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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum drehmomentbasierten Betreiben eines Inverters eines zur Nutzbremsung eingerichteten elektrischen Antriebs eines Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeugs, mit einem von dem Inverter verschiedenen mit dem Inverter verbundenen Steuergerät zum Steuern einer Reibbremsvorrichtung und/oder des elektrischen Antriebs. Die Erfindung betrifft auch einen Inverter für einen elektrischen Antrieb eines Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeugs, einen elektrischen Antrieb, ein Fahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, und ein Computerprogramm und/oder computerlesbares Medium.
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Die Erfindung betrifft mit anderen Worten insbesondere LKW und Anhänger optional mit einem elektronisch geregelten Bremssystem (EBS bzw. TEBS) und mit mindestens einer elektrisch angetriebenen Achse mit einem elektrischen Antrieb (eDrive - Zentralantrieb oder radindividueller Antrieb), der als verschleißfreie Dauerbremse betrieben werden kann und darüber bei Verzögerungen eine Rückgewinnung von Bremsenergie in Form von elektrischer Energie ermöglicht (Rekuperation). Der elektrische Antrieb umfasst typischerweise ein Antriebssteuergerät, auch eDrive-ECU genannt, einen Inverter mit einem internen Invertersteuergerät, eine elektrische Maschine und ein optional schaltbares Getriebe.
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Zur Gewährleistung der Stabilität müssen das wirkende Drehmoment und der Schlupf (Antriebs- wie Bremsschlupf) in bestimmten Situationen an der angetriebenen Achse oder den angetriebenen Achsen begrenzt werden. Hierzu ist eine Abstimmung zwischen dem elektrischen Antrieb und dem Bremssystem nötig, das in der Regel die Fahrstabilität überwacht und regelt, beispielsweise durch ein Anti-Blockier-System (ABS) und eine elektronische Stabilitätskontrolle (electronic stability control, ESC), einschließlich eines aktiven Überrollschutzes (active roll over protection, ARP) und einer Gierraten-Regelung.
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In stabilitäts- und schlupfkritischen Verzögerungssituationen wird gemäß dem Stand der Technik der elektrische Antrieb von dem Reibbremssteuergerät deaktiviert und es werden alleinig Reibbremsen beziehungsweise die Reibbremsvorrichtung zur Regelung genutzt. Dies ist darin begründet, das klassische Dauerbremsen (sog. Retarder) aufgrund ihrer Dynamik nicht präzise und dynamisch genug regelbar sind.
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Der elektrische Antrieb weist jedoch die erforderliche Dynamik und Präzision auf, sodass das Potential hinsichtlich einer Rekuperation als auch insbesondere hinsichtlich einer Verbesserung der Bremsperformance und Stabilität nicht ausgeschöpft wird.
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Wird der elektrischen Antrieb in bestimmten Antriebs- und/oder Bremsfällen schlupfgeregelt betrieben, so ist eine enge Abstimmung zwischen dem elektrischen Antrieb und dem Bremssystem und dessen Stabilitätsregelung notwendig. Es ist dabei sicherzustellen, dass die realisierten Schlupfwerte und Drehmomente zum einen hoch genug sind, um Rekuperation, eine erreichbare Verzögerung beim Bremsen und/oder einen Vortrieb beim Antreiben zu erreichen, aber gleichzeitig unterhalb eines stabilitätskritischen Maximalwerts liegen, insbesondere um ausreichend Seitenführung zu erzielen. Das gesamte Schlupfverhalten ist dabei stark von der Reibpaarung von Reifen und Untergrund, einschließlich dynamischer Änderungen des Untergrunds bzw. dessen Reibwerts, und der Beladungs- bzw. statischen und dynamischen Achslastverteilung abhängig.
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DE 10 2016 208 766 A1 offenbart ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs, wobei ein automatisierter Fahrvorgang durchgeführt wird, wobei zum automatisierten Verzögern des Kraftfahrzeugs eine erste Bremseinrichtung verwendet wird, wobei während des automatisierten Fahrvorgangs wenigstens ein Betriebsparameter des Kraftfahrzeugs erfasst wird, wobei geprüft wird, ob der wenigstens eine Betriebsparameter ein vorbestimmtes Prüfkriterium erfüllt, und wobei das Kraftfahrzeug mit einer zweiten Bremseinrichtung automatisiert verzögert wird, wenn der wenigstens eine Betriebsparameter das Prüfkriterium nicht erfüllt.
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EP 3 299 230 A1 offenbart einen integrierten Bremssteuerabschnitt, der als Zielwerte eine Zielbremskraft und einen Zielradgeschwindigkeitsäquivalentwert jeder elektrischen Bremsvorrichtung erzeugt und die Zielbremskraft und den Zielradgeschwindigkeitsäquivalentwert zu einem Zielwertgeber überträgt. Eine elektrische Bremssteuervorrichtung jeder elektrischen Bremsvorrichtung enthält eine Bremskraftsteuerung, die einen Elektromotor gemäß der Zielbremskraft steuert, eine Radgeschwindigkeitssteuerung, die den Elektromotor in Übereinstimmung mit dem Soll-Radgeschwindigkeits-Äquivalentwert, und einen Steuerschalter. Der Steuerschalter schaltet zwischen der Verwendung des Bremskraftreglers und der Verwendung des Radgeschwindigkeitsreglers in Übereinstimmung mit einer vorbestimmten Bedingung um.
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Eine Schlupfregelung mittels der Reibbremsvorrichtung, auch Betriebsbremse genannt, oder mittels einem oder mehrerer elektrischer Antriebe ist aus dem Stand der Technik bekannt.
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Ein Vorteil einer Regelung über die Reibbremsvorrichtung ist, dass die Reibbremsvorrichtung über wesentliche für die Fahrstabilität relevante Informationen verfügt und in abgestimmter Weise Bremseingriffe durchführen kann. Beispielsweise kann bei einer Antriebsschlupfregelung, ASR, auf einer Fahrbahn mit unterschiedlichen Reibwerten pro Rad (µ-Split-Bedingung oder auch MU-Split-Bedingung beziehungsweise MU-Split-Szenario) ein Regeln durch ein Festhalten des durchdrehenden Rads bei niedrigeren Reibwert mittels eines Bremseingriffs erfolgen.
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Demgegenüber bietet insbesondere bei radindividuellen Antrieben eine Regelung über den elektrischen Antrieb den Vorteil, dass dieser intern eine schnelle und genaue Drehzahl- und/oder Drehmomentregelung durchführen kann. Sollte die Regelung über das Bremssystem und damit auf einem separaten Steuergerät erfolgen, so beinhaltet dies immer einen zusätzlichen Kommunikationspfad, in der Regel über einen Fahrzeugbus, beispielsweise einen CAN-BUS, mit entsprechenden Totzeiten und Verzögerung.
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EP 3 995 370 A1 schlägt eine Anwendung von Geschwindigkeitslimits zur Schlupfregelung vor. Dabei werden die radbezogenen Speed-Limits, die vom „Motion Management System“ berechnet werden an das „Motion Support System“ übertragen. Dort wird das Drehmoment entsprechend der aktuellen Drehzahl und den Geschwindigkeitsgrenzen limitiert. Das Drehmoment wird als Steuersignal übertragen und physikalisch umgesetzt.
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Ein Inverter gemäß dem Stand der Technik weist die Möglichkeit auf, dass parallel zu Soll-Drehmomenten eine erlaubte maximale oder minimale Drehzahl, also ein Drehzahllimit, über ein angebundenes Steuergerät dynamisch vorgegeben werden kann. Bereits vor Erreichen dieses Drehzahllimits reduziert der Inverter intern sein Drehmoment (Derating), sodass das Drehzahllimit im stationären Fall nicht überschritten werden kann. Diese drehzahl- beziehungsweise geschwindigkeitsabhängige Drehmomentreduzierung wird typischerweise genutzt, um die Höchstgeschwindigkeit eines Fahrzeugs zu begrenzen.
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Für eine Schlupfregelung ergibt sich insbesondere der Vorteil, dass im Schlupffall auf dem Inverter eine sehr schnelle Reaktion auf Basis eines Resolversignals erfolgen kann, das direkt an den Inverter angebunden ist. In die Regelschleife sind keine weiteren Steuergeräte oder Kommunikationsstrecken wie beispielsweise über einen Feldbus (CAN) eingebunden.
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Demgegenüber besteht der Nachteil, dass der Inverter nur anhand des Resolversignals die Ist-Drehzahl des elektrischen Antriebs kennt, nicht aber die Raddrehzahl, insbesondere bei Zentralantrieben mit Differential. Bei Zentralantrieben in einem MU-Split-Szenario muss das Drehzahllimit durch ein weiteres Steuergerät anhand der Raddrehzahlen geeignet eingestellt werden, um das Rad auf einer Seite mit weniger Reibwert (low-µ-Seite) regeln zu können. Ferner reduziert die auf dem Inverter implementierte geschwindigkeitsabhängige Drehmomentlimitierung (Derating) das Drehmoment bereits vor einem Erreichen des empfangenen Geschwindigkeitslimits. Dies führt dazu, dass immer ein gewisser Offset zwischen der Ist- und einer Zieldrehzahl bestehen bleibt. Damit wird der Inverter nicht optimal betrieben.
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Es ist die Aufgabe der Erfindung, den Stand der Technik zu bereichern. In einer Ausgestaltung der Erfindung wird die Aufgabe gelöst, eine verbesserte Betriebsstrategie zum Betreiben eines Inverters eines elektrischen Antriebs bereitzustellen.
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Die Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 sowie den Gegenständen nach den weiteren unabhängigen Ansprüchen gelöst. Die Unteransprüche geben bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung an.
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Gemäß der Erfindung wird ein Verfahren zum drehmomentbasierten Betreiben eines Inverters eines zur Nutzbremsung eingerichteten elektrischen Antriebs eines Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeugs, mit einem von dem Inverter verschiedenen mit dem Inverter verbundenen Steuergerät zum Steuern einer Reibbremsvorrichtung und/oder des elektrischen Antriebs, bereitgestellt. Dabei weist das Verfahren auf: Erfassen einer Ist-Drehzahl des elektrischen Antriebs durch den Inverter; Ermitteln eines anhand einer Zieldrehzahl für ein durch den elektrischen Antrieb antreibbares Rad bestimmten Drehzahllimits durch das Steuergerät; Bestimmen eines nachgeführten Drehzahllimits in Abhängigkeit von dem Drehzahllimit und der Ist-Drehzahl durch das Steuergerät; und Betreiben des Inverters mit einem reduzierten Drehmoment anhand des nachgeführten Drehzahllimits.
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Das Fahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, wird im Folgenden als Fahrzeug bezeichnet. Es wird mit anderen Worten eine verteilte Schlupfregelung zwischen einem Steuergerät und dem Inverter vorgeschlagen, die auf einer geeigneten Nachführung des Drehzahllimits basiert. Dabei wurde erkannt, dass die Ist-Drehzahl des Inverters prinzipbedingt im Stand der Technik nicht derart eingestellt wird, dass das Rad die Zieldrehzahl erreicht, da sich immer ein übertragbares Drehmoment und somit ein Offset beziehungsweise eine Differenz ergibt. Über die Rückführung der Drehzahlen kann das Drehzahllimit derart angepasst werden, dass der Inverter effektiv betrieben werden kann.
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Dabei kann das Erfassen der Ist-Drehzahl des elektrischen Antriebs durch den Inverter beispielsweise bei einem radindividuellen Antrieb über den Inverter beziehungsweise dessen Resolversignal erfolgen, um die Dynanmikvorteile des Inverters auszuschöpfen.
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Die Zieldrehzahl kann die einzuregelnde Drehzahl des Rades definieren. Das Ermitteln der Zieldrehzahl kann insbesondere auf einer Schlupfgrenze basieren. Die Schlupfgrenze kann einen maximalen positiven Schlupf im Antriebsfall oder einen betragsmäßig maximalen negativen Schlupf im Bremsfall beschreiben. Die Zieldrehzahl kann anhand einer Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit und einer Ist-Raddrehzahl ermittelt werden und ist somit effektiv durch das Steuergerät ermittelbar. Das nachgeführte Drehzahllimit kann dabei derart definiert sein, dass das Rad die Zieldrehzahl erreicht.
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Das nachgeführte Drehzahllimit kann ermittelt werden, um den Inverter mit dem reduzierten Drehmoment zu betreiben. Dabei kann das Drehzahllimit derart nachgeführt werden, dass trotz eines Reduzierens des Drehmoments durch Derating auf das reduzierte Drehmoment entsprechend dem nachgeführten Drehzahllimit die Zieldrehzahl erreicht wird. Dabei kann das reduzierte Drehmoment ein gegenüber einem Soll-Drehmoment reduziertes Drehmoment sein. Indem durch die Schlupfgrenze beziehungsweise die Zieldrehzahl definierte Vorgaben an das Antreiben und/oder Verzögern eingehalten werden, ist Fahrstabilität gewährleistet und die Zieldrehzahl am Rad wird erreicht. Gleichzeitig werden die hohe Regelgüte und Dynamik einer inverterinternen Regelung bestmöglich ausgenutzt. Bei einem Zentralantrieb, also bei einem Antrieb mehrerer Räder durch den Inverter, kann das Nachführen des Drehzahllimits anhand der Drehzahl des mehr beziehungsweise stärker schlupfenden Rades nötig sein, was durch das Steuergerät erfolgt.
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Vorzugsweise ist das reduzierte Drehmoment abhängig von einer Differenz zwischen dem nachgeführten Drehzahllimit und der Ist-Drehzahl des elektrischen Antriebs bestimmt. Damit wird das nachgeführte Drehzahllimit anstelle von dem ursprünglichen Drehzahllimit das Derating definieren. Dadurch kann die Zieldrehzahl erreicht werden und der Offset zwischen der Zieldrehzahl und der Ist-Drehzahl des Rades kann verringert oder vermindert werden. Optional kann das reduzierte Drehmoment linear abhängig von einer Drehzahldifferenz zwischen der Ist-Drehzahl und dem nachgeführten Drehzahllimit sein, um eine effektiv zu implementierende Abhängigkeit im Inverter zu definieren.
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Vorzugsweise wird das nachgeführte Drehzahllimit derart bestimmt, dass die Ist-Drehzahl des Inverters dem Drehzahllimit entspricht. Damit kann erzielt werden, dass der Inverter das Drehzahllimit erreicht und sich somit die Zieldrehzahl des Rades einstellen kann.
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Vorzugweise erfolgt das Ermitteln des Drehzahllimits unter Berücksichtigung einer auf das Rad bezogenen Ist-Raddrehzahl und einer Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit des Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeug. Damit kann ein radindividuelles Regeln ermöglicht werden. Anhand der Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit und der Ist-Raddrehzahl kann das Drehzahllimit unter Beachtung einer einzuhaltende Schlupfgrenze ermittelt werden.
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Vorzugsweise wird das nachgeführte Drehzahllimit derart bestimmt, dass die Geschwindigkeit eines stärker als ein anderes Rad schlupfenden Rades des Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeugs, der Zieldrehzahl entspricht. Dabei können das stärker schlupfende Rad und das andere Rad von dem Inverter angetrieben sein (Zentralantrieb). Damit kann erreicht werden, dass die Räder eine Schlupfgrenze einhalten, und so ein effektives und sicheres Betreiben des Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeugs, erzielt werden kann. Dabei ist es vorteilhaft, dass das nachgeführte Drehzahllimit von dem Reibbremssteuergerät bestimmt wird, da das Reibbremssteuergerät die Raddrehzahlen und/oder Radgeschwindigkeiten kennt.
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Vorzugsweise ist das reduzierte Drehmoment ein Antriebsmoment oder ein Bremsmoment. Damit kann der Inverter derart betrieben werden, um das Rad gemäß dem Antriebsmoment zu beschleunigen oder durch das Bremsmoment zu verzögern.
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Vorzugsweise weist das Verfahren den Schritt auf: Übermitteln des reduzierten Drehmoments von dem Inverter an ein Reibbremssteuergerät. Das reduzierte Drehmoment kann an das Reibbremssteuergerät übermittelt werden, um einen Bremseingriff unter Berücksichtigung des reduzierten Drehmoments vornehmen zu können. Beispiels können das reduzierte Drehmoment und ein Reibbremsmoment auf Grundlage einer Bremsanforderung jeweilige Verzögerungs- beziehungsweise Bremsmomentanteile generieren.
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Vorzugsweise ist das Steuergerät ein Reibbremssteuergerät oder ein Antriebssteuergerät. Das Reibbremsgerät kann dabei wesentliche Informationen für die Regelung bereitstellen, beispielsweise die Zieldrehzahl. Das Antriebssteuergerät kann Vorgaben hinsichtlich des Soll-Drehmoments und/oder des Deratings für Inverter definieren.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Inverter für einen elektrischen Antrieb eines Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeugs, bereitgestellt. Der Inverter ist dazu eingerichtet, das hier beschriebene Verfahren durchzuführen. Der Inverter kann dazu eingerichtet sein, als optional und/oder vorteilhaft beschriebene Schritte des Verfahrens durchzuführen, um einen entsprechenden technischen Effekt zu erzielen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein elektrischer Antrieb für ein Fahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, bereitgestellt. Der elektrische Antrieb weist den hier beschriebenen Inverter auf. Der elektrische Antrieb und/oder der Inverter kann dazu eingerichtet sein, als optional und/oder vorteilhaft beschriebene Schritte des Verfahrens durchzuführen, um einen entsprechenden technischen Effekt zu erzielen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Fahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, bereitgestellt. Das Fahrzeug den hier beschriebenen Inverter oder den hier beschriebenen elektrischen Antrieb auf. Das Fahrzeug, der Inverter und/oder der elektrische Antrieb kann dazu eingerichtet sein, als optional und/oder vorteilhaft beschriebene Schritte des Verfahrens durchzuführen, um einen entsprechenden technischen Effekt zu erzielen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Computerprogramm und/oder computerlesbares Medium bereitgestellt. Das Computerprogramm und/oder computerlesbare Medium umfasst Befehle, die bei der Ausführung des Programms bzw. der Befehle durch einen Computer diesen veranlassen, das hier beschriebene Verfahren und/oder die Schritte des hier beschriebenen Verfahrens durchzuführen. Das Computerprogramm und/oder computerlesbare Medium kann Befehle umfassen, um als optional und/oder vorteilhaft beschriebene Schritte des Verfahrens durchzuführen, um einen entsprechenden technischen Effekt zu erzielen.
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Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung sowie deren technische Effekte ergeben sich aus den Figuren und der Beschreibung der in den Figuren gezeigten bevorzugten Ausführungsformen. Dabei zeigen
- 1 eine schematische Darstellung einer Übersicht eines Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeugs, gemäß einer Ausführungsform der Erfindung;
- 2 eine schematische Darstellung eines Berechnungsablaufs gemäß dem Stand der Technik;
- 3 eine schematische Darstellung eines Berechnungsablaufs nach einem Verfahren gemäß einer Ausführungsform der Erfindung;
- 4 eine schematische Darstellung von Geschwindigkeiten in Abhängigkeit der Zeit zur Illustration einer Wirkung eines Verfahrens gemäß einer Ausführungsform der Erfindung;
- 5 eine schematische Darstellung einer Abhängigkeit von Drehmoment und einer Ist-Drehzahl eines elektrischen Antriebs gemäß einer Ausführungsform der Erfindung;
- 6 eine schematische Darstellung einer Abhängigkeit von Drehmoment und einer Ist-Drehzahl eines elektrischen Antriebs gemäß einer Ausführungsform der Erfindung;
- 7 eine schematische Darstellung einer Abhängigkeit zwischen Schlupf und Reibungskoeffizient;
- 8 eine schematische Darstellung mehrerer alternativen Topologien eines Fahrzeugs, insbesondere Nutzfahrzeugs, zum Durchführen eines Verfahrens gemäß einer Ausführungsform der Erfindung; und
- 9 eine schematische Darstellung eines Verfahrens gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
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1 zeigt eine schematische Darstellung einer Übersicht eines Fahrzeugs 200a, insbesondere Nutzfahrzeugs 200b, gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
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Das Fahrzeug 200a, insbesondere Nutzfahrzeug 200b, wird im Folgenden als Fahrzeug 200a, 200b bezeichnet. Das Fahrzeug 200a, 200b ist ein Landfahrzeug und beispielsweise ein Lastkraftwagen, ein Bus, ein Anhänger und/oder ein mehrgliedriges Fahrzeug.
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Das Fahrzeug 200a, 200b weist einen elektrischen Antrieb 21 auf. Das Fahrzeug 200a, 200b weist ferner eine Reibbremsvorrichtung 30 auf. Die Reibbremsvorrichtung 30 ist ein elektrisches Bremssystem beziehungsweise ein elektronisch geregeltes Bremssystem. In einer nicht-gezeigten Ausführungsform ist die Reibbremsvorrichtung 30 ein pneumatisches und/oder hydraulisches Bremssystem. Die Reibbremsvorrichtung 30 weist ein Reibbremssteuergerät 24a auf.
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Das Fahrzeug 200a, 200b gemäß 1 weist mehrere Räder 210, 210' auf. Die Räder 210 sind auf einer Fahrbahn angeordnet. Auf die Räder 210 kann jeweils ein durch die Fahrbahn vermitteltes und durch den elektrischen Antrieb 21 und die Reibbremsvorrichtung 30 bewirktes Drehmoment T als Antriebsmoment T+ oder Bremsmoment T- wirken. Die Fahrbahn kann insbesondere örtlichen Änderungen unterliegen. Dabei kann die Fahrbahn beispielsweise an verschiedenen Orten voneinander verschiedene Untergründe aufweisen und so zu verschiedenen Reibwerten beziehungsweise Reibungskoeffizienten MU zwischen Fahrbahn und den Rädern 210, 210' führen (siehe auch 7). Dabei kann sich bei den Rädern 210, 210' ein voneinander verschiedener Schlupf S einstellen. Der Schlupf S kann dabei aus einer Ist-Raddrehzahl VW des jeweiligen Rades 210, 210' und einer Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit VVEH berechnet werden. Die Räder 210, 210' können einen zueinander verschiedenen Schlupf S aufweisen, womit eines der Räder 210 als ein stärker schlupfendes Rad 210 bezeichnet werden kann als das andere der Räder 210'.
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Der elektrische Antrieb 21 ist zur Nutzbremsung NB eingerichtet. Dabei kann das Bremsmoment T- wirken und mechanische Energie der Räder 210, 210' in elektrische Energie 262 umgewandelt werden. Mit der elektrischen Energie 262 kann eine Energiespeichervorrichtung 260 des Fahrzeugs 200a, 200b beaufschlagt werden, um deren Ladezustand 261 zu erhöhen.
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Der elektrische Antrieb 21 ist dazu eingerichtet, das Antriebsmoment T+ oder das Bremsmoment T- zu erzeugen, das zu einem Beschleunigen oder einer Verzögerung des Fahrzeugs 200a, 200b beziehungsweise eines der Räder 210 ,210' führen kann. Die Reibbremsvorrichtung 30 ist dazu eingerichtet, eines oder mehrere der Räder 210, 210' mit einem Bremsmoment T- zu beaufschlagen.
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Der elektrische Antrieb 21 ist als sogenannter Zentralantrieb dazu eingerichtet, ein Drehmoment T auf eines oder mehrere Räder 210, 210' einer Achse (nicht eingezeichnet) anzuwenden. In einer anderen Ausführungsform (nicht gezeigt), ist der elektrische Antrieb 21 dazu eingerichtet, genau ein Rad 210, 210' mit einem Drehmoment T zu beaufschlagen.
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Die Dynamik eines jeden der Räder 210, 210' ist durch eine messbare Radbeschleunigung beziehungsweise Radverzögerung und/oder eine zeitliche Änderung der Radbeschleunigung charakterisierbar. Die Radverzögerung und/oder die zeitliche Änderung der Radbeschleunigung kann durch Messwerte eines Raddrehzahlsensors (nicht gezeigt) und/oder durch eine Regelinformation des elektrischen Antriebs 21 erfasst werden.
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Der elektrische Antrieb 21 umfasst einen Inverter 23 und ein Antriebssteuergerät 24b. Das Antriebssteuergerät 24b kann als eDrive-ECU bezeichnet werden. Das Antriebssteuergerät 24b ist dazu eingerichtet, den Inverter 23 anhand von Regelvorgaben zu betreiben und von dem Inverter 23 Regelinformationen auszulesen. Der Inverter 23 kann dabei eine Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 erfassen und an das Antriebssteuergerät 24b übermitteln. Das Antriebssteuergerät 24b kann dem Inverter 23 ein Soll-Drehmoment TT und ein nachgeführtes Drehzahllimit NLIM vorgeben. Das nachgeführte Drehzahllmit NLIM kann dabei eine untere Grenze NLIM- und/oder eine obere Grenze NLIM+ umfassen. Der Inverter 23 ist dazu eingerichtet, anhand der Vorgaben die Ist-Drehzahl NEM einzustellen, dabei kann der Inverter 23 vor und/oder bei einem Erreichen des Drehzahllimit NTAR und/oder ein nachgeführtes Drehzahllimit NLIM ein reduziertes Drehmoment TR anwenden. Die durch den Inverter 23 erfasste Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 übersetzt sich bei einem radindividuellen Antrieb unmittelbar oder bei einem Zentralantrieb über ein Getriebe mittelbar in die Ist-Raddrehzahl VW, VW'.
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Das Antriebssteuergerät 24b und das Reibbremssteuergerät 24a sind Steuergeräte 24 des Fahrzeugs 200a, 200b. Die Steuergeräte 24 sind von dem Inverter 23 und einem inverterinternen Steuergerät (nicht eingezeichnet) verschieden. Jedes der Steuergeräte 24, also das Antriebssteuergerät 24b und das Reibbremssteuergerät 24a, sind dazu eingerichtet, mit dem Inverter 23 zum Betreiben des Inverters 23 zu kommunizieren.
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Das Fahrzeug 200a, 200b beziehungsweise der Inverter 23 und/oder die Steuergeräte 24 sind dazu eingerichtet, das mit Bezug zu 9 beschriebene Verfahren 100 durchzuführen. Dafür kann das Steuergerät 24 das nachgeführte Drehzahllimit NLIM wie mit Bezug zu 3 bis 6 beschrieben bestimmen, um den Inverter 23 dementsprechend zu betreiben. Dabei kann eine Kommunikation zwischen dem Inverter 23 und dem oder den Steuergeräten 24 beziehungsweise eine Architektur wie mit Bezug zu 8 beschrieben vorgesehen sein.
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2 zeigt eine schematische Darstellung eines Berechnungsablaufs gemäß dem Stand der Technik. Dabei stellt illustriert 2 ein Reibbremssteuergerät 24a und ein Antriebssteuergerät 24b. 2 wird unter Bezugnahme auf die Nomenklatur beziehungsweise Bezeichnungen gemäß 1 beschrieben.
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Gemäß 2 erfasst das Reibbremssteuergerät 24a eine Schlupfgrenze L, eine Ist-Raddrehzahl VW und eine Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit VVEH. Daraus ermittelt das Reibbremssteuergerät 24a eine Zieldrehzahl VWL für ein Rad 210, 210', also eine radbezogene Geschwindigkeit v. Beispielsweise wird die Zieldrehzahl VWL für das Rad 210, 210' im Antriebsfall durch die Gleichung VWL = VVEH / (1-L) und im Bremsfall durch die Gleichung VWL = VVEH x (1-L) berechnet.
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Das Reibbremssteuergerät 24a übermittelt die Zieldrehzahl VWL für das Rad 210, 210' an das Antriebssteuergerät 24b. Das Antriebssteuergerät 24b erfasst die Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 durch den Inverter 23 beziehungsweise dessen Resolver und berechnet ein Drehzahllimit NTAR zum Betreiben des Inverters 23. Das Drehzahllimit NTAR kann als eine inverterbezogene Geschwindigkeit v aufgefasst beziehungsweise in eine solche umgerechnet werden. Der Inverter 23 wird anhand des Drehzahllimit NTAR betrieben.
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3 zeigt eine schematische Darstellung eines Berechnungsablaufs nach einem Verfahren 100 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung. Dabei stellt illustriert 3 ein Reibbremssteuergerät 24a und ein Antriebssteuergerät 24b. 3 wird unter Bezugnahme auf 1 und deren Beschreibung beschrieben.
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Gemäß 3 erfasst das Reibbremssteuergerät 24a in einem ersten Schritt eine Schlupfgrenze L und eine Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit VVEH und ermittelt wie mit Bezug zu 2 beschrieben die Zieldrehzahl VWL für ein Rad 210, 210'. In einem zweiten Schritt erfasst das Reibbremssteuergerät 24a die Ist-Raddrehzahl VW und ermittelt eine Zielgeschwindigkeit VTAR für den elektrischen Antrieb 21, beispielsweise im Antriebsfall durch der Gleichung VTAR = max (VWL + 1/2 × min(VW_links - VWL; VW_rechts -VWL), VVEH + VOFFS), mit einer Offset-Geschwindigkeit VOFFS, einer Ist-Raddrehzahl VW_links eines linken Rades 210, 210', einer Ist-Raddrehzahl VW_rechts eines rechten Rades 210, 210, und der Miminumsfunktion min(). Die Zielgeschwindigkeit VTAR ist eine radbezogene Geschwindigkeit v.
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Das Reibbremssteuergerät 24a übermittelt die Zielgeschwindigkeit VTAR an das Antriebssteuergerät 24b. In einem ersten Schritt ermittelt das Antriebssteuergerät 24b anhand der Zielgeschwindigkeit VTAR ein auf den Inverter 23 bezogenes Drehzahllimit NTAR. In einem zweiten Schritt erfasst das Antriebssteuergerät 24b die Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 und berechnet unter Berücksichtigung des Drehzahllimits NTAR ein nachgeführtes Drehzahllimit NLIM zum Betreiben des Inverters 23.
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Gemäß einer Variante (siehe 8 (A)) kann das Reibbremssteuergerät 24a die Zielgeschwindigkeit VTAR unter Berücksichtigung der Ist-Raddrehzahl VW_links des linken Rades 210, 210' und der Ist-Raddrehzahl VW_rechts des rechten Rades 210, 210 sowie der Schlupfgrenze L berechnen. Das Reibbremssteuergerät 24a sendet die Zielgeschwindigkeit VTAR an das Antriebssteuergerät 24b. Das Antriebssteuergerät 24b berechnet daraus das nachgeführte Drehzahllimit NLIM derart, dass die Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 das nachgeführte Drehzahllimit NLIM erreicht.
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Gemäß einer weiteren, insbesondere für einen Zentralantrieb geeigneten Variante (siehe ebenfalls 8 (A)) kann das Reibbremssteuergerät 24a die Zielgeschwindigkeit VTAR unter Berücksichtigung der Schlupfgrenze L berechnen. Das Reibbremssteuergerät 24a liest die Ist-Raddrehzahl VW_links des linken Rades 210, 210' und die Ist-Raddrehzahl VW_rechts des rechten Rades 210, 210 und berechnet daraus ein achsenbezogenes nachgeführtes Geschwindigkeitslimit VLIM, sodass die Ist-Raddrehzahlen VW_links, VW_rechts die Zielgeschwindigkeit VTAR einhalten und/oder erreichen. Dabei erfolgt das Nachführen auf Basis der Raddrehzahlen. Das Reibbremssteuergerät 24a sendet das nachgeführte Geschwindigkeitslimit VLIM an das Antriebssteuergerät 24b. Das Antriebssteuergerät 24b rechnet das nachgeführte Geschwindigkeitslimit VLIM in das nachgeführte Drehzahllimit NLIM um. Das Antriebssteuergerät 24b sendet das nachgeführte Drehzahllimit NLIM an den Inverter 23, wobei kein Nachführen durch das Antriebssteuergerät 24b erfolgt.
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Das nachgeführte Drehzahllimit NLIM kann als eine inverterbezogene Geschwindigkeit v aufgefasst beziehungsweise in eine solche umgerechnet werden. Beispielsweise wir das nachgeführte Drehzahllimit NLIM berechnet durch die Gleichung NLlM = NTAR + K x int (NTAR-NEM) dt, wobei K ein optional konstanter Verstärkungsfaktor ist und int (...) dt ein Integral über die Zeit t. Die Integrationsgrenzen können abhängig vom Drehmoment T sein, das maximal oder minimal möglich ist. Dabei wird das nachgeführte Drehzahllimit NLIM derart berechnet, dass das Drehzahllimit NTAR nur soweit verschoben wird, dass das Maximum der drehzahldifferenz-abhängigen Derating-Kurve (siehe 5 und 6) auf Höhe des Drehzahllimits liegt. So kann man im Drehzahllimit noch das gesamte Drehmoment freigeben, falls benötigt, beispielsweise für ein Rad 210 auf einer Fahrbahn mit einem hohen Reibungskoeffizienten MU.
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Der Inverter 23 wird anhand des nachgeführte Drehzahllimits NLIM betrieben. Dabei können für den integrierenden Anteil Anti-Windup Bedingungen eingefügt werden, damit der Integrator nicht über plausible Werte hinaus integriert. Die Integrationsgrenzen können abhängig vom Drehmoment T sein, das maximal oder minimal möglich ist.
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4 zeigt eine schematische Darstellung von Geschwindigkeiten v in Abhängigkeit der Zeit t zur Illustration einer Wirkung eines Verfahrens 100 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung. 4 wird unter Bezugnahme auf 1 und 3 beschrieben.
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Dabei zeigt die untere Kurve der 4 mit einer starken durchgezogenen Linie die Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit VVEH. Das Fahrzeug 200a, 200b beschleunigt. Die Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit VVEH steigt.
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Mit zwei gestrichenen Linien sind Zieldrehzahlen VWL für ein Rad 210, 210' gezeigt. Die Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210' ergeben sich beispielsweise wie mit Bezug zu 2 und 3 beschrieben aus der Schlupfgrenze L und der Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit VVEH, wobei die untere der beiden Kurven der Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210' den Bremsfall illustriert und die obere der beiden Kurven der Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210' den Antriebsfall illustriert.
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Die Ist-Raddrehzahl VW, VW' soll innerhalb der beiden Kurven der Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210' sein, um ein stabiles, zuverlässiges und effektives Betreiben des Fahrzeugs 200a, 200b zu ermöglichen. D.h. zu jeder Zeit t soll die Ist-Raddrehzahl VW, VW' zwischen den Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210' sein.
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Mit einer gepunkteten Linie ist eine Raddrehzahl VW eines zunächst weniger schlupfendes Rades 210 dargestellt. Die gepunktete Linie mit der Raddrehzahl VW befindet die sich zunächst innerhalb der Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210.
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Mit einer starken durchgezogenen Linie (obere Kurve) ist eine Raddrehzahl VW' eines stärker schlupfendes Rades 210 dargestellt. Die Raddrehzahl VW' übersteigt dabei zunächst die Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210', ist somit zu hoch und ist zu regeln.
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Mit einer punktgestrichenen Linie ist eine wie mit Bezug zu 3 beschriebene Zielgeschwindigkeit VTAR eingezeichnet. Die Zielgeschwindigkeit VTAR kann in das Drehzahllimit NTAR umgerechnet werden. Mit einer schwachen durchgezogenen Linie ist eine Ist-Geschwindigkeit VEM des elektrischen Antriebs 21 eingezeichnet. Die Ist-Geschwindigkeit VEM des elektrischen Antriebs 21 kann in die Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 umgerechnet werden.
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Da die Raddrehzahl VW' die Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210' übersteigt, muss die Ist-Geschwindigkeit VEM des elektrischen Antriebs 21 nachgeregelt werden, um das stärker Schlupfende Rad 210' weniger anzutreiben und/oder zu verzögern und so die Raddrehzahl VW' in einen Bereich zwischen die beiden Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210' zu regeln. Dafür wird die Ist-Geschwindigkeit VEM des elektrischen Antriebs 21 wie durch Pfeile angedeutet auf die Zielgeschwindigkeit VTAR reduziert. Dabei regelt sich wie ebenfalls durch Pfeile angedeutet die Raddrehzahl VW' auf einen Wert zwischen den Zieldrehzahlen VWL für das Rad 210, 210'. Damit stellt 4 ein radindividuelles Regeln dar. Dafür wird das nachgeführte Drehzahllimit NLIM unter Berücksichtigung der Ist-Drehzahl NEM bestimmt, um den Inverter 23 mit einem reduzierten Drehmoment TR derart zu betreiben, dass ein Offset zwischen der Raddrehzahl VW' und Zielgeschwindigkeit VTAR verkleinert oder verhindert wird. Damit wird ermöglicht, dass nur das stäker schlupfende Rad 210', beispielsweise das schnellere Rad 210' auf die Zieldrehzahl VWL gebracht wird, während das weniger schlupfende Rad 210 einen größeren Offset aufweisen kann.
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Für die Berechnung der Drehzahldifferenz zwischen Ist-Raddrehzahl VW und Zieldrehzahl VWL lässt sich bei Zentralantrieben die Ist-Raddrehzahl VW des Rades 210 mit dem betragsmäßig größeren Schlupf S verwenden, um in µ-Split Situationen das Rad 210' auf niedrigem Reibwert einregeln zu können. Für zentral angetriebene Achsen überwacht das Reibbremssystem 30 die Realisierung des gewünschten rad- bzw. seitenindividuellen Sollschlupfes und kann durch Bremseingriffe stabilitätssichernd wirken (siehe 6). Im Antriebsfall kann auf der low-µ Seite ein zusätzliches Bremsmoment T- erzeugt werden, um die insgesamt übertragbare Antriebskraft auf der high-µ Seite zu erhöhen. Alternativ oder zusätzlich kann der elektrische Antrieb 21 gezielt Bremseingriffe anfordern. Im Bremsfall kann auf der high-µ Seite ein zusätzliches Bremsmoment T- durch das Reibbremssystem 30 aufgebaut werden.
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5 zeigt eine schematische Darstellung einer Abhängigkeit von Drehmoment T und einer Ist-Drehzahl NEM eines elektrischen Antriebs 21 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung. 5 wird unter Bezugnahme auf 1, 3 und 4 beschrieben.
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Dabei wird davon ausgegangen, dass ein Soll-Drehmoment TT angefordert ist. Das Soll-Drehmoment TT ist in 5 durch eine horizontale Linie dargestellt.
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5 illustriert zudem eine Fahrzeug-Drehzahl NV. Die Fahrzeug-Drehzahl NV ist dabei definiert als die Drehzahl des elektrischen Antriebs 21 unter der Annahme, dass das Fahrzeug 200a, 200b ohne Schlupf S fährt.
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Die durchgezogene Linie stellt in 5 ein Derating, also eine in dem Inverter 23 implementierte drehzahlabhängige Reduzierung des Drehmoments T in Abhängigkeit der Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 gemäß dem Stand der Technik dar. Das Drehmoment T wird ausgehend von einem Referenzdrehmoment derart reduziert, dass das Drehmoment T bei einer Ist-Drehzahl NEM gleich dem Drehzahllimit NTAR null wird. Da bei dem Drehzahllimit NTAR kein Drehmoment T mehr anliegt, kann das Drehzahllimit NTAR im stationären Fall nicht erreicht werden. Der elektrische Antrieb 21 wird anstelle dessen mit einer Referenzdrehzahl NW, die sich ohne ein Nachführen des Drehzahllimits NTAR einstellt, und bei einem sich aus dem Derating, der Referenzdrehzahl NW und dem Drehzahllimit NTAR ergebenden reduzierten Drehmoment TR' betrieben.
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Durch die gestrichene Linie ist in 5 eine Drehmomentkurven dargestellt, die sich aus einem Derating ergibt, das sich mit Hinblick auf das nachgeführte Drehmoment NLIM einstellt. Das Derating des Inverters 23, also der (negative) Anstieg der drehzahlabhängigen Drehmomentkurve ist bekannt. Damit kann das nachgeführte Drehzahllimit NLIM derart gewählt werden, dass der Inverter 23 als Ist-Drehzahl NEM das Drehzahllimit NTAR bei einem reduzierten Drehmoment TR einstellt, um die Zieldrehzahl VWL für das Rad 210, 210' zu erreichen.
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6 zeigt eine schematische Darstellung einer Abhängigkeit von Drehmoment T und einer Ist-Drehzahl NEM eines elektrischen Antriebs 21 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung. 6 wird unter Bezugnahme auf 1 und 3 bis 5 beschrieben.
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Die Anstiege der gezeigten Kurven beschreiben dabei das Derating. Während der Beschleunigung des Fahzeugs 200a, 200b wird das Drehmoment T zunächst über die Derating-Kurve des Antriebsdrehmoments T+ begrenzt (durchgezogene Linie). Wird das nachgeführte Drehzahllimit NLIM im Antriebsfall überschritten, so wird die Antriebswelle über die Derating-Kurve T- aktiv durch ein negatives Drehment T- eingebremst (gestrichelte Linie).
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Im Bremsfall wird das negative Drehmoment zunächst über die Deratingkurve des Bremsmomentes T- begrenzt (durchgezogene Linie). Wird das nachgeführte Drehzahllimit NLIM im Bremsfall überschritten, so wird die Antriebswelle über die Derating-Kurve aktiv durch ein positives Drehmoment T+ beschleunigt (gestrichelte Linie).
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Das Derating kann je nach Anwendungsfall, Unterschreiten einer unteren Grenz NLIM- und/oder Überschreiten einer oberen Grenze NLIM+ angepasst sein. Eine derartige Anpassung ist als unterschiedliche Steigungen der gezeigten Kurven dargestellt ist. Alternativ oder zusätzlich lassen sich jedoch auch beliebige Funktionen (bspw. nichtlineare oder nichtstetige) und/oder Look-up-Tabellen verwenden, um das Derating zu implementieren. Das durch das Derating reduzierte Drehmoment TR ist somit, je nach Anwendung und x-Achsenabschnitt, ein Antriebsmoment T+ oder ein Bremsmoment T-.
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7 zeigt eine schematische Darstellung einer Abhängigkeit zwischen Schlupf S und Reibungskoeffizient MU. Der Reibungskoeffizient MU ist dabei für ein Rad 210, 210' und ein das Rad 210, 210' kontaktierenden Untergrund definiert. Je nach Reibungskoeffizient MU kann ein durch die 7 illustrierter Schlupf S als Antriebsschlupf oder als Bremsschlupf aufgebracht werden. Die Abhängigkeit zwischen Schlupf S und Reibungskoeffizient MU weist in den meisten Fällen einen unimodalen Verlauf mit einem Maximum auf, also einem dem maximalen Reibwert zugehörigen Schlupf S, der bei einem bestimmten Reibungskoeffizient MU vorliegt. Der dem maximalen Reibwert zugehörigen Schlupf S ermöglicht eine bestmögliche Ausnutzung von Rekuperation, eine bestmögliche Beschleunigung und/oder Verzögerng.
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Dabei ist durch eine linke, vertikale Linie ein Schlupf S markiert, der sich bei einem Betrieb des elektrischen Antriebs 21 mit der mit Bezug zu 5 beschriebenen Referenzdrehzahl NW einstellt. Durch eine rechte, vertikale Linie ist ein Schlupf S markiert, der sich bei einem Betrieb des elektrischen Antriebs 21 mit dem nachgeführten Drehzahllimit NLIM einstellt.
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Damit illustriert 7, dass der elektrische Antrieb 21 mit der Referenzdrehzahl NW nicht an einem optimalen Arbeitspunkt betrieben wird. Das Nachführen der Ist-Drehzahl NEM auf das nachgeführte Drehzahllimit NLIM erzielt ein verbessertes Betreiben des elektrischen Antriebs 21.
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8 zeigt eine schematische Darstellung mehrerer alternativen Topologien eines Fahrzeugs 200a, insbesondere Nutzfahrzeugs 200b, zum Durchführen eines Verfahrens 100 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
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Dabei zeigt 8 fünf verschiedene Alternativen, die durch die Buchstaben (A), (B), (C), (D) und (E) gekennzeichnet und durch eine vertikale gestrichene Linie voneinander abgegrenzt sind.
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8 (A) zeigt dabei die mit Bezug zu 3 beschriebene Ausführungsform. Von dem Steuergerät 24 wird die Schlupfgrenze L ermittelt und an das Reibbremssteuergerät 24a übermittelt, falls das Steuergerät 24 verschieden von dem Reibbremssteuergerät 24a ist. Anderenfalls kann das Übermitteln der Schlupfgrenze L entfallen. Das Reibbremssteuergerät 24a empfängt die Schlupfgrenze L und ermittelt die Zielgeschwindigkeit VTAR für den elektrischen Antrieb 21. Dabei kann die Zielgeschwindigkeit VTAR unter Berücksichtigung der Ist-Raddrehzahl VW_links des linken Rades 210, 210' und der Ist-Raddrehzahl VW_rechts des rechten Rades 210, 210 berechnet werden. Optional wird ein nachgeführtes Geschwindigkeitslimit VLIM berechnet (siehe 3). Das Reibbremssteuergerät 24a übermittelt die Zielgeschwindigkeit VTAR und optional das nachgeführtes Geschwindigkeitslimit VLIM an das Antriebssteuergerät 24b. Das Antriebssteuergerät 24b empfängt die Zielgeschwindigkeit VTAR und optional das nachgeführte Geschwindigkeitslimit VLIM und ermittelt das nachgeführte Drehzahllimit NLIM. Das Antriebssteuergerät 24b veranlasst ein Betreiben des Inverter 23 anhand des nachgeführten Drehzahllimits NLIM.
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In 8 (B) wird von dem Steuergerät 24 wird die Schlupfgrenze L ermittelt und an das Antriebssteuergerät 24b übermittelt, falls das Steuergerät 24 verschieden von dem Antriebssteuergerät 24b ist. Anderenfalls kann das Übermitteln der Schlupfgrenze L entfallen. Das Antriebssteuergerät 24b empfängt die Schlupfgrenze L und ermittelt das nachgeführte Drehzahllimit NLIM. Das Antriebssteuergerät 24b veranlasst ein Betreiben des Inverter 23 anhand des nachgeführten Drehzahllimits NLIM.
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In 8 (C) wird von dem Steuergerät 24 wird die Schlupfgrenze L ermittelt und an das Reibbremssteuergerät 24a übermittelt, falls das Steuergerät 24 verschieden von dem Reibbremssteuergerät 24a ist. Anderenfalls kann das Übermitteln der Schlupfgrenze L entfallen. Das Reibbremssteuergerät 24a empfängt die Schlupfgrenze L und ermittelt das nachgeführte Drehzahllimit NLIM. Das Reibbremssteuergerät 24a veranlasst ein Betreiben des Inverter 23 anhand des nachgeführten Drehzahllimits NLIM.
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In 8 (D) wird von dem Steuergerät 24 wird die Schlupfgrenze L und die Zielgeschwindigkeit VTAR für den elektrischen Antrieb 21 ermittelt. Das Steuergerät 24 übermittelt die Zielgeschwindigkeit VTAR and den Inverter 23, der selbst das nachgeführte Drehzahllimit NLIM ermittelt.
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In 8 (E) wird von dem Steuergerät 24 wird die Schlupfgrenze L ermittelt. Das Steuergerät 24 übermittelt die Schlupfgrenze L and den Inverter 23, der selbst das nachgeführte Drehzahllimit NLIM ermittelt.
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9 zeigt eine schematische Darstellung eines Verfahrens 100 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung. Das Verfahren 100 ist ein Verfahren 100 zum drehmomentbasierten Betreiben eines Inverters 23 eines zur Nutzbremsung NB eingerichteten elektrischen Antriebs 21 eines Fahrzeugs 200a, insbesondere Nutzfahrzeugs 200b, mit einem von dem Inverter 23 verschiedenen mit dem Inverter 23 verbundenen Steuergerät 24 zum Steuern einer Reibbremsvorrichtung 30 und/oder des elektrischen Antriebs 21. Ein derartiges Fahrzeug 200a, 200b ist mit Bezug zu 1 beschrieben. 9 wird unter Bezugnahme auf 1 bis 8 beschrieben.
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Das Verfahren 100 weist auf: Erfassen 110 einer Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 durch den Inverter 23.
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Es erfolgt ein Ermitteln 120 eines anhand einer Zieldrehzahl VWL für ein durch den elektrischen Antrieb 21 antreibbares Rad 210 bestimmten Drehzahllimits NTAR durch das Steuergerät 24. Das Ermitteln 120 des Drehzahllimits NTAR erfolgt unter Berücksichtigung einer auf das Rad 310 bezogenen Ist-Raddrehzahl VW und einer Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit VVEH des Fahrzeugs 200a, Nutzfahrzeugs 200b.
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Es erfolgt ein Bestimmen 130 eines nachgeführten Drehzahllimits NLIM in Abhängigkeit von dem Drehzahllimit NTAR und der Ist-Drehzahl NEM durch das Steuergerät 24. Das nachgeführte Drehzahllimit NLIM wird derart bestimmt, dass die Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 dem Drehzahllimit NTAR entspricht. Das nachgeführte Drehzahllimit NLIM wird derart bestimmt, dass die Geschwindigkeit VW eines stärker als ein anderes Rad 210 schlupfenden Rades 210' des Fahrzeugs 200a, insbesondere Nutzfahrzeugs 200b, der Zieldrehzahl VWL entspricht.
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Es erfolgt ein Betreiben 140 des Inverters 23 mit einem reduzierten Drehmoment TR anhand des nachgeführten Drehzahllimits NLIM. Das reduzierte Drehmoment TR ist abhängig von einer Differenz zwischen dem nachgeführten Drehzahllimit NLIM und der Ist-Drehzahl NEM des elektrischen Antriebs 21 bestimmt. Das reduzierte Drehmoment TR ist ein Antriebsmoment T+ oder ein Bremsmoment T-.
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Es erfolgt ein Übermitteln 150 des reduzierten Drehmoments TR von dem Inverter 23 an ein Reibbremssteuergerät 24a.
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Bezugszeichen (Teil der Beschreibung)
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- 21
- elektrischer Antrieb
- 23
- Inverter
- 24
- Steuergerät
- 24a
- Reibbremssteuergerät
- 24b
- Antriebssteuergerät
- 30
- Reibbremsvorrichtung
- 100
- Verfahren
- 110
- Erfassen
- 120
- Ermitteln
- 130
- Bestimmen
- 140
- Betreiben
- 150
- Übermitteln
- 200a
- Fahrzeug
- 200b
- Nutzfahrzeug
- 210
- Rad
- 210'
- Rad
- 260
- Energiespeichervorrichtung
- 261
- Ladezustand
- 262
- elektrische Energie
- L
- Schlupfgrenze
- MU
- Reibungskoeffizient
- NB
- Nutzbremsung
- NEM
- Ist-Drehzahl des elektrischen Antriebs
- NLIM
- nachgeführtes Drehzahllimit
- NLIM-
- Grenze des nachgeführten Drehzahllimits
- NLIM+
- Grenze des nachgeführten Drehzahllimits
- NTAR
- Drehzahllimit
- NW
- Referenzdrehzahl
- NV
- Fahrzeug-Drehzahl
- S
- Schlupf
- t
- Zeit
- TR
- reduziertes Drehmoment
- TR'
- reduziertes Drehmoment
- T
- Drehmoment
- T+
- Antriebsmoment, positives Drehmoment
- T-
- Bremsmoment, negatives Drehmoment
- TT
- Soll-Drehmoment
- v
- Geschwindigkeit
- VEM
- Ist-Geschwindigkeit des elektrischen Antriebs
- VLIM
- nachgeführtes Geschwindigkeitslimit
- VW
- Ist-Raddrehzahl
- VW'
- Ist-Raddrehzahl
- VWL
- Zieldrehzahl für ein Rad
- VTAR
- Zielgeschwindigkeit für elektrischen Antrieb
- VVEH
- Ist-Fahrzeuggeschwindigkeit
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102016208766 A1 [0007]
- EP 3299230 A1 [0008]
- EP 3995370 A1 [0012]