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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vormischung enthaltend Guanidinoessigsäure und mindestens ein Diformiat-Salz in assoziierter Form und die Verwendung der Vormischung bei der Haltung von Nutztieren.
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Bei der intensiven Haltung von Nutztieren können sich ansteckende Krankheiten verursacht durch Bakterien leicht verbreiten. Dies wirkt sich auf den Ertrag bei der Mast aus und führt zu geringeren Gewichtszunahmen oder gar zu vermehrten Ausfällen von Tieren und reduziert so den Ertrag für den Erzeuger. Um die Minderung des Ertrages möglichst gering zu halten, nutzen die Erzeuger eine ganze Reihe von Verfahren und Hilfsmitteln.
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Durch gute Stallhygiene wird versucht, die negativen Effekte intensiver Tierhaltung zu minimieren. Unter guter Stallhygiene wird eine Reihe von Maßnahmen zusammengefasst. Als Beispiele seien hier nur die Art und Keimfreiheit der Stallunterlage bzw. der Einstreu, die Desinfektion nach einer Ausstallung, die räumliche Trennung von Futterbereichen und von Kotbereichen, die Futtermittelqualität, die Trinkwasserversorgung, das rechtzeitige Entfernen von kranken Tieren, das Lichtregime, Vermeidung von Stress und alle Beiträge zur artgerechten Haltung genannt. In der Praxis zeigt es sich jedoch, dass ein ertragshemmender Befall durch krankmachende Keime auch bei hervorragender Stallhygiene nicht vollkommen ausgeschlossen werden.
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Eine weitere Maßnahme zur Eindämmung der Verbreitung von Infektionen ist die Haltung in Kleingruppen und die räumliche Isolierung der Gruppen untereinander. Bei einem Befall sind so nur einzelne Gruppen betroffen und die negativen Auswirkungen sind limitiert. Nachteilig an diesem Verfahren sind die höheren Kosten, die durch die Kleingruppenhaltung entstehen. Des Weiteren wird nur die Ausbreitung der Keime gehemmt, nicht aber der Grund des Problems beseitigt.
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Die am weitesten verbreitete Methode zur Eindämmung von Bakterien bei der Erzeugung, der Haltung und der Mast von Nutztieren ist der Einsatz von Antibiotika.
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Dies hemmt die Verbreitung von Bakterien bei geschickter Auswahl des Antibiotikums oft sehr effektiv. Nachteilig daran ist jedoch die Gefahr der Bildung von Resistenzen. Besonders durch Rückstände von Antibiotika in den Tieren kann es beim menschlichen Konsumenten zu einer dauernden Aufnahme von kleinen Mengen Antibiotika kommen und so können sich Resistenzen ausbilden. Bei einem geplanten Einsatz eines Antibiotikums beim Menschen ist dann eine Wirkung nicht mehr gegeben. Nach einer Hochrechnung des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) erkranken in Europa jährlich ca. 670.000 Menschen durch multiresistente Keime (Cassini, A. et al. (2018) Attributable deaths and disability-adjusted life-years caused by infections with antibiotic-resistant bacteria in EU and the European Economic Area in 2015, The Lancet Infect Dis., 19, 65-66). Der O'Neill Report (2016) zum Thema der antimikrobiellen Resistenzen geht von jährlich 10 Mio. Toten und 100 Billionen USD-Kosten bis 2050 aus, wenn der Einsatz von Antibiotika, einschließlich in der Aufzucht von Tieren, nicht signifikant reduziert wird (TACKLING DRUG-RESISTANT INFECTIONS GLOBALLY: FINAL REPORT AND RECOMMENDATIONS THE REVIEW ON ANTIMICROBIAL RESISTANCE, chaired by J. O'Neill). Daneben wird der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast von Konsumenten als kritisch oder gar unethisch gesehen und soll daher vermieden werden.
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Als förderlich für die Tiergesundheit hat sich die Gabe von Guanidinoessigsäure erwiesen, die darüber hinaus eine Verbesserung der Futteraufnahme bewirkt (
Cordova-Noboa et al. (2018) Effects of guanidino acetic acid supplementation, meat quality, pectoral myopathies and blood parameters of male broilers fed corn-based diets with or without poultry by-products, Poultry Science, 97, 2494-2505; oder z.B.
WO 2005/120246 und
WO 2021/018487 )
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Andere Methoden zur Eindämmung von Bakterien sind die Supplementierung des Futters mit Säuren wie Ameisensäure oder ihren Salzen oder anderen Carbonsäuren oder Mischungen hieraus. Diese Supplementierung zeigt positive Effekte in der Tierhaltung (Ricke et al. KE (2020) Formic acid as an Antimicrobial for Poultry Production: A Review. Front. Vet. Sci. 7:563. Doi: 10.3389/fvets.2020.00563) Nachteilig an der Supplementierung von Säuren, besonders von Ameisensäure ist die schwierige Handhabung der Säuren in der Futtermittelherstellung. Die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen sind in der Branche, die Futtermittel verarbeitet, unüblich und daher kann es leicht zu Verätzungen kommen. Weiterhin ist der Geruch, der mit einigen Säuren verbunden ist, sehr nachteilig und kann zur Reduktion der Futteraufnahme führen (Dietary preferences of acids and salts in piglets. Suarez, Roura et al., 2010, Poster W208, American Society of Animal Science Joint Annual Meeting).
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Eine Verbesserung stellt die Verwendung von Mischungen dar. So kann ein Komplex aus Ameisensäure und Natriumformiat oder Kaliumformiat im Dünndarm die Vermehrung von Gram-negativen Bakterien hemmen und so positiv auf die Tiergesundheit und letztendlich auf die Futteraufnahme und die Gewichtszunahme einwirken. Diese Moleküle sind im Handel erhältlich und werden als „Diformiat“ bezeichnet. Üblich und verbreitet ist die Verwendung von Natriumdiformiat (
US 2012/0296118 A1 ). Allerdings müssen bei dem Verfahren relativ hohe Menge an Additiv eingesetzt werden. So wird von der EFSA beispielsweise eine Menge von 0,6 % bis 1,8 % von Diformiat im Futter für Ferkel und Schweine als sicher und wirkungsvoll erachtet. (EFSA Journal 2021; 19 (6):6617, Safety and efficacy of an additive consisting of potassium diformate (Formi™ LHS) for piglets (weaned) and pigs for fattening).
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Darüber hinaus sind die Diformiate hygroskopisch. Diese müssen bei der Aufbewahrung sehr trocken gelagert werden und einmal geöffnete Gebinde müssen wieder dicht verschlossen werden. Bei der Anwendung, d.h. der Zugabe in das Futter müssen die Diformiate in trockenem Zustand vorliegen, damit eine gleichmäßige Verteilung über das Futter gewährleistet ist. Dies ist in der agronomischen Praxis nicht immer möglich.
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Die Diformiate in freier Form weisen ätzende und korrosive Eigenschaften auf, was besonders bei Zutritt von Wasser ein Problem darstellen kann.
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Additiv oder ein Verfahren zu finden, um den Futtermitteleinsatz bei der Mast, der Haltung oder der Aufzucht von Tieren zu minimieren und die Mortalität der Tiere zu reduzieren. Darüber hinaus soll das Additiv sicher im Sinne der Anwendergesundheit und der Gesundheit der Konsumenten sein.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Vormischung gemäß Anspruch 1 enthaltend Guanidinoessigsäure (GAA) und mindestens einem Diformiat-Salz in assoziierter Form (Assoziat). Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben, die wahlweise miteinander kombiniert werden können.
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Unter Assoziation wird im Sinne der vorliegenden Erfindung die Wechselwirkung zweier oder mehrerer Moleküle ausgewählt aus der Gruppe der Diformiat-Salze und Guanidinoessigsäure verstanden. Als Assoziat werden Guanidinoessigsäure (GAA) und Diformiat-Salze verstanden, die in assoziierter Form vorliegen, also miteinander in Wechselwirkung stehen.
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Somit sind eine Vormischung enthaltend Guanidinoessigsäure und mindestens ein Diformiat-Salz in assoziierter Form, deren Herstellung und deren Verwendung während der Aufzucht, während der Haltung oder in der Mast der Tiere Gegenstand der vorliegenden Erfindung, sowie das Assoziat selbst.
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Die Vormischung ist insbesondere in der Aufzucht, Haltung oder Mast von Vögeln, bevorzugt von Geflügel geeignet.
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Guanidinoessigsäure (syn. Glycocyamin, N-Guanylglycin, N-Amidinoglycin; C3H7N3O2; CAS-Nr. 352-97-6) ist seit einiger Zeit als Futtermittelzusatz auf dem Markt erhältlich und ist in der Geflügelmast zugelassen. Guanidinoessigsäure wird für die Stoffwechselvorgänge benötigt und ist eine Vorläuferverbindung zu Kreatin.
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Im Gegensatz zu Kreatin weisen Guanidinoessigsäure und deren Salze in saurer wässriger Lösung eine deutlich höhere Stabilität auf und werden erst unter physiologischen Bedingungen in Kreatin umgewandelt. Guanidinoessigsäure wird hierbei erst nach der Resorption, vor allem in der Leber, in Kreatin umgewandelt. Somit wird im Gegensatz zum Kreatin der überwiegende Teil der verabreichten bzw. gefütterten Guanidinoessigsäure nicht durch Instabilitätsreaktionen, z. B. im Magen, abgebaut und vor der Resorption ausgeschieden, sondern steht tatsächlich für die entsprechenden physiologischen Stoffwechselreaktionen zur Verfügung. Unter den Begriff Guanidinoessigsäure fallen im Sinne der vorliegenden Erfindung auch die Salze der Guanidinoessigsäure.
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Ameisensäure (syn. Methansäure; CH2O2; CAS-Nr. 64-18-6) ist in der Natur weit verbreitet und ist ein bekannter Futtermittelzusatz. Ameisensäure wird z.B. als Silierhilfmittel verwendet und ist für die Futtermittelherstellung zugelassen.
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Formiate, wie z.B. Kaliumformiat (syn. Kaliummethanat, Methansäure, Na-Salz; CAS-Nr. 590-29-4) und Natriumformiat (syn. Natriummethanat, Methansäure, Na-Salz; CHNaO2; CAS-Nr. 141-53-7) sind Salze der Ameisensäure. Kalium- und Natriumformiat besitzen konservierende Wirkung, insbesondere im sauren Milieu, und unterliegen keiner Gefahrstoffkennzeichnung.
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Diformiat-Salze, wie z.B. Kaliumdiformat; (syn. Ameisensäure, K-Salz (2:1); CAS-Nr. 20642-05-1) beziehungsweise das Natriumdiformat (syn. Ameisensäure, Na-Salz (2:1); CAS-Nr. 24644-55-1) sind 2:1-Salze bestehend aus 2 Molanteilen Ameisensäure und 1 Molanteil Kalium bzw. Natrium.
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Die Formiate und Diformiate sind in der Handhabung einfacher als Ameisensäure. Kaliumdiformiat ist z.B. weniger reizend und weniger volatil als freie Ameisensäure.
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Das erfindungsgemäße Assoziat wird in der Regel in Form einer Vormischung enthaltend Guanidinoessigsäure und Diformiat-Salz in assoziierter Form, eingesetzt werden. Herstellungs- und lagerungsbedingt kann die Vormischung neben dem Assoziat insbesondere auch freie Ameisensäure, freie Guanidinoessigsäure und freie Formiat- und Diformiat-Salze enthalten.
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Das Verhältnis von Guanidinoessigsäure zu Diformiat-Salzen liegt in der Vormischung üblicherweise im Bereich von 1 : 2 bis 1 : 10, bevorzugt 1 : 3 bis 1 : 7 und am meisten bevorzugt 1: 4 bis 1 : 5 .
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Das erfindungsgemäße Assoziat aus GAA und mindestens einem Diformiat kann in einem üblichen Feststoffmischer, der bevorzugt mit einem Homogenisator ausgestattet ist, hergestellt werden. Entscheidend ist, dass die Mischung so intensiv vermischt wird, dass eine Assoziation der beiden Komponenten unter exothermer Temperaturentwicklung eintritt. Der Mischvorgang wird dabei von einem Temperaturanstieg in der Mischung von mindestens 2°C oder mehr, bevorzugt von 3°C bis 15°C begleitet. Insbesondere liegt der Temperaturanstieg im Bereich von 4°C und 10°C.
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird GAA im Mischer vorgelegt und mit einem Homogenisator desagglomeriert. Danach wird das Diformiat, bevorzugt Natrium- oder Kaliumdiformiat, in den Mischer gegeben. Die Komponenten werden unter Einsatz des Homogenisator so intensiv vermischt, bis ein Anstieg der Temperatur um 3°C bis 5°C beobachtet wird. Nach Ende des Mischvorgangs kann sich die Mischung um weitere 1 °C bis 5°C erhitzen. Wenn kein weiterer Temperaturanstieg mehr zu beobachten ist bzw. wenn die Mischung abgekühlt ist, kann die erhaltene Zusammensetzung enthaltend Guanidinoessigsäure und mindestens ein Diformiat-Salz in assoziierter Form als Vormischung zur Herstellung von Futtermitteln verwendet werden.
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Überraschender Weise hat sich nunmehr in Fütterungsversuchen gezeigt, dass die Verabreichung einer so hergestellten Vormischung enthaltend Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz in einem Futtermittel zu dem gewünschten Nutzen führt.
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Dies ist umso überraschender, als dass die konsekutive Zugabe von Einzelkomponenten in das Futtermittel nicht zu einem vergleichbaren Ergebnis führt.
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So konnte beobachtet werden, dass sich die Futtermittelausnutzung bei den Tieren, die eine Mischung bestehend aus Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz als Vormischung in das Futter erhalten hat im Vergleich zur Kontrollgruppe, die dasselbe Futter jedoch ohne Zusatz von Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz erhalten hat, stark verbessert. Ebenso wurde beobachtet, dass sich die Mortalität sehr deutlich verringert.
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Insbesondere wurde jedoch auch beobachtet, dass sich die Futtermittelausnutzung bei den Tieren, die eine Mischung bestehend aus Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz als Vormischung in das Futter erhalten hat im Vergleich zur Kontrollgruppe, die dasselbe Futter mit Zusatz der Einzelkomponenten Guanidinoessigsäure und dem Diformiat-Salz in das Futter erhalten hat, verbessert. Ebenso zeigte sich eine Verringerung der Mortalität.
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Demzufolge wird eine synergistische Wirkung einer Vormischung aus Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz relativ zur Zugabe der Einzelkomponenten in das Futter beobachtet.
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Ohne an die Theorie gebunden zu sein wird vermutet, dass bei einer Vormischung bestehend aus den Komponenten Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz, diese Komponenten im fertigen Futter auch im molekularen, d.h. im sub-pm-Bereich als Einheit vorliegen und sich so in der Wirkung zum Beispiel im Darm verstärken wohingegen ein Futtermittel, zu dem Guanidinoessigsäure und ein Diformiat-Salz getrennt nacheinander und einzeln zugegeben wurde, nur die Wirkung der Einzelkomponenten zeigt.
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In den hier beschriebenen Vormischungen liegt Guanidinoessigsäure und das Diformiat-Salz in assoziierter Form vor. Dies wird insbesondere aus dem geringeren Gewichtsverlust bei Lagerung der Vormischung gegenüber den Einzelkomponenten bei 25°C deutlich. Bei 25°C ist Guanidinoessigsäure lagerstabil. Diformiat-Salze geben hingegen bei Lagerung relativ hohe Mengen an Ameisensäure durch Verdampfung ab, wodurch sich das Gewicht des Salzes reduziert und sich vermutlich zum Teil Diformiate in die entsprechenden Formiate umwandeln.
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Die hier beschriebenen erfindungsgemäßen Vormischungen enthalten Guanidinoessigsäure und Diformiat-Salz in assoziierter Form, wobei die, das Assoziat enthaltende Vormischung dadurch gekennzeichnet ist, dass bei offener Lagerung von 5 g Vormischung und 5g reinem Diformiat-Salz auf einer Glasschale (Durchmesser 7,5 cm, Randhöhe 1 cm) gleichmäßig verteilt bei 25°C, einer Luftfeuchtigkeit zwischen 65 ± 5 % rel. Feuchte und Atmosphärendruck (bevorzugt 1 bar) die Vormischung einen geringeren Gewichtsverlust aufweist, als der Gewichtsverlust des reinen Diformiat-Salzes multipliziert mit dem Quotienten aus der Menge an Diformiat-Salz in der Vormischung und der Menge des reinen Diformat-Salzes.
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Bevorzugt ist der Gewichtsverlust der erfindungsgemäßen Vormischung bei Lagerung bei 25°C, 60% relativer Luftfeuchte und Umgebungsdruck (1 bar) nach 48h um mindestens 25%, bevorzugt um 30% bis 90%, besonders bevorzugt um 40% bis 80%, insbesondere 50% bis 70% geringer als der des anteiligen reinen Diformiat-Salzes.
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Aus den hier beschriebenen Vormischungen wird also weniger Ameisensäure abgegeben, wodurch die Vormischung enthaltend GAA und Diformiat-Salze als solche oder mit weiteren Futterzusatzstoffen vermischt neben den bereits genannten Vorteilen auch einfacher gehandhabt und gelagert werden kann.
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Die Vormischung wird in der Regel als Feststoff eingesetzt. Die Auflösung der Vormischung in Wasser ist gegenüber reinem GAA verzögert, wodurch der Assoziat-Charakter der Vormischung deutlich wird. So löst sich z.B. 1g Guanidinoessigsäure bei 25°C in 1 Liter Wasser unter Rühren in einer Stunde praktisch vollständig auf. Aus den hier beschriebenen Vormischungen enthaltend die GAA-Diformiat-Assoziate lösen sich unter diesen Bedingungen nur maximal 80 Gew.-%, bevorzugt zwischen 20 und 70 Gew.-% der Guanidinoessigsäure innerhalb einer Stunde. Das Verfahren zur Bestimmung der Auflösungsgeschwindigkeit ist detailliert in Beispiel 2.1. beschrieben.
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Die Futtermittelausnutzung wird bei der Supplementierung mit einer erfindungsgemäßen Vormischung aus Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz im Vergleich zur Fütterung mit dem gleichen Basisfutter aber mit dem Zusatz der Einzelkomponenten vorzugsweise um mindestens 2 % und am meisten bevorzugt um mindestens 4 % verbessert.
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Die Mortalität wird bei der Supplementierung mit einer erfindungsgemäßen Vormischung aus Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz im Vergleich zur Fütterung mit dem gleichen Basisfutter aber mit dem Zusatz der Einzelkomponenten vorzugsweise um mindestens 10 %, mehr bevorzugt um mindestens 20 % und am meisten bevorzugt um mindestens 25 % verringert.
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Bevorzugt kann ein Gemisch als Vormischung eingesetzt werden, das Guanidinoessigsäure und mindestens ein Diformiat-Salz in assoziierter Form enthält, wobei das Verhältnis von Guanidinoessigsäure zu Diformiat-Salzen im Bereich von 1 : 2 bis 1 : 10, bevorzugt 1 : 3 bis 1 : 7 und am meisten bevorzugt 1 : 4 bis 1 : 5 liegt.
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Bevorzugt wird die Vormischung als Feststoffzubereitung in einem Futter bereitgestellt, wobei das Basisfutter, die Vormischung in einer Menge von 0,1 bis 10 g pro 1 kg Basisfutter, bevorzugt 1 bis 6 g pro 1 kg Basisfutter und am meisten bevorzugt 2 bis 4 g pro 1 kg Basisfutter enthält.
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Ganz besonders bevorzugt wird hierbei das Futter den Tieren ad-libitum für die Ernährung bereitgestellt.
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Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung soll unter dem Begriff ad-libitum eine Menge an Futter und eine Menge an Tränklösung verstanden sein, die den täglichen Bedarf an Futter und an Tränklösung für die Ernährung jedes einzelnen Individuums, das betrachtet wird, oder bezogen auf die Gesamtheit an Individuen, die betrachtet werden, den täglichen Bedarf für die Ernährung der Gesamtheit der Individuen übersteigt. Somit soll gemäß der vorliegenden Erfindung das Futter oder die Tränklösung vorzugsweise „ad libitum“, nämlich im Überschuss zur freien Verwendung der Tiere bereitgestellt werden.
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Somit unterscheidet sich die bevorzugte Verwendung ad libitum deutlich von einer spezifischen Verabreichung eines Wirkstoffes, der beispielsweise täglich in Form einer definierten Menge pro Tag in Einzeldosen und unabhängig von weiteren Nahrungs- oder Lebensmitteln verabreicht wird. Umso überraschender ist es, dass die alleinige Bereitstellung von einem Futter ad libitum, nämlich zur freien Verfügung der Tiere, enthaltend ein Basisfutter dem eine Vormischung enthaltend Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz in einer Menge von 0,1 bis 10 g pro 1 kg Futter zugesetzt wurde, zu dem erwünschten Erfolg, nämlich der Verringerung der Mortalität und zur besseren Futtermittelausnutzung führt.
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Es hat sich gezeigt, dass die erfindungsgemäße Verwendung der Vormischung aus Guanidinoessigsäure und Diformiat-Salz nicht auf die Substanzen als solche beschränkt ist. Vielmehr hat sich gezeigt, dass in der Verwendung sowohl Guanidinoessigsäure als solche, nämlich als freie Säure, oder auch als Salz der Guanidinoessigsäure eingesetzt werden kann.
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Im Sinne der vorliegenden Erfindung umfasst der Begriff Guanidinoessigsäure folglich nicht nur Guanidinoessigsäure als freie Säure, sondern auch Guanidinoessigsäure in Form eines Salzes dieser Säure.
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Besonders bevorzugt kann dabei als Salz ein Salz ausgewählt aus der Gruppe der Alkali- oder Erdalkalisalze der Guanidinoessigsäure eingesetzt werden. Ganz besonders bevorzugt können hierbei Natrium-Guanidinoacetat, Kalium-Guanidinoacetat, Magnesium-Guanidinoacetat oder Calcium-Guanidinoacetat, eingesetzt werden.
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Als Diformiat-Salz kann ein Salz aus der Gruppe der Alkalisalze, bevorzugt Natriumdiformiat oder Kaliumdiformiat oder aus der Gruppe der Erdalkalisalze, bevorzugt Calziumdiformiat eingesetzt werden.
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Die hierin beschriebene Erfindung kann bei einer Vielzahl an verschiedenen Tieren Anwendung finden. Besonders bevorzugt kann die Vormischung enthaltend Guanidinoessigsäure und mindestens ein Diformiat-Salz bei Vögeln verwendet werden, weiter bevorzugt bei Vögeln aus der Gruppe der Zucht- und Mastvögel. Ganz besonders bevorzugt werden hierbei Vögel aus der Gruppe der der Zucht- und Mastvögel, insbesondere Geflügel, ausgewählt aus der Gruppe Enten, Gänse, Hühner, Hähnchen, Legehennen, Broiler, Truthähne, Wachteln, Strauße und Puten.
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Weiterhin hat sich mit den der Erfindung zugrundeliegenden Untersuchungen gezeigt, dass das eingesetzte Basisfutter bevorzugt einen definierten Brennwert haben sollte. Einerseits sollte das Basisfutter einen für die normale Ernährung und gesundes Wachstum festgelegten Brennwert nicht unterschreiten und andererseits auch nicht überschreiten, um eine Fettleibigkeit zu vermeiden. So haben sich gute Ergebnisse gezeigt, wenn das Basisfutter für Ziervögel oder für Zucht- oder Mastvögel einen Brennwert von 8 MJ bis 20 MJ pro 1 kg Basisfutter, insbesondere von 10 MJ bis 15 MJ pro 1 kg Basisfutter aufweist und/ oder das Basisfutter ein bilanziertes Basisfutter gemäß Animal Nutrition Handbook, 3rd Revision, 2014 Section 12, Poultry Nutrition and Feeding ist.
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Dabei kann sowohl das Verfahren als auch die Verwendung besonders bevorzugt ausgeführt werden, wenn das Basisfutter mindestens ein Getreide, ein Getreidemehl, ein Getreideschrot oder Extrakte hieraus, umfasst. Weiterhin bevorzugt ist hierbei ein Verfahren oder eine Verwendung in dem mindestens ein Getreide, ein Getreidemehl, ein Getreideschrot oder Extrakte hieraus, ausgewählt wird aus der Gruppe:
- a. Mais, Maismehl, Maisschrot oder ein Extrakt hieraus,
- b. Hirse, Hirsemehl, Hirseschrot oder ein Extrakt hieraus,
- c. Soja, Sojamehl, Sojaschrot oder ein Extrakt hieraus,
- d. Weizen, Weizenmehl, Weizenschrot oder ein Extrakt hieraus und/oder
- e. Gerste, Gerstenmehl, Gerstenschrot oder ein Extrakt hieraus.
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Weiterhin kann die Verwendung besonders bevorzugt ausgeführt werden, wenn das Basisfutter mindestens einen weiteren Futtermittelzusatz, insbesondere einen weiteren Futtermittelzusatz aus der Gruppe der Mineralstoffe Aminosäure und Vitamine, umfasst. Ganz besonders bevorzugt kann dieser Futtermittelzusatz ausgewählt werden aus der Gruppe Calciumcarbonat, Mono- oder Dicalciumphosphat, Lysin, Methionin, Threonin, Tryptophan, Valin, Arginin und Vitamine sowie Mischungen davon. Die Futtermittelzusätze können dabei getrennt von der erfindungsgemäßen Vormischung oder mit ihr vermischt dem Basisfutter zugegeben werden.
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Ein bevorzugtes Basisfutter umfasst
- 40 % bis 65 %, insbesondere 55 % Mais,
- 30 % bis 50 %, insbesondere 35 % Sojabohnenkernmehl.
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Weiterhin kann die Verwendung besonders bevorzugt ausgeführt werden, wenn als Wasser Trinkwasser, Quellwasser, Brunnenwasser oder Leitungswasser verwendet wird.
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Weiterhin kann die Supplementierung mit der Vormischung enthaltend Guanidinoessigsäure und Diformiat-Salz dauerhaft über das Leben des Tieres oder in ausgewählten Phasen erfolgen. Besonders ausgewählte Phasen sind die Zeiträume des starken überproportionalen Wachstums und/oder des ersten Federwachstums bei Vögeln.
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Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin die Verwendung der Vormischung zur Verminderung der Mortalität und Verbesserung der Futtermittelausnutzung, wobei eine Vormischung enthaltend Guanidinoessigsäure und Diformiat-Salz den Tieren während der Aufzucht, während der Haltung oder in der Mast der Vögel bereitgestellt wird, insbesondere zur Aufnahme ad libitum.
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Die nachfolgenden Beispiele sollen die vorliegende Erfindung veranschaulichen.
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Ausführungsbeispiele:
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1) Futtermittelherstellung:
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Es wurde ein Standard-Futtermittel im Wesentlichen aus Mais und Soja verwendet.
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Die genauen Bestandteile sind in Tabelle 1 angegeben: Tabelle 1:
Bestandteil | Kg | Prozent |
Mais | 559,050 | 55,905 |
Soja-Mehl | 379,030 | 37,903 |
Pflanzliches Öl | 21,940 | 2,194 |
Dicalciumphosphat | 13,800 | 1,380 |
Calciumcarbonat | 10,330 | 1,033 |
NaCl | 4,050 | 0,405 |
MHA | 3,720 | 0,372 |
Füller (Sand) | 3,000 | 0,300 |
L - Lysin | 2,120 | 0,212 |
Trace Mineral Premix | 1,000 | 0,100 |
Cholinchlorid (60%) | 0,740 | 0,074 |
L - Threonin | 0,610 | 0,061 |
Vitamin Premix | 0,500 | 0,050 |
Phytase (500 ftu) | 0,100 | 0,010 |
MHA = Methionin-Hydroxy-Analog |
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1.1 Herstellung des Referenzfutters 1:
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Die einzelnen Bestandteile des Futtermittels wurden nacheinander in einen Einwellen-Mischer gegeben. Es wurden die mengenmäßig größten Bestandteile zuerst vorgelegt und dann entsprechend der abnehmenden Menge zugefügt. Nach beendeter Zugabe wurden die Bestandteile für eine Zeit von 15 min die Komponenten untereinander vermischt.
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1.2 Herstellung des Referenzfutters 2a:
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Es wurde wie bei der Herstellung des Referenzfutters 1 verfahren. Zusätzlich wurde eine Menge von 2440 g Natriumdiformiat (NDF) (ADDCON GmbH) und 600 g Guanidinoessigsäure (GAA) (Alzchem Trostberg GmbH) zusätzlich in die Futtermittelmischung zugegeben. Die Zugabe erfolgte in der Reihenfolge wie in Referenzfutter 1 beschrieben.
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1.3 Herstellung des Referenzfutters 2b:
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Es wurde wie bei der Herstellung des Referenzfutters 2a verfahren. Jedoch wurde eine Menge von 3200 g Natriumdiformiat (ADDCON GmbH) und 600 g Guanidinoessigsäure (Alzchem Trostberg GmbH) zusätzlich in die Futtermittelmischung zugegeben.
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2) Herstellung der erfindungsgemäßen Produktmischung:
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2.1 Erfindungsgemäße Produktmischung 1 (M1) für Fütterungsversuch 1:
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Es wurde eine Menge von 305 kg Natriumdiformiat (Hersteller ADDCON GmbH) in einem Feststoffmischer (Hersteller Fa. Eirich, Modell RV 16) vorgelegt und 2 Minuten unter Umgebungsdruck bei 25°C mit eingeschaltetem Wirbler bei 120 U/min desagglomeriert. Danach war das Natriumdiformiat gleichmäßig im Mischer verteilt. Hierzu wurden 75 kg Guanidinoessigsäure (Hersteller Alzchem Trostberg GmbH) zugegeben und weitere 2 Minuten mit eingeschaltetem Wirbler bei 120 U/min die beiden Komponenten vermischt. Während des Mischvorgangs stieg die Temperatur um 4°C an. Nach Ende des Mischvorgangs erhitzte sich die Mischung im Verlauf der folgenden 20 Minuten um weitere 2°C. Als kein weiterer Temperaturanstieg mehr zu beobachten war, wurde die Produktmischung 1 abgefüllt und zur Herstellung des Futters mit der erfindungsgemäßen Produktmischung für Fütterungsversuch 1 verwendet. Das Verhältnis der Komponenten Natriumdiformiat zu Guanidinoessigsäure lag bei 305 kg zu 75 kg, also 4,066 : 1 und entspricht dem Verhältnis der Komponenten im Referenzfutter 2a.
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Eigenschaften der Produktmischung M1:
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Bestimmung des Gewichtsverlusts:
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Jeweils 5 g Probenmaterial wurden bei 25°C offen gelagert und die Gewichtsveränderung ermittelt. Hierfür wurde auf einer Waage Mettler Toledo, Typ XSE205, jeweils 5 g auf einer Glasschale, Durchmesser 7,5 cm, Randhöhe 1 cm gleichmäßig verteilt. Die relative Luftfeuchte war zwischen 60 und 70 % rel. Feuchte.
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Nach den angegebenen Zeiten wurde das Gewicht abgelesen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Tabelle 2
Probenmaterial | 0 h | 1 h | 3 h | 4 h | 5 h | 7 h | 24 h | 48 h |
GAA | 5,00 | 4,99 | 4,99 | 4,99 | 4,99 | 5,00 | 4,99 | 5,00 |
NDF | 5,00 | 4,85 | 4,63 | 4,55 | 4,47 | 4,35 | 3,77 | 3,51 |
M1 | 5,00 | 4,95 | 4,86 | 4,82 | 4,79 | 4,75 | 4,60 | 4,54 |
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Natriumdiformiat (NDF) verliert bei offener Lagerung an Gewicht. Es wurde ein stechender Geruch wahrgenommen, der auf die abdampfende Ameisensäure zurückzuführen ist. Guanidinoessigsäure ist bei 25°C lagerstabil, es ist keine signifikante Änderung des Gewichtes zu beobachten. Bei der Mischung M1 wurde nur eine sehr geringe und langsame Gewichtsabnahme festgestellt, und zwar weit weniger als für ein Gemisch aus 305 Teilen NDF und 75 Teilen GAA zu erwarten wäre. Neben der deutlichen Wärmetönung, die beim Mischen von NDF mit GAA zu beobachten war, zeigt der geringe Gewichtsverlust, dass in M1 nicht nur ein Produktgemisch vorliegt, sondern dass NDF und GAA eine verstärkte Wechselwirkung eingehen und in assoziierter Form vorliegen.
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In Tabelle 3 ist im Vergleich zur Gewichtsabnahme von M1 noch der rechnerische Erwartungswert des Gewichtsverlustes dargestellt, der für eine Mischung aus 305 Teilen NDF und 75 Teilen GAA resultieren würde mit der Annahme, dass NDF wie im Reinstoff abdampft. Tabelle 3
| 0 h | 1 h | 3 h | 4 h | 5 h | 7 h | 24 h | 48 h |
M1 | 5,00 | 4,95 | 4,86 | 4,82 | 4,79 | 4,75 | 4,60 | 4,54 |
Erwartungswert (305 Teile NDF +75 Teile GAA) | 5,00 | 4,88 | 4,70 | 4,64 | 4,57 | 4,48 | 4,01 | 3,80 |
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Es ist zu erkennen, dass es bei der Produktmischung M1 zu einem deutlich geringen Gewichtsverlust innerhalb von 24 bzw. 48 Stunden kommt als dies bei einer bloßen Mischung der Einzelkomponenten zu erwarten wäre. In M1 ist der Dampfdruck der Einzelkomponenten offensichtlich stark herabgesetzt.
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Bestimmung der Auflösungsgeschwindigkeit:
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Es wurde beobachtet, dass in M1 sich der Wirkstoff GAA sehr viel langsamer freisetzt als dies bei GAA selbst zu beobachten ist.
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Jeweils 1 g Substanz (GAA und M1) wurden jeweils bei 25°C in 1 l demineralisiertes Wasser gegeben und für unterschiedliche Zeiten mit einem Magnetrührer, (Typ Heidolph MR Hei-Tec, Skaleneinstellung Magnetrührer 400 rpm gerührt. Das Becherglas war mit einem Uhrglas abgedeckt, um Abdampfverluste zu vermeiden (Becherglas Höhe 18 cm, Durchmesser 15 cm, Magnetrührer Lange 5,8 cm, Durchmesser 1 cm). Von den überstehenden Lösungen wurde der Gehalt an GAA mit Hilfe einer HPLC ermittelt und die aufgelöste Menge GAA berechnet. Hierbei wurde jeweils 30 sek vor der Probennahme der Magnetrührer ausgeschaltet. Die Probennahme erfolgte mittels einer Spritze mit aufgesetztem Spritzenfilter (Typ Whatman 25 mmGD/X Disposable Filter Device, 0,45 µm Porengröße, Probennahmemenge: 1 ml). Die Analyse erfolgte mit Hilfe eines HPLC (Säule: Sielc, Primesep 100 4,6x150mm, 100A, 5µmTyp), Laufmittel: 1000 µl Phosphorsäure in 1 l bidestilliertem Wasser, Lösemittel: destilliertes Wasser, Laufmittelgeschwindigkeit: 1,8 ml/min, Wellenlänge: 200 nm) relativ zu einer Kalibrierlösung. Dabei zeigt sich, dass in M1 sich der Wirkstoff GAA sehr viel langsamer freisetzt als dies bei GAA selbst zu beobachten ist. In 1 g M1 sind rechnerisch 0,197 g GAA vorhanden, so dass dies der maximal zu erwartende Gehalt GAA ist.
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Die wiedergefundene Menge an GAA in Lösung bei der Auflösung von GAA und von M1 im Zeitverlauf ist in Tabelle 4 wiedergegeben. Tabelle 4
| 5 min | 30 min | 60 min | 120 min | 180 min | 240 min |
GAA | 0,76 | 0,82 | 0,98 | 0,98 | 0,98 | - |
M1 | <0,02 | 0,04 | 0,09 | 0,12 | 0,13 | 0,14 |
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Aus den Ergebnissen in Tabelle 4 wird ersichtlich, dass GAA bereits nach 5 min zu über 70 % und nach 60 min praktisch vollständig gelöst ist. Hingegen zeigte sich bei M1, dass GAA sich sehr viel langsamer herauslöst. So war in der ersten Probe nach 5 min das GAA nicht genau quantifizierbar und nach 60 min war nur etwa die Hälfte (0,09 g) der vorhandenen Menge (0,197 g GAA) in Lösung gegangen. Dies untermauert die oben genannte Vermutung, dass sich die beiden Bestandteile in M1 im Verdauungstrakt der Tiere nicht trennen und so eine synergistische Wirkung entfalten können.
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2.2 Erfindungsgemäße Produktmischung 2 (M2) für Fütterungsversuch 2:
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Es wurde wie in Beispiel 2.1 beschrieben, verfahren. Jedoch wurden 400 kg Natriumdiformiat und 75 kg Guanidinoessigsäure eingesetzt. Das Verhältnis der Komponenten Natriumdiformiat (NDF) zu Guanidinoessigsäure (GAA) lag bei 400 kg zu 75 kg, also 5,333 : 1 und entspricht dem Verhältnis der Komponenten im Referenzfutter 2b.
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Eigenschaften der Produktmischung M2:
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Bestimmung des Gewichtsverlusts: Jeweils 5 g Probenmaterial wurden bei 25°C und einer relativen Feuchte zwischen 60 und 70 %, wie in Beispiel 2.1. näher beschrieben, offen gelagert und die Gewichtsveränderung ermittelt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5 zusammengefasst. Tabelle 5
Probenmaterial | 0 h | 1 h | 3 h | 4 h | 5 h | 7 h | 24 h | 48 h |
GAA | 5,00 | 4,99 | 4,99 | 4,99 | 4,99 | 5,00 | 4,99 | 5,00 |
NDF | 5,00 | 4,85 | 4,63 | 4,55 | 4,47 | 4,35 | 3,77 | 3,51 |
M2 | 5,00 | 4,94 | 4,83 | 4,79 | 4,75 | 4,69 | 4,53 | 4,50 |
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Auch bei der Mischung M2 wurde nur eine geringe und langsame Gewichtsabnahme festgestellt, und zwar weit weniger als für ein Gemisch aus 400 Teilen NDF und 75 Teilen GAA zu erwarten wäre. Besonders auffällig ist, dass nach 24 h das Gewicht von M2 nur noch langsam abnimmt, wohingegen bei NDF die Reduktion des Gewichtes fortschreitet. NDF und GAA stellen somit kein Gemisch von Einzelkomponenten dar, sie liegen in assoziierter Form vor.
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In Tabelle 6 ist im Vergleich zur Gewichtsabnahme von M2 noch der rechnerische Erwartungswert des Gewichtsverlustes dargestellt, der für eine Mischung aus 400 Teilen NDF und 75 Teilen GAA resultieren würde mit der Annahme, dass NDF wie im Reinstoff abdampft. Tabelle 6
| 0 h | 1h | 3 h | 4 h | 5 h | 7 h | 24 h | 48 h |
M2 | 5,00 | 4,94 | 4,83 | 4,79 | 4,75 | 4,69 | 4,53 | 4,50 |
Erwartungswert (400 Teile NDF +75 Teile GAA) | 5,00 | 4,87 | 4,69 | 4,62 | 4,55 | 4,45 | 3,96 | 3,75 |
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Es ist zu erkennen, dass bei M2 es zu einem deutlich geringen Gewichtsverlust innerhalb von 24 bzw. 48 Stunden kommt als dies bei einer bloßen Mischung der Einzelkomponenten zu erwarten wäre. In M2 ist der Dampfdruck der Einzelkomponenten offensichtlich stark herabgesetzt.
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Bestimmung der Auflösungsgeschwindigkeit:
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Jeweils 1 g Substanz (GAA und M1) wurden, wie in Beispiel 2.1. näher beschrieben, jeweils bei 25°C in 1 l demineralisiertes Wasser gegeben und für unterschiedliche Zeiten gerührt. Von den überstehenden Lösungen wurde der Gehalt an GAA mit Hilfe einer HPLC ermittelt und die aufgelöste Menge GAA berechnet. Dabei zeigt sich, dass in M2 sich der Wirkstoff GAA sehr viel langsamer freisetzt als dies bei GAA selbst zu beobachten ist. In 1 g M2 sind rechnerisch 0,158 g GAA vorhanden, so dass dies der maximal zu erwartende Gehalt GAA ist.
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Die ermittelte Menge an GAA in Lösung bei der Auflösung von GAA und von M2 im Zeitverlauf, ist in Tabelle 7 wiedergegeben. Tabelle 7
| 5 min | 30 min | 60 min | 120 min | 180min | 240 min |
GAA | 0,76 | 0,82 | 0,98 | 0,98 | 0,98 | - |
M2 | <0,02 | 0,04 | 0,07 | 0,10 | 0,11 | 0,11 |
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Auch hier war bei Auflösung von M2 der GAA-Gehalt nach 5 min noch nicht quantifizierbar. Nach 120 min ist die Auflösung in wässriger Lösung nur noch sehr langsam und kaum mehr messbar. Nach 4 Stunden hatten sich nur 0,11 g GAA von den vorhandenen 0,158 g GAA aufgelöst.
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3) Fütterungsversuche
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3.1. Herstellung des Futters mit der erfindungsgemäßen Produktmischung 1 für Fütterungsversuch 1:
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Die Herstellung dieser Futtervariante erfolgt wie die Herstellung des Referenzfutters 1. Jedoch wurde zusätzlich 3040 g der erfindungsgemäßen Produktmischung 1 wie obenstehend beschrieben, zugegeben. Weitergehende Änderungen fanden nicht statt.
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3.2 Fütterungsversuch 1
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900 männliche Ross708 Masthähnchen wurden in 36 Käfige zu 25 Stück aufgeteilt. Die Empfehlungen für ROSS-Broiler entsprechend dem Fütterungshandbuch wurden grundsätzlich beachtet. Die Käfiggröße betrug 1,524 m × 1,524 m (5×5 ft). Die Besatzdichte lag somit bei knapp 0,1 m2/Tier (1 ft2/Tier). Der Boden war betoniert. Das Gebäude war thermostatisiert und gelüftet und über jedem Käfig war zusätzlich eine Heizungslampe angebracht, die zur Aufrechterhaltung der Temperatur, wenn nötig, zugeschaltet wurde. Jeder Käfig verfügte über eine Fütterungsstation und eine Getränkestation. Die Tiere in den 36 Käfigen wurden mit 3 unterschiedlichen Futterzubereitungen gefüttert, so dass jeweils die Tiere von 12 Käfigen mit derselben Futterzubereitung gefüttert wurde. Die Untersuchung begann am Tag 0 nach dem Schlüpfen. Wasser und Futter wurde den Tieren ad libitum zur Verfügung gestellt. Am Tag 1 nach dem Schlüpfen wurden in jedem Käfig 13 Tiere mit Salmonella heidelberg infiziert in einer Dosis von 2,0×107 KBE pro Tier (KBE = Kolonie Bildende Einheit). Die Infizierung erfolgte oral. Von Tag 1 bis Tag 15 wurde identisches Futter gegeben. Das Futter wurde in Krümelform gegeben. Es wurden keine Antibiotika zugesetzt. Ein Futterwechsel fand nicht statt. Täglich wurden die Käfige auf Mortalität überprüft und das Gewicht der toten Tiere zur Berechnung der angepassten Futterumwandlungsquote notiert. In dem Versuch wurden jeweils 300 Tiere mit Referenzfutter 1, mit Referenzfutter 2a bzw. mit einem Futter mit der erfindungsgemäßen Produktmischung 1 gefüttert. Am Tag 15 wurden das Gewicht der überlebenden Tiere ermittelt und mit dem Anfangsgewicht und dem Futtermittelverbrauch die Futterverwertungsquote berechnet. Die Futterverwertungsquote berechnet sich aus dem Quotient des Futtermittelverbrauches und der Gewichtszunahme der Tiere innerhalb des Versuches.
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3.3 Herstellung des Futters mit der erfindungsgemäßen Produktmischung 2 für Fütterungsversuch 2:
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Die Herstellung dieser Futtervariante erfolgt wie die Herstellung des Referenzfutters 1. Jedoch wurde noch 3800 g der erfindungsgemäßen Produktmischung 2 wie obenstehend beschrieben, zugegeben. Weitergehende Änderungen fanden nicht statt.
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3.4 Fütterungsversuch 2:
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600 männliche Ross708 Masthähnchen wurden in 24 Käfige zu 25 Stück aufgeteilt. Die Bedingungen sind in Fütterungsversuch 1 beschrieben. Am Tag 1 nach dem Schlüpfen wurden in jedem Käfig 13 Tiere mit Salmonella heidelberg mit einer Dosis von 1,0×107 KBE pro Tier infiziert. Die Tiere in den 24 Käfigen wurden mit 2 unterschiedlichen Futterzubereitungen gefüttert, so dass jeweils die Tiere von 12 Käfigen mit derselben Futterzubereitung gefüttert wurde. In dem Versuch wurden also jeweils 300 Tiere mit Referenzfutter 2b bzw. mit einem Futter mit der erfindungsgemäßen Produktmischung 2 gefüttert.
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Aus allen unter identischen Fütterungsbedingungen gemästeten Tieren und dem Futtermittelverbrauch wurde die Futtermittelausnutzung (FCR = Feed conversion ratio) berechnet. Die Mortalität wurde bezüglich der Anzahl Anfangstiere ermittelt.
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3.5 Ergebnisse der Fütterungsversuche
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Die Ergebnisse aus Fütterungsversuch 1 sind in Tabelle 8 dargestellt. Tabelle 8
| FCR | Mortalität |
Referenzfutter 1 | 1,333 | 18,3% |
Referenzfutter 2a | 1,299 | 13,0 % |
Futter mit der erfindungsgemäßen Produktmischung 1 | 1,257 | 9,7 % |
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Zur besseren Sichtbarmachung der Unterschiede wurden die Beträge der Unterschiede in absoluten Zahlen und relativ zu Referenz 1 sowie relativ zu Referenz 2a berechnet Tabelle 9
| | FCR | Mortalität |
|Δ (Ref 2a - Ref 1)| | | 0,034 | 5,3 |
|Δ (Erfindung - Ref 1)| | | 0,076 | 8,6 |
|Δ (Erfindung - Ref 2a)| | | 0,042 | 3,3 |
Angabe in [%] | | | |
|Δ (Ref 2a - Ref 1)| / Referenzfutter 1 | Auf Referenz 1 bezogen | 2,55 % | 29 % |
|Δ (Erfindung - Ref 1)| / Referenzfutter 1 | Auf Referenz 1 bezogen | 5,70 % | 47 % |
|Δ (Erfindung - Ref 2a)| / Referenzfutter 2a | Auf Referenz 2a bezogen | 3,23 % | 25 % |
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Das Referenzfutter 2a verbessert die Futtermittelausnutzung um 2,55 % und reduziert die Mortalität um 29 % relativ zum Referenzfutter 1. Dies zeigt den positiven Nutzen von Diformiat-Salzen und von Guanidinoessigsäure bei der Aufzucht und Haltung der Tiere.
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Das erfindungsgemäße Futter, das sich vom Referenzfutter 2a darin unterscheidet, dass Guanidinoessigsäure und ein Diformiat-Salz als Vormischung in das Futter gegeben wurde und nicht als Einzelkomponenten, verbessert relativ zu Referenzfutter 2a die Futtermittelausnutzung um weitere 3,23 % und reduziert die Mortalität um weitere 25 %.
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Im Vergleich zum Referenzfutter 1 verbessert das erfindungsgemäße Futter die Futtermittelausnutzung somit in Summe um 5,7 % und reduziert die Mortalität um 47 %.
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Die Ergebnisse aus Fütterungsversuch 2 sind in Tabelle 10 dargestellt. Bei diesem Versuch wurde auf den Einsatz von Tieren, die mit der Referenzfutter 1 gefüttert wurden, verzichtet. Tabelle 10
| FCR | Mortalität |
Referenzfutter 2b | 1,230 | 9,0 % |
Futter mit der erfindungsgemäßen Produktmischung 2 | 1,178 | 6,0 % |
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Zur besseren Sichtbarmachung der Unterschiede wurden die Beträge der Unterschiede in absoluten Zahlen und relativ zu Referenz 2b berechnet. Tabelle 11
| FCR | Mortalität |
|Δ (Erfindung - Ref 2b)| | 0,052 | 3,0 |
|Δ (Erfindung - Ref 2b)| / Referenzfutter 2 b | 4,23 % | 33 % |
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Das erfindungsgemäße Futter, das sich vom Referenzfutter 2b darin unterscheidet, dass Guanidinoessigsäure und ein Diformiat-Salz als Mischung in das Futter gegeben wurde und nicht als Einzelkomponenten, verbessert relativ zu Referenzfutter 2b die Futtermittelausnutzung um 4,23 % und reduziert die Mortalität um weitere 33 %.
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Somit zeigte sich, dass allein die Verwendung einer Vormischung, bestehend aus Guanidinoessigsäure und einem Diformiat-Salz eine deutliche Steigerung der Futtermittelausnutzung und eine Reduzierung der Mortalität bewirkt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 2005/120246 [0007]
- WO 2021/018487 [0007]
- US 2012/0296118 A1 [0009]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Cordova-Noboa et al. (2018) Effects of guanidino acetic acid supplementation, meat quality, pectoral myopathies and blood parameters of male broilers fed corn-based diets with or without poultry by-products, Poultry Science, 97, 2494-2505 [0007]
- Ricke et al. KE (2020) Formic acid as an Antimicrobial for Poultry Production: A Review. Front. Vet. Sci. 7:563 [0008]