Die leichte Abspaltung von funktionellen
Gruppen aus Molekülen
spielt auf vielen Gebieten der Chemie und Biologie eine wichtige
Rolle, so auch beispielsweise beim Aufbau größerer chemischer Einheiten,
wie etwa bei der Synthese von Polymeren, Naturstoffen usw. Dabei
werden besonders reaktive Gruppen, die die jeweilige beabsichtige
Verknüpfung
zweier Moleküle
beeinträchtigen
oder durch unerwünschte
Nebenreaktionen stören
können
durch chemisch oder physikalisch wieder abspaltbare funktionelle
Schutzgruppen zeitweilig gezielt „maskiert" bzw. geschützt, damit sie nicht an der
erwünschten
Verknüpfungsreaktion
teilnehmen.
Für
ein vergleichendes Studium der molekularen Erkennung zwischen Biomolekülen der
gleichen oder verschiedener Strukturklassen, ist der Einsatz großer kombinatorischer
Bibliotheken von auf einem Substrat immobilisierten Bindungspartnern
der in Lösung
angebotenen Biomoleküle
von großem
Vorteil.
Unter dem Begriff "Biomoleküle" versteht der Fachmann
Verbindungen aus den Klassen der Nukleinsäuren und deren Derivate, Proteine,
Peptide und Kohlenhydrate.
Dieses Prinzip der wechselseitigen
molekularen Erkennung findet insbesondere beim gezielten Aufbau
von Polynukleotiden aus Nukleosidbausteinen und/oder Oligonukleotidbausteinen
Anwendung. Der gezielte Polynukleotidaufbau wiederum ist für die Herstellung
von DNA Chips, die eine hohe Dichte („high-density DNA-chip") von darauf angeordneten
Polynukleotiden aufweisen von entscheidender Bedeutung.
DNA Chips, d.h. sogenannte Microarrays
von Feldern auf einem Glas- oder Polymersubstrat immobilisierter
DNA oder beliebig ausgewählter
Oligonukleotide, die als Super-multiplex-Sonden der molekularen Erkennung durch
Hybridisierung fungieren, (S.P.A. Fodor, Science 277 (1997) 393,
DNA Sequencing Massively Parallel Genomics) werden schon seit längerem beispielsweise
in der Medizin und der pharmazeutischen Forschung eingesetzt.
Dort nehmen DNA-Chips wiederum eine
wichtige Rolle bei der genetischen Analytik und Diagnostik ein.
Die am weitesten verbreitete Technik zur Herstellung derartiger
DNA-Chips ist die sogenannte räumlich adressierte,
parallele, lichtgesteuerte Oligonukleotidsynthese auf festen Substraten
(siehe z.B. S.P.A. Fodor et al., Nature 364 (1993) 555, Multiplexed
Biochemical Arrays with Biological Chips) unter Verwendung photolabiler
Schutzgruppen, d.h. Schutzgruppen für reaktive Funktionalitäten der
Nukleosid- bzw. Nukleotidbausteine, die unter der Einwirkung von
zumeist UV-Licht bestimmter Wellenlänge gezielt wieder abgespalten
werden können,
so dass die geschützten
Funktionalitäten
für eine
Weiterreaktion wieder zur Verfügung
stehen.
Zur Herstellung der DNA Chips dient
dabei die vorstehend angesprochene sogenannte photolithographische
Technik. Dabei wird der synthetische Aufbau der gewünschten
Oligonukleotidketten auf dem Substrat durch geeignete labile Schutzgruppen
kontrolliert, die beispielsweise bei Belichtung (zumeist wird dazu
elektromagnetische Strahlung im UV/VIS Bereich verwendet) die Anknüpfungsstelle
für das
jeweils nächste
Nukleotid freigeben. Bislang sind diese Schutzgruppen bevorzugt
photolabil. Mit Hilfe dieser photolabilen Schutzgruppen läßt sich
durch eine räumliche
selektive Belichtung eine kombinatorische Strategie entwickeln,
mit der man extrem dichte, räumlich
adressierbare Microarrays von Oligonukleotiden erzeugen kann, deren
Anzahl mit der Zahl der Synthesezyklen („split and pool") exponentiell anwächst. Bei
einer derzeit erreichbaren Fläche
jedes Elements von weniger als 50 μm2 lassen
sich theoretisch mehr als 106 Sondenfelder
auf 1 cm2 unterbringen. Bislang erfolgt
die Belichtung mit Hilfe von Mikrospiegel-Arrays (S. Singh-Gasson,
et al, Nature Biotechn. 17 (1999) 974, Maskless Fabrication of Light
Directed Olignucleotide Microarrays using a Digital Micromirror Array),
wie sie in der Digital-Projektionstechnik verwendet werden. Damit
wird die zeit- und kostenaufwendige Herstellung von Belichtungsmasken
erspart und erlaubte die Möglichkeit
einer schnelleren Herstellung der DNA Chips mittels der photolithographischen
Technik.
Derzeit eingesetzte photolabile Schutzgruppen
weisen noch keine befriedigenden Ergebnisse in Bezug auf die Fehlerrate
der derart synthetisierten DNA Chips auf (D.J. Lockheart and E.A.
Winseler, Nature 405 (2000) 827, Genomics, Gene expression and DNA
arrays). Die Abspaltung der Schutzgruppen verläuft nicht vollständig genug,
da sie zumeist nur eine geringe Absorptionsfähigkeit für die eingesetzten UV/VIS Wellenlängen aufweisen.
Außerdem
treten dabei durch partiell oder ganz angeregte Schutzgruppen störende Nebenreaktionen
mit unerwünschten
Reaktionsprodukten auf, so dass ein Großteil der Oligonukleotide auf
den DNA-Chips nicht verwendet werden kann.
Ein zentraler Punkt der photolithographischen
Synthese besteht im Einsatz der photolabilen Schutzgruppen, die
in vielfältigen
chemischen Varianten in der organischen und bioorganischen Chemie
eingesetzt werden (V.N.R. Pillay, Photolithic Deprotection and Activation
of Functional Groups; in: Organic Photochemistry, Vol. 9 ed. A.
Padwa (Marcel Dekker, New York and Basel, 1987), Seite 225 ff.).
Am Weitesten verbreitet sind photolabile Schutzgruppen auf der Basis
der 2-Nitrobenzyl-Gruppe. (J.E.T. Correy and E.R. Trenton, Caged Nucleotides
and Neurotransmitters; in: Biological Applications of Photochemical
Switches, in: Bioorganic Photochemistry Series, Vol. 2 ed. Harry
Morrison (Wiley Interscience, 1993), Seite 243 ff.).
Bei der Herstellung von DNA Chips,
beispielsweise beim Schutz der terminalen 5'-OH Gruppe beim Oligonukleotidaufbau
vom 3' zum 5' bzw. vom 5' zum 3' Ende wird von den
Schutzgruppen des 2-Nitrobenzyltyps bislang vor allem die MeNPOC
(α-Methyl-Nitropiperonyloxycarbonyl-)
Schutzgruppe bevorzugt, die seit längerem die Standardschutzgruppe
bei der DNA-Chip Herstellung ist (S.P.A. Fodor, et al, Science 251
(1991), 767, Light Directed, Spatially Adressible Parallel Chemical
Synthesis).
Nachteilig bei dieser Art der Schutzgruppen
ist die Bildung des aromatischen Nitrosoketons nach der Bestrahlung,
das eine sehr reaktive Abgangsgruppe darstellt. Dadurch treten unerwünschte Folgereaktionen auf,
die oftmals Fehler im Nukleotidaufbau des resultierenden Oligo-
bzw. Polynukleotids hervorrufen.
Seit kurzem wurde auch die DMBOC
Gruppe (3',5'-Dimethoxybenzoinyloxycarbonyl-)
als Schutzgruppe (M.C. Pirrung et al, J. Org. Chem. 63 (1998), 241,
Proofing of Photolithographic DNA Syntheses with 3',5'-Dimethoxybenzoinyloxycarbonyl-protected
Deoxynucleosidephosphoramidites) bei der gezielten Polynukleotidsynthese
verwendet.
Vorteilhafterweise entsteht bei der
Abspaltung der DMBOC Schutzgruppe ein Benzofuranderivat, dessen
intensive Fluoreszenz beispielsweise als Indikator für den Fortgang
der Photoreaktion genutzt werden kann.
Beide der derzeit bekannten photolabilen
Schutzgruppen erfordern unter den üblichen Bestrahlungsstärken mit
der 365 nm Linie einer Quecksilberdampflampe Bestrahlungszeiten
von einigen Minuten, um quantitativ abreagieren zu können.
Weiter sind 2-(2-Nitrophenyl)-ethoxycarbonyl
Verbindungen bei der Herstellung von DNA-Chips bekannt, bei denen die Schutzgruppen
als 2-Nitrostyrolderivate abgespalten werden (
DE-PS 44 44 996 ,
DE-PS 196 20 170 und
US-5,763,599 ). Auch sind diese Verbindungen
durch die Abspaltung von im allgemeinen etwas reaktionsträgeren 2-Nitrostyrolen
im Hinblick auf störende
Nebenreaktionen etwas weniger störanfällig als
die vorerwähnten
Verbindungen.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung
bestand daher darin, ein Verfahren zu finden, bei dem die Abspaltung
labiler Gruppen bezüglich
der Reaktionszeit der Abspaltungsreaktion deutlich verringert wird
und die Abspaltungsreaktion in Bezug auf ihre Ausbeute optimiert
werden kann. Eine weitere Aufgabe bestand darin, das Risiko unerwünschter
Nebenreaktionen bei der Abspaltung der labilen Schutzgruppe zu verringern.
Die Eingangs genannte Aufgabe der
vorstehenden Erfindung wird dadurch gelöst, daß das erfindungsgemäße Verfahren
zur Abspaltung von labilen funktionellen Gruppen aus Molekülen folgende
Schritte umfaßt:
- a) Wahl einer geeigneten chemischen Verbindung
deren Triplettzustand energetisch höher oder sehr ähnlich liegt
wie der Triplettzustand der labilen funktionellen Gruppe
- b) Zusammenbringen mit den Molekülen, die die labilen funktionellen
Gruppen umfassen
- c) Einwirken von elektromagnetischer Strahlung, wobei die Abfolge
der Schritte b) und c) beliebig ist,
und wobei die labile
funktionelle Gruppe und die geeignete chemische Verbindung unterschiedliche
Absorptionsmaxima für
elektromagnetische Strahlung aufweisen.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren
wird erreicht, daß eine
Anregung des Triplettzustands der erfindungsgemäßen ausgewählten geeigneten chemischen
Verbindung erfolgt, und die von der ausgewählten chemischen Verbindung
derart absorbierte elektromagnetische Strahlung über einen Triplett-Triplett Übergang auf
die labile funktionelle Gruppe übertragen
wird, die anschließend
effizient und schnell abgespalten werden kann. Die labile funktionelle
Gruppe und die geeignete chemische Verbindung weisen unterschiedliche
Absorptionsmaxima für
elektromagnetische Strahlung auf, d.h. nur die geeignete chemische
Verbindung wird durch die elektromagnetische Strahlung angeregt,
nicht jedoch die labile funktionelle Gruppe. Der Triplett-Triplett Übergang
findet wegen der unterschiedlichen Energielücken beider Verbindungen noch
effizienter statt, aber es werden vorteilhafterweise unerwünschte Nebenreaktionen
vermieden. Diese entstehen dadurch, daß ein Teil der vorhandenen
labilen funktionellen Gruppen zwar durch die elektromagnetische
Strahlung angeregt wird, wenn die labile funktionelle Gruppe ein
gleiches oder ähnliches
Absorptionsmaximum wie die Sensibilisatorverbindung aufweist, jedoch
nicht in den Triplettzustand übergehen
und im angeregten Zustand eine Vielzahl unerwünschter Nebenreaktionen, wie
z.B. Zerfall, intra- und intermolekulare Umlagerungen usw. hervorrufen
können.
Dabei ist es für
die vorliegende Erfindung gleichgültig, ob das Verfahren in Lösung oder
in fester Phase, beispielsweise auf einem festen Träger, auf
dem die Moleküle,
die die labilen funktionellen Gruppen enthalten aufgebracht sind,
durchgeführt
wird. Damit ist das Verfahren für
eine Vielzahl von Reaktionen, beispielsweise bei der Synthese von
Oligonukleotiden oder Oligomeren bzw. Polymeren gut geeignet, da
insbesondere bei der Polymerherstellung und der Oligonukleotidsynthese
oftmals eine Vielzahl von unerwünschten Nebenreaktionen
auftritt.
Unter dem Begriff "sehr ähnlicher
Triplettzustand" wird
vorliegend verstanden, dass "sehr ähnlich" einen Energiebereich
um den Triplett Zustand umfaßt,
der ein Mehrfaches n der mittleren thermischen Energie RT mit einer
Größenordnung
von ca. 2,5 kJ des Triplettzustandes der erfindungsgemäßen chemischen
Verbindung ist, wobei n = 8, bevorzugt 4 ist.
Bei der Schrittabfolge b)–c) wird
die Strahlungsenergie besonders gut genutzt, da neben der üblichen Reaktion
der photolabilen Gruppe zusätzlich
auch die Sensibilisierung über
die Triplett-Triplett-Energieübertragung
zur Abspaltung genutzt wird.
Das Zusammenbringen erfolgt über dem
Fachmann bekannte Verfahren, wobei es von Vorteil ist, wenn beide
Verbindungen, d.h. die Moleküle
mit den labilen funktionellen Gruppen und die erfindungsgemäße chemische
Verbindung (im folgenden auch „Sensibilisatorverbindung" genannt) in der
gleichen Phase vorliegen.
Je nach Wahl der funktionellen Schutzgruppe
und der entsprechenden Sensibilisatorverbindung, wird jeweils deren
Absorptionsmaximum für
elektromagnetische Strahlung bestimmt. Damit ist auch eine gezielte Auswahl
der entsprechenden Wellenlänge
elektromagnetischer Strahlung aus dem elektromagnetischen Wellenlängenspektrum
möglich.
Die Abspaltung gelingt jedoch auch
dann, wenn nur die Sensibilisatorverbindung durch die elektromagnetische
Strahlung aktiviert wird, d.h. bei einer Schrittfolge c)–b) des
erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die Sensibilisatorverbindung überträgt dann
ihre Triplettenergie sehr effektiv auf die funktionelle Schutzgruppe. Dies
führt vorteilhafterweise dazu,
dass auch ansonsten für
derartige Reaktionen ungeeignete, mit funktionellen Schutzgruppen
versehene Moleküle,
die beispielsweise durch elektromagnetische Strahlung definierter Wellenlänge, die
eine Abspaltung initiieren würde,
zerstört
würden,
oder die eine Vielzahl unerwünschter
Folgereaktionen initiieren würden,
einer Abspaltungsreaktion unterzogen werden können. Dies geschieht durch Wahl
der geeigneten Sensibilisatorverbindung und Bestrahlung mit einer
unkritischen Wellenlänge,
die die Moleküle
nicht zerstört
und nur die Sensibilisatorverbindung aktiviert, die anschließend diese
Energie durch die Triplett-Triplett Übertragung
auf die empfindlichen Moleküle überträgt, so dass
trotzdem die funktionellen Gruppen abgespalten werden können. Beispielsweise
läßt sich
die Sensibilisatorverbindung durch Vorabbestrahlung mit einem Laser
oder anderer energiereicher, Strahlung wie Röntgen-, Elektronen- oder Partikelstrahlen z.B. α oder γ-Strahlen
aktivieren.
Ebenso ist es in einer weiteren vorteilhaften
Ausführungsform
möglich,
dass die Schritte b) und c) zeitgleich ablaufen.
Besonders bevorzugt weist die elektromagnetische
Strahlung eine Wellenlänge
auf, die im Bereich des Absorptionsmaximums der Sensibilisatorverbindung
liegt. Damit wird gewährleistet,
daß ausschließlich die geeignete
chemische Verbindung angeregt wird, nicht jedoch die labile funktionelle
Gruppe. Damit werden unerwünschte
Nebenreaktionen der partiell oder ganz angeregten labilen funktionellen
Gruppe vermieden. Dies führt
weiter zu einer effizienteren Energieübertragung von der geeeigneten
angeregten chemischen Verbindung auf die labile funktionelle Gruppe,
so daß die
Reaktionsgeschwindigkeit der Abspaltung steigt und sich die Ausbeute
durch das Fehlen unerwünschter
Folgereaktionen verbessert. Außerdem
entfallen dadurch eventuell notwendige Reinigungsschritte des durch
Reaktionsprodukte von unerwünschten
Nebenreaktionen verunreinigten gewünschten Hauptreaktionsproduktes.
Bevorzugt ist die labile Gruppe photolabil,
so dass das erfindungsgemäße Verfahren
insbesondere einfach beispielsweise in bekannten Verfahren zur Herstellung
von DNA, Protein und Peptid-Chips eingesetzt werden kann. Aber auch
in photoinduzierten Polymerisationsreaktionen in der klassischen
Polymerchemie oder in durch elektromagnetische Strahlung anderer
Wellenlängen,
wie beispielsweise IR-induzierte Polymerisationsreaktionen ist das
erfindungsgemäße Verfahren
vorteilhaft einsetzbar. Vorzugsweise liegt die elektromagnetische
Strahlung im Wellenlängenbereich
von UV/VIS Strahlung (210–450
nm). Damit läßt sich
das erfindungsgemäße Verfahren
beispielsweise bei der Herstellung von DNA und Peptid Chips unter
Verwendung herkömmlicher
Quecksilber Dampflampen einsetzen. Natürlich sind auch andere, dem
Fachmann an sich bekannte geeignete Lichtquellen im Rahmen der vorliegenden
Erfindung einsetzbar.
Besonders vorteilhaft ist, wenn der
Singulettzustand der chemischen Verbindung gleich hoch oder tiefer
liegt als der Singulettzustand der labilen funktionellen Gruppe.
Unter diesen Voraussetzungen kann die Wellenlänge und damit die Energie des
eingestrahlten Lichtes in einem bestimmten Bereich, d.h. in ein
sogenanntes "Fenster" des elektromagnetischen
Spektrums verschoben werden, in dem die zu erwartenden Nebenreaktionen,
insbesondere bei der Herstellung von DNA Chips, weiter minimiert
werden können.
Insbesondere ist bevorzugt, wenn
die Triplett-Singulett-Energielücke
der chemischen Verbindung kleiner ist als die Triplett-Singulett-Energielücke der
labilen funktionellen Gruppe. Bevorzugt besitzt die chemische Verbindung
weiterhin eine hohe Triplettbildungsquantenausbeute φT in der Nähe der maximal möglichen
Größe von 1.
Die Aufgabe der vorstehenden Erfindung
wird weiter durch ein Verfahren zur Herstellung von Molekülbibliotheken
enthaltend Biomoleküle,
insbesondere zur Herstellung von DNA-Chips und Peptid-Chips sowie deren
Analoga und Mimetika durch räumlich
adressierte lichtgesteuerte Synthese auf festen Substraten gelöst, welches
die folgenden Schritte umfaßt:
- a) Umsetzen der ungeschützten terminalen 3' oder 5' Hydroxygruppe eines
auf dem festen Substrat angeordneten Nukleosids und/oder Nukleotids
oder eines Nukleinsäureanalogon
oder einer -COOH oder Aminogruppe eines geeigneten Peptids unter üblichen,
dem Fachmann bekannten Bedingungen mit einer photolabilen Schutzgruppe
oder Umsetzen einer -OH, -COOH, -NHR Gruppe, wobei R = H, Alkyl,
Aryl, Aralkyl sein kann mit einem Baustein, der eine photolabile
Schutzgruppe umfaßt
und gegebenenfalls Aufreinigung des Reaktionsproduktes
- b) Aufbringen einer chemischen Verbindung (Sensibilisator),
deren Triplettzustand energetisch höher oder sehr ähnlich liegt
wie der Triplettzustand der photolabilen Schutzgruppe auf die Oberfläche des
Trägers,
die die in Schritt a) modifizierten Nukleotide und/oder Nukleoside
oder Nukleinsäureanaloga
oder Peptide oder Peptidmimetika aufweist
- c) räumlich
selektive Bestrahlung der in Schritt b) behandelten Oberfläche des
Trägers
mit elektromagnetischer Strahlung im UV/VIS Bereich
- d) Umsetzung mit einem Nukleosid und/oder Nukleotid, bei dem
eine freie 5' oder
3'OH Gruppe durch
eine photolabile Gruppe geschützt
oder mit einem entsprechenden geeigneten Peptid oder mit einer geeigneten Aminosäure
- e) gegebenenfalls Wiederholung der Schritte b) bis d) und
wobei
die photolabile Schutzgruppe und der Sensibilisator unterschiedliche
Absorptionsmaxima für
elektromagnetische Strahlung im UV/VIS Bereich aufweisen.
Das Aufbringen erfolgt über gängige Verfahren
wie Rakeln, Sprühen,
Aufspritzen, Zutropfen etc., wobei die chemische Verbindung im Reinzustand,
in Lösung,
Suspension oder als Dispersion zugegeben werden kann.
Damit wird erreicht, dass die Absorption
elektromagnetischer Strahlung insgesamt gesteigert wird, da das
vom Sensibilisator absorbierte Licht durch Übertragung seiner Triplettenergie
auf die labile Schutzgruppe sehr effektiv für die Abspaltungsreaktion zur
Wirkung kommt. Bei einer gegebenen Strahlungsintensität verläuft die
Abspaltung in Gegenwart des Sensibilisators deshalb schneller.
Die photolabile Schutzgruppe und
der Sensibilisator weisen unterschiedliche Absorptionsmaxima für elektromagnetische
Strahlung auf, d.h. nur der Sensibilisator wird durch die elektromagnetische
Strahlung angeregt, nicht jedoch die photolabile Schutzgruppe.
Bei unterschiedlichen Absorptionsmaxima
des Sensibilisators und der photolabilen Schutzgruppe findet der
Triplett-Triplett Übergang
wegen der unterschiedlichen Energielücken noch effizienter statt,
aber es werden vorteilhafterweise unerwünschte Nebenreaktionen vermieden,
die danjn auftreten, wenn Sensibilisator und photolabile Schutzgruppe
gleiche oder ähnliche
Absorptionsmaxima aufweisen. Diese Nebenreaktionen werden dadurch
hervorgerufen, daß ein
Teil der vorhandenen labilen funktionellen Gruppen zwar durch die elektromagnetische
Strahlung angeregt wird, jedoch nicht in den Triplettzustand übergeht
und im angeregten Zustand eine Vielzahl unerwünschter Nebenreaktionen, wie
z.B. Zerfall, intra- und
intermolekulare Umlagerungen usw. hervorrufen können. Dabei ist es für die vorliegende
Erfindung gleichgültig,
ob das Verfahren in Lösung
oder in fester Phase, beispielsweise auf einem festen Träger, auf
dem die Moleküle,
die die photolabilen Schutzgruppen enthalten aufgebracht sind, durchgeführt wird.
Selbstverständlich ist dieses Verfahren
genauso vorteilhaft für
die Synthese von Polypeptiden, und anderen Molekülen geeignet.
Besonders bevorzugt weist die elektromagnetische
Strahlung eine Wellenlänge
auf, die im Bereich des Absorptionsmaximums der Sensibilisatorverbindung
liegt. Damit wird noch effektiver gewährleistet, daß ausschließlich die
Sensibilisatorverbindung angeregt wird, nicht jedoch die photolabile
Schutzgruppe. Damit werden unerwünschte
Nebenreaktionen der partiell oder ganz angeregten labilen funktionellen
Gruppe vermieden. Dies führt
weiter zu einer effizienteren Energieübertragung von der Sensibilisatorverbindung
auf die photolabile Schutzgruppe, so daß die Reaktionsgeschwindigkeit
der Abspaltung steigt und sich die Ausbeute durch das Fehlen unerwünschter
Folgereaktionen verbessert. Außerdem
entfallen dadurch eventuell notwendige Reinigungsschritte des durch
Reaktionsprodukte von unerwünschten
Nebenreaktionen verunreinigten gewünschten Hauptreaktionsproduktes.
Des Weiteren wird die Aufgabe der
vorliegenden Erfindung durch die Bereitstellung einer chemischen Zusammensetzung
gelöst,
die ein Molekül
mit einer labilen funktionellen Gruppe, sowie eine geeignete chemische
Verbindung, deren Triplettzustand energetisch höher oder sehr ähnlich liegt
wie der Triplettzustand der labilen funktionellen Gruppe, umfasst
und wobei die labile funktionelle Gruppe und die geeignete chemische Verbindung
unterschiedliche Absorptionsmaxima für elektromagnetische Strahlung
aufweisen.
Die Kombination zweier verschiedender
Verbindungen mit unterschiedlichen Triplettzustand, wobei der eine
Triplettzustand höher
oder sehr ähnlich
liegt wie der andere Triplettzustand, ermöglicht den nahezu verlustfreien
Transfer von Triplettanregungsenergie von der einen Verbindung zur
labilen funktionellen Gruppe, die die Energie aufnimmt und dann
leichter abgespalten wird, ohne selbst durch elektromagnetische
Strahlung angeregt werden zu müssen.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung
findet bevorzugt Verwendung in einem der vorstehenden erfindungsgemäßen Verfahren,
die dadurch effizient und einfach ablaufen.
Bevorzugt ist die funktionelle Gruppe
eine photolabile Gruppe, da die Möglichkeit der zur Verfügung stehenden
Wellenlängen
bzw. der Bestrahlungswellen einfacher zur Verfügung zu stellen ist. Jedoch
können auch
sämtliche
anderen Gruppen verwendet werden, die mit anderer elektromagnetischer
Strahlung, beispielsweise IR, oder länger- bzw. kürzerwelliger
Strahlung bestrahlt werden können.
Bevorzugt ist die labile, insbesondere
bevorzugt die photolabile Gruppe ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus NPPOC, MeNPOC, MeNPPOC, DMBOC, NPES, NPPS und deren substituierten
Derivaten, substituierten und unsubstituierten, kondensierten und
nichtkondensierten 2-(Nitroaryl)ethoxycarbonyl oder -thiocarbonyl-Verbindungen,
substituierten und unsubstituierten, kondensierten und nichtkondensierten
2-Nitrobenzyl-, 2-Nitrobenzyloxycarbonyl
bzw. thiocarbonyl Verbindungen, substituierten und unsubstituierten, kondensierten
und nichtkondensierten 2-(Nitroheterocycloaryl)ethoxycarbonyl,
oder -thiocarbonyl Verbindungen, sowie substituierten und unsubstituierten,
kondensierten und nichtkondensierten 2-(Nitroheterocycloalkyl)ethoxycarbonyl/thiocarbonyl
Verbindungen, substituierten und unsubstituierten 2-Nitro-N-Methylanilincarbonyl-
bzw. thiocarbonylderivaten.
Die vorstehend genannten Abkürzungen
bedeuten dabei folgendes:
- NPP
- OC 2-(2-Nitrophenyl)propyloxycarbonyl
- MeNPP
- OC 2-(3,4-Methylendioxy-2-nitrophenyl)propyloxycarbonyl
- MeNP
- OC 2-(3,4-Methylendioxy-2-nitrophenyl)oxycarbonyl
- DMB
- OC Dimethoxybenzoinylyloxycarbonyl
- NPES
- 2-(2-Nitrophenyl)ethylsulfonyl
- NPPS
- 2-(2-Nitrophenyl)propylsulfonyl
Vorzugsweise enthält die chemische Verbindung
das Strukturmotiv
wobei Y = O, S, N, Se oder
Te ist, n = 1 oder 2 bedeutet, C Bestandteil eines aromatischen,
heteroaromatischen oder kondensierten aromatischen oder heteroaromatischen
Systems und wobei im Falle, dass n = 2 ist, das aromatische, heteroaromatische
oder kondensierte aromatische oder heteroaromatische System gleich oder
verschieden sein kann.
Vorteilhaft ist insbesondere das
Vorhandensein konjugierter n-Systeme bzw. konjugierter Doppelbindungen.
Besonders bevorzugt werden Benzophenon-
und Thioxanthonderivate eingesetzt.
Das erfindungsgemäße Strukturmotiv ermöglicht ein
effektives Intersystem-Crossing in den Triplett Zustand, eine lange
Triplett Lebensdauer von mehr als 0,6 Mikrosekunden (μs), insbesondere
von mehr als 1 Mikrosekunde (μs).
Außerdem
bewirkt es, daß die
chemische Verbindung im Triplett Zustand chemisch weitgehend stabil
ist, so daß die
Verbindung im Triplett Zustand sehr reaktionsträge ist.
Natürlich kann nicht nur die erfindungsgemäße chemische
Verbindung allein, sondern auch als als angeregtes oder nicht angeregtes
Dimer, Oligomer, Multimer, Assoziat, als Komplex mit Verbindungen
die ein Element des Periodensystems, vorzugsweise ein Metall oder
ein Halbmetall, umfassen, eingesetzt werden. Selbstverständlich können auch
zwei oder mehrere verschiedene erfindungsgemäße Verbindungen eingesetzt werden,
ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
Bevorzugt werden Lösungen umfassend
0.001 bis 5 Gew%, bezogen auf das eingesetzte Lösungsmittel, besonders bevorzugt
umfassend zwischen 0.005 und 0.05 Gew% der erfindungsgemäßen chemischen Verbindung
bezogen auf das eingesetzte Lösungsmittel
eingesetzt.
Mehr als 5 Gew% Anteil der erfindungsgemäßen chemischen
Verbindung führt
in vielen Fällen
zu chemischen Reaktionen mit dem Molekül, das die funktionelle Gruppe
umfaßt,
insbesondere bei der Synthese von Oligonukleotiden und DNA Sequenzen
und kann diese zerstören.
Von daher sind geringere Konzentrationen zumeist vorzuziehen. Die
genaue Wahl der geeigneten Konzentration kann der Fachmann mithilfe
weniger, ihm an sich bekannter Vorabversuche einfach ermitteln.
Bevorzugt wird die erfindungsgemäße chemische
Zusammensetzung zur Herstellung von Oligonukleotiden , beispielsweise
von DNA Chips, in einem dem Fachmann an sich bekannten lichtgesteuerten
Verfahren verwendet, wie sie beispielsweise in der Einleitung erläutert worden
sind, da damit in einfacher Weise ein Energietransfer zwischen dem
Triplettzustand der Sensibilisatorverbindung und der photolabilen
Schutzgruppe ermöglicht
wird und somit die photochemische Abspaltungsreaktion besonders
schnell und vollständig
in Gang gesetzt werden kann. Die Synthese der Oligonukleotide kann
dabei selbstverständlich
sowohl in Lösung
als auch auf einem festem Substrat, wie z.B. einem bekannten Chipsubstrat
erfolgen.
Unter dem Begriff „Nukleotid" werden erfindungsgemäß sowohl
Polynukleotide mit zwei bis zu 10 Nukleoside verstanden, die untereinander
sowohl über
3'-5' als auch über 5'-3' Phosphorsäureesterbindungen verbunden
sind. Jedoch umfassen die erfindungsgemäßen Nukleotide ebenfalls Polynukleotide
aus mehr als 10 Nukleosid-Bausteinen.
Die erfindungsgemäßen Verfahren sind nicht nur
zur DNA- und RNA Nukleotidsynthese geeignet. Auch die Synthese von
Polynukleotiden aus Nukleinsäureanaloga,
wie PNA, LNA oder Chimären
von diesen mit DNA, RNA oder Nukleinsäureanaloga sind selbstverständlich in
Lösung,
wie auch auf einem Substrat bzw. Chip möglich. Weiter können damit
auch Polypeptide hergestellt werden.
Die erfindungsgemäßen Verfahren sind besonders
gut zur Durchführung
in einem automatisierten Verfahren geeignet. Vorzugsweise ist ein
solches automatisiertes Verfahren als Parallelsynthese in Lösung oder auf
einem Substrat zur Herstellung einer Nukleotid-Bibliothek ausgestaltet,
bei der die eingesetzten chemischen Verbindungen bzw. die labilen
Schutzgruppen gezielt oder zufällig
ausgewählt
werden können.
In einer weiteren Ausführungsform
umfasst die vorliegende Erfindung einen Kit, der einen Teil oder
alle Reagenzien und/oder Hilfsstoffe und/oder Lösungsmittel und/oder eine Arbeitsanweisung
zur Durchführung
eines der erfindungsgemäßen Verfahren
in einer räumlichen
Einheit enthält,
wobei der Kit mindestens ein oder mehrere ausgewählte Nukleotide enthält, die
vorzugsweise eine freie 5'-Hydroxy-Funktion
und eine geschützte 3'-Hydroxy-Funktion oder aber
eine freie 3'-Hydroxyfunktion
und eine geschützte
5'-Hydroxyfunktion
aufweisen. In einer weiteren Ausführungsform umfasst der Kit
entsprechende Peptide und/oder Aminosäurederivate mit geschützter Amino-
und freier Carboxylgruppe oder umgekehrt. Dies Kits ermöglichen
die einfache Durchführung
der erfindungsgemäßen Verfahren
in Lösung
oder auf Substraten.
In noch einer weiteren Ausführungsform
umfaßt
die vorliegende Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäßen Verfahren
und/oder des oben genannten Kits zur Herstellung von Oligonukleotiden
oder Nukleinsäurechips,
vorzugsweise zur automatisierten Herstellung von Oligonukleotiden
oder Nukleinsäurechips.
Weitere Vorteile und Ausgestaltungen
der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der beiliegenden
Figur.
Es versteht sich, dass die vorstehend
genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur
in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen
der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand
der nachstehenden Figuren und einiger nicht einschränkender Ausführungsbeispiele
erläutert.
1 zeigt
die Reaktionsgeschwindigkeit einer Abspaltungsreaktion gemäß einer
Ausführungsform eines
erfindungsgemäßen Verfahrens
gegenüber
einem herkömmlichen
Verfahren in Lösung,
2 zeigt
die Reaktionsgeschwindigkeit einer Abspaltungsreaktion gemäß einer
weiteren Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Verfahrens
gegenüber
einem herkömmlichen
Verfahren in Lösung,
3 zeigt
die Reaktionsgeschwindigkeit in einer weiteren Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Verfahrens
gegenüber
einem herkömmlichen
Verfahren auf einem festen Substrat.
Die Abszisse in 1 gibt die relative Konzentration der
mit einer Schutzgruppe versehenen Verbindung, bestimmt über HPLC,
aufgetragen in Abhängigkeit
von der Bestrahlungsdauer (tR/min) in Minuten
(Ordinate) an. Kurve 1 stellt die Bestrahlung der Verbindung T07
(2-(5-Iodo-2-nitrophenyl)propylthymidin-5'-yl-carbonat) (0,096
mM) bei 366 nm mit einer Intensität von 4,98 × 10–3 W/cm–2 dar.
Kurve 2 stellt die Bestrahlung der Verbindung T01 (2-(5-Chloro-2-nitrophenyl)ethylthymidin-5'-yl-carbonat) (0,091
mM) bei derselben Wellenlänge
mit einer Intensität
von 6,39 × 10–3 W/cm–2 in
Gegenwart des Sensibilisators Thioxanthon (0,113 mM) in Ammoniak-gesättigtem
Acetonitril dar. Obwohl die Lichtintensität im Fall des Experiments mit
Kurve 2 nur um 25% höher
ist, beträgt
die Reaktionsgeschwindigkeit der Abspaltungsreaktion mit Sensibilisator
dargestellt in Kurve 2 gegenüber
der Abspaltungsreaktion einer nichtsensibilisierten Verbindung dargestellt
in Kurve 1 ein sechsfaches.
2 stellt
die graphische Auswertung des Ausführungsbeispiels 1 dar. Die
Abszisse in 2 gibt die relative
Konzentration der mit einer Schutzgruppe versehenen Verbindung,
bestimmt über
HPLC, aufgetragen in Abhängigkeit
von der Bestrahlungsdauer (tR/s) in Sekunden
(Ordinate) an. Kurve 1 stellt die Bestrahlung der Verbindung T02
(2-(2-nitrophenyl)propylthymidin-5'-yl-carbonat) (0,091
mM) bei 366 nm mit einer Intensität von 6,39 × 10–3 W/cm–2 dar.
Kurve 2 stellt die Bestrahlung der Verbindung T02 (2-(2-nitrophenyl)propylthymidin-5'-yl-carbonat) (0,091
mM) bei derselben Wellenlänge
mit einer Intensität
von 6,39 × 10–3 W/cm–2 in
Gegenwart des Sensibilisators Thioxanthon (0,113 mM) in Ammoniak-gesättigtem
Acetonitril dar. Obwohl die Lichtintensität im Fall des Experiments gemäß Kurve 2 gleich
wie im Experiment gemäß Kurve
1 ist, beträgt
die Reaktionsgeschwindigkeit der Abspaltungsreaktion gemäß Kurve
2, d.h. in Gegenwart eines Sensibilisators ein zehnfaches der Abspaltungsreaktion
gemäß Kurve
1 ohne Sensibilisator.
3 zeigt
in der Abszisse die relative Intensität RI der absorbierten Lichtenergie
als Funktion der eingestrahlten Lichtenergie LE in Joule (Ordinate)
in einem erfindungsgemäßen Verfahren
auf einem festen Substrat. Das Verfahren wurde gemäß den Bedingungen
des Beispiels 2 durchgeführt.
Nur wurde statt der Oligomere die Verbindung T02 (2-(2-nitrophenyl)propylthymidin-5'-yl-carbonat) und
die Verbindung 2-(3,4-Methylendioxy-2-nitrophenyl)propylthymidin-5'yl-carbonat verwendet.
Kurve 1 zeigt die Bestrahlung der Spots mit Verbindung T02 ohne
Sensibilisator, Figur die Bestrahlung der Spots mit 2-(3,4-Methylendioxy-2-nitrophenyl)propylthymidin-5'yl-carbonat ohne
Sensibilisator und Kurve 3 die Bestrahlung der Verbindung T02 mit
Sensibilisator. Daraus ist zu ersehen, daß die Abspaltung mit Sensibilisator
gemäß Kurve
3 zweimal schneller als ohne Sensibilisator gemäß den Kurve 2 und dreimal schneller
als gemäß Kurve
1 erfolgt. Außerdem
ist zu sehen, daß die
vollständige
Abspaltung mit Sensibilisator gemäß Kurve 3 auch bei einer geringeren
Lichtenergie als ohne Sensibilisator gemäß den Kurven 2 und 1 erfolgt Eine
nicht einschränkende
Auswahl erfindungsgemäßer labiler
reaktiver Gruppen, d.h. sogenannter "Schutzgruppen", ist in Tabelle 1 dargestellt. Die
Verbindungen wurden über
dem Fachmann bekannte Synthesen hergestellt.
Tabelle
1:
Erfindungsgemäße labile,
reaktive Schutzgruppen bzw. Moleküle enthaltend derartige Schutzgruppen
Die generischen Namen der Verbindungen
aus Tabelle 1 lauten wie folgt:
- L01
- 2-(2-Chloro-6-nitrophenyl)ethanol
- L02
- 2-(2-Nitrophenyl)propanol
- L03
- 2-(2-Nitrophenyl)ethanol
- L04
- 2-(4-Bromo-2-nitrophenyl)propanol
- L05
- 2-(5-Chloro-2-nitrophenyl)propanol
- L06
- 2-(5-Bromo-2-nitrophenyl)propanol
- L07
- 2-(5-Iodo-2-nitrophenyl)propanol
- M01
- 2-(2-Chloro-6-nitrophenyl)ethyl
methyl carbonat
- M02
- Methyl 2-(2-nitrophenyl)propyl
carbonat
- M03
- Methyl 2-(2-nitrophenyl)ethyl
carbonat
- M04
- 2-(4-Bromo-2-nitrophenyl)propyl
methyl carbonat
- M05
- 2-(5-Chloro-2-nitrophenyl)propyl
methyl carbonat
- M06
- 2-(5-Bromo-2-nitrophenyl)propyl
methyl carbonat
- M07
- 2-(5-Iodo-2-nitrophenyl)propyl
methyl carbonat
- T01
- 2-(2-Chloro-6-nitrophenyl)ethyl
thymidin-5'-yl carbonat
- T02
- 2-(5-Nitrophenyl)propylthymidin-5'-yl carbonat
- T04
- 2-(4-Bromo-2-nitrophenyl)propyl
thymidin-5'-yl carbonat
- T05
- 2-(5-Chloro-2-nitrophenyl)propyl
thymidin-5'-yl carbonat
- T06
- 2-(5-Bromo-2-nitrophenyl)propyl
thymidin-5'-yl carbonat
- T07
- 2-(5-Iodo-2-nitrophenyl)propyl
thymidin-5'-yl carbonat
Tabelle
2:
Halbwertszeiten t
H, photochemische
Quantenausbeute φ und
Absorptionskoeffizienten ε
365 einiger Verbindungen aus Tabelle 4
In Tabelle 2 wurden die Geschwindigkeiten
der durch Licht induzierten Abspaltungsreaktionen, mittels ihrer
Halbwertszeiten tH charakterisiert und es
wurden die Quantenausbeuten Φ einiger
der Verbindungen aus Tabelle 1 bestimmt:
Der Vergleich der
Quantenausbeuten zeigt, dass diese beim Übergang vom Chlor- (T05) zum
Bromderivat (T06) zunimmt, jedoch dann vom Brom- (T06) zum Iodderivat
(T07) nicht mehr anwächst.
Die erste Beobachtung kann als Spin-Bahn Kopplungseffekt interpretiert
werden. Die Spin-Bahn Kopplung wächst
mit der Ordnungszahl eines Elements an und führt zu einer höheren Effizienz
der intramolekularen Triplettbildung. Dies wirkt sich auf die Photoreaktion
günstig
aus, da der Triplettzustand eine längere Lebensdauer besitzt.
Dass die Quantenausbeute beim Übergang
zum Iodderivat (T07) nicht weiter steigt liegt daran, dass bereits
beim Bromderivat (T06) eine nahezu vollständige Triplettbildung erreicht
wird, die durch eine Erhöhung
der Spin-Bahn Kopplung nicht weiter gesteigert werden kann. Dennoch
weist die Iodverbindung (T07) eine höhere Lichtempfindlichkeit auf,
was in der gegenüber
dem Bromderivat (T06) nochmals verkürzten Halbwertszeit zum Ausdruck
kommt. Dieser Effekt lässt
sich auf die Steigerung des Absorptionskoeffizienten ε bei der
gewählten
Bestrahlungswellenlänge
zurückführen. Die
Lichtempfindlichkeit wird insgesamt bestimmt durch das Produkt aus dem
Lichtabsorptionsvermögen
und der Effizienz, mit der jedes absorbierte Photon zur Produktbildung
führt. Als
Kenngröße der Lichtempfindlichkeit
kann daher das Produkt φ × ε aus photochemischer
Quantenausbeute φ und
Absorptionskoeffizient ε dienen.
Da die Quantenausbeute nicht über
einen Wert von 1 gesteigert werden kann, liegt das größte Potential
zur Verbesserung der Lichtempfindlichkeit in einer Steigerung des
Lichtabsorptionsvermögens.
Elektronische Effekte, die bei einer chemischen Strukturvariation
der photolabilen Schutzgruppe einen höheren Absorptionskoeffizienten
verursachen, führen
gleichzeitig wieder zu einer Absenkung der Photoreaktivität und damit
der photochemischen Quantenausbeute. Erfindungsgemäß lässt sich
jedoch der wirksame Absorptionskoeffizient erhöhen ohne dass man die Photoreaktivität vermindert,
wenn man Verbindungen zusetzt, welche die Energie des von ihnen
absorbierten Lichts auf die photolabilen Schutzgruppe übertragen
können.
Eine Energieübertragung
auf den Triplettzustand ist dabei von Vorteil, da dieser, wie oben ausgeführt, eine
längere
Lebensdauer besitzt und daher mit größerer Wahrscheinlichkeit die
gewünschte
Abspaltungsreaktion eingehen kann.
Es wurde gefunden, dass erfindungsgemäße chemische
Verbindungen, die geeignet sind zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind, folgende nicht einschränkende
Charakteristika aufweisen:
Die erfindungsgemäße chemische
Verbindung absorbiert bevorzugt längerwellig als die labile Schutzgruppe selbst,
das heißt,
ihr Singulett- (S1) Zustand liegt unterhalb
des Singulett (S1) Zustandes der Schutzgruppe.
Weiterhin besitzt die chemische Verbindung
in ihrer langwelligsten Absorptionsbande einen möglichst hohen Absorptionskoeffizienten.
Ihr Triplett Zustand liegt oberhalb
des Triplett Zustandes der labilen Schutzgruppe, allenfalls liegt
er energetisch ähnlich
wie letzerer. Damit ist die Singulett-Triplett Energielücke des Sensibilisators
bevorzugt kleiner, als die der labilen Schutzgruppe. Unter Verwendung
von Nitrophenylchromophoren in der labilen Schutzgruppe ist diese
Energielücke
im allgemeinen etwa bei 130 kJ/mol, so daß eine Vielzahl erfindungsgemäßer Sensibilisatoren
eingesetzt werden kann.
Die chemische Verbindung weist weiter
eine hohe Triplettbildungsquantenausbeute φT auf,
da dieser als Faktor in die Sensibilisierungseffizienz linear eingeht.
Weiterhin weist die chemische Verbindung
eine möglichst
lange Triplettlebensdauer auf, um eine hohe Energieübertragungseffizienz
zu gewährleisten.
Für eine
quantitative intermolekulare Energieübertragung bei günstiger
Energielage des T1 wurde gefunden, daß eine Lebensdauer
von mehr als 0,6 μs
ausreichend ist, ganz besonders bevorzugt ist eine Lebensdauer von
mehr als 1 μs.
Die Quantenausbeute φ der chemischen
Reaktion gemäß einem
der vorstehenden erfindungsgemäßen Verfahren
bei Abspaltung der labilen funktionellen Gruppe ist in ganz besonders
vorteilhaften Ausführungsformen
der Erfindung größer als
0.5.
Beispiele derartiger erfindungsgemäßer Verbindungen
sind in der nachfolgenden Tabelle 3 aufgeführt.
Tabelle
3:
Erfindungsgemäße Chemische
Verbindungen ("Sensibilisatorverbindungen") mit höherem Triplettzustand
als eine photolabile Schutzgruppe erfindungsgemäßer Moleküle
Die Energie (E) des Singulett- und
Triplettzustandes ist in kJ/mol angegeben. Der Absorptionskoeffizient ε ist in M–1 × cm–1 bei
der jeweiligen Wellenlänge
angegeben. n bedeutet nichtpolares, p polares Lösungsmittel, b benzolartiges
Lösungsmittel
τ bedeutet
die Lebensdauer des Triplettzustandes in μs
Weitere erfindungsgemäße Verbindungen
umfassen beispielsweise N-Methylacridon, 2-Ethylthioxanthon, 2-Anilino-naphthol,
Naphtho-[1,2-c][1,2,5]-thiadiazol, Benzo-[b]-fluoren, 5,7-Dimethoxy-3-thionyl-coumarin,
1,2-Cycloheptandion, 3-Acetyl-6-bromo-coumarin, 2-Bromo-9-acridinon,
4,4'-Dibenzylbiphenyl,
2,6-Dithiokoffein, 1,4-Dibromonaphthol, Dibenzo-[fg,op]-naphtol,
10-Phenyl-9-acridinon, 2-Methyl-5-nitro-intidazol-1-ethanol, 1-(2-Naphthoyl)-aziridin,
9-(2-Naphthoyl)-carbazol, 4,6'-Diamino-2-phenyl-benzooxazol,
p-Thiophenyl, 3-Acetyl-phenanthren,
Dinaphtho-[1,2-b:2',1'-]-thiophen, (E)-Piperylen,
(β-Methyl-(E)-styrol,
2-Phenyl-benzothiazol, Chinoxalin, 9,9'-Biphenantryl, Naphtho-[1,2-c] [1,2,5]-oxabiazol,
Phenothiazin, 2-Ethoxy-naphthol, 9-Phenyl-9-stibafluoren, 9,10-Antrachinon, 4,4'-Dichlorodiphenyl,
wobei diese Auswahl jedoch nicht beschränkend ist.
Weitere Verbindungen sind beispielsweise
im Buch von S. L. Murov, I. Carmichael and G. L. Hug, Handbook of
PhotoChemistry, Marcel Dekker, Inc., New York 1993 zu entnehmen,
auf dessen Offenbarungsgehalt hier vollumfänglich Bezug genommen wird.
Experimentelle Bedindungen:
Der Begriff "übliche,
dem Fachmann bekannte Bedingungen" wie er vor- und nachstehend verwendet wird,
ist beispielsweise in der
US-5,763,599 oder
der
DE 4444956 beschrieben.
UV-VIS-Absorptionsmessungen wurden
mit einem unter der Software UV Winlab laufenden UV-VIS Spektrometer
Lambda 18 (Perkin-Elmer), Fluoreszenzmessungen mit einem unter der
Software FL Winlab laufenden Lumineszenzspektrometer LS 50 (Perkin-Elmer)
durchgeführt.
Die Bestrahlungsapparatur bestand
aus einer Quecksilber-Hochdrucklampe (200 W), einem Wärmefilter
(optische Weglänge
5 cm, gefüllt
mit 0.3 M CuSO4-Lösung in Wasser), einer Sammellinse,
einem elektronisch gesteuerten Shutter, einem 366 nm-Interferenzfilter
(Schott) und einem temperierbaren Küvettenhalter für Belichtungsküvetten (Hellma
QS, 1 cm).
Die HPLC-Untersuchungen erfolgten
mit einer Anlage der Firma Merck-Hitachi. Sie bestand aus einer Pumpe
L-7100, einem Autosampler L-7200, einem UV-Diodenarraydetektor L-7450A und einem Interface L-7000.
Als Säule
wurde eine LiChrospher 100 RP-18 (5 μm) der Firma Merck verwendet.
Die Steuerung erfolgte durch den HSM-Manager mit einem Compaq Computer.
Die Bestimmung der Absorptionsmaxima
der labilen funktionellen Gruppen bzw. der photolabilen Schutzgruppen
und der Sensibilisatorverbindungen erfolgte je nach verwendeter
Wellenlänge
der zur Aktivierung eingesetzten elektromagnetischen Strahlung mittels
dem Fachmann bekannter Methoden, wie beispielsweise UV/VIS Absorption
etc. Die Messung der Absorptionsmaxima der labilen funktionellen
Gruppe(n) erfolgte sowohl am Molekül, das die labile(n) funktionelle(n)
Gruppe(n) enthält
(beispielsweise NPPOC geschütztes Thymidin),
und an der Ausgangsverbindung zur Einführung der labilen funktionellen
Gruppe beispielsweise der entsprechende Alkohol oder das Halogenid
(beispielsweise NPPOH) in das Molekül selbst, wobei jedoch die Unterschiede
der jeweils gemessenen Werte nicht wesentlich voneinander abwichen.