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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren, mit denen eine Abgasbehandlung zur Umwandlung von Schadstoffen bereits innerhalb des Prozesses und damit ohne nachgelagerte Abgasbehandlung möglich ist, was wiederum den Energieverbrauch für eine Abgasbehandlung reduziert oder vermeidet.
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Bei der Verbrennung von Heizstoffen entstehen beispielsweise Stickoxide, kurz zusammen gefasst unter NOx, sowie teilweise unverbrannte Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoff-haltige Verbindungen, hier und im Folgenden zur Vereinfachung (und unter Vernachlässigung weiterer Heteroatome) zusammengefasst unter CxHy. NOx kann entweder nicht-katalytisch(SNCR) oder katalytisch (SCR) insbesondere mit Ammoniak NH3 oder Harnstoff zu Stickstoff umgesetzt werden. Kohlenwasserstoff CxHy kann mit Sauerstoff zu Wasser und Kohlendioxid umgesetzt werden. Für diese Umsetzung ist ein Temperaturfenster von über 800 °C sinnvoll. Daher ist es in der Abgasbehandlung üblicherweise notwendig, die vergleichsweise kalten Abgase wieder zu erwärmen, was Energie verbraucht und oftmals zusätzliche Wärmetauscher notwendig macht.
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Aus der
US 9 458 059 B2 ist ein Herstellungsprozess für synthetische Puzzolane bekannt.
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Aufgabe der Erfindung ist es, bei der Abgasbehandlung Energie zu sparen, und so weitere CO2-Emissionen, beispielsweise aus der Verbrennung von Brennstoffen als Wärmequelle, zu vermeiden.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch die Vorrichtung mit den in Anspruch 1 angegebenen Merkmalen sowie durch das Verfahren mit den in Anspruch 20 angegebenen Merkmalen.
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Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen, der nachfolgenden Beschreibung sowie der Zeichnung.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung dient zur thermischen Behandlung beispielsweise und insbesondere von mineralischem Material, insbesondere Tonen, zur Herstellung von künstlichen Puzzolanen als Zusatzstoff für Zementklinker. Tone haben sich zunehmend als wichtiger Rohstoff in der Zementindustrie etabliert, da bei deren thermischer Behandlung weniger oder kein CO2 aus dem Rohstoff freigesetzt wird, wie dieses beispielsweise beim Brennen von Kalkstein geschieht. Da die Temperatur für die Aktivierung mineralischer Materialien, insbesondere Tone, jedoch häufig unter 800 °C liegen kann, reicht die Temperatur innerhalb des Calcinators nicht aus, um Schadstoffe zuverlässig umzusetzen. Die Vorrichtung weist wenigstens einen Vorwärmer, einen Calcinator und einen Materialkühler auf. Der Vorwärmer ist beispielsweise als Gleichstromwärmetauscher mit Zyklonabscheider oder als Kaskade aus zwei bis sechs Gleichstromwärmetauschern mit Zyklonabscheider ausgebildet. Alternativ kann der Vorwärmer auch als Kreuzstromwärmetauscher ausgebildet sein. Der Materialkühler ist ebenfalls bevorzugt als Gleichstromwärmetauscher mit Zyklonabscheider oder als Kaskade aus zwei bis sechs Gleichstromwärmetauschern mit Zyklonabscheider ausgebildet. Alternativ kann der Materialkühler auch als Kreuzstromwärmetauscher ausgebildet sein. Ein Feststoffstrom wird in den Vorwärmer, vom Vorwärmer in den Calcinator, vom Calcinator in den Materialkühler und aus dem Materialkühler herausgeführt. Im Gegenstrom dazu wird ein Gasstrom in den Materialkühler, vom Materialkühler in den Calcinator, vom Calcinator in den Vorwärmer und aus dem Vorwärmer herausgeführt. Die Vorrichtung weist eine Brennkammer auf. Der Gasstrom aus dem Materialkühler wird zumindest teilweise durch die Brennkammer in den Calcinator geführt. Es kann einen weiteren Teilstrom geben, der beispielsweise direkt vom Materialkühler in den Calcinator geführt wird, es also einen Brennkammerbypass gibt. In der Brennkammer wird durch die Verbrennung von Erdgas, Wasserstoff, Kohle, Ammoniak oder Ersatzbrennstoffen, wie zum Beispiel Biomasse, Altreifen oder Hausmüll, die für den Prozess notwendige thermische Energie bereitgestellt. Derartige Anlagen sind für die thermische Behandlung von mineralischen Stoffen, insbesondere Tonen, bekannt.
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Erfindungsgemäß ist nun zwischen der Brennkammer und dem Calcinator eine Verweilzeitvorrichtung angeordnet. In der Brennkammer entstehen Schadstoffe, beispielsweise NOx bei den Temperaturen der Verbrennung. Ebenso können hier Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoff-haltige Verbindungen aus dem Brennmaterial austreten. Üblicherweise ist die Brennkammer entweder innerhalb des Calcinators angeordnet, beispielsweise im Falle einer Erdgasbefeuerung oder direkt an dem Calcinator angeordnet, insbesondere für Ersatzbrennstoffe. Die direkte Verbindung sorgt zum einen für die Vermeidung von Wärmeverlusten und spart zusätzlich Investitionskosten und Bauraum. Daher erscheint es zunächst nicht vorteilhaft, die Brennkammer und den Calcinator räumlich zu trennen und dazwischen eine Verweilzeitvorrichtung anzuordnen. Jedoch ist es hierdurch möglich, eine Behandlung der Abgase aus der Brennkammer auf einem idealen Temperaturniveau vorzunehmen und sich so eine nachträgliche und energieintensive Abgasbehandlung zu sparen. Durch die Verweilzeitvorrichtung kann eine Trennung der Temperaturen für die Abgasbehandlung in der Verweilzeitvorrichtung und der thermischen Behandlung, beispielsweise des Tones, im Calcinator erreicht werden, wodurch sowohl für die Abgasbehandlung als auch für die thermische Behandlung jeweils ein geeignetes Temperaturfenster gewählt werden können. Insbesondere kann die Temperatur in der Verweilzeitvorrichtung höher gewählt werden als im Calcinator, sodass hier eine Verbrennung von CxHy insbesondere mit Sauerstoff erfolgen kann oder bei Anwesenheit von beispielsweise Ammoniak NOx durch Synproportionierung von NOx und NH3 zu Stickstoff (und Wasser) umgesetzt werden kann. Die Art der Schadstoffe ist üblicherweise sehr stark von der Art des verwendeten Brennstoffs abhängig.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist zwischen der Brennkammer und der Verweilzeitvorrichtung und/oder in der Verweilzeitvorrichtung eine Hilfsbrennvorrichtung angeordnet. Diese Ausführungsform ist bevorzugt, wenn die Brennkammer zur Verbrennung von Ersatzbrennstoffen ausgebildet ist. Ersatzbrennstoffe weisen üblicherweise eine größere Schwankung des Brennwertes auf. Die Hilfsbrennvorrichtung ist bevorzugt zur Verbrennung eines Brennstoffes ausgebildet, der eine schnelle und gezielt anpassbare Verbrennung ermöglicht. Die Hilfsbrennvorrichtung ist bevorzugt dazu ausgebildet einen Brennstoff zu verbrennen, der ausgewählt ist aus der Gruppe umfassend Kohlenstaub, Erdgas, Wasserstoff, Biogas und Ammoniak. Somit ist es möglich, Temperaturschwankungen, die durch Schwankungen des Brennmaterials in der Brennkammer entstehen, gezielt und schnell auszugleichen, sodass in der Verweilzeitvorrichtung eine stabile Temperatur gewährleistet ist und somit der Prozess des Schadstoffabbaus zuverlässig erfolgt.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Verweilzeitvorrichtung rohrförmig ausgebildet. Beispielsweise kann die rohrförmige Verweilzeitvorrichtung schwanenhalsförmig ausgebildet sein. Ebenso kann die rohrförmige Verweilzeitvorrichtung als aufgeweitete Rohrleitung ausgebildet sein. Die Verweilzeitvorrichtung kann optional mit einem oder mehreren Strömungseinbauten ausgestattet sein, die eine intensive Vermischung des Gases innerhalb der Einrichtung zu verbessern.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist zwischen der Brennkammer und der Verweilzeitvorrichtung eine erste Reaktionsmittelzuführung angeordnet. Die Reaktionsmittelzuführung dient dazu, ein Reaktionsmittel zur Schadstoffumsetzung zuzuführen. Da die zu behandelnden Schadstoffe sehr stark von dem in der Brennkammer verbrannten Brennstoff abhängig sind, ist das Reaktionsmittel und damit die erste Reaktionsmittelzuführung in Abhängigkeit des in der Brennkammer zu verwendenden Brennstoffs auszuwählen.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die erste Reaktionsmittelzuführung zur Zuführung von Sauerstoff, beispielsweise auch in Form von Luft oder von im Materialkühler vorgewärmter Luft, ausgebildet. Sauerstoff wird als Reaktionspartner für die Umsetzung von Kohlenwasserstoff CxHy zu Wasser und Kohlendioxid benötigt.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die erste Reaktionsmittelzuführung zur Zuführung von verschiedenen Arten von Reduktionsmittel, beispielsweise Ammoniak, Harnstoff, deren Verbindungen oder Lösungen, insbesondere wässrige Lösungen, hieraus ausgebildet. Ammoniak oder Harnstoff können mit Stickoxiden NOx zu Stickstoff synproportionieren.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung wenigstens einen ersten NOx-Analysator auf. Der NOx-Analysator dient zur Erfassung der NOx-Konzentration. Üblicherweise wird als NOx-Analysator eine Vorrichtung unter Nutzung der Infrarot-Spektroskopie verwendet. Der wenigstens eine erste NOx-Analysator ist in einer Ausführungsform in der Verweilzeitvorrichtung oder zwischen der Verweilzeitvorrichtung und dem Calcinator angeordnet. Dieses hat den Vorteil einer unmittelbaren Rückmeldung und schnelleren Regelbarkeit. Zusätzlich oder alternativ kann der wenigstens eine erste oder ein zweiter NOx-Analysator im oder hinter dem Vorwärmer angeordnet sein. Der Vorteil dieser Ausführungsform ist, dass die Gase hier deutlich kühler sind, was die Messung vereinfacht. Der wenigstens eine erste oder ein zweiter NOx-Analysator kann auch nach dem Calcinator oder sogar nach dem Vorwärmer angeordnet sein, da in diesen die Temperatur zu Bildung von NOx nicht mehr hoch genug sein sollte, sodass somit auch dieser Wert für den NOx-Gehalt in der Verweilzeitvorrichtung aussagekräftig ist.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung wenigstens einen ersten NH3-Analysator auf. Der NH3-Analysator dient zur Erfassung der NH3-Konzentration im Gasstrom. Vorzugsweise werden mehrere NH3-Analysatoren eingesetzt, um die Konzentration an unterschiedlichen Stellen im Wege des Abgasstroms zu ermitteln. Der beziehungsweise die wenigsten zwei NH3-Analysaten befinden sich beispielsweise in unterschiedlichen Ebenen des Calcinators und regeln/steuern die Zugabe des Reaktionsmittels, um die Ausnutzung des Reaktionsmittels zu ermitteln und somit eine effektive Nutzung des Reaktionsmittels sicherzustellen. Der wenigstens eine NH3-Analysator, vorzugsweise die wenigstens zwei NH3-Analysatoren, befinden sich beispielsweise und bevorzugt in räumlicher Nähe des wenigstens einen NOx-Analysators und/oder wenigstens einen Temperatursensors. Der beziehungsweise die NH3-Analysatoren sind über wenigstens ein Dosiersystem mit entsprechenden Behältern, bevorzugt mit wenigstens einem Behälter für Ammoniak verbunden. So kann beispielsweise Ammoniak an unterschiedlichen Stellen und/oder Ebenen in gleicher oder unterschiedlicher Menge und/oder Konzentration in den Gasstrom eingedüst werden.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung wenigstens eine erste Steuervorrichtung auf. Die wenigstens eine erste Steuervorrichtung ist zum Auslesen des wenigstens einen ersten NOx-Analysators ausgebildet. Die wenigstens eine erste Steuervorrichtung ist zum Ansteuern der ersten Reaktionsmittelzuführung ausgeführt und/oder einer optionalen zweiten Reaktionsmittelzuführung in Abhängigkeit von dem, durch wenigstens einen ersten NOx-Analysator, erfassten NOx-Wert ausgebildet und regelt die erste Reaktionsmittelzuführung und/oder die optionale mindestens eine weitere Reaktionsmittelzuführung, vorzugsweise in unterschiedlichen Ebenen und/oder mit mehreren Düsen, in Abhängigkeit des erfassten NOx-Wertes. Hierdurch ist eine gezielte Zugabe des Reaktionsmittels, beispielsweise von Ammoniak, möglich, wodurch wiederum eine Überdosierung des Reaktionsmittels und damit verbunden eine Emission von beispielsweise Ammoniak vermieden werden kann.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung wenigstens eine erste Steuervorrichtung auf. Die wenigstens eine erste Steuervorrichtung ist zum Auslesen des wenigstens einen ersten NH3-Analysators ausgebildet. Die wenigstens eine erste Steuervorrichtung ist zum Ansteuern der ersten Reaktionsmittelzuführung und/oder mindestens einer weiteren Reaktionsmittelzuführung in Abhängigkeit von dem, durch wenigstens einen ersten NH3-Analysator, erfassten NH3-Wertes ausgebildet und regelt die erste Reaktionsmittelzuführung und/oder die mindestens eine optionale zweite Reaktionsmittelzuführung in Abhängigkeit des erfassten NH3-Wertes. Hierdurch ist eine gezielte Zugabe des Reaktionsmittels, beispielsweise von Ammoniak, möglich, wodurch wiederum eine Überdosierung des Reaktionsmittels und damit verbunden eine Emission von beispielsweise Ammoniak vermieden werden kann.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung einen Temperatursensor auf. Temperatursensor ist im Sinne der Erfindung weit zu verstehen und umfasst jedes Sensorsystem zur Temperaturerfassung. Der Temperatursensor kann ein Thermoelement sein. Alternativ kann ein Temperatursensor auch ein akustischer Sensor sein, welcher die Temperatur über eine räumliche Strecke mittels der Schallgeschwindigkeit ermittelt.. Bevorzugt ist der Temperatursensor in der ersten Brennkammer, in der Verweilzeitvorrichtung oder zwischen der Brennkammer und der Verweilzeitvorrichtung angeordnet. Die Vorrichtung kann auch mehrere Temperatursensoren, insbesondere an den vorgenannten Positionen aufweisen.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung wenigstens eine erste Steuervorrichtung auf. Die wenigstens eine erste Steuervorrichtung ist zum Auslesen des Temperatursensors oder der Temperatursensoren ausgebildet. Die wenigstens eine erste Steuervorrichtung ist zum Ansteuern der ersten Reaktionsmittelzuführung und/oder einer mindestens optionalen zweiten Reaktionsmittelzuführung und/oder der Hilfsbrennvorrichtung in Abhängigkeit der von dem Temperatursensor erfassten Temperatur ausgebildet. Hierdurch ist eine gezielte Zugabe eines Brennstoffs möglich, wodurch wiederum eine exakte Anpassung der Temperatur an das gewünschte Temperaturfenster möglich ist.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die erste Reaktionsmittelzuführung für eine Zuführung mit einem Druck von 0,5 bar bis 5 bar ausgelegt.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist benachbart zur erste Reaktionsmittelzuführung eine erste Wasserzuführung angeordnet. Die Wassereindüsung durch die Wasserzuführung kann zur gezielten Temperatureinstellung genutzt werden, um das Temperaturniveau für die Schadstoffminimierung optimal einzustellen. Die Wasserzuführung dient üblicherweise nicht nur zur Zuführung von Wasser, üblicherweise werden wässrige Lösungen, insbesondere Prozessabwässer, verwendet, welche zusätzlich weitere Stoffe aufweisen können. Vorzugsweise ist der Brennwert der weiteren Stoffe nicht so hoch, dass dadurch der Kühleffekt, welcher durch die Verdunstung des Wassers entsteht, kompensiert wird. So können beispielsweise wässrige Lösungen mit einem Anteil organischer Verbindungen hier eingesetzt werden, da die organischen Verbindungen bei den herrschenden Bedingungen sicher umgesetzt werden.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung wenigstens eine erste Steuervorrichtung auf. Die wenigstens eine erste Steuervorrichtung ist zum Auslesen des Temperatursensors oder der Temperatursensoren ausgebildet. Die wenigstens eine erste Steuervorrichtung ist zum Ansteuern der Wasserzuführung in Abhängigkeit der von dem Temperatursensor erfassten Temperatur ausgebildet. Hierdurch ist eine gezielte Anpassung der Temperatur an das gewünschte Temperaturfenster möglich.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Verweilzeitvorrichtung eine Länge auf, sodass die Verweilzeit in der Verweilzeitvorrichtung zwischen 0,5 s und 10 s, insbesondere zwischen 1 s und 5 s, besonders bevorzugt von 1,5 s bis 2,5 s, liegt. Hierdurch wird ein geeignetes Fenster zwischen ausreichend Reaktionszeit sowie Wärmeverlust und Strömungswiderstand erreicht.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist zwischen dem Calcinator und dem Materialkühler eine Reduktionsvorrichtung angeordnet. Eine Reduktionsvorrichtung dient zur Behandlung des thermisch behandelten Materials in einer reduzierenden Atmosphäre insbesondere zur Farboptimierung. Zur Bildung der reduzierenden Atmosphäre können beispielsweise Gase, Feststoffe und/oder Flüssigkeiten eingesetzt werden, die beispielsweise Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenmonoxid oder dergleichen oder entsprechende Verbindungen hieraus, beispielsweise Methan oder Ammoniak oder Mischungen hieraus sowie zusätzlich auch Inertgase, insbesondere Stickstoff, aufweisen. Die reduzierende Atmosphäre kann auch durch eine unterstöchiometrische Verbrennung (Unterschuss an Sauerstoff) erzeugt werden. Beispielsweise kann dadurch FeIII zu FeII reduziert werden, was eine Farbreduktion des Produkts und damit eine erhöhte Marktakzeptanz zur Folge hat.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Verweilzeitvorrichtung einen Katalysator auf. Der Katalysator ist beispielsweise ein Platin-Rhodium-Katalysator, welcher für die Umsetzung von NOx und NH3 zu Stickstoff geeignet ist.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Verweilzeitvorrichtung wenigstens eine Umlenkung auf. Alternativ oder zusätzlich weist die Verweilzeitvorrichtung Strömungseinbauten zur Gasmischung auf. Insbesondere kann die Verweilzeitvorrichtung schwanenhalsförmig ausgeführt sein. Neben der kompakten räumlichen Anordnung führen die Umlenkungen zu einer Durchmischung. Zusätzlich können hierdurch auch Höhenunterschiede ausgeglichen werden, was eine kompakte Bauweise begünstigt.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Verweilzeitvorrichtung wenigstens eine zweite Reaktionsmittelzuführung auf. Die wenigstens zweite Reaktionsmittelzuführung ist zwischen der Brennkammer und der Verweilzeitvorrichtung oder an der Verweilzeitvorrichtung angeordnet und bevorzugt mit einer optionalen Steuereinrichtung verbunden. In einem ersten Fall sind die erste Reaktionsmittelzuführung und die wenigstens zweite Reaktionsmittelzuführung zur Zuführung des gleichen Reaktionsmittels ausgebildet. Beispielsweise können beide zur Zuführung von Ammoniak ausgebildet sein. Insbesondere sind somit die erste Reaktionsmittelzuführung und die wenigstens zweite Reaktionsmittelzuführung zueinander beabstandet. Dadurch kann die Konzentration, beispielsweise des Ammoniaks zum NOx-Abbau, konstanter gehalten werden. In einem zweiten Fall dient die erste Reaktionsmittelzuführung zur Zuführung eines ersten Reaktionsmittels, beispielsweise NH3 für den NOx-Abbau, und die wenigstens zweite Reaktionsmittelzuführung zur Zuführung von wenigstens eines zweiten Reaktionsmittels, beispielsweise O2 oder Luft für den CxHy-Abbau.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung einen SCR-Reaktor auf, wobei der SCR-Reaktor im Gasstrom hinter dem Vorwärmer angeordnet ist. Der SCR-Reaktor kann insbesondere als Backup-Lösung verwendet werden. Solange die erfindungsgemäße NOx-Minderung ausreichend ist, wird der SCR-Reaktor beispielsweise nicht betrieben und damit die notwendige Energie eingespart.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Vorrichtung einen Bypass auf, wobei der Bypass zwischen der Brennkammer und dem Calcinator angeordnet ist. Der Bypass ist strömungstechnisch parallel zur Verweilzeitvorrichtung angeordnet. Somit wird ein erster Teilstrom durch die Verweilzeitvorrichtung geführt und ein zweiter Teilstrom wird durch den Bypass geführt. Hierdurch ist eine optimale Ausnutzung der zulässigen Emissionen möglich.
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In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betreiben einer erfindungsgemäßen Vorrichtung. Die Temperatur wird in der Verweilzeitvorrichtung zwischen 750 °C und 1300 °C gewählt. Insbesondere wird die Temperatur in der Verweilzeitvorrichtung zwischen 800 °C und 1100 °C, besonders bevorzugt zwischen 900 °C und 1050 °C, gewählt.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt eine thermische Behandlung von mineralischem Material, insbesondere Tonen oder tonartigen Substanzen.
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Nachfolgend ist die erfindungsgemäße Vorrichtung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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In 1ist eine beispielhafte Vorrichtung schematisch dargestellt. Das zu behandelnde Material , zum Beispiel ein Ton, wird über eine Materialzuführung 110 dem Vorwärmer 10 zugeführt, vorgewärmt in den Calcinator 20 eingebracht, dort thermisch behandelt. Vom Calcinator 20 das Material in eine optionale Reduktionsvorrichtung 100, wird dort insbesondere farboptimiert und gelangt in den Materialkühler 30, aus dem dann das fertige Produkt über eine Produktentnahme 120 entnommen wird. Im Gegenstrom wird das Gas über eine Gaszufuhr 130 zunächst in den Materialkühler 30 geführt und dort durch das abzukühlende Produkt erwärmt. Das erwärmte Gas gelangt in die Brennkammer 40. Dort wird beispielsweise ein Ersatzbrennstoff, zum Beispiel Müll, verbrannt. Bei der Verbrennung können alleine aufgrund der Temperatur und der Anwesenheit von Stickstoff und Sauerstoff Stickoxide entstehen. Brennkammer (40) und Verweilzeitvorrichtung (50) sind bevorzugt mit Temperatursensoren ausgestattet. Des Weiteren sind die Gase beim Verlassen der Brennkammer 40 am heißesten, sodass sich dieser Zeitpunkt ideal eignet, um die Stickoxide wieder zu zersetzen. Um Schwankungen im Brennwert des Sekundärbrennstoffes auszugleichen, weist die Vorrichtung eine Hilfsbrennvorrichtung 60 (optional mehrere Hilfsbrennvorrichtungen 60) auf, welche beispielsweise mit Gas, flüssigem Brennstoff oder Kohlestaub betrieben wird und damit in der Lage ist, zuverlässig die Temperatur einzustellen. Zusätzlich weist die Anlage eine Wasserzuführung 62 auf, mit welcher Wasser zugeführt und damit die Temperatur in einfacher Weise gesenkt werden kann. Durch die Kombination aus Hilfsbrennvorrichtung 60 und Wasserzuführung 62 ergibt sich somit die Möglichkeit einer besonders gezielten Temperatureinstellung. Zusätzlich wird über eine erste Reaktionsmittelzuführung 70 eine Ammoniaklösung eingedüst. Dadurch kann in der Verweilzeitvorrichtung 50 eine Reaktion zwischen NOx und NH3 bei beispielsweise 1000 °C stattfinden. Um die Umsetzung vollständig zu machen und nicht einen Überschuss an Ammoniak zu erzeugen (und so eine neue Schadstoffquelle einzuführen), weist die Vorrichtung noch eine zweite Reaktionsmittelzuführung 72 auf, in der an einer späteren Stelle in der Verweilzeitvorrichtung 50 erneut Ammoniaklösung eingedüst wird. Zusätzlich sind in der Verweilzeitvorrichtung ein NOx-Analysator 80 und ein NH3-Analysator (82) angeordnet. Zusätzlich sind nach dem Vorwärmer ein NOx-Analysator 80 und ein NH3-Analysator (82) angeordnet. Die NOx-Analysatoren 80 und die NH3-Analysatoren (82) sind mit einer ersten Steuervorrichtung 90 verbunden, die in Abhängigkeit des vom NOx-Analysator 80 erfassten NOx-Gehalt und des vom NH3-Analysator erfassten NH3-Gehalt sowie des über Temperatursensoren erfassten Temperaturniveaus die Eindüsung von Ammoniaklösung durch die erste Reaktionsmittelzuführung 70 und die zweite Reaktionsmittelzuführung 72 regelt. Von dort gelangt das warme Gas, aber von NOx befreit und mit nur geringen Gehalten an NH3, in den Calcinator 20. Der Calcinator kann bei gewissen Produkten beispielsweise bei 750 °C betrieben werden, was wiederum zu gering wäre, um NOx innerhalb des Calcinators 20 umzusetzen. Vom Calcinator 20 wird das Gas in den Vorwärmer 10 geführt, wo dieses seine Wärme an das zugeführte Material abgibt. Das Abgas des Vorwärmers 10wird dann über einen Gasablass 140 abgegeben und kann beispielsweise einer weiteren Behandlung, beispielsweise zur Entstaubung, zugeführt werden.
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Bezugszeichen
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- 10
- Vorwärmer
- 20
- Calcinator
- 30
- Materialkühler
- 40
- Brennkammer
- 50
- Verweilzeitvorrichtung
- 60
- Hilfsbrennvorrichtung
- 62
- Wasserzuführung
- 70
- erste Reaktionsmittelzuführung
- 72
- zweite Reaktionsmittelzuführung
- 80
- NOx-Analysator
- 82
- NH3-Analysator
- 90
- Steuervorrichtung
- 100
- Reduktionsvorrichtung
- 110
- Materialzuführung
- 120
- Produktentnahme
- 130
- Gaszufuhr
- 140
- Gasablass
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011014498 A1 [0003]
- US 9458059 B2 [0004]