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Die Erfindung beschreibt ein wasserlösliches Exopolysaccharid
mit niedriger Viskosität
aus der Familie der Gellan-ähnlichen
Exopolysaccharide, das als Hauptbestandteil Rhamnose und als weitere
Bestandteile Glucose und Uronsäure
enthält.
Des weiteren wird die Verwendung des Exopolysaccharids beschrieben.
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In der Lebensmittel-, pharmazeutischen
und chemischen Industrie wächst
der Bedarf an umweltverträglichen
und günstig
herstellbaren Polysacchariden mit unterschiedlichsten physikalischen
Eigenschaften. Diese Gruppe von Polymeren zeichnet sich besonders
durch ihre biologische Abbaubarkeit, ihre viskosen Eigenschaften
und ihre Löslichkeit
in Wasser aus. Die einzelnen Polysaccharide unterscheiden sich durch
ihre Viskosität,
ihre Kompatibilität
zu verschiedenen ionisierten Verbindungen, ihre Stabilität gegenüber hohen
Temperaturen, pH und Salzkonzentrationen.
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Exopolysaccharide wie z.B. Gellan,
Whelan und Rhamsan werden aufgrund dieser Eigenschaften für die Herstellung
von Lebensmitteln, Pharmaka und Kosmetika, sowie in der Erdölgewinnung
und vielen anderen Industriezweigen eingesetzt.
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Zu diesen Polysacchariden zählt auch
Gellan, das von Bakterien der Gattung Sphingomonas als schleimiges
Agglomerat produziert wird. Es setzt sich zusammen aus einer sich
wiederholenden linearen Kette von D-Glucose, D-Glucuronsäure und L-Rhamnose
im Verhältnis
2:1:1. Weitere Polysaccharide mit ähnlicher Struktur werden in
der Familie der Gellan-ähnlichen
Biopolymere zusammengefasst. Sie alle besitzen eine ähnliche
lineare Struktur, in der wenigstens eine identische Trisaccharid-Sequenz
mit der gleichen anomeren Konfiguration wie in Gellan auftritt.
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Die Hauptunterschiede in der Struktur
liegen in der Lokalisierung der Monosaccharid- und Disaccharid-Seitenkettengruppierung.
Bei einigen Polysacchariden findet sich Mannose als Alternative
zu Rhamnose im Rückgrat
des Polysaccharids. Zu dieser Gellan-ähnlichen Familie gehören Gellan
Gum, Welan Gum (5130), Rhamsan gum (5194), 5-657, 5-88, 5-198, NW-11
und PS-P4, die sich alle durch eine hohe Viskosität in wässriger
Lösung
und hohe thermische Stabilität
auszeichnen (R.M. Banik, B. Kanari and S.N. Upadhyay, 2000 "Exopolysaccharide of
the gellan family: prospects and potential" World Journal of Microbiology & Biotechnology" Vol. 16, S. 407-414).
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Wie auch Gellan werden diese Biopolymere mittlerweile
hauptsächlich
von Mikroorganismen durch Fermentation hergestellt.
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Die hohe Viskosität dieser Exopolysaccharid-Lösungen bringt
bei der mikrobiellen Fermentation allerdings Nachteile mit sich,
die die Kosten ihrer Herstellung erhöhen. Die Viskosität erschwert
die Trennung der produzierten Exopolysaccharide von den Bakterienzellen
und erfordert daher viele Verdünnungsschritte,
um die Viskosität
der Lösung
soweit zu verringern, dass sich die Exopolysaccharide von den Zellen
durch Zentrifugation trennen lassen. Die hohe Viskosität erhöht außerdem den
Energieaufwand für
das Durchmischen der Fermentationsbrühe und die Versorgung der Zellen
mit Nährstoffen.
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So beschreibt
EP-A1-1176209 ein Fermentationsverfahren
zur Gewinnung von Exopolymeren der Gellan-ähnlichen Familie aus verschiedenen Sphingomonas-Mutanten,
bei dem die Exopolymere in das umgebende Medium abgegeben und anschließend isoliert
werden. Durch die Erzeugung von Mutanten, die das Exopolymer ins
Medium abgeben, soll eine Möglichkeit
gefunden worden sein, die Polymere in größeren Maßstäben und vor allem kostengünstig für die Industrie
nutzbar zu machen. Bei der Produktion der Exopolymere durch Fermentation
besteht auch hier der Nachteil darin, dass die hohe Viskosität von 15.000-30.000
mPa·s
in der Fermentationsbrühe die
Trennung der Exopolymere von den Bakterienzellen erschwert.
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Gemäß der
DE 693 20 067 wurden bei einem Massenscreening
eine Reihe von Lactobacillus-Bakterien gefunden, die Exopolysaccharide
aus Rhamnose und Glucose im Verhältnis
von 1:1 bis 3:7 produzieren, um Exopolysaccharide mit verdickenden und/oder
emulsionsstabilisierenden Eigenschaften herzustellen.
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Auch einzelne Monomere aus den Polysacchariden
der Gellanähnlichen
Familie, wie z.B. Glucuronsäure
und Rhamnose sind für
die Industrie von Interesse. So wird z.B. in der
EP A1 0 273 076 L-Rhamnose
in großen
Mengen aus Algen gewonnen. Die Gewinnung von Rhamnose erfolgt dabei
mit einem Organismus, der langsamer wächst und aus dem die L-Rhamnose
durch vorherigen Aufschluss der Zellen isoliert werden muss, was
eine kontinuierliche Produktion von Rhamnose erschwert und die Kosten
für die
Herstellung in die Höhe
treibt.
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Die
US
4,933,281 beschreibt die Gewinnung von Rhamnose aus Pseudomonas
spec. als Rhamnolipid, das anschließend hydrolysiert wird um das Monomer
Rhamnose zu gewinnen.
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Allen im Stand der Technik bekannten
Verfahren ist jedoch gemein, dass nur auf kostspieligem Wege die
Herstellung von Saccharid-Monomeren möglich ist.
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Daher besteht ein hoher Bedarf, ein
kostengünstiges
Verfahren zur Herstellung dieser Saccharid-Monomere und Exopolysaccharide bereitzustellen
und Exopolysaccharide mit neuen Eigenschaften für weitere Anwendungsfelder
zu erschließen.
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Durch intensive Forschung gelang
es den Erfindern ein Exopolysaccharid bereitzustellen, das aus einem
Bakterium, das Exopolysaccharide der Gellan-ähnliche Familie produziert,
erhältlich
ist und sich durch eine Viskosität
in der Lösung
auszeichnet, die unter 20 mPa·s
liegt, herzustellen.
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Die vorliegenden Erfindung betrifft
daher ein solches Exopolysaccharid, das aus einem Bakterium der
Gattung Sphingomonas, das Exopolysaccharide der Gellan-ähnliche
Familie produziert, erhältlich
ist und eine Viskosität
in wässriger
Lösung
bei 30°C
und 0,4% (w/v) von unter 20 mPa·s besitzt.
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Durch die geringe Viskosität des erfindungsgemäß hergestellten
Exopolysaccharids ist es erstmals möglich, einen der wichtigsten
limitierenden Parameter bei der Produktion von Exopolysacchariden deutlich
zu verringern. Durch die geringe Viskosität der Fermentationsbrühe kann
die Anzahl der Verfahrensschritte, die für ein effektives Abtrennen
der exopolymerhaltigen Lösung
von den Zellen notwendig ist, deutlich verringert werden. Die Kosten
werden weiterhin durch den geringeren Energieaufwand beim Durchmischen
der hochviskosen Fermentationsbrühe
verringert.
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Weiterhin stellte sich bei der vorliegenden Erfindung überraschend
heraus, dass das Exopolysaccharid als Hauptbestandteil Rhamnose
enthält, wobei
der Anteil der Rhamnose bei 50-90 Gew.-% liegt.
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Dies erschließt eine einfache und kostengünstige Möglichkeit,
Rhamnose (6-Desoxymannose) durch ein einfaches bakterielles Fermentationsverfahren
der industriellen Gewinnung zugänglich
zu machen. Rhamnose wird von der Industrie als Ausgangsmaterial
für die
Herstellung von Furanosen oder als Rohmaterial in der Maillard-Reaktion
für die Herstellung
von Aromastoffen verwendet.
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Das erfindungsgemäße Polysaccharid der Gellan-ähnlichen
Familie enthält
neben dem Hauptbestandteil Rhamnose auch noch Glucose und Uronsäure und
liegt bevorzugt in einer Zusammensetzung von 50-60 Gew.-% Rhamnose,
15-25 Gew.-% Glucose und 20-25 Gew.-% einer Uronsäure sowie
gegebenenfalls bis 5% unbestimmbarer Rest vor, wobei die Anteile
zusammen 100 Gew.-% ergeben. Eine besonders bevorzugtes Polysaccharid
enthält
50 Gew.-% Rhamnose, 20 Gew.-% Glucose und 25 Gew.-% einer Uronsäure, wobei
die Uronsäure
Guluronsäure,
Glucuronsäure
oder Mannuronsäure
sein kann. Dabei beträgt
die Viskosität
in Lösung
10 mPa·s
bei 30°C
und 0,4% (w/v), und das Molekulargewicht dieses Exopolymers liegt
zwischen 1 und 2 Millionen.
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Neben den bereits erwähnten Vorteilen
im Herstellungsverfahren erschließt dieses Exopolymer durch
seine viskoelastischen Eigenschaften auch neue Anwendungsfelder
für die
Industrie, die ein großes
Interesse an vielfältigen
Exopolysacchariden mit unterschiedlichsten Eigenschaften hat.
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Das Exopolysaccharid wird bevorzugt
aus einer pflanzlichen oder tierischen Quelle gewonnen. Dabei kommen
insbesondere Bakterien der Gattung Sphingomonas in betracht. Bevorzugt
kommen Mutanten von Sphingomonas adhaesiva (DSM 7418) in Betracht.
Besonders bevorzugt ist die Mutante von Sphingomonas adhaesiva,
die unter der Nummer DSM 15145 bei der "Deutschen Sammlung von Mikroorganismen
und Zellkulturen GmbH" (DSMZ)
am 19.08.2002 hinterlegt worden ist.
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Die Erfindung stellt außerdem ein
Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Exopolysaccharids bereit,
dass die folgenden Schritte umfasst:
- a. Fermentieren
eines Bakteriums der Gattung Sphingomonas, das Exopolysaccharide
produziert;
- b. Isolieren des Exopolysaccharids aus dem Überstand der Fermentationsbrühe; und
- c. Lyophylisieren des Verfahrensproduktes aus Schritt b, wobei
das Bakterium einen Mutante von Sphingomonas adhaesiva mit der Hinterlegungsnummer
DSM15145 ist.
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Zur Steigerung der Ausbeute, insbesondere zur
Erhöhung
der Rhamnoseausbeute und zur Vorbeugung gegen unerwünschte Nebenreaktionen kann
das Exopolysaccharid Schutzgruppen in der 2- und/oder 3-Position
der Zuckermonomere bzw. Monomere der Uronsäure aufweisen. Mit den Schutzgruppen
können
insbesondere die an den monomeren Bestandteilen des Exopolysaccharids
vorhandenen Hydroxylgruppen vor unerwünschten Nebenreaktionen geschützt werden.
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Auf diese Weise ist es ebenso möglich, durch
Wahl geeigneter Schutzgruppen am Polymer die hydrophilen/hydrophoben
Eigenschaften des Polymers zu beeinflussen und somit je nach Wahl
der Schutzgruppe, bzw. des Substituenten, an den Monomereinheiten
auch die Viskositätseigenschaften des
Polymers in wässriger
Lösung
entsprechend einzustellen. Dem Fachmann sind aus dem Stand der Technik
zur Übertragung
der Schutzgruppen, bzw. der Substituenten in der 2- und/oder 3-
Position auf enzymatischem oder chemischem Wege oder Kombinationen
davon verschiedene Verfahren bekannt. Für die Übertragung von Schutzgruppen
auf die Monomere des Exopolysaccharids in den Positionen 2 und/oder
3 eignen sich in der Chemie allgemein gebräuchliche Derivatisierungsmethoden
und enzymatische Modifikationen, die durch Transferasen oder Aldolasen katalysiert
werden, bevorzugt durch O-Transacetylase (AlgIJF) und Acetyl-CoA.
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Die Schutzgruppen an den Positionen
2- und 3- einer Monomereinheit, hier als -R2 und
-R3 bezeichnet, die gleich oder unterschiedlich
voneinander sein können,
können
für -O-C1-C30-Alkyl, -O-(C=O)-C1-C30-Alkyl, -O-(C=O)-Aryl, -O-(SO2)-C1-C30-Alkyl, -O-(SO2)-Aryl, N-Acylaminverbindungen, -O-(PO)(OH)w(-O-C1-C30-Alkyl)2_w und -O-(PO)(OH)w(-O-Aryl)2-w stehen,
wobei w für
0, 1 oder 2 stehen kann und der C1-C30-Alkylrest geradkettig, cyklisch oder verzweigt
sein kann und gegebenenfalls mit einem oder mehreren von Amino,
Heteroatomen, bevorzugt Halogen, substituiert sein kann, oder R2 und R3 zusammen
genommen einen Ring -O-(CH2)n-O-
mit n = 1 bis 4 bilden können.
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Besonders bevorzugt sind die Schutzgruppen,
die aus der Gruppe ausgewählt
werden, die aus C1-C20-Carboxylat,
insbesondere Formiat, Acetat, Pyruvat, Lactat, Acyl-, C1-C20-alpha-Aminocarboxylat,
C1-C20-N-Acyl-Verbindungen
wie N-Formyl-, N-Acetyl-,
N-Propionyl-, Sulfonat und Phosphat besteht.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich
besonders durch den verringerten Energieaufwand während der
Fermentation aus, da die geringe Viskosität des gebildeten Exopolymers
den Energieaufwand beim Durchmischen der Lösung verringert. Die geringe
Viskosität
erleichtert außerdem
die Isolation des exopolymerhaltigen Teils der Lösung vom Rest der Fermentationsbrühe.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
wird für
die Isolation des Exopolymers die Fermentationsbrühe einer
Behandlung zum Abtrennen der unlöslichen
Bestandteile unterzogen. Dies kann in dem erfindungsgemäßen Verfahren
durch Zentrifugation oder Filtration der Fermentationsbrühe erreicht
werden aber auch durch jede andere Methode die sich für diesen
Zweck eignet. Nach Abtrennung der unlöslichen Bestandteile wird das
Filtrat einer Präzipitationsbehandlung,
bevorzugt einer alkoholischen Präzipitationsbehandlung
unterzogen. Gefriertrocknung oder Ultrafiltration mit anschließender Ethanol-Präzipitation
sind weitere Methoden, die sich für die Gewinnung des Exopolymers
einsetzen lassen.
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Aufgrund der vorteilhaften rheologischen und
physiko-chemischen Eigenschaften eröffnen sich für die Industrie
durch dieses Exopolymer neue Einsatzgebiete und Optimierungsmöglichkeiten
für bereits
bestehende Einsatzgebiete von Exopolysacchariden.
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Die Erfindung betrifft daher auch
die Verwendung des Exopolysaccharids in der Lebensmittelindustrie
als Verdickungsmittel, Stabilisator, Bindemittel, Geliermittel oder
Fettersatzstoff.
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Des weiteren lässt es sich in der pharmazeutischen
Industrie für
die Herstellung von Medikamenten, insbesondere ophthalmische Medikamente
oder als Zusatz von Medikamenten zur regulierten Freigabe von Wirkstoffen,
einsetzen.
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Weiterhin kann es als Geliermittel
in der Kosmetikindustrie, der chemischen Industrie oder bei der Herstellung
von Zahnpflegemitteln verwendet werden.
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Aufgrund des hohen Rhamnosegehaltes
eignet es sich unter anderem auch für die industrielle Gewinnung
von Rhamnose.
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Rhamnose wird in der Industrie als
Ausgangsmaterial zur Herstellung von Furanosen oder als Rohmaterial
in der Maillard-Reaktion
für die
Herstellung von Aromastoffen verwendet. Bisher wird die dafür notwendige
Rhamnose aus Rhamnoglycosiden von Quercetin und Rutin gewonnen,
die aus Baumrinden, Früchten
und einer Vielzahl anderer natürlicher
Quellen in aufwendigen Verfahren isoliert werden.
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Die Erfindung wird nun im Detail
anhand des folgenden Beispiels beschrieben.
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Entwicklung der Sphingomonas
Mutante DSM 15145
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Den Zellwänden vieler Bakterien sind
mehr oder weniger dicke Schichten stark wasserhaltigen Materials
aufgelagert, die als Kapseln oder Schleimhüllen bezeichnet werden. Die
Kapseln bestehen meist aus Polysacchariden, die außer Glucose
auch noch Aminozucker, Rhamnose, 2-Keto-3-desoxygalactonsäure, Uronsäuren der
Zucker und organische Säuren
enthalten. Viele dieser Kapselsubstanzen werden als Schleime in
die Umgebung abgegeben. Diese schleimigen Polysaccharide werden
als Exopolysaccharide oder Exopolymere bezeichnet.
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Die Exopolymer-bildende Mutante von Sphingomonas
adhaesiva DSM 7418 wurde durch Behandlung mit einem mutationsauslösendem Agens,
bevorzugt N-methyl-N'-nitro-N-nitroso-guanidin
(NMG), und durch anschließende
phänotypische Selektion
der mucoiden Kolonien erhalten. Für die Erzeugung von ungerichteten
Mutationen können
allerdings auch andere Substanzen, wie zum Beispiel Ethylmethansulfonat,
UV-Strahlung, 5-Bromuracil oder salpetrige Säure verwendet werden.
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Die Selektion der Exopolymer-bildenden
Mutanten erfolgte vorzugsweise durch optische Auswertung des Umfangs
der Schleimhüllen
der einzelnen Bakterienkolonien. Zusätzlich kann die Zugabe von Disacchariden
zum Nährmedium
die Bildung einer Schleimhülle
anregen. Der lichtmikroskopische Nachweis dieser Schleimhüllen ist
dabei indirekt in einer suspendierten Lösung der Bakterienkolonien durch
Kontrastfärbung
der umgebenden Lösung
mit Nigrosin, Kongorot oder chinesischer Tusche möglich.
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Die bei diesen Versuchen erhaltene
Variante des Bakteriums Sphingomonas adhaesiva DSM 7418 wurde am
19. August 2002 bei der "Deutschen Sammlung
von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH" (DSMZ) in Braunschweig unter der Nummer DSM
15145 hinterlegt.
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Das selektierte Bakterium wird danach
zur Vermehrung und weiteren Charakterisierung in R2A Medium oder
einem anderen dafür
geeignetem Nährmedium
vorzugsweise bei 30°C
fermentiert.
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Zur Kultivierung der Sphingomonas-Bakterien
werden in der Regel flüssige
Kulturen, die mindestens eine Kohlenstoffquelle, die aus Glucose,
Lactose, Sucrose, Maltose oder Maltodextrin ausgewählt wird,
enthalten, verwendet. Dazu wird als Stickstoffquelle mindestens
eine Substanz aus anorganischem Ammonium, anorganischem Nitrat,
organische Aminosäuren
ausgewählt
oder proteinische Materialien, wie z.B. Hefeextrakt, Sojamehl und
Casein verwendet. Weitere Zusatzstoffe sind anorganische Salze und
Vitamine. In diesem Herstellungsbeispiel wurde das wie folgt beschriebene
R2A Medium eingesetzt, dass sich wie folgt zusammensetzt: 0.5 g/l Hefeextrakt,
0.5 g/l Proteose-Pepton, 0.5 g/l Casein-Hydrolysat, 0.5 g/l Glucose,
0.5 g/l lösliche
Stärke, 0.3
g/l Natriumpyruvat, 0.3 g/l Dinatriumhydrogenphosphat, und 0.05
g/l Magnesiumsulfat. Die Zellen lässt man so lange wachsen, bis
sie kurz vor Erreichen der stationären Phase stehen. Danach wird
die Kulturbrühe
abzentrifugiert, um die exopolysaccharidhaltige Lösung von
den Zellen abzutrennen. Aufgrund der niedrigen Viskosität der gebildeten
Exopolymerlösung
lässt sich
dabei dieser Schritt ohne vorherige oder mit wenigen Verdünnungsschritten
der gesamten Lösung
ausführen.
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Isolierung
des Exopolymers aus der Kultur
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Um das Exopolymer aus dem zuvor gewonnenen
Zellüberstand
zu isolieren und zu konzentrieren, werden alle anderen Bestandteile
vom Zellüberstand
abgetrennt.
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Für
die Präzipitation
wird Isopropanol (nach Linn, C.C. und Casida, L.E. (1984) Applied & Environmental
Microbiology; 47:427-429), kaltes Ethanol (nach Ligio, O.M. und
Correia, I.Sa. (1991) Biotechnology & Applied Biochemistry; 14:357-364),
Gefriertrocknung oder Ultrafiltration mit anschliessender Ethanol-Präzipitation
eingesetzt. Bei der Ultrafiltration werden asymmetrische Membranen
mit verschieden großen
Poren an Unter- und
Oberseite und verschiedenen Ausschlussgrenzen aus Cellulose, Celluloseester,
Polyethersulfon oder Polyvinylidenfluorid (PVDF) verwendet.
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Der Zellüberstand wird mittels Druckdifferenzen
oder Zentrifugation durch die Membranen gepresst. Dadurch kann das
Probevolumen ohne Veränderung
der Salzkonzentration verringert werden. Durch diesen Konzentrierungsschritt
wird das Volumen an Ethanol verringert, das bei der angeschlossenen
Ethanol-Präzipitation
des Exopolysaccharids benötigt
wird. Zuvor wird die konzentrierte Lösung vorzugsweise mit 5 M Trichloressigsäure behandelt,
um die Proteine aus der Lösung
zu entfernen. Nach der Neutralisierung mit Natronlauge erfolgt die
eigentliche Ethanol-Präzipitation
des Exopolysaccharids aus der Lösung.
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Für
die Gewinnung des reinen Exopolysaccharid-Pulvers wird das Präzipitat
bei –70°C eingefroren
und lyophylisiert.
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Charakterisierung des
gewonnenen Exopolymers
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Zur Bestimmung des gesamt Kohlenhydratgehaltes
(Anthron-Test) im Exopolymer werden 100 μl einer eisgekühlten Probe
des gelösten Exopolymers
mit 1 ml eiskaltem Anthron-Reagenz gemischt. Das Anthron-Reagenz
setzt sich zusammen aus 0,2 g Anthron (9(10H)-Anthracenon), 8,0 ml Ethanol (96%, w/v),
30,0 ml H2O (bidest.) und 100 ml H2SO4 (95 bis 97%,
w/v, p.A.). Diese Lösung
wird für
5 min auf Eis gelagert und anschließend für 7 min bei 95°C inkubiert.
Nach Abkühlung
auf Raumtemperatur wird die Extinktion bei einer Wellenlänge von
644 nm gemessen. Zur Bestimmung der Kohlenhydrat-Konzentration wird
eine Eichgerade mit D-Glucose im Bereich von 0 bis 100 μg/ml erstellt.
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Für
den Uronsäurenachweis
werden 0,2 ml der Exopolymer-Lösung
mit 1,2 ml H2SO4-Tetraborat-Lösung (0,0125
M Dinatriumtetraborat in konz. H2SO4) vermischt und 10 min in einem Eisbad äquilibriert.
Danach wird diese Lösung
für 5 min
bei 100°C inkubiert
und danach für
5 min im Eisbad abgekühlt. Anschließend werden
20 μl m-Hydroxydiphenyl-Lösung (0,15
(w/v) in 0,5% (v/v) NaOH (0,125 M)) hinzu pipettiert und für 45 s gemischt.
Die Extinktion wird nach weiteren 10 min bei 520 nm gemessen (Leerwertkontrolle
enthält
H2O (dest.) anstatt der Probe). Zur Bestimmung
der Uronsäure-Konzentration
wird eine Eichgerade mit Alginatlösung (0,2 mg/ml in H2O (dest.)) im Bereich von 10 bis 200 μg/ml erstellt.
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Für
die Bestimmung des Rhamnosegehaltes werden 100 μl Proben einer Exopolymerlösung mit 900 μl einer Lösung zusammengegeben,
die 0,19% Orcin (in 53% (v/v) H2SO9) enthält.
Dieses Gemisch wird für
30 min bei 80°C
inkubiert und anschließend für 15 min
auf Raumtemperatur heruntergekühlt.
Die Extinktion der Proben wird bei einer Wellenlänge von 421 nm gemessen. Zur
Bestimmung der Rhamnose-Konzentration wird eine Eichgerade mit Rhamnose-Lösung im
Bereich von 0 bis 50 μl/ml
erstellt.
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Um auszuschließen, dass primäre Amine
im Exopolymer enthalten sind, wird eine Aminosäurebestimmung durchgeführt. Dazu
wird das Exopolymer in 6 M HCl-Lösung
(1 mg/100 ml) für
12 h hydrolisiert, anschließend
lyophilisiert und im gleichen Volumen destilliertem Wasser gelöst. Die
so erhaltenen hydrolisierten Exopolymer-Proben werden einer Vorsäulenderivatisierung
mit ortho-Phthaldialdehyd (OPA) unterzogen, um anschließend in
einer Reversed-Phase-Chromatographie (RP) primäre Amine nachweißen zu können. Für die Derivatisierung
werden 460 μl
einer Exopolymer-Probe
mit 200 ml eines 0,5 M Borat-Puffers (pH 9,5) und 100 μl OPA Reagenz
vermischt. Nach 200 s Inkubation bei Raumtemperatur werden 50 μl 0,75 M
HCl-Lösung
zugegeben, um den pH Wert auf 7,0 bis 7,5 einzustellen und damit
die Derivatisierungsreaktion zu stoppen. Für die RP Analyse werde 100 μl der Lösung aus
der Derivatisierungsreaktion mit 400 μl Elutions-Lösung gemischt (26:74 Methanol/50
mM Natriumacetat). Von dieser Mischung werden 20 μl auf die
zuvor mit Elutions-Lösung äquilibrierten
RP Säule
(0,46 × 12,5
cm, RP18 Techsphere ODS-2; Kontron Instruments) gegeben. Die aus
primären
Aminosäuren
und OPA gebildeten Isoindolderivate werden mit einem Methanol/50
mM Natriumacetat Gradienten eluiert, bei dem der Methanol-Gehalt
bei 40°C
und einer Flußrate
von 1 ml/min–1 von
26 auf 75% (v/v) linear zunimmt. Die gebildeten Isoindolderivate
können
dann bei 330/450 nm (Extinktion/Emission) fluorimetrisch bestimmt werden
(Modell: 1046A Fluoreszenzdetektor von Hewlett Packard). Die Kalibrierung
des Gerätes
erfolgt mit einer reinen Aminosäurelösung (chromatographisch
rein, Sammlung AS-10 von Serva Feinbiochemica).
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Bei der Bestimmung des Gehaltes an
primären
Aminosäuren
im Exopolymer, dass aus dem Sphingomonas Bakterium isoliert worden
ist, konnten primäre
Amine nicht nachgewiesen werden.
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Die Bestimmung des Molekulargewichts
des Exopolymers erfolgt mittels einer Gelpermeationschromatographie
(GPC). Dazu werden 2 bis 3 mg des lyophilisierten Polymers in Eppendorf- Reaktionsgefäßen in 1
ml Laufpuffer resuspendiert. Der Laufpuffer setzt sich zusammen
aus 9, 0 g Na2HPO4·12 H2O und 1,5 g KH2PO4 ad 1000 ml (pH 7, 0, H2O
(bidest.)). Die suspendierten Proben werden danach in Autosampler-Gefäße N8-1
(Fa. Machery Nagel) überführt.
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Vor der Auftrennung der zu untersuchenden Proben
wird die Säule
zwei Stunden lang mit dem Laufpuffer äquilibriert. Nach der Äquilibrierung
wird ein Probevolumen von 20 μl
mit Hilfe des Autosamplers Basic (Fa. Marathon, Groß-Umstadt,
D) in die GPC-Apparatur
eingespritzt. Mittels einer HPLC-Pumpe 64 (Fa. Knauer, Groß-Umstadt,
D) werden die Proben dann für
35 min, bei einer Flussrate von 1 ml/min über zwei in Serie geschaltete
Hydroxy-Ethyl-Methacrylat-Säulen, HemaBio
1000 und HemaBio 100 (Fa. Polymer Standard Service, PSS, Mainz,
D) aufgetrennt. Zur Detektion wird ein Differential-Refraktometer
(Fa. Knauer, Groß-Umstadt, D) verwendet.