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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Spachtelmasse zur Bearbeitung von Böden und Wänden.
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Spachtelmassen werden vorwiegend zum Ebnen, Ausgleichen und Glätten von Böden oder Wänden verwendet. So können mittels Spachtelmassen insbesondere Untergrundflächen vor einer Beschichtung mit Bodenbelägen bearbeitet werden, um Unebenheiten des Untergrundes auszugleichen und Löcher, Risse oder sonstige Beschädigungen zu verfüllen. Ein Einsatz von Spachtelmassen ist hierbei sowohl im Innenbereich, als auch im Außenbereich möglich.
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Als Bindemittel für Spachtelmassen werden üblicherweise Harze, bspw. Alkydharze, Epoxidharze oder Polyurethane, Kunststoffdispersionen, Gips oder Zement verwendet. Die Bindemittel werden zur Herstellung der Spachtelmassen in der Regel noch mit Füllstoffen, Pigmenten, anorganischen oder organischen Zusatzstoffen oder dergleichen sowie mit Wasser versetzt, um eine verarbeitungsfähige Spachtelmasse herzustellen. Nachteiliger Weise ist die Herstellung gängiger Spachtelmassen jedoch mit einem erheblichen Einsatz natürlicher Ressourcen sowie einem hohen energetischen Aufwand zur Aufbereitung der verwendeten Ressourcen verbunden.
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Dies steht insbesondere den zuletzt immer stärker in den Fokus gerückten klimapolitischen Zielen entgegen, umweltfreundliche und nachhaltige Baukonzepte zu verfolgen. Zwar sind aus dem Stand der Technik auch Ansätze zur Herstellung umweltfreundlich und nachhaltig herstellbarer Spachtelmassen bekannt, jedoch fehlt es den über betreffende Verfahren hergestellten Spachtelmassen in der Regel an den gewünschten Verarbeitungseigenschaften sowie an einer wünschenswerten Stabilität nach der Erhärtung der Spachtelmassen. Zudem sind die Herstellungsverfahren in der Regel so komplex, dass sich der Aufwand in den Kosten wiederspiegelt und entsprechende Spachtelmassen vergleichsweise teuer in der Anschaffung sind.
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Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die voranstehend genannten Nachteile bekannter Spachtelmassen und Verfahren zur Herstellung betreffender Spachtelmassen zumindest teilweise zu beheben. Insbesondere ist es die Aufgabe der Erfindung, eine Spachtelmasse sowie ein Verfahren zur Herstellung einer Spachtelmasse zur Verfügung zu stellen, die bzw. das höchste Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit erfüllt und trotzdem eine gute Verarbeitbarkeit und Stabilität aufweist und einfach und kostengünstig herstellbar bzw. durchführbar ist.
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Die voranstehende Aufgabe wird gelöst durch eine Spachtelmasse mit den Merkmalen des unabhängigen Stoffanspruchs sowie ein Verfahren mit den Merkmalen des unabhängigen Verfahrensanspruchs. Weitere Merkmale und Details der Erfindung ergeben sich aus den jeweiligen Unteransprüchen, der Beschreibung und den Figuren. Dabei gelten Merkmale und Details, die im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Spachtelmasse beschrieben sind, selbstverständlich auch im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und umgekehrt, sodass bezüglich der Offenbarung zu den einzelnen Erfindungsaspekten stets wechselseitig Bezug genommen wird bzw. werden kann.
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Erfindungsgemäß ist eine Spachtelmasse zur Bearbeitung von Böden und Wänden vorgesehen. Hierbei umfasst die erfindungsgemäße Spachtelmasse folgende Materialien: eine erste Komponente, erhältlich über eine Aufbereitung von Bauschutt und/oder Baumischabfällen, eine zweite blutplasmaproteinhaltige Bindemittelkomponente und Wasser. Mit anderen Worten wird gegenständlich eine recycelbar herstellbare Spachtelmasse beschrieben. Unter einem Recyceln wird hierbei gegenständlich vorzugsweise eine Rückführung eingesetzter Stoffe in einen Produktions-Konsum-Kreislauf (Wiederverwendungskreislauf) verstanden, wobei die Rückführung bzw. die Wiederverwendung die Verwendung der Materialien als Brennstoff ausschließt. Stattdessen wird unter einem Recyceln erfindungsgemäß insbesondere die Wiederverwendung für den ursprünglichen Zweck - vorliegend die Verwendung als Baustoff - verstanden. Unter einer Spachtelmasse wird gegenständlich vorzugsweise ein zähplastischer oder verlaufender Beschichtungsstoff zum Ebnen, Ausgleichen und Glätten von Böden oder Wänden verstanden, wobei der Begriff Spachtelmasse auch Ausgleichsmassen umfasst, die nicht mit einem Spachtel aufgetragen werden. Unter Bauschutt werden hierbei im Rahmen der Erfindung vorzugsweise im Wesentlichen mineralhaltige Abfälle, insbesondere Abfälle der Abfallschlüsselnummern AVV 1701, 1705, 1706, 1708 und 1709 nach aktueller Abfallverzeichnisverordnung verstanden. Dies sind beispielsweise Abfälle aus Sand (i.e. Wüstensand) und/oder Gesteinen, wie Sandsteinen, Kalksteinen, Bimssteinen, Klinkersteinen, Backsteinen, Natursteinen, Pflastersteinen, Blocksteinen, Ziegelsteinen oder Naturschiefer. Ferner können unter Bauschutt auch die mineralhaltigen Abfälle aus Mörtel, Putz, Ziegeln, Beton (außer Porenbeton), Schutt, Zement, Estrich, Keramik, Marmor, Fliesenmaterial, Kacheln, Glasbausteinen oder Feinsteinzeug verstanden werden. Unter Baumischabfällen können im Gegensatz zu Bauschutt im Rahmen der Erfindung dagegen zumindest teilweise aus nicht mineralhaltigen Materialien gebildete Abfälle, insbesondere Abfälle nach Abfallschlüsselnummern AVV 1702, 1703 und 1704 nach aktueller Abfallverzeichnisverordnung verstanden werden. Dies sind beispielsweise zumindest teilweise Glas, Holz, Metall, Gips bzw. Gipskarton, Porenbeton, Kunststoffe oder papiergebildete Abfälle, die u.a. aus Schrott, Türen, Türzargen, Fenstern, Isolierungen von Kabeln oder Rohren, Lacken, Dämmstoffen oder Tapetenresten oder ähnlichem hervorgehen. Unter einem gegenständlichen Aufbereiten können im Rahmen der Erfindung insbesondere die Schritte verstanden werden, die nötig sind, um ein Abfallmaterial zu einer Basiskomponente für einen Baustoff, insbesondere einer Spachtelmasse zu verarbeiten. Dies können insbesondere Trocknungsprozesse, Zerkleinerungsprozesse, Reinigungsprozesse oder Heizprozesse oder dergleichen sein. Unter einer Bindemittelkomponente wird im Rahmen der Erfindung, insbesondere ein Material verstanden, das eine Stoffbindung begünstigt oder ermöglicht, indem entweder chemische Bindungen geknüpft werden oder beispielsweise physikalische Prozesse, wie Adhäsion, Kohäsion, Adsorption oder Reibung begünstigt oder ermöglicht werden. Das gemäß dem gegenständlichen Verfahren vorgesehene Zugegeben von Wasser ist insbesondere dafür erforderlich, um das Gemisch aus erster und zweiter Komponente verarbeitbar zu machen und den Bindeprozess in Gang zu bringen. Im Rahmen der Erfindung kann dabei prinzipiell jedes in der Natur vorkommende Wasser verwendet werden, beispielsweise sogar Meerwasser, was insbesondere in Küstenregionen mit direktem Meerwasserzugang von Vorteil sein kann. Nicht geeignet ist dagegen Wasser, das starke Verunreinigungen aufweist, wie Öle, Fette, Säuren oder Zucker.
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Im Rahmen der Erfindung ist erkannt worden, dass über die Verwendung einer blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente eine sinnvolle Wiederverwendung von beispielsweise auf Schlachthöfen in Massen anfallendem Blut zur Verfügung gestellt werden kann. Bislang beschränkt sich die Wiederverwendung von Tierblut im Wesentlichen auf die Weiterverarbeitung zu Blutwurst, die Verwendung als Futterzusatz in Tierfutter oder die Verwendung als Düngemittel. Der nicht wieder verwertbare Teil des anfallenden Tierblutes muss dagegen aufwendig entsorgt werden, was hohe Kosten verursacht. Durch die erfindungsgemäße Verwendung zur Herstellung von Spachtelmassen können nun große Mengen an diesen Abfallstoffen sinnvoll wiederverwendet werden.
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Im Rahmen der Herstellung einer nachhaltig herstellbaren Spachtelmasse kann erfindungsgemäß vorteilhafter Weise vorgesehen sein, dass der Anteil an der ersten Komponente zumindest mehr als 5 Gew.-%, vorzugsweise zumindest mehr als 15 Gew.-%, insbesondere zumindest mehr als 25 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Spachtelmasse beträgt.
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Im Hinblick auf ein nachhaltig herstellbares Produkt kann gegenständlich ferner vorgesehen sein, dass der Anteil an Baumischabfällen mehr als 5 Gew.-%, vorzugsweise mehr als 10 Gew.-%, insbesondere mehr als 15 Gew.-% der Summe an Bauschutt und Baumischabfällen beträgt. Dank der erfindungsgemäßen blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente ist es im Rahmen der Herstellung der erfindungsgemäßen Spachtelmasse insbesondere möglich, auch besonders schwierig zu verarbeitende Baumischabfälle zu größeren Teilen zu verarbeiten. Ein Grund dafür ist vor allem die Vielseitigkeit der blutplasmaproteinhaltigen Komponente als Bindemittel.
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Ebenso ist es im Rahmen der Herstellung einer einfach, schnell, umweltfreundlich und kostengünstig herstellbaren Spachtelmasse denkbar, dass der Anteil der blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente 1 bis 60 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 30 Gew.-%, insbesondere 15 bis 25 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Spachtelmasse beträgt. Die blutplasmaproteinhaltige Bindemittelkomponente kann hierbei vorzugsweise in Form von getrocknetem Blut, insbesondere in Form von getrocknetem Schweineblut gebildet sein. Es hat sich gezeigt, dass die zusätzliche Verwendung anderer Blutbestandteile neben den Blutplasmaproteinen keinerlei bzw. wenn überhaupt einen zu vernachlässigenden Einfluss auf das Bindevermögen der blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente hat, sodass man, anstatt Blut vorab in Festbestandteile und Plasma oder gar weiter aufzutrennen, auch zusätzlich die festen Bestandteile des Blutes mit verwenden - und so auf einen aufwendigen Trennprozess verzichten kann. Die bevorzugten Anteile der blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente bezogen auf das Gesamtgewicht der Spachtelmasse gewähren vorliegend einen optimalen Kompromiss zwischen der Festigkeit der Spachtelmasse nach der Erhärtung und optimaler Verarbeitbarkeit der Spachtelmasse während der Erhärtung.
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Im Hinblick auf eine möglichst homogene Bindung der Spachtelmassenkomponenten bei gleichzeitig optimaler Verarbeitbarkeit der Spachtelmasse kann ebenso vorgesehen sein, dass die Menge an zugegebenem Wasser 2 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 25 Gew.%, insbesondere 15 bis 20 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Spachtelmasse beträgt.
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Zur gezielten Einstellung der Verarbeitbarkeit vor der Erhärtung, der Festigkeit nach der Erhärtung sowie der Einstellbarkeit weiterer Eigenschaften der Spachtelmasse kann gegenständlich ferner vorgesehen sein, dass die Spachtelmasse zusätzlich ein hydraulisches Bindemittel aufweist, wobei das hydraulische Bindemittel in Form von Portlandzement und/oder Kalkhydrat und/oder Calciumoxid und/oder Calciumsulfat gebildet ist. Alternativ kann das hydraulische Bindemittel in Form eines ternären Bindemittels gebildet sein und beispielsweise Tonerdezement, Portlandzement und einen Sulfatträger umfassen. Hierbei kann das ternäre Bindemittel beispielsweise einen Anteil von 20 bis 70 Gew.-% Tonerdezement, 10 bis 40 Gew.-% Sulfatträger und 0,2 bis 20 Gew.-% Portlandzement bezogen auf die Gesamtmasse der Spachtelmasse aufweisen.
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Ebenso ist es im Hinblick auf die gezielte Einstellbarkeit der Verarbeitungseigenschaften der verarbeitbaren Spachtelmasse sowie der mechanischen Eigenschaften der erhärteten Spachtelmasse denkbar, dass ein Füllstoff vorgesehen ist, wobei der Füllstoff vorzugsweise zu einem Anteil von 10 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt zu einem Anteil von 20 bis 40 Gew.-%, insbesondere zu einem Anteil von 25 bis 30 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Spachtelmasse in der Spachtelmasse vorliegt.
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Der Füllstoff kann dabei vorzugsweise in Form von Kalksteinmehl, Quarzsand, Marmor, Kreide, Ton, Mergel, Talkum oder Leichtfüllstoffen, wie Mikrohohlkugeln aus Glas, Keramik oder Kunststoff oder Leichtfüllstoffen, wie Blähglas, Blähglimmer, Blähperlit, Blähschiefer, Blähton, Steinkohlenflugasche, Ziegelsplitt, Naturbims, Tuff, Lava, Hüttenbims, Kesselsand oder einer Mischung derselben vorliegen.
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Zur weiteren, vorzugsweise maßgeschneiderten Einstellbarkeit von Eigenschaften der gegenständlichen Spachtelmasse kann die Spachtelmasse vorteilhafter Weise Additive umfassen, wobei die Additive in der Spachtelmasse vorzugsweise zu einem Anteil von 0,1 bis 10 Gew.-%, besonders bevorzugt zu einem Anteil von 0,5 bis 5 Gew.-%, insbesondere zu einem Anteil von 1 bis 2,5 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Spachtelmasse vorliegen.
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Die Additive können hierbei beispielsweise in Form von Verflüssigen, Verzögerern, Beschleunigern, Stellmitteln, Stabilisierungsmitteln, Entschäumern, Verdickungsmitteln, Dichtungsmitteln, Geruchsminderern oder dergleichen gebildet sein.
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Um insbesondere die Haftung und Verarbeitbarkeit der gegenständlichen Spachtelmasse zu verbessern, kann ebenfalls vorgesehen sein, dass ein Kunststoffdispersionspulver in der Spachtelmasse enthalten ist, wobei das Kunststoffdispersionspulver in der Spachtelmasse vorzugsweise zu einem Anteil von 0,1 bis 20 Gew.-%, besonders bevorzugt zu einem Anteil von 0,5 bis 10 Gew.-%, insbesondere zu einem Anteil von 1 bis 5 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Spachtelmasse vorliegt.
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Das Kunststoffdispersionspulver kann dabei beispielsweise auf Basis von Vinyl- oder Acrylat-Polymeren, insbesondere auf Basis eines Polyvinylacetates, eines Polyvinylversatates, eines Polystyrolacrylrates, eines Polyacrylrates, eines Polyvinylalkohols, eines Polyvinylpropionates, eines Polyvinylchlorids, eines Polyethylens, Polypropylens, eines Butylacrylates oder eines Gemisches derselben gebildet sein.
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Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung einer Spachtelmasse, insbesondere einer voranstehend beschriebenen Spachtelmasse. Hierbei umfasst das erfindungsgemäße Verfahren die Schritte eines Aufbereitens von Bauschutt und/oder Baumischabfällen, eines Zugebens einer blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente sowie eines Zugebens von Wasser. Anschließend erfolgt gemäß dem gegenständlichen Verfahren ein Mischen der Komponenten zur Herstellung einer verarbeitungsfertigen Spachtelmasse. Damit bringt das erfindungsgemäße Verfahren die gleichen Vorteile mit sich, wie sie bereits ausführlich in Bezug auf die erfindungsgemäße Spachtelmasse beschrieben worden sind. Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird hierbei gewissermaßen ein doppelter Recyclingprozess durchgeführt, der zusätzliche Synergie-Effekte besitzt, indem durch die Zusammenführung zweier verschiedener Abfallstoffe, ein effektiver Recyclingprozess beider Abfallstoffe ermöglicht wird. Bezüglich der zeitlichen Abfolge der einzelnen Schritte des gegenständlichen Verfahrens kann vorzugsweise vorgesehen sein, dass die Schritte nacheinander, insbesondere in der gemäß Anspruch 13 abgefassten Abfolge ablaufen. Im Gegensatz zu einem Vorlegen des aufbereiteten Bauschutts und/oder der aufbereiteten Baumischabfälle kann dagegen auch die blutplasmaproteinhaltige Bindemittelkomponente zuerst vorgelegt werden.
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Um den gemäß dem gegenständlichen Verfahren verwendeten Bauschutt, bzw. die verwendeten Baumischabfälle zu einer Spachtelmasse verarbeiten zu können, ist es vorab erforderlich, eine Aufbereitung des Bauschutts bzw. der verwendeten Baumischabfälle vorzunehmen. Vorteilhafterweise kann dabei vorgesehen sein, dass das Aufbereiten des Bauschutts und/oder der Baumischfälle ein Zerkleinern umfasst, wobei der Bauschutt und/oder die Baumischabfälle vorzugsweise auf eine Korngröße von weniger als 3 mm, insbesondere auf eine Korngröße von weniger als 1,5 mm zerkleinert werden. Vorzugsweise kann das Zerkleinern hierbei über einen mechanischen Zerkleinerungsprozess, insbesondere über einen Mahlprozess oder dergleichen erfolgen.
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Ebenso kann im Rahmen der Zugabe der blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente vorgesehen sein, dass vor dem Zugeben ein Aufbereiten der betreffenden Komponente erfolgt, wobei das Aufbereiten vorteilhafterweise ein Trocknen und/oder ein Zerkleinern umfasst, wobei die blutplasmaproteinhaltige Bindemittelkomponente vorzugsweise auf eine Korngröße von weniger als 3 mm, insbesondere auf eine Korngröße von weniger als 1,5 mm zerkleinert wird. Für eine gute Durchmischbarkeit ist es hierbei insbesondere von Vorteil, wenn die Korngrößen von dem verwendeten Bauschutt und/oder von den verwendeten Baumischabfällen und der gegenständlichen blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente im Wesentlichen gleich groß sind.
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Im Rahmen einer besonders einfachen, schnellen, umweltfreundlichen und kostengünstigen Möglichkeit der Verwendung einer blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente kann erfindungsgemäß vorteilhafter Weise vorgesehen sein, dass die blutplasmaproteinhaltige Bindemittelkomponente in Form von getrocknetem Blut, insbesondere in Form von getrocknetem Schweineblut gebildet ist. Im Rahmen der Erfindung ist dabei erkannt worden, dass die zusätzliche Verwendung anderer Bestandteile neben Blutplasmaproteinen keinerlei bzw. wenn überhaupt einen zu vernachlässigenden Einfluss auf das Bindevermögen der blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente hat, sodass man anstatt Blut vorab in Festbestandteile und Blutplasma bzw. weiter aufzutrennen, auch zusätzlich die festen Bestandteile des Blutes mit verwenden - und auf den Trennprozess verzichten kann. Zudem kann auf einfache Weise eine vollständige Wiederverwendung von dem auf Schlachthöfen in Massen anfallendem Tierblut ermöglicht werden. Es versteht sich, dass alternativ zu einer Verwendung der Gesamtheit aller Blutbestandteile auch nur das getrocknete Blutplasma oder auch nur die innerhalb des Blutplasmas enthaltenen getrockneten Blutplasmaproteine als Bindemittelkomponente verwendet werden können. Ebenso ist es auch vorstellbar, nur einzelne Blutplasmaproteine, wie die Albumine oder Globuline, insbesondere nur Fibrinogen als Bindemittelkomponente zu verwenden. Neben Schweineblut kann selbstverständlich auch das Blut anderer Tiere, beispielsweise Rinder-, Lamm- oder das Blut anderer Säugetiere als Ausgangssubstanz zur Herstellung der gegenständlichen blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponenten dienen.
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Im Rahmen einer flexiblen Verarbeitbarkeit der über das gegenständliche Verfahren hergestellten Spachtelmasse kann vorteilhafter Weise ferner vorgesehen sein, dass über eine Variation der Temperatur des zugegebenen Wassers eine Verarbeitungseigenschaft der Spachtelmasse eingestellt wird, wobei die Verarbeitungseigenschaft vorzugsweise die Aushärtezeit der Spachtelmasse ist. Neben einer Aushärtezeit kann über eine Variation der Temperatur des zugegebenen Wassers beispielsweise auch die Verarbeitungszeit der Spachtelmasse einstellbar sein.
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Im Hinblick auf eine gleichzeitig optimale Aushärtezeit und Verarbeitungszeit ist es dabei denkbar, dass die Temperatur des zugegebenen Wassers zwischen 5 und 60 °C, vorzugsweise zwischen 10 und 30 °C, insbesondere zwischen 15 und 25 °C beträgt. Hierbei kann die betreffende Verarbeitungseigenschaft beispielsweise über ein Dreiecksdiagramm gezielt festlegbar sein, das vorzugsweise aus empirischen Daten gewonnen werden kann. In diesem Dreiecksdiagramm kann als erste Komponente beispielsweise der Anteil des verwendeten Bauschutts und/oder der verwendeten Baumischabfälle festgelegt sein. Die zweite Komponente kann dann über den Anteil der blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente repräsentiert werden. Als dritte Komponente kann schließlich die aktuelle Temperatur und/oder Menge des zugegebenen Wassers dienen.
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Im Hinblick auf die gezielte Einstellung weiterer Eigenschaften kann erfindungsgemäß ferner vorgesehen sein, dass zur Herstellung der Spachtelmasse die Zugabe einer oder mehrerer weiterer Komponenten vorgesehen ist, wobei die Menge der weiteren Komponente oder die Summe der weiteren Komponenten weniger als 50 Gew.-%, vorzugsweise weniger als 30 Gew.-%, insbesondere weniger als 10 Gew.-% der Spachtelmasse ausmachen. Um bei einer Verarbeitung eventuell auftretende unangenehme Gerüche zu beseitigen, können die weiteren Komponenten bspw. in Form von Geruchsminderern, Geruchsneutralisatoren oder dergleichen ausgebildet sein.
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Um beispielsweise Größen wie die Verarbeitbarkeit der Spachtelmasse vor einem Erhärten bzw. die Wasserfestigkeit der Spachtelmasse nach einem Erhärten zu verbessern, kann gegenständliche ferner vorgesehen sein, dass zusätzlich organische Verdickungsmittel zugegeben werden, wobei die Verdickungsmittel vorzugsweise in Form von Milchproteinen, insbesondere in Form von Casein gebildet sind.
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Hierbei kann die Menge der zugegebenen Verdickungsmittel zwischen 0,1 und 5 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 0,5 und 2,5 Gew.-%, insbesondere zwischen einem und 1,5 Gew.-% bezogen auf die Spachtelmasse betragen.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der unter Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele der Erfindung im Einzelnen beschrieben sind. Hierbei können die in den Ansprüchen und in der Beschreibung erwähnten Merkmale jeweils einzeln für sich oder in beliebiger Kombination erfindungswesentlich sein.
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Es zeigt:
- 1 eine schematische Darstellung der einzelnen Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung einer Spachtelmasse.
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1 zeigt eine schematische Darstellung der einzelnen Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung einer Spachtelmasse.
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Hierbei erfolgt gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren zunächst ein Aufbereiten 20 von Bauschutt und/oder Baumischabfällen. Das Aufbereiten 20 kann hierbei beispielsweise ein Zerkleinern umfassen, wobei der Bauschutt und/oder die Baumischabfälle vorzugsweise auf eine Korngröße von weniger als 3 mm, insbesondere auf eine Korngröße von weniger als 1,5 mm zerkleinert werden können. Das Zerkleinern kann dabei beispielsweise über einen mechanischen Zerkleinerungsprozess, insbesondere über einen Mahlprozess oder dergleichen erfolgen.
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In einem nachfolgenden optionalen Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt anschließend ein Aufbereiten 22 einer blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente. Das Aufbereiten 22 umfasst hierbei vorzugsweise ein Trocknen und/oder ein Zerkleinern, wobei die blutplasmaproteinhaltige Bindemittelkomponente vorzugsweise ebenfalls auf eine Korngröße von weniger als 3 mm, insbesondere auf eine Korngröße von weniger als 1,5 mm zerkleinert werden kann.
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Nach der Aufbereitung 22 erfolgt dann anschließend ein Zugeben 24 der blutplasmahaltigen Bindemittelkomponente. Die blutplasmaproteinhaltige Bindemittelkomponente kann hierbei beispielsweise in Form von getrocknetem Blut, insbesondere in Form von getrocknetem Schweineblut zugegeben werden. Der Anteil der in Form von getrocknetem Blut zugegebenen blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente kann hierbei zwischen 1 bis 40 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 30 Gew.-%, insbesondere 15 bis 25 Gew.% der Summe an verwendetem Bauschutt und Baumischabfällen betragen.
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Nach einem Zugeben 24 der blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente kann zur gezielten Einstellung weiterer Eigenschaften der über das erfindungsgemäße Verfahren herstellbaren Spachtelmasse vorliegend noch ein optionales Zugeben 26 weiterer Komponenten erfolgen, wobei die Summe der weiteren Komponenten weniger als 50 Gew.%, vorzugsweise weniger als 30 Gew.-%, insbesondere weniger als 10 Gew.% der Spachtelmasse ausmachen. Die weiteren Komponenten können hierbei beispielsweise in Form von organischen Verdickungsmitteln, wie beispielsweise Casein, in Form von hydraulischen Bindemitteln, in Form von Füllstoffen, in Form von Kunststoffdispersionpulver oder in Form von Additiven, wie beispielsweise Verflüssigern, Verzögerern, Beschleunigern, Stellmitteln, Stabilisierungsmitteln, Entschäumern, Verdickungsmitteln, Dichtungsmitteln, Geruchsminderern oder dergleichen gebildet sein.
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In einem anschließenden Schritt erfolgt schließlich noch ein Zugeben 28 von Wasser, wobei die Menge an zugegebenem Wasser 2 bis 80 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 60 Gew.-%, insbesondere 30 bis 40 Gew.-% der Summe an verwendetem Bauschutt und Baumischabfällen betragen kann. Über eine Variation der Temperatur des zugegebenen Wassers kann dabei beispielsweise eine Verarbeitungseigenschaft der Spachtelmasse, wie die Aushärtezeit oder die Verarbeitungszeit eingestellt werden. Im Hinblick auf einen sinnvollen Kompromiss aus Abbindezeit, Aushärtezeit und Verarbeitungszeit kann die Temperatur des zugegebenen Wassers hierbei zwischen 5 und 60 °C, vorzugsweise zwischen 10 und 30 °C, insbesondere zwischen 15 und 25 °C betragen.
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In einem weiteren Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt dann schließlich ein Mischen 30 der vorgelegten bzw. zugegebenen Komponenten zur Herstellung einer verarbeitungsfertigen Spachtelmasse.
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Ausführungsbeispiele:
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Im Folgenden sind einige spezifische Ausführungsbeispiele als beispielhafte Rezepturen für erfindungsgemäße Spachtelmassen wiedergegeben: Spachtelmasse 1:
Bauschutt: | 31 Gew.-% |
Baumischabfälle: | 5,5 Gew.-% |
Blutplasmaproteinhaltiges | |
Bindemittel*: | 8 Gew.-% |
Wasser: | 14 Gew.-% |
Portlandzement: | 3,5 Gew.-% |
Tonerdezement: | 4 Gew.-% |
CaSO4-a-Hemihydrat: | 4 Gew.-% |
Sand: | 14 Gew.-% |
Kalksteinmehl: | 6 Gew.-% |
Leichtzuschlagstoffe: | 5 Gew.-% |
Dispersionspulver: | 3 Gew.-% |
Casein: | 1,2 Gew.-% |
Verflüssiger: | 0,8 Gew.-% |
(* in Form von getrocknetem Schweineblutpulver) Spachtelmasse 2:
Bauschutt: | 36 Gew.-% |
Blutplasmaproteinhaltiges Bindemittel*: | 16 Gew.-% |
Wasser: | 26 Gew.-% |
Portlandzement: | 2 Gew.-% |
Tonerdezement: | 2 Gew.-% |
CaSO4-a-Hemihydrat: | 2 Gew.-% |
Sand: | 13 Gew.-% |
(* in Form von getrocknetem Schweineblutpulver) Spachtelmasse 3:
Bauschutt: | 34 Gew.-% |
Baumischabfälle: | 7 Gew.-% |
Blutplasmaproteinhaltiges | |
Bindemittel*: | 17 Gew.-% |
Wasser: | 29 Gew.-% |
Portlandzement: | 5 Gew.-% |
Kalksteinmehl: | 5,5 Gew.-% |
Casein: | 1 Gew.-% |
Kunststoffdispersionpulver: | 1,5 Gew.-% |
(* in Form von getrocknetem Schweineblutpulver) Spachtelmasse 4:
Bauschutt: | 29 Gew.-% |
Baumischabfälle: | 5,5 Gew.-% |
Blutplasmaproteinhaltiges | |
Bindemittel*: | 20 Gew.-% |
Wasser: | 26 Gew.-% |
Kalkhydrat: | 3,5 Gew.-% |
Sand: | 10,5 Gew.-% |
Kalksteinmehl: | 4 Gew.-% |
weitere Additive: | 1,5 Gew.-% |
(* in Form von getrocknetem Schweineblutpulver)
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Die erfindungsgemäßen Spachtelmassen können hierbei insbesondere über das voranstehend beschriebene erfindungsgemäße Verfahren hergestellt werden.
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Die nach den betreffenden Rezepturen gemäß den Ausführungsbeispielen hergestellten Spachtelmassen weisen eine gute Verarbeitbarkeit sowie eine hohe Stabilität nach der Erhärtung auf. Zudem sind sie einfach und kostengünstig herstellbar und liefern durch das erfindungsgemäße Recycling von Bauschutt und Baumischabfällen (und der blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente) ferner auch einen Beitrag zu nachhaltigem Bauen.
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Bezugszeichenliste
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- 20
- Aufbereiten des zu recycelnden Bauschutts und/oder der zu recycelnden Baumischabfälle
- 22
- Aufbereiten einer blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente
- 24
- Zugeben einer blutplasmaproteinhaltigen Bindemittelkomponente
- 26
- Zugeben weiterer Komponenten
- 28
- Zugeben von Wasser
- 30
- Mischen der Komponenten