsten verschleppt werden.
  • Diese Problematik besteht bei der erfindungsgemäßen Lösung nicht.
  • Die Ventile 26, 27 und 28 zeigen die notwendige Ausstattung an einem Fermenter im Zusammenhang mit der Reinigung und sind hier nur zur Verdeutlichung des allgemeinen Aufbaus dargestellt.
  • Anstelle des Reindampfkondensationsbehälters 10 wäre auch ein volumenarmer Durchlaufwärmetauscher möglich, der allerdings Nachteile bezüglich kurzfristiger Verfügbarkeit des Reindampfkondensats und der kurzfristig erforderlichen Zustrommenge an Reindampf mit sich bringt.
  • In der beschriebenen Art der Ausführung in Form eines Pufferbehälters werden die Zeiten zur Kondensation genutzt, in denen keine Entnahme stattfindet. Die maximale Leistung, die aus dem Dampfnetz gezogen wird, kann dadurch klein gehalten werden.

Claims (3)

  1. Verfahren und Vorrichtung zur aktiven Abkühlung von Probenahme- und Anschlussventilen an einem Bioreaktor, dadurch gekennzeichnet, dass Reindampf einem gekühlten Vorlagebehältnis zugeleitet und dort kondensiert wird, und das so entstandene hochreine, sterile und gekühlte Wasser über die beschriebene Ventilanordnung den heißen Leitungsabschnitten und Ventilen zugeleitet wird, so dass diese durch direkten Kontakt mit dem kühlen Wasser innerhalb kurzer Zeit auf eine prozessverträgliche Temperatur gebracht werden, ohne rekontaminiert zu werden.
  2. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das im Vorlagebehältnis angesammelte Kondensat zur Ziehung einer Reindampfkondensatprobe als Probevorlage zur Beurteilung der Reindampfqualität herangezogen wird.
  3. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das im Vorlagebehältnis gesammelte Kondensat auch zum Spülen der Anschlussstellen vor dem Abkoppeln benutzt wird.
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