DE10312900B3 - Verfahren zur Erfassung eines durch ein Härteverfahren erzeugten Eigenspannungszustands - Google Patents

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Abstract

Im Zuge einer Härtebehandlung - bestehend aus einer Aufheizung in den austenitischen Gefügezustand, gefolgt von einer Abschreckung in die Martensitphase - können in Werkstücken (1) aus Stahl Eigenspannungen erzeugt werden. Zur Erfassung des Eigenspannungszustands eines solchen Werkstücks (1) wird die Längenänderung gemessen, die das Werkstück (1) während der Härtebehandlung erfährt. Hierzu wird das Werkstück (1) vor und nach der Härtebehandlung in eine Messstation (3) eingespannt, in der die Werkstücklänge mithilfe eines Sensors (4) gemessen wird. Alternativ kann die Messung der Werkstücklänge prozessbegleitend mithilfe eines in einen mobilen Werkstückhalter integrierten Sensors erfolgen.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erfassung eines in einem Werkstück durch ein Härteverfahren erzeugten Eigenspannungszustands sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
  • In einem gängigen Verfahren zur Herstellung hochbeanspruchter Werkstücke aus Stahl wird ein Werkstückrohling zunächst im weichen (duktilen) Zustand durch unterschiedliche spanende und/oder spanlose Umformverfahren bearbeitet und anschließend einer Wärmebehandlung zur Härtung des Werkstücks unterzogen. Im Zuge dieser Wärmebehandlung wird das Werkstück austenitisiert und dann schnell abgeschreckt. Die Abschreckung bewirkt, dass bei der Abkühlung die Perlitbildung unterdrückt wird, und dass beim Phasenübergang des Kristallgitters von der flächenzentrierten in die raumzentrierte Gitterstruktur den Kohlenstoff-Atomen keine Zeit verbleibt, um mit den Eisenatomen Zementit auszubilden. Die Kohlenstoffatome werden in den Zellen des raumzentrierten Kristallgitters eingelagert, so dass ein verzerrtes martensitisches Kristallgitter entsteht. Diese Verzerrung bewirkt, dass der Stahl sehr hart und spröde wird.
  • Gleichzeitig entstehen während des Abschreckhärtens im Werkstück Druck- und/oder Zugeigenspannungen, welche die Dauerfestigkeit des Werkstücks entscheidend beeinflussen. So führen z.B. bei Antriebswellen Zugspannungen im Bereich der Verzahnungsenden, welche im Betrieb hohen Belastungen ausgesetzt sind, zu einer Schwächung dieser im Bereiche, was Brüche und somit reduzierte Lastwechselzahlen dieser Wellen zur Folge hat.
  • Druckeigenspannungen in diesen Bereichen der Antriebswelle sind hingegen ein Indiz für eine hohe Stabilität des Werkstücks. Somit geben während des Härtens der Antriebswelle im Bereich der Verzahnungsenden induzierten Eigenspannungen Aufschluss über die Festigkeit und somit die im Betrieb zu erwartenden Lastwechselzahlen der Welle.
  • Um den Einfluss verschiedener Verfahrensparameter (Temperatur und chemische Zusammensetzung des Abschreckbades, Anströmgeschwindigkeit und -profil etc.) beim Härten eines Werkstücks beurteilen und optimieren zu können, können beispielsweise an ausgewählten, unter Verwendung verschiedener Verfahrensparametern gehärteten Wellen Lastwechselversuche durchgeführt werden. Aus der Zahl der Lastwechsel, die die unterschiedlich gehärteten Wellen ohne Bruch ausführen, kann auf die optimalen Verfahrensparameter rückgeschlossen werden. Dieses Verfahren ist a1-lerdings sehr aufwendig, führt zur Zerstörung des Welle und gestattet keine direkten Rückschlüsse auf den Eigenspannungszustand des Werkstücks.
  • Aufgrund der Korrelation zwischen Eigenspannungszustand der Belastungsbereiche und der Betriebsfestigkeit des Werkstücks ist es alternativ möglich, das Härtungsergebnis durch Messung des Eigenspannungszustands, beispielsweise durch röntgenographische Eigenspannungsmessung, zu ermitteln. Aus der DE 694 04 650 T2 ist bekannt, zur Messung von Spannungen in einem ferromagnetischen Material einen Messfühler mit einer Elektromagneteinrichtung zu verwenden, um aus der Orientierung des Magnetfeldes die Richtung der Hauptspannungsachsen zu bestimmen. In der DE 689 08 363 T2 ist weiterhin ein Verfahren beschrieben, bei dem zur Bestimmung biaxialer Spannungen in Stahlbauteilen ein auf dem Barkhausen-Rauschen beruhendes Messverfahren eingesetzt wird. – Diese Messverfahren zur Bestimmung des Eigenspannungszustands eines Werkstücks sind allerdings sehr aufwendig und daher nur im Labormaßstab, nicht aber in der Großserienproduktion, einsetzbar. Weiterhin gestatten sie aufgrund des kleinen Messflecks bzw. der begrenzten Messzone nur eine lokale Ermittlung der Eigenspannungen. Somit können diese Analysemethoden – ebenso wie die oben beschriebenen Lastwechselversuche – zwar für punktuelle Einzeluntersuchungen an gehärteten Werkstücken eingesetzt werden; sie eignen sich aber keineswegs für eine prozessbegleitende – geschweige denn prozessintegrierte – Qualitätsüberwachung des Härteprozesses im Produktionsumfeld.
  • Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bereitzustellen, das eine schnelle und unaufwendige prozessbegleitende Beurteilung des Härteergebnisses im Produktionsumfeld gestattet.
  • Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der Ansprü= the 1 und 3 gelöst.
  • Danach wird die durch die Wärmebehandlung im Werkstück erzeugte Längenänderung gemessen.
  • Ein – im Zuge der Härtebehandlung durchgeführtes – Erwärmen des Werkstücks, gefolgt von einem schnellen Abschrecken; geht einerseits einher mit einer Verzerrung der Gitterstruktur und damit verbunden mit einer Volumenvergrößerung des Werkstücks, welche in etwa linear mit dem Kohlenstoffgehalt des Stahls steigt. Andererseits ändert sich beim Abschrecken des Werkstücks der Eigenspannungszustand des Werkstücks, was – im Falle von Druckeigenspannungen – zu einer weiteren Längenzunahme des Werkstücks führt. Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, die Längenänderungen des Werkstücks zu messen, um auf den Spannungszustand des Werkstücks rückschließen zu können.
  • Die Erfindung benutzt die Tatsache, dass während der martensitischen Umwandlung ein Gefüge (tetragonaler Martensit) entsteht, das aufgrund des übersättigt in Lösung gehaltenen Kohlenstoffs ein vergrößertes Volumen aufweist. Die tetragonale Volumenvergrößerung des Martensits steigt etwa linear mit dem Kohlenstoffgehalt. Dieser Volumenvergrößerung überlagern sich Dimensionsänderungen aufgrund von Eigenspannungen, die während des Härtens – je nach Geometrie und Abschreckcharakteristik des Werkstücks – im Werkstück auftreten: Diese Eigenspannungen tragen, in Abhängigkeit von ihrem Vorzeichen (Zug- oder Druckeigenspannungen), zu einer Festigkeitserhöhung bzw. -erniedrigung in bezug auf bestimmte Betriebsbelastungen des Werkstücks bei. Somit ist eine durch das Härten erzeugte Längenänderung des Werkstücks ein direktes Indiz für die Qualität des Härteergebnisses.
  • Die Erfindung ermöglicht somit eine einfaches, reproduzierbares, zerstörungsfreies und somit großserienfähiges Messen und Prüfen des Eigenspannungszustands des gehärteten Werkstücks. Insbesondere gestattet das Verfahren die schnelle Beurteilung der Oberflächenhärtung von Wellen, durch die bei großer Zähigkeit im Inneren des Werkstücks eine hohe Härte der Oberfläche zur Erhöhung des Widerstandes gegen Flächenpressung und Verschleiß erreicht werden soll.
  • Vorzugsweise wird die Längenänderung des Werkstücks während des gesamten Härteverfahrens kontinuierlich gemessen. Dadurch wird die Gefahr von Messfehlern, die bei Vorher/Nachher-Messungen aufgrund unterschiedlicher Aufspannung des Werkstücks in der Messvorrichtung auftreten können, wirksam vermieden.
  • Zur Durchführung des Verfahrens wird eine Vorrichtung mit einem Sensor verwendet, der die im Werkstück erzeugte Längenänderung misst. Die Vorrichtung umfasst einen Sensor, dessen Messrichtung parallel zu der Richtung der zu prüfenden Druck- bzw. Zugspannungen liegt, so dass die Längenänderung des Werkstücks in der für diese Spannungen wichtigen Richtung gemessen werden können; alternativ kann der Sensor in einer solchen Weise ausgerichtet sein, dass er Längenänderungen des Werkstücks im Vergleich zu einem in der Vorrichtung fixierten Messnormal misst.
  • Vorzugsweise weist die Vorrichtung zwei Fixierelemente („Spitzen") auf, zwischen die das zu prüfende Werkstück – insbesondere eine Welle – reproduzierbar eingespannt werden kann. Mindestens eine der beiden Spitzen ist federgelagert. Mit Hilfe des Sensors wird die Relativposition der beiden am Werkstück angreifenden Spitzen gemessen; die Differenz der Relativpositionen vor und nach der Härtebehandlung gibt Auskunft über die Längenänderung des Werkstücks während der Härtebehandlung und somit über die Größe der im Werkstück erzeugten Druck- und Zugspannungen.
  • Als Sensor kann insbesondere ein Induktionssensor oder ein optischer Längensensor verwendet werden. Der Induktionssensor gestattet eine In-Prozess-Messung während der Härtebehandlung. Bei Verwendung des optischen Sensors wird eine Vergleichsmessung Länge des Werkstücks gegenüber einem Längennormal, insbesondere einem Glasmaßstab, durchgeführt.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich vorzugsweise zur fabrikintegrierten Qualitätsprüfung von Hohlwellen, insbesondere von Antriebswellen.
  • Im folgenden wird die Erfindung anhand zweier in den Zeichnungen dargestellter Ausführungsbeispiele näher erläutert; dabei zeigen:
  • 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Erfassung von Längenänderungen einer Welle ...
  • 1a ... in einer ersten Ausgestaltung mit einer stationären Messstation und ...
  • 1b ... in einer alternativen Ausgestaltung mit einem mobilen Werkstückhalter, an dem ein Sensor befestigt ist;
  • 2 eine schematische Darstellung der Längenänderung einer Welle als Funktion der Zeit bei einer Härtebehandlung.
  • 1a zeigt eine Hohlwelle 1, beispielsweise eine hohle Antriebswelle für ein Kraftfahrzeug, die in eine erfindungsgemäße Vorrichtung 2 zur Erfassung ihres Eigenspannungszustands eingespannt ist.
  • Die Vorrichtung 2 umfasst eine Messstation 3 mit einem optischen Sensor 4, der auf einen am Grundkörper der Messstation befestigten Glasmaßstab 6 ausgerichtet ist. Die Vorrichtung 2 umfasst weiterhin einen Werkstückhalter 7 mit zwei Fixierele menten 8,9 („Spitzen" 8,9), die endseitig an der Welle 1 angreifen und diese Welle 1 in reproduzierbarer Weise in der Messstation 3 fixieren. Eine der beiden Spitzen 8 ist unverrückbar auf dem Werkstückhalter 7 befestigt, während die andere Spitze 9 in Längsrichtung der Welle verschiebbar im Werkstückhalter 7 gelagert ist und gegen die Kraft einer Druckfeder 10 von der anderen Spitze 8 weggedrückt werden kann. Das Blickfeld des Sensors 4 ist auf die verschiebbare Spitze 9 und den Glasmaßstab 6 ausgerichtet. Eine Auswertung des vom Sensor 4 gelieferten Bildes (z.B. mit Hilfe eines geeigneten Bildauswerteverfahrens) liefert Informationen über die Position der verschiebbaren Spitze 9 relativ zum Glasmaßstab 6 und somit über die Länge der Welle 1.
  • Die zu prüfende Welle 1 wird – im weichen Zustand, d.h. vor dem Härtevorgang – in den Werkstückhalter 7 eingespannt und in diesem Zustand in der Messstation 2 längenvermessen. Anschließend wird die Welle 1 der Härtebehandlung unterzogen, die ein Aufheizen der Welle 1 oberhalb der Austenit-Temperatur, gefolgt von einem schnellen Abkühlen der Welle 1 in einem Abschreckbad umfasst. Nach Abschluss der Härtebehandlung wird die Welle 1 erneut in den Werkstückhalter 7 der Messstation 2 eingespannt und erneut längenvermessen. Der Längenunterschied zwischen dem weichen und dem gehärteten Zustand der Welle 1 gibt – wie im folgenden dargelegt wird – Aufschluss über das Vorhandensein von Eigenspannungen in der Welle 1.
  • 2 zeigt in einer schematischen Darstellung die Längenveränderungen der Welle 1 als Funktion der Zeit im Zuge einer Härtebehandlung. Die Welle 1 im weichen, ungehärteten Zustand hat bei Raumtemperatur die Länge l0. Mit Beginn der Härtebehandlung wird die Welle 1 zunächst – beispielsweise durch eine induktive Erwärmung – aufgeheizt. Im Zuge dieser Aufheizung erfährt die Welle 1 zunächst eine thermische Ausdehnung (auf eine Länge l1) bis zum Phasenübergang von der perlitischen in die austenitische Phase, der (zum Zeitpunkt tA) bei 723° C einsetzt; dieser Phasenübergang geht einher mit einer Schrumpfung der Welle 1 auf eine Länge l2. Bei weiterer Erwärmung dehnt sich die Welle 1 – die sich nun im austenitischen Zustand befindet – weiter aus.
  • Zum Zeitpunkt tH, bei dem sich die gesamte Welle 1 im austenitischen Zustand befindet und eine Länge l3 hat, beginnt der Abschreckvorgang. Hierzu wird die Welle 1 in ein Abschreckbad getaucht, in dem eine gleichmäßige, schnelle Abkühlung der Welle 1 erfolgen soll. Diese Abkühlung der Welle 1 im Abschreckbad geht zunächst einher mit thermischen Kontraktion der Welle 1 im austenitischen Zustand (auf eine Länge l4). Sobald die Welle 1 auf etwa 200° C abgekühlt ist (d.h. zum Zeitpunkt tM), setzt der Phasenübergang in die martensitische Phase ein, der mit einer Volumenerhöhung einhergeht, weswegen sich die Länge der Welle 1 auf einen Wert l5 erhöht. Beim anschließenden Abkühlen der Welle 1 auf Raumtemperatur stellt sich die Länge der Welle 1 schließlich auf einen Wert l6 ein; dieser Wert ist zum Zeitpunkt tR erreicht.
  • Das in 2 dargestellte Beispiel des Härtevorgangs hat an der betroffenen Welle 1 somit zu einer Längenvergrößerung Δl von einer Ursprungslänge l0 zu einer Endlänge l 6 (= l0 + Δl) geführt. Eine röntgenografische Untersuchung derselben Welle 1 zeigt, dass die Abschreckbedingungen, denen die Welle 1 dabei unterworfen wurde, besonders hohe Druckeigenspannungen in der Welle 1 erzeugt haben.
  • In 2 ist strichpunktiert der Zeitverlauf der Längenänderung einer anderen Welle 1' gezeigt, die zwar in derselben Weise wie die Welle 1 erwärmt wurde, die jedoch einem anderen Härtevorgang (mit abweichenden Härtungsparametern wie z.B. anderer Temperatur und/oder Anströmgeschwindigkeit des Abschreckmediums) unterworfen wurde. Die Parameter, unter denen diese Welle 1' abgeschreckt wurde, führten zu einer geringeren Längenzunahme Δl' = l6' – l0; gleichzeitig zeigt eine röntgenografische Untersuchung, dass in dieser Welle 1' aufgrund des Härteprozesses Zugeigenspannungen erzeugt wurden.
  • Wie aus 2 ersichtlich ist, erfolgt beim Härten infolge des Gefügeübergangs in den martensitischen Zustand eine Längenänderung, die für alle Wellen 1,1' gleich ist (sofern beim Härten eine vollständige Gefügeänderung eingetreten ist). Zusätzlich zu dieser Gefüge-Längenänderung erfolgt eine weitere Längenänderung, die auf das Entstehen von Druckeigenspannungen in der Welle 1,1' zurückgeht. Je größer der beim Härten beobachtete Längenzuwachs Δl der Welle 1 ist, desto größer sind – unter der Voraussetzung einer vollständigen Gefügeumwandlung – die Druckeigenspannungen in der Welle 1. Ein sehr geringer Längenzuwachs Δl' der Welle 1' hingegen ist ein Indiz für die Erzeugung von Zugeigenspannungen in der Welle 1'. Die prozentuale Längenänderung Δl, Δl' liegt in der Größenordnung von etwa 0.5%, so dass bei einer Welle 1,1' mit einer Länge von L = 500 mm typischerweise Längenänderungen Δl,Δl' von einigen Millimetern auftreten. Die Messgenauigkeit des Sensors 4 sollte daher bei etwa 0.1 mm liegen.
  • Die Längenänderung Δl, Δl', die bei der Martensitumwandlung der Welle 1,1' auftritt, hängt nicht nur vom Eigenspannungszustand der Welle 1,1' ab, sondern wird auch stark vom Kohlenstoffgehalt des Stahls der Welle 1,1' beeinflusst. Dieser Effekt überlagert sich dem Messeffekt. Bei unterschiedlichen Kohlenstoffgehalten unterschiedlicher Chargen kann es deswegen notwendig sein, für jede neue Charge zunächst eine Kalibrierung durchzuführen, mittels derer dieser kohlenstoffabhängige Anteil an der Längenveränderung herauskalibriert wird.
  • Im Ausführungsbeispiel der 1a ist der Sensor 4 Teil einer stationären Messstation 3, in die die Welle 1 vor und nach dem Härtungsprozess in reproduzierbarer Lage und Ausrichtung eingelegt wird. Diese Ausgestaltung gestattet allerdings Längenmessungen nur zu Beginn der Wärmebehandlung (Zeitpunkt t0) sowie nach Beendigung der Wärmebehandlung (Zeitpunkt tR); prozessbegleitende Längenmessungen während des Härtens sind mit einer solchen Art von Vorrichtung 2 nicht möglich.
  • Sollen auch Längenmessungen während des Härtungsprozesses durchgeführt werden, so wird eine alternative, in 1b dargestellte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung 2' verwendet, mit einem mobilen Werkstückhalter 7', in den der Sensor 4' integriert ist (siehe 1b); die Messstation 3 entfällt in diesem Fall. Der Werkstückhalter 7' besteht aus einem Werkstoff, welcher im Temperaturbereich des Wärmebehandlung der Welle 1 zwar Längenänderungen aufgrund thermischer Ausdehnung erfährt, jedoch keine Phasenübergänge durchläuft; somit verlängert/verkürzt sich der Grundkörper 5' des Werkstückhalters 7' zwar beim Erwärmen/Abschrecken im Zuge der Härtebehandlung, kehrt aber beim Abkühlen auf Raumtemperatur wieder auf seine Ursprungslänge zurück. Der Sensor 4' ist auf dem Werkstückhalter 7' in einer solchen Weise befestigt, dass er Verschiebungen der beweglichen Spitze 9' gegenüber dem Grundkörper 5' des Werkstückhalters 7' misst. Vorzugsweise wird hier ein fest mit dem Grundkörper 5' verbundener induktiver Sensor 4' eingesetzt, mit Hilfe dessen den Abstand 11 einer Referenzfläche 12 auf der beweglichen Spitze 9' gegenüber dem Grundkörper 5' gemessen wird. Die Spitzen 8',9' können drehbar auf dem Grundkörper 5' des Werkstückhalters 7' gelagert sein und an einen (in 1b nicht gezeigten) Motor angeschlossen sein, mit Hilfe dessen die Welle 1 gegenüber dem Werkstückhalter 7' rotiert werden kann. Auf diese Weise kann die Welle 1 z.B. während des Erhitzens gegenüber einem stationären Induktor gedreht werden, um eine gleichmäßige Erwärmung zu erreichen; weiterhin kann die Welle 1 während des Abschreckens im Wärmebad gedreht werden, um eine ausgeglichene Anströmung des Abschreckflüssigkeit auf allen Seiten der Welle 1 sicherzustellen.
  • Die in 1b gezeigte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung 2 mit einem mobilen, in den Werkstückhalter 7' integrierten Sensor 4' gestattet zwar eine kontinuierliche, prozessbegleitende Längenmessung der Welle 1, allerdings ist der Sensor 4' durch seine räumliche Nähe zur Heizvorrichtung bzw. dem Abschreckbad hohen thermischen Belastungen ausgesetzt. Der Sensor 4' muss in einer solchen Weise auf dem Werkstückhalter 7' angeordnet sein, dass der Sensor 4' außerhalb des (während der Heizphase) vom Induktor überstrichenen Bereiches liegt, und dass er während des Abschreckens außerhalb des Abschreckbades verbleibt.
  • Es ist zu beachten, dass der in 2 schematisch dargestellte Zeitverlauf der Längenänderungen der Welle 1 nicht den Messwerten des in den Werkstückhalter 7' integrierten Sensors 4' der 1b entspricht. Ein auf dem Werkstückhalter 7' befestigter Sensor 4' misst nämlich eine Überlagerung der Längenänderungen der Welle 1 und der thermischen Ausdehnung/Kontraktion des Grundkörpers 5', auf dem die Welle 1 fixiert ist, so dass der zeitliche Verlauf der Sensormesswerte – in Abhängigkeit vom Material des Grundkörpers 5' – starke Abweichungen von dem in 2 gezeigten Verlauf zeigen kann. Allerdings kehrt der Grundkörper 5' nach der Wärmebehandlung in seine Ausgangslänge zurück, so dass die (vom Sensor 4' gemessene) Messgröße der Gesamt-Längenänderung Δl der Welle 1 (Differenz l6 – l0) unabhängig vom thermischen Expansionskoeffizienten des Grundkörpers 5' ist.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich vor allem für die Prüfung länglicher Bauteile, insbesondere zur Prüfung von Wellen. Besondere Vorteile bringt das Verfahren bei der Prüfung des Eigenspannungszustands von Hohlwellen, da bei Hohlwellen – im Unterschied zu Vollwellen – der Martensit-Übergang über die ganze Welle hinweg in etwa gleichmäßig fortschreitet, weswegen Rückschlüsse von der Längenänderung auf den Eigenspannungszustand der Welle hier besonders einfach sind.

Claims (9)

  1. Verfahren zur Erfassung eines durch ein Härteverfahren erzeugten Eigenspannungszustands in einem Werkstück (1) aus Stahl, dadurch gekennzeichnet, daß eine durch das Härteverfahren im Werkstück (1) erzeugte Längenänderung (Δl) gemessen wird,
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Längenänderung (Δl) des Werkstücks (1) während des Härteverfahrens kontinuierlich gemessen wird.
  3. Vorrichtung zur Erfassung eines durch ein Härteverfahren erzeugten Eigenspannungszustands in einem Werkstück aus Stahl, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung (2,2') einen Sensor (4,4') zur Messung einer durch das Härteverfahren im Werkstück (1) erzeugten Längenänderung (Δl) umfaßt.
  4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung (2,2') zwei Fixierelemente (8,9,8',9') umfaßt, zwischen denen das Werkstück (1) einspannbar ist, und daß mittels des Sensors (4,4') die Relativposition der beiden Fixierelemente (8,9,8',9')meßbar ist.
  5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eines der Fixierelemente (9,9') federgelagert ist.
  6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Sensor ein Induktionssensor (4') ist.
  7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Sensor ein optischer Längensensor (4) ist.
  8. Verwendung der Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung (2,2') zur Erfassung des durch ein Härteverfahren erzeugten Eigenspannungszustands an einer Hohlwelle verwendet wird.
  9. Verwendung der Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung (2,2') zur Erfassung des durch ein Härteverfahren erzeugten Eigenspannungszustands an einer Antriebswelle verwendet wird.
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* Cited by examiner, † Cited by third party
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DE68908363T2 (de) * 1988-04-18 1994-01-13 American Stress Tech Inc Verfahren zur bestimmung biaxialer beanspruchung in ferromagnetischen materialien.
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