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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zum Ausschalten eines Freisprechbetriebs, bei dem der Freisprechbetrieb
in einem bestimmten Abstand ausgeschaltet wird. Weiterhin betrifft
die Erfindung ein entsprechendes Kommunikationsgerät.
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Kommunikationsgeräte wie beispielsweise Mobilfunkgeräte werden
in zunehmendem Maße
mit einer integrierten Freisprecheinrichtung ausgestattet. Dadurch
ist es nicht mehr erforderlich, das Mobilfunkgerät während eines Telefonats direkt
an das Ohr zu pressen. Durch eine geeignete Erhöhung der Lautstärke der Hörkapsel
beziehungsweise des Lautsprechers kann eine zufriedenstellende Kommunikation
auch dann gewährleistet
werden, wenn das Mobilfunkgerät
beispielsweise auf einem Tisch liegt. Wird ein im Freisprechmodus
betriebenes Gerät
an das Ohr geführt,
oder ein im Normalmodus betriebenes Gerät während des Telefonierens versehentlich
in den Freisprechbetrieb umgeschaltet, können wegen der hohen Lautstärke, insbesondere,
wenn Anruf- oder Signalisierungstöne aktiviert werden, Hörschäden auftreten.
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Zur Vermeidung des Auftretens von
Hörschäden werden
bereits einige, nachstehend aufgeführte, auf Abstandsmessungen
basierende Verfahren verwendet, die jedoch abhängig von der verwendeten Technologie verschiedene
Nachteile aufweisen:
- 1. Verfahren zur Erfassung
von Lichtsignallaufzeiten: Für
die Lichtsignale werden überwiegend
Signale im infraroten Frequenzbereich verwendet. Auf Grund der Lichtgeschwindigkeit
von 3·108m/sec und der dadurch bedingten kurzen Laufzeit
des Signals stellt diese Art der Messung sehr hohe Anforderungen
an die Signalverarbeitung. Weiterhin hängen Intensität und Streuung
des reflektierten Signals stark von der Oberflächenbeschaffenheit des reflektierenden
Objekts ab. Auch eine Unterscheidung, ob das in Reflexion gemessene
Signal von menschlicher Haut oder anderen Objekten stammen, ist
mit dieser Methode nicht möglich.
- 2. Verfahren zur Erfassung von Signallaufzeiten akustischer
Signale: Für
die akustischen Signale werden vorzugsweise Frequenzen aus dem Ultraschallbereich
verwendet. Auf Grund der wesentlich geringeren Ausbreitungsgeschwindigkeit
von Schall in Luft von etwa 330m/s werden hier signifikant niedrigere
Ansprüche
an die Signalverarbeitung gestellt. Ebenso wie bei den optischen
Verfahren wird auch hier eine starke Abhängigkeit des reflektierten
Signals von der Oberflächenbeschaffenheit
des reflektierenden Objekts auf. Werden für den Messvorgang hohe Pegel
des Messsignals benötigt,
beispielsweise 120dba an der Hörkapsel,
sind trotz Abstrahlung im Frequenzbereich knapp oberhalb des hörbaren Frequenzspektrums
Schädigungen
des Gehörs
nicht auszuschließen.
Diese Schädigungen
können
sich beispielsweise durch einen Hörverlust im hohen Frequenzbereich
oder Tinitus äußern. Weiterhin
ist ebenso wie bei den optischen Verfahren eine Unterscheidung,
ob eine gemessene Reflexion von menschlicher Haut oder anderen Objekten stammt,
nicht möglich.
- 3. Verfahren, die auf dem Prinzip der akustischen Kopplung zwischen
Hörkapsel
beziehungsweise Lautsprecher und Mikrofon basieren, erkennen die
Annäherung
des Gerätes
an den Kopf durch einen zunehmenden Pegel der von der Hörkapsel
abgestrahlten und vom Kopf reflektierten Signale am Mikrofon. Bei diesen
Verfahren wird allerdings die Annäherung nur als Vorgang detektiert,
so dass nicht unterschieden werden kann, ob das Gerät a) am
Kopf anliegt oder b) beispielsweise auf einem Tisch liegt. Im Fall
a) werden die von der Hörkapsel
abgestrahlten Signale durch das Ohr abgedeckt und somit stark gedämpft, im Fall
b) sind die Signale durch die weit entfernten Reflexionen ebenfalls
stark gedämpft.
Somit kann die Gefahr eines aktivierten Freisprechbetriebs bei Anlegen
des Gerätes
am Ohr nicht ausgeschlossen werden. Weiterhin können die durch das Mikrofon
detektierten Pegelerhöhungen
auch durch Reflexionen von anderen Objekten als Kopf oder Ohr hervorgerufen
werden, so die gewünschte
Freisprechfunktion deaktivieren.
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Ausgehend von diesem Stand der Technik
ist es Aufgabe der Erfindung, eine Alternative zu diesen Verfahren
anzugeben, welche mit einfachen Mitteln und sicher einen Freisprechbetrieb
am menschlichen Ohr sicher unterbindet.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren
mit den Merkmalen nach Anspruch 1 beziehungsweise ein Kommunikationsgerät mit den
Merkmalen in Anspruch 4 gelöst.
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Vorteilhafte Weiterbildungen finden
sich in den abhängigen
Ansprüchen.
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Kern der Erfindung ist es, einen
Freisprechbetrieb bei einem Kommunikationsgerät in Abhängigkeit von einer Temperatur
auszuschalten. Dazu wird mit einem Sensor oder wärmeempfindlichen Sensorelement die
mittlere Temperatur in einem Erfassungsbereich gemessen. Der Erfassungsbereich
wird durch den Raumwinkel definiert, innerhalb dessen der Sensor
Strahlung empfängt,
sowie durch den Abstand, bis zu dem gemessen wird, beispielsweise
ein Körper,
der hinter ihm liegende Strahlung weitgehend abschirmt. Der Raumwinkel
hängt auch
von der sensitiven, also beispielsweise von der strahlungsempfindlichen
Fläche
des Sensors ab.
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Es ist weiterhin ein Temperaturschwellwert
definiert, bei dessen Überschreitung
der Freisprechbetrieb ausgeschaltet wird.
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Wird beispielsweise der Erfassungsbereich
in näherungsweise
vollständig
mit einem Körperteil,
insbesondere dem Kopf, belegt, dann ist die gemessene Temperatur
von einer Situation verschieden, bei der ein Teil des Raumwinkels
durch den Kör per
belegt wird. Da der Raumwinkel, innerhalb dessen der Sensor Messwerte
erfasst, fest ist, hängt
der Anteil, den der Kopf am Erfassungsbereich einnimmt neben der
Fläche
des Sensorelements auch vom Abstand zwischen Sensorelement und Kopf
ab. Somit kann eine sehr sensitive Abstandsmessung durchgeführt werden.
Eine Unterscheidung zwischen dem Kopf und sonstigen Körperteilen des
Benutzers erfolgt beispielsweise über die mittlere Temperatur,
da bekleidete Körperteile
i.A. eine geringere Temperatur aufweisen.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung
ist ein Temperaturfenster vorgesehen, innerhalb dessen der Freisprechbetrieb
abgeschaltet ist.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand
beispielhafter Ausgestaltungen näher
erläutert,
die teilweise auch in der Figur dargestellt sind. Es zeigt:
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1 das
Flächenelement,
welches durch den Raumwinkel in Abhängigkeit von der Entfernung
definiert wird;
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2 die
Definition eines Temperaturfensters, innerhalb dessen der Freisprechbetrieb
abgeschaltet ist.
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Es soll nun zunächst die prinzipielle Funktionsweise
der Erfindung erläutert
werden. Dazu wird
- a) das Prinzip einer berührungslosen
Temperaturmessung und
- b) die Ableitung einer Entfernung aus dieser Temperaturmessung
betrachtet.
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a) Eine berührungslose Temperaturmessung
erfolgt beispielsweise mit einem thermoelektrischen Strahlungssensor,
der eine gewisse aktive Sensorfläche
aufweist, welche in der Zeichnung mit A2 gekennzeichnet ist und
sich zumeist in der Größenordnung
von einigen Quadratmillimetern bewegt. Dieser Sensor weist eine
gewissen Empfindlichkeit S auf, die definiert, welche Spannung am
Ausgang des Sensors in Abhängigkeit
von dem einfallenden Strahlungsfluss anfällt. Die thermische Strahlung
des Messobjekts gelangt durch ein für den infraroten Spektralbereich
durchlässiges
Fenster auf die Sensorfläche.
Die auftreffende Strahldichte wird durch das Stephan-Boltzmann-Gesetz
beschrieben.
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Zur Verdeutlichung der Zusammenhänge wird
ein spezielles, vereinfachtes Beispiel angegeben:
Unter der
Voraussetzung, dass sich Sensorfläche A
2 und
Strahlerfläche
A
1 parallel gegenüber stehen, die Strahlerflächen kreisförmig sind,
die Flächen
senkrecht zur Symmetrieachse stehen und die Sensorfläche A
2 sehr viel kleiner als die Strahlerfläche ist,
folgt für
den von der Strahlerfläche
A
1 auf die Sensorfläche eingestrahlten Strahlungsfluss Φ (A
2)
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Der gemessene Fluss hängt also
vom Flächenverhältnis von
Strahlerfläche
A1 und Sensorfläche A2, vom
Abstand a sowie von der Differenz der vierten Potenzen der Temperaturen
der jeweiligen Flächen
ab.
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Der abgestrahlte Strahlungsfluss
ist im thermischen Gleichgewicht gleich dem eingestrahlten Strahlungsfluss
multipliziert mit dem Emissionsfaktor E. Für eine zuverlässige Messung
ist es vorteilhaft, dass der Emissionsfaktor möglichst gross ist. Der Emissionsfaktor
E definiert also im thermischen Gleichwicht das Verhältnis von
angestrahltem Strahlungsfluss und abgestrahltem Strahlungsfluss
auf beziehungsweise von einem Körper.
Für einen
sogenannten Schwarzkörperstrahler
ergibt sich für
E ein Wert von 100. Der Emissionsfaktor menschlicher Haut liegt
mit 98 nahe an diesem Wert.
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Die Messung wird also zunächst durch
Temperatur des Strahlungssensors T2 beeinflusst. Daher ist es in
einer vorteilhaften Ausgestaltung vorgesehen, die Temperatur des
Strahlungssensors auf einen bestimmten Wert zu regeln, was beispielsweise
durch ein Peltier-Element realisiert wird.
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Es sind auch weiter Temperaturregeleinheiten
vorgesehen, die sich insbesondere durch einen geringen Energieverbrauch
auszeichnen.
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b) Das wärmeempfindliche Sensorelement
mit der Sensorfläche
A2 misst, da an seinem Ausgang eine Spannung
abfällt,
eine mittlere Temperatur T1 der gesamten
Strahlerfläche
A1. Das heißt, dass die Temperatur T1 der Strahlerfläche A1 verändert wird,
sobald die Temperaturverteilung über
diese Fläche
nicht homogen ist. Diesen Sachverhalt macht sich die Erfindung zu
Nutze: Das Sensorelement mit der Sensorfläche A2 und
dem Sensorradius r2 befindet sich im oder
am Kommunikationsgerät.
Befindet sich das Kommunikationsgerät nahe am Körper, beispielsweise am Kopf,
so ist die im Raumwinkel φ definierte
Fläche
A1 relativ klein, so dass sie vollständig vom
Kopf belegt wird. Somit wird als gemittelte Temperatur T1 die Oberflächentemperatur des Kopfes gemessen.
Wird der Abstand a zwischen Sensorfläche A2 und
Körper,
also der Strahlungsfläche
A1 vergrößert, so
vergrößert sich
auch die durch den Raumwinkel φ festgelegte
Strahlerfläche
A1. Damit wird diese nicht mehr vollständig beispielsweise
vom Kopf belegt. Beispielsweise bei geringerer Umgebungstemperatur
wird die mittlere Temperatur T1 abgesenkt.
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Somit kann ein entsprechendes Temperaturfenster
definiert werden, bei dem die Strahlerfläche A1 vollständig oder
nahezu vollständig
vom Körper,
beispielsweise dem Kopf, belegt wird und somit eine mittlere Temperatur
T1 von etwa 25-37°C gemessen wird. Weiterhin kann
die gemessene mittlere Temperatur T1 auch durch zwischen dem Strahlungssensor
und dem Messobjekt liegende, kühlere
Luftschichten abgesenkt werden. Auch dies kann für die Definition des Temperaturfensters
ausgenutzt werden.
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Weiterhin kann mit Hilfe einer optischen
Linse innerhalb der physikalischen Grenzen ein geeignetes Verhältnis von
Entfernung a zu Strahlerfläche
A1 erzielt werden.
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Thermische Sensoren erlauben Messzeiten
unter einer Millisekunde, so dass keine Fehlmessungen auf Grund
von Bewegungen des Messobjektes zu erwarten sind.
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In einer Ausgestaltung ist es vorgesehen,
während
des Freisprechbetriebs in geeigneten Zeitabständen Temperaturmessungen wie
oben beschrieben vorzunehmen. Fällt
der Messwert in ein Temperaturfenster, das beispielsweise relativ
eng begrenzt wischen 35°C
und 39°C
liegt, wird die Entscheidung zur Deaktivierung des Freisprechbetriebs
getroffen.
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Die Definition eines Temperaturfensters
ist in 2 dargestellt,
in der der Verlauf der gemessenen Temperatur T gegenüber der
Zeit t dargestellt ist. Das Temperaturfenster, innerhalb dessen
der Freisprechbetrieb oder Freisprechmodus (FSM) ausgeschaltet ist,
wird durch die Temperaturen T2 und T1 nach unten bzw. oben begrenzt. Steigt nun
die Temperatur am Punkt 1 über
den Schwellwert T2, so wird der Freisprechmodus FSM
ausgeschaltet. Überschreitet
die gemessene Temperatur T weiterhin den Temperaturwert T1, so wird der Freisprechmodus wieder angeschaltet.
Fällt die
Temperatur am Punkt 3 wiederum unter die obere Temperaturschwelle
T1, so wird der Freisprechmodus FSM wieder
abgeschaltet und bei weiterem Fallen unter die Temperaturschwelle
T2 am Punkt 4 wird der Freisprechmodus wieder
angeschaltet.
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Die Lage und Breite des Temperaturfensters
können
wahlweise fest programmiert werden oder über eine Menüfunktion
des Kommunikationsgeräts,
beispielsweise des Mobiltelefons, durch den Benutzer einstellbar
sein. Weiterhin kann eine individu elle Anpassung an die thermischen
Eigenschaften des Benutzers durch eine automatische Kalibrierroutine
erfolgen. Im Rahmen dieser Kalibrierroutine führt der Benutzer sein Gerät an sein
Ohr, wodurch die momentane Temperatur, die beispielsweise durch
das Tragen einer Mütze
variiert werden kann, gemessen. Die optimale Einstellung für das Abstand-a-zu-Strahlerfläche-A2-Verhältnis könnte beispielsweise
im Rahmen eines derartigen Kalibriervorgangs erfolgen.
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In einer anderen Ausgestaltung, bei
der das Kommunikationsgerät
bereits eine Kamera aufweist, ist es vorgesehen, diese Kamera als
wärmeempfindlicher
Sensor zu benutzen. In der Regel werden für integrierte Kameras sogenannte
CCD-Kameras Charged Coupled Device) benutzt, die hervorragend in
der Lage sind, Infrarotstrahlung zu detektieren.
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Der wärmeempfindliche Sensor lässt sich
beispielsweise im Bereich der Hörkapsel
positionieren. Damit wird die Temperatur in der relevanten Richtung
gemessen, da die Hörkapsel
den Lautsprecher darstellt.