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Die
Erfindung betrifft eine Gaseinleitungs- und -zirkulationsvorrichtung
zur Verfolgung von Reaktionen in flüssiger Phase unter Beteiligung
gasformiger Reaktanden unter Normal- und Hochdruck mittels Kernresonanzspektroskopie
(Druck-NMR-Spektroskopie)
unter stationären
Bedingungen.
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Die
Druck-NMR-Spektroskopie wird gewöhnlich
in einem Hochdruck-NMR-Probenröhrchen aus
Saphir, wie von Roe beschrieben[1], durchgeführt. Dieses
Probenröhrchen
erlaubt keine Gasnachlieferung und damit nicht die Untersuchung
von Reaktionen unter stationären
Bedingungen, die z. B. für quantifizierende
und mechanistische Untersuchungen im Gebiet der homogenen Katalyse
notwendig sind. Desweiteren ist die Gasnachlieferung auf das Gasreservoir
im Kopfraum des Probenröhrchens
beschränkt.
Dies erschwert selbst die Einschätzung
von statischen Gleichgewichten, da sowohl der Zeitpunkt der Sättigung
der Flüssigphase
mit dem gasförmigen Reaktanden
schwer bestimmbar ist, als auch der im Sättigungsgleichgewicht resultierende,
von der Gaslöslichkeit
im jeweiligen Lösungsmittel
und der aktuellen Temperatur abhängende
Druck im Gasraum stark variieren kann. Die für die Bestimmung von Aktivierungsparametern
chemischer Reaktionen häufig eingesetzte
temperaturabhängige
NMR-Spektroskopie kann so nicht unter konstantem Druck durchgeführt werden.
Trotz der genannten Nachteile dominiert diese Art der Messzelle
in Berichten der aktuellen wissenschaftlichen Literatur, z. B. bei
Untersuchungen zur Bildung, Charakterisierung und zum Reaktionsverhalten
homogener Katalysatoren[2]. Durch Modifizierungen
der Messanordnung können
diese Nachteile teilweise oder ganz behoben werden. Dies betrifft
u. a. die Kopplung der Messzelle an einen Drucksensor während der
Messung, womit eine permanente Bestimmung des Gasdruckes über dem Probenvolumen,
aber keine Druckregulierung ermöglicht
wird[3]. Für eine schnelle Sättigung
mit Gas werden z. B. spezielle Rührer
eingesetzt, welche vor der Messung aus dem mit elektromagnetischer Strahlung durchsetzten
Bereich der Probe entfernt werden müssen[4].
Die Lösung
kann auch, ähnlich
wie bei der zu schützenden
Anordnung, kontinuierlich von unten mit Gas versorgt werden[5]. Diese Apparaturen sind sehr aufwändig, da
sie nicht in einem serienmäßigen NMR-Probenkopf
bzw. in einem standardmässigen
NMR-Magneten mit 52 mm Bohrung verwendet werden können, sondern
selbst komplette Probenköpfe
für spezielle
Anwendungen darstellen. (Ein NMR-Probenkopf kostet, je nach Ausstattung, zwischen
12 und 50 TEuro. Der notwendige NMR-Magnet mit 70 mm-Bohrung kostet
ca. 500 TEuro.)
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Prinzipiell
lässt sich
ein definierter Druck im Gasraum der Probe durch eine permanente
Gaszufuhr über
eine oberhalb des Messvolumens der Probenlösung endende Kapillare erreichen,
wie bereits für
Messungen in einem nicht rotierenden 10 mm-Probenröhrchen in
einem Standardprobenkopf unter Normaldruck beschrieben.[6] Allerdings
ist hier der Gastransport zum Reaktionsort auf die Diffusion in
der Probenflüssigkeit
beschränkt.
Der über
ein Feinregulierventil eingestellte Gasüberschuss muss aus der Gesamtapparatur
abgeleitet werden und geht verloren. Eine entsprechend kontrollierte
und permanente Ableitung kleiner Gasvolumina aus einem unter Druck
stehenden Probenröhrchen,
z. B. 1 ml/min bei 50 bar, erfordert andere konstruktive Lösungen.
Ausserdem kann ein permanenter Gasverlust während der Messung insbesondere
bei längeren
Messzeiten nicht toleriert werden, wenn sehr teure, stabilisotop
markierte gasförmige
Reaktionspartner, wie z. B. 2H2 und 13CO, eingesetzt werden.
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US 6,507,191 B1 beschreibt
ein NMR-Messzellsystem für
superkritische Flüssigkeitsmengen
sowie eine zugehörige
Hochdruckmesszelle. Dabei handelt es sich um eine bezüglich der
verwendeten Medien statisch arbeitende Versuchsanordnung, die in
nur einer, der superkritischen Phase arbeitet. Gearbeitet wird im
Einwegverfahren ohne Zirkulation. Konvektion bzw. Stofftransport
werden bewusst ausgeschlossen.
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Aufgabe
der Erfindung ist eine Gaseinleitungs- und -zirkulationsvorrichtung
zur Verfolgung von Reaktionen in Lösungen mit Gasen als Reaktionspartner
bei definierten Partialdrücken
des gasförmigen
Reaktanden von 0.01 bis 50 bar unter Anwendung der in situ Kernresonanzspektroskopie
(in situ NMR) unter stationären
Bedingungen.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch eine Gaszirkulationsvorrichtung gemäß der Merkmale
von Anspruch 1 gelöst.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung beinhalten die Merkmale der
nachgeordneten Ansprüche
2 bis 8.
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Die
Gaseinleitungskapillare (1) ist nach einer Ausgestaltung
der Erfindung als einfache, an ihrem Ende offene Kapillare ausgeführt. Nach
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist die Gaseinleitungskapillare
an ihrem in das NMR-Probenröhrchen hineinreichenden
Ende verschlossen. Zur Gewährleistung
des Austritts feiner Gasblasen weist die Gaseinleitungskapillare
oberhalb des verschlossenen Endes fein verteilt Poren (7)
auf. Dazu können
sowohl porenhaltige Werkstoffe als auch Werkstoffe eingesetzt werden,
bei denen Poren nachträglich
beispielsweise durch Laserbehandlung erzeugt werden.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung besteht
die Gaseinleitungskapillare (1) zumindest in dem in das
NMR-Probenröhrchen
hineinreichenden Teil aus einem für NMR-Untersuchungen geeigneten
inerten Material, zum Beispiel Polymerkunststoff, vorzugsweise Polyetheretherketon (PEEK)
oder einem fluorhaltigen Polymerwerkstoff, (z. B. Polytetrafluorethylen,
PTFE).
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Zur
Gewährleistung
des Austrittes feiner Gasblasen sind beispielsweise durch Laserbehandlung
eine Vielzahl von Poren mit einem Durchmesser von 5 bis 30 μm unmittelbar
oberhalb des verschlossenen Endes in der Gaseinleitungskapillare
(1) erzeugt. Davon befinden sich mehrere radial angeordnet
auf senkrecht zur Kapillarachse definierten Ebenen. Diese Ebenen
haben einen Abstand von 0,5 bis 4 mm untereinander. Die Poren benachbarter
Ebenen sind versetzt, so dass in Längsrichtung der Gaseinleitungskapillare
(1) gesehen eine Deckung des Gasaustrittes erst mit einer
Pore der übernächsten Ebene
erfolgt. Auf diese Weise wird die Wahrscheinlichkeit des Verschmelzens
individuell erzeugter kleiner zu großen Gasblasen verhindert. Große Gasblasen
wirken sich negativ auf die Homogenität des Magnetfeldes und damit
auf die Qualität
der Messungen aus.
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Die
Gaseinleitungskapillare (1) ist ein für die Qualität der Erfindung
entscheidendes Bauteil, mit dem die Bereitstellung und thermisch/chemisch
sichere Befestigung eines geeigneten weiteren Teils, wie z. B. einer
Keramik- oder Glasfritte, unnötig
wird. Der Vorteil einer Gaseinleitungskapillare (1) aus
Polymerkunststoff besteht in der hohen Variabilität bezüglich Porengröße und -anzahl,
welche zum Beispiel durch eine gezielte Laserbearbeitung erreicht werden
kann.
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Ein
weiterer Vorteil der Gaseinleitungskapillare (1) aus Polymerkunststoff
besteht in der geringen Beeinflussung der Homogenität des Magnetfeldes
des NMR-Magneten. Damit ist Polymerkunststoff auch der bevorzugte
Werkstoff für
die nach einer Ausgestaltung der Erfindung an ihrem unteren Ende offenen
Kapillare. Eine offene Kapillare wird vorteilhafterweise dann eingesetzt,
wenn reaktionsbedingt mit dem Ausfallen von Produkten aus der Probenlösung und
damit dem Verstopfen kleiner Poren gerechnet werden muss, und die
durch größere Gasblasen
bedingte Magnetfeldinhomogenität
sich nicht wesentlich auf die Qualität der konkreten Messung, wie z.
B. bei der Phosphorresonanzspektroskopie, auswirkt.
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Die
Gaseinleitungskapillare (1) ist vorteilhaft mehrteilig
ausgeführt
und besteht vorzugsweise aus einer Edelstahlkapillare und einer
Kunstoffkapillare. Beide sind über
eine Kupplung lösbar
verbunden.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung besteht der Verschluß aus einem
auf einen kommerziellen Verschlußflansch (4) aufsetzbaren Adapterflansch
(4a). Der Adapterflansch (4a) besteht aus einem
Titankörper
mit zwei koaxial geführten
und mittels Schneidringverschraubung (3) befestigbaren Kapillaren.
Die innere Edelstahlkapillare (1) geht im oberen Teil des
Probenröhrchens
(5) in eine Kapillare aus Polymerkunststoff über, welche
im unteren Teil wie oben ausgeführt
Poren aufweist. Über
die Poren wird das Reaktionsgas der Reaktionsmischung (6) zugeführt. Die äussere Kapillare
(2) dient zum Abführen überschüssigen Gases
nach dessen Durchtritt durch die Probenlösung aus dem Proberöhrchen.
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Die
Länge der
Kapillaren (1) und (2) ist so gewählt, dass
eine permanente Zu- und Abführung von
Gasen zum Proberöhrchen
in Messposition ermöglicht
wird.
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Ein
weiterer wesentlicher Teil der Erfindung ist die Gaszirkulationsvorrichtung
zur Verfolgung von Reaktionen in Lösungen mit Gasen als Reaktionspartner
bei definierten Partialdrücken
des gasförmigen
Reaktanden von 0.01 bis 50 bar unter Anwendung der in situ Kernresonanzspektroskopie
(in situ NMR) unter stationären
Bedingungen, bestehend aus NMR-Probenröhrchen, einer erfindungsgemäßen Gaseinleitungsvorrichtung,
einer elektronisch gesteuerten Kombination von Pumpe und Magnetventilen
für den
Gastransport, einem Überströmventil zur
Vermeidung von Schäden
an der Gaseinleitungskapillare, einem Gasreservoir mit Druckregler
zur Einstellung des erforderlichen Gesamtdruckes sowie 2 Drucksensoren
zur Überwachung,
und weitere Peripherie zur Sicherstellung des Arbeitens unter Ausschluss
von Luft.
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Erfindungsgemäß erfolgt
eine Kreislaufführung
des Reaktionsgases richtungsgebunden über die Kapillare (1)
hin zur Probenlösung
im NMR-Probenröhrchen
(5) und über
Kapillare (2) weg vom NMR-Probenröhrchen (5). Durch
die Kreislaufführung
wird die Sättigung
der Probenlösung
mit Reaktionsgas aufrechterhalten. Ein Gasverlust tritt nur bei Verbrauch
durch eine chemische Reaktion in der Probenlösung auf.
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Aufgrund
der erfindungsgemäßen Kreislaufführung des
Reaktionsgases wird die für
NMR-Messungen nötige
Gasmenge drastisch reduziert. Als Gasreservoir reicht zum Beispiel
eine 400 ml Druckflasche. Dies wirkt sich positiv bei Einsatz teurer,
z. B. stabilisotop markierter Gase aus. Zudem ist das Gefahrenpotential
bei Einsatz toxischer bzw. leichtentzündlicher Gase, wie z. B. Kohlenmonoxid
bzw. Wasserstoff, minimiert.
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Der
Gasstrom wird durch eine geeignete Pumpe (10), z. B. einer
Kolbenpumpe bewirkt. Der Pumpenkolben der eingesetzten Kolbenpumpe
pendelt in einem bis zu einem Arbeitsdruck von 50 bar druckfesten
Zylinder und erzeugt in dem jeweils in Vorwärtsrichtung befindlichen Zylindervolumen
einen zusätzlichen,
geringen Überdruck.
Dieser Überdruck hängt vom
Strömungswiderstand
der Gaseinleitungskapillare (1) und der in einer Zeiteinheit
zu transportierenden Gasmenge ab. Ein als Teil der Kolbenpumpe installierter
und elektronisch gesteuerter Linearantrieb gestattet das Einstellen
unterschiedlicher Vortriebs geschwindigkeiten des Pumpenkolbens
und damit einen variablen Gaseintrag in das Proberöhrchen bei
Strömungsgeschwindigkeiten zwischen
1 und 40 ml/min.
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Der
oben genannte richtungsgebundene Gastransport wird durch eine Kombination
elektronisch gesteuerter Magnetventile (11a–d) sichergestellt.
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Zur
erfindungsgemäßen Gaszirkulationseinrichtung
gehören
auch eine Stromversorgung und eine elektronische Steuereinheit für den Pumpenantrieb
bzw. die Magnetventile. Die Steuereinheit beinhaltet einen Kleincomputer
mit auf die Gaszirkulationsvorrichtung abgestimmter Software. In
der Software sind die zur Koordination des Pumpenantriebs und der
Magnetventile erforderlichen Befehle implementiert. Ein Tastenfeld
an der Steuereinheit stellt eine Schnittstelle zum Benutzer dar
und erlaubt das manuelle Ein- und Ausschalten sowie die Einstellung von
Gasfördermengen.
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Der
im NMR-Probenröhrchen
bestehende Gasdruck entspricht dem Reaktionsdruck. Dieser wird durch
Drucksensor (13) angezeigt. Der Druck in der Gaseinleitungskapillare
(1) wird durch Sensor (12) überwacht.
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Die Überwachung
ist notwendig, da die Gaseinleitungskapillare (1) durch
schwerlösliche
Reaktionsprodukte verstopft werden kann. Dieser Fall wird durch
einen kontinuierlichen Druckanstieg auf der Druckseite signalisiert.
Als Sicherheitseinrichtung dient ein Bypass mit einem zwischen Druck-
und Saugseite geschalteten Überströmventil
(14), welches bei einem wählbaren Differenzdruck zur
Saugseite hin öffnet.
Der Gefahr der Verstopfung und damit verbundenen unerwünschten
Druckanstiegs kann gegebenenfalls durch die nach einer Ausgestaltung
der Erfindung ebenfalls einsetzbare, am unteren Ende offene Gaseinleitungskapillare
begegnet werden. Diese offene Kapillare hat einen anderen Strömungswiderstand,
als die am unteren Ende verschlossene und mit Poren versehene. Die
Funktion der Gaszirkulationseinrichtung wird dadurch nicht negativ
beeinträchtigt.
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Der
für die
NMR-Untersuchung gewünschte Reaktionsdruck
kann mittels eines der Gasvorratsflasche (17) nachgeschalteten
Druckreglers (19) eingestellt und erhöht, bzw. über das Ventil (15)
und den Ventilblock (16) reduziert werden.
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Die
Gaszirkulationseinrichtung inklusive Peripherie dient auch dem Zweck,
die Art des Reaktionsgases zu wechseln ohne das NMR-Probenröhrchen aus
der Messposition entfernen zu müssen.
Vor Aufpressen eines anderen Reaktionsgases aus einer neuen Vorratsflasche
wird die Gesamtapparatur dazu mit Argon beschickt und das NMR-Probenröhrchen/Probelösung mit
diesem Inertgas gespült.
Ein Trennen der Gaszu und -ableitung zum/vom NMR-Probenröhrchen ist
nicht notwendig. Damit entfällt
auch die sonst notwendige Neujustierung des Magnetfeldes des NMR-Magneten.
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Mit
der erfindungsgemäßen Gaseinleitungs- und
zirkulationsvorrichtung ist es möglich,
Reaktanden, Intermediate und Produkte (beispielsweise auf dem Gebiet
der homogenen Katalyse) qualitativ und quantitativ zu charakterisieren.
Sie gestattet erstmals die Verfolgung und Auswertung von Reaktionen
in flüssiger
Phase mit gasförmigen
Reaktanden mittels Druck-NMR-Spektroskopie unter ausreichender Gassättigung
und der Möglichkeit
von Druckänderungen
im Proberöhrchen
sowie Austausch des Reaktionsgases während des Verbleibs des Proberöhrchens
in der Messeinrichtung unter Nutzung der Standardausstattung von
NMR-Laboratorien.
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Anhand
beigefügter
Zeichnungen werden Ausführungsbeispiele
der Erfindung näher
erläutert. Dabei
zeigen:
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1:
Schnittdarstellung des Proberöhrchens
mit Adapterflansch zum Gasein- und ausleiten
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2:
Schematischer Aufbau der Gaszirkulationseinrichtung
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1 zeigt
eine Darstellung des für
den Messvorgang vorbereiteten Proberöhrchens, bestehend aus einem
kommerziell erhältlichen
10 mm Saphir-NMR-Druckrohr (5) mit Titanflansch (4b),
einem Adapterflansch (4a), der koaxial innen geführten Kapillare
zur Gaszuleitung (1) und der koaxial außen geführten Kapillare zur Gasableitung
(2). Die Länge der
Edelstahlkapillare (2) beträgt ca. 95 cm, die Länge der
Kapillare (1) ca. 100 cm. Damit ist ein Gastransport zu/ab
dem in Messposition im NMR-Cryomagneten befindlichen Proberöhrchen möglich. Nicht gezeigt
sind die an Kapillaren (1, 2) fest montierten Ventile
(8) und (9), vgl. 2.
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Der
Adapterflansch (4a) besteht aus einem Titankörper mit
zwei koaxial geführten
und mittels Schneidringverschraubung (3) befestigten Edelstahlkapillaren
(1) und (2). An die innere Edelstahlkapillare
(1) ist im oberen Teil des Probenröhrchens (5) eine Kapillare
aus Polymerkunststoff angekuppelt, welche am unteren Ende verschlossen
ist und oberhalb versetzt Poren (7) aufweist. Über die
Poren (7) wird das Reaktionsgas der Reaktionsmischung (6)
zugeführt. Die äussere Kapillare
(2) dient zum Abführen überschüssigen Gases
nach dessen Durchtritt durch die Probenlösung aus dem Proberöhrchen.
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Die
in das Reaktionsmedium hineinreichende Gaseinleitungskapillare ist
aus einem chemisch inerten Polymerkunststoff, wie Polyether-Etherketon (PEEK)
oder Polytetrafluorethylen (PTFE) gefertigt, welche zentral angeordnet
bis zum Boden des Proberöhrchens
reicht. Die Länge
der Kunststoffkapillare ist so bemessen, dass kein die Magnetfeldhomogenität beeinflussendes
metallisches Material in dem für den
Messeffekt relevanten Probenvolumen vorhanden ist. Das Ende der
Kapillare ist durch Verschmelzen verschlossen. Zur Gewährleistung
des Austrittes feiner Gasblasen sind durch Laserbehandlung 30 Poren
mit etwa 25 μm
Durchmesser erzeugt worden. Davon befinden sich jeweils 6 im Winkelabstand
von 60° radial
angeordnet auf senkrecht zur Kapillarachse definierten Ebenen. Diese
5 Ebenen haben einen Abstand von 3 mm untereinander, die unterste
hat einen Abstand von 2 mm zum abgeschmolzenen Kapillarende. Die
Löcher
benachbarter Ebenen sind um 30° versetzt,
so dass in Längsrichtung
der Kapillare gesehen eine Deckung des Gasaustrittes erst mit einer
Pore der übernächsten Ebene
erfolgt. Auf diese Weise wird die Wahrscheinlichkeit des Verschmelzens
individuell erzeugter kleiner zu großen Gasblasen vermindert. Große Gasblasen
wirken sich negativ auf die Homogenität des Magnetfeldes und damit auf
die Qualität
der Messungen aus.
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2 zeigt
den Aufbau der Gaszirkulationseinrichtung mit angeschlossenem Proberöhrchen nach 1,
zwei Kugelhähnen
(8, 9) als Schnittstelle zwischen Proberöhrchen und
Gasversorgung, Kolbenpumpe mit Linearantrieb (10, M = Motor),
Magnetventilen (11a–d)
in Gleichrichterschaltung, Drucksensoren für die Gaszu- (12) und
ableitung (13), das in einem Bypass positionierte Überdruckventil
(14), einem Membran-Absperrventil zwischen dem Druckteil
der Apparatur und dem Ventilblock für die Schutzgas(Argon)- und
Vakuumversorgung sowie die Abgasleitung, der Druckgasflasche (17)
mit Ventil (18), sowie dem Druckregler (19) mit
Bypassleitung und Ventil (20).
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Das
Reaktionsgas wird richtungsgebunden über die Kapillare (1)
hin zur Probenlösung
im NMR-Probenröhrchen
(5) und über
Kapillare (2) weg vom NMR-Probenröhrchen (5) im Kreislauf
geführt. Durch
die Kreislaufführung
wird die Sättigung
der Probenlösung
mit Reaktionsgas aufrechterhalten. Ein Gasverlust tritt nur bei
Verbrauch durch eine chemische Reaktion in der Probenlösung auf.
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Der
Gasstrom wird durch die Kolbenpumpe (10) bewirkt. Der Pumpenkolben
der eingesetzten Kolbenpumpe pendelt in einem bis zu einem Arbeitsdruck
von 50 bar druckfesten Zylinder und erzeugt in dem jeweils in Vorwärtsrichtung
befindlichen Zylindervolumen einen zusätzlichen, geringen Überdruck. Dieser Überdruck
hängt vom
Strömungswiderstand der
Gaseinleitungskapillare und der in einer Zeiteinheit zu transportierenden
Gasmenge ab. Ein als Teil der Kolbenpumpe installierter und elektronisch
gesteuerter Linearantrieb gestattet das Einstellen unterschiedlicher
Vortriebsgeschwindigkeiten des Pumpenkolbens und damit einen variablen
Gaseintrag in das Proberöhrchen
bei Strömungsgeschwindigkeiten zwischen
1 und 40 ml/min.
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Der
oben genannte richtungsgebundene Gastransport wird durch die Kombination
elektronisch gesteuerter Magnetventile (11a–d) sichergestellt.
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Zur
Gaszirkulationseinrichtung gehören auch
eine Stromversorgung und eine elektronische Steuereinheit für den Pumpenantrieb
bzw. die Magnetventile (in 2 nicht
dargestellt). Die Steuereinheit beinhaltet einen Kleincomputer mit
auf die Gaszirkulationsvorrichtung abgestimmter Software. In der
Software sind die zur Koordination des Pumpenantriebs und der Magnetventile
erforderlichen Befehle implementiert. Ein Tastenfeld an der Steuereinheit stellt
eine Schnittstelle zum Benutzer dar und erlaubt das manuelle Ein-
und Ausschalten sowie die Einstellung von Gasfördermengen.
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Der
im NMR-Probenröhrchen
bestehende Gasdruck entspricht dem Reaktionsdruck. Dieser wird durch
Drucksensor (13) angezeigt. Der Druck in der Gaseinleitungskapillare
(1) wird durch Sensor (12) überwacht.
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Die Überwachung
ist notwendig, da die Gaseinleitungskapillare (1) durch
schwerlösliche
Reaktionsprodukte verstopft werden kann. Dieser Fall wird durch
einen kontinuierlichen Druckanstieg auf der Druckseite signalisiert.
Als Sicherheitseinrichtung dient ein Bypass mit einem zwischen Druck-
und Saugseite geschalteten Überströmventil
(14), welches bei einem wählbaren Differenzdruck zur
Saugseite hin öffnet.
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Der
für die
NMR-Untersuchung gewünschte Reaktionsdruck
kann mittels eines der Gasvorratsflasche (17) nachgeschalteten
Druckreglers (19) eingestellt und erhöht, bzw. über das Ventil (15)
und den Ventilblock (16) reduziert werden.
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Mit
der vorgestellten Apparatur können NMR-Untersuchungen
bis 50 bar Gesamtdruck, bei Einsatz hochsiedender Lösungsmittel
prinzipiell auch bei Drücken
kleiner 1 bar, d. h. im Vakuum, und bei Verdünnung des Reaktionsgases mit
einem Inertgas bei Partialdrücken
des Reaktionsgases bis 0,01 bar, durchgeführt werden.
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Nachfolgend
werden Anwendung und Funktion der Gaszirkulations- und einleitungsvorrichtung anhand
eines typischen Versuchsablaufes beschrieben:
Das Befüllen des
Proberöhrchens
mit der zu untersuchenden Flüssigkeit
entspricht dem Stand der Technik zum Arbeiten unter Schutzgas. Das
in einem tiefen, von Argon durchspültem Schlenkgefäß stehende und
mit Probenflüssigkeit
befüllte
Probenröhrchen (5)
mit Titanflansch (4b) wird mit dem Adapterflansch (4b),
durch dessen Kapillaren (1) und (2) über die Ventile
(8) und (9) ebenfalls Argon strömt, zusammengefügt und bei einem
Argondruck von 1 bar verschraubt. Nach Schließen der Ventile (8)
und (9) kann die Argonzufuhr abgeklemmt und das Proberöhrchen in
den NMR-Magneten eingeführt
werden. Ventil (8) wird mit Kapillare (A), Ventil (9)
mit Kapillare (B) verschraubt. Bei stromlos geöffneten Magnetventilen (11a–d) und
geöffneten
Ventilen (15) und (20) wird die Apparatur über den
Ventilblock (16) mehrmals evakuiert und mit Argon beschickt.
Nach einem letzten Evakuieren werden die Ventile (15) und
(20) geschlossen, Ventil (18) geöffnet und
zunächst
mittels des Druckreglers (20) ein Druck des aus (17) austretenden
Reaktionsgases von 1 bar eingestellt. Nach Öffnen der Ventile (8)
und (9) kann mittels des Druckreglers der gewünschte Druck
in der Gaszirkulationseinrichtung und dem Proberöhrchen gleichzeitig eingestellt
werden. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt noch kein Gastransport.
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Mittels
einer Steuereinheit wird der gewünschte
Gasstrom im Bereich zwischen 1 und 40 ml/min definiert und die Kolbenpumpe
in Betrieb genommen. Es erfolgt zunächst eine Bewegung des Pumpenkolbens
zur Ausgangsstellung in Motornähe (M)
und dann nach Bewegungsumkehr in motorabgewandter Bewegungsrichtung.
Simultan zur Bewegungsumkehr des Kolbens werden die Magnetventile (11a)
und (11d) geschlossen. Das Gas strömt jetzt von dem in Bewegungsrichtung
des Kolbens befindlichen Zylindervolumen über das Magnetventil (11c) und
Ventil (8) zu Gaseinleitungskapillare (1), passiert die
Poren (vgl. 1), durchströmt die Flüssigkeit und wird über Kapillare
(2), Ventil (9) und Magnetventil (11b)
in das sich entgegen der Bewegungsrichtung des Kolbens befindliche
und vergrößernde Zylinderteilvolumen
geleitet. Am Ende des Kolbenhubs erfolgt elektronisch gesteuert
Bewegungsumkehr des Pumpenkolbens, Schließen von (11b) und
(11c) und Öffnen
von (11a) und (11d). Der Gasstrom erfolgt jetzt
ausgehend vom anderen, kleiner werdenden Zylinderteilvolumen über (11a)
wiederum über
(8) hin zu den Poren der Gaseinleitungskapillare (1),
passiert das Röhrchen
wie zuvor beschrieben und fließt über (11d)
zum Kolbenvolumen auf der Rückseite
des Pumpenkolbens. Nach Erreichen der Kolbenendstellung erfolgt
erneut Bewegungsumkehr und Start für einen neuen Transportzyklus.
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Eine Änderung
des Gasstromes kann jederzeit über
ein Steuergerät
vorgenomen werden. Die Aktivitäten
der Kolbenpumpe und der verschiedenen Magnetventile werden elektronisch
entsprechend angepasst bzw. geregelt.
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Zum
Absenken des Solldruckes muss ein Druckausgleich zwischen den Kapillaren
(A) und (B) herbeigeführt
werden. Dazu wird der Pumpvorgang kurzfristig angehalten, und der
Schaltzustand der Magnetventile „stromlos offen" eingestellt. Nach Schließen von
(19) wird überschüssiges Gas über (15)
und den Ventilblock (16) abgelassen.
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Alternativ
dazu können
beim Absenken des Druckes auch Kolbenpumpe und Magnetventile hinsichtlich
des Gastransports aktiv bleiben, wenn statt des Überströmventils (14) ein
Absperrhahn an gleicher Stelle positioniert ist. Dieser Absperrhahn
führt beim Öffnen sofort
zum Druckausgleich und wird nach Druckeinstellung über die
o. g. Ventile wieder geschlossen. Um mögliche Schäden an der Apparatur durch
eine Verstopfung der Tauchfritte zu vermeiden, ist die Differenz
der von den Drucksensoren (12, 13) angezeigten
Drücke
zu beobachten.
-
Literatur
-
- [1] D. C. Roe, Sapphire NMR Tube for High-Resolution
Studies at Elevated Pressures. J. Magn. Res. 63 (1985), 388–391
- [2] A. Aghmiz, A. Orejón,
M. Dieguez, M. D. Miquel-Serrano, C. Claver, A. M. Masdeu-Bultó, D. Sinou,
G. Laurenczy, Rhodium-sulphonated diphosphine catalysts in aqueos
hydroformylation of vinyl arenes: high-pressure NMR and IR studies.
J. Mol. Catal. A: Chemical 195 (2003) 113–124
- [3] S. Gaemers, H. Luyten, J. M. Ernsting, C. J. Elsevier, Multinuclear
magnetic resonance studies under pressure of gases and in supercritical
media employing a novel titanium-sapphire high-pressure cell with pressure
sensor. Magn. Res. Chem. 37 (1999) 25–30
- [4] A. Cusanelli, U. Frey, D. Marek, A. E. Merbach, In situ
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Europe 9 (1997) 22–27
- [5] J. A. Iggo, D. Shirley, N. D. Tong, High pressure NMR flow
cell for the in situ study of homogeneous catalysis. New J. Chem.
1998 1043–1045
- [6] W. Baumann, S. Mansel, D. Heller, S. Borns, Gas Bubbles
in the NMR tube: An Easy Way to Investigate Reactions With Gases
in the Liquid Phase. Magn. Reson. Chem. 35 (1997) 701–706
-
- 1
- Gaszuleitungskapillare
- 2
- Gasableitungskapillare
- 3
- Schneidringverschraubung
- 4a
- Adapterflansch
- 4b
- Titanflansch
kommerziell
- 5
- Saphir
Druck-NMR-Probenröhrchen
- 6
- Probenlösung
- 7
- Poren
- 8
- Kugelhahn
- 9
- Kugelhahn
- 10
- Kolbenpumpe
mit Linearantrieb, M = Motor
- 11a–d
- Magnetventile
- 12,
13
- Drucksensoren
- 14
- Überströmventil
in Bypassleitung
- 15
- Membran-Absperrventil
- 16
- Ventilblock
- 17
- Druckgasflasche
- 18
- Druckgasflaschenventil
- 19
- Druckregler
- 20
- Absperrventil
in Bypassleitung
- A
- Kapillare
Druckseite Gaszirkulationsapparatur
- B
- Kapillare
Saugseite Gaszirkulationsapparatur