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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Abstandsregelung
eines Fahrzeugs, wobei ein Istwert einer Abstandsgröße, die
einen Abstand zwischen dem Fahrzeug und einem vorausfahrenden Fahrzeug
beschreibt, ermittelt wird. Weiterhin werden in Abhängigkeit
von Eingangsgrößen, die
die Fahrsituation des Fahrzeugs und/oder die Umgebungssituation
des Fahrzeugs und/oder das Fahrverhalten des Fahrers beschreiben,
mehrere Gewichtungswerte für
die Abstandsgröße ermittelt,
wobei die Gewichtungswerte in einem ersten Rechenschritt zu einem
Verknüpfungswert
für die
Abstandsgröße verknüpft werden.
Aus dem Verknüpfungswert
wird wiederum ein Sollwert für
die Abstandsgröße ermittelt, wobei
Bremsmittel und/oder Antriebsmittel des Fahrzeugs derart angesteuert
werden, dass der ermittelte Istwert der Abstandsgröße den ermittelten
Sollwert einnimmt.
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Eine
derartige Vorrichtung zur Abstandsregelung geht aus der Druckschrift
DE 199 43 611 A1 hervor.
Die Vorrichtung ermittelt einen Sollabstand zu einem vorausfahrenden
Fahrzeug, wobei die Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs durch Eingriffe
in den Motorantrieb und/oder die Bremse des Fahrzeugs derart geregelt
wird, dass der Abstand zwischen Fahrzeug und vorausfahrendem Fahrzeug
den ermittelten Sollabstand einnimmt. Damit auch bei ungünstigen
Wetter- und Helligkeitsverhältnissen
ein sicherer, d.h. ausreichend großer Abstand zum vorausfahrenden
Fahrzeug eingehalten wird, werden in Abhängigkeit von Eingangsgrößen, die
die Fahrgeschwindigkeit, die Sichtweite, den Straßenzustand,
die Scheibenwischeraktivität
und den Schaltzustand von Nebelleuchten und Scheinwerfern beschreiben,
Gewichtungswerte ermittelt, die umso größere positive Werte annehmen,
je ungünstiger
die durch die Eingangsgrößen beschriebenen
Wetter- und Helligkeitsverhältnisse
sind. Die Gewichtungswerte stellen gemäß eines dargestellten Ausführungsbeispiels
dimensionslose Relativwerte dar, die zu einem gemeinsamen Faktor
aufaddiert werden, entsprechend dem der Sollabstand im Falle ungünstiger
Wetter- und Helligkeitsverhältnisse
vergrößert wird.
Nachteilig ist, dass die Hinzunahme weiterer Gewichtungswerte, die
sich aufgrund zusätzlich
zu berücksichtigender
Eingangsgrößen ergeben,
unter Umständen zu
einem unangemessen großen
Sollabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug führt.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren bzw. eine
Vorrichtung der eingangs genannten Art derart weiterzubilden, dass
sich zur Ermittlung des Sollwerts der Abstandsgröße eine beliebige Zahl von
Eingangsgrößen berücksichtigen lässt, ohne
dass sich ein unangemessener Sollwert für die Abstandsgröße ergeben
kann.
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Diese
Aufgabe wird gemäß den Merkmalen des
Patentanspruchs 1 bzw. des Patentanspruchs 7 gelöst.
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Beim
erfindungsgemäßen Verfahren
zur Abstandsregelung eines Fahrzeugs wird ein Istwert einer Abstandsgröße, die
einen Abstand zwischen dem Fahrzeug und einem vorausfahrenden Fahrzeug
beschreibt, ermittelt. Weiterhin werden in Abhängigkeit von Eingangsgrößen, die
die Fahrsituation des Fahrzeugs und/oder die Umgebungssituation des
Fahrzeugs und/oder das Fahrverhalten des Fahrers beschreiben, mehrere
Gewichtungswerte für
die Abstandsgröße ermittelt,
wobei die Gewichtungswerte in einem ersten Rechenschritt zu einem
Verknüpfungswert
für die
Abstandsgröße verknüpft werden. Aus
dem Verknüpfungswert
wird wiederum ein Sollwert für
die Abstandsgröße ermittelt,
wobei Bremsmittel und/oder Antriebsmittel des Fahrzeugs derart angesteuert
werden, dass der ermittelte Istwert der Abstandsgröße den ermittelten
Sollwert einnimmt. Auf den ersten Rechenschritt folgt ein zweiter
Rechenschritt, in dem der Verknüpfungswert
auf einen vorgegebenen Wertebereich eingeschränkt wird, wobei der Sollwert
der Abstandsgröße aus dem
gegebenenfalls eingeschränkten
Verknüpfungswert
ermittelt wird. Die nachträgliche
Einschränkung
des Verknüpfungswerts
ermöglicht
zum einen, dass sich zur Ermittlung des Sollwerts der Abstandsgröße eine
beliebige Zahl von Eingangsgrößen berücksichtigen
lässt, ohne
dass sich ein unangemessener Sollwert für die Abstandsgröße ergeben
kann, und zum anderen, dass weitgehende Freiheit bei der Wahl der
zur Ermittlung des Verknüpfungswerts
verwendeten Verknüpfungsfunktion
besteht, da die Verknüpfungsfunktion
selbst keine Beschränkung
aufzuweisen braucht.
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Die
zur Beschreibung der Fahrsituation des Fahrzeugs und/oder der Umgebungssituation
des Fahrzeugs und/oder des Fahrverhaltens des Fahrers herangezogenen
Eingangsgrößen umfassen
insbesondere eine oder mehrere der folgenden Größen:
- – die Scheibenwischeraktivität, die Fahrtgeschwindigkeit
und Beschleunigung des Fahrzeugs, die Relativgeschwindigkeit und
Relativbeschleunigung zwischen Fahrzeug und vorausfahrendem Fahrzeug,
- – den
Fahrbahnverlauf, die Fahrbahnneigung, die Fahrbahnbeschaffenheit,
geltende Fahrtgeschwindigkeitsbegrenzungen, die in Fahrzeugumgebung
vorliegenden Wetter- und Helligkeitsverhältnisse, die Außentemperatur,
- – das
Fahrkönnen
des Fahrers, den Fahrertyp, und die Betätigung eines zur fahrerseitigen
Beeinflussung der Antriebsmittel vorgesehenen Fahrpedals.
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Vorteilhafte
Ausführungen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
gehen aus den Unteransprüchen hervor.
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Vorteilhafterweise
handelt es sich bei der Verknüpfung
der Gewichtungswerte um eine multiplikative Operation. Der Anschaulichkeit
halber soll vorausgesetzt werden, dass ein hoher Gewichtungswert
einem hohen Sollwert und ein niedriger Gewichtungswert einem niedrigen
Sollwert der Abstandsgröße entspricht.
Aufgrund der multiplikativen Verknüpfung kann also ein hoher Gewichtungswert
(> 1) durch einen
niedrigen Gewichtungswert (< 1)
kompensiert werden und umgekehrt. In diesem Fall lassen sich insbesondere
fehlerhaft ermittelte, stark abweichende Gewichtungswerte ausgleichen,
wodurch die Zuverlässigkeit
bei der Ermittlung des Sollwerts der Abstandsgröße maßgeblich erhöht wird.
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Zur
exakten Ermittlung des Sollwerts der Abstandsgröße kann es sich bei der multiplikativen Operation
um das geometrische Mittel der Gewichtungswerte handeln. Die Ermittlung
des geometrischen Mittels kann auf Basis einer leicht zu berechnenden
Reihentwicklung erfolgen, wobei die Ermittlungsgenauigkeit umso
größer ist,
je größer die
Anzahl der berücksichtigten
Reihenglieder ist.
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Um
zu verhindern, dass die ermittelten Gewichtungswerte zu übermäßig großen bzw. übermäßig kleinen
Sollwerten für
die Abstandsgröße führen, wird
der Verknüpfungswert
auf einen vorgegebenen Wertebereich eingeschränkt. Der Wertebereich ist hierbei
durch Vorgabe eines oberen und unteren Grenzwerts für den Verknüpfungswert
definiert, wobei die Grenzwerte in Abhängigkeit von Fahrzustandsgrößen, die
den Fahrzustand des Fahrzeugs beschreiben, vorgegeben werden.
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Zur
einfachen Ermittlung des Sollwerts der Abstandsgröße kann
der Verknüpfungswert
mit einem geeigneten Referenzwert für die Abstandsgröße multipliziert
werden, wobei der Referenzwert ebenfalls in Abhängigkeit von Fahrzustandsgrößen, die den
Fahrzustand des Fahrzeugs beschreiben, vorgegeben wird.
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Die
erwähnten
Fahrzustandsgrößen umfassen
beispielsweise eine Fahrtgeschwindigkeitsgröße, die die Fahrtgeschwindigkeit
des Fahrzeugs beschreibt, und/oder eine Beschleunigungsgröße, die die
Beschleunigung bzw. Verzögerung
des Fahrzeugs beschreibt, und/oder eine Relativgeschwindigkeitsgröße, die
die Relativgeschwindigkeit zwischen Fahrzeug und vorausfahrendem
Fahrzeug beschreibt, und/oder eine Relativbeschleunigungsgröße, die
die Relativbeschleunigung bzw. Relativverzögerung des Fahrzeugs zum vorausfahrenden
Fahrzeug beschreibt.
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Die
Ermittlung des Referenzwerts und der Grenzwerte erfolgt vorzugsweise
derart, dass der Sollwert der Abstandsgröße einen gegebenen Höchst- bzw.
Mindestwert nicht über-
bzw. unterschreitet. Der Höchstwert
ist im wesentlichen durch die maximale Reichweite von Sensormitteln,
die zur Ermittlung des Istwerts der Abstandsgröße vorgesehen sind, gegeben,
während
sich der Mindestwert aus einem aus Sicherheitsgründen nicht zu unterschreitenden
Mindestabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ergibt, der einerseits
so gering wie möglich ist
und der andererseits auch bei einer Vollbremsung des vorausfahrenden
Fahrzeugs dem Fahrer die Möglichkeit
gibt, das Fahrzeug sicher und kollisionsfrei in den Stillstand abzubremsen,
wobei neben den Fahrzustandsgrößen zusätzlich Verzögerungszeitgrößen, die
die Reaktionszeit des Fahrers („Schrecksekunde") und/oder die aufgrund
des Lüftungsspiels verursachte
Totzeit der Bremsmittel des Fahrzeugs beschreiben, mitberücksichtigt
werden. Bei den Sensormitteln handelt es sich beispielsweise um
Radar- oder Ultraschallsensoren, wie sie in gängigen Abstandsregelsystemen
Verwendung finden. Die Reichweite dieser Sensormittel beträgt je nach
Ausführung und
verwendetem Frequenzbereich zwischen 30 und 200 Metern.
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Um
den Fahrer auf ein allzu dichtes Auffahren auf das vorausfahrende
Fahrzeug bzw. auf das Vorliegen einer Auffahrgefahr hinzuweisen,
besteht die Möglichkeit,
eine Fahrerwarnung an den Fahrer des Fahrzeugs in Form optischer
und/oder akustischer Signale ausgegeben, falls der ermittelte Istwert der Abstandsgröße den durch
den unteren Grenzwert des Verknüpfungswerts
gegebenen Sollwert der Abstandsgröße, also den Mindestwert der
Abstandsgröße unterschreitet.
Dem Fahrer bleibt dann noch ausreichend Zeit, um geeignete Gegenmaßnahmen, beispielsweise
durch Betätigung
der Bremsmittel des Fahrzeugs, zu ergreifen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung
wird im folgenden anhand der beigefügten Zeichnungen näher beschrieben.
Dabei zeigen:
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1 die
schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens,
und
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2 ein
schematisch dargestelltes Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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In 1 ist
ein Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Abstandsregelung eines Fahrzeugs dargestellt, wobei in einem
ersten Hauptschritt 11 ein Istwert dist einer
Abstandsgröße, die
einen Abstand zwischen dem Fahrzeug und einem vorausfahrenden Fahrzeug
beschreibt, ermittelt wird. Gleichzeitig werden in Teilschritten 12a bis 12d, die
Teil eines zweiten Hauptschritts 12 sind, in Abhängigkeit
von Eingangsgrößen xi,i=1...4, die die Fahrsituation des Fahrzeugs
und/oder die Umgebungssituation des Fahrzeugs und/oder das Fahrverhalten des
Fahrers beschreiben, mehrere Gewichtungswerte qi,i=1...4 für die Abstandsgröße ermittelt.
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Beispielsgemäß handelt
es sich bei einer ersten Eingangsgröße x1 um
eine Größe, die
eine vom Fahrer hervorgerufene Fahrpedalauslenkung s eines nicht
abgebildeten Fahrpedals, das zur fahrerseitigen Beeinflussung von
Antriebsmitteln des Fahrzeugs vorgesehen ist, beschreibt. Bei plötzlichem Eintreten
einer Auffahrgefahr auf ein vorausfahrendes Fahrzeug reagiert der
Fahrer intuitiv mit einer Verringerung der Fahrpedalauslenkung s,
in der Absicht, den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug auf einen
sicheren Wert zu vergrößern. Umgekehrt erwartet
der Fahrer bei Vergrößerung der
Fahrpedalauslenkung s intuitiv eine Verringerung des Abstands zum
vorausfahrenden Fahrzeug. Der erste Gewichtungswert g1 ist
daher umso größer, je
größer die
vom Fahrer hervorgerufene Fahrpedalauslenkung s ist, was im ersten
Teilschritt 12a durch Verwendung einer entsprechenden funktionalen
Abhängigkeit
zwischen erstem Gewichtungswert g1 und Fahrpedalauslenkung
s Eingang findet. Die funktionale Abhängigkeit weist hierzu insbesondere
den dargestellten stufenförmigen
Verlauf auf, wobei anstelle eines stufenförmigen Verlaufs natürlich auch jeder
andere Verlauf denkbar ist, der zum gewünschten Ergebnis führt. Beim
bevorzugten Ausführungsbeispiel
weisen die Stufen des Verlaufs gemäß dem ersten Teilschritt 12a jeweils
eine Hysterese auf.
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Bei
einer zweiten Eingangsgröße x2 handelt es sich um eine Größe, die
das Fahrkönnen
des Fahrers charakterisiert. Das Fahrkönnen wird beispielsweise vom
Fahrer des Fahrzeugs an einem im Fahrzeug angeordneten Bedienelement
an- bzw. vorgegeben, wobei der Fahrer zwischen einem „Komfortmodus" und einem „Sportmodus" wählen kann.
Der zweite Gewichtungswert g2 ist im Falle
des „Komfortmodus" größer als
im „Sportmodus", was im zweiten Teilschritt 12b bei
der Ermittlung des zweiten Gewichtungswerts g2 durch
Verwendung einer entsprechenden funktionalen Abhängigkeit zwischen zweitem Gewichtungswert
g2 und gewähltem Modus berücksichtigt
wird. Beispielsgemäß wird die
funktionale Abhängigkeit
durch eine Sprungfunktion beschrieben. Es versteht sich, dass auch
mehr als zwei wählbare
Modi vorgesehen sein können.
Weiterhin ist auch eine fahrerunabhängige Abschätzung des, Fahrkönnens durch
Auswertung geeigneter Größen, beispielsweise
durch Auswertung der maximal auftretenden Beschleunigungen bzw.
Verzögerungen
af des Fahrzeugs oder der Betätigungsgeschwindigkeit von
zur Beeinflussung der Längs-
und Querdynamik des Fahrzeugs vorgesehenen Bedienelementen vorstellbar.
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Weiterhin
handelt es sich bei einer dritten Eingangsgröße x3 um
eine Größe, die
den Straßenzustand,
also den Reibwert μ zwischen
der Fahrbahnoberfläche
und den Rädern
des Fahrzeugs charakterisiert. Der dritte Gewichtungswert g3 nimmt tendenziell mit geringer werdendem
Reibwert μ zu,
was im dritten Teilschritt 12c in Form einer entsprechenden
funktionalen Abhängigkeit
zwischen drittem Gewichtungswert g3 und
Reibwert μ Berücksichtigung findet.
Der Reibwert μ wird
beispielsweise auf Basis einer ermittelten Fahrtgeschwindigkeitsgröße, die
die Fahrtgeschwindigkeit vf des Fahrzeugs
beschreibt, und/oder einer ermittelten Gierratengröße, die
die Gierrate ψ . des Fahrzeugs beschreibt, und/oder einer ermittelten
Querbeschleunigungsgröße, die
die auf das Fahrzeug wirkende Querbeschleunigung ay beschreibt,
und/oder einer ermittelten Lenkwinkelgröße, die den an lenkbaren Rädern des
Fahrzeugs eingestellten Lenkwinkel δ beschreibt, bestimmt. Alternativ
wird der Reibwert μ lediglich
geschätzt,
wozu die Scheibenwischeraktivität
und/oder die Außentemperatur
ausgewertet wird.
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Bei
einer vierten Eingangsgröße x4 schließlich
handelt es sich um eine Größe, die
das Beschleunigungsverhalten des vorausfahrenden Fahrzeugs relativ
zum eigenen Fahrzeug beschreibt, also beispielsweise eine Relativbeschleunigungsgröße, die
die Relativbeschleunigung bzw. Relativverzögerung arel des
Fahrzeugs zum vorausfahrenden Fahrzeug beschreibt. Der vierte Gewichtungswert
g4 wird hierbei umso größer bzw. kleiner, je größer die
Beschleunigung bzw. Verzögerung
des vorausfahrenden Fahrzeugs relativ zum eigenen Fahrzeug ist,
was im vierten Teilschritt 12d durch Verwendung einer entsprechenden
funktionalen Abhängigkeit
zwischen viertem Gewichtungswert und Relativbeschleunigung bzw.
Relativverzögerung
arel berücksichtigt wird.
Die funktionale Abhängigkeit
weist insbesondere den dargestellten stufenförmigen Verlauf auf, wobei anstelle
eines stufenförmigen
Verlaufs natürlich auch
jeder andere Verlauf möglich
ist.
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Analog
zum ersten Teilschritt 12a weisen die Stufen des im vierten
Teilschritt 12d dargestellten Verlaufs ebenfalls jeweils
eine Hysterese auf. Durch die Hysterese wird vermieden, dass bereits
geringfügige
Schwankungen der Eingangsgröße x1 bzw. x4 im Bereich
einer der Sprungstellen des stufenförmigen Verlaufs zu einem ständigen hin-
und herwechseln zwischen zwei benachbarten Stufenniveaus des Gewichtungswerts
g1 bzw. g4 führen, was
letztlich ein äußerst unruhiges
Abstandsverhalten des Fahrzeugs zum vorausfahrenden Fahrzeug aufgrund
des sich ständig
verändernden
Sollwerts der Abstandsgröße zur Folge
hätte.
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Die
Gewichtungswerte g
i,i=1...4 stellen im vorliegenden
Ausführungsbeispiel
dimensionslose Faktoren dar, die innerhalb vorgegebener Werteinintervalle
liegen, wobei die Werteintervalle jeweils durch Vorgabe einer oberen
Intervallgrenze
und
einer unteren Intervallgrenze
definiert
sind. Größenordnungsmäßig gilt
beispielsweise
≈ 1,0 ... 1,5
und
≈ 0,5 ... 1,0.
Der genaue Wert der Intervallgrenzen
hängt von der
jeweiligen Eingangsgröße x
i,i=1...4 ab.
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Die
genauen funktionalen Abhängigkeiten zwischen
den Gewichtungswerten gi,i=1...4 und den Eingangsgrößen xi,i=1...4 werden, ebenso wie die jeweils
zugehörigen
Werteintervalle bzw. Intervallgrenzen, auf Basis von theoretischen
Untersuchungen und/oder Simulationen und/oder Fahrversuchen ermittelt.
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In
einem ersten Rechenschritt werden die ermittelten Gewichtungswerte
g
i,i=1...4 zu einem Verknüpfungswert
f für die
Abstandsgröße verknüpft. Dies
erfolgt in einem dritten Hauptschritt
13, wobei es sich
bei der Verknüpfung
um eine multiplikative Operation handelt,
vorzugsweise um das geometrische
Mittel der Gewichtungswerte g
i,i=1...4,
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In
einem zweiten Rechenschritt wird der Verknüpfungswert f auf einen vorgegebenen
Wertebereich eingeschränkt.
Dies erfolgt in einem vierten Hauptschritt 14, wobei der
Wertebereich durch Vorgabe eines oberen Grenzwerts fmax und
eines unteren Grenzwerts fmin für den Verknüpfungswert
f definiert ist. Die Grenzwerte fmax, fmin werden in Abhängigkeit von Fahrzustandsgrößen, die
den Fahrzustand des Fahrzeugs beschreiben, vorgegeben. Größenordnungsmäßig gilt
beispielsweise fmax ≈ 1,75 und fmin ≈ 0,2 5.
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Zur
Ermittlung des Sollwerts dsoll der Abstandsgröße wird
der gegebenenfalls begrenzte Verknüpfungswert f in einem fünften Hauptschritt 15 mit einem
geeigneten Referenzwert dref der Abstandsgröße multipliziert,
wobei der Referenzwert dref ebenfalls in
Abhängigkeit
von Fahrzustandsgrößen, die den
Fahrzustand des Fahrzeugs beschreiben, vorgegeben wird. In Abwandlung
zur dargestellten Ausführung
kann anstatt der Begrenzung des Verknüpfungswerts f auch ein Begrenzung
des Sollwerts dsoll der Abstandsgröße erfolgen.
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Bei
den Fahrzustandsgrößen handelt
es sich beispielsweise um eine Fahrtgeschwindigkeitsgröße, die
die Fahrtgeschwindigkeit vf des Fahrzeugs
beschreibt, und/oder eine Beschleunigungsgröße, die die Beschleunigung
bzw. Verzögerung
af des Fahrzeugs beschreibt, und/oder eine
Relativgeschwindigkeitsgröße, die
die Relativgeschwindigkeit vrel zwischen
Fahrzeug und vorausfahrenden Fahrzeug beschreibt, und/oder eine
Relativbeschleunigungsgröße, die
die Relativbeschleunigung bzw. Relativverzögerung arel des
Fahrzeugs zum vorausfahrenden Fahrzeug beschreibt.
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Die
Ermittlung des Referenzwerts dref und der
Grenzwerte fmax, fmin erfolgt
vorzugsweise derart, dass der Sollwert dsoll der
Abstandsgröße einen
gegebenen Höchst-
bzw. Mindestwert nicht über-
bzw. unterschreitet. Der Höchstwert
ist im wesentlichen durch die maximale Reichweite von Sensormitteln, die
zur Ermittlung des Istwerts dist der Abstandsgröße vorgesehen
sind, gegeben, während
sich der Mindestwert aus einem aus Sicherheitsgründen nicht zu unterschreitenden
Mindestabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ergibt, der einerseits
so gering wie möglich
ist und der andererseits auch bei einer Vollbremsung des vorausfahrenden
Fahrzeugs dem Fahrer die Möglichkeit
gibt, das Fahrzeug sicher und kollisionsfrei in den Stillstand abzubremsen,
wobei neben den Fahrzustandsgrößen zusätzlich auf
Erfahrungswerten basierende Verzögerungszeitgrößen, die
die Reaktionszeit des Fahrers („Schrecksekunde") und/oder die aufgrund
des Lüftungsspiels
verursachte Totzeit von Bremsmitteln des Fahrzeugs beschreiben,
mitberücksichtigt
werden.
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In
einem sechsten Hauptschritt 16 werden schließlich die
Bremsmittel und/oder die Antriebsmittel des Fahrzeugs derart angesteuert,
dass der ermittelte Istwert dist der Abstandsgröße den ermittelten Sollwert
dsoll einnimmt. Dies erfolgt in Form einer
Regelung bzw. Steuerung, wobei die Differenz, d.h. die Abweichung
zwischen dem Istwert dist und dem Sollwert
dsoll der Abstandsgröße, eine Steuer- bzw. Regelgröße zur Ansteuerung
der Bremsmittel und/oder der Antriebsmittel bildet.
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Um
den Fahrer auf ein allzu dichtes Auffahren auf das vorausfahrende
Fahrzeug bzw. auf das Vorliegen einer Auffahrgefahr hinzuweisen,
wird in einem zweiten Nebenschritt 22 eine Fahrerwarnung
an den Fahrer des Fahrzeugs in Form optischer und/oder akustischer
Signale ausgegeben, falls in einem vorhergehenden ersten Nebenschritt 21 festgestellt
wird, dass der ermittelte Istwert dist der
Abstandsgröße den durch
den unteren Grenzwert fmin des Verknüpfungswerts
f gegebenen Sollwert dsoll der Abstandsgröße, also
den Mindestwert der Abstandgröße unterschreitet.
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2 zeigt
ein Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
zur Abstandsregelung eines Fahrzeugs. Die Vorrichtung umfasst neben
den zur Erfassung des Abstands zwischen Fahrzeug und vorausfahrendem
Fahrzeug vorgesehenen Sensormitteln 30 eine Auswerteeinheit 31,
der die Abstandssignale der Sensormittel 30 zugeführt werden.
Bei den Sensormitteln 30 handelt es sich beispielsweise um
Radar- oder Ultraschallsensoren, wie sie in gängigen Abstandsregelsystemen
Verwendung finden. Gleichzeitig ermittelt die Auswerteeinheit 31 auf
Basis der Eingangsgrößen xi,i=1...4 die Gewichtungswerte gi,i=1...4 der
Abstandsgröße. Die
zur Ermittlung der Gewichtungswerte gi,i=1...4 benötigten funktionalen
Abhängigkeiten
sind hierbei in der Auswerteeinheit 31 abgelegt.
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Die
zur Ermittlung des ersten Gewichtungswerts g1 herangezogene
Fahrpedalauslenkung s liegt in Form eines Sensorsignals vor, das
von einem mit dem Fahrpedal 32 zusammenwirkenden Fahrpedalsensor 34 bereitgestellt
und der Auswerteeinheit 31 zugeführt wird.
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Weiterhin
erfasst die Auswerteeinheit 31 zur Ermittlung des zweiten
Gewichtungswerts g2 den Schaltzustand des
zur Vorgabe des Fahrkönnens vorgesehenen
Bedienelements 35, das die Auswahl zwischen dem „Komfortmodus" und dem „Sportmodus" erlaubt. Das Bedienelement 35 ist
vorzugsweise menügesteuert
in eine vorhandene Kombimenüeinheit
implementiert.
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Zur
Ermittlung des dritten Gewichtungswerts g3 auf
Basis des Straßenzustands,
also des Reibwerts μ,
wertet die Auswerteeinheit 31 die Signale von Raddrehzahlsensoren 40,
die die Raddrehzahlen ni,i=1...4 der Räder des
Fahrzeugs erfassen, und/oder eines Gierratensensors 41,
der die Gierrate ψ . des Fahrzeugs erfasst, und/oder eines Querbeschleunigungssensors 42,
der die auf das Fahrzeug wirkende Querbeschleunigung ay erfasst,
und/oder eines Lenkradwinkelsensors 43, der den Lenkradwinkel α eines Lenkrads 44,
das zur fahrerseitigen Beeinflussung des Lenkwinkels δ vorgesehen
ist, erfasst, aus. Aus den erfassten Raddrehzahlen ni,i=1...4 lässt sich
insbesondere die Fahrtgeschwindigkeitsgröße bzw. die durch die Fahrtgeschwindigkeitsgröße beschriebene
Fahrtgeschwindigkeit vf des Fahrzeugs ableiten.
Sowohl Gierratensensor 41 als auch Querbeschleunigungssensor 42 können Teil
eines im Fahrzeug vorhandenen Elektronischen Stabilitäts-Programms
(ESP) sein. Alternativ kann die Auswerteeinheit 31 den
Reibwert μ durch
Auswertung der Signale eines zur Erfassung der Scheibenwischeraktivität vorgesehenen
Scheibenwischersensors 45 und/oder eines zur Erfassung
der Außentemperatur
vorgesehenen Temperatursensors 46 abschätzen.
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Die
zur Ermittlung der vierten Gewichtungswerts g4 herangezogene
Relativbeschleunigung bzw. Relativverzögerung arel schließlich ergibt
sich durch zweifache zeitliche Ableitung oder entsprechende Gradientenbildung
der von den Sensormitteln 30 zur Verfügung gestellten Abstandssignale.
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Die
in Abhängigkeit
der Eingangsgrößen xi,i=1...4 ermittelten Gewichtungswerte gi,i=1...4 werden von der Auswerteeinheit 31 multiplikativ
zum Verknüpfungswert
f für die
Abstandsgröße verknüpft, danach
auf den durch den oberen und unteren Grenzwert fmin,
fmax definierten Wertebereich eingeschränkt und
schließlich
zur Ermittlung des Sollwerts dsoll für die Abstandsgröße mit dem
vorgegebenen Referenzwert dref der Abstandgröße multipliziert.
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Nach
erfolgter Ermittlung des Sollwerts dsoll der
Abstandsgröße steuert
die Auswerteeinheit 31 die zur Abbremsung des Fahrzeugs
vorgesehenen Bremsmittel 50 und/oder die Antriebsmittel 33 derart an,
dass der ermittelte Istwert dist der Abstandsgröße den ermittelten
Sollwert dsoll einnimmt. Die Auswerteeinheit 31 wirkt
hierzu mit einer Antriebsmittelsteuerung 51 zur Ansteuerung
der Antriebsmittel 33 und mit einer Bremsmittelsteuerung 52 zur
Ansteuerung der Bremsmittel 50 zusammen, wobei es sich
bei den Antriebsmitteln 33 unter anderem um Motor, Getriebe und
Kupplung des Fahrzeugs und bei den Bremsmitteln 50 beispielsweise
um hydraulisch oder pneumatisch betätigte Radbremseinrichtungen
handelt.
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Zur
Ausgabe der Fahrerwarnung sind optische und/oder akustische Signalgeber 53 vorgesehen,
die von der Auswerteeinheit 31 angesteuert werden, falls
der ermittelte Istwert dist der Abstandsgröße den durch
den unteren Grenzwert fmin des Verknüpfungswerts
f gegebenen Sollwert dsoll der Abstandsgröße unterschreitet.
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Eine
Aktivierung bzw. Deaktivierung der Vorrichtung erfolgt beispielsweise über einen
Schalter 54, der mit der Auswerteeinheit 31 verbunden
ist und der menügesteuert
in eine vorhandene Kombimenüeinheit
implementiert sein kann. Daneben ist es auch vorstellbar, die Vorrichtung
fahrerunabhängig
zu deaktivieren, falls ein Fahrerwunsch auf Abbremsung des Fahrzeugs
festgestellt wird, wozu die Auswerteeinheit 31 die Signale
eines Bremspedalsensors 55 auswertet, der eine vom Fahrer
hervorgerufene Bremspedalauslenkung 1 eines zur fahrerseitigen Beeinflussung
der Bremsmittel 50 vorgesehenen Bremspedals 56 erfasst.
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Die
zur Verwirklichung des Verfahrens bzw. der Vorrichtung notwendigen
Sensoren sind in der Regel im Fahrzeug vorhanden, sodass sich die
erfindungsgemäße Abstandsregelung
nicht nur kostengünstig
bei Neufahrzeugen, sondern auch nachträglich in bereits vorhandene
Abstandsregelsysteme nachrüsten
lässt.