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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Robotersystem, insbesondere einen Assistenzroboter, zur Interaktion mit einem Benutzer.
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Im Zuge des demographischen Wandels und der damit verbundenen Pflegelücke gibt es vielerorts Versuche, diese Herausforderungen mithilfe robotischer Systeme anzugehen. Ständige Fortschritte in der Technik der Mensch-Roboter-Kollaboration ermöglichen erste Ansätze diese robotische Systeme einzusetzen. Dabei sind die Assistenzroboter in der Lage, Menschen und Roboter miteinander interagieren zu lassen und sollen dazu beitragen, pflegebedürftige Menschen zu unterstützen. Dazu nutzen sie unter anderem Echtzeit-3D-Bildverarbeitung zur Umwelt-, und Personenerkennung zur Fernsteuerung, Bereitstellung intuitive Bedienungskonzepte und der Mobilität der Roboter.
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Ebenso können Benutzer auch auf die Unterstützung durch ihre Angehörige zurückgreifen, welche die Roboter auch über weite Distanzen hinweg über übliche Kommunikationsgeräte wie Smartphones oder Tabletts steuern können. Zusätzlich kann professionelle Hilfe via Teleoperation, d.h. einer Fernsteuerung des Assistenzroboters, beispielsweise aus einem Pflege-Kontrollzentrum, angeschlossen über eine geeignete Sensorik, in Anspruch genommen werden. So können Experten die Benutzer jederzeit unterstützen und dem Roboterassistenzsystem auch neue und komplexe Aufgaben schnell und effektiv beibringen. Die Systeme arbeiten mit einer erheblichen Anzahl verschiedener Sensordaten, die geeignet sind, die Umwelt bzw. Personen in der Interaktion mit dem Assistenzroboter zu erfassen sowie eine geeignete Interaktion bereitzustellen. Bei dieser Erfassung oder für die Interaktion selbst können persönliche Informationen erfasst oder zumindest miterfasst werden.
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Dabei weiß weder der Benutzer, noch die Person im Umfeld des Assistenzroboters, dass bzw. ob und ab welchem Zeitpunkt Sensordaten erfasst werden und wofür diese Sensordaten verwendet werden bzw. auf welche Weise diese Sensordaten weiterverarbeitet werden.
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Die Absenz einer Rückmeldung über die Speicherung, Verarbeitung und Übertragung von Daten ist in mehrfacher Hinsicht problematisch: zum einen kann durch die unbekannte Verarbeitung und/oder Speicherung von Daten kein Vertrauen in die Technologie durch die Benutzer und Person im Umfeld des Benutzers hergestellt werden. Auch rechtliche Überlegungen spielen eine Rolle, da Speicherung, Weiterverarbeitung und Übertragung von Sensordaten, welche persönliche Informationen enthalten, rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können. Dabei kann zwar eine Einverständniserklärung im Vorhinein durch den alleinigen Benutzer erfolgen. Ob diese jedoch auf Dauer und für alle Fälle der erfassten Sendedaten Wirksamkeit entfaltet, ist fraglich. Insbesondere können Personen im Umfeld des Assistenzroboters derzeit keine Einverständniserklärung abgeben und insbesondere wenn Daten von Ihnen erfasst werden, keine Maßnahmen treffen, um diesem aus dem Weg zu gehen. Die informelle Selbstbestimmung wird somit verletzt.
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Auch ist oft für den Benutzer nicht ersichtlich, welche Sensordaten gerade erfasst werden, so dass eine Interaktion mit dem Robotersystem erschwert wird.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es ein Robotersystem zu schaffen, zur verbesserten Interaktion mit einem Benutzer.
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Die Aufgabe wird gelöst durch ein Robotersystem gemäß Anspruch 1.
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Das erfindungsgemäße Robotersystem, insbesondere ausgebildet als Assistenzroboter zur Interaktion mit einem Benutzer weist mindestens eine Interaktionseinrichtung auf. Hierbei handelt es sich beispielsweise um einen Aktuator zum Greifen von Gegenständen, zur Bewegung eines Rollstuhls, oder zur jeglicher anderer Manipulation von Objekten, insbesondere zur Assistenz von pflegebedürftigen Personen. Alternativ hierzu handelt es sich bei der Interaktionseinrichtung um einen Lautsprecher oder Display beispielsweise zum Austausch von Informationen mit dem Benutzer. Weiterhin weist das Robotersystem mindestens einen Sensor auf zur Erfassung mindestens einer persönlichen Information des Benutzers. Bei dem Sensor handelt es sich beispielsweise um eine Kamera, ein Mikrofon, eine haptische Erfassungseinheit, einen chemischen Sensor, einen 3D Scanner zur Erfassung des Umfeldes, beispielsweise ausgebildet als LIDAR- oder Radarscanner, eine Wieggeeinrichtung beispielsweise zum Erfassen eines Körpergewichts, eines Gewichts von aufgenommen Speisen oder Getränken, ein Sensor zur Erfassung eingenommener Medikamente, ein Positionierungssensor, ein Lagesensor, ein Bewegungssensor oder dergleichen. Dabei werden durch den jeweiligen Sensor Sensordaten erfasst zur Steuerung des Robotersystems. Dabei erfassen diese Sensordaten mindestens eine persönliche Information des Benutzers. Erfindungsgemäß weist das Robotersystem mindestens eine Indikatorvorrichtung auf, wobei die Indikatorvorrichtung ausgebildet ist anzuzeigen, wenn persönlichen Information des Benutzers erfasst werden. Wird somit durch mindestens einen der Sensoren des Robotersystems eine persönliche Information des Benutzers erfasst, wird dies durch die Indikatorvorrichtung angezeigt. Sowohl der Benutzer als auch Person im Umfeld des Robotersystems können somit erkennen, dass persönliche Informationen erfasst werden. Ein unbeabsichtigtes Erfassen der persönlichen Informationen, ein erfassen persönlicher Informationen ohne Wissen des Benutzers oder der Person im Umfeld des Robotersystems, wird somit gerade verhindert, da im Sinne der informationellen Selbstbestimmung der Benutzer oder die Person im Umfeld des Robotersystems die Erfassung und Verwendung seiner persönlichen Informationen angezeigt bekommt und somit entscheiden kann.
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Vorzugsweise handelt es sich bei der Indikatorvorrichtung um eine optische Indikatorvorrichtung und/oder eine akustische Indikatorvorrichtung. Dabei können durch die optischen bzw. akustischen Indikatorvorrichtung, insbesondere Hinweise als Volltext erzeugt werden, sodass auch Pflegebedürftigen und technologiefremden Personen die Bedeutung des Hinweises der Indikatorvorrichtung verständlich wird. Alternative hierzu handelt es sich bei der Indikatorvorrichtung lediglich um eine Signallampe oder einen Warnton welche abgegeben wird bei Beginn der Erfassung der persönlichen Informationen.
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Vorzugsweise handelt es sich bei den persönlichen Informationen um eines oder mehrerer von: Bilddaten, Tondaten, Bewegungsdaten, Anwesenheitsdaten, Positionsdaten, Lagedaten, Krankendaten, Biometriedaten, Konsumdaten, Finanzdaten, haptischen Interaktionsdaten, Geruch, Geschmack oder andere personenbzogenen Daten, sowie Daten die unter die Datenschutzverordnung fallen. Vorzugsweise ist jeweils eine Indikatorvorrichtung vorgesehen für die Erfassung jeweils einer persönlichen Information, oder einer Informationskategorie. So kann beispielsweise eine Indikatorvorrichtung vorgesehen sein, welche anzeigt, dass Bilddaten des Benutzers oder des Umfelds des Benutzers erfasst werden. Eine weitere Indikatorvorrichtung kann vorgesehen sein, sofern Tondaten, wie beispielsweise Sprachaufzeichnungen oder dergleichen, durch einen der entsprechenden Sensoren des Robotersystems erfasst werden. Hierdurch ist für den Benutzer und die Person im Umfeld des Robotersystems klar unterscheidbar, wann welche Daten erfasst werden, wodurch die Interaktionsmöglichkeiten mit dem Robotersystem erhöht werden und für den Benutzer sowie die Personen indessen Umfeld, welche Daten zur Assistenz durch das Robotersystem erfasst und weiterverarbeitet werden. Ist beispielsweise die Indikatorvorrichtung für die Erfassung von Bilddaten eingeschaltet und zeigt somit an, dass durch das Robotersystem Bilddaten erfasst werden, wohingegen die Indikatorvorrichtung für die Erfassung von Tondaten nicht aktiviert ist, so ist für den Benutzer und die Person im Umfeld des Benutzers klar ersichtlich, dass beispielsweise eine Sprachsteuerung des Robotersystems nicht möglich ist. Dahingegen ist jedoch zu diesem Zeitpunkt beispielsweise eine Gestensteuerung des Robotersystems möglich.
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Alternativ hierzu wird durch mindestens eine Indikatorvorrichtung die Erfassung von persönlichen Informationen von mindestens zwei oder mehr und insbesondere allen vorhandenen Sensoren des Robotersystems angezeigt.
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Vorzugsweise weiß das Robotersystem eine Kommunikationsvorrichtung auf zur Übertragung von erfassten persönlichen Informationen, wobei eine erste Indikatorvorrichtung vorgesehen ist, welche ausgebildet ist die Erfassung von persönlichen Informationen, erfasst von einem oder mehreren Sensoren, anzuzeigen, die auf dem Robotersystem selbst verarbeitet werden. Alternativ oder zusätzlich hierzu ist eine zweite Indikatorvorrichtung vorgesehen, welche ausgebildet ist, die Speicherung von persönlichen Informationen, die auf dem Robotersystem selbst gespeichert werden, anzuzeigen. Alternativ oder zusätzlich ist eine dritte Indikatorvorrichtung vorgesehen, welche dazu ausgebildet ist die Erfassung von persönlichen Funktionen anzuzeigen, die mittels der Kommunikationsvorrichtung übertragen werden insbesondere zur Speicherung und/oder Verarbeitung in einer Cloud oder einem sonstigen Server. Alternativ oder zusätzlich hierzu ist eine vierte Indikatorvorrichtung vorgesehen, welche ausgebildet ist die Verarbeitung/Betrachtung von erfassten persönlichen Informationen durch einen menschlichen Operator anzuzeigen. Selbstverständlich kann eine zweite Indikatorvorrichtung vorgesehen sein ohne eine erste Indikatorvorrichtung, eine dritte Indikatorvorrichtung ohne eine erste Indikatorvorrichtung und/oder eine zweite Indikatorvorrichtung usw. Somit ist für den Benutzer und eine Person im Umfeld des Robotersystems klar ersichtlich, auf welche Weise die erfassten Daten weiterverarbeitet werden. Dabei zeigt die erste Indikatorvorrichtung lediglich eine lokale Verarbeitung an, wohingegen die zweite Indikatorvorrichtung eine Übertragung der erfassten persönlichen Informationen beispielsweise an eine zentrale Datenverarbeitungseinrichtung, eine zentrale Steuerungseinheit, oder dergleichen erfolgt.
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Vorzugsweise weist das Robotersystem eine Kommunikationsvorrichtung auf zur Übertragung von erfassten persönlichen Informationen, wobei eine Indikatorvorrichtung vorgesehen ist, welche ausgebildet ist die Erfassung von persönlichen Informationen durch einen oder mehrere Sensoren, die auf dem Robotersystem selbst verarbeitet werden, anzuzeigen mittels einem ersten Indikatorsignal. Alternativ oder zusätzlich hierzu ist die Indikatorvorrichtung ausgebildet, die Speicherung von persönlichen Informationen, die auf dem Robotersystem selbst gespeichert werden, anzuzeigen mittels einem zweiten Indikatorsignal. Alternativ oder zusätzlich hierzu ist die Indikatorvorrichtung ausgebildet die Erfassung von persönlichen Informationen, die mittels der Kommunikationsvorrichtung übertragen werden, insbesondere zur Speicherung und/oder Verarbeitung auf einer Cloud oder einem sonstigen Server, anzuzeigen mittels eines dritten Indikatorsignal. Alternativ oder zusätzlich hierzu ist die Indikatorvorrichtung ausgebildet die Verarbeitung/Betrachtung der erfassten persönlichen Informationen durch einen menschlichen Operator anzuzeigen durch ein viertes Indikatorsignal. Selbstverständlich kann die Indikatorvorrichtung ausgebildet sein ein zweites Indikatorsignal zu erzeugen ohne ein erstes Indikatorsignal, ein dritte Indikatorsignal ohne ein erstes Indikatorsignal und/oder ein zweites Indikatorsignal usw. Somit ist lediglich eine Indikatorvorrichtung vorgesehen, welche beispielsweise die lokale Verarbeitung der erfassten persönlichen Informationen mit einem ersten Indikatorsignal anzeigt, wohingegen die Übertragung der erfassten persönlichen Information mittels der Kommunikationsvorrichtung mit einem zweiten Indikatorsignal der Indikatorvorrichtung, anzuzeigen. Somit ist lediglich eine Indikatorvorrichtung vorgesehen für die jeweilige erfasste persönliche Information, wobei die Indikatorvorrichtung ausgebildet ist, ein entsprechendes Indikatorsignal gemäß der Verarbeitung und Weiterleitung der erfassten persönlichen Informationen zu erzeugen.
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Vorzugsweise weist das Robotersystem eine Eingabevorrichtung aus, ausgebildet zur Eingabe einer Einverständniserklärung zur Erfassung und Verarbeitung von persönlichen Informationen. Dabei kann es sich bei der Eingabevorrichtung, beispielsweise um eine Tastatur, einen entsprechenden Schalter, Knopf, eine Dialog geführte Spracheninteraktion, eine Gestenerkennung oder dergleichen handeln. Somit ist es möglich, für den Benutzer und eine Person im Umfeld des Robotersystems ein Einverständnis abzugeben zur Erfassung von persönlichen Informationen im Sinne der informationellen Selbstbestimmung. Sofern die Einverständniserklärung abgegeben wird, können die persönlichen Informationen erfasst werden zur Steuerung des Robotersystems zur Assistenz des Benutzers.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand bevorzugter Ausdrucksform unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher erläutert.
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Es zeigt:
- Figur eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.
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Das Robotersystem 10 gezeigt in der Figur weist eine Rollstuhlbasis 12 auf, welche durch Räder und Rollen 14 beweglich ist. Ein Benutzer 16 kann dabei durch die Rollstuhlbasis 12 bewegt werden. Insbesondere sind dabei die Räder 14 angetrieben beispielsweise durch einen Elektromotor (nicht dargestellt) zur Unterstützung des Benutzers 16. Weiterhin ist mit der Roboterrollstuhlbasis 12 ein Roboterarm 18 verbunden, welcher mehrere Segmente 20 aufweist, wobei ein erstes Segment 20 mit der Rollstuhlbasis 12 verbunden ist und ein letztes Segment 20 ausgehend von der Rollstuhlbasis verbunden ist mit einem Greifer 22 zur Manipulation von Objekten. Durch den Greifer 22 können beispielsweise Objekte gegriffen werden und dem Benutzer 16 bereitgestellt werden. Weitere Tätigkeiten können durch das Robotersystem ausgeführt werden. Hierzu weist das Robotersystem 10 ein oder mehrere Sensoren 24 auf. Im vorliegenden Beispiel kann es sich dabei um eine Kamera, ein Mikrofon, einen Position- und Lagesensor oder dergleichen handeln. Durch die Sensoren werden Sensordaten erfasst zu Steuerung des Robotersystems 10. Dabei können die erfassten Sensordaten persönliche Information des Benutzers 16 oder einer Person im Umfeld des Robotersystems 10 miterfasst werden. Dabei weist das Robotersystem 10 eine Indikatorvorrichtung 26 auf, welche beispielsweise als optische Indikatorvorrichtung ausgebildet ist. Sofern durch den Sensor 24 persönliche Informationen erfasst werden bzw. werden können, wird ein Indikatorsignal durch die Indikatorvorrichtung 26 erzeugt, sodass für den Benutzer 16 bzw. die Person im Umfeld des Robotersystems 10 unmittelbar ersichtlich ist, dass persönliche Informationen erfasst werden. Der Benutzer 16 hat somit die Möglichkeit dies zu verhindern, beispielsweise durch eine geeignete Ansteuerung der Roboterbasis. Person im Umfeld des Robotersystems 10 können dies beispielsweise vermeiden durch eine Befehlseingabe, einen Sprachbefehl oder dergleichen.
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Insbesondere weist die Roboterbasis mehrere Indikatorvorrichtung 26 (hier nicht gezeigt) auf, wobei unterschiedliche Indikatorvorrichtungen die Erfassung unterschiedliche persönliche Informationen als Sensordaten anzeigen können.
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Weiterhin kann die Indikatorvorrichtung 26 beispielsweise ausgebildet sein ein erstes Indikatorsignal auszugeben, sofern durch den Sensor 24 Sensordaten, welche persönliche Informationen enthalten können, erfassten werden und lediglich lokal unmittelbar durch das Robotersystem 10 zur Steuerung des Robotersystems erfasst werden. Darüber hinaus kann durch die Indikatorvorrichtung 26 ein zweites Indikatorsignal erzeugt werden, sofern die erfassten Sensordaten mittels einer Kommunikationsvorrichtung beispielsweise eine zentrale Datenverarbeitungseinrichtung übermittelt werden, beispielsweise zur Fernsteuerung des Robotersystems, zur Überwachung des Robotersystems zur Interaktion mit dem Benutzer oder dergleichen. Somit ist für den Benutzer 16 und Person im Umfeld des Robotersystems 10 sofort ersichtlich, ob Sensordaten durch den Sensor 24 erfasst werden, welche persönliche Informationen enthalten können, und diese persönlichen Informationen lokal verarbeitet und gespeichert oder weiterverbreitet werden.
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Somit ist durch die Indikatorvorrichtung 26 sichergestellt, dass die informationelle Selbstbestimmung des Benutzers 16 und einer Person im Umfeld des Robotersystems 10 gewährleistet ist. Gleichzeitig ist für den Benutzer und die Person im Umfeld des Robotersystems 10 ersichtlich, welche Daten durch den Sensor 24 derzeit erfasst werden. Hierdurch wird die Interaktion zwischen dem Benutzer und dem Robotersystem verbessert und transparent gestaltet.