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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Haltevorrichtung für plattenförmige Systeme,
in denen sich vorzugsweise flüssige
Proben befinden aber auch feste und gasförmige Substanzen zum Einsatz
kommen können.
Die Vorrichtung ermöglicht
nicht nur ein unproblematisches Handling und eine einfache Lagerung,
sondern vor allem auch eine direkte fluidische und ggf. elektrische
Verbindung mehrerer derartiger Systeme untereinander und zu externen
Systemen. Zudem erlaubt die Haltevorrichtung eine thermische Kontaktierung
und optische Zugänglichkeit
z. B. bei Einlegung der Haltevorrichtung in ein externes Betriebsgerät wie z.
B. einen Thermocycler oder Fluoreszenzreader. Besonderes Kennzeichen
der Erfindung ist der einfache Aufbau aus nur zwei Teilen; eine
Verbindung mikrofluidischer Chips durch Schlauchverbindungen sowie
die umständliche
Integration von Dichtungsringen entfallen.
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Stand der Technik
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In
der Laboranalytik ist die Verwendung von Trägern für Objekte oder Proben seit
langem bekannt. Besonders verbreitet sind Objektträger aus Glas
für die
Mikroskopie von z. B. biologischen Proben. Diese Objektträger haben
i. d. R. ein feststehendes standardisiertes Maß.
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Bekannt
sind gleichfalls plattenförmige
mikrofluidische Systeme vielfältigster
Bauart. Ihr gemeinsames Kennzeichen ist das Vorhandensein von Kanalstrukturen
und Reservoirs mit zumeist mikroskopischen Dimensionen. Substanzen,
vorzugsweise Flüssigkeiten,
meist aus dem Bereich der Life-Sciences, fließen in diesen Systemen oder
sind bereits in Reservoirs vorgelegt und können in diesen Systemen reagieren,
analysiert und/oder transportiert werden oder einfach nur gelagert
werden.
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Ebenfalls
aus dem Laboralltag bekannt sind die so genannten Titerplatten.
Sie bieten eine große Anzahl
von Vertiefungen („Wells”), in die
Proben hinein pipettiert werden können. Der Vorteil der Titerplatten
ist ihre standardisierte Größe. Die
Wells befinden sich in einem feststehenden Raster (Vielfache bzw. Teile
von 4,5 mm). Auch die Außenmaße der Titerplatten
stehen weitgehend fest. Die Maße
hierfür
sind als „SBS-Standard” allgemein
bekannt, im Internet unter www.sbsonline.com/disgrps/platestd/details.htm
zu finden. Diese Standardisierung erlaubt ein automatisiertes Handling
und ein automatisiertes Pipettieren, wodurch in sehr kurzer Zeit
eine große Zahl
unterschiedlicher Proben behandelt werden kann. Hierfür ist eine
große
Zahl technischer Komponenten kommerziell verfügbar.
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Aus
DE 202 12 722 U1 ist
eine derartige Haltevorrichtung bekannt, die in der Lage ist, einen
oder mehrere mikrofluidische Chips aufzunehmen. Diese Erfindung
macht jedoch keine Vorschläge
zur fluidischen Kontaktierung der Chips. Im Gegensatz zur
DE 202 12 722 U1 handelt
es sich bei der vorliegenden Erfindung um eine fluidische Plattform,
die einen Fluidtransport sowohl über
die eingelegten fluidischen Bauteile als auch über den diese haltenden Rahmen
erlaubt. Bei der
DE 202 12
722 U1 handelt es sich um einen Rahmen im Titerplattenformat,
der ausschließlich
der Halterung der eingelegten Platten dient. Ein Fluidhandling mit
diesem Rahmen ist nicht möglich.
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Aus
WO 03/0600 A2 ist
ebenfalls bekannt, dass mehrere mikrofluidische Systeme durch eine Rahmenkonstruktion
gehalten werden. Für
die Kontaktierung der Chips werden hier Schläuche genutzt.
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In
US 005580523 A werden
mehrere mikrofluidische Chips untereinander durch einen Rahmen verbunden,
wobei Dichtungsringe zum Einsatz kommen. Dieses ist mit einem entsprechenden
Aufwand an Montagetätigkeit
verbunden.
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Dichtungsringe
kommen ebenfalls in
US 006388895
B1 zum Einsatz, außerdem
wird hier auf die Möglichkeit
zur elektrischen Kontaktierung des Fluidiksystems eingegangen.
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Das
Patent
US 005972187
A fasst mehrere Chips in einem Rahmen zusammen und schlägt für die fluidische
Verbindung vor, dass die Chips pipettenartige Verbindungen haben.
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In
US 2003/0111599 werden
Chips ebenfalls durch eine Rahmenkonstruktion gehalten. Bei dieser Erfindung
werden die Chips aber nicht untereinander verbunden.
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In
WO 01/70400 A1 werden
Stapel von Arrays mit Mikrokanälen
durch einen vertikal angebrachten Rahmen zusammengehalten, wodurch
ein Array von feinen Öffnungen
der Mikrokanäle
entsteht. Die vertikale Anordnung unterscheidet sich jedoch von
den anderen Erfindungen, die in diesem Zusammenhang erwähnt sind.
Eine Verbindung der Arrays untereinander wird dadurch nicht hergestellt. Damit
beschreibt die
WO
01/70400 A1 das Stapeln von einzelnen mikrofluidischen
Chips und keine Handhabungsplattform, in die unterschiedliche fluidische
Elemente gesetzt werden können
und über
die Plattform mit einander verbunden werden können.
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Im
Gegensatz zur vorliegenden Erfindung handelt es sich bei der
WO 03/060056 A2 um
die Ansammlung mehrerer Mikrofluidikchips auf einer Platte, die
keine weitere Funktionalität
als das Halten der Mikrofluidikchips ermöglicht. Die Fluidverbindung
erfolgt direkt von Chip zu Chip mittels Schläuchen, was ein großes Problem
in Bezug auf die damit verbundene schwierige Handhabbarkeit und
der Gefahr des Herauslaufens von Flüssigkeiten darstellt, was durch die
vorliegende Patentanmeldung gelöst
wird.
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Die
5,972,187 beschreibt einen Mikrofluidikchip der eine Befüllung des
Kanalsystems mittels elektrophoretischer Kräfte erlaubt. Als Fluidverbindung
dient eine Kapillare, die Bestandteil des Chips ist. Verschiedene
Chips haben keinerlei Verbindung untereinander. Die in der 5,972,187
dargestellt Vorrichtung beschreibt nur eine Halterung der einzelnen Chip,
die der Handhabung und Automatisierung dient. Eine fluidische Funktionalität der Halterung
ist nicht gegeben.
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Die
US 2003/0111599 A1 beschreibt
wiederum nur einen Rahmen, der kleiner Einheiten aufnimmt, aber
keine fluidische Funktionalität
zum gezielten Verbinden der Einheiten untereinander ermöglicht wie
in der vorliegenden Erfindung.
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Die
5,580,523 beschreibt einen Aufbau mit der komplexen Montage von
einzelnen Mikrofluidikchips auf einer Grundplatte. Die in der vorliegenden Schrift
beschriebene Handhabungsplattform überwindet gerade die mit denen
in dieser Patentschrift geschilderten Aufbauten verbundenen Handhabungsprobleme.
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Die
US 6,488,895 B1 beschreibt
eine Handhabungsplattform, in die einfach Fluidikchips eingelegt
werden können
und mittels Schnappverbindern oder Saugnäpfen gehaltert werden können. D.
h. diese Plattform ist ohne weitere Montageschritte nutzbar und
es können
flexibel Komponenten eingelegt werden. Diese Eigenschaft besitzt
die in der Patentschrift beschriebene Plattform nicht. Hierbei handelt
es sich um eine letztendlich fest verbundene Einheit bestehend aus
einer größeren Platte
mit einigen kleinen Platten. Somit ist auch hier ein signifikanter
Unterschied zu der vorliegenden Erfindung gegeben.
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Aufgabenstellung
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Vorstellung einer
Halteplatte, welche eine Möglichkeit
der direkten Verbindung mikrofluidischer Chips untereinander schafft
und trotz eines besonders einfachen Aufbaus die Nachteile der anderen genannten
Erfindungen vermeidet, insbesondere den Montageaufwand. Wegen der
erwähnten
Vorteile standardisierter Teile kommen bevorzugt Chips mit Anschlüssen im
Raster einer Titerplatte und Außenmaßen eines
Objektträgers
zum Einsatz. Die Chips lassen sich erheblich einfacher mit Flüssigkeiten
befüllen,
wenn die Haltevorrichtung auch in ihren Außenmaßen einer Titerplatte entspricht.
Auch die Lagerung wird erleichtert, da die Haltevorrichtung entsprechend
den Titerplatten stapelbar ist.
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Die
erfinderische Höhe
der vorliegenden Erfindung liegt darin, dass sie zusätzlich eine
direkte Verbindung mehrerer fluidischer Systeme erlaubt, ohne zusätzliche
Arbeitsschritte zu erfordern (Montage kleiner Schlauchverbindungen
oder ähnlichem). Dies
beinhaltet insbesondere Verbindungen zwischen den plattenförmigen Systemen
auf dem Halterahmen, zwischen den plattenförmigen Systemen und dem Halterahmen,
Verbindungen zu externen Systemen sowohl über den Halterahmen als auch über die
plattenförmigen
Systeme selbst. Dabei können
zusätzlich
unterschiedliche fluidische Anschlüsse zum Einsatz kommen. Zusätzlich besteht
die Möglichkeit,
auch elektrische Anschlüsse
an die Fluidsysteme zu bringen und weitere elektrische, optische und
thermische Funktionen zu integrieren.
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Gelöst wird
die Aufgabe dadurch, dass ein Halterahmen aus einem bevorzugt weichen
Material vorzugsweise einem Kautschuk hergestellt wird, in den die
Chips mittels einer Schnappverbindung eingedrückt werden. Dieser Rahmen enthält Öffnungen, in
die Flüssigkeiten
hinein pipettiert werden können. Durch
Kanäle
im Kautschuk wird die Substanz, vorzugsweise Flüssigkeit, zu den plattenförmigen Systemen
geleitet und tritt in diese ein. Abgedichtet wird der Übergang
vom Rahmen zum Fluidsystem durch einen Dichtring, vorzugsweise aus
Kautschuk, der vorzugsweise unmittelbarer Bestandteil des Rahmens
ist. Die durch die Schnappverbindung erzeugte Kraft drückt das
Fluidsystem auf den Dichtring. Alternativ wird eine Halterung der
plattenförmigen
Systeme auf dem Halterahmen durch ein Vakuum erreicht, das durch
in den Halterahmen integrierte Saugnäpfe durch ein externes Andrücken der
Platten erzeugt wird.
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Die
Kanäle
innerhalb des Rahmens dienen nicht nur zum Befüllen der Systeme sondern auch
zu deren Verbindung untereinander.
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Zur
Erhöhung
der Stabilität
kann der bevorzugt weiche aus vorzugsweise Kautschuk bestehende
Rahmen in einen harten Rahmen aus beliebigem Material (Kunststoff,
Metall, Glas...) eingelegt werden. Dieser äußere Rahmen ist es, der die äußere Geometrie
der Vorrichtung an die Maße
einer Titerplatte anpasst. Herstellungsbedingt wird es i. d. R.
erforderlich sein, die Kanalsysteme des Rahmens aus zwei Teilen
zusammenzusetzen. Hierbei kann es vorteilhaft sein, gleich den harten
Rahmen als zweites Teil zu verwenden.
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Die
gesamte Rahmenkonstruktion kann auch senkrechte Kanäle aufweisen.
Werden dann mehrere der Einheiten gestapelt, entstehen komplette
dreidimensionale Fluidsysteme.
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Die
Anpassung der inneren Geometrie an den SBS-Standard ist zumeist
vorteilhaft, aber nicht zwingend erforderlich. Je nach Anwendung
lassen sich auch ganz andere Geometrien vorstellen und Fluidikchips
nach Bedarf fast beliebig nach dem vorgestellten Prinzip verbinden.
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Es
besteht oft die Erfordernis, Fluidsysteme auch elektrisch zu kontaktieren.
Hier lassen sich entsprechende Verbindungen nach außen bei
der Herstellung der Haltevorrichtung problemlos integrieren. Hierbei
können
Kabel, Nadeln, Kanülen,
sowie in Dünnschichttechnik
oder galvanisch hergestellte Schichten verwendet werden. Nadeln
und Kanülen können auch
nachträglich
an beliebiger Stelle in das vorzugsweise aus Kautschuk bestehende
System eingestochen werden.
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Weiterhin
erlaubt der Halterahmen sowohl thermische, z. B. für Heizzwecke,
als auch optische Zugänglichkeit
der einzulegenden plattenförmigen Systeme.
So lässt
sich z. B. mittels eines externen Betriebsgeräts wie z. B. eines Fluoreszenzreaders eine
Detektion auf den plattenförmigen
Systemen erreichen oder auch eine PCR in einem Thermocycler durchführen.