DE10208125A1 - Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines Blockierschutzregelungssystems - Google Patents
Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines BlockierschutzregelungssystemsInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung eines Blockierschutzregelungssystems, insbesondere zur Verbesserung der Fahrstabilität beim Einbremsen auf seitenweise unterschiedlichen Kraftschlußbeiwerten. Demnach wird unter Verwendung wenigstens eines Lenkwinkelsignals eines Lenkwinkelsensors eine Wunschgierrate ermittelt und unter Verwendung wenigstens eines Drehratensensors eine Istgierrate ermittelt, und die Instabilität anhand einer Kenngröße bewertet, die zur qualitativen und zur quantitativen Beurteilung einer Abweichung zwischen Istgierrate und Wunschgierrate dient. Dabei wird sowohl eine Gierratenabweichung als auch die zeitliche Ableitung der Gierratenabweichung zur Ermittlung der Kenngröße herangezogen.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung eines
Blockierschutzregelungssystems, insbesondere zur Verbesserung
der Fahrstabilität beim Einbremsen auf seitenweise unterschied
lichen Kraftschlußbeiwerten.
Bei grundsätzlich bekannten Regelverfahren wird das Raddrehver
halten gemessen und zur Ermittlung des Radschlupfs und zur
Bremsdruckmodulation herangezogen. Bei radindividueller Rege
lung (Individualregelung, Einzelradregelung) von Fahrzeugrädern
wird der Bremsdruck jedes Rades unabhängig von dem Drehverhal
ten der übrigen Räder geregelt. Mit dieser Vorgehensweise sind
zwar geringe Bremswege erreichbar, aber beispielsweise auf
Fahrbahnen mit seitenweise geteilter Reibsituation (µ-Split)
kann ein Giermoment um eine Fahrzeughochachse entstehen, dessen
Ausgleich vom Fahrzeugführer aktives Gegenlenken erfordert, um
eine unerwünschte Fahrtrichtungsänderung zu vermeiden. Nicht
alle Fahrzeugführer sehen sich in der Lage, ein überraschend
gierendes Fahrzeug in der Spur zu halten.
Um ein Giermoment infolge Bremsung bei seitenweise unterschied
lichen Kraftschlußbeiwerten zu verringern, ist eine sogenannte
Giermomentaufbauverzögerung (GMA) bekannt geworden, welche an
einem Vorderrad, das auf der Fahrbahnseite mit dem größeren
Kraftschlußbeiwert läuft (High-Rad), zu einem zeitlich verzö
gerten Druckaufbau in der Radbremse führt
(Fahrsicherheitssysteme, 2. Auflage 1998, Vieweg, S. 53 ff.).
Bei Fahrzeugen mit weniger kritischem Fahrverhalten wird der
Bremsdruck am High-Rad in Stufen aufgebaut, sobald das Low-Rad
infolge einer Blockiertendenz einen ersten Druckabbau erfährt.
Wenn der Bremsdruck des High-Rades sein Blockierniveau erreicht,
hat, wird er nicht mehr von den Signalen des Low-Rades beein
flußt, sondern individuell geregelt. Erst dann wird an diesem
Rad die mögliche Bremskraft ausgenutzt.
Bei Fahrzeugen mit besonders kritischem Fahrverhalten (geringer
Radstand, geringes Trägheitsmoment, geringe Hinterachs-
Aufstandskräfte) wird nach einem Druckabbau und nachfolgendem
Druckaufbau am Low-Rad auch ein Druckaufbau am High-Rad vorge
nommen, wobei die Druckaufbaupausenzeiten um einen bestimmten
Faktor länger sind, als beim Low-Rad.
Die bekannte Giermomentenaufbauverzögerung (GMA) erfordert eine
aufwendige Anpassung an das betreffende Fahrzeug, um einen Kom
promiß zwischen Lenkverhalten und Bremsweg zu erreichen. Die
GMA ist mit dem Nachteil behaftet, daß das Bremspotential nicht
vollständig ausgeschöpft wird. Denn das High-Rad wird pauschal
stark unterbremst.
Aus der DE 42 08 141 C2 ist ein Antiblockierregelsystem für
Kraftfahrzeuge bekannt, welches Signale einer Giersensorik ver
arbeitet. Das bekannte ABS-System ermittelt die Gierwinkelbe
schleunigung des Fahrzeugs und paßt das Schlupfverhältnis zwi
schen linken und rechten Rädern so an, daß die Gierwinkelbe
schleunigung verringert wird. Das System ist verbesserungswür
dig, weil nicht alle Fahrsituationen berücksichtigt werden.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Nachteile
des Standes der Technik zu vermeiden. Das Bremspotential der
Fahrzeugräder, insbesondere des High-Rades soll besser ausge
nutzt werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Pa
tentanspruch 1 gelöst. Es wird das Raddrehverhalten gemessen
und zur Ermittlung des Radschlupfs und zur Bremsdruckmodulation
herangezogen, wobei die Fahrstabilität unter Verwendung wenig
stens eines Lenkwinkelsensors zur Messung eines Lenkwunschs und
unter Verwendung wenigstens eines Drehratensensors zur Messung
des Fahrzeuggierverhaltens bestimmt und anhand einer Kenngröße
Θ bewertet wird, die zur qualitativen und zur quantitativen
Beurteilung einer Abweichung zwischen Istgierrate ωist und
Wunschgierrate ωLW unter Verwendung der gemessenen Istgierrate
ωist, und unter Verwendung einer gemessenen Wunschgierrate ωLW
und unter Verwendung der zeitlichen Ableitung der Differenz
zwischen Istgierrate ωist und Wunschgierrate ωLW ermittelt wird.
Erfindungsgemäß wird zur Giermomentenbeeinflussung die Druckmo
dulation insbesondere während einem ABS-Regeleingriff in Abhän
gigkeit von einer die Fahrstabilität charakterisierenden Kenn
größe Θ vorgenommen. Eine Berücksichtigung der Kenngröße im
Teilbremsbereich - außerhalb von ABS-Regelzyklen - ist möglich.
Die Erfindung ermöglicht eine adaptive Gestaltung der
Antiblockier-Druckmodulation mit Giermomentenbeeinflussung in Abhän
gigkeit von dem Grad der Instabilität. Der zur Verfügung ste
hende Kraftschlußbeiwert wird besser ausgenutzt weil nach einem
Druckabbau keine pauschal, um einen bestimmten Koeffizienten,
vergrößerte Druckaufbaupausenzeiten an dem High-Rad vorgesehen
werden. Es erfolgt bei geringen Bremswegen eine effektive Gier
momentenbeeinflussung.
Weitere Einzelheiten der Erfindung gehen aus Unteransprüchen im
Zusammenhang mit der Beschreibung und der beigefügten Zeichnung
hervor. In der Zeichnung zeigt:
Fig. 1 ein Flußdiagramm einer Ausführungsform der Erfindung,
Fig. 2 Signalverläufe ωist, ωLW, Δω, Δ und Kenngröße Θ in Ab
hängigkeit von der Zeit t,
Fig. 3 Signalverläufe ωist, ωLW, Δω, Δ, Kenngröße Θ sowie
Druckverläufe pVL, PVR jeweils in Abhängigkeit von der Zeit t,
und
Fig. 4 eine maximal zulässige Druckdifferenz an Radbremsen der
Vorderachse in Abhängigkeit von einer Gierrate ωist.
Nachfolgend wird der Verfahrensablauf anhand eines Flußdia
gramms gemäß Fig. 1 schematisch erläutert. Der Vorgang beginnt,
wenn gemäß einem bei 1 genannten Kriterium (ABS_FA = 1) an wenig
stens einem Rad der Fahrzeugvorderachse ein ABS-Regeleingriff
aktiv ist. Wenn dies nicht zutrifft, wird die Prozedur abgebro
chen. Gemäß 2 wird die Kenngröße Θ - nachfolgend auch Stabi
litätsindex genannt - gebildet. In die Kenngröße Θ geht sowohl
die Gierratenabweichung Δω als auch die Beschleunigungsabwei
chung Δ (zeitliche Ableitung der Gieratenabweichung) ein.
Ein Vergleich 3 der Vorzeichen von Kenngröße Θ und Gierratenab
weichung Δω lässt erkennen, ob bei ungleichen Vorzeichen eine
(ggf. vom Fahrer noch beherrschbare) Untersteuertendenz 4 vor
liegt, die durch Druckaufbaumodifikation 13 bekämpfbar ist,
oder ob bei übereinstimmenden Vorzeichen eine kritischere Über
steuertendenz 5 des Fahrzeugs vorliegt, welche eine Druckabbau
modifikation 11 erfordert.
In einem nachfolgenden Schritt 6 (Fig. 1) wird anhand der Kenn
größe Θ (Stabilitätsindex) das Rad der Vorderachse festgelegt,
an dem eine Giermomentenbeeinflussung vorgenommen wird. Für Θ < 0
erfolgt ein Eingriff an dem rechten Vorderrad 7, während
für Θ < 0 ein Eingriff an dem linken Vorderrad 8 eingeleitet
wird. Bei 9 wird der Betrag der Kenngröße Θ als Schwelle her
angezogen, um die Stabilität des aktuellen Fahrzustands zu
kennzeichnen. Gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel liegt
für Kenngrößen Θ < 40 ein instabiler Fahrzustand 10 vor, wel
cher Druckabbaumodifikationen 11 an dem identifizierten Hoch
reibwert-Vorderrad erfordert. Das Fahrzeug (d. h.
|Θ| < Ysens_pdec_thr1 = 40). Das Fahrzeug kann für Θ < 40 nicht
durch Druckaufbaumodifikation stabilisiert werden. In dieser
Phase wird an einem Vorderrad eine stabilisierende Druckabbau
modifikation 11 vorgenommen.
Bei instabilem Fahrzeug wird die Dauer eines Druckabbaupuls
(GMB_Abbaupuls oder auch PDEC_PULSE) und die Dauer einer Druck
abbaupause (GMB_Abbaupause oder auch PDEC_PAUSE) zwischen be
nachbarten Druckabbaupulsen folgendermaßen berechnet:
In den obigen Gleichungen ist die Kenngröße Θ variabel, wäh
rend die übrigen Größen feststehen. Die Einsteuerung der ermit
telten Dauer forciert den Druckabbau am Hochreibwertrad und re
duziert dadurch unerwünschte Giertendenzen. Eine GMB-Abbaupause
(Min(GMB_Abbaupause)) ist mindestens 5 Loop lang. Diese Min
destabbauzeit ist notwendig, um die Reaktion des Fahrzeugs auf
den gegebenen Puls zu erhalten. Befindet sich das Fahrzeug wie
der im stabilen Bereich, so kann eine Druckaufbaumodifikation
13 vorgenommen werden, um die Bremsleistung zu verbessern.
Aus Plausibilitätsgründen wird eine Druckabbaumodifikation nur
vorgenommen, wenn ein Vergleich 12 ergibt, daß der auf Basis
eines Druckmodells aus radindividuellen Schlupfwerten ermittel
te Radbremsdruck an dem für die Giermomentenbeeinflussung vor
gesehenen Fahrzeugrad größer ist, als der ermittelte Rad
bremsdruck (Modelldruck) an dem gegenüberliegenden Fahrzeugrad.
Wenn diese Plausibilitätsbedingung nicht erfüllt ist, wird in
eine Druckaufbaumodifikation 13 gewechselt, die generell bei
stabilem Fahrzeug 14 vorgesehen ist. Innerhalb der Druckaufbau
modifikation 13 wird unabhängig voneinander eine Aufbaupause
(ABS_Aufbaupause) auf Grundlage des Druckmodells unter Berück
sichtigung des Radschlupfzustands, sowie eine Aufbaupause
(GMB_Aufbaupause) auf Grundlage der Giermomentenbeeinflussung
unter Berücksichtigung des Kennwertes Θ ermittelt. Die ermit
telten Pausenzeiten werden verglichen, und die längere Pausen
zeit wird eingesteuert. Die minimal eingesteuerte Aufbaupause
(GMB_Aufbaupause_min) beträgt grundsätzlich etwa 2-3 Loop, das
heißt je nach interner Taktzeit zwischen etwa 14-30 ms. Nur zu
Beginn der Regelung wird bei großen Gierraten (<10°/s) eine
Mindestpause von 7 Loop eingestellt. Diese besondere Mindest
pause soll in Kurven von Anfang an höhere Stabilität gewährlei
sten. Der Algorithmus endet nach der Ermittlung der notwendigen
Druckmodifikation, und es erfolgt ggf. eine erneute Berech
nungsschleife.
Die Fig. 2 verdeutlicht Fahrzeuginstabilität infolge eines
Bremsvorgangs anhand von Signalverläufen. Im oberen Teil ist
eine am Lenkrad gemessene Wunschgierrate ωLW im Verhältnis zur
gemessenen Istgierrate ωist dargestellt. Zum Zeitpunkt t1 wird
das Fahrzeug instabil und zeigt Giertendenz (bricht aus). Wie
zu ersehen ist, geschieht dies unabhängig von dem Fahrerwillen
(ωLW), weil keine Lenkwinkeländerung eingesteuert wird. Bis
zum Zeitpunkt t2 steigt die Gierrate ωist an, um bis zum Zeit
punkt t3 infolge eines zum Zeitpunkt t4 eingeleiteten Gegenlen
kens abzufallen. Ab t4 ändert das Fahrzeug die Gierrichtung.
Der mittlere Teil der Fig. 2 verdeutlicht die Abweichung zwi
schen Istgierrate ωist und Wunschgierrate ωLW (mit anderen Worten
die Gierratenabweichung Δω) sowie die zeitliche Ableitung die
ser Abweichung (Beschleunigungsabweichung Δ). Die Kennwertbil
dung beruht im wesentlichen auf geometrischer Addition. Der un
tere Teil der Fig. 2 zeigt exemplarisch eine aus den Meßwerten
ermittelte Kenngröße (Stabilitätsindex) Θ, welche die Gierra
tenabweichung Δω und die Beschleunigungsabweichung Δ anhand
der fahrzeugspezifisch einstellbaren Koeffizienten P und D ge
wichtet. Dadurch wird ein PD-Regler gebildet, und die Kenngröße
Θ kann zur Stabilisierung herangezogen werden. Nur in dem
Zeitraum zwischen t5 und t6 gilt das Fahrzeug als instabil,
weil die Kenngröße Θ den Wert 40 überschreitet.
Grundsätzlich unterscheidet man abhängig vom ABS-Regelungszu
stand des Fahrzeuges innerhalb der Giermomentenbeeinflussung
(GMB) verschiedene Szenarien mit Druckaufbauphasen und Druckab
bauphasen unterschieden.
Bei einseitiger ABS-Regelung werden asymmetrische Reibwertun
terschiede angenommen, durch die unterschiedliche Bremskräfte
abgesetzt werden können. Die unterschiedlichen Kräfte induzie
ren ein Giermoment um die Hochachse. Auf die Instabilität wird
mit hoher Sensibilität reagiert, um dem Fahrer die Möglichkeit
zu geben, durch leichte Lenkmanöver zu reagieren. Zunächst ge
langt das Low-Rad in die ABS-Regelung. Das Fahrzeug durchläuft
zunächst eine erste stabilisierende Phase. Innerhalb dieser
Phase wird durch das Einstellen einer bestimmten Druckdifferenz
an der Vorderachse, abhängig vom "Ist"-Gierratenniveau, und
wenn die die Ausbildung einer ersten, kritischen Gierraten
amplitude verhindert. In der Fig. 4 ist die maximal zulässige
Druckdifferenz in Abhängigkeit von der Ist-Gierrate
(Ysens_fpd_press_diff) unter der Bedingung dargestellt, daß
einen Absolutwert von 6°/s2 überschreitet. Mit steigender Gier
rate ω bis zu etwa 10°/s, erfolgt eine lineare Verringerung
der maximal zulässigen Druckdifferenz an der Vorderachse. Ab
etwa 10°/s bleibt die zulässige Druckdifferenz konstant mit et
wa 15 bar, wobei dieser Wert in Abhängigkeit von dem Fahrzeug,
der gewünschten Abstimmung und auch Toleranzen überschritten
oder unterschritten werden kann.
Die beschriebene Gierratenabhängigkeit berücksichtigt die stär
kere Instabilitätsneigung von Fahrzeugen, die schon vor Rege
lungsbeginn eine Gierrate ω (beispielsweise infolge Spurwech
sel oder Kurvenfahrt) aufweisen. Eine Schwingung des, Fahrzeuges
um die Hochachse wird durch Druckmodulation am Vorderrad der
Hochreibwertseite gedämpft und die Gierratenabweichung Δω an
gemessen erhöht. Dadurch erhält der Fahrer Gelegenheit, gegen
zulenken. Am Hochreibwertrad kann die Bremskraft so lange er
höht werden, bis auch dieses Rad sein Blockierdruckniveau er
reicht und in die ABS-Regelung eintritt.
Die Fig. 3 verdeutlicht anhand eines anfangs einseitigen ABS-
Regeleingriffs infolge Niedrigreibwert am linken Vorderrad die
erfindungsgemäße Giermomentenbeeinflussung anhand der Verläufe
von Wunschgierrate ωLW, Istgierrate ωist, Kenngröße Θ sowie
der zugehörigen Druckverläufe an dem High-Rad pVR und dem
Low-Rad pVL. Weil das Vorzeichen der Kenngröße Θ im Punkt a nega
tiv ist, wird die GMB an dem rechten Vorderrad (High-Rad) mit
einem Druckabbau aktiv. Wie die Druckverläufe erkennen lassen,
werden an dem Low-Rad radschlupfbedingte Druckabbauzyklen b
eingesteuert. Zum Abbau der entstehenden Druckdifferenz werden
an dem High-Rad Druckabbauzyklen c vorgenommen. Dieser Druck
abbau berücksichtigt die Istgierrate ωist, wie dies aus Fig. 4
hervorgeht. Die nachfolgenden Druckaufbau- und Druckabbauzyklen
gehen auf ein Zusammenwirken von Kennwert und Schlupfschwellen
zurück. Zum Zeitpunkt t0 befinden sich beide Räder der Vorder
achse in der ABS-Regelung.
Ein absinkender Kennwert Θ zwischen den Zeitpunkten t1 und t2
verdeutlicht eine gewissermaßen schleichende Instabilitätsten
denz des Fahrzeugs. Auf diesen Zustand wird erfindungsgemäß
innerhalb der GMB mit Variation (Verlängerung) der Druckaufbau
pausen d, e und f am High-Rad reagiert. Wenn der Kennwert Θ
zum Zeitpunkt t2 sein Minimum erreicht, liegt ersichtlich eine
besonders lange Druckaufbaupause f vor. Nach einem weiteren
Druckaufbau g schließt sich dann ein im wesentlichen rad
schlupfbedingter Druckabbau h an. Im übrigen lassen die Druck
verläufe pVR und pVL die im Verlauf der ABS-Regelzyklen wachsen
de Druckdifferenz zwischen den beiden Radbremsen der Vorderach
se erkennen, die eine verbesserte Bremswirkung erlaubt.
Die vorliegende Erfindung erlaubt die Erkennung von stabilen
und instabilen Phasen wesentlich sicherer, da der Gierratensen
sor und der Lenkwinkelsensor Signale liefern, anhand derer ein
präziser Soll-Ist-Abgleich möglich ist.
Es sind kürzere Bremswege auf µ-split Fahrbahnen realisierbar,
da die stabile Phasen innerhalb des ABS besser ausgenutzt wer
den. Ein weiterer Vorteil ist der Stabilitätsgewinn bei Kur
venbremsungen, da durch Druckmodulation an den kurveninneren
Rädern das Fahrzeug die Spurtreue beibehält. Übersteuerungsten
denz wird dadurch vermieden.
Sehr instabilen Situationen innerhalb einer ABS-Regelung wird
vorgebeugt und ein Ausbrechen des Fahrzeuges verhindert, so
dass ESP-Eingriffe innerhalb der ABS-Regelung weitgehend ver
mieden werden.
Die Kenngröße (Stabilitätsindex) Θ ist ein zentraler Punkt der
Erfindung. Durch den aus der Gierratenabweichung Δω und der
Beschleunigungsabweichung Δ gebildeten Stabilitätsindex ist
es innerhalb der ABS-Regelung möglich, Instabilitätstendenzen
des Fahrzeuges frühzeitig zu erkennen und in Verbindung mit der
beschriebenen GMB entsprechend zu reagieren. Es liegt eine ge
schlossene Regelung vor, im Gegensatz zu einer überlagerten
ESP-Regelung, welche die ABS-Regelung jeweils kurzzeitig un
terbricht.
Die Auswertungen haben gezeigt, dass der Kennwert Θ Fahrzeug
zustände (Übersteuern, Untersteuern) plausibel abbildet. Dieses
Ergebnis eröffnet die Möglichkeit, die Erfindung in der be
schriebenen oder in abgewandelter Form für weitere Bereiche und
Einsatzbedingungen von elektronischen Fahrzeugregelsystemen (z. B.
ABS,ESP, ESBS,EMB), insbesondere für den Teilbremsbereich,
zu verwenden. Es versteht sich, daß bei einer Adaption für den
Teilbremsbereich der Schritt 1 in Fig. 1 (ABS_FA = 1) nicht abge
fragt wird.
Es bleibt schließlich darauf hinzuweisen, daß alle genannten
Zahlenwerte exemplarisch zu verstehen sind, und daß jeweils ein
oberer und ein unterer Toleranzbereich zur Anpassung an den je
weiligen Fahrzeugtyp besteht, ohne den Kern der Erfindung zu
verlassen.
ωist
(Ist)Gierrate
ωLW
ωLW
Wunschgierrate
Δω Gierratenabweichung
Δ (Gierraten)Beschleunigungsabweichung
Θ Kennwert (Stabilitätsindex)
pVL
Δω Gierratenabweichung
Δ (Gierraten)Beschleunigungsabweichung
Θ Kennwert (Stabilitätsindex)
pVL
, pVR
Radbremsdruck vorne rechts, vorne links
t Zeit
P, D Koeffizienten
a Punkt
b Druckabbauzyklen
c, h Druckabbauzyklen
d, e, f, g Druckaufbaupausen
t Zeit
P, D Koeffizienten
a Punkt
b Druckabbauzyklen
c, h Druckabbauzyklen
d, e, f, g Druckaufbaupausen
1
Schritt
2
Schritt
3
Vergleich
4
Untersteuertendenz
5
Übersteuertendenz
6
Schritt
7
rechtes Vorderrad
8
linkes Vorderrad
9
Schritt
10
instabiler Fahrzustand
11
Druckabbaumodifikation
12
Vergleich
13
Druckaufbaumodifikation
14
stabiles Fahrzeug
Claims (11)
1. Verfahren zur Verbesserung eines Blockierschutzregelungssy
stems, insbesondere zur Verbesserung der Fahrstabilität
beim Einbremsen auf seitenweise unterschiedlichen Kraft
schlußbeiwerten (Giermomentenbeeinflussung, GMB), bei dem
das Raddrehverhalten gemessen und zur Ermittlung des Rad
schlupfs und zur Bremsdruckmodulation herangezogen wird,
wobei die Fahrstabilität unter Verwendung wenigstens eines
Lenkwinkelsignals eines Lenkwinkelsensors zur Ermittlung
einer Wunschgierrate (ωLW) und unter Verwendung wenigstens
eines Drehratensensors zur Messung einer Istgierrate (ωist)
bestimmt und anhand einer Kenngröße (Θ) bewertet wird, die
zur qualitativen und zur quantitativen Beurteilung einer
Abweichung zwischen Istgierrate (ωist) und Wunschgierrate
(ωLW) unter Verwendung der gemessenen Istgierrate (ωist),
und unter Verwendung einer gemessenen Wunschgierrate (ωLW)
und unter Verwendung der zeitlichen Ableitung der Abwei
chung (Δ) zwischen Istgierrate (ωist) und Wunschgierrate
(ωLW) ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kenngröße (Θ) nach der Formel Θ = P.Δ + D.Δ mit
Δω = ωist - ωLW (Gierratenabweichung) und
(Beschleunigungsabweichung) sowie mit P, D als fahrzeugspe zifische Koeffizienten ermittelt wird.
(Beschleunigungsabweichung) sowie mit P, D als fahrzeugspe zifische Koeffizienten ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Fahrverhalten anhand des Betrags der Kenngröße (Θ)
in einen stabilen oder in einen instabilen Bereich unter
schieden wird, und angibt, wie stark das Fahrzeug übersteu
ert oder untersteuert, wobei bei stabilem Fahrzeug zur
Druckaufbaumodifikation (13) am High-Rad eine Modifikation
der Pausenzeit (GMB_Aufbaupause) zwischen jeweils benach
barten Druckaufbaupulsen vorgenommen wird, und daß bei in
stabilem Fahrzeug eine Druckabbaumodifikation (11) unter
Modifikation der Druckabbaupulslänge (GMB_Abbaupuls) oder
eine Modifikation einer Pausenzeit (GMB_Abbaupause) zwi
schen jeweils benachbarten Druckabbaupulsen vorgenommen
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei
stabilem Fahrzeug an dem High-Rad eine Druckaufbaumodifika
tion (13) mit einer Pausenzeit (GMB_Aufbaupause) auf Grund
lage der Kenngröße (Θ) zur Charakterisierung der Fahrsta
bilität (Θ) und eine Pausenzeit (ABS_Aufbaupause) auf
Grundlage des Radschlupfs ermittelt wird, daß die ermit
telten Pausenzeiten miteinander verglichen werden, und daß
die längere der ermittelten Pausenzeiten
(Max(ABS_Aufbaupause, GMB_Aufbaupause)) für die Druckmodu
lation am High-Rad herangezogen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei
instabilem Fahrzeug an dem High-Rad eine Druckabbaumodifi
kation (11) mit einer Pausenzeit zwischen benachbarten
Druckabbaupulsen (GMB_Abbaupause) und/oder eine Druckabbau
pulslänge (GMB_Abbaupuls) auf Grundlage der Kenngröße (Θ)
ermittelt und für die Druckmodulation herangezogen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Pausenzeit (GMB_Abbaupause) nach der Formel GMB_Abbaupause
= GMB_Abbau_thr2-|Θ|/GMB_Abbaupause_quotient ermittelt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Druckabbaupulslänge (GMB_Abbaupuls) nach der Formel
GMB_Abbaupuls = |Θ|/GMB_Abbaupuls_quotient ermittelt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3, 5, 6, 7, dadurch ge
kennzeichnet, daß bei instabilem Fahrzeug an dem High-Rad
eine Modifikation des Druckabbaus nicht vorgenommen wird,
und daß eine Modifikation des Druckaufbaus erfolgt, wenn
der nach einem Druckmodell ermittelte Radbremsdruck
(Pmod_Wh_YTC) an dem High-Rad geringer ist, als der nach
dem Druckmodell ermittelte Radbremsdruck (Pmod_Wh_No_YTC)
an dem Low-Rad.
9. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß für
Kenngrößen (Θ) ≦ 40 an dem High-Rad eine Druckaufbaumodu
lation (13) für einen stabilen Fahrzustand erfolgt, und daß
für Kenngrößen (Θ) etwa ≧ 40 eine Druckabbaumodulation
(11) für einen instabilen Fahrzustand vorgenommen wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Richtung der Instabilität
(Übersteuertendenz/Untersteuertendenz) durch Vergleich der
Vorzeichen von Kenngröße (Θ) und Gierratenabweichung (Δω)
ermittelt wird, und daß übereinstimmende Vorzeichen eine
Übersteuertendenz signalisieren, und daß unterschiedliche
Vorzeichen eine Untersteuertendenz signalisieren.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das für die Giermomentenbeeinflussung
vorgesehene Fahrzeugrad durch das Vorzeichen der Kenngröße
(Θ) ermittelt wird, und daß ein positives Vorzeichen eine
Giermomentenbeeinflussung am linken Vorderrad (VL) bewirkt,
und daß ein negatives Vorzeichen eine Giermomentenbeein
flussung am rechten Vorderrad (VR) bewirkt.
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JP2002581244A JP2004523428A (ja) | 2001-04-10 | 2002-04-02 | アンチロックコントロールシステムの制御状態を改善するためのプログラミング可能な方法 |
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-
2002
- 2002-02-26 DE DE10208125A patent/DE10208125A1/de not_active Withdrawn
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